60 Heimatkunde von Pommern Ii.
Stettin besitzt zu Wasser und zu Lande günstige Verbindungen mit seinem
Hinterlande. Ourch den Lau des Frei- und Industriehafens und des Großschiffahrt-
weges nach Berlin sind die Handelsbedingungen noch bedeutend verbessert
worden, vie neue Schiffahrtsstraße bringt neue Verkehrsmöglichkeiten und
dadurch Anreiz zu neuen kaufmännischen Unternehmungen.
An beiden Oderufern haben sich allmählich gewerbliche Anlagen angesiedelt,
die zu ihrem Betrieb sehr große Mengen sohlen nötig haben. Daher bildet
englische und schlesische Kohle einen wichtigen Handelsgegenstand. Das größte
industrielle Werk Pommerns ist der „Vulkan" in Bredow, durch den Stettin in
der ganzen Welt bekannt geworden ist. Oer „Vulkan" baut nicht nur große
Maschinenanlagen und Lokomotiven, sondern vor allem große Handelsdampfer
und Kriegsschiffe. Die größten Schiffe der Handels- und Kriegs-Marine läßt
aber der „Vulkan"
wegen der zu ge-
ringen Tiefe der
Gder in seinem ham-
burger Werk bauen.
Oer Stettiner „vul-
kan" beschäftigt
durchschnittlich etwa
7500 Arbeiter (s. Teil
I. S. 59). Neben
dem „Vulkan" sind
als Schiffswerften zu
nennen: die „Stet-
tiner Oderwerke"
und die Aktiengesell-
schaft Nüscke u. To.
in Stettin sowie eine
Werft in Stralsund.
Kahn-undbootwerf-
ten finden sich auch
an andern Orten.
In diesen Fabriken und Werften braucht man eine sehr große Menge Eisen
und Stahl, die aus andern Gegenden eingeführt werden müssen. Das Eisenwerk
„Kraft" in Kratzwiek-Stolzenhagen, das dem Fürsten Henkel von Donners-
mark gehört, erzeugt Eisen aus dem Rohmaterial, das Schweden, Griechen-
land, Spanien (x/7 der ganzen Stettiner Einfuhr) liefern, vie Hochöfen werden
dauernd in Betrieb gehalten, um die Eisenerze, Schwefelkiese, Schlacken usw. zum
Schmelzen zu bringen. Weithin leuchtet des Abends der Widerschein, der von
ihren Feuern ausgeht. Jeder Ofen schafft täglich etwa 140 t Gußeisen aus 250 t
Erz. Nebenerzeugnisse sind Koks, Ammoniak und Teer.
In andrer Weise wird die Stettiner Eisenindustrie durch die Stoewerschen
Fabriken vertreten, die sich mit der Herstellung von Nähmaschinen, Fahrrädern,
Schreibmaschinen und Motorfahrzeugen beschäftigen. Kleinere Maschinen-
Fabriken oder Eisengießereien haben auch der Stralsunder und Kösliner Bezirk auf-
zuweisen. Zu den ältesten pommerschen Eisengießereien gehören die Torgelower.
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Ii. Die pommersche Landschaft. 21
dann in die Stromhavel bis zum Lehnitzsee bei Oranienburg. Oer Kanal kreuzt
darauf den alten Zinowkanal (Zerpenschleuse) und führt dann gradlinig nach
Liepe an der alten Gder, wo nun die beiden Kanäle nebeneinander einmünden.
Oer Eintritt in die eigentliche Oder erfolgt bei hohensaaten. Oer neue Kanal
ist 100 km lang und in der Mitte 3 m, an den Seiten 2,3 m tief.
vom Lehnitzsee ab liegt der neue Kanal höher als der Zinowkanal. Art
seinem Endpunkt Liepe befindet er sich sogar etwa 36 m über der alten
Oder. Um das Gefälle zu überwinden, ist daher eine Treppe von fünf
hintereinanderliegenden Schleusen gebaut worden. Zür den Großschiffahrtweg
sind überhaupt acht Schleusenanlagen vorgesehen. Um die Zeit des Ourch-
schleusens abzukürzen, ist die Schleusenanlage am Lehnitzsee für die gleich-
zeitige Aufnahme von vier Zinowkähnen, die Anlage bei hohensaaten sogar
für einen ganzen
Schleppzug von 600
Tonnen-Kähnen mit
Schlepper eingerich-
tet worden.
Oamit infolge
eines Oammbruches
die Gegend zwischen
Lehnitzsee und Liepe
nicht überflutet wird,
sind an drei Stellen
Sicherheitstore ge-
baut worden, um das
Wasser ablassen zu
können. Nördlich von
Eberswalde wird
der Großschiffahrt-
weg mittels eines
Brückenkanals in
einem Betonbette
über die Berlin-
Stettiner Eisenbahn geführt. fln dieser Übergangsstelle ist der Querschnitt
mit 27,5 in Breite und senkrechten Wänden angeordnet, so daß hier ein Begegnen
von drei Schiffen möglich ist. Bisher hat man in Deutschland keinen Kanal
über eine Eisenbahn hinweggeführt. Oamit auch in regenlosen Sommern der
Kanalbetrieb aufrechterhalten werden kann, werden die Wasser des schönen
Werbellinsees dem Großschiffahrtweg zugeführt. Oie vom Kanal gekreuzten
Wasserläufe werden durch Durchlässe unterführt.
Sein Zweck ist, eine bessere Verbindung zwischen Preußens bedeutendstem
Seehafen Stettin und Berlin zu schaffen, daß der Massengüterverkehr beschleunigt
und verbilligt wird. Oer Verkehr an der Eberswalder Schleuse auf dem Jinow-
kanal hat im Jahre 1902 rund 2,2 Ttlill. Tonnen betragen. Ourch die schnellere
Beförderung der Waren in 3^fach so großen Kähnen wie früher werden sich
die Zrachtkosten erheblich billiger stellen als bisher. 3n dieser Zrachtkosten-
verbilligung liegt der wirtschaftliche Zweck des Unternehmens.
Kbb. 17. Großschiffahrtweg. (Dom Zeppelin aus gesehen.)
lphot. Bruncfeoro, Stettin.)
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Extrahierte Personennamen: Liepe Liepe Ourch
Extrahierte Ortsnamen: Oranienburg Eberswalde Berlin- Deutschland Stettin Berlin Stettin
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Stettiner Handel durchaus nicht vorteilhaft, va ein Umbau des Zinowkanals
zu kostspielig erschien, entschlossen die staatlichen Behörden sich zu dem Lau
eines ganz neuen Nanals, der möglichst wenig Schleusen haben und 600 Tonnen-
Kbb. 16. Großschiffahrtweg Berlin—stettin
Zähnen den Durchgang ermöglichen sollte. 43 Mll. Ulark wurden für den Lau
bestimmt. Oer l^leinschiffahrt bleibt der alte Zinow-Ranal erhalten.
Oer neue Wasserweg beginnt im Nordwesten Berlins (Plötzensee). Er folgt
zunächst dem vertieften und verbreiterten Spandauer Schiffahrtkanal, dessen
große hafenanlagen mit dem Lehrter Bahnhof in Verbindung stehen, und geht
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