Europa. 05'
Das europäische Gebirgsland nimmt einschließlich der insularen Gebirge
58 000 Üz Meilen, das Tiefland 122 000 ^Meilen ein; das Gebirgsland
macht also nicht ganz ^8, das Tiefland etwas über 2/3 des Erdteils aus.
8 32.
Aas Atpengeöiet im allgemeinen.
Der gewaltige Zug der Alpen beginnt unweit des Golfs von Genua
(20° ö. L.) und zieht zunächst, in seiner Hauptmasse vorherrschend gegen N.
gerichtet, 40 Meilen lang bis zu dem kleinen St. Bernhard; von hier in
der Richtung gegen Ono. 110 Meilen weiter bis zur Donau in der Nähe
von Wien (34° ö. L.). Die Breite der Alpen beträgt wenigstens 16 und
höchstens 35 Meilen; ihr Abfall ist gegen S. steil zu dem lombardischen
Tiefland gesenkt; gegen N. verlaufen sie dagegen mehr allmählich in ein
weites Gebiet von Vorbergen und Hochflächen. Sonach ist der Anblick der
Alpen von S. her (vom Dache des Mailänder Domes) weit großartiger,
als von N. her, wie sich denn auch gegen N. und O. weit längere Thäler
öffnen als gegen S. — Hervorragend ist das Alpengebirge dadurch, daß es
trotz seiner gewaltigen Erhebung allenthalben von tiefen, reich bewässerten und
fruchtbaren Thäleru durchzogen ist, welche wiederum durch zahlreiche Pässe
und vermittelst derselben durch Kunststraßen und Eisenbahnen in Verbindung
gesetzt werden konnten. Hätten die Alpen einen ähnlich einförmigen Kamm,
wie z. B. das Himalahagebirge, so würden sie eine starke Grenzmauer zwischen
den Völkern, ein gewaltiges Hinderniß in dem kulturfördernden Verkehr der
europäischen Menscheuwelt gebildet haben; so aber haben sie nicht einmal eine
gleich wichtige Völkerscheide gebildet, wie die weit niedrigeren Pyrenäen, viel-
mehr auf vielen Straßen seit ältester Zeit gerade den Weltverkehr vermittelt.
Reich sind namentlich die Alpen an Längsthälern, welche mit mäßiger Steigung
bis in das Innere des Hochgebirges hinaufführen.
Die Höhenverhältnisse der Alpen sind sehr verschieden; man unterscheidet
hiernach folgende Abstufungen:
1) Die Voralpen, von 700—1600 m Höhe, bis zur Grenze des Holz-
Wuchses aufwärts reichend. Da Wald die Menschen vor den Gefahren der Lawinen
und vernichtenden Ueberschwemmungen schützt, so reichen bis zu der Höhengrenze
der Voralpen im allgemeinen auch die menschlichen Ansiedelungen. Die Zone
der Voralpen zerfällt wieder in 3 Regionen, von denen die unterste Nußbäume,
Mais, Wein, ja (im S. der Alpen) echte Kastanien; die mittlere vorherrschend
Buchen, die gewöhnlichen europäischen Getreidearten und das gemeine Obst; die
oberste endlich Nadelholz (die Pinie und Arve) trägt. Saftige, blumige Triften
wechseln in dieser Zone mit Baumgruppen ab und klare, grüne Seen spiegeln
die Bilder der Bergnatur anmutsvoll wieder.
2) Die Mittelalpen, von 1600 — 2600 m reichend, lassen sich in zwei
Regionen teilen. Die unterste derselben charakterisiert sich durch das Vorkommen
der Zwergföhre (Pinns pnmilio) und der Alpenrose (Rhododendron ferru-
gineum und hirsutum), sowie durch gras- und kräuterreiche Matten, auf welchen
während des Sommers die Alpenherden weiden und der Senner sein Wesen treibt. —
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aus den Gräberfunden bereits kannte. Zu den Funden am Züricher
See gesellten sich bald andre im Boden-, Neuenburger-, Bieter- und Sem-
pachersee. Am Südrande der Alpen entdeckte man in lombardischen Seen
nicht unbedeutende Reste ähnlich angelegter, vorgeschichtlicher Wohnstätten.
Wann diese Seedörfer entstanden, wann sie untergegangen sind, darüber
fehlen alle schriftlichen Zeugnisse. Im allgemeinen darf man annehmen,
daß sie mit dem Eindringen römischer Kultur zerstört wurden und verfielen.
Später finden wir an den Alpenseen die vornehmsten Sammelplätze
der Bevölkerung und eines vielgestaltigen Lebens. Sie bilden die beweg-
lichen Straßen eines zahlreichen Personen- und wichtigen Handelsverkehrs
mit Barken und Nachen, Fracht- und Dampfschiffen, während gleichzeitig
die aus den Felsen gehauenen Knnststraßen oder Schienenwege ihren Ufern
folgen. Viele der größeren Städte der Schweiz spiegeln sich in den Fluten
der Alpenseen, wie Genf, Neuenbürg, Luzern, Zürich und Zug, und an
diese reihen sich überall, wo die Uferfelsen eine Niederlassung gestatten,
gewerbtätige Ortschaften.
Schließlich verdient noch eine doppelte Wohltat Erwähnung, welche
die Seen spenden. Wie nämlich die Gletscher die Vorratskammern der
Wafferschätze sind, so dienen am Rande des Gebirges die Seen als Sammel-
plätze und Läuterungsbecken der Alpengewässer. Wild tobend stürzt sich
der Alpeufluß trüb und schmutziggrau in den See; zwar in voller Jugend-
frische noch, aber in seiner Farbe geläutert und geklärt und zu geordnetem
und gemäßigtem Laufe gezügelt, setzt er seinen Lauf fort, Segen spendend
den umliegenden Gebieten. Sodann regeln die Alpenseen den Wasserstand.
Zuzeiten der Schneeschmelze würden die aus dem Gebirge niederstürzen-
den Ströme das fruchtbare Land weithin überschwemmen und verwüsten.
Da werden ihre großen Wassermassen von den Seen aufgenommen, um
später, gerade dann, wenn überall Dürre herrscht, die Landschaft ringsum
zu bewässern, zu erfrischen. Dies weise Geschenk der Natur wird jetzt
künstlich durch Staubecken und Talsperren nachgeahmt, wo die Seen
fehlen oder bereits zugeschwemmt sind.
24(6. Der Alpenjäger.
Friedrich von Schiller.
Sämtliche werke, Säkularausgabe. Stuttgart und Berlin. 1. Bd. S. 107.
1. „Willst du nicht das Lämmlein hüten?
Lämmlein ist so fromm und sanft,
nährt sich von des Grases Blüten,
spielend an des Baches Banst."
„Mutter, Mutter, laß mich gehen,
jagen nach des Berges Höhen!"
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_von_Schiller Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Neuenburger- Bieter- Genf Neuenbürg Luzern Stuttgart Berlin
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Das vorher leidenschaftlich unruhige Element ist zur anmutigsteu Ruhe
gelangt. So gewähren die Seen der aufgeregten Seele den Dienst der
Beruhigung.
Doch nicht immer sind die Seen so ruhig. Schon von einem leisen
Windhauch wird die Oberfläche des Wassers bewegt. Wenn nun gar
Stürme über sie hereinbrechen, als wäre es der wilde Jäger mit seinem
Gefolge, wenn die Wellen in zügellosen Sprüngen sich hoch auftürmen,
dann steigert sich die Bewegung bis zu einem erschreckenden Grade.
Man hat die Seen oft die Augen der Alpen genannt. Ihr lieb-
licher Eindruck wird erhöht durch die Reinheit, Klarheit und Durchsichtig-
keit sowie durch die herrliche Farbe ihres Wassers, das sich vom hellsten
Grün und zartesten Blau bis zum Tiefblau und dem edelsten Blaugrün
dem Auge darbietet. Höchstwahrscheinlich ist das Farbenspiel durch die
Gesteinsfarbe des Grundes bedingt und wird beeinflußt durch die Tiefe
des Seebeckeus, die Dichtigkeit und Wärme des Wassers, den Widerschein
des blauen Lichtes vom Himmel und die Farben der nächsten Umgebung.
Besonders wertvoll sind die Alpenseen für die anwohnende Bevölke-
rung. Die tiefgelegenen Seeufer sind meist vor rauhen Winden geschützt,
und daher blüht hier vorzugsweise eine herrliche Pflanzenwelt. Bayerns
beste Obstbänme gedeihen zum Teil an den Ufern der Seen. Die bessern
Weine der nördlichen Schweiz wachsen an ihren Seen. Am Bodensee
und Züricher See sind Weingärten in Fülle dicht zum Ufer hingedrängt,
während nicht weit davon wenig oder gar kein Wein gebaut wird.
Au deu Ufern der Alpenseen sproßt und grünt zuerst der Frühling,
und von ihnen aus beginnt er alljährlich weiter hinauf und hinein seinen
Triumphzug. Die erste Mandelblüte finden wir am Gardasee; auch der
Kirschbaum blüht zuerst an jenem See, und man ist dort bereits längst
von blühenden Bäumen, grünenden Kräutern und von der Farbenpracht
ausgeoehnter Blumenteppiche umgeben, wenn landeinwärts auf den Fluren
noch Ode und winterliches Aussehen dem Auge begegnet.
An den Seen nahm auch in uralten Tagen die Bevölkerung jener Ge-
birgsgegenden den Anfang. Überraschend sind die Winke und Aufschlüsse,
die hierüber seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts durch die Unter-
suchungen über die sogenannten Pfahlbauten gegeben worden sind.
Als infolge der Trockenheit des Winters 1853—54 und späterer
Dürre die Flüsse und Seen einen ganz ungewöhnlich niedrigen Wasser-
stand erreicht hatten, fand man bei Nachgrabungen an bloßgelegten
Stellen des Züricher Seebettes eine große Menge eingerammter
Pfähle. Zwischen ihnen lagerten schwarze Latten, vermischt mit aller-
lei Gerät aus Stein, Horn, Knochen und Ton, wie man dergleichen
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