Vii. Die Ausbreitung des Deutschtums im Mittelalter. 87
tums seit der Karolingerzeit dieselbe geblieben. Für eine weitere Ansiedlung deutscher Bauern nach Westen zu war auch seitdem kein Raum mehr. Wohl aber hat das Deutschtum nach Süden hin in den Alpentälern einigen Gewinn zu verzeichnen. Die Grenze gegen die Rhätoromanen ist zu unsern Gunsten etwas verschoben worden, während die Italiener ihre Stellung zum mindesten behaupteten.
Bis zum Jahre 1100 genügte auch der vorhandene Grund und Boden für die deutschen Bauern vollständig. Wo sich infolge der Bevölkerungszunahme Landnot einstellte, schritt man zu Rodungen in den ausgedehnten Wäldern; für das Sachsenland um den Äarz herum legen die zahlreichen Ortsnamen auf „-rode" davon Zeugnis ab. Daher konnte auch Otto der Große seine Ostmarkenpolitik nicht durch Ansiedlung deutscher Bauern unterstützen. Nur Land zwischen Saale und Elbe wurde gewonnen; dagegen hat sich donau-abwärts, wie in den nach Osten geöffneten Alpentälern, seit^den Tagen Karls des Großen der bayrische Stamm auf Kosten der Süd-slaven ausgebreitet und allmählich Österreich, Tirol, Kärnten und Steiermark germanisiert.
Ant stärksten und weitesten drang das Deutschtum im Norden und besonders im Osten vor. Kurz nach 1100 zogen die Erzbischöfe von j)amburg--Bremen holländische Siedler, die der Kunst der Entwässerung kundig waren, in die Marschen an der unteren Elbe und Weser. Aber ideale wie wirtschaftliche Gründe steigerten den Ausbreitungstrieb des deutschen Volkes so mächtig, daß diese Gebiete bald nicht mehr genügten: der Bevölkerungsüberschuß konnte in der alten Leimat nicht mehr untergebracht werden; Flurzwang und hartes Los-recht mochten manchem strebsamen Bauern die Äeimat verleiden; an der niederländischen Küste schmälerten gerade damals große Meereseinbrüche das anbaufähige Land. So begann eine neue Periode der Wanderung, die sich diesmal auf die vormals germanischen Slavenländer im Osten lenkte. Zugleich wurden die Einwohner dieser Gegenden in der ersten Miste des 12. Jahrhunderts von deutscher, aber auch von polnischer Seite her dem Christentum gewonnen. So bekehrte Bischof Otto von Bamberg feit 1124 im Aufträge des Polenkönigs die Pommern. Die politische Herrschaft deutscher Fürsten über die Wenden haben dann vor allem Heinrich der Löwe und Albrecht der Bär begründet. Albrecht, feit 1134 Markgraf der Nord mark (heute Altmark), erweiterte durch Erbschaft und Eroberung sein Land über die Elbe hinaus und wurde der Gründer der Mark Brandenburg, die dann feine Nachkommen feit etwa 1250 auch über die Oder (Neumark), ja schließlich bis Pommerellen ausdehnten. Der Welfe beherrschte vor allem Mecklenburg und Oftholstein.
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Extrahierte Personennamen: Otto Karls Otto_von_Bamberg Otto Heinrich Albrecht Albrecht
16 Schleswig-Holstein.
Die Hreie und Hansestadt Hamburg.
Hamburg ist keine schleswig-holsteinische Stadt, aber es ist auf holsteinischem
Loden entstanden, und der größte Teil des hamburgischen Staates gehörte
ursprünglich zu Holstein- es ist darum ein Teil der holsteinischen Landschaft.
Geschichtliches. Im Iahre 804 gründete Karl der Große im Mündungs-
gebiet der Elster die hammaburg (Waldburg). Sie lag in einer sumpfigen Niederung,
von Bruch und Wald umgeben,- es war darum leicht, sie gegen feindliche Angriffe zu
verteidigen. Trotzdem wurde sie wiederholt von Dänen und wenden zerstört. Aber
jedesmal erhob sie sich neu aus Schutt und Esche. Neben der Burg und in ihrem
Kbb. 6. Oer Segelschiffhafen in Hamburg, (Pfyot Glückstadt & Münden, Hamburg.)
Schutz siedelten sich bald Zischer und Kaufleute an, so daß eine kleine Stadt entstand.
Oas Aufblühen wurde dadurch gefördert, daß die junge Stadt Sitz eines Bischofs
wurde.
Ums 3«hr Uli wurden die Schauenburger Grafen Herren von Holstein und
Stormarn. Viesen Fürsten verdankt Hamburg seine erste Blüte. Ein schauenburger
Graf bewirkte auch, daß der Kaiser Friedrich Barbarossa der Stadt einen Freibrief
erteilte. Hamburg wurde eine Freie Siabt. (Es schloß sich bald dem Städtebund der
Hansa an. Im verein mit Lübeck baute es Handelsstraßen aus, säuberte die Elbe von
Seeräubern und brach die Burgen der Raubritter, die den Handel störten. So kam
das Amt Ritzebüttel (Cuxhaven) an Hamburg. Auch die Burg Bergedorf wurde von
Hamburg und Lübeck erobert. Damals war die Norderelbe ein schmales Gewässer-
die Süderelbe war der Hauptarm des Flusses. Durch Kanalbauten bewirkten die ham-
burger, daß von der wasserfülle der Elbe immer mehr durch die Norderelbe floß, so daß
diese der Hauptarm wurde. Dadurch wurde die Nlacht und Größe Hamburgs ge-
fördert. Die alten Festungswälle waren zu eng geworden und mußten erweitert werden.
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Friedrich_Barbarossa Friedrich Barbarossa
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Hansestadt_Hamburg Hamburg Waldburg Burg Hamburg Hamburg Holstein Stormarn Hamburg Hamburg Cuxhaven Hamburg Burg_Bergedorf Hamburg Hamburgs
Vii. Die Ausbreitung des Deutschtums im Mittelaller.
43
tums seit der Karolingerzeit dieselbe geblieben. Für eine weitere Ansiedlung deutscher Bauern nach Westen zu war auch seitdem kein Raum mehr. Wohl aber hat das Deutschtum nach Süden hin in den Alpentälern einigen Gewinn zu verzeichnen. Die Grenze gegen die Rhätoromanen ist zu unsern Gunsten etwas verschoben worden, während die Italiener ihre Stellung zum mindesten behaupteten.
Bis zum Jahre 1100 genügte auch der vorhandene Grund und Boden für die deutschen Bauern vollständig. Wo sich infolge der Bevölkerungszunahme Landnot einstellte, schritt man zu Rodungen in den ausgedehnten Wäldern; für das Sachsenland um den Äarz herum legen die zahlreichen Ortsnamen auf „-rode" davon Zeugnis ab. Daher konnte auch Otto der Große feine Ostmarkenpolitik nicht durch Ansiedlung deutscher Bauern unterstützen. Nur das Land zwischen Saale und Elbe wurde gewonnen; dagegen hat sich donau-abwärts, wie in den nach Osten geöffneten Alpentälern, feit den Tagen Karls des Großen der bayrische Stamm auf Kosten der Süd-flaven ausgebreitet und allmählich Österreich, Tirol, Kärnten und Steiermark germanisiert.
Am stärksten und weitesten drang das Deutschtum im Norden und besonders im Osten vor. Kurz nach 1100 zogen die Erzbischöfe von Hamburg-Bremen holländische Siedler, die der Kunst der Entwässerung kundig waren, in die Marschen an der unteren Elbe und Weser. Aber ideale wie wirtschaftliche Gründe steigerten den Ausbreitungstrieb des deutschen Volkes so mächtig, daß diese Gebiete bald nicht mehr genügten: der Bevölkerungsüberfchuß konnte in der alten Heimat nicht mehr untergebracht werden; Flurzwang und hartes Hof-recht mochten manchem strebsamen Bauern die Heimat verleiden; an der niederländischen Küste schmälerten gerade damals große Meereseinbrüche das anbaufähige Land. So begann eine neue Periode der Wanderung, die sich diesmal auf die vormals germanischen Slavenländer im Osten lenkte. Zugleich wurden die Einwohner dieser Gegenden in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts von deutscher, aber auch von polnischer Seite her dem Christentum gewonnen. So bekehrte Bischof Otto von Bamberg feit 1124 im Aufträge des Polenkönigs die Pommern. Die politische Herrschaft deutscher Fürsten über die Wenden haben dann vor allem Heinrich der Löwe und Albrecht der Bär begründet. Albrecht, feit 1134 Markgraf der Nord mark (heute Altmark), erweiterte durch Erbschaft und Eroberung fein Land über die Elbe hinaus und wurde der Gründer der Mark Brandenburg, die dann seine Nachkommen seit etwa 1250 auch über die Oder (Neumark), ja schließlich bis Ponnnerellen ausdehnten. Der Welfe beherrschte vor allem Mecklenburg und Ostholstein.
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Extrahierte Personennamen: Otto Karls Otto_von_Bamberg Otto Heinrich Albrecht Albrecht Neumark
154 Iv. Preußens Werdegang.
schlagenen Gegner nahmen den Kampf wieder auf und mit besserem Erfolg. Auch als Karl die Heimat in abenteuerlichem Ritt erreicht hatte, vermochte er den Dingen keine andere Wendung mehr zu geben. Nach feinem Tode erkaufte Schweden den Frieden durch große Landabtretungen: Rußland erhielt die Ostseeprovinzen, wo Peter die neue Hauptstadt seines Reiches anlegte. Vorpommern südlich der Peene sowie die Oder-Inseln nebst Stettin kamen an Preußen, Bremen und Verden an Hannover. Damit war Schwedens Ostseeherrschaft gefallen. Im Westen wie im Norden der europäischen Völkerfamilie wurde im Anfang des 18. Jahrhunderts der Gleichgewichtszustand wiederhergestellt.
Iv. Preußens Werdegang.
1. Die Zeit des landschaftlichen Sonderdaseins.
Der brandenburgisch-preußische Staat ist auf dem Boden entstanden, den die niederdeutschen Ansiedler langsam, aber mit ausdauernder Zähigkeit seit der Wende des 11. Jahrhunderts den Slaven entrissen hatten. Albrecht der Bär aus dem Hause der Assanier erweiterte die ihm 1134 verliehene Altmark durch Eroberung und Erbschaft um größere Gebietsteile östlich der Elbe. Seine Nachfolger erwarben das Land bis an die Oder und dehnten seit der Mitte des 13. Jahrhunderts ihre Herrschaft über diesen Fluß nach Osten hin aus, indem sie zu der Altmark und zu den später in der Kurmark vereinigten Landschaften die Neu mark fügten, die sie den polnischen Fürsten abnahmen. Daneben verbriefte ihnen Kaiser Friedrich Ii. den Anspruch auf die Oberlehnshoheit über das Herzogtum Pommern, den sie aber in der Folgezeit trotz eifrigen Bemühens kaum haben verwirklichen können.
Die Askanier waren bestrebt, Deutschtum und Christentum in ihren Gebieten zu verbreiten: deutsche Ritter und Bauern besetzten das flache und zum größten Teile völlig unbebaute Land, deutsche Bürger gründeten mit landesherrlicher Unterstützung Städte. So erhielten um 1240 die neben wendischen Fischerdörfern angelegten deutschen Siedelungen Berlin und Kölln das Magdeburgische Stadtrecht. Die Bischofssitze Brandenburg, Havelberg und Lebus und die Zisterzienserklöster Lehnin und Chorin wurden neben anderen die Mittelpunkte einer erfolgreichen Mission. Bald entstanden überall im Lande Kirchen, deren feste Mauern und Türme den Bewohnern bei feindlichen Einfällen Zuflucht boten. Auch einen mäßigen Wohlstand rang die arbeitsame Bevölkerung mit der Zeit dem kargen Boden ab.
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl Peter Schwedens_Ostseeherrschaft Albrecht Friedrich_Ii Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Bremen Hannover Pommern Berlin Havelberg Lebus Lehnin Chorin
Teutschland.
261
zöge von Mecklenburg und Grafen von Holstein, so
wie mehrere wesiphälische Große unabhängig, und der Kai-
ser billigte stillschweigend diese Zerstückelung, weil es in sei-
nem Plane lag, die Macht der großen Vasallen zu
schwachen. Der neue Herzog von Sachsen Bernhard
bauete das Schloß Laueuburg, und wahrscheinlich auch an
der Mittelelbe, wo sein Vater Albrecht der Bar die'wen-
den besiegt und verdrängt hatte, in der Nahe einer von
seinem Vater angelegten-Burgwarte, die Stadt Witten-
berg. Hier war unter seinen Nachfolgern der Regierungs-
sitz der askanischen Herzoge von Sachsen, doch mit einer
sehr verminderten Macht, weil seit dieser Zeit der sächsi-
sche Name aus diese von Albrecht dem Bare den Wenden
entrissenen Gegenden übergetragen ward, die vorher nie zum
alten Hcrzogthume Sachsen gehört hatten. — Auch daö
Herzogthum Bayern verlor Heinrich der Löwe;'Friedrich 1
gab es an Otto von Wittelsbach, den Ahnherrn des
ganzen Wittclsbachischen Hauses in Pfalz und Bayern. Die
beiden Residenzstädte des mächtigen Herzogs, Lübeck und
R e g e n s b u r g, wurden R e i ch s st ä d t e. Nur die brau li-
sch w ei gischen Allod i a lgüter konnte man dem jetzt
gedemüthigten Nebenbuller des hohenstausischen Hauses nicht
entreißen. Sie vererbten von ihm auf seine Nachkommen,
und mehrere Jahrhunderte hindurch kämpften, unter dem
Namen der Guelphen und Gibellinen (die letzten be-
zeichneten die Anhänger des hohenstausischen Hauses), zwei
mächtige Partheien in Teutschland und Italien gegen ein-
ander, deren Interessen aber, besonders in späterer Zeit,
sehr durch die veränderten Verhältnisse bestimmt wurden.
Lange hatte Friedrich die normännischen Könige
von Sicilien bekriegt, als er (1186) mit diesem Regen-
tenhause eine friedliche Verbindung anknüpfte, nach welcher
sein Sohn und Thronfolger, Heinrich, mit der normän-
nischen Prinzessin Constantia sich vermählte, der näch-
sten Erbin des normannischen Reiches, da ihr Vetter, der
König Wilhelm 2, keine Kinder hatte. Doch eben diese,
auf die politische Vergrößerung des hohenstausischen Hauseö
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Extrahierte Personennamen: Bernhard Albrecht Albrecht Albrecht Heinrich_der_Löwe Heinrich Otto_von_Wittelsbach Otto Friedrich Friedrich Heinrich Heinrich Constantia Wilhelm
Poletr und Schlesien. 307
'369.
Polen und Schlesien.
Nur langsam entwilderten die slavischen Stamme in
den weiten Ebenen Sarmatiens. Früher, als die Polen
und Schlesier, die damals zusammen gehörten,, gelangten
Böhmen und die Lausitz, wegen der Nachbarschaft von
Teutschland, zur Civilisation. Das Mythenalter der Po-
len nennt in der Mitte des sechsten Jahrhunderts den Lech,
als >den ersten gewählten Fürsten des Landes, der von Gne-
sen aus regierte, das er erbauet hatte. Nach mehrmali-
gem Wechsel der Regierung, welche bald einzelne Fürsten,
bald zwölf Woywoden leiteten, ward (842) Piast, ein
armer aber tugendhafter Bürger (oder Landmann) aus
Kruschwitz, nach der herrschenden Sage, auf eine wunder-
volle Weise zum Herzoge von Polen erwählt. Sein Ge-
schlecht herrschte über Polen bis zum Jahre 1370, und in
Schlesien bis zum Jahre 1675, wo es mit dem letzten
Herzoge von Liegnitz erlosch. Unter diesem piastisehen
Geschlechte war Polen ein Erb reich. Das Christen-
thum kam (seit 962) durch Mieceslavs Vermahlung
mit einer Tochter des Herzogs von Böhmen zu den Polen.
Wahrscheinlich wurden schon unter seiner Regierung die Bis-
thümer zu Posen, G n e se n, C r a c an, C u j a vü c n und
Plock gestiftet. Der Sohn des Micceslav, Boleslav
Chrobry (der Tapfere), übernahm im Jahre 999 die Re-
gierung. Otto 3 besuchte damals das Grab des von den
heidnischen Preußen erschlagenen Bischoffs Adelbert, dessen
Leichnam Boleslav von den Preußen erkaufte und zu Gne-
sen beisetzen ließ; auch erhob Otto 3 Gnesen zum Erz-
bisthume. Nach Ottv's 3 Tode unterwarf sich Boleslav
die Lausitzen, und selbst Meißen bis au die Elster, bis
er im Frieden zu Bauzen (1018) auf Meißen verzichten
mußte. Doch nahm er (1025), nach H e i n r i ch s 2 Tode,
den königlichen Titel an. Mehrere der folgenden Kaiser
weigerten sich, den Regenten von Polen als Köllig anzuer-
kennen, obgleich ihre Oberhoheit über Polen, wegen der
Entfernung von Teutschland, nicht mit der Macht gehand-
20*
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Extrahierte Personennamen: Boleslav
Chrobry Otto Bischoffs_Adelbert Otto Boleslav
203
schafft hatte, niederlegte. In wenigen Jahren brachte er es dahin,
daß er einen Landfrieden verkünden konnte, nach dem ein jeder,
der sein oder der Seinen Feind sei, als der Feind aller betrachtet
und verfolgt werden sollte. Doch würde alles nur vorübergehend
gewesen sein, hätte nicht der Kaiser, der selbst ohne Sohn war,
nach so trefflichen Proben von Tatkraft und durch neue Dienst-
leistungen gewonnen, dem Burggrafen das Kurfürstentum erblich
überlassen. Für die Mark und die Zollern ist der wichtigste Tag
ihrer älteren Geschichte der 18. April 1417, wo Kaiser Siegmund
auf dem Markt von Konstanz den Burggrafen feierlich belehnte,
ihm die Fahne mit dem Wappen der Mark in die Hand gab und
seine Huldigung als Kurfürst empfing.
Dem Lande entsprang daher die Aussicht, sich wieder auf-
zunehmen und in Zukunft wieder einmal etwas zu bedeuten. Dem
Hause der Zollern ward ein Schauplatz der Tätigkeit und des Ruhmes
eröffnet, der ihrer Kräfte würdig war und diese selbst hervorrufen
mußte
Kurfürst Friedrich 1. und seine beiden Söhne Friedrich Ii. und
Albrecht, genannt Achilles, gemahnen an die sagenhaften Heroen
des Altertums, die, aus der Ferne in fremde Lande kommend, den
eingeborenen Stämmen Ordnung und Zucht bringen und dadurch
ihre Macht begründen.
Wie oft hat Friedrich I. noch das Schwert ziehen müssen, um
den Frieden zu behaupten, den er gestiftet! Er hielt für erlaubt,
zu diesem Zwecke die Glocken der Kirchen in Kanonen umgießen
zu lassen. Die Mannhaftigkeit seines Wesens schloß eine Be-
schäftigung mit der Literatur nicht aus. Man weiß, daß er Petrarca
kannte und liebte; seine deutschen Lesebücher hat er wert genug
gehalten, um ihrer in seinem Testamente zu gedenken, ln den
kirchlichen und rechtlichen Angelegenheiten bewies niemand mehr
Einsicht und Mäßigung als Friedrich I.; in seinem Hause zu Basel
ist den Hussiten der erste Friedensgruß geboten worden.
101. Der Grotze Kurfürst ein Vorbild.
Kaiser Wilhelm Ii.
Meiner treuen Stadt Bielefeld und Meinen Ravensbergern habe
Ich beschlossen zum Dank für ihre Aufnahme und zur Erinnerung an
die jahrhundertelangen Bande, die sie mit Meinem Hause verbinden, und
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Extrahierte Personennamen: Ottos Sludö
Extrahierte Ortsnamen: Ottos Efjriftentum Branbenburg Berlin
265
Haus, das er auf luftiger Höhe errichten wollte, oder bat um einen
meßkundigen Bruder, der ihm fernes Wasser in seinen Hof zu leiten
und einen Fluß mit steinerner Brücke zu überspannen wußte. Wer
vollends krank war, der neigte sich flehend vor dem Arzte des Klosters
und erhielt aus der Apotheke die Holzbüchse mit kräftiger Salbe und
den ruhmvollen Trank des heiligen Wigbert. Jeder Dürftige und Bettler
im Lande kannte das Haus; denn er war sicher, dort Hilfe gegen den
Hunger zu finden und gutherzige Spende an den nötigsten Kleidern.
— Aber die Mönche selbst, die sich dem Herrn zu demütiger Entsagung
und Buße geweiht hatten, wurden allmählich stolze Lehrer und Ge-
bieter in weltlichen Dingen und vermochten nicht mehr mit der alten
Klosterzucht Haus zu halten.
161. Die Kolonisation des deutschen Ostens.
Nach Hermann Stall.
1.
Zur Zeit der Völkerwanderung verließen unsere Vorfahren ihre
östlichen Wohnsitze und zogen nach Westen und Süden. In die verlassenen
Gebiete drangen Slawen ein. Schlesien, das ganze Land im Osten
der Saale und untern Elbe sowie das östliche Holstein wurden von
Slawen besetzt. Slawische Ortschaften reichten sogar nach Sachsen hinein,
nach Thüringen, Franken und Hessen, bis über den Main hinüber,
entweder weil in der Zeit der Völkerwanderung einmal eine slawische
Völkerwelle so weit hinübergeschlagen war, oder weil die fränkischen
Könige unterworfene Slawen aus leerem Boden angesiedelt hatten.
Aber später versuchten die Deutschen ihre alten Wohnsitze wieder-
zuerlangen. Seit Heinrich I. wollten die Kriege an der deutsch-slawischen
Grenze kein Ende nehmen, und Ströme von Blut wurden vergossen.
Nicht immer waren die Deutschen im Vorteil; schließlich aber wurden die
Slawen doch besiegt. In den zweihundert Jahren von Heinrich I. bis auf
Heinrich den Löwen gelang es den Deutschen, die Grenzen ihres Landes
bis über die Oder hin auszudehnen. Aber dieses Land wurde von den
Deutschen nicht bloß in die Reichsgrenzen eingeschlossen, es wurde auch
germanisiert (1150—1300), das heißt: deutsche Sprache und christlicher
Glaube, deutsches Recht und deutsche Sitte gelangten hier zur
unbestrittenen Herrschaft. Es war der größte Erfolg der Deutschen
während des ganzen Mittelalters.
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Extrahierte Personennamen: Wigbert Hermann_Stall Heinrich_I. Heinrich_I. Heinrich_I. Heinrich Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Holstein Sachsen Hessen Main