38 Ii. Heimatkunde der Provinz Ostpreußen.
gerollt. Dabei wird das Schiff mit in die höhe gezogen und gleitet auf der
andern Seite die kürzere Ebene entlang in den höher gelegenen Teil des Kanals.
So wird der Kahn in kaum einer Viertelstunde über das trockene Land des Berges
gefahren und kann oberhalb des letzteren seine Wasserfahrt fortsetzen, bis er an
eine neue geneigte Ebene gelangt. Ebenso werden die Schiffe behandelt, welche
abwärts fahren, flm zweckmäßigsten ist es, wenn gleichzeitig ein Schiff abwärts,
ein anderes aufwärts fährt, weil dann die Schwere des ersteren dazu benutzt
wird, das letztere hinaufzuziehen.
Als Ostpreußen noch wenige Eisenbahnen hatte, war der Kanal für das
Oberland von sehr großer wirtschaftlicher Bedeutung, heute ist infolge des
Ausbaues des ostpreußischen Lahnnetzes seine Bedeutung sehr herab-
gesunken.
g) Siedelungen. Osterode ist am Gberländischen Kanal und am Einfluß
der vrewenz in den gleichnamigen See gelegen. Es bildet den hafenplatz eines
großen, fruchtbaren und waldreichen Hinterlandes und ist eine der schönst-
gelegenen Städte der ganzen Provinz. Es hat ein Lehrerseminar. Liebe-
mühl ist ein schön gelegenes Städtchen am Oberländischen Kanal, hohen-
stein liegt in der Nähe des Ursprungs der passarge. Gilgenburg ist ein kleines
Städtchen zwischen zwei Seen gelegen. Nordöstlich davon liegt das Kirchdorf
Tannenberg, wo am 15. Juli 1410 der Hochmeister Ulrich v. Jungingen an der
Spitze seines Heeres im Kampfe gegen die Polen fiel. Mohrungen, am Nariensee
gelegen, ist der Geburtsort des vichters Johann Gottfried Herder.
Liebstadt und Saalfeld sind zwei kleine Ackerstädtchen.
Pr. Holland ist von holländischen Einwanderern gegründet. Es ist eine
schön gelegene Stadt mit einem alten Ordensschlosse. Mühlhausen ist ein kleines
Ackerstädtchen in schöner Umgebung. In der Nähe liegen die großen Güter des
Grafen von Dohna, der zu Schlobitten seinen Wohnsitz hat.
h) Sagen.
1. Die Christburg. Art dem Orte, wo heute 5lbt-Christburg liegt, hatten die
heidnischen Preußen einst eine starke Burg. Die Ordensritter belagerten sie lange
vergeblich. Endlich eroberten sie dieselbe und erschlugen alles, was darinnen war.
Und weil dieses gerade in der heiligen Christnacht geschah, so nannten sie das erstürmte
Schloß die Christburg. Diese wurde ein wichtiger Ort für den Orden und blieb solches
wohl an 200 Jahre lang, bis er im Jahre 1410 ganz wüst lag. Der damalige Komtur
der Burg hatte allezeit dem Krieg mit Polen widerraten, welcher für den Orden so
verhängnisvoll wurde. Aber die Kreuzherren wollten den Krieg, und als nun der
Komtur ins Zeld zu der Tannenberger Schlacht rückte und von einem Ritter der
Burg befragt wurde, wem er das Schloß anvertrauen wolle, da antwortete er un-
geduldig: „Dir und den bösen Geistern, so zu diesem Kriege geraten haben!" Da
erschrak der Ritter so heftig, daß er in eine hitzige Krankheit verfiel und den andern
Tag starb.
Alsbald mußte sein Geist in dem Schlosse herumspuken, und wenn nachher ein
Kreuzherr starb, der zum Kriege mit Polen geraten hatte, wurde seine Seele in das
Schloß zu Christburg verbannt, so daß sich hier bald so viele Gespenster eingefunden
hatten, daß es kein lebender Mensch darin aushalten konnte. Wenn die Knechte in
den Stall gehen wollten, so kamen sie in den Keller und tranken sich voll, daß sie nicht
wußten, was sie taten. Wenn der Koch und sein Gesinde in die Küche gingen, so fanden
sie darinnen die Pferde stehen, und es war ein Stall daraus geworden, wollte der
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Extrahierte Personennamen: Ulrich_v Johann_Gottfried_Herder Johann
302 5s 5s *y9s5s 5s*s®s5s5s5s5s5s5s -5s -5s 5s5s-5s
Die Wohnhäuser dieser Bauern, die sich freilich lieber ,,Ackerguts-
besitzer" nennen hören, sind von fast verschwenderischer Einrichtung. Ein
besonderer Speisesaal ist nichts Seltenes; an der inneren Ausschmückung
des Hauses hat ein Zimmermaler manchmal ein Jahr zu tun. Die
Fußböden sind mit dicken, teuren Teppichen belegt, die Fenster mit den
kostbarsten Gardinen geschmückt und die Zimmer mit Möbeln ausgestattet,
deren sich ein fürstliches Schloß nicht zu schämen brauchte.
Die Vördedörfer zählen oft mehrere tausend Einwohner. Die aus
Stein gebauten Häuser bezeugen die herrschende Holzarmut. Da der
Boden eine Fülle zarten Krautes erzeugt, fühlt sich der Hase hier
behaglich und ist stark vertreten. Von den Vorräten, die die Ähren-
felder gewähren, nimmt der Hamster sein Teil, um seine Vorrats-
kammern für den Winter zu füllen. Er wird oft geradezu zur Land-
plage und speichert in seinem Bau wohl einen Scheffel Getreide auf,
wobei er es auf Weizen-, Gersten- und Haserfelder abgesehen hat,
den Roggen jedoch verschmäht. Nehmen diese Tiere zu sehr überhand,
dann wird von den Bauern mit ihrer Verfolgung ein besonderer
Hamsterjäger beauftragt, der an einem Tage oft an die hundert
Stück erlegt.
212. Der Kaiser-Wilhelm-Kanal.
Nach Kapitän Lutz.
Im Jahre 1887 kam es nach vielen eingehenden Beratungen
zur Grundsteinlegung des Nordostseekanals. Kaiser Wilhelm I. sprach
damals, als er die drei Hammecschläge tat, die bedeutsamen Worte:
„Zu Ehren des geeinigten Deutschlands!
Zu seinem fortschreitenden Wohl!
Zum Zeichen seiner Macht und Stärke!"
Der alte Kaiser hat die Fertigstellung des Kanals, über dessen
Inangriffnahme er eine so lebhafte Freude empfand, nicht mehr erlebt,
aber seine Worte sind eine gute Losung für dieses echt deutsche Werk
geworden.
Deutsche haben den Riesenbau geplant und ausgeführt; zum größten
Teil aus deutschem Material ist er hergestellt und dient vornehmlich
unserem deutschen Vaterlande. Er ist eine Wasserstraße, welche zunächst
für die Landesverteidigung bestimmt ist, die aber auch den Interessen
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