Vorgeschichte.
* 1. Die Pfahlbauer und die älteste Keltenzeit.
1. Vor der Einwanderung der Germanen wohnten die Kelten in unserm Land. Auch sie hatten darin bereits ein anderes Volk vorgefunden. Dieses Urvolk, vielleicht finnischen Stammes, nutzte ihnen dienen oder in die Berge weichen; in den Sagen von mißgestalteten Zwergen, die in der Nachtzeit wirken, scheint es noch heute da und dort fortzuleben.
2. Diese Menschen der Urzeit mögen ursprünglich (als „Tro-glodyten") in Höhlen gewohnt haben. Allmählich gingen sie, um den unabsehbaren Gefahren des Urwalds zu entgehen, zurrt Pfahlbau über: mit unsäglicher Mühsal errichteten sie in seichtem Gewässer Dörfer auf eingerammten Pfählen. Ihre Geräte und Waffen fertigten die Pfahlbauer aus roh behauenen Steinen, die sie schleifen und mit Wasser und Quarzkörnern zu glätten gelernt hatten. Das war die vorgeschichtliche Steinzeit.
3. Die Wohlhabenderen tauschten von phönizischen und etruskischen Händlern Bronze ein; dieses Metall verstanden sie bald selber zu gießen, wie die Eutzformen beweisen, die man in Gräbern und Pfahlbauten gefunden hat; ihre Schmiede bereiteten daraus lange, gespitzte Schwerter und Lanzen nebst allerhand Hausrat: Ärte, Hacken, Spinnwirtel, Kämme und Schmuck, Armringe z. V., die auf dünne Arme patzten, sowie Hals- und Ohrringe, Heft- und Haarnadeln. Funde von Schmucksachen aus Glas und Bernstein, von griechischen und römischen Münzen deuten auf uralte Handelsverbindungen mit Griechen, Phöniziern und Römern. Sogar Webereien aus Wolle und (Besätze, die ohne Töpferscheibe hergestellt, aber geschmackvoll verziert waren, hat man an verschiedenen Orten gefunden. Die stattlichen Reste dieser Pfahlbaudörfer hat man zuerst in dem wasserarmen Sommer 1853/4 im Züricher See, dann in allen Seen am Nordrande
Keller, Geschichte. Ausgabe L. Teiln. 1
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Das Frankenreich. Ii 7 3—9.
33
fort: nach dem Tode Theoberichs des Groszen unterwarfen sie das burgunbische wie das thüringische Reich, über die er schützenb seine Hand gehalten hatte; wie die Alamannen würden die Bayern ab-□ hängig, aber unter eigenen Herzögen. Üu
Über ganz Gallien und den Sübweften Deutfchlanbs behnte sich nunmehr die Frankenherrschaft aus. Sie zerfiel in zwei Teile; die Grenzlinie bilbete ungefähr die Wasserscheibe zwischen Maas und Seine.
Das östliche Austrien ober Austrasien bewahrte beutsche Sitte und Sprache; in dem sübwestlich gelegenen Neustrien aber eigneten sich Franken und Burgunber die Sprache der Römer an. * * 7. Das alte Gallien erlebte unter den Merowingern eine neue
Blüte: das Latein würde die Sprache der Gebilbeten und entwickelte sich im lebenbigen Gebrauch zum Französischen, wie in Italien und Spanien zum Italienischen, Spanischen, Portugiesischen: den Tochtersprachen des Lateinischen. In den prächtigen Stäbten mit ihren Palästen und Säulengängen, Theatern und Zirkussen, Bäbern und Anlagen gebieh der Handel, in Marseille, Lyon und Borbeaur, in Doornik. Mit dem Stäbteleben lernten die Franken den Steinbau kennen; erst nach Iahrhunberten bürgerte er sich rechts des Rheins, zuerst in dem von Franken befiebelten Maingebiet, ein, verrät aber seinen römischen Ursprung mit all seinen Bezeichnungen: zu den altgermanischen Ausbrücken. Zimmer, Wanb, Brett, Balken, Dach, Diele, Schwelle kommen Mauer, Pfeiler, Pforte; Turm, Söller; Pfahl und Pfeil; Keller, Speicher, Weiher, Kammer; Pflaster, Kalk, Mörtel; Estrich, Schinbel; Fenster, Ziegel.
8. Wie die neustrischen Franken haben alle „romanisierten“ Germanen die Verwaltung sowie Religion und Bilbungs-Anstalten von den Römern angenommen und weiter ausgebaut; aber ihre Kleibung und Bewaffnung, ihre Wohnung und ihren Haushalt, ihr Heerwesen mit Recht und Gericht haben sie beibehalten und weiter entwickelt; auch manche deutschen Ausbrücke, namentlich aus dem Kriegs-, Iagb-unb aus dem Rechtsleben, haben sich behauptet. „Iebe große Nation unseres Erbteils hat ein gutes Stück untergegangenen Deutschtums in sich aufgenommen."
9. Das altgermanische Rechtsverfahren vollzog sich burchweg unter sinnbilblichen Formen. Der Freie, der sich einem anberrt als Hörigen übergab, schmiegte seinen Kopf unter bessen Arm ober Gürtel und
Keller, Geschichte. Ausgabe L. Teilll. 3
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Vorgeschichte.
Die Pfahlbauer und die Kelten.
1. Die einwandernden Germanen hatten in unserm Lande die Reiten (Gallier) und diese bereits ein anderes Volk, vielleicht finnischen Stammes, vorgefunden. Dieses Urvolk mute ihnen dienen oder in die Berge weichen; in den Sagen von migestalteten, nchtlich wirkenden Zwergen scheint es noch heute da und dort fortzuleben.
Es wohnte in Hhlen; allmhlich errichtete es mit unsglicher Mhsal in seichtem Gewsser seine Drfer auf eingerammten Pfhlen. Diese Pfahl-bau er fertigten Gerte und Waffen aus roh behauenen Steinen, die sie dann schleifen und mit Wasser und Quarzkrnern zu gltten gelernt hatten (Steinzeit). Von phnizischen und etruskischen Hndlern tausch-ten die Wohlhabenderen Bronze ein; wie die in Grbern und Pfahlbauten gefundenen Euformen beweisen, verstanden sie dieses Metall spter selbst zu gieen, und ihre Schmiede bereiteten daraus lange, gespitzte Schwerter und Lanzen nebst allerhand Hausrat: rte, Hacken, Spinnwirtel, Kmme und Schmuck, Armringe z. B., die auf dnne Arme paten, sowie Hals- und Ohrringe, Heft- und Haarnadeln. Funde von Schmucksachen aus Glas und Bernstein, von griechischen und rmischen Mnzen deuten auf uralte Handels-Verbindungen mit Griechen, Phniziern und Rmern. Sogar Webereien aus Wolle und Gefe, die ohne Tpferscheibe hergestellt, aber geschmack-voll verziert waren, hat man in den Seen am Nordrande der Alpen gefunden. Dagegen gehren die Hhlen- und Grberfunde der Hall-sttter Periode, die nach der Hauptfundsttte am Hallsttter See (im Salzkammergut) benannt wird, bereits der Keltenzeit an.
Den langsam vorrckenden Kelten und Germanen mu nmlich frh-zeitig, gleichfalls von Sden her, die Bearbeitung des Eisens bekannt geworden sein: fhrt doch schon Donar einen Hammer und Handschuhe von Eisen. Aber es fand sich selten; noch zur Rmerzeit fhrten die Germanen vielfach nur Holzspeere mit feuergehrteter Spitze; noch lange hatten die eisernen Schwerter und Dolche Bronzegriffe. Diese Gegenstnde aus der beginnenden Eisenzeit werden nach dem wichtigsten Fundorte La Tne am Neuenburger See benannt werden. Pfahlbauer und Kelten haben auch schon mit Sternhmmern und Holzkeulen, dann mit Lanzen Jagd gemacht auf Renntier und Vielfra, auf Hirsch und Reh, sogar auf Wisent und
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Vorgeschichte.
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die Landschaft (Matten in der Frhzeit des Christentums noch den Kelten-namen fhrte. Sie verstanden sich schon trefflich auf die Bearbeitung des Metalls, des Leders und des Tons und auf Bau und Befestigung von Stdten; in den Druiden besaen sie einen mchtigen Priesterstand.
4. Ihnen folgten die Germanen. Ein zweirdriger Karren, der von Rindern gezogen wurde, trug die Familie; ihr folgten die Rinder-und Schafherden, deren Hirten mit feuergespitzter Lanze Raubtiere und Ruber abwehrten. Die Fahrt ging an Strmen hin, aus denen man die Tiere trnkte. Die Tagemrsche waren kurz, weil das Fttern und Melken viel Zeit erforderte; man verweilte auch wohl auf fetten Tristen, um fr den Winter Gras zu trocknen, auf fruchtbarem Land, um Aussaat und Ernte zu besorgen. Die Felle der geschlachteten Tiere schabten diese Wander-germanen mit Feuerstein und bereiteten daraus ihre Kleidung, auch Schluche und Riemen; mit den Sehnen bespannten sie ihre Bogen. So rckten sie in die endlosen Urwlder und Smpfe, die den Boden Mitteleuropas be-deckten. Um 300 v. Chr. waren sie zu beiden Seiten der Weichsel an-gelangt. Da trennten sich die Stmme: in die oft- und west-, diese in die nord- und die sdgermanische Wandersule. Von den Nordgermanen stammen die Skandinavier; die Sdgermanen zerfielen wieder in die nieder- und die oberdeutsche Gruppe. Jeder Stamm bildete seine Lebensformen und damit seine Sprache weiter aus, wobei sie ihre Erfindungen und deren Benennung gelegentlich miteinander austauschten: die Ausdrcke fr Hafer, Dreschen, Ochs und Fohlen, Lamm und Widder, Fuchs und Eichhorn, Reh und Renntier, auch fr den Hahn, der um 500 v. Chr. am Mittelmeer, bald nachher bei unfern Vorfahren erscheint, fr See und Flut, fr Klippe, Strand und Eiland; fr Steuer, Mast und Segel, Netz und Angel, fr Zinn, ferner eine stattliche Zahl von Bezeichnungen fr Kampf und Bewaffnung, Reiten und Kleidung (Hose, Schuh), Wrter fr Mehl und Braten; fr taub, stumm und blind; fr Harfe, malen ( zeichnen und schreiben) und Buchstaben; fr Zwerge und Elfen sie alle sind gemeinsames Sprachgut der Urgermanen gewesen.
Lange lebten die Germanen mit den Kelten gemischt, bis sie diese unterwarfen oder verdrngten; zu Csars Zeit waren einzelne Stmme schon aus das linke Rheinufer bergetreten.
I. Die Germanen.
1. Land und Leute.
1. Die ltesten Nachrichten der unsere Vorfahren stammen von den Rmern C. Julius Csar (in seinem Bericht der den Gallierkrieg) und Tacitus, der um das Jahr 100 n. Chr. Sitten und Treiben der Ger-
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Zur Erweiterung: Die Vlkerwanderung.
geworfen hatten, erlagen die Ostgoten den Bogenschtzen und den Ger-manenscharen des Narses.
Reste des hochbegabten Volkes sind in Tirol sitzen geblieben; Orts-namen wie Eossensa deuten auf ihre Siedelungen hin.
8. Alboin ersah den gnstigen Augenblick, wo Ostrom durch schwere Perserkriege in Anspruch genommen war, um Oberitalien zu gewinnen und dazu die wichtigsten Palandschaften in den Apennmen; dort entstanden unter seinen trefflichen Nachfolgern Agilulf und Rothari die lango-bardischen Herzogtmer Spoleto und Benevent.
5. Die niederdeutschen Völker.
1. Die Sachsen, seit langer Zeit auch an der britischen .Rste gefrchtete Gste, folgten gern, wenn auch zunchst in geringer Zahl, dem Hilferuf der Briten gegen die Pikten, die K:aledonier der Rmerzeit, und gegen die Skoten, die von Irland herber in das Land gekommen waren, das seither Schottland heit. Den schsischen Auswanderern kamen im sechsten Jahrhundert die Angeln nach, deren Name noch jetzt an einer Halbinsel Ostholsteins haftet; sie lieen sich weiter nrdlich nieder: die Namen Esser, Ssser, Messer, Middleser, Ostangeln machen die alten Reiche und ihre Lage noch heute kenntlich. Auch hier hat sich im Kriege das Knigtum entwickelt. Alle angelschsischen Reiche vereinigte König Egbert von Messer im Anfang des neunten Jahrhunderts zu einem Staate, und Alfred der Groe fhrte das Volk der Angelsachsen auf eine hohe Stufe der Gesittung. Ihr Beowulflied haben die Sachsen in die neue Heimat mitgebracht; die Erinnerung an die Kmpfe der Kelten gegen die nachdrngenden Angelsachen war noch lange lebendig und erfreute in den Sagen von König Artus (Artur) noch das sptere Mittelalter.
2. Von einer Vlkerwanderung kann man eigentlich nur bei den Ost-germanen sprechen: Goten, Vandalen, Langobarden, Burgunder sind, wie in der Vorzeit die Kimbern und Teutonen, als Gesamtvolk ausgezogen, um eine neue Heimat zu suchen. Das Sachsenvolk blieb im Lande. Von den Franken wanderte nur ein Stamm, die Salier, aus, die ihren Namen wohl von sal (p= Salz, Meer) haben. Sie hielten ihr altes Gebiet fest und eroberten Gallien dazu: ihr Reich allein hat dauernden Bestand gehabt.
Ihc langsames Vorschieben nach Gallien war durch Julian zum Stillstand gebracht worden. Dann war Chlodwigs Vater Childerich auf dem linken Rheinufer vorgedrungen, hatte Kln und Trier eingenommen. In seiner Hauptstadt Doornik (Tournag) hat man sein Grab entdeckt mit Streitart, Lanze und zwei Schwertern; unter den Schtzen fand sich ein Siegelring mit dem Brustbild eines Kriegers und der Inschrift Childerici regis.
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Extrahierte Personennamen: Esser Egbert_von_Messer Alfred Artur) Julian Chlodwigs_Vater_Childerich Chlodwigs Childerich
86 Zur Erweiterung: Die Vlkerwanderung. Christentum und Kaiserreich.
Herzgen. Chlodwigs ltester Sohn Theoderich ist der Hugdietrich der Sage.
Unter der Herrschaft der Merowinger erlebte das Land eine neue Blte: das Latein wurde die Sprache der Gebildeten und entwickelte sich im lebendigen Gebrauch als Vulgrlatein" zum Franzsischen, wie in Italien und Spanien zum Italienischen, Spanischen, Portugiesischen. In Ausonius, an den F. Dahns Bissula" anknpft, gewann Gallien noch einen namhaften lateinischen Dichter. In den prchtigen Stdten mit ihren Palsten und Sulengngen, Theatern und Zirkussen, Bdern und Anlagen gedieh der Handel: mit Korn in Marseille, mit Wein in Lyon und Bordeaux, mit Woll- und Leinenwaren in Doornik. Mit dem Stdteleben lernten die Franken den Steinbau kennen, der zwar erst nach Jahrhunderten rechts des Rheins, zuerst in dem von Franken besiedelten Maingebiet, sich einbrgerte, aber seinen rmischen Ursprung mit all seinen Bezeichnungen verrt: Mauer, Pfeiler, Pforte; Turm, Sller; Keller, Kche (samt Koch), Kammer; Pflaster, Kalk, Mrtel; Fenster, Ziegel.
(5.) Wie die neustrischen Franken haben alle romanisierten" Germanen Verwaltung und Finanzwesen, kirchliche und Bildungs-Anstalten von den Rmern angenommen und weiter ausgebaut; aber ihre Kleidung und Be-waffnung, ihre Wohnung und Haushalt, ihr Heerwesen mit Recht und Gericht haben sie beibehalten und weiter verpflanzt; auch haben manche deutschen Ausdrcke, namentlich aus dem Kriegs-, Jagd- und aus dem Rechtsleben, sich behauptet. Jede groe Nation unseres Erdteils hat ein gutes Stck untergegangenen Deutschtums in sich aufgenommen."
Das altgermanische Rechtsverfahren vollzog sich durchweg unter sinn-bildlichen Formen. Der Freie, der sich einem andern als Hrigen ber-gab, schmiegte seinen Kopf unter dessen Arm oder Grtel und wurde von ihm zum Zeichen seiner Gewalt am Haar gezupft. Der Sklave, der freigelassen werden sollte, hielt nach frnkischem Recht in der ausgestreckten rechten Hand ein Geldstck, das ihm der Herr wegschlug: so auch bei der Freilassung des Hirten Audifar in Scheffels Ekkehard". Beim alt-frnkischen Gterverkauf begaben sich Verkufer und Kufer mit sechs Zeugen und einer Anzahl Knaben auf das Grundstck. Den Knaben wurde durch Zupfen am Ohr oder eine Ohrfeige das Gedchtnis fr den Vorgang geschrft. Darauf bergab der Verkufer dem Kufer einen Handschuh, einen Baumzweig und ein Stck Rasen und fhrte ihn um das Grundstck herum; er verlie es, indem er dem neuen Eigentmer einen Halm zuwarf. Bei den Sachsen geschah die bergabe nicht mit Halm und Mund, sondern mit Finger und Zunge: Kufer und Verkufer faten einander mit gekrmmten Fingern an.
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Zur Erweiterung: Die Griechen.
Städte und hrte sofort auf, als die Gefahr vorber war. Zu einem gemeinsamen Angriff war die gewaltsame Einigung ntig, die König Philipp vollzog. Nur die kleinasiatischen Ionier hatten einen weiteren Blick: um ihre Freiheit drehten sich denn auch alle Kmpfe mit Persien bis auf Alexander. Aber der König verfolgte mit seinem Vorsto nicht lediglich das Ziel der Vergeltung: ihm stand die Durchdringung der ganzen Bevlkerung Asiens mit hellenischem Geist und die Aufrichtung eines griechisch-asiatischen Weltreiches als leuchtendes Ziel vor Augen.
7. Demosthenes' Ausgang.
1. Alexanders frher Tod vereitelte seine politischen Plne. Wohl suchte Perdikkas, der General der Garde, welchem der sterbende König seinen Siegelring bergeben hatte, die Einheit des Reiches aufrecht zu erhalten. Auf dem Zuge gegen Ptolemos, der sich in gypten festgesetzt hatte, fiel er durch Meuchelmord, und Anti-patros warf sich zum Reichsverweser auf.
3. Noch jahrzehntelang bekmpften sich Alexanders Nachfolger (Diabochen) in greuelvollem Kriege. Aber in den Diadochen-staaten, die allmhlich entstanden: in Makedonien, noch mehr in gypten und Syrien, blhte hellenische Sprache und Lebens-form auf. In den neuen Stdten Thessalonich, Alexandrien und Antiochien schufen die Antigoniden, Ptolemer und Seleukiden glanzvolle Frstenhfe. Das ganze stliche Becken des Mittelmeeres beherrschte der griechische Handel; er reichte bis in den Sudan und nach Indien. Athen mit seinen groen Erinnerungen und Alexandrien mit seiner unschtzbaren Bchersammlung, seinen Gewchshusern und Tiergrten wurden die Brennpunkte der Philosophie und Literatur, der Mathematik und Astronomie, der Natur- und Heilkunde. Auf Rhodos und an den Bisten Kleinasiens erlebte die Kunst eine schne Nachblte. Das Denkmal der Könige von Pergamon, der Gigantenfries am Zeusaltare, welchen der Deutsche Karl Humann entdeckt und ausgegraben hat, bildet heute einen kostbaren Schmuck der Sammlungen unserer Reichshauptstadt.
Das war die Zeit des Hellenismus, der dem Christentum die Wege gebahnt und uns die herrliche Sprache und Literatur der Hellenen erhalten und berliefert hat.
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Extrahierte Personennamen: Philipp Philipp Alexander Alexander Alexanders Alexanders Alexanders Alexanders Karl_Humann Karl
Iii. Das kaiserliche Rom.
7
staate, ein genaues „byzantinisches" Hofzeremoniell wurde eingeführt, und vor der geheiligten Majestät kroch der Untertan im Staube.
Infolge des stärkeren Andrängens der Germanen mußte im Jahre 395 das Weltreich dauernd in zwei Hälften auseinandergelegt werden. Ein einziger Herrscher war der Aufgabe, die Zersetzung des Riesenreiches aufzuhalten, nicht mehr gewachsen. Rom hörte damit auf, die Hauptstadt des Reiches zu sein. Das weströmische Reich fiel 476 den Germanen zum Opfer. Das oströmische Reich mit der Hauptstadt Byzanz (feit Konstantin, der es zur Residenz erhob, Konstantinopel genannt) bestand noch fast ein Jahrtausend. Erst 1453 wurde es die Beute der Türken.
Iii. Das kaiserliche Nom.
Das kaiserliche Rom, seit Jahrhunderten der Sammel- und Knotenpunkt von Einflüssen aller Völker und Himmelsstriche, vereinigte in sich alles, was die alte Welt des Ostens und Westens an Zivilisation wie an Fäulnis aufzuweisen hatte. Eng und winklig wie in Pompeji mochten auch die meisten Straßen der Kaiserstadt sein; das machte schon der südliche Sonnenbrand notwendig. Auch darf man nicht an schöne Straßen mit prächtigen Häuserreihen denken, da die Wohnhäuser des Altertums keine Stirnseite („Fassade") hatten, sondern der Straße abgekehrt lagen. Dagegen wogte das Leben auf den großen öffentlichen Plätzen, besonders auf dem Forum. Es war ursprünglich die Marktstätte, der Schauplatz politischer Versammlungen und der Prozeßverhandlungen. Indes dienten diesem Zwecke zur Kaiserzeit geschlossene Markt- und Gerichtshallen (Basiliken), und das Forum wurde ein prachtvoller, großstädtischer Schmuckplatz. Neben den Hallen erhoben sich Tempel, Triumphbogen und Ehrensäulen aller Art für verdiente Kaiser und Bürger. Seitdem die Religionen der besiegten Völker, besonders der östlichen, in Rom ihren Einzug gehalten hatten, mehrte sich auch die Anzahl der Tempel und Altäre. Da die Tempel keine Versammlungsstätten der Frommen, sondern, wie bei den Griechen, die Wohnungen der Götterbilder waren, so zeigten sie verhältnismäßig geringe Maße; der Gottesdienst fand vor den Tempeln an den im Freien liegenden Altären statt. So erfreuen uns die zahlreichen Heiligtümer mit ihren Giebeln und Säulenreihen nicht durch ihre Größe, sondern durch die Schönheit und Reinheit ihres Baustils. Auch die Theater entsprachen im wesentlichen dem griechischen Vorbilde. Beliebter noch als sie waren in Rom, wie überhaupt im Westen des Reiches, die in der Ebene liegenden Amphitheater (d. H. Doppeltheater) für Gladia-
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Extrahierte Personennamen: Konstantin H._Doppeltheater
Extrahierte Ortsnamen: Rom Byzanz Konstantinopel Rom Pompeji Rom Rom
10 Iv. Christentum und Kirche im römischen Reiche.
der kaiserlichen Eheprämien nahm die Zahl der Eheschließungen immer mehr ab. — So war im kaiserlichen Rom mit höchster Zivilisation tiefste Verderbnis verbunden.
Iv. Christentum und Kirche im römischen Reiche.
Bei den Völkern des Altertums war die Religion eine politische Angelegenheit; wer Bürger eines Staates war, mußte auch gegen dessen Götter die staatlich festgesetzten Pflichten erfüllen; wer die Staatsgötter antastete, wurde vom Gericht bestraft. So mußte Sokrates den Giftbecher leeren, weil er angeblich neue Götter einführen wollte. Zum Entgelt für den angeordneten Dienst waren die Götter die Helfer und Schützer des Vaterlandes.
Zn den letzten vorchristlichen Jahrhunderten aber fielen die Schranken, welche die einzelnen Rationen voneinander trennten. Das Reich Alexanders d. Gr. vereinigte Griechen und Barbaren; die griechische Kultur breitete sich über den ganzen Orient aus, nahm aber mancherlei von den Errungenschaften der alten Kulturvölker des Ostens, der Babylonier und Ägypter, in sich auf. So sind im Zeitalter des Hellenismus die Völker des Morgenlandes einander näher gekommen, und wie in dem Bereiche des Handels, so entwickelte sich auch auf geistigem und religiösem Gebiet ein lebhafter Austausch. Man nahm die fremden Götter bereitwillig auf und stellte sie neben die eigenen, denn man traute auch ihnen Macht zu und wollte sie nicht verletzen. „Allzu gottesfürchtig" nannte Paulus die Athener, als er sah, daß sie, um ja keinen der himmlischen zu vernachlässigen, sogar dem „unbekannten Gotte" einen Altar gebaut hatten.
Ein einheitliches religiöses Band aber für alle Glieder der einzelnen Reiche bildete die göttliche Verehrung des Herrschers, die schon von Alexander gefordert wurde, nachdem ihn die Priester des Zeus Ammon als „Sohn des Gottes" begrüßt hatten.
Noch bunter wurde diese Mischung, als Rom das ganze Mittelmeergebiet unter seiner Herrschaft vereinigt und die Bewohner der weiten neuerworbenen Länder in die Wirren der Bürgerkriege hineingezogen hatte. Da erschien die Herrschaft des Augustus als Erlösung aus den Schrecken der Revolutionen; als „Friedensbringer" und „Heiland" begrüßte man ihn. Er selbst erhob zwar noch keinen Anspruch auf göttliche Verehrung; dagegen wurde der verstorbene Cäsar unter die Zahl der Götter aufgenommen. Der Kultus des lebenden Herrschers drang erst mit der größeren Befestigung der Kaisermacht gegen Ende des ersten Jahrhunderts durch. Damit war ein neues Einheitsband für das weite Reich geschaffen, eine Staatsreligion, deren Übung Bürgerpflicht war.
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