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nach Petersburg. Rußland hat sein Schienennetz von der Wolga
durch Sibirien bis an die Küste des Stillen Ozeans ausgedehnt.
Die Pyrenäen, der Brenner und der Semmering sind schon über-
schient: der Mont-Cenis-Tunnel durchbricht die Westalpen, und seit
1882 ist sogar in einer Länge von 2 Meilen der St. Gotthard durchbohrt.
Der Gotthard-Tunnel gehört zu den größten Wunderwerken
der Neuzeit. Louis Favre, eines Zimmermanns Sohn und von Hause
aus selbst nur ein Zimmermann, heißt der kühne Mann, der dieses
Riesenwerk in nur acht Jahren ausgeführt hat, und zwar mit einem
Kostenaufwand von etwa 200 Millionen Franken. Dieser Tunnel,
der bei Göschenen in der Schweiz einmündet und bei Airolo in
Italien wieder aus dem Schoße dieses ungeheuren Alpenberges
heraustritt, verbindet Deutschland und die Schweiz direkt mit Italien
und hat den Verkehr zwischen diesen Ländern bedeutend erhöht.
Bevor die Bahnlinie den Tunnel erreicht, führt sie über die kühnsten
Brücken, die schäumende Gebirgswässer und Hunderte von Metern
tiefe Schluchten überspannen, hinweg, muß sie durch verschiedene
Kehrtunnel allmählich die Talstufe ersteigen und in großen Win-
dungen an steilen Felswänden emporklettern. Die Kehrtunnel sind
kleinere Tunnel, die in die Talwand eindringen, innerhalb des Berges
im Kreise herum stark aufsteigen und hoch oben über dem Mund-
loche des Tunnels wieder ans Tageslicht treten. Während auf dem
sonst so belebten Passe der Wanderer in Licht und Luft der Gletscher-
welt tief aufatmet, sausen 860 Meter tief unter seinen Füßen Eisen-
bahnzüge, von künstlichen Luftströmen begleitet und mit elektrischem
Lichte erleuchtet, an den Nischen vorüber, worin die Bahnwärter
einsam hausen, durch den Riesenberg, dessen Gestein der Gewalt
der Bohrmaschine und des Dynamits weichen mußte.
Schon diese europäischen Bahnen erweisen sich als höchst
wichtige Abkürzer und Beförderer des Weltverkehrs; doch hat dieser
noch mehr durch die großen Eisenbahnen Nordamerikas gewonnen.
Seitdem die letzte Schiene der Pacificbahn mit goldenem Nagel auf
einer Schwelle von Zedernholz befestigt wurde, sind Ost und West
einander ganz nahe gerückt worden. Diese Pacificbahn, die über
48 Längengrade reicht, ist ein Kulturband, das den Atlantischen
Ozean mit dem Stillen Ozean verknüpft, ein Werk, das in bezug
auf Bedeutung für den Weltverkehr nur im Suezkanal seinesgleichen
findet. Auch der Panamakanal soll beide Weltmeere verbinden und
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zu sprengen, sondern Sand, Mergel, Moor auszuschachten und
zwar 9 m tief. Die Kanalrinne ist am Boden oder der Sohle
22 m breit; die Seitenwände entfernen sich nach oben immer
mehr voneinander, so daß der Spiegel des Kanals 64 m breit
ist. Da der Kanal durch tief gelegene Gelände geht, so ist er
links und rechts durch Dämme geschützt, einmal gegen die Über-
schwemmungen der Eider, und sodann auch, damit die weiche
Moorerde an den Seiten nicht nachquillt. Das Ausheben der
Erde und des Schlammes haben nicht etwa bloß Menschen-
hände besorgt, sondern vor allem die 70 großen Bagger; wie
diese arbeiten, kannst du dir am besten vorstellen an einem
großen Mühlrad, dessen Wasserkästen sich füllen und entleeren.
Nur sind bei dem Dampfbagger anstatt der Holzkasten eiserne
Behälter, die unter dem Wasser den Schlamm ausheben, über
Wasser bringen und von selbst in die darunter stehenden
Eisenbahnwagen schütten, die ihn fortschaffen. Eine solche
Maschine arbeitet ohne Aufhören.
Zu den großartigsten Arbeiten an dem Kanal gehören ohne
Zweifel die gewaltigen Brücken am westlichen und östlichen
Ende, bei Grünental und Levensau; sie waren nötig, da-
mit die zwei großen Eisenbahnen nach Norden nicht aufgehalten
wurden. In einem einzigen kühnen Bogen sind diese Brücken
über den Kanal gespannt; die Länge der einen mißt 156, die
der andern gar 163 m. Sie sind so hoch über dem Meeres-
spiegel, daß ein Mast von 42 m Höhe bequem unter ihnen
durchzieht. Damit die Landstraßen, die durch den Kanal zer-
schnitten wurden, wieder verknüpft werden, sind 16 Fähren
angelegt worden.
Ein großes Panzerschiff nimmt den ganzen Kanal ein, und
kommt ein solches daher gerauscht, so müssen alle andern zur
Seite fahren in die Ausweichestellen; dagegen können zwei
Handelsschiffe, die 12 m breit sind, ungestört aneinander vor-
über dampfen. Segelschiffe werden von einem Dampfer durch
den Kanal geschleppt. Auch die Nacht kann die Arbeit in dem-
selben nicht stören, weil ihn elektrisches Licht taghell erleuchtet.
Der Kanal ist ein Werk, das Zeugnis ablegt von deutschem
Fleiße, deutschem Können, auch deutscher Redlichkeit und Spar-
samkeit, das größte Werk in seiner Art nach dem Suezkanal.
Möge er erfüllen, was wir von ihm erwarten: Deutschlands
Kriegsmacht zu stärken, die deutschen Häfen und ihren Handel
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durch Sibirien bis an die Küste des Stillen Ozeans ausgedehnt.
Die Pyrenäen, der Brenner und der Semmering sind schon über-
schient: der Mont-Cenis-Tunnel durchbricht die Westalpen, und seit
1882 ist sogar in einer Länge von 2 Meilen der St. Gotthard durchbohrt.
Der Gotthard-Tunnel gehört zu den größten Wunderwerken
der Neuzeit. Louis Favre, eines Zimmermanns Sohn und von Hause
aus selbst nur ein Zimmermann, heißt der kühne Mann, der dieses
Riesenwerk in nur acht Jahren ausgeführt hat, und zwar mit einem
Kostenaufwand von etwa 200 Millionen Franken. Dieser Tunnel,
der bei Göschenen in der Schweiz einmündet und bei Airolo in
Italien wieder aus dem Schoße dieses ungeheuren Alpenberges
heraustritt, verbindet Deutschland und die Schweiz direkt mit Italien
und hat den Verkehr zwischen diesen Ländern bedeutend erhöht.
Bevor die Bahnlinie den Tunnel erreicht, führt sie über die kühnsten
Brücken, die schäumende Gebirgswässer und Hunderte von Metern
tiefe Schluchten überspannen, hinweg, muß sie durch verschiedene
Kehrtunnel allmählich die Talstufe ersteigen und in großen Win-
dungen an steilen Felswänden emporklettern. Die Kehrtunnel sind
kleinere Tunnel, die in die Talwand eindringen, innerhalb des Berges
im Kreise herum stark aufsteigen und hoch oben über dem Mund-
loche des Tunnels wieder ans Tageslicht treten. Während auf dem
sonst so belebten Passe der Wanderer in Licht und Luft der Gletscher-
welt tief aufatmet, sausen 860 Meter tief unter seinen Füßen Eisen-
bahnzüge, von künstlichen Luftströmen begleitet und mit elektrischem
Lichte erleuchtet, an den Nischen vorüber, worin die Bahnwärter
einsam hausen, durch den Riesenberg, dessen Gestein der Gewalt
der Bohrmaschine und des Dynamits weichen mußte.
Schon diese europäischen Bahnen erweisen sich als höchst
wichtige Abkürzer und Beförderer des Weltverkehrs; doch hat dieser
noch mehr durch die großen Eisenbahnen Nordamerikas gewonnen.
Seitdem die letzte Schiene der Pacificbahn mit goldenem Nagel auf
einer Schwelle von Zedernholz befestigt wurde, sind Ost und West
einander ganz nahe gerückt worden. Diese Pacificbahn, die über
48 Längengrade reicht, ist ein Kulturband, das den Atlantischen
Ozean mit dem Stillen Ozean verknüpft, ein Werk, das in bezug
auf Bedeutung für den Weltverkehr nur im Suezkanal seinesgleichen
findet. Auch der Panamakanal verbinde, beide Weltmeere und ist
mit großen Opfern vollendet worden. Auf dem 700 geographische
Meilen langen Eisenpfade von Neuyork bis San Francisco durcheilt
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zwischen Ost- und West, zwischen den Erzeugnissen des großartigsten
Ackerbau- und Waldgebietes einerseits und des östlichen Amerika, ja
Europas andererseits läuft in Chicago zusammen.
Die Verkehrswege haben Chicago gemacht, vor allem die Eisen-
bahnen. Sie liefen an dieser Stelle zusammen, weil sie keinen günstiger
gelegenen Knotenpunkt finden konnten. Chicago war eine kleine Stadt,
als es schon mehr Eisenbahnen besaß als die meisten Großstädte. So
kommt es, daß heute nicht weniger als fünfzig Eisenbahnlinien im Herzen
der Stadt zusammenlaufen, von denen zweiundzwanzig große Haupt-
bahnen sind. Wie ein Rad von zweitausend Kilometer Durchmesser dreht
sich der ganze Landverkehr um Chicago, seine Achse. Die Speichen sind
die Eisenbahnen, ein Fünftel der ganzen Eisenbahnen der Erde sind
Chicago tributpflichtig, und zwölshundert Züge laufen hier täglich ein
und aus. Um nur in einer Hinsicht den ungeheuren Apparat zu kenn-
zeichnen, mit welchem die Hauptbahnen arbeiten, sei erwähnt, daß allein
z. B. die Chicago-Northwestern-Eesellschaft an fahrendem Material etwa
tausend Lokomotiven und dreißigtausend Wagen aller Art besitzt. Aus
den verschiedenen Linien dieser einzigen Eesellschast verkehren an jedem
Tage des Jahres etwa 500 Personenzüge und 800 Frachtzüge! Und
jeder Eisenbahnzug, jeder Wagen bringt direkt oder indirekt etwas nach
Chicago. Den Eisenbahnen ist es also zunächst zu danken, daß die
Stadt so riesenhaft emporgegangen ist.
Nur wenige Meilen von der einstigen Quelle des Chicagoflusses
und durch eine Ebene von ihr getrennt, befindet sich der Jllinoisfluß,
ein stattlicher Nebenfluß des Mississippi. Die Chicagoer erkannten sofort
die ungeheuren Vorteile einer unmittelbaren Wasserverbindung der
kanadischen Seen mit dem ausgedehnten Stromsystem des Mississippi
und schufen in den vierziger Jahren den Illinois- und Michigankanal,
der bei einer Länge von 96 englischen Meilen und fünfzehn Schleusen
diese Verbindung darstellte. Später wurde dieser Kanal erweitert und
vertieft, wodurch auch größeren Fahrzeugen die Reise nach Chicago und
umgekehrt aus den Seen in den Mississippi ermöglicht wurde.
Aber es gesellt sich dazu noch ein dritter, der Seeverkehr, welcher
Chicago zu dem größten und besuchtesten Hafen ganz Amerikas gemacht
hat. In Europa macht man sich in der Regel ganz irrige Vorstellungen
von den kanadischen Seen und ihrer Schiffahrt. Die gesamte Handels-
flotte des Deutschen Reichs besaß am 1. Januar 1890 3600 Schiffe mit
einer Tragfähigkeit von 1320 000 Tonnen; die kanadischen Seen allein
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Extrahierte Ortsnamen: Amerika Europas Chicago Chicago Chicago Chicago Chicago Chicago Chicago Mississippi Chicago Europa