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1. Geschichte der neuesten Zeit - S. 87

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Der Vereinigte Landtag. Die Lombardei. Schlesroig-Holstein. Iii 92103. 87 zwischen den Festungspaaren Peschiera und Mantua am Mincio, Legnano und Verona an der Etsch. Hier, im Festungsviereck", stockte der Vormarsch der Sardinier; in der Schlacht bei Custoza wurden sie geschlagen, und Radetzky zwang ihren König nach einem glnzenden Feldzug zu einem Waffenstillstand. Vier Erzherzge hatten mitgesochten, darunter Kaiser Ferdinands Neffe und Erbe, der achtzehnjhrige Franz Joseph, und Albrecht, der Sohn des Helden von Aspern. Der Kaiserstaat war aus schwerer Not gerettet: In Deinem Lager ist sterreich," rief sterreichs grter Dichter, Franz Erillp arzer, dem grten seiner damaligen Heer-fhret zu. An Radetzkys Erfolgen hing in der Tat das Schicksal der Habs-burgischen Monarchie. Denn auch die Ungarn hatten sich emprt, um ihre Unabhngigkeit zu erkmpfen. Ihre Unterwerfung gelang erst nach schwerem Ringen. 2. Im Norden aber wehrte sich ein wackrer deutscher Stamm um seine Rechte und seine Freiheit. Die Herzogtmer Schleswig und Holstein waren seit vier Jahr-Hunderten durch Personalunion mit Dnemark verbunden, aber unter der Bedingung, up ewig ungedeelt" zu bleiben. Nun war aber die weibliche Erbfolge, die in Dnemark galt, in Schleswig-Holstein nicht zulssig, und da das Knigshaus in seiner mnnlichen Linie dem Aussterben nahe war, suchten die Eiderdnen" wenigstens Schleswig bis an die Eider ihrem Reich einzuverleiben. Ein Thronwechsel in Kopenhagen legte einen bewaffneten Austrag nahe: die Elbherzogtmer setzten eine eigene provisorische Regierung ein und vertrieben die Dnen. In allen Gauen Deutschlands erscholl das Lied: Schleswig-Holstein meerumschlungen"; zahlreiche Streiter eilten dem Brudervolk zu Hilfe; die Preußen rckten ein. Schon winkte den deutschen Waffen der Sieg: dnische Kriegsschiffe flogen in die Luft oder wurden erbeutet. Da griffen die Gromchte ein. Zar Nikolaus I. nahm hier wie berall die Legitimitt" gegen die Anrechte der Völker in Schutz, und England besorgte, Deutschland mchte an den Ksten der Kimbrischen Halbinsel eine Flotte bauen. Um nicht mit mehreren Feinden, auch mit sterreich, in einen Krieg zu geraten, mute Preußen den Waffen-stillstand zu Malm eingehen und beide Herzogtmer zurckgeben. Darber entbrannte in Deutschland eine ungeheure Entrstung, am meisten in Frankfurt, wo sich eben damals die stolzesten Hoffnungen unsers Volkes zu verwirklichen schienen. 3. Die Fortschritte des deutschen Geistes in Kunst und Wissenschaft, die Bildung unierter Landeskirchen, die Hebung unsrer wirtschaftlichen Krfte und ihre Verbindung im Zollverein: das alles hatte lngst die Sehn-sucht auch nach politischer Einigung wachgerufen. Mit Schmerz und Scham

2. Geschichte der Neuzeit - S. 83

1912 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Der Bhmisch-pflzische Krieg. Wallenstein. Iii 1422. 83 Christian" zu Hilfe; er trat als der Ritter der Pfalzgrfin Elisabeth auf, deren Handschuh er am Hute trug.*) Die Heidelberger Bibliothek schenkte Maximilian dem Papste; fnfzig Frachtwagen brachten das Denkmal der besiegten Ketzerei" nach Rom. Das katholische Land Eraubnden ri sich von seinen Berner Herren los und unterwarf sich den Habsburgern, die damit die Alpenpsse von Mantua nach Deutschland in die Hand bekamen; die Graubndner Pro-testanten wurden ermordet oder vertrieben.**) Auch nach Norddeutschland drangen die Streitkrfte der Sieger vor. 2. Wallenstein und der Dnische ftrteg. 1. Die mchtige Stellung, die sterreich durch den Sieg am Weien Berg und seine Folgen gewonnen hatte, erweckte die eiferschtige Be-sorgnis des leitenden franzsischen Staatsmanns, des Kardinals Riche-lieu. Er untersttzte Dnemark; auch Graf Mansfeld warb und erhielt seine Sldner mit franzsischem sowie mit englischem Geld; denn auf den schlaffen Jakob 1. war sein tatkrftiger Sohn Karl I. gefolgt. Gegenber diesen Rstungen reichte das Heer Tillys nicht aus. Daher nahm der Kaiser das Anerbieten Wallensteins gern an. 2. Wallensteins Eltern hatten der Brdergemeinde angehrt, einem Nachwuchs der hussitischen Partei. Er selbst bezog die Nrnbergische Uni-versitt Altdorf, wre aber wegen leichtfertiger Streiche beinahe ausgewiesen (relegiert) worden. Darauf studierte er in Padua und Bologna, wo er sich die feinen Sitten der spanischen Gesellschaft aneignete, und focht dann unter Kaiser Matthias und Erzherzog Ferdinand gegen Trken und Venezianer. Zu dem groen mhrischen Grundbesitz, den seine erste Gemahlin ihm zugebracht, kaufte er um einen Spottpreis der sechzig Landgter, die in Bhmen eingezogen worden waren; der Kaiser erhob ihn zum Herzog von Friedland. Die Ungeheuern Einknfte seiner Besitzungen verwendete er nun zur Schaffung eines Heeres; die Verpflegung brdete er nach Mansfelds Vorbilde den Lndern auf, durch welche die Kriegsfurie" hinzog. Es war allgemeine Sitte, da die Fürsten Aufrichtung und Unterhalt der Regimenter, deren sie bedurften, dem Oberfeldherrn berlieen und dieser sie seinen Generalen und Obersten bertrug: die Kriegfhrung war ein groes Geldgeschft, das reichlich lohnte. So ward auch Wallenstein angewiesen, *) Von seiner Niederlage bei Hchst am Main geht die Erzhlung des Romans Simplicius Simplicissimus" aus. Vgl. Ric. Huchs Gedichte: Aus dem 30 j. Krieg". **) K. F. Meyers Jrg Jenatsch" spielt in diesen Zeiten. 6*

3. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 146

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
146 Ii. Luther und die Reformation. einer Zeit, wo in Spanien, Frankreich, England und Skandinavien geschloffene Staaten mit einheitlicher Zusammenfassung der nationalen Kräfte entstanden, das Auseinanderfallen des deutschen Volkes in zwei einander feindliche Konfessionen wesentlich gefördert; und wie das Reich, so zerfiel auch die neue Kirche in ein buntes Vielerlei von Staats- und Stadtkirchen. Auf die Entwicklung der Kirchenfrage ist neben dem Reichsregiment auch der Gang der äußeren Politik von tiefern Einfluß gewesen. Kriegs- und Äerrschaftspläne ließen Karl V., mit dem die zwei Jahrhunderte währende Feindschaft der Häuser Labsburg und Valois-Bourbon einsetzte, keine Zeit zur Ausführung des Wormser Edikts. Fast ein volles Jahrzehnt nahm ihn der Kampf gegen Franz I. von Frankreich in Anspruch. Karl V. hoffte zwar, mit dem Gegner-leicht fertig zu werden und die Rechte des Reiches in Italien und Burgund wiederherzustellen. Allein trotz seiner italienischen Siege konnte er weder von den Alpen noch von Burgund her in Frankreich eindringen, dessen festgeschlossene, unter einem starken Königtum zusammengefaßte Macht auch nach Franz' 1. vorübergehender Gefangennahme unangreifbar blieb. Dazu kam der politische Zusammenschluß Frankreichs mit dem Papste, dem die kaiserliche Machtstellung in Italien ein Dorn im Auge war; sie bedrohte den Kirchenstaat von Neapel und Mailand her, gleich der staufischen Politik des 13. Jahrhunderts. Die Bekämpfung des Kaisers, der doch die deutsche Reform-bewegung hätte ausrotten können, erschien somit dem Papste als die dringendere Aufgabe. Als jedoch Frankreich auf feine italienischen Ansprüche verzichtete und Kaisertum und Papsttum sich verständigten, um gemeinsam zur „Befreiung der Kirche von der pestbringenden Krankheit der Ketzerei" zu schreiten (1529), da hinderte die Türkengefahr an tatkräftigem Vorgehen. Bereits 1526 mußte König Ferdinand angesichts der Schlacht von Mohacz, die dem letzten ungarisch-böhmischen König Ludwig Ii. das Leben kostete und den Anfall feiner Lande an Äabsburg herbeiführte, das Wormser Edikt zurücknehmen und den Ständen in Sachen der Religion Freiheit zugestehen; eine Neuordnung, die angesichts des Zusammenschlusses von Kaiser und Papst und des Friedens mit Frankreich 1529 wieder aufs neue in Frage gestellt schien. 5>atte der Kaiser auf dem zweiten Speyerer Reichstage jede weitere Neuerung „bis zum künftigen Konzil" untersagen lassen, so belehrte ihn im gleichen Jahre die Belagerung Wiens durch die Türken, daß auf die protestier end e Minderheit des Reichstages aus politischen Gründen Rücksicht zu nehmen sei. Neunzehn der Reformation zugewandte Reichsstände, Kurfachfen und Äessen an der Spitze, darunter auch vierzehn süddeutsche Reichsstädte

4. Vom Zeitalter des Augustus bis zum Westfälischen Frieden - S. 122

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
122 I. Die Renaissance. jeher Amtssprache gewesen, und die Schätze althellenischer Dichtung und Philosophie wurden von den byzantinischen Bibliothekaren (Philologen) aus das sorgfältigste gehütet. Durch den erneuten Verkehr zwischen Morgen- und Abendland wurde nun die hellenische Bildung zum zweiten Male nach Italien verpflanzt; nicht nur die Diplomaten brachten Handschriften und andere Schätze mit in die Äeimat zurück, sondern es wanderten auch Tausende von Gelehrten vor den islamitischen Eroberern nach Italien aus und brachten griechische Schriften mit. Über Italien lagerte sich damals eine durch päpstliche Bullen noch genährte „Ruinensentimentalität". Der Apollo von Belvedere und die Laokoongruppe wurden aufgefunden, und das eifrige Suchen nach lateinischen Urkunden war bereits im vollen Gange. Dazu die griechischen Geistesschätze aus Ostrom! Welcher Fortschritt seit den Tagen Petrarcas, der, ein Zeitgenosse Karls Iv., zwar bereits eine &omerhandschrift besessen, aber die Sprache noch nicht verstanden hatte. Lateinische und griechische Kultur wurden im ersten Eifer als eine Einheit angesehen, und nun begann nicht bloß eine förmliche „Jagd nach echten Quellen" \ sondern es wurde auch das gesamte Bildungsleben Italiens und damit ganz Westeuropas von Grund aus geändert. Gleich den Spielleuten des Mittelalters und den Sophisten Athens zogen humanistische Lehrer von Ort zu Ort, scharten die vornehme Jugend um sich, erzwangen sich Zugang zu den Universitäten, deren theologisch-kirchliche Verfassung sie dem neuen Geist entsprechend umgestalteten, zu den zahlreichen großen und kleinen Monarchensitzen, z. B. Mailand, Ferrara, Mantua, Florenz, wo sie ein neues Fürstenbildungsideal im humanistischen Sinne schufen. Der gebildete Fürst ist nun nicht mehr der Ritter, sondern der Gönner der Wissenschaften, der „Mäzen" der Künste, wie etwa Kaiser Maximilian oder Alphons von Este (vgl. Goethes „Tasso"), Ariosts Gönner, der in Ferrara das prächtigste Schauspielhaus seiner Zeit errichtete und die Blüte des italienischen Theaters begründete. Die »höveschheit« weicht der Geistesbildung. Auch an den Sitzen der Kirchenfürsten fand der Humanismus Pflege, selbst im Vatikan. Bewußte Opposition gegen die Kirche war ihm ja fremd. An den zahlreichen geistlichen wie weltlichen Äöfen Italiens und Deutschlands, auch in Frankreich und England, entstanden in regem Sammeleifer die Anfänge der weltberühmten, reichen Bibliotheken, z. B. im Vatikan, in Mailand, Wien, Ofen, Paris, London. Auch Patriziergeschlechter 1 Vgl. C. F. Meyers Novelle: „Plautus im Nonnenkloster".

5. Geschichte der neueren Zeit - S. 10

1917 - Frankfurt am Main [u.a.] : Diesterweg
10 Die Reformationszeit. Sie verwarfen Kirche und Gottesdienst, die Kindertaufe und alle Gesetze und Gebräuche, die nicht in der Bibel vorgeschrieben seien. Das heiligste Buch war ihnen die Offenbarung Johannis. Bei eifrigem Bibellesen und der Predigt „erweckter" Brüder wollten sie freie, fromme Gemeinden bilden. Ein Bäcker aus Harlem, dann der Schneider Johann von Leyden waren ihre Führer. Sie vertrieben Katholiken und Protestanten aus der Stadt, zogen ihr Vermögen ein, verwüsteten Kirchen, verbrannten Bücher und alte Urkunden, führten Gütergemeinschaft und Vielweiberei ein. Nach sechzehnmonatiger Belagerung wurde das „Königreich Jerusalem" von dem Bischof von Münster mit Hilfe anderer Fürsten zerstört, □ seine Häupter martervoll hingerichtet.□ 4. Karls V. Kriege und die Augsburger Konfession. 1. Seitdem die Kriege mit England aufgehört hatten, suchten die Franzosen in Italien Fuß zu fassen. Ihr jugendlicher König Franz I. nahm Mailand und die Lombardei ein; in der Absicht, dieses deutsche Lehen zurückzuerobern, hatte Karl V. den Wormser Reichstag berufen. Ritter und Söldner aus den Ländern beider Monarchen zogen über die Alpen. Trotz Karls feindseliger Haltung gegen Luther eilten die deutschen Bauernsöhne unter seine Fahnen und zogen unter Georg von Frundsberg auf bisher unbegangenem Pfad über die Alpen: zwei Landsknechte gingen vor und hinter ihm, durch eine Lanze, die sie an beiden Enden hielten, den dicken Herrn vor dem Absturz bewahrend. Als Franz Pavia umschloß, stürmten die Kaiserlichen, Deutsche und Spanier, sein Lager. In zwei Morgenstunden war das stattliche Heer vernichtet, Franz gefangen. „Alles ist verloren, nur die Ehre nicht," schrieb er seiner Mutter. 2. Als der junge König von Ungarn und Böhmen in einer großen Türkenschlacht siel, gewann sein Schwager, Karls V. Bruder Ferdinand, Böhmen und einen Teil Ungarns: mit Spanien, den Niederlanden, Mailand und Unteritalien, der deutschen Kaiserkrone und den amerikanischen Ländern, die eben jetzt erobert wurden, besaßen die Habsburger ein Reich, darin die Sonne nicht unterging. * O Diese ungeheure Ausdehnung der habsburgischen Macht verwickelte Deutschland in die großen Welthändel und machte es zum Schauplatz jahrhundertelanger Völkerkämpfe; Frankreich wurde der

6. Vom Regierungsantritt Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 102

1914 - Frankfurt a. M. : Diesterweg
102 Ii. Luther und die Reformation. einer Zeit, wo in Spanien, Frankreich, England und Skandinavien geschlossene Staaten mit einheitlicher Zusammenfassung der nationalen Kräfte entstanden, das Auseinanderfallen des deutschen Volkes in zwei einander feindliche Konfessionen wesentlich gefördert; und wie das 9xetch, so zerfiel auch die neue Kirche in ein buntes Vielerlei von Staats- und Stadtkirchen. Auf die Entwicklung der Kirchenfrage ist neben dem Reichsregiment auch der Gang der äußeren Politik von tiefem Einfluß gewesen. Kriegs- und Äerrschaftspläne ließen Karl V., mit dem die zwei Jahrhunderte währende Feindschaft der Säufer Labsburg und Valois-Bourbon einsetzte, keine Zeit zur Ausführung des Wormser Edikts. Fast ein volles Jahrzehnt nahm ihn der Kamps gegen Franz l. von Frankreich in Anspruch. Karl V. hoffte zwar, mit dem Gegner leicht fertig zu werden und die Rechte des Reiches in Italien und Burgund wiederherzustellen. Allein trotz seiner italienischen Siege konnte er weder von den Alpen noch von Burgund her in Frankreich eindringen, dessen festgefchlossene, unter einem starken Königtum zusammengefaßte Macht auch nach Franz' 1. vorübergehender Gefangennahme unangreifbar blieb. Dazu kam der politische Zusammenschluß Frankreichs mit dem Papste, dem die kaiserliche Machtstellung in Italien ein Dorn im Auge war; sie bedrohte den Kirchenstaat von Neapel und Mailand her, gleich der staufischen Politik des 13. Jahrhunderts. Die Bekämpfung des Kaisers, der doch die deutsche Reformbewegung hätte ausrotten können, erschien somit dem Papste als die dringendere Aufgabe. Als jedoch Frankreich auf seine italienischen Ansprüche verzichtete und Kaisertum und Papsttum sich verständigten, um gemeinsam zur „Befreiung der Kirche von der pestbringenden Krankheit der Ketzerei" zu schreiten (1529), da hinderte die Türkengefahr an tatkräftigem Vorgehen. Bereits 1526 mußte König Ferdinand angesichts der Schlacht von Mohaez, die dem letzten ungarisch-böhmischen König Ludwig Ii. das Leben kostete und den Anfall seiner Lande an Labsburg herbeiführte, das Wormser Edikt zurücknehmen und den Ständen in Sachen der Religion Freiheit zugestehen; eine Neuordnung, die angesichts des Zusammenschlusses von Kaiser und Papst und des Friedens mit Frankreich 1529 wieder aufs neue in Frage gestellt schien. Latte der Kaiser auf dem zweiten Speyerer Reichstage jede weitere Neuerung „bis zum künftigen Konzil" untersagen lassen, so belehrte ihn im gleichen Jahre die Belagerung Wiens durch die Türken, daß auf die protestierende Minderheit des Reichstages aus politischen Gründen Rücksicht zu nehmen sei. Neunzehn der Reformation zugewandte Reichsstände, Kursachsen und Lessen an der Spitze, darunter auch vierzehn süddeutsche Reichsstädte

7. Bd. 3 - S. 212

1824 - Frankfurt a. M. Leipzig : Hinrichs
212 Siebenter Zeitraum. zu Carlowitz, verlor aber Morea im Frieden zu Passarowitz (1718) wieder, nachdem es die Türken (1714) heimlich überfallen und erobert hatten. Seit dieser Zeit zog sich Venedig, außer einigen Streitigkeiten mit dem Papste über dessen kirchliche Rechte innerhalb des Gebietes der Republik, auf sich selbst zurück, mit dem Gefühle des Unvermögens, an dem groß- ßen Gange der Welthandel bedeutenden Antheil nehmen zu können. Schon laugst zeigte die schüchterne Politik dieses Staates nach außen und der inquisitorische Druck im In- nern, daß er sich überlebt habe, als er im Laufe des französischen Revolutionskrieges zusammenstürzte, und selbst auf dem Wiener Cougresse nicht wieder hergestellt ward. 493. Genua. Korsika. Venedigs mächtiger Nebenbuhler im Mittelalter, Ge- nua, stand seit 1464 unter den Herzogen von Mailand, siel zugleich mit Mailand in Frankreichs Hände unter Ludwig 12/ befreite sich daraus, ward aber von Franz 1 von neuem unterjocht, und blieb in diesem Verhältnisse der Abhängigkeit gegen Frankreich, bis cs durch eine still ver- anlaßte und glücklich ausgeführte Revolution von dem An- dreas Doria (1.528) zur politischen Selbstständigkeit ge- bracht ward. Andreas Doria hatte in Franz des ersten Marine als Admiral gedient, fand sich aber von demselben beleidigt, und trat in dem zweiten Kriege, welchen Karl 5 mit Franzi führte, (1528) mit dem Kaiser in nähere Unterhandlungen, dem alles daran lag, seinem Gegner den Hafen und Handel von Genua, und dadurch einen bedeu- tenden Einstuß auf die italienischen Staatsangelegenheiten zu entziehen. Das durch Doria befreite Genua erhielt von ihm eine aristokratische Regierungsverfassung. Ein auf zwei Jahre gewählter Doge stand an der Spitze derselben; die höchste gesetzgebende Gewalt ruhte auf der Gesammtheit

8. Bd. 3 - S. 215

1824 - Frankfurt a. M. Leipzig : Hinrichs
Italien. 2tó bent unterstützt ward. Mit Hülfe der Franzosen erhielten die Genueser den Besitz der Insel zurück. Als aber die Em- pörung, unter Pa oli's Leitung (1760 ff.), von neuem aufwogte und den Genuesern zu schwer zu bekämpfen fiel; da verkauften sie die Insel (1768) für 40 Millionen Livres an Frankreich. Doch der Gewinn war nicht bedeutend, den Frankreich aus dieser neuen Erwerbung zog. 494. Lucca. St. M a r i n o. Ragn fa. Maltha. Minder wichtig für den größeru Gang der Weltbegeben- heiten blieben die italienischen. Repub li kette n Lucca, S t. Mar in o und Rag u sa. Lucca war, nach dem Tode der berühmten Markgra- sin Mathilde, frei geworden, und behauptete, wie mehrere bedeutende italienische Städte, seine republikanische Form wahrend des Mittelalters. Darauf ernannte der teutsche Kaiser Ludwig der Bayer (1327) den Casiruccio Castracani zum Herzoge; doch erlosch diese Würde mit seinem Tode. Nun erkaufte der Genuese Spinola die Herrschaft über die Stadt, gab sie aber an Kaiser Heinrich 7 bei dessen An- kunft in Italien, tmd Heinrich verkaufte sie an daö par- tn esani sche Haus Rossi. Dann folgte der Veronese Sca- li ger, der sie an Florenz verkaufte. —- Unter Kaiser Karl 4 (1370) erhielt die Stadt ihre Freiheit wieder, die sie auch bis in die Zeiten der französischen Revolution, unter der Regierung und Verwaltung eines Golfaloniere und eines Staatsrathes, behauptete. Die mitten im Kirchenstaate gelegene kleine Republik St. Marino, die nur dreiviertel Meilen Gebiet hat uno unter päpstlichem Schutze steht, erhielt ihr Daseyn durch Einsiedlerwohnungen, die auf einem Berge im Herzogthume Urbino angelegt wurden, und sich endlich zu einer Stadt erweiterten. Durch Geschenke und Wallfahrten war sie im fünfzehnten Jahrhunderte in ihrem höchsten Flore. Sie hat eine aristokratische Verfassung, und wird von einem Raths- collegium regiert, das aus 40 Personen besieht. —

9. Bd. 3 - S. 13

1824 - Frankfurt a. M. Leipzig : Hinrichs
Einleitung. 13 Besitzungen auf dem festen Lande von Italien an Frank- reich, und ward, im wörtlichen Sinne, ein Jnsularkönig, bis ihn der Wiener Congreß nicht nur in Piemont, Sa- voyen, Nizza, und in den mailandischen Landschaften her- stellte, sondern auch sein Gebiet durch die Einverleibung des Freistaates Genua in denselben bedeutend vergrößerte und erweiterte. Denn dieser im Mittelalter mit Venedig wett- eifernde Freistaat ward in unsern Tagen, so wenig wie die- ser, wieder hergestellt, und Venedig bildete nun, nach mannigfaltigen wechselnden Schicksalen, einen Bestandtheil des an Oestreich gekommenen lombardisch -venetianisehen Kö- nigreiches. — Eben so ward der Freistaat d e r N i e d e r- lande, der erst in der zweiten Halste des sechszehnten Jahrhunderts entstanden und eine Zeitlang zu großem politi- schen Gewichte gelangt war, am Anfange des neunzehnten Jahrhunderts in ein Königreich Holland umgebildet, dann Frankreich selbst einverleibt, und in Folge der neuesten Ordnung der Dinge, in Verbindung mit dem vormals östreichischen Belgien, für das Haus Oranien in ein Königreich der Niederlande umgewandelt. Nur die Schweiz rettete, aus den Stürmen der Zeit, ihre republikanische Staatsform, und neben ihr führen noch St. Marino, Cracau, die sieben jonischen Inseln und die vier freien Städte Teutschlands in unsern Zeiten den Namen Freistaaten in der Mitte des europäischen Staatensystems. — Dieses europäische Staatensystem bildete sich aber im Laufe der drei Jahrhunderte in seinem südwestlichen Theile durch die Wechselwirkung und Verbindung der ein- zelnen Reiche und Staaten mit einander früher aus, als in seinem nordöstlichen Theile; denn erst mit Gustav Adolphs Erscheinen auf teutschem Boden (1620) kam der Norden in eine bleibende politische Verbindung mit dem Süden und Westen, obgleich nach Karls 12 Tode (1718) Schwedens Principal im europäischen Norden völlig erlosch, und auf das durch Peter l neugestaltete Rußland über- ging. Für die Anwendung und Ausbildung politischer Theo- rieen im wirklichen Staatsleben, und für den Einfluß des

10. Bd. 2 - S. 331

1824 - Frankfurt a. M. Leipzig : Hinrichs
Italien. 33 i Weg nach Ostindien um das (1486) entdeckte Vorgebirge der guten Hoffnung, weil seit dieser Zeit Lissabon der große Stapelplatz der ostindischen Waaren ward. 380. Genu a. Genua war schon durch seine Lage am Meere, wie Venedig, zum Handel bestimmt. Seine Macht verstärkte sich, wie die Kraft aller italischen Städte, während der langen Unruhen im Mittelalter; doch erst im Jahre 1238 erklärte es sich für frei. Länger als zweihundert Jahre (1070 —1290) kämpfte es mit Pisa um die Herrschaft auf dem westlichen Mittelmeere, und um den Besitz von Eorsika und Sardinien. Auch auf dem festen Lande dehnte es seine Besitzungen, selbst über einige Theile des südlichen Frankreichs aus. Noch war der Kampf mit Pisa nicht beendigt, als cs den mit Venedig begann und (bis 1382) unter abwechselndem Glücke fortsetzte. Die Kreuzzüge begünstigten eben so den genuesischen wie den venetianischen Handel. Durch den Antheil an der Wiederherstellung der Komnenischen Herrschaft in Konstanti- nopel (1261) verschafften sich die Genueser freie Schiffahrt und den Alleinhandel auf dem schwarzen Meere, so wie völlige Iollfreiheit in den byzantinischen Häfen. Kaffa am schwarzen Meere und mehrere Inseln des Mittelmeeres gehörten damals den Genuesern. — Im Innern des Frei- staates aber wogte der Kampf auf zwischen der aristokrati- schen und demokratischen Parthei, angeregt durch die fort- dauernden Fehden der Guelphen und Gibellinen. An der Spitze der ersten standen die Familien Fieschi und Gri- maldi; an der Spitze der letzten die Familien Doria und Spinola. Die Errichtung der lebenslänglichen Do- genwürde (1339) und des hohen Rathes konnte den in- nern Unruhen nicht steuern; selbst die von den Genuesern gesuchte fremde Oberhoheit des Johann Viskonti (1353 —1361) und des Königs Karl von Fran kreich (1396)
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