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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. 2 - S. 92

1913 - Grünstadt : Riedel
92 Erst in neuerer Zeit, unter dem Einflüsse der medizinische!: Wissenschaft einerseits und der Einführung einer Reihe neuer Genuß- mittel andrerseits, ist der Gebrauch der Gewürze auf ein vernünftiges Maß zurückgeführt worden. Damit ist die Möglichkeit wiedergekehrt ihrem natürlichen Zwecke gerecht zu werden, der darin besteht die Speisen schmackhafter, genießbarer und leichter verdaulich zu machen. Unsere gebräuchlichsten ausländischen Gewürze sind Pfeffer, Gewürznelken, Muskatnuß, Zimmet und Vanille. Der P f e f f e r st r a u ch hat seine Heimat in Vorderindien, auf Borneo, Java und Sumatra. Von hier wurde er später nach den westindischen Antillen und nach Cayenne in Südamerika verpflanzt. Der Blütenstand ist eine Traube, ähnlich dem der Jo- hannisbeeren und hat oft 30 bis 50 Blütchen. Unreif getrocknet, ergeben die Beerenfrüchte den schwarzen, ausgereift und vom Fruchtfleische befreit, liefern die darin enthaltenen hartschaliqen Samen den weißen Pfeffer. Die Gewürznelken liefert einer der schönsten Bäume des Pflanzenreichs, dessen Ausbreitungsgebiet die Molukken sind. Die traubenförmigen Blüten haben rosa gefärbte Blütenblätter und einen dunkelroten, fleischigen Kelch. Die unentfalteten Blütenkelche mit ihren geschlossenen Kronen werden getrocknet und geben dann die Gewürznelken, im Volksmund „Nägelchen" genannt wohl wegen der Ähnlichkeit derselben mit einem kleinen Nagel. Ebenfalls ein Kind der Molukken ist der Muskatbaum. Man hat ihn indes auch auf den Antillen heimisch gemacht. Der nahezu 16 m hohe Baum liefert eine walnußgroße Beerenfrucht, die als Samenkern die wohlriechende Muskatnuß enthält. Der Zimmet bäum hat auf der Insel Ceylon seine Heimat. Er erreicht eine Höhe von 10 bis 11 m. Doch wird er in der Jugend so beschnitten, daß er strauchartig mehrere 3 bis 4 m hohe Stämmchen alljährlich austreibt. Diese werden im Mai und Juni abgeschnitten. Die innere, braunrote Rinde gibt, getrocknet, die wohl- riechenden Zimmetrollen. Ein amerikanisches Gewächs ist die Vanille. Als Schling- pflanze windet sie sich an den Riesenstämmen des tropischen Ur- waldes Süd- und Mittelamerikas, besonders auch Mexikos, empor. Ihr Früchte sind schotenartige, etwa handlange Kapseln von feinem gewürzhaften Geschmack. Zu wohlriechendem Gewürz gemahlen, finden sie in Bäckereien, Konditoreien re. vielfach Verwendung. Auch wird die Vanille meist der Schokolade beigesetzt.

2. 2 - S. 70

1913 - Grünstadt : Riedel
70 - organischen (pflanzlichen und tierischen) Ursprungs sind. Inder Vermischung mit Sand und Eisenoxyd finden wir den Tonboden in großer Ausdehnung als roten „Lehm", der sich in der Ebene als „L ö ß" von hellbrauner, leichterer und kalkhaltigerer Beschaffenheit zeigt. Hiezu gesellt sich in der Zone des Weinbaugebietes, nament- lich der Unterhaardt, aber auch in der Nähe sonstiger Kalkablage- rungen, der „Mergel", ein Gemisch von Ton und Kalk. Die Bodenbenutzung im heimischen Ackerbau. Theorie und Jahrhunderte alte Praxis haben dem Landwirt bestimmte Richtpunkte gegeben für die Nutzbarmachung der ihm zur Verfügung stehenden Böden Beim Anbau unserer Nutzpflanzen ergab sich nämlich ein Unterschied im Gebrauchswerte der einzelnen Bodenarten, d. h. in ihrer Befähigung diesem oder jenem Gewächs- möglichst günstige Entwicklungsbedingungen zu schaffen So betrachtet man als Weizenboden Lehm oder humusreichen Ton, als G e r- sten- und Kartoffelboden sandigen, humosen Lehm. Während Hafer in schweren Ton- und Lehmböden vorzüglich gedeiht, geben Sand und sandiger Lehm einen sehr ertragsreichen Kornboden. Kalk, Mergel und Tonschiefer ermöglichen in hervorragender Weise den Weinbau, die beiden ersteren auch die aussichtsreichste An- pflanzung des Steinobstes, während Kernobst kalk- und humus- reichen Lehm oder Ton vorzieht. Die Ursache dieses verschiedenen Gebrauchswertes der einzelnen Bodenarren finden wir in deren verschiedenartiger Beschaffenheit, in ihren besonderen physikalischen und chemischen Eigenschaften. So enthält z. B. der Tonboden neben 50 bis 70 o/0 Ton noch eine Reihe chemischer Verbindungen, die von hervorragender Bedeutung für die Pflanzennahrung sind: Kalk-, Kali- und Natron- salze, Ammoniak- und Eisenverbindungen. Das Vorhandensein von Tonboden in einer Gegend läßt daher meist günstige Schlüsse auf deren Fruchtbarkeit zu, aber nur, wenn der Ton mit anderen Böden ein günstiges Mischungsverhältnis eingegangen ist. Denn reiner Ton hat auch eine Reihe sehr ungünstiger Eigenschaften. Er nimmt die Wärme und das Wasser sehr langsam an und gibt letzteres auch nur sehr ungern wieder ab. Infolge seiner Schwerdurchlässigkeit für das Wasser bleibt der Ton im Frühjahre lang naß und kalt. Trocknet er rasch ab, so klebt er zu einer harten Masse zusammen, die leicht rissig wird und sich nur schwer bearbeiten läßt. In seinen Mischungen „Lehm", „Löß", „Mergel" treten seine ungünstigen Eigenschaften gegenüber seinen hohen Vorzügen fast völlig zurück, weshalb dieselben von außerordentlicher Frucht- barkeit sind.

3. 2 - S. 72

1913 - Grünstadt : Riedel
72 dem Kartoffel- und Futterbau Raum zu gewähren. So wehen im Sommer die gelben Wogen des Kornes über die Sand- und Ton- böden des Westrichs wie über den Löß der Vorderpfalz, es reifen die nährenden Knollen da wie dort und überall duften in gleicher Weise die rötlichen Blüten des Klees. Allerdings bedingen die kli- matischen Verhältnisse mancherlei Unterschiede. Nur die sonnigen Hänge der Haardt reifen die köstlichen Produkte unter den Pfälzer Weinen. Am Glan, an der Alsenz, an der Blies verlangt der Weinstock schon die geschützesten Lagen um Aussicht auf Ertrag zu gewähren. Der Hafer bevorzugt Gegenden mit reicheren Nieder- schlägen, weshalb er in dem regenreichen Südwesten der Pfalz vor- züglich fortkommt, während die inbezug auf Feuchtigkeit wenig an- spruchsvolle Gerste im niederschlagsarmen Nordosten (Frankenthal, Kirchheimbolanden) einen weit größeren Teil der landwirtschaftlich benützten Fläche einnimmt als in der übrigen Pfalz. (S. I. Jahrg.) Der Unterschied in der mittleren Jahrestemperatur zwischen dem Westen und Osten der Pfalz beträgt zwar nur einen Grad (9 bezw. 10"). Doch ermöglicht dieser Unterschied in der Vorderpfalz noch den Anbau von Tabak und Hopfen, ebenso Mandeln und Aprikosen, während Kernobst in allen Teilen der Pfalz ein gutes Gedeihen findet. Vom Bau der Pflanzen. 1. Die Zellen. Es ist etwas Wunderbares um das Walten der Natur! Ko- chende glutflüssige Massen wandelten sich in totes starres Gestein. Zermürbt und zerrieben, zerfiel der leblose Fels und bildete den Ackerboden, auf dem unser Fuß dahinschreitet zur Arbeit und zur Erholung. Und er ist nicht tot, dieser Boden. Tausend Kräfte sind in ihm rege, auflösend, zersetzend und wieder neu gestaltend. Bald kleidet er sich in die farbenbunte Hülle, die seinem Antlitz die belebende Anmut verleiht, die mannigfach gewebte Pflanzendecke vom rau- schenden Eichwald bis zu den goldgrünen Moospolstern herab. Noch wunderbarer erscheint uns aber, wenn wir sehen, wie diese unend- liche Pflanzenhülle, die sich um die Glieder des Erdballs gelegt hat, aus den kleinsten und zartesten Anfängen sich bildet, handele es sich nun um den sturmtrotzenden Körper der Eiche oder um das ver- krüppelte Stengelchen einer armen Flechte. Das Mikroskop erst gab uns Einblick in den wunderbaren Bau der Pflanzen und ließ uns die Bausteine erkennen, die ihren Leib zusammensetzen. Ungemeine feine und zarte Gebilde sind es von runder, länglicher oder eckiger Form; wir heißen sie „Zellen", weil sie nach Gestalt und Lagerung vielfach Aehnlichkeit mit den gleichnamigen Gebilden der Bienenwaben aufweisen.

4. 2 - S. 98

1913 - Grünstadt : Riedel
Der Kakao. Als die Spanier im Jahre 1519 Mexiko eroberten, fanden sie zu ihrem nicht geringen Erstaunen, daß auch die „neue Welt" ihr Nationalgetränk besaß, rot von Aussehen wie die Hautfarbe seiner Trinker. Sie bereiteten den Trank aus einer Art braunroter Bohnen, den Kakaobohnen, die zugleich als Münzen den bescheidenen Handels- verkehr der indianischen Eingeborenen vermittelten. Manchmal mischte man der Flüssigkeit Honig bei, häufig auch Gewürze, namentlich mexikanischen Pfeffer. Dem spanischen Geschmack wollte die „rote Brühe" zunächst nicht munden. Erst nachdem mit dem Gebrauche des Zuckers die Herbe des Getränkes der schokoladeartigen Süßigkeit gewichen war, hielten es die Herren Kastilianer doch für wünschenswert ihren Lands- leuten in der Heimat den Gebrauch des Kakaos zu empfehlen und die Herstellung und Nutzbarmachung der nunmehr erfundenen Scho- kolade als vorteilhaft für den heimischen Handel dringend anzu- raten. Dies geschah um das Jahr 1620. Es begann damit die Kakaoausfuhr nach Spanien, wo bald eine blühende Schokoladefa- brikation sich entwickelte, die sich rasch vervollkommnete und ver- seinerte, namentlich hinsichtlich der Beimischung von Gewürzen. Aber die Italiener waren bereits zuvorgekommen. Der Florentiner Antonio Carletti, der sich längere Zeit in Westindien aufgehalten, hatte den Wert der Kakaobohnen rascher erkannt als die spanischen Machthaber. Schon 1606 führte er sie in Italien ein, wo deren Gebrauch zu dem bekannten Getränke sich namentlich in vornehmen Kreisen einbürgerte, vor allem aber die Schokoladefabri- kation mächtig aufblühte. Nach Frankreich kamen der Kakao und die daraus erzielten Produkte von Spanien aus. Anna von Oesterreich, die Gemahlin Ludwig Xiii., soll den französischen Hof zum ersten Male mit dem westindischen Fremdling bekannt gemacht haben. Die spanischen Mönche beschenkten damit ihre gallischen Kollegen und unter Ludwig Xiv. wurde dem Genuß von Kakao und Schokolade in den höheren Ständen ziemlich allgemein gehuldigt. Zur Zeit des spanischen Erb- folgekrieges führten des Sonnenkönigs Offiziere schon Schokolade mit sich, die in französischen Fabriken aus Kakao westindischer Kolo- nien Frankreichs hergestellt worden war. In England finden wir die mexikanischen Bohnen und ihr Produkt um das Jahr 1657. Ihre Einführung in Deutschland ist dem begeisterten Lobredner des Tees, dem Leibarzt des großen Kurfürsten, Bontekoe, zu verdanken, der ihrer Vorzüglichkeit nebst dem Tee das beste Zeugnis ausstellte. Seitdem hat der Kakao seinen Einzug in allen Kulturländern gehalten, doch ist er gleich dem Tee mehr ein Genußmittel für die bevorzugten Stände geblieben, während

5. 2 - S. 75

1913 - Grünstadt : Riedel
75 Wurzelhaaren, die in dichtem Geschlinge den Grund durchziehen und fast unlöslich mit ihm verkleben. Hierin erkennen wir die Ursache des auffallend festen Wurzelns der Pflanze im Boden. Die Wurzelhaare sind auch die eigentlichen Aufnahmeorgane der Nähr- stoffe aus ihrer Umgebung. Den meisten Waldbäumen, z. B. der Buche und Kiefer, fehlen diese Wurzelhärchen. Sie haben dafür Ersatz gesunden in gewissen Pilzen, die in dichtem Geflechte und mit weit ausgespannten Fäden ihre Wurzelenden umspinnen und dem Boden das Wasser mit den darin aufgelösten Nährstoffen entziehen. Sie führen die aufgenom- menen Säfte hierauf den dicht von ihnen umschlungenen Wurzelenden der Bäume zu, bilden also deren Nährmütter von der Wiege bis zum Grabe. Manche Pflanzen, wie Korn, Kartoffeln u. a. leiten die Nieder- schläge infolge der schrägen Stellung ihrer Blätter am Stengel herab in den Boden. Dieser besitzt daher in nächster Nähe des Gewächses seine größte Feuchtigkeit, weshalb sich auch hier die Wurzeln aus- breiten. Diese Pflanzen bilden darum Wurzelbüschel, die ihre Nahrung nur in den oberen Bodenschichten suchen. Andere dagegen gehen in die Tiefe, weil sie mehr Wasser und Nahrung brauchen. (Rübe, Klee.) Hier stehen kurze Saughaare an starken Pfahlwurzeln, die das, was ihnen die Oberfläche an Nährstoffen versagt, aus den unteren Schichten des Ackerbodens holen. Die Obstbäume, deren Blätter schräg nach außen gerichtet sind, führen das Regenwasser wie die Dachziegel nach außen. Hier finden wir eine weite Wurzelkrone, deren Haarnetz unmittelbar unter der Traufe, also außerhalb des Laubdaches, sich ausbreitet. „Hier hat der Obstzüchter den Boden offen zu halten, hier hat er die Bäume zu düngen und mit Wasser zu versorgen. Das Verbindungsglied zwischen Wurzeln und Blättern bildet der Stengel. Manche Pflanzengattungen haben denselben unter der Erde und sind darum ausdauernd. Die unterirdischen Stengel machen sich durch die an ihnen sitzenden Knospen oder Augen kennt- lich. Wurzelstöcke, Zwiebeln und Knollen zählen hierher. Ist der oberirdische Stengel holzig, dann ist er ausdauernd und heißt Stamm. Bei weicher und saftiger Beschaffenheit wird er „K r a u t st e n g e l" oder kurzweg „Stenge l" genannt. Inn- wendig hohl und durch Knoten gegliedert, wird er zum H a l m. In den Gefäßzellen des Stempelteiles wandern die Nahrungs- und Pflanzensäfte, wie bereits hervorgehoben, auf und ab, ähnlich wie in einem großen Schöpflverk die Eimer auf- und niedersteigen. Das größte Interesse unter allen Stengelarten beansprucht wohl der Stamm, nicht allein durch seine Stärke und Dauerhaf- tigkeit, sondern durch seinen Bau. Der innerste Teil des Stammes ist das „Mark." Um dasselbe, ringförmig gelagert (Jahresringe), liegt der Holzkörper und zwar zunächst das „K e r n h o l z", aus ab-

6. 2 - S. 100

1913 - Grünstadt : Riedel
100 — Gewerbliche Verarbeitung von Pflanzenstoffen. Mehr und mehr läßt unsere moderne Zeit das alte Bibelwort sich bewahrheiten, daß „der Mensch Herr sei über die Erde." Zu tausend Diensten haben die Erdbewohner die Tierwelt herangezogen. In nicht minder mannigfaltiger Weise verstand es menschlicher Scharfsinn auch das Pflanzenreich sich nutzbar zu machen. Welch eine Fülle der Verwendungsmöglichkeiten tut sich uns hier auf von der Wurzel bis zum Blatt, der Blüte und der Frucht! Die Pflanze „muß den Menschen heilen, wenn er krank ist, ihn nähren und tränken, muß Gifte und Alkoholgetränke spenden, ihn kleiden und als Werkzeug seiner Gedanken dienen." Die eine deckt mit ihren Blättern und Brettern sein Dach, die andere liefert ihm Taue und Segel, Bindfaden und Zwirne. Von der dritten erhält er Klötze, Bretter, Balken, Maste und Stangen für seine Brücken, Häuser und Schiffe, wie auch das Material für die behagliche Ein- richtung seiner Wohnung. Wieder andere geben Gummi, Kautschuck, Pech, Teer, Opium oder bieten dem Maler die köstlichen Farben, aus denen seine Kunst ihre heitere Wunderwelt erstehen läßt. Eine Menge von Gewerben hat sich auf die Nutzbarkeit der verschiedensten Pflanzenarten und Pflanzenteile gegründet. Am mannigfachsten ist wohl die Verwendungsmöglichkeit des Holzes. Welche ausgedehnte Benützung erfährt es doch als Bau- stoff! Da trägt es als starkes Gebälk Decken und Dach des Hauses und spannt sich dort als feste Brück eüber den Strom. Auf seinen Wellen gleitet es als Nachen ebenso leicht wie das Riesen- gebäude des Ozeandampfers über schaukelnde Meereswogen. Tausend Gestalten nimmt das Werkholz unter den ge- schickten Händen des Schreiners, des Drechslers an. Alle die ver- schiedenen Eß-, Putz- und Ziertische mit ihren kunstvoll gedrehten Füßen, der Schreibtisch des Gelehrten wie die kunstlose Holzpritsche des Schneiders, die prunkvolle Bettstatt des Reichen wie die einfache Kinderwiege, die Dutzende von Stuhl-, Sessel-, Bank- und Schrank- formen, Kisten und Kasten bestehen ganz oder doch zum größten Teile aus Holz. Die tausenderlei Sachen und Sächelchen, womit das Christkind zu Weihnachten die liebe Kinderwelt bedenkt, ent- stammen ebenfalls zumeist irgend einem Holzhofe. Und was wird heute nicht alles in und aus Holz geschnitten und geschnitzt vom feinsinnigen Bildwerk des Künstlers an, vom zierlichen Stock- und Schirmgriff bis zum unförmigen Kochlöffel herab l Die Fabrikation unserer Musikinstrumente ist an das Vor- handensein der verschiedensten Holzarten gebunden. „Die meisten Instrumente sind äußerlich mit Mahagonifurnieren überzogen, die aus Mittelamerika stammen. Das Holz zu den Resonanzböden ist auf den Hochgebirgen unseres Vaterlandes gewachsen. Es ist aus-

7. 2 - S. 79

1913 - Grünstadt : Riedel
79 ralsubstanzen hinzu, das aus den Wurzeln auf die bereits bekannte Weise heraufbefördert wird. Kohlenstoff und Wasser vereinigen sich nun zu verschiedenen neuen Bildungen, den sogenannten „Kohlen- hydraten" (Kohlenwasserverbindungen), deren wichtigste unter dem Namen „Stärke" bekannt ist und die aus winzigen, glänzend weißen Körnchen besteht. Ihre Geschwister, also gleichfalls Kohlenhydrate, sind „Zucker" und „Zellstoff." Die „Stärke" wird nun verschiedenen Zwecken dienstbar gemacht. Bei der Bildung der Zellwände ist sie beteiligt, desgleichen bei der Entstehung des Zellinhaltes, des Protoglasmas. Wie diese Bildung aber vor sich geht, ist ein von der Wissenschaft noch nicht völlig geklärtes Rätsel. Das Protoplasma setzt sich in der Hauptsache aus Eiweißstoffen zusammen, die aber wieder Stickstoff, Schwefel und Phosphor enthalten, Substanzen, die sämtlich nur aus dem Boden aufgenommen werden. Es wird daher vermutet, daß die Eiweiß- körper auch in anderen Zellen, sogar schon in den Wurzeln entstehen und hier ihren Zusatz an Stärke bekommen könnten. Man muß sich eben mit der wunderbaren Tatsache abfinden, daß verschiedene Pflanzen und verschiedene Teile der- selben P fl a n z e aus demselben Nahrungsmittel außerordentlich verschiedene Stoffe bereiten können. „Die Blüten, Blätter und Samen einiger Gewächse liefern flüchtige Oele, deren Duft uns ergötzt; die Samen anderer geben fette Oele, welche wir als Speise- und Schmieröle benutzen. Aus den Wurzeln, Knollen und Stengeln einer ganzen Anzahl von Kräutern ziehen wir tödliche Gifte, die wieder als Heilmittel von großem Werte sind. Die Rinde des Chinabaumes gibt uns das Fieber besänftigende Chinin und aus dem Safte der Mohnkapsel gewinnen wir das schmerzstillende Opium." Neben dem süßen Zucker (Traubenzucker) unserer Trauben und herrlichen Obstarten finden sich nicht minder angenehme und wertvolle Pflanzensäuren (Apfel-, Wein-, Zitronensäure). Die Farbenpracht der Blüte wie den grünen Blätterschmuck bewirken Farbstoffe, die nur in geringen Mengen in den Zellgeweben verbreitet sind. So werden dieselben Baustoffe innerhalb der Pflanze in der verschiedensten Weise ver- wendet. Nicht uninteressant ist es einen Blick zu werfen auf die Art und Weise, wie so ein Bildungsstoff seinen Weg durch den Pflanzen- körper wandert. Die Stärkekörner, die sich unter dem Einflüsse des Sonnenlichtes den Tag über bilden, können nicht alle an ihrem Entstehungsorte bleiben. Sie müssen den nachfolgenden Neubildungen Platz machen. Nun besitzt aber die Stärke die Eigenschaft unlöslich zu sein und durch die Zellwände hindurch finden die Körner trotz ihrer Winzigkeit keinen Weg. Aber sie sind kleine Verwandlungs- künstler. Sie. werden zu flüssigem Zuckersaft (Traubenzucker), der mit Leichtigkeit die Zellhaut zu durchdringen vermag. „Diese Um-

8. 2 - S. 80

1913 - Grünstadt : Riedel
80 Wandlung und Wanderung der Stärke geht in der Nacht vor sich, während die Assimilation ruht." Von Zelle zu Zelle nimmt der Strom des Zuckersaftes seinen Weg, das Blatt hindurch, in Zweige und Stengel und an alle Orte, wo er entweder sofort zur Ernährung verbraucht oder zur späteren Verwendung aufgespeichert wird. In letzterem Falle wandelt sich die Zuckerflüssigkeit wieder in Stärke um, denn nur zur Wanderung ist dieselbe notwendig. Zur Lagerung „wäre der Zucker von Nachteil, weil er leicht in Gärung übergeht." Beim Baume bilden . daher Knospen, Zweige, Stamm und Wurzeln förmliche Magazine, die mit Kräftevorräten für das kommende Frühjahr voll- gepfropft sind. 5. Abhängigkeit der Pflanzen vom Boden. Nicht umsonst senkt die Pflanze ihre Wurzeln in die Tiefe des Bodens. Hier sucht sie den festen Halt, die Widerstandskraft gegen die feindlichen Gewalten der Witterung. Dem mütterlichen Schoße der Erde entströmen die Quellen und Quellchen organischer und an- organischer Nährstoffe. Wie sehr das Gedeihen des Pflanzenlebens » von dem Fleckchen Erde abhängt, dem es entkeimt, lehrt ein Blick auf die wirtschaftlichen Reichtümer der verschiedenen Gegenden unseres Heimatlandes, wie dies bereits verschiedentlich geschah. Es ist ein gewaltiger Unterschied, ob die nahrungsuchenden Würzelchen in lockeren, humusreichen Löß oder in steinigen Gebirgsgrund, in warmen Sand oder in schweren, naßkalten Ton, sich senken müssen. Und nicht allein die eigentliche Ackerkrume, der „O b e r g r u n d", ist hier von entscheidender Bedeutung, auch der darunter hinziehende „Untergrund" wirkt auf Gedeihen oder Mißwachs bestimmend ein, je nachdem er das Wasser leicht oder schwer durchläßt oder aber die Feuchtigkeit in einem der Fruchtbarkeit des Ackerbodens zuträg- lichem Maße zurückhält. So bilden schwere Tone, Letten, Fels- böden verschlechternde Faktoren des Obergrundes, weil sie, die Nässe zurückhaltend, erkältend wirken oder aber der Bearbeitung schwere Hindernisse entgegensetzen. Reiner Kalk und Sand wirken zwar erwärmend, doch lassen sie die Bodenfeuchtigkeit zu rasch durch, was die Ackerkrume zu jäh austrocknet. Mischungen von Kalk oder Sand geben jedoch zumeist vorzügliche Unterlagen, die sowohl Wärme wie Bodenfeuchtigkeit in jenem goldenen Mittelmaß aufzu- weisen haben, wie dies für das Gedeihen der landwirtschaftlichen Nutzpflanzen unbedingtes Erfordernis ist. Durch Drainierungen, Rodungen, Bodenmischungen sucht der Landwirt die Mängel seiner Felder in Ober- und Untergrund zu korrigieren. Aber auch unter normalen Verhältnissen erfordert die Behand- lung des Ackerbodens die größte Aufmerksamkeit und Sorgfalt von- seiten des Landmannes. Der Anbau der verschiedenen Ackerfrüchte

9. 2 - S. 105

1913 - Grünstadt : Riedel
105 Verwendung, aber auch Getreide, Obst, Wein 2c. werden zur Her- stellung feinerer Sorten benützt. Die Verwendung des Spiritus zu Heiz- und Leuchtzwecken hat in den letzten Jahren eine bedeutende Steigerung erfahren. Die Nahrungsmittelindustrie erzeugt Konserven, Gelees, Säfte, Graupen, Grütze, Backwaren usw. Auch die Tabak- fabrikation darf nicht unerwähnt bleiben. Sie zählten Deutschland nahezu 20 000 Betriebe, in welchen über 140 000 Personen be- schäftigt sind. Neben den einheimischen Gewächsen verarbeitet man Tabaksblätter, die aus der Türkei, Nordamerika, Brasilien und von den Sunda-Jnseln eingeführt werden. Pflanzliche Kleiderstoffe. Die ersten Gewandstücke, womit Menschen ihres Körpers Blöße deckten, werden wohl Tierfelle geivesen sein. Aber schon in grauester Urzeit lernten einzelne Völker die Kunst — die Griechen und andere Völker des Altertums betrachteten sie als ein Geschenk der Götter — aus den Fasern gewisser Pflanzen Gewebe herzustellen, wovon sie sich schützende Gewänder verfertigten. Am frühesten mag wohl die Verwendbarkeit des Flachses zu Bekleidungszwecken erkannt worden sein, da schon die aufge- fundenen Pfahlbauten Zeugnisse für das Vorhandensein von Flachs- geweben aufweisen, das alte Aegypten und die vorderasiatischen Kulturstaaten aber bereits eine blühende Leinenindustrie besaßen, die sich dann nach Griechenland verpflanzte. Auch der Gebrauch der Baumwolle scheint wenigstens in Amerika (Peru, Mexiko) in die graueste Urzeit hinaufzureichen. Nach den strengen Ansichten der Spartaner galten Leinen- gewänder als „üppige weibische, der Prunksucht dienende Tracht", weshalb die alten Griechen durchweg die Fasern des Hanfes zur Kleiderbereitung bevorzugten. Anders die Römer, welche die Flachsverarbeitung gleichfalls im Orient kennen gelernt hatten. Sie trieben schon ein halbes Jahr- hundert vor Christi Geburt einen bedeutenden Luxus mit Leinen- waren, der sich gegen das Ende der Kaiserzeit fast bis ins Lächerliche steigerte. Im Mittelalter fanden Flachsbau und Flachsverarbeitung in ganz Europa die weiteste Verbreitung und namentlich die deutsche Frauenwelt zeichnete sich in den Künsten des Spinnens, Webens und Nähens ganz besonders aus. Selbst Königinnen hielten es nicht unter ihrer Würde am Spinnrocken und Webstuhle zu sitzen oder Schere und Nadel zu handhaben.

10. 2 - S. 106

1913 - Grünstadt : Riedel
—' 106 Die moderne Zeit hat zwar die B a u m w o l l i n d u st r i e auf Kosten der Flachsverarbeitung bis ins Riesige gesteigert. Indes hat auch die Leinenfabrikation bedeutende Fortschritte gemacht und Schlesien, Westfalen, Hannover und Thüringen haben ihr blühende Sitze geschaffen. Rußland, Oesterreich-Ungarn, Belgien und die Niederlande erzeugen und verarbeiten ebenfalls große Mengen von Flachs. Auch der Hanf ist schon seit ältester Zeit bekannt, doch nur die Griechen benützten ihn zu Geweben für ihre Kleidung, während H e r o d o t von den Skyten erzählt, daß sie aus den Samen ein berauschendes Getränke herstellten. Gegenwärtig wird nur der edlere italienische Hanf zu Klei- dungsstoffen benützt, die übrigen rauheren Sorten aber finden nur zu gröberen Geweben (Sackleinen, Segeltuch 2c.), sowie zu Tauen, Stricken, Bindfaden 2c. Verwendung. Dieselbe ist aber eine derart ausgedehnte, daß der Hanfanbau in einigen Gegenden Deutschlands (Elsaß, Baden, Hessen, Westfalen, Hannover, Thüringen) immer noch erfolgreich betrieben wird, wenn er auch gegen früher etwas zurück- gegangen ist. Am ausgedehntesten und ertragreichsten ist der Hanf- bau in Rußlands unerschöpflichen Humusböden. Aber auch Frank- reich, die Niederlande, Nordamerika und Ostindien stehen in der Hanfproduktion nicht zurück. Die Gewinnung der Hanf- und Flachsfasern geschieht aus bei- nahe gleiche Weise. Die Stengel beider Pflanzenarten bestehen aus der dünnen Oberhaut, dem aus lauter Fasern sich zusammensetzenden Baste und dem holzigen Kern. Ein Gummistoff verbindet diese Teile miteinander. Die Trennung des Bastes von Oberhaut und Holz, ebenso wie die Auflösung des Bastes in Fasern wird daher erst dann möglich, wenn der alles verkittende Pflanzenleim verschwunden ist. Diesem Zwecke dient ein chemischer Prozeß, die sogenannte Röste, ein Gärungs- oder Fäulnisvorgang, der auf verschiedene Weise herbeigeführt wird. Wo man über genügende Mengen Wasser verfügen kann, wendet man die Was ser röste an. Hierbei legt man die in Bündel gebundenen Flachs- und Hanfstengel in fließendes oder stehendes Wasser oder wässert sie in Gruben ein. Nach kurzer Zeit geht die Oberhaut in Fäulnis über, das bindende Gummi zer- setzt sich und löst sich im Wasser auf, und hierdurch wird die Mög- lichkeit gegeben Bast und Holz zu trennen. Dieselbe Absicht wird beim Flachs noch häufiger durch die Luft-, Tau- oder S ch n ee r ö st e erreicht. Die Bauersleute breiten einfach die Pflanzenstengel auf Wiesen oder Stoppelfeldern aus und lassen sie hier wochenlang liegen. Regen, Tau, Schnee, wenn nötig, häufiges Begießen üben, etwas langsamer als die Wasserröste, die gleiche zersetzende Wirkung aus. Hanf muß jedoch unter allen Um- ständen auch bei diesem Verfahren erst einige Tage unter Wasser stehen.
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