27
in Amerika. Aber auch Portugal behauptete Las von Ca-
brai zufällig (1500) gefundene Brasilien.
2. Die Reformation in Deutschland
1517 — 1555.
Die Mißbrauche und Gebrechen, welche seit vielen Jahr-
hunderten in der christlichen Kirche überhand genommen hat-
ten, oft gerügt von Einzelnen und von großen Concilicn
ohne Erfolg abgestellt, fanden endlich in Deutschland an
Luther einen Gegner von solcher Kraft des Geistes und
des Willens, daß sic den Kampf mit der Aufklärung des
Zeitalters nicht mehr bestehen konnten.
Deutschland war durch seine innere Beschaffenheit am
besten geeignet die Wiege der Kirchenverbeffcrung zu seyn.
An der Spitze ein Kaiser, der, durch eine beschränkende
Wahlcapitulation gebunden, in Deutschland selbst wenig
vermochte, auch durch seine Kriege mit Frankreich oft be-
hindert und wegen der gerade damals sehr furchtbaren Tür-
ken zum Nachgeben gegen widerspenstige Stände genöthigcr
war. Die Fürsten in ihren Landen fast ganz unabhängig
und wahre Landesherren. Die Aufklärung im Steigen und
durch das Studium der Alten auf deutschen Universitäten
immer mehr gefördert. Kurfürst Friedrich der Weise.
Philipp Mclanchthon zu Wittenberg.
Was Luther 1517 that, ließ noch nicht ahnen, daß er
vom Pabst abfallcn werde. Dies geschah erst (1520), als
er die päbstlichen Bücher verbrannte. Zu Worms (1521)
wirkte sein edles Benehmen auch auf die Großen. In Preu-
ßen (1525), in Dänemark (1527) und Schweden (1527-
nahm man Luthers Grundsätze an. Sie wurden zu Augs-
burg (1550) durch eine Schrift (Confession), bald auch
durch den Schnialkaldischcn Bund geschützt (1531), so
daß der Kaiser zu Nürnberg (1532) einstweilen freie Reli-
gionsübung bewilligte, dann Vercinigungsversuche durch das
sogenannte Regensburger Interim machte (1541).
Als er hierauf den schmalkaldischen Bund zu vernichten
sich entschloß (1546), erreichte er zwar diesen Zweck durch
das Treffen bei Mühlberg (1547), wo Kurfürst Johann
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Philipp_Mclanchthon Philipp
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Portugal Brasilien Deutschland Deutschland Deutschland Deutschland Frankreich Wittenberg Worms Dänemark Schweden Luthers Nürnberg Mühlberg
28
Friedrich gefangen wurde. Allein dessen Nachfolger, Mo-
ritz, früher ein Werkzeug des Kaisers gegen protestantische
Verwandte, änderte unvcrmuthet Sinn und Richtung, ver-
band sich mit Frankreich und nöthigte den überraschten Kai-
ser zum Passaucr Vertrage (1552), dem (1555) der Reli-
gionsfriede zu Augsburg folgte.
3. Die Bartholomäusnacht oder Pa-
riser Bluthochzeit 1572.
Als gleichzeitig mit Luther in der Schweiz Ulrich
Zwingli die Kirchcnverbcsscruug unternahm, und die so
entstandene besondere Kirche der Reformirten durch
Calvin (seit 1536 zu Genf) auch in dem benachbarten
Frankreich zahlreiche Anhänger fand, die man dort Huge-
notten nannte: strebte die Regierung die Verbreitung die-
ser vermeinten Ketzerei zu verhindern, und unterdrückte die
Protestanten. Diese aber gewannen bei den damaligen Rei-
bungen der Hofpartheien unter den Königen Franz Ii. und
Karl Ix., mächtige Häupter an den Prinzen des Hauses
Bourbon (Anton, Ludwig von Cond«, später Heinrich
von Navarra) und geschickte Feldherren (Admiral Col-
li gny), so daß sie mit offener Gewalt nicht besiegt werden
konnten, sondern mit den Waffen ihre Rechte behaupteten.
Da täuschte die Königin Mutter, Katharina von Me-
dicis, die durch die Vermählung Heinrichs von Navarra
mit des Königs Schwester sicher gewordenen Hugenotten
durch einen nächtlichen Überfall (24. Aug. 1572). Zu Paris
wurden über 5000 wehrlose Menschen gemordet, und durch
die fortgesetzten Mordsccncn im ganzen Reiche überhaupt
30600. Dennoch vcrthcidigten sich die übrigen nur urn so
begeisterter, bis sie 1598 durch das Ediet von Nantes voll-
kommene Sicherheit erhielten.
4. Der dreißigjährige Krieg 1618 —
1648.
Die durch den Religionsfricden zu Augsburg den deut-
schen Protestanten zugestandcnc Religionsfreiheit war unter
Kaiser R u d o l p h Ii. mehrfach angetastet, und beide Par-
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Extrahierte Personennamen: Friedrich Ulrich
Zwingli Calvin Franz_Ii Franz Karl_Ix. Karl_Ix. Anton Ludwig_von_Cond« Ludwig Heinrich
von_Navarra Heinrich Katharina_von_Me- Heinrichs Heinrichs
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Genf Frankreich Navarra Nantes
29
theien suchten in einem Bunde ihre Sicherheit. Doch war
die Union, welche Kurf. Friedrich Iv. von der Pfalz schloß,
nicht so umfassend als die katholische Li ge. Die Veran-
lassung zum Kampfe wurde ein Aufruhr in Böhmen (23.
Mai 1618), wo die Hussiten (Utraquisten) die Verletzungen
des Majestätsbriefcs rächten, von der Union unterstützt wur-
den, und nach des Kaisers Matthias Tode (März 1619)
den Kurs. Friedrich V. von der Pfalz zum König wählten.
Allein bereits die Schlacht bei Prag aus dem weißen
Berge (8. Novbr. 1620) unterwarf Böhmen dem Kaiser
Ferdinand Ii., der nicht bloß die Abtrünnigen und ihren
einstweiligen König hart bestrafte, sondern auch die Union
auflöscte.
Die bedrängten Protestanten suchen und finden auswär-
tige Hülfe. König Christian Iv. von Dänemark tritt für
sie auf den Kampfplatz, wird aber bei Lutter am Baren-
berge (27. August 1626) von Lilly geschlagen und muß zu
Lübeck (1629) Frieden schließen. Jetzt völlig unterdrückt durch
das ligistische Heer unter Lilly und durch das kaiserliche
unter W a l l c n st c i n, konnten die Protestanten nur von dem
schwedischen Könige Gustav Adolph Rettung hoffen. Er
kam 1630, versicherte sich zuerst der deutschen Ostseclander
und Brandenburgs, bewog Frankreich zu einem Subsidicn-
vcrtragc und verband sich mit Hessen-Cassel und Sachsen.
Zwar wurde Magdeburg von Lilly erstürmt (10. Mai 1631),
aber der Sieg bei Breitenseld (7. Scpt. 1631) über Lilly,
am Lech (5. April 1632) über denselben, und bei Lützen
(6. Nov. 1632) über Wallenstcin brachte die Rettung, ob-
gleich in der letzten der Retter blieb.
Die Niederlage der Schweden bei Nördlingcn (1634) gab
zwar der katholischen und kaiserlichen Parthci wieder einige
Jahre das Übergewicht; aber seit 1636 neigte sich der Sieg
immer entschiedener auf die Seite der Schweden, die ihn
auch bis zum Westphälischcn Frieden (1648) fesselten,
und Pommern und mehrere Länder in Norddeutschland als
Preis des Sieges davon trugen/
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Iv Friedrich Matthias_Tode Friedrich_V. Friedrich_V. Ferdinand_Ii Ferdinand Christian_Iv August Lilly Gustav_Adolph Gustav Lilly Lilly
95
Schweden hatte der Protestantismus die Herrschaft
gewonnen. In den Niederlanden, in Frankreich, in
der Schwei; und im südlichen Deutschlande war er
ebenfalls weit verbreitet.
147. Religionsfreiheit der deutschen
Protestanten.
Karl V. unternahm, endlich frei von andern Ge-
schäften, 1546 den Krieg, nicht gegen die Protestanten
als solche, sondern gegen den Schmalkaldischen Bund,
wodurch ein Theil der protestantischen Fürsten und
Städte sich gegen etwanige Beschränkung ihrer Reli-
gionsübung verbunden harre. Selbst ein protestanti-
scher Fürst, Herzog Moritz von Sachsen, wird in
die sächsischen Kurlande gesandt, und an die Stelle des
geächteten, bei Mühlberg 1547 gefangenen, Johann
Friedrich vom Kaiser eingesetzt. Aber eben dieser
Moritz erzwang 1552 den Protestanten die Sicherheit,
die ihnen der Augsburger Neligionsfriede 1555 ein-
wumte.
148. Wirkungen der Reformation in England.
In England war König Heinrich Viii., früher
ein Gegner Huthers und durch den Titel „Glaubens-
verrhcidiger" sich vom Pabste geehrt wähnend, dennoch
vom Pabstthum abgewichen, hatte jedoch auf eigene
Weise die englische Landeskirche reformirt 1532. Sein
Sohn ^Eduard Vi. regierte zu kurz (1547—1553),
um die lutherische Reformation bleibend durchzusetzen,
und dessen Schwester Maria (—1558), dem Katho-
licismus eifrig ergeben, unterdrückte das durch Cran-
mer fast vollendete Werk. Durch Elisabeth, die
zu den Grundsätzen Heinrichs Viii. zurückkehrte, be-
kam die englisch-protestantische (Episcopal-) Kirche
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Moritz_von_Sachsen Johann
Friedrich Johann Friedrich Moritz Heinrich_Viii Heinrich Maria_( Maria Heinrichs
Extrahierte Ortsnamen: Niederlanden Frankreich Mühlberg England England Cran-
97
eher alé irgendwo waren einzelne Blutscencn dieser Pe-
riode in Frankreich, wie das Blutbad zu Vassy 1562,
die Pariser Bluthochzeit 1572. Erft als Hein-
rich Iv. als rechtmäßiger König anerkannt war (1593),
konnten sich die Hugenotten der ihnen durch das Edict
von Nantes 1598 zugcsicherten Rechte erfreuen.
151. Inquisition und Jesuiten.
Die pyrenäische Halbinsel und Italien waren von
den Bewegungen, die in andern Landern die Reforma-
tion veranlaßte, wegen der Inquisition und der
Jesuiten (1540) verschont geblieben. Desto größer
waren die Gräuel, die diese anrichteten. Ohne die Je-
suiten wurde das Ansehen des Pabstes selbst in der ka-
tholischen Welt noch mehr gesunken seyn. Gleichwohl
empfanden den schädlichen Einfluß dieses Ordens die
Protestanten nicht weniger, als die katholischen Negie-
rungen und Völker, besonders Portugal und das
deutsche Haus Habsburg.
152. Anfang des dreißigjährigen Krieges.
Dem deutschen Reiche waren sie hauptsächlich die
Urheber des lange dauernden inneren Kampfes, der
1618 in Böhmen begann, und mit Unterwerfung der
böhmischen Utraquisten durch den Sieg Kaiser Ferdi-
nands Ii. bei Prag 1620 hätte beendigt seyn können,
wenn nicht dieser Kaiser durch Jesuiten erzogen und mit
unversöhnlichem Hasse gegen die Protestanten erfüllt
worden wäre. Die gegenseitige Spannung der beiden
Religionspartheien war seit dem Augsburger Frieden
bereits so gewachsen, daß einige protestamische Fürsten
sich durch eine Union, die katholischen zur Lige ver-
banden, der auch der Kaiser beitrat und die an Herzog
Maximilian von Baiern ein treffliches Oberhaupt
hatte.
7
/
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Extrahierte Personennamen: Maximilian_von_Baiern Maximilian
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Nantes Italien Portugal Haus_Habsburg
128
23. Der Hausordnung des Kurfürsten Albrecht
entgegen bestimmte Joachim eine Absonderung der
Neumark für seinen jüngern Sohn Johann, wahrend
in der Kurmark ihm der altere Joachim Ii. (1535 —
1571) folgte. Beide Brüder, zuerst aber Johann, er-
klärten sich für die lutherische Reformation, deren öf-
fentliche Einführung in keinem deutschen Lande leichter
und friedlicher von Statten ging. Joachim, der erst
am 1. Nov. 1539 öffentlich zur lutherischen Konfession
übertrat, behielt in seiner Kirchenordnung noch
manche katholische Gebrauche bei. Es folgte eine all-
gemeine Kirchenvisitation, die allmahlige Aufhebung
der drei brandcnburgischen Bisthünier, Havclberg,
Brandenburg und Lebus, so wie der von den Mönchen
größtentheils verlassenen Klöster, welche geistlichen Gü-
ter theils zu milden Stiftungen verwandt, theils in
Domänen verwandelt wurden. Die Einkünfte des
aufgehobenen Domstifts zu Stendal wurden (1552)
der Universität Frankfurt überwiesen. — Weil der
friedliebende Kurfürst den Religionsfrieden in Deutsch-
land von einer Vermittelung des Kaisers Karls V.
erwartete, trat er nicht dem schmalkaldischen Bunde
bei, verwendete sich aber theilnehmend und wirksam für
seinen Glaubensgenossen, den bei Mühlberg (1547)
gefangenen Kurfürsten von Sachsen, Johann Friedrich,
bei dem Kaiser.
24. Durch eine (1474) vollzogene Vermahlung
der Tochter des Kurfürsten Albrecht, Barbara, mit
dem Herzoge Heinrich von Krossen und Glogau
hatte das brandenburgische Haus Rechte auf den Be-
sitz jener Lander erworben, der jedoch, nach einem
mehrjährigen Kriege mit Johann von Sag an, in dem
Frieden zu Kamcnz (1482) in einen bloßen Pfand-
besitz der Städte und Landschaften Krossen, Züllichau,
Bobersberg und Sommerfeld verwandelt wurde. Die-
ser Pfandbesitz wurde durch Joachim Ii., welcher die
Söhne des Herzogs Karl von Münstcrberg durch Geld
abfand, mit Genehmigung des Königs Ferdinand von
Böhmen (1538), zum Eigcnthum, unter böhmischer
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht Joachim Johann Johann Joachim_Ii Johann Johann Joachim Karls_V. Karls_V. Johann_Friedrich Johann Friedrich Albrecht Albrecht Barbara Heinrich_von_Krossen Heinrich Johann Johann Sommerfeld Joachim_Ii Karl_von_Münstcrberg Karl Ferdinand_von
Böhmen Ferdinand
94 .
/
145. Vordring en der Türken in Ungern.
In den letzten Kriegen hatte sich Franz sogar mit
dem türkischen Sultan Solinian verbunden, der Un-
gern seit der Wegnahme von Belgrad 1531 und seit
dem Siege bei Mohacz (1526) größtenteils in seiner
Gewalt hatte und 1529 selbst einen Angriff auf Wien
machte. König Ferdinand in Ungern mußte diese
Gewalt der Türken ertragen, der Kaiser, sein Bruder,
mußte auf Mittel denken, ihre Fortschritte zu hemmen.
Hierin und in den Kriegen mit Franz, so wie überhaupt
in dem ganzen gethciltcn Zustande Deutschlands lag der
Grund, dass die seit 1517 dort begonnene Reformation
der Kirche weder von Seiten des Kaisers, noch von der
Kirche selbst einen bedeutenden Widerstand erfahren
konnte.
146. Luthers Reformation der Kirche.
Nachdem Luther zuerst seine Stimme nicht gegen
den Pabst, sondern gegen schlechte Diener desselben er-'
hoben 1517, und, durch deren Geschrei gereizt, end-
lich auch ihrem sie schützenden Herrn den Gehorsam
aufgesagt hatte 1520, bildete sich schnell in den Ge-
müthern von Tausenden, die seine wahren und zeitge-
mäßen Grundsätze anerkannten, eine Macht, die nicht-
leicht zu bezwingen war. Nicht ^ie Edicte von Worms
1521 und Speyer 1529, nicht die von den Katholiken
versuchte Widerlegung der Augsburgischen Con-
fession 1530, nicht Vercinigungsversuche, wie
das Regensburger- und das 'Augsburger - Interim
(1541 und 1548), oder die Concilien von Mantua 1536
und Trident 1545, vermochten diese Grundsätze zu
erschüttern. Uber die nordöstlichen Theile von Deutsl)-
land, über Preußen, Dänemark, ^ Norwegen rnd
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Extrahierte Personennamen: Franz Franz Ferdinand Franz Franz
Extrahierte Ortsnamen: Belgrad Wien Deutschlands Worms Speyer Mantua Dänemark Norwegen
98
153. Überlegenheit der kath olischcn Parthei.
Auf solche Kräfte gestützt und zugleich durch Wal-
lenstein mit einem eigenen mächtigen Heere versehen,
konnte der Kaiser nicht bloß die Union aufhebcn, son-
dern auch in dem Restitutionsedict von 1629 den
Protestanten Gesetze vorschreibcn, die dem Religions-
frieden entgegen waren. Denn selbst die auswärtige
Hülfe eines protestantischen Königs, Christians Iv.
von Dänemark, war durch dessen Niederlage bei Lut-
ter 1626 ganz unwirksam geworden.
154. Reformation in Dänemark und Schweden.
Die nordischen Reiche hatten sich nach dem von
Christian Ii. 1520 veranstalteten Stockholmer
Blut bade von der Calmarischen Union gelöset, und
Gustav Wasa, der Schweden befreit hatte und zunr
König dieses Reiches erwählt war 1523, war von Kö-
nig Friedrich I. tn Dänemark und Norwegen in dem
Vertrage zu Malmöe 1524 als unabhängiger König
anerkannt worden. Beide hatten in ihren Reichen der
Reformation den Eingang erleichtert, und aus dem
Reichstage zu Odensee, so wie auf dem zu Westeras
(1527) die n : Ordnung durchgesctzt. Aber zwischen
beiden Staaten entstand bald Eifersucht. Der Friede
zu Stettin 1570 hatte sie zwar nach siebenjährigem
Kriege zur See und zu Lande wieder ausgcsöhnt; den-
noch brach 1611 neuer Krieg aus, den bald (1613)
Gustav Adolph beizulegen sich bemühte, um seine
Angelegenheiten mit Rußland und Polen zu ordnen.
155. Schwedens Thcilnahme am Zojahr. Kriege.
Nachdem dies dem großen Könige gelungen war,
schloß er mit Polen einen Waffenstillstand, um den
durch Christians Niederlage und den Frieden zu Lübeck
(1629) in die äußerste Noch versetzten deutschen Prote-
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Extrahierte Personennamen: Christians Christian_Ii Gustav_Wasa Gustav Friedrich_I. Gustav_Adolph Gustav Christians
§ 76. Der Schwedische Krieg 1630—1635.
17
lichen Herrn zu stände zu bringen. Durch solches Verhalten erweckte er Verdacht, der sich beim Kaiser zu der Ansicht steigerte, daß der ehrsüchtige Feldherr Gedanken des Verrats habe, und darin wurde man durch die Vorkommnisse aus einem von General Jllow im Januar 1634 in Pilsen veranstalteten Bankett bestärkt, wo sich Wallenstein in einem von seinen Offizieren unterzeichneten Revers die Versicherung unwandelbarer Treue geben ließ. Angesichts aller Umstände, welche Wallensteins Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit zweifelhaft erscheinen ließen, entschloß sich der Kaiser, den Feldherrn abzusetzen und über ihn als einen Hochverräter die Acht auszusprechen. Im Februar erfolgte die Veröffentlichung des Dekretes. Weitaus der größte Teil der Armee fiel ab; nur wenige verharrten auch jetzt noch auf Wallenfteins Seite. Mit diesen zog er von Pilsen nach Eg er, wo er offen zu den Schweden übergehen wollte. Aber hier ereilte ihn das Verhängnis. Auf Anstiften des Obersten Butler drangen in Ermordung
der Nacht des 25. Februar d. I. 1634 gedungene Mörder in Wallen- lfi34-
fteins Schlafgemach und stießen ihm mit den Worten „Schelm und
Verräter" die Hellebarde in die Brust. Die Güter des Feldherrn wurden eingezogen und zumeist an die dem Kaiser treugebliebenen Offiziere, auch an die Mörder, verschenkt.
11. Nach Wallensteins Tod erhielt des Kaisers Sohn Fer-M,?bei^Rörd-din and, dem Gras Gallas zur Seite stand, den Oberbefehl. Nun ttngen t634. wandte sich das Kriegsglück den Katholiken zu. Das kaiserliche Heer eroberte Regeusburg zurück, drang donananfwärts vor und brachte im Verein mit den bayerischen Truppen, die von Joh. v. Werth geführt wurden, den Protestanten bei Nördlingen eine entschiedene Niederlage bei. (September 1634.) Ihr Heer wurde zersprengt.
General Horn geriet in Gefangenschaft und Bernhard von Weimar rettete sich durch die Flucht nach dem Rheine. Noch in demselben Jahre brachten die Kaiserlichen Franken, Schwaben, Württemberg und Baden in ihre Gewalt. Das Heilbronner Bündnis löste sich auf und die Schweden zogen sich bis an die Ostsee zurück. Im Frühjahr 1635 trennte sich der Kurfürst Joh. Georg v. Sachsen von den protestantischen Kampfgenoffen und trat in Unterhandlungen mit dem
Kaiser. Dieselben gelangten in dem Prager Separatfrieden zum Prager Separat-
Abschlnß. Der Kurfürst erhielt die Lausitz und die Bestätigung des nuben lb35'
Augsburger Religionsfriedens für sein Land und zwar ohne den geistlichen Vorbehalt, so daß er im unbestrittenen Besitz der eingezogenen geistlichen Güter (der Stifte Merseburg, Naumburg) verbleiben konnte.
Indes sollte die damals ausgesprochene Aufhebung des Restitutionsedikts nur für 40 Jahre gelten. Bald traten Brandenburg und die meisten protestantischen Stände dem Frieden bei; nur Hessen-Kassel, Württemberg und Baden bewahrten Schweden die Bnndes-
Griebel, Lehrbuch der deutschen Geschichte. Ii. 2
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40 ^ Hi. Vom Westfälischen Frieden bis znr Französischen Revolution.
währt hatte (I., § 71, 3). Ludwig mißbilligte diese Anordnung. Seine religiösen und politischen Anschauungen standen mit dem Inhalt derselben im schroffsten Widerspruch. Abgesehen davon, daß er die Reformation an sich als ein Übel betrachtete, fürchtete er, es könnte die Spaltung in der Kirche zu einer Spaltung im Staate, wenigstens znr Schwächung der Staatsgewalt führen, und endlich erblickte er im Festhalten am protestantischen Bekenntnis eine Auflehnung wider den König. Aus diesen Gründen hob er 16 85 das Edikt von Nantes auf und forderte die Rückkehr in den Schoß der katholischen Kirche. Die von ihm getroffenen drückenden Maßregeln wurden mit großer Härte durchgeführt (Dragouadeu, Krieg in den Cevennen). Lausende von wohlhabenden und betriebsamen Familien verließen Heimat, Hab und Gut und suchten im Ausland (England, Holland, Brandenburg und Ansbach) ein Asyl, wo sie einen ihrem Glauben angemessenen Gottesdienst veranstalten durften.
4. Iii. Raubkrieg (Orleanischer oder Pfälzer Erbschaftskrieg) 1688—1697. Ludwig konnte das Schwert nicht lange in der Scheide lassen. Die Kriegsführung war ihm beinahe zum Bedürfnis geworden. Er suchte einen Vorwand zu neuen Eroberungen und fand ihn noch in den achtziger Jahren. Es handelte
sich um die Pfalz. Der Hergang war folgender:
Sxivsaubf ®er ®ruber Ludwigs Xiv., der Herzog Philipp von Orleans,
die Pfalz, war mit einer Schwester des Pfälzer Kurfürsten Karl, Elisabeth
Charlotte, vermählt. Im Jahre 1685 starb Karl (Enkel des „Winterkönigs") und mit ihm erlosch die Simmern'sche Linie des Wittelsbachischen Hauses. Den Reichs- und Hausgesetzen zufolge mußte die Pfalz und damit die Kurwürde an eine Nebenlinie der Wittels-bacher, an Pfalz-Nenbnrg, fallen. Um dies zu verhindern, erhob Ludwig im Namen seines Bruders für seine Schwägerin Ansprüche ans die meisten Gebiete der Pfalz. Der Kaiser Leopold I., der den Territorialbesitz des Reiches zu beschirmen hatte, erkannte dieselbe nicht an. Infolgedessen brach Ludwig den vor wenigen Jahren abgeschlossenen Waffenstillstand und begann 1688 mit einem Einfall in
®l3ui689ber die Rheinlande den Krieg. Im Frühjahr und Sommer 1689 erfolgte unter Anführung des berüchtigten Generals Melae eine für alle europäischen Kulturländer beispiellose Verwüstung der unglücklichen Pfalz. Die Weinstöcke wurden ausgerissen, die Fruchtbäume an der Wurzel abgehauen, die Felder zerstampft, Worms, Speier, Mannheim, Frankenthal und andere Orte zerstört, das Heidelberger Schloß, das schönste Deutschlands, in die Luft gesprengt und zahlreiche Menschen durch die ärgsten Mißhandlungen gequält. Selbst die Toten ließ
man nicht in Ruhe; denn rohe Krieger stiegen im Dom zu Speier hinab in die Grüfte, öffneten die Särge der dort fchlummernden
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig Ludwigs Xiv. Ludwigs Xiv. Philipp_von_Orleans Philipp Karl Karl Elisabeth
Charlotte Karl_( Karl Ludwig Ludwig Leopold_I. Leopold_I. Ludwig Ludwig Speier
Extrahierte Ortsnamen: Französischen_Revolution Nantes England Holland Brandenburg Ansbach Wittelsbachischen_Hauses Pfalz-Nenbnrg Pfalz Rheinlande Worms Mannheim Frankenthal Deutschlands