zu essen. Aber das wollen wir aus später verschieben. Vielleicht
halten wir. dort unser Maifest, oder wir gehen mit unsren Eltern
am 3. Psiugsttag, dem „Wäldchestag," zu diesem Plätzchen. Heute
wählen wir den Weg nach Isenburg. Au den Schießständen
vorbei überschreiten wir die Eisenbahnbrücke. Durch eine Schneise
schlagen wir die Richtung nach der Oberschweinstiege ein. Links
und rechts hohe Bäume! Hier ist kein Park mehr, hier ist echter
Wald. Dort liegt eine schlanke Kieser/ der Sturm hat sie eutwurzelt.
Daneben unter Eichen und Buchen dürres Holz, aus dem Boden
i überall verwelktes Laub! Hier und da schauen grüne Gras-
spitzchen hervor. Es sieht gerade so aus, als ob sie sich durch das
j Laub hindurchgebohrt hätten! Wir heben eine Hand voll welker
Blätter auf, um zu seheu, wo die Würzelchen sind. Die Stelle,
wo das Hälmchen seine Wurzel hat, ist so feucht, als wäre das
Pflanzchen eben erst gegossen worden. Ja, jetzt verstehen wir,
warum sie hier so zeitig aus dem Boden schauen können. Das dürre
Laub hält die jungen Pslänzcheu warm und feucht und gibt ihnen
Nahrung. Und der eigentümliche Geruch, der aus dem Boden dringt,
moderig und doch nicht unangenehm!
5. Im Weitergehen will uns dieser Geruch uicht mehr ver-
lassen. Es ist, als ob er überall aus dem Boden strömte, als ob
I er durch deu ganzen Wald zöge! Wir atmen leicht und ties. Mau
spürt ordentlich, wie wohl das Atmen tut. Die Lust ist hier
viel frischer als in der Stadt. Kein Wunder, daß so viele Leute,
Kranke und Gesunde, den Wald zu allen Jahreszeiten aussuchen,
um sich zu erholen! Und wie klng, daß sich die Menschen sogar
Häuser in den Wald gebaut haben wie drüben bei Isenburg und
im Buchschlag! Ja, im Wolde möchte auch ich gern leben, nicht
nur zur schönen Sommerzeit, sondern das ganze Jahr hind.nrch!
6. Husch, husch! Was war das? Ei, sieh dort aus dem Stamme
der Tanne ein Eichhörnchen! Komm, wir lausen hin, vielleicht können
wir es fangen! Aber es ist schneller als wir. Drei, vier Bäume
laufen wir mit, da ist es auch schon verschwunden. Ob es noch andre
Tiere hier gibt, Hasen oder Rehe? Schwerlich an einem Platze, wo
so viele Menschen und Wagen kommen und gehen! Das Wild liebf
ruhige, abgelegene Plätze. Aber wenn wir weiter und tiefer in den
Wald gingen, könnte es uns schon glücken, Hasen, Rehe, Füchse,
sogar Hirsche zu sehen. Au manchen Stellen werden letztere von
j Förstern und Wildhütern gehegt und gepflegt. In früherer Zeit
162
Vorgeschichte.
* 1. Die Pfahlbauer und die älteste Keltenzeit.
1. Vor der Einwanderung der Germanen wohnten die Kelten in unserm Land. Auch sie hatten darin bereits ein anderes Volk vorgefunden. Dieses Urvolk, vielleicht finnischen Stammes, nutzte ihnen dienen oder in die Berge weichen; in den Sagen von mißgestalteten Zwergen, die in der Nachtzeit wirken, scheint es noch heute da und dort fortzuleben.
2. Diese Menschen der Urzeit mögen ursprünglich (als „Tro-glodyten") in Höhlen gewohnt haben. Allmählich gingen sie, um den unabsehbaren Gefahren des Urwalds zu entgehen, zurrt Pfahlbau über: mit unsäglicher Mühsal errichteten sie in seichtem Gewässer Dörfer auf eingerammten Pfählen. Ihre Geräte und Waffen fertigten die Pfahlbauer aus roh behauenen Steinen, die sie schleifen und mit Wasser und Quarzkörnern zu glätten gelernt hatten. Das war die vorgeschichtliche Steinzeit.
3. Die Wohlhabenderen tauschten von phönizischen und etruskischen Händlern Bronze ein; dieses Metall verstanden sie bald selber zu gießen, wie die Eutzformen beweisen, die man in Gräbern und Pfahlbauten gefunden hat; ihre Schmiede bereiteten daraus lange, gespitzte Schwerter und Lanzen nebst allerhand Hausrat: Ärte, Hacken, Spinnwirtel, Kämme und Schmuck, Armringe z. V., die auf dünne Arme patzten, sowie Hals- und Ohrringe, Heft- und Haarnadeln. Funde von Schmucksachen aus Glas und Bernstein, von griechischen und römischen Münzen deuten auf uralte Handelsverbindungen mit Griechen, Phöniziern und Römern. Sogar Webereien aus Wolle und (Besätze, die ohne Töpferscheibe hergestellt, aber geschmackvoll verziert waren, hat man an verschiedenen Orten gefunden. Die stattlichen Reste dieser Pfahlbaudörfer hat man zuerst in dem wasserarmen Sommer 1853/4 im Züricher See, dann in allen Seen am Nordrande
Keller, Geschichte. Ausgabe L. Teiln. 1
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Die Germanen. I 13—i.
7
wände waren mit farbigem Lehm bestrichen, die Stirnseite mit Geweihen und Pferdeköpfen geschmückt.
*Mit der Zeit erweiterten sich die Höfe zu Dörfern; diese wurden etwa nach dem gemeinsamen Vorfahr oder Gründer (mit der Endung mg, ingen, ungen) oder mit dem Dativ der Mehrzahl: Hofen, hausen, büren, beuem (— Bauer, Häuser) oder nach den Bächen und Bergen (Fritzlar: Ort eines Frido, Goslar: Ort an der Gose) benannt.
Der Einödhof faßte, wie es heute noch im Schwarzwald üblich ist, sein Gebiet mit einer Hofwehre von aufgeschichteten Steinen oder von Pfählen ein.d
In der Halle bewirtete der vornehme Hausherr Freunde und Fremde, die immer willkommen waren. Die gekauften oder im Krieg erbeuteten Knechte waren rechtlos, wurden aber weit menschlicher behandelt als die Sklaven in Griechenland und Rom. Herren- und Sklavenkinder wuchsen ohne Unterschied im Freien auf. Für Reinlichkeit und Abhärtung sorgten tägliche Flußbäder, auch im Winter; das Schwimmen wurde mit demselben Eifer geübt wie das Reiten.
6. Der freie Jüngling erhielt in feierlicher Versammlung aus der Hand seines Vaters, eines Verwandten oder Fürsten die Waffen: Schwert und Speer. Fortan nahm er teil an der Volksversammlung und dem Opferschmaus, an Fehden und Kriegszügen; er jagte zu Roß, mit Rüden und Falken den Wolf und den Scheich, den Luchs und den Biber; stolz brachte er die Bärenfelle heim und die Hörner des Urochsen, die dann, mit Gold beschlagen, bei den Trinkgelagen kreisten.
7. Des freien Germanen höchste Lust war der Krieg. Zunächst konnten nur die Reichen Schwert oder Speer mit Eisenspitze beschlagen : die Schmiedekunst ehrte man als das älteste Handwerk. Der Speer (Ger, Frame), war das Merkmal des freien Mannes; erst später kam die längere Lanze auf. Andere Trutzwaffen waren Bogen und Schleuder, Beil und Wurfaxt (aus Stein oder Erz), ferner die Keule, die aus Hartholz bestand, im Feuer gehärtet und mit Nägeln beschlagen war. Der Schild, aus Lindenholz, mit Flechtwerk überzogen und in einer Hülle von Tierfell getragen, hatte bei den verschiedenen Stämmen verschiedene Farben. Im Lederkvller, einzelne auch im geflochtenen Kettenhemd, meist aber nackt und barhäuptig oder mit einer Tierhaut, deren Kopf samt Hörnern als Helm dienen mußte, mit hölzernem Schild: so zog der Heerbann des Gaues oder Stammes aus, die Grenze zu verteidigen oder besseres Wohnland
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Extrahierte Personennamen: Frido Wolf
Extrahierte Ortsnamen: Hofen Fritzlar Goslar Schwarzwald Griechenland Rom
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Die Jndogermanen. Kelten und Germanen.
3
2. Für die verwandtschaftlichen Verhältnisse gab es schon genaue Bezeichnungen. Der Freier erkaufte die Braut um eine Anzahl Rühe; Begüterte nahmen mehrere Frauen. Der Mann verfügte über Leib und Leben seines Weibes; es folgte ihm in den Tod. Schwächliche Binder und gebrechliche Alte beseitigte man. Starb der Hausherr, so trat der älteste Sohn an seine Stelle; die Familie im weiteren Sinn (die Sippe) wie der Stamm fühlten sich noch als Einheit.
3. Alle verehrten die Naturkräfte, zuerst wohl den strahlenden Himmel, und dachten sie sich in menschlicher Gestalt: die Morgenröte als geschmückte Braut, die der Bräutigam, die Sonne, verfolgt, oder als junge Mutter, die den Sonnengott zur Welt bringt.
Aus diesen Vorstellungen haben sich dann die Göttersagen (Mythen) der indogermanischen Völkerschaften entwickelt, deren vielfach übereinstimmende Züge den gemeinsamen Ursprung verraten.
Der Priester, wohl auch der Hausvater, opferte Pflanzen, Tiere, auch Menschen; aus Donner, Blitz und Sturm suchte er den Willen der Gottheit zu erkennen. Auch der Glaube an ein Fortleben nach dem Tode herrschte allgemein: die Milchstraße sah man als der Verstorbenen Heerpfad an.
3. Kelten und Germanen.
1. Von diesem Urvolk haben sich zuerst die selten abgelöst. Nach Westen wandernd, ließen sie sich an der Donau, am Main und am Rhein, dann in dem nach ihnen benannten Gallien nieder. Infolge ihrer raschen Vermehrung wanderten starke Scharen aus: nach Britannien, über Pyrenäen und Alpen, weiterhin nach Griechenland und Aleinasien, wo die Landschaft Galatien bis in die Frühzeit des Christentums den Keltennamen bewahrt hat. Sie verstanden sich schon trefflich auf die Kunst, das Metall, das Leder und den Ton zu bearbeiten, Städte zu bauen und zu befestigen; in den Druiden besaßen sie einen mächtigen Priesterstand.
2. Ihnen rückten die Germanen nach. Ein zweirädriger Karren, der von Rinbern gezogen würde, trug die Familie; ihr folgten die Rinber- und Schafherben, bereu Hirten mit feuergespitzter Lanze Raubtiere und Räuber abwehrten. Die Fahrt ging an Strömen hin, aus benen man die Tiere tränkte. Die Tagemärsche waren kurz, weil das Füttern und Melken viel Zeit erforberte; man verweilte wohl auch auf fetten Triften, um für den Winter Gras zu trocknen, auf frucht-
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Extrahierte Personennamen: Binder
Extrahierte Ortsnamen: Donau Main Rhein Gallien Britannien Griechenland Galatien
4
Die Germanen.
barem Gelände, um die Aussaat zu besorgen und die Ernte zu bergen. Die Felle der geschlachteten Tiere schabten diese Wandergermanen mit Feuerstein und bereiteten daraus ihre Kleidung, auch Schläuche und Riemen; mit den Sehnen bespannten sie ihre Bogen.
3. So rückten sie in die endlosen Urwälder und Sümpfe, die den Boden unsres Vaterlandes bedeckten. Um 300 v. Chr. waren sie zu beiden Seiten der Weichsel angelangt. Da trennten sich die Stämme in die oft- und westgermanische, letztere in die nord- und die südgermanische Wandersäule. Von den Nordgermanen stammen die Skandinavier; die Südgermanen zerfielen wieder in die nieder- und die oberdeutsche Gruppe.
4. Jeder Stamm bildete seine Lebensformen und damit seine Sprache weiter aus, wobei sie ihre Erfindungen und deren Benennung gelegentlich miteinander austauschten: so sind die Ausdrücke für Hafer, für Dreschen, für Ochs und Fohlen, Lamm und Widder, Fuchs und Eichhorn, Neh und Renntier, auch für den Hahn, der um 500 v. Chr. am Mittelmeer und bald nachher bei unsern Vorfahren erscheint, für See und Flut, für Klippe, Strand und Eiland; für Steuer, Mast und Segel, Netz und Angel, für Zinn, ferner eine stattliche Zahl von Bezeichnungen für Kamps und Bewaffnung, Reiten und Kleidung (Hose, Schuh), Wörter für Mehl und Braten; für taub, stumm und blind; für Harfe, malen (= zeichnen und schreiben) und Buchstaben; für Zwerge und Elfen — gemeinsames Sprachgut der Urgermanen und der heutigen Deutschen geworden.
Lange lebten die Germanen mit den Kelten gemischt, bis es ihnen gelang, sie zu unterwerfen oder zu verdrängen; zu Cäsars Zeit waren einzelne germanische Stämme schon auf das linke Rheinufer über-□ getreten.□
I. Die Germanen.
1. Land und Leute.
1. Vor zwei Jahrtausenden war unser Vaterland kälter und feuchter als heutzutage. Den größten Teil bedeckten Moore und endlose Wälder voll uralter Eichen, Buchen, Tannen, Linden. Obgleich die Germanen schon Ackerbau trieben, hatten sie das Nomaden-leben noch nicht völlig aufgegeben. Die nördlichen Stämme, namentlich
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70
Zur Erweiterung: Urzeit und Vlkerwanderung.
Elch. Hirsch- und Renntiergeweihe oder ste muten bei dem Anbau von Hirse und Gerste den Pflug vertreten.
2. Reiten und Germanen gehren mit Persern und Indern, Griechen und Jtalikern der groen Vlkerfamilie der Jndogermanen an. Wie uns die vergleichende Sprachwissenschaft lehrt, kleidete sich dies Urvolk in Felle und Decken und in silzartige berwrfe aus Wolle. Zur Zeit, da die einzelnen Stmme sich absonderten, besaen die Jndogermanen schon das Handwerk des Schmiedes, verstanden Matten und Rrbe zu flechten, nach dem Vorbilde des von Tierfellen bedeckten Zeltes Htten aus Holz, Stroh und Reisig zu bauen, Einbaumkhne mit Ruder und Anker her-zustellen. Zu den Wanderungen bentzte man Rarren. Das Jahr teilte man in Sommer und Winter und berechnete die Zeit nach Mondumlufen. Vom Ackerbau waren erst die Anfnge bekannt; die Arbeit war den Weibern und Rindern, Greisen und Sklaven berlassen. Pferd, Rind, Schaf und Hund waren gezhmt, dem Rind legte man das Joch auf; man baute Weizen, Spelt und Gerste an sowie Flachs und Hanf,- man lie die Ee-treidekrner durch das Grovieh ausstampfen und verstand sie zu mahlen; ebenso kannte man das Brauen und Weben. Als Nahrung diente Fleisch, Milch (auch Kse und Sauermilch) und Gemse.
Fr die Verwandtschaftsgrade gab es schon genaue Bezeichnungen. Die Braut erkaufte der Freier um eine Anzahl Rhe; Begterte nahmen mehrere Frauen. Der Mann verfgte der Leib und Leben seines Weibes; es folgte ihm in den Tod. Schwchliche Rinder und gebrechliche Alte be-seitigte man. Starb der Hausherr, so trat der lteste Sohn an seine Stelle: Sippe und Stamm fhlten sich noch als Einheit.
Alle verehrten die Naturkrfte, vor allem den strahlenden Himmel, und dachten sie sich in menschlicher Gestalt: die Morgenrte als geschmckte Braut, die der Brutigam, die Sonne, verfolgt, oder als junge Mutter, die den Sonnengott zur Welt bringt.
Aus diesen Vorstellungen haben sich dann die Mythen der indo-germanischen Vlkerschaften entwickelt; ihre vielfach bereinstimmenden Zge verraten den gemeinsamen Ursprung.
Der Priester oder der Hausvater opferte Pflanzen, Tiere, auch Menschen; aus Donner, Blitz und Sturm suchte er den Willen der Gottheit zu erkennen. Auch der Glaube an ein Fortleben nach dem Tode herrschte allgemein: die Milchstrae betrachtete man als der Verstorbenen Heerpfad.
3. Von diesem Urvolk haben sich zuerst die Reiten abgelst. Nach Westen wandernd, lieen sie sich an der Donau, am Main und am Rhein, dann in dem nach ihnen benannten Gallien nieder. Infolge ihrer raschen Vermehrung wanderten starke Scharen aus: nach Britannien, der Pyrenen und Alpen, weiterhin nach Griechenland und Rleinasien, wo
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Extrahierte Personennamen: Elch
Extrahierte Ortsnamen: Donau Main Rhein Gallien Britannien Griechenland
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Zur Erweiterung: Urzeit und Vlkerwanderung.
matten in einem eigenen Buch (Germania") geschildert hat. Manche wertvolle Auskunft verdanken wir den Grbern der Alten, denen man neben den Waffen allerhand Gebrauchs- und Schmuckgegenstnde mitgab in die Todesruhe. Obgleich die Germanen schon Ackerbau trieben, hatten sie das Nomadenleben noch nicht vllig aufgegeben. Die nrdlichen Stmme, namentlich die Friesen und Sachsen, befuhren auch schon das Meer.
2. Die Germanen hatten noch keinen gemeinsamen Volksnamen, ja noch kein Gefhl der Zusammengehrigkeit; die einzelnen Stmme waren in Mundart, Tracht und Sitten vielfach verschieden. Die sddeutschen Stmme, die wohl alle Sueben waren, trugen die Haare der dem Wirbel in einen Schopf zusammengeknotet; die andern lieen sie frei herabhngen. Kmme und Scheren haben die Grber aufbewahrt.
3. Die Sippe wachte der Ordnung und Recht. Fr einen Mord, zu dem Jhzorn und Trunkenheit leicht verleiteten, bten die Verwandten Blutrache am Mrder oder einem seiner Angehrigen; doch begngte man sich frh mit einer Abfindung an Vieh, dem 2bergelt) (wer der Mann), das an die Sippe fiel; wer das Wergeld nicht zahlte, wurde in der Volksversammlung fr friedlos erklrt: er geno keinen Schutz, keinen Frieden"; in einfriedigen" ist der Begriff noch erhalten.
Die Huser hatten ursprnglich meist die Form eines Bienenkorbes oder eines Giebelbaus und wurden gern um einen Baumstamm herum angelegt. Die Wnde bestanden aus senkrecht nebeneinander eingerammten Pfhlen oder Stcken (Stockwerk") oder aus ineinander gewundenem Flechtwerk (Wand") ober aus einzelnen Pfhlen, die durch Flechtwerk und Lehm miteinander verbunden waren. Die Wohnung hatte nur einen Raum und nur eine ffnung; die Goten unterschieden eine Tr fr die Fe und eine fr die Augen (das Windauge", window, der Englnder).
Der Eindhof fate, wie es heute noch im Schwarzwald blich ist, sein Gebiet mit einer Hofwehre von aufgeschichteten Steinen oder von Pfhlen ein. Mit der Zeit erweiterten sich die Hfe zu Drfern, die etwa nach dem gemeinsamen Vorfahr oder Grnder (mit der Endung ing, ingen, ungen) ober mit dem Dativ der Mehrzahl: Hofen, hausen, bren ( Bauer, Huser) oder nach den Bchen und Bergen benannt wrben (Fritzlar: Ort eines Fribo, Goslar: Ort an der ose).
4. Da das Eisen noch selten war, besaen nur die Reichen Schwert ober Speer mit Eisenspitze; die Schmiebekunst ehrte man als das lteste Hanbwerk. Der Speer (Ger, Frame) war das Merkmal des freien Mannes; erst spter kam die lngere Lanze auf. Anbere Trutzwaffen waren Bogen und Schleuber, Beil und Wurfait (aus Stein ober Erz), ferner die Keule, die aus Hartholz bestand, im Feuer gehrtet und mit Ngeln beschlagen war. Der Schild, aus Lindenholz, mit Flechtwerk der
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Vorgeschichte.
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die Landschaft (Matten in der Frhzeit des Christentums noch den Kelten-namen fhrte. Sie verstanden sich schon trefflich auf die Bearbeitung des Metalls, des Leders und des Tons und auf Bau und Befestigung von Stdten; in den Druiden besaen sie einen mchtigen Priesterstand.
4. Ihnen folgten die Germanen. Ein zweirdriger Karren, der von Rindern gezogen wurde, trug die Familie; ihr folgten die Rinder-und Schafherden, deren Hirten mit feuergespitzter Lanze Raubtiere und Ruber abwehrten. Die Fahrt ging an Strmen hin, aus denen man die Tiere trnkte. Die Tagemrsche waren kurz, weil das Fttern und Melken viel Zeit erforderte; man verweilte auch wohl auf fetten Tristen, um fr den Winter Gras zu trocknen, auf fruchtbarem Land, um Aussaat und Ernte zu besorgen. Die Felle der geschlachteten Tiere schabten diese Wander-germanen mit Feuerstein und bereiteten daraus ihre Kleidung, auch Schluche und Riemen; mit den Sehnen bespannten sie ihre Bogen. So rckten sie in die endlosen Urwlder und Smpfe, die den Boden Mitteleuropas be-deckten. Um 300 v. Chr. waren sie zu beiden Seiten der Weichsel an-gelangt. Da trennten sich die Stmme: in die oft- und west-, diese in die nord- und die sdgermanische Wandersule. Von den Nordgermanen stammen die Skandinavier; die Sdgermanen zerfielen wieder in die nieder- und die oberdeutsche Gruppe. Jeder Stamm bildete seine Lebensformen und damit seine Sprache weiter aus, wobei sie ihre Erfindungen und deren Benennung gelegentlich miteinander austauschten: die Ausdrcke fr Hafer, Dreschen, Ochs und Fohlen, Lamm und Widder, Fuchs und Eichhorn, Reh und Renntier, auch fr den Hahn, der um 500 v. Chr. am Mittelmeer, bald nachher bei unfern Vorfahren erscheint, fr See und Flut, fr Klippe, Strand und Eiland; fr Steuer, Mast und Segel, Netz und Angel, fr Zinn, ferner eine stattliche Zahl von Bezeichnungen fr Kampf und Bewaffnung, Reiten und Kleidung (Hose, Schuh), Wrter fr Mehl und Braten; fr taub, stumm und blind; fr Harfe, malen ( zeichnen und schreiben) und Buchstaben; fr Zwerge und Elfen sie alle sind gemeinsames Sprachgut der Urgermanen gewesen.
Lange lebten die Germanen mit den Kelten gemischt, bis sie diese unterwarfen oder verdrngten; zu Csars Zeit waren einzelne Stmme schon aus das linke Rheinufer bergetreten.
I. Die Germanen.
1. Land und Leute.
1. Die ltesten Nachrichten der unsere Vorfahren stammen von den Rmern C. Julius Csar (in seinem Bericht der den Gallierkrieg) und Tacitus, der um das Jahr 100 n. Chr. Sitten und Treiben der Ger-
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Die Germanen.
Eiisars Denkwürdigkeiten über den „Gallischen Krieg" und Tacitus' „Annalen" sowie insbesondere seiner „Germania" entnehmen wir die ältesten Nachrichten über unsere Vorfahren. In dem „goldenen Büchlein" der „Germania" malt der Römer seinen verweichlichten und lasterhaften Landsleuten im Stile Rousseauscher Naturbegeisterung das Bild eines trotz einzelner Schattenseiten kerngesunden Naturvolkes. Ahnungsvoll sieht er in den „blonden Barbaren" die einstigen Zertrümmerer des Weltreiches. Sie waren es, die eine neue Zeit heraufführen sollten.
I. Germanische Art und Sitte.
Die ummauerten Städte der Römer kamen unsern Vorfahren wie Gefängnisse für Knechte vor. Sie wohnten auf bäuerlichen Lof-statten, die abgesondert für sich lagen, da sie der Germane nach Belieben anlegte, „wo gerade ein stiller Lain, eine frischsprudelnde Quelle oder ein fruchtbares Grundstück dazu einlud". Inmitten der gartenähnlichen Äofwehr (5)ofrette), die durch starke Planken umfriedigt war, stand die niedrige, oft buntbemalte, schilf- oder strohgedeckte Lütte, die gleich den seitwärts liegenden Gesinde- und Wirtschafte räumen aus rohen Baumstämmen vom Lausherrn selbst notdürftig gezimmert und aufs einfachste eingerichtet war.
Noch im ersten Jahrhundert n. Chr. war der Germane in erster Linie Jäger und Viehzüchter. Lerden bildeten seinen Laupt-besitz, und der Ackerbau stand noch auf der untersten Stufe. Die Flur gehörte der „Sippe"; jährlich wurde ein Teil durch das Los als Pflugland an die Flurgenossen verteilt; und mit der Ackerflur wanderten auch die leichtbeweglichen Lütten. Erst mit der zunehmenden Anzahl der Gewanne und mit dem Aufkommen des Privatbesitzes wurden auch die Niederlassungen fester und gestalteten sich zu stattlichen Lerrenhöfen.
Die gesamte wirtschaftliche Arbeit in Laus und Feld war den Frauen und Anfreien aufgebürdet. Aber trotz ihrer niedrigen sozialen Stellung, die auch der Brautkauf und die lebenslängliche Unmündigkeit bezeugen, war die Frau hochgeachtet. Der Germane kannte keine Vielweiberei, und heilig galt ihm die eheliche Treue.
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