1867 -
Frankfurt a.M.
: Jaeger
- Autor: Lüben, August, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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und dunkel, so erwärmt er sich mehr, und theilt der Luft eine höhere Tem-
peratur mit als ein lockerer und Heller. Große Sümpfe und Landgewässer
wirken durch Verdunstung des Wassers kühlend auf die Luft, ebenso auch
große Wälder durch ihre Schattenkühle. Ueber Sandflächen wird eine größere
Hitze sich entwickeln. als über Grasfluren, während wiederum angebautes
Land auf das Klima günstiger wirkt, als wild daliegende Waldflächen. End-
lich üben noch die Winde aus die höhere cher niedere Temperatur einen
großen Einfluß, indem dieselben den Orten, an welche sie gelangen, von der
Temperatur, welche sie in kalten oder warmen Gegenden angenommen haben,
Kälte oder Wärme, Feuchtigkeit oder Trockenheit abgeben.
Von den verschiedenen Wärme- und Feuchtigkeitsgraden hängt insbe-
sondere die Existenz und das Gedeihen der Pflanzen ab. In der nördlichen
kalten Zone, wo nur Schnee fällt, wachsen keine Pflanzen mehr; aber an
der Grenze derselben, wo Schnee und Regen mit einander wechseln, treffen
wir eine Decke von Moos, zwischen welcher hier und da Rasen und
niedriges, heidelbeerartiges Gestrüppe, aber kein Baum und kein Strauch
vorkommt. Nähern wir uns der gemäßigten Zone noch mehr, so bemerkt
das Auge zunächst neben Rasen und Moos verkrüppeltes Nadelholz, Gebüsch
von Birkenholz, später Waldungen von Birken, Tannen und Buchen neben
den üppigsten Grasfluren und Getreidefeldern, zierlichen Gartenpflanzen
und nützlichen Küchengewächsen. Im Frühjahr grünt und blüht die Pflan-
zenwelt, im Sommer reist die Saat heran, im Herbst wird sie einge-
erntet, im Winter ruht mit der Natur auch die Pflanzenwelt. Nur
im mildesten Theile der gemäßigten Zone, wo der Winter nicht allzu
streng ist, gedeihet der Weinstock neben dem Mais und Tabak; der Reis
bedarf neben ausreichender Wärme auch überreich bewässerten Boden.
Noch südlicher endlich erscheinen Pomeranzen-, Citronen-, Oel- und Oliven-
bäume. Sie leiten uns über zu den Datteln und Palmen, welche in der
Nähe und in der tropischen Zone selbst uns überraschen. Myrthen, Ros-
marin, Feigen und Granaten treffen wir zunächst, später Zimmt-, Mus-
katen-, Nelkenbäume, den Kaffeestrauch, das Zuckerrohr, den Pfeffer und
Ingwer, lauter Sträucher und Bäume, deren Gewürze und Früchte uns un-
entbehrlich geworden sind.
B. Asiens Klima und Produkte.
Ganz Vorderasien, Syrien, Arabien und Persien haben ein äußerst
trockenes, continentales Klima. Ein heiterer, wolkenloser Himmel lagert
über den sandigen Strecken der Hochflächen. Nur an bewässerten Stellen
und im Gebirge zeigt sich üppiger Pflanzenwuchs, welchen immergrüne Bau-
hölzer, herrliche Früchte aller Art, Datteln, die Baumwollenstaude, Myrthen
und unsere Getreidearten charakterisiren. Vorder- und Hinterindien nebst
den ostindischen Inseln haben einen ungewöhnlichen Reichthum an allen tropi-
schen Gewächsen; unzählige Flüsse bewässern das Land und bewahren es
vor Dürre, von welcher Arabien und Persien fast verzehrt werden. Auf
den beiden Halbinseln von Indien bildet der Reis ein Hauptnahrungsmittel
und einen einträglichen Handelsartikel; ferner gedeihen dort unsere Getreide-
sorten, die herrlichsten Südfrüchte, Teak-, Ebenholz-, Maulbeer-, Zimmtbäume,
Gewürznelken, Muskatnüsse, Kaffee, Thee und Zuckerrohr. Die feuchten
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Seewinde bringen den verschiedenen Landstrichen im Laufe des Jahres genug
erquickenden Regen. Indien ist eines der gesegnetsten Länder der Erde, China
daö angebauteste. Unübersehbare, künstlich bewässerte Felder mit Getreide,
Reis, Maulbeerbäumen, Baumwollenstauden, Theesträuchern, Mohn nähren
die ungeheuer zahlreiche Bevölkerung des Landes und gewähren einträgliche
Handelsartikel. Schlägt man doch einzig den Werth des aus China all-
jährlich bezogenen Thees auf 70 Mill. Franken an. Dagegen bildet die
Hochfläche des innern Hochasiens einen traurigen Gegensatz. Sie hat ein
entschieden continentales Klima, im Sommer eine drückende Hitze, und im
Winter eine empfindliche Kälte; daneben fehlt eine genügende Bewässerung.
Kaum hat der Schnee vor den wärmeren Sonnenstrahlen sich zurückgezogen,
so versucht die Pflanzenwelt hervorzutreten. Aber gar bald verdorret Alles,
die Steppe wird Wüste, welche im Sommer kein Regen tränkt. Nur das
Hochland von Tübet, welches die zahlreichen Quellen des Himalaya bewässern,
macht eine Ausnahme. Hier gedeihen unsere Getreide-, Obst- und Gemüse-
arten neben vielen einheimischen Blumen noch in einer Höhe von 8 — 12,000'.
Besonders bekannt ist Tübet durch eine eigene Gattung von Schafen, welche
die feinste Wolle geben, durch Büffel mit seidenartigen Pserdeschweifen und
eine Ziegenart, deren Haare die feinsten 'Shawls liefern. Tübet ist zugleich
das Vaterland der europäischen Hausthiere; noch birgt es wilde Pferde und
Esel, welche in den Gebirgen sich umhertummeln. Die beiden Tiefländer
endlich, Turan und Sibirien, haben ein ausgeprägtes continentales Klima.
Turan ist ein steppen- und wüstenreiches Land, dessen Fruchtbarkeit nur in
den Flußthälern des Sir Darja und Amu Darja ersichtlich wird. Die
Sommer sind in beiden Tiefländern bei Tage sehr heiß, in der Nacht ent-
schieden kühl; die Winter lang und ausnehmend streng. Sibirien gilt na-
mentlich als Symbol eines rauhen, unwirthbaren Landes, ist stark bewässert
und an seinen Nordküsten den größten Theil des Jahres mit Eis bedeckt.
Im südlichen Theile, in der Nähe des Berglandes, sind Birken- und Tannen-
wälder, Felder mit Kartoffeln, Buchweizen, Kohl, Rüben, Hanf und Flachs.
Dann folgt nördlicher anfangs eine trockene, ungeheure Steppenfläche, welche
einem den größten Theil des Jahres gefrcrnen Sumpflande vorgelagert ist.
Dasselbe ist mit Moos und Flechten" bewachsen und hat zuweilen Stellen
mit Sträuchern, Beeren und krüppeligem Holz aufzuweisen. Diesen Theil
nennt man die Tundra, ein Aufenthalt wilder Gänse und Enten.
Asien ist die Heimath unserer meisten Hausthiere. Kameele, Elephanten,
Rennthiere, Pferde und Esel werden noch in wildem Zustande angetroffen.
Die Rennthiere, Kameele und Elephanten bilden 3 eigenthümliche Thierzonen
in Asien; im Norden bedient man sich der Rennthiere, im mittleren Asien
der Kameele, im Süden der Elephanten als Last- und Reitthiere. Die das
Rennthier begleitenden Raubthiere sind die Bären und Wölfe; im Gefolge
der Elephanten ist der Tiger in Vorderindien, während der asiatische Löwe
in der südlichen Heimath der Kameele sich aufhält. Wilde Pferde, Esel
und Ochsen gibt es namentlich auf der Scheitelfläche des östlichen Hoch-
asiens, wo auch vorzügliche Schafe, die Kaschemir-Ziege, die wilde Ziege,
Antilopen und Gazellen, das Moschusthier angetroffen werden. Besonders
reich ist die Thierwelt Indiens: Riesige Elephanten und Nashörner, Tiger,
Affen, die größten der Erde, zahlreiche Hirsche und Antilopen, die buntesten
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Raub halten die Beduinen für einen ehrlichen Erwerb; nur wenn sie Wider-
stand finden, thun sie den Reisenden Gewalt an. Sie ertragen unsägliche
Strapatzen, sind kiihn und unternehmend, halten Wort und Eid, üben Gast-
freundschaft und stehen einander bis zum letzten Athemzuge bei. Unent-
behrlich ist ihnen die Dattelpalme und das Kameel. Letzteres, vorzugsweise
in Redsched zahllos, welches auch die Nachbarländer mit diesem unentbehr-
lichen Thiere versah, wird von dem Araber sorgsam gepstegt und geliebt.
Wie der italienische Maulthiertreiber, erzählt der Araber seinem Thiere aller-
lei Geschichten, verspricht ihm schöne Disteln und Salzpflanzen, lobt es und
bläst ihm den Tabaksdamps in die Nasenflügel. Ebenso zankt und schimpft
er es, wenn es störrig wird. Zur Reise durch die Wüste ist es unentbehr-
lich, da es den Durst lange erträgt und mit schlechter Speise sich begnügt.
Die alte Eintheilung Arabiens in das steinige (peträische), das glück-
liche und wüste ist im Lande selbst unbekannt; dort unterscheidet man die
nachfolgenden Landschaften.
1. Hedschas
(peträisches A.) umfaßt die Halbinsel des Sinai, auf welcher das berühmte
St. Katharinenkloster liegt, und die sogenannte heilige Landschaft mit den
Städten Mekka und Medina, die Geburts- und Begräbnißstätten des Pro-
pheten. Mekka war schon im Alterthume heilig, enthielt „den Brunnen des
Lebens", den schwarzen Stein Abrahams und die darüber gebaute Kaaba.
Kein Christ und kein Jude darf Mekka betreten. Der Hafen von Mekka
heißt Dschidda. Die Wallfahrten nach Mekka und Medina haben bedeutend
abgenommen. Die Ufer am rothen Meere sind voller Korallenriffe und
Untiefen; das Küstenland ist trocken, aber gebirgig.
2. Jemen
(das glückliche A.),^ theils Küstenstrich, theils Gebirgsland, ist im Sommer
ein trocknes, heißes Land; aber von Oktober bis März regnet es drei oder
vier Mal des Monats, wodurch sich „die Wadys" der Berglandschaft mit
fließendem Wasser füllen und ein üppiger Pflanzenwuchs gedeiht. Diese
Bäche versiegen zwar, sobald sie zur Tehama, d. i. Küstenebene, gelangen;
aber in der Höhe von 1500' —2000' liegen die herrlichsten Kasseewäldchen;
hier gedeihen Arabiens eigenthümliche Produkte, Spezereien, Myrrhen, Weih-
rauch, Aloö, Sennesblätter, Südfrüchte, Manna, Balsam k. Höher hinauf
liegen Feigen-Waldungen. In Jemen wohnten früher die Sabäer; Königin
Saba war Salomons Freundin. Sana, 40,000 E. Beit el Fakih und
Mocka sind besuchte Kasfeemärkte. Aden, 40,000 E., gehört den Engländern.
3. Hadrainaut
(Hadramät) ist ein oasenartiges Küstenland und reich an Spezereien. Die
Einwohner wandern, wie die Schweizer, in die Nachbarländer und kehren dann
mit ihrem Verdienste heim. Hadramauts Dromedare werden im In- und
Auslande hoch geschätzt.
4. Oman
mit der Hauptstadt Masklt, 60,000 E., gehört dem mächtigen Imam von
Maskat, welcher auch jenseit des persischen Golfs und an der afrikanischen
Ostküste Besitzungen hat. Die Landschaft soll ebenfalls fruchtbaren Boden
haben und viel Getreide, Obst, Datteln und Trauben hergeben.
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zwei bis drei Monate im Ganzen. Die nasse Jahreszeit bringt starke Ge-
witterrezen, Ueberschwemmungen. Fieber und andere Krankheiten, Schwärme
von stechenden Fliegen und Mücken (Moskitos), üppige Grasfluren, wenn
das Wasser verlausen ist. Die trockne dagegen erzeugt eine solche unbe-
schreibliche Hitze und Dürre, daß die kleineren Gewässer vertrocknen, die
Pflanzen verwelken, der Boden wie ausgebrannt erscheint, und die Thiere
in das Dunkel der unermeßlichen Waldungen fliehen. Nördlich vom 30°
N. B. und südlich vom 23 '/2° S. B. erscheinen allmählich die Uebergangs-
zeiten vom Sommer und Winter, der Frühling und Herbst.
Afrika zeigt in allen Verhältnissen eine auffallende Einförmigkeit; diese
bemerken wir insbesondere auch in seiner Pflanzen- und Thierwelt; ste erklärt
sich zum Theil daraus, daß Afrika nur zwei Zonen angehört.
Wo Hitze und Feuchtigkeit mit einander abwechseln, hat die Vegetation
Afrika's eine auffallende Ueppigkeit und Kraft. Seine Gewächse haben
sehr fette, saftige Blätter und bunte Blumen. Afrika bietet besonders viel
Gewürz- und Arzneipflanzen dar.
An der Nordküste wird vorzugsweise Weizen, Mais und Reis gepflanzt;
an der Ostküste bildet der Reis das vorzüglichste Nahrungsmittel. Habesch
hat eigenthümlich den Kaffeebaum, dessen Heimath südlich von Habesch, die
Landschaften Kassa und Enarea, liegt. Baumwolle liefern nur die Länder
am Mittelmeere und das Capland, wo neben Wein (Constantia- und Cap-
Wein) alle europäischen Obst-, Getreide-, Gemüsearten und Hülsenfrüchte
gebaut werden. Während daneben die Küstenländer am Mittelmeere Oliven,
Mandeln, Feigen, Citronen, Orangen, Rosinen, Datteln im Ueberflusse bieten,
zeichnet sich das Capland durch eine Menge prächtig blühender Haidearten,
besonders Sträucher mit steifen, trocknen und lederartigen Blättern, Geranien re.
aus. Am Senegal findet man den ungeheuren Asienbrotbaum, dessen Stamm
80 Fuß im Umfang und dessen Krone 130 Fuß im Durchmesser erlangt,
seine Früchte werden genossen und gelten auch als Heilmittel. Neben diesem
Wunderbaum charakterisiren die afrikanische Flora noch insbesondere: Palmen,
Aloearten, Gewürz-, Spezerei- und Arzneipflanzen, Tischler- und Farbhölzer,
Schlinggewächse, die Papyrusstaude, welche Aegypten eigen ist, Gummibäume rc.
Afrika übertrifft an Wildheit und Kraft seiner Thiergeschlechter alle
andern Erdtheile. Eigenthümlich sind ihm die Giraffe, das Zebra, etwas
größer, das Quagga, etwas kleiner als der Esel, das Gnu, eine Antilopen-
art, an Größe den Ponies vergleichbar, mit Hörnern versehen, schnell,
wild und unbändig. Man trifft Antilopenheerden von 2 — 3000 Stück.
Aegypten hat das Krokodil, den Ichneumon, das Nilpferd und den Ibis
eigen. Groß ist die Zahl der Raubthiere aus dem Katzengeschlecht: der
Löwe, der Leopard, die Pardel-, die Kaffernkatze, die Hyäne rc. Affen sind
weniger zahlreich vorhanden; Pferde und Esel finden sich nur in Nordafrika;
der Ochse ist in Südafrika Haus- und Zugthier geworden. Auch das Kameel
scheint nur der Nordhälfte anzugehören. Es ist das Schiff der Wüste; seine
Führer sind die Steuerleute, ihr Kompaß sind Vögel, Winde und Sterne.
Innerhalb der Wüste leben die schnellfüßigsten aller wandernden Thiere, die
wie der Blitz erscheinen und verschwinden, die Antilopen und Strauße.
Buntgefiederte Vögel, Papageien, Flamingo's, Raubvögel aller Art erfüllen
die Wälder. Die Störche und andere Zugvögel halten in Afrika ihre Winter-
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Alleghanies. In Mexiko ist sie beiß und sandig, in der Union fruchtbar und
wellenförmig. Hier und da treten bedeutende Sumpfstrecken und riesenhafte
Schilfrohrwaldungen auf.
7) Die Savannen und Prairieen des Mississippi und Missouri (52,000
Q.-M.) sind unübersehbare Grassturen, in denen der Baumwuchs bald dicht,
wie in den Urwäldern am Marannon, auftritt, bald vereinzelt, bald gar
nicht vorkommt. Das Mündungsland des Mississippi ist ein wasserreiches
heißes Land und die Heimath der riesenhaftesten Vegetation: undurchdring-
liche Schilfwaldungen mit thurmhohen Bäumen vermischt, erregen einen be-
wundernswürdigen Anblick. Auf dem linken Ufer des Mississippi, da wo
der Ohio hereinströmt, fehlen die Savannen; ein fruchtbares angebautes
Hügelland breitet sich daselbst aus. Hinsichtlich des Klimas und der Vege-
tation zerfällt dies ansehnliche Tiefland in 4 Gürtel: 1) der südliche bis
31° N. B. ist die Zone des Zuckerrohrs und der Pomeranzen; 2) der
zweite bis 37° N. B. ist die Zone der Baumwolle und Feigen; 3) der
dritte bis 43° N. B. ist die Zone des Weizens und der Obstbäume; 4) die
vierte bis zu den Quellen des Mississippi ist die Zone der Kartoffeln und
Futterkräuter.
8) Die Steppen des arktischen Amerika (100,000 Q.-M.) sind ohne
eigentliche Gebirge, aber doch reich an Klippen und Felskämmen. Die
Ströme sind noch unentwickelt und bilden eine Unmasse größerer und kleine-
rer Seen, welche, wie der baltische Seengürtel in Europa, das Tiefland be-
gleiten. Theils die steinigte Oberfläche des Bodens, theils die mit der nörd-
lichen Lage verbundene Ungunst des Klimas machen eine Bebauung, wenn
auch nicht unmöglich, jedenfalls nicht nothwendig, so lange noch besserer Bo-
den vorhanden ist.
Zweiter Abschnitt.
8 110.
Die hydrographischen Berhältniffe Amerikas.
Amerika hat die größten Ströme und Stromgebiete der Erde, sowie
die meisten großen Süßwasserseen. Im Verhältniß zu seiner Größe hat
Amerika nicht viel Ströme. Diese wenigen zeichnen sich aber dadurch aus,
daß sie einen kurzen Oberlauf und einen sehr langen, wasserreichen Unterlauf
haben. Die amerikanischen Ströme gehören 3 Oceanen an.
I. Zum nördlichen Eismeere gehören:
1) Der Mackenzie entsteht unter dem Namen Athabaska im Felsengebirge,
durchfließt den Athabaskasce (156 Q.-M.) und tritt unter dem Namen
Lcklavenfluß heraus in den Sklavensee (560 Q.-M.), welchen er als Mackenzie
verläßt. Er ist ein breiter, schiffbarer Strom, welcher den großen Bären-
fluß aus dem großen Bärensee (330 Q.-M.) aufnimmt und in einem Delta
ausmündet.
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unter 52° N. B. Im Innern breiten sich südlich des Sklavensees kleine
Wälder von Fichten, Zwerglärchen und Birken aus; am nördlichen Ufer des
Athabaska (58° N. B.) hat man den Versuck gemacht, Gerste und Kar-
toffeln zu ziehen, an der Südseite des Winipeg aber gedeihen schon Zucker-
ahorn, kanadischer Reis, Hanf, Gerste, Roggen. Uebrigens ist der ganze
Distrikt des nördlichen Amerikas ein Hauptaufenthalt der Jäger und Fischer.
Insbesondere werden der Bison, das Elennthier, der amerikanische Hirsch,
braune Bären, Eisbären, Wölfe, Füchse, Biber, wilde Gänse und Enten
angetroffen, sie beleben das Jagdrevier der Pelzhändler, welche das Land
durchstreifen.
Südlich des 48° R. B. begegnet uns bereits jene Ueppigkeit des
Pstanzenwuchses, welche Amerika so sehr auszeichnet; Heidekräuter werden in
dieser Zone nirgends angetroffen, wohl aber jene unermeßlichen Prairieen,
von denen schon oben § 109 die Rede war. Oestlich derselben, wo sich
Europäer angesiedelt haben, sind die Savannen umgepflügt oder die Wälder
gelichtet. Da breiten sich die üppigsten Felder aus, welche alle europäischen
Feld-, Garten- und Obstfrüchte in einer Kraft und Fülle hervorbringen, wie
der europäische Boden nicht mehr vermag. Californien und die Staaten
der Union südlich des 40° R. B. haben ein Klima wie Sicilien und An-
dalusien; aber auch hier ist der Pflanzenwuchs der neuen Welt üppiger und
saftiger. Die Waldungen bieten ein Gemisch von Bäumen mit immergrünen
Blättern und solchen, welche das Laub abwerfen. Außer den europäischen
Feld- und Gartenfrüchten baut man daselbst auch Zuckerrohr, Baumwolle,
Melonen, Wein, Tabak, Südfrüchte rc. Mit dem 25° R. B. beginnt die
tropische Zone die Reichhaltigkeit ihrer Pflanzen in einem Maße zu ent-
wickeln, wie in keinem andern Welttheile, und man ist im Zweifel, ob man
mehr die Pflanzenfülle der wasserreichen Ebene, oder die Mannigfaltigkeit des
Pflanzenwuchses an den Gebirgsabhängen bewundern soll. Denn bis zu
3,000' hinauf gedeiht die tropische Pflanzenwelt (Banane, Palmen, Pisang,
Kokosnuß- und Kakaobaum); höher hinauf der Kaffeebaum, Zuckerrohr und
Baumwolle (letztere bis 4,200'). Die Region des Mais geht von 3,000
bis 6,000'; ihr folgt die der europäischen Getreidearten bis 9,400'. Stei-
gen wir noch etwa 2000' höher, so verschwindet der Holzwuchs, und durch
die Region der Alpenkräuter und Moose gelangen wir zuletzt in die Region
des ewigen Schnees.
Die amerikanische Thierwelt bietet nirgends so große und starke Land-
thiere dar, wie Asien und Afrika; nur die Vögel Amerika's machen an
Größe und Farbenfülle denen der alten Welt den Vorrang streitig, und die
Erscheinung der unzähligen Wandertaubeu in Canada ist einzig in ihrer Art.
Welchen Gegensatz bilden der riesenhafte Condor und der winzige Colibri!
Besonders fruchtbar ist Amerika an Thieren, welche im Wasser leben. Riesen-
hafte Wasserschlangen, Kaimane oder Alligatoren, ungeheure Eidechsen, Frösche,
Insekten, ganze Heerden großer Landkrabben finden sich häufig vor. Amerikas
eigenthümliche Thierwelt bilden folgende Arten: der Bison-Ochs, das größte
Landthier Amerikas; der Bisam-Stier an der Hudsonsbai, die Vikunna, von
der Größe eines Schafs mit seidenartiger Wolle (Cord. von Chile), das
Llama (Cord. von Peru), die Unze (Jaguar), der Tapir, Gürtelthiere, der
Ameisenfresser, das Faul- und Stinkthier, der kanadische Hirsch, das Meer-
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Frühling vom September bis December. Die Vegetation Australiens ist durch
eine ausfallende Einförmigkeit und mancherlei Eigenthümlichkeiten charakterisirt.
Man trifft nämlich entweder ungeheure baumlose Ebenen, welche mit braunem,
lederartigen Grase überzogen sind, oder Wälder, deren Bäume nur einer
Familie angehören und in der Regel so licht stehen, daß man im Galopp
quer durch einen australischen Wald reiten kann. Eine Ausnahme machen
die Flußthäler in dem ostaustralischen Bergland, welche eine wahre tropische
Fülle entwickeln. Man findet große Bäume, welche wenig Schatten gewähren
und keine nährende Früchte tragen, Bäume und Sträucher, welche statt der
Blätter nur Dornen und Stacheln, aber blattartige breite Stengel und Zweige
besitzen, mannshohe Grasarten und baumartige Schlingpflanzen, Bäume end-
lich, welche mit den Jahreszeiten nicht das Laub, wohl aber die Rinde wech-
seln. Die europäischen Dbst-, Gemüse- und Getreidearten, die Südfrüchte,
der Weinstock und Tabak, welche von den Ansiedlern angepflanzt wurden,
sind bereits einheimisch geworden und gedeihen vortrefflich.
Ebenso eigenthümlich ist Australiens Thierwelt. Viele Thiergeschlechter
finden sich nur daselbst vor, viele fehlen ihm gänzlich, z. B. die größeren
Säugethiere, die Dickhäuter, die Huf- und Raubthiere, die Affen rc. Seine
Säugethiere gehören fast ausschließlich der Familie der Beutelthiere an, unter
welchen das Känguruh, die Beutelratte, die Beutelnnwmelthiere, die Beutel-
bären am häufigsten neben den Raubthieren aus der gleichen Klasse, dem
Beuteldachs, dem Beutelmarder, dem Beutelwolf angetroffen werden. Das
größte Raubthier ist der Dingo, der neuholländische Hund. Bemerkenswerth
sind auch die pflanzenfressenden Fledermäuse, die Schnabelthiere der Landseen
und die Ameisenigel. Am reichsten ist die Klasse der Vögel und Seethiere
ausgestattet. Unter jenen bilden diejenigen eine besondere Klasse, welche von
der Natur zum Einsaugen der Blumensäfte mit einer eigenthümlichen pinsel-
artigen Zunge versehen worden sind. Unter den Seethieren ist der Trepang,
welchen insbesondere die Chinesen für einen großen Leckerbissen halten, wegen
seiner reichen Ausbeute und des hohen Preises von Wichtigkeit. Er gleicht
einer 5 — 6" langen, 2" dicken Gurke von hellbrauner oder schwärzlicher
Farbe, kriecht auf dem Meeresboden umher und geräth zur Zeit der Ebbe
leicht auf trocknen Boden, wo er ohne Mühe gefangen wird. Sonst wird
er entweder mit Spießen, oder durch Untertauchen der Fischer gefangen, rasch
ausgenommen, geräuchert und in Körben oder Säcken verpackt. In China
zahlt man für das Pfd. Trepang 1 */2 Franken. Man schätzt die Zahl der
Trepangfischer, welche gewöhnlich Malayen sind und ihr Handwerk meisterhaft
verstehen, auf 1,200 Köpfe. Die nach Australien eingeführten europäischen
Hausthiere haben sich bereits ins Unzählige vermehrt.
4. Die Völker und Staaten Australiens.
Die Bewohner des australischen Continents und der Inseln gehören,
wenn nicht der malayischen, einer besondern Race an. Man unterscheidet
2 Hauptstämme, einen dunkelfarbigen und einen hellfarbigen; zu dem ersteren
gehören die Bewohner des Continents, sie heißen Negritos. Die hellfarbigen
Stämme, die Südsee-Insulaner oder Polynesier genannt, bewohnen die weite
Inselwelt östlich bis zur Dster-Insel und nordöstlich bis 31t der Sandwichs-
Gruppe. Zwischen den Negritos und Polynesiern halten die Papuas die
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dabei rohe, unwissende und zu Zeiten grausame Leute sein. Nach der Ernte
der Brotfurcht entsteht nämlich häufig Mangel, und dieser steigert dann den
Trieb der Selbsterhaltung in ihnen zu eiuer solchen Höhe, daß sie weder
Weib noch Kind verschonen. Nukahiwa ist die größte dieser Inseln, und wird
von Frankreich als Deportationsort benutzt. Das Christenthum hat festen
Fuß daselbst gefaßt.
Die Gesellschafts-Inseln sind durch James Cook bekannter geworden: 11
Eilande bilden den Kern dieser Inselgruppe, welche sich wie alle hohe Iuseln
der Südsee (die Schiffer-, die Fidschi-, die Marquesas-Inseln), gleich den
Marianen- und Sandwichsinseln vor den niedrigen Inseln (Carolinen-,
Mulgrave-, Freundschafts-, Cooks- und der Archipelagus der niedrigen Inseln)
durch Klima und Vegetation besonders auszeichnen. Die Vegetation der
Südseeinseln steht der in der contincntalen Tropenzone an Fülle und Ueppig-
keit entschieden nach; denn ist auch auf diesen hohen vulkanischen Inseln ein
Ueberstuß an Pflanzen, so herrscht doch iu denselben keine Abwechslung und
Mannigfaltigkeit. Kokospalmen, Pisang, Brotfruchtbäume wechseln mit Bata-
ten, Pams und Zuckerrohr ab; auf den niedrigen Inseln trifft man fast
ausschließlich Kokospalmen an. Charakteristisch für die Vegetation der gan-
zen australischen Inselwelt bleibt der Reichthum an Schlingpflanzen und
Farnkräutern, welche theils als einfache Kräuter, theils als Bäume und
Sträucher vorkommen, und die bestätigte Erscheinung, daß die östlicheren
Inseln an Pflanzenarten ärmer sind, als die westlicheren, ein Gegensatz,
welchen wir schon als charakteristisches Kennzeichen zwischen den hohen und
niedrigen Inseln angefiihrt haben. Die Einwohner der Gesellschaftsinseln
waren von je als sanfte, gastfreie und erfinderische Leute bekannt. Durch
das Christenthum, welches 1815 unter dem König Pomare Ii. Eingang
fand, bilden sie einen glücklichen Staat mit thätigen Bürgern. Die Haupt-
insel ist Otaheiti, wo auch die gegenwärtige Königin Pamare residirt, und
über welche sich Frankreich die Oberherrschaft angemaßt hat.
Die Saudwichs-Jnseln sind sehr fruchtbar und volkreich, obwohl die Be-
völkerung seit Cook von 400,000 auf 100,000 Seelen herabgesunkeu ist.
Fast alle Bewohner sind Christen, und in allen Dingen so gut unterrichtet,
wie die Europäer. Der König Tammeameah I. schaffte 1819 den Götzen-
dienst ab, führte auf allen Inseln des Sandwichs-Archipelagus das Christen-
thum ein, und gab zuletzt seinen Unterthanen eine konstitutionelle Verfassung.
Die Einwohner, welche man seit Cooks Ermordung als bösartig schilderte,
sind unstreitig unter den Südsee-Insulaneru am meisten kultivirt; sie ver-
fertigen aus der Rinde des Maulbeerbaums die feinsten Zeuge und Matten
mit prächtigen Zeichnungen, und nähen daraus allerlei Kleidungsstücke. Die
beiden wichtigsten Inseln sind Owaihi und Owaihu; auf der letztem liegt
die Residenz des Königs: Honolulu oder Haunaruru an einem vortrefflichen
Kriegshafen.
Es bleibt uns nun noch übrig zu reden von den Inseln der Papuas,
von Reu-Guinea, Reu-Britanien, Reu-Georgien, den neuen Hebriden, Reu-
Caledonien re. Die Papilas sind von schwarzer Farbe, haben krause Haare,
dicke Lippen und eingedrückte Rasen; sie stehen auf einer niedrigen Bildungs-
stufe , fressen Menschenfleisch, stehlen, rauben und morden nach Herzenslust.
Sie verstehen Hütten zu bauen, Waffen, Ackerbaugeräthschafteu, Schmuck-
1867 -
Frankfurt a.M.
: Jaeger
- Autor: Lüben, August, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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der Italiener leicht und rasch ab. Wo wir schweigen, schwaht und lacht er;
wo wir seufzen und klagen, singt er; was uns schwer wird, unterläßt er.
Seine Arbeiten sallen ihm leicht. Ein Eselstreiber, welcher in der Sonnen-
hitze hungrig und durstig neben seinem beladenen Thiere zu Fuß geht, plau-
dert stundenlang mit dem Langohr. Die Magd säubert die Töpfe und ruft
ihnen zu: „Nun, Kinderchen, seht ihr wieder vernünftig aus; aber stehtauch
hübsch fest und fallt mir nicht; sonst brecht ihr Arme und Beine und die
Signora heißt mich bestia, und der Herr weist mich zum Haus hinaus."
Ein italienischer Straßenarbeiter ist fleißiger und genügsamer, als ein deutscher.
Polenta, ein mit Wasser bereiteter Brei von Welschkornmehl, den er mit
oder ohne Butter und Käse genießt, ist das tägliche Gericht, Maecaroni die
Lieblingsspeise der Lazzaronis in Neapel. Das Volk thut oft aus Schlau-
heit demüthig; aber nirgends gilt Stand oder Rang weniger, als in Italien.
Auch der Geringste benimmt sich, ohne frech zu sein, wie einer unseres
Gleichen. Ter Lazzaroni hält sich für eilten König und stellt Kaiser und
Pabst vor seinen Richterstuhl. „Der König ißt so viel Maecaroni, als er
will, und der Lazzaroni so viel, als er hat." So lebendig die Italiener
sind, so hoch schätzen sie die Erholung von der Arbeit, das dolce far niente;
sie ruhen aus, während ihr Geist sich mit Allerlei beschäftigt, ohne müde
zu werden. Ihre Sprache ist klar und bestimmt. Carneval, Opern, Schau-
spiele, Musik, das La Mora-Spiel bieten Erholung und Vergnügen. Leider
ist ihre Rachsucht und ihr aufbrausender Sinn oft Veranlassung zu Mord
und Raub. Ein gedungener Bandit hält sich für einen guten Christen, weil
er zur Kirche und Beichte geht und die Festtage streng einhält.
Seit den Ereignissen der letzten Jahre (1859 und 1860) ist die
Staatengruppe*) der apenninischen Halbinsel eine ganz andere geworden.
Die meisten Staaten sind zu einem gemeinsamen Königreiche Italien unter
Viktor Emanuel geeinigt, die Kronen von Neapel, Toskana, Parma und
Modena eingegangen, der Kirchenstaat ist auf ein sehr geringes Gebiet be-
schränkt, die Lombardei bis an den Mincio an Sardinien abgetreten, die
Republik Marino erhalten worden. 1866 ist endlich auch Venetien an
Italien abgetreten worden.
1. Das Königreich Italien.
(4710 Q.-M., 21,600,000 Einwohner.)
Sardinien erkaufte den Beistand Frankreichs gegen Oesterreich und den
Besitz der Lombardei durch die Abtretung von Nizza und Savoyen (1860).
Seit 1866 umfaßt es folgende Theile:
I. Das lombardifch-venetianftche Königreich (456 Q.-M., 2,446,000 E.).
Der fruchtbare Boden bietet Kastanien, Maulbeerbäume, Wein, Orangen,
Reis, Mandeln, Feigen, Obst, Melonen re. Bei dem großen Reichthum an
*) Früher gehörte Venetien dein Kaiser von Oesterreich; es bestanden daneben
folgende selbständige Staaten: 1) Königreich Sardinien; 2) das Herzogthum Parma ;
3) das Herzogthum Modena; 4) das Großherzogthum Toskana; 5) der Kirchen-
staat; 6) die Republik Marino; 7) das Königreich Neapel.
1867 -
Frankfurt a.M.
: Jaeger
- Autor: Lüben, August, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Gymnasium
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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27. Michigan, an 4 Seen gelegen, zeichnet sich durch große Mildc
und bedeutende Feuchtigkeit der Luft aus. Es liegt auf 2 Halbinseln. Bis
jetzt ist erst der südliche Theil angebaut, wo Tabaksbau und Seidenzucht
möglich sind. Schaf- und Pferdezucht, Jagd- und Fischfang, Bergbau
und Handel nähren die Bewohner. Hauptort ist Lansing; größer ist Detroit
(47,000 E.)
28. Indiana ist in seinen natürlichen Berhältnissen Ohio sehr ähnlich;
nur erzeugen die feuchten Prairien und Niederungen Indianas jährlich Wechsel-
fieber. welche in Ohio seltener sind. Auch die Beschäftigungen der Ein-
wohner unterscheiden sich nicht von einander. Hauptstadt ist Jndianopolis
(10,000 E.). In der Nähe von Vevay wird der beste Wein in Amerika
gepflanzt, welchen ausgewanderte Waadtländer Pflegen.
29. Illinois, am gleichnamigen Flusse und am Michigan-See gelegen,
hat einen äußerst fruchtbaren und leicht zu bearbeitenden Boden. Der ganze
Staat wird von 2 Hügelketten durchschnitten. Zwischen Missisippi und Ohio
ist fruchtbares, den Ueberschwemmungen ausgesetztes Bottomland (üppiger
Humusboden), daher auch ungesund, ein Herd für Wechsel- und Gallen-
fieber; das Innere ist Prairie, die zum Theil wasserlos ist, im Norden sind
kolossale Waldungen. Viehzucht und Ackerbau begründen in Verbindung mit
bedeutenden Salz-, Kohlen- und Bleilagern den Reichthum des Landes.
Hauptstadt ist das kleine Springsield (6000 E.) Chicago, am Michigan-
See, hat 110,000 E. Sehr ergiebig sind die Bleigruben von Galena.
30. Iowa, am rechten Mittellauf des Missisippi, ist ein von niedrigen
Hügeln durchzogenes Tiefland, dessen Fruchtbarkeit und günstiges Klima in
jüngster Zeit viele Auswanderer herbeilockte. Die leichte und sichere Aussicht
auf Fortkommen hat namentlich viele Deutsche veranlaßt, sich hier niederzu-
lassen. Wie Illinois, hat auch Iowa ganz überschwengliche Bleigruben,
Kohlenlager und Wälder. Hauptort ist Iowa-City (6500 E.).
31. Wiskonsin übte in neuester Zeit von allen Staaten der Union
auf deutsche Auswanderer mit Recht die größte Anziehungskraft aus. Zwi-
schen 400 und 48° N. B. gelegen, sagt es mit seinem Klima den Deutschen
am meisten zu; die ungeheuren Prairien, große Wälder und zahlreichen Flüsse
begünstigen das Farmerleben. Auch an Blei, Eisen, Kohlen rc. ist kein
Mangel. Hauptstadt ist Madison, welche hinter Milwaukee sehr zurückbleibt.
Milwauke war 1830 ein Dorf und zählt jetzt 47,000 E.
32. Minnesota, einer der neuesten Staaten der Union, liegt noch nörd-
licher als Wiskonsin, und wird sehr für deutsche Colonisten empfohlen. An
Wasierfülle und gesunder Lust soll Minnesota noch Wiskonsin übertreffen.
Bauholz, Eichenwälder, Zuckerahorn. Ulmen, Wallnußbäume gibt cs in Fülle.
Hauptstadt ist St. Paul, 11,000 E.
Vi. Die westlichen Staaten.
33. Dregon ward, wie Minnisota, 1857 in die Reihe der Unionsstaaten
aufgenommen. Seine Bodenbeschaffenheit und seine Lage an der Westküste
bedeutender Alterthümer, namentlich Festungswerke, Erdhügel, Mauern, Brunnen, In-
schriften, Götzenbilder, Muscheln, Mumien rc. Mehr hierüber findet man aus Wer-
dend Denkschrift in den Memoiren der pariser geogr. Gesellschaft 1627 excerpirt bei
Balbi-Berghaus allg. Erdbeschreibung. 1857. Ii. p. 415.
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