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Erst in neuerer Zeit, unter dem Einflüsse der medizinische!:
Wissenschaft einerseits und der Einführung einer Reihe neuer Genuß-
mittel andrerseits, ist der Gebrauch der Gewürze auf ein vernünftiges
Maß zurückgeführt worden. Damit ist die Möglichkeit wiedergekehrt
ihrem natürlichen Zwecke gerecht zu werden, der darin besteht die
Speisen schmackhafter, genießbarer und leichter verdaulich zu machen.
Unsere gebräuchlichsten ausländischen Gewürze sind Pfeffer,
Gewürznelken, Muskatnuß, Zimmet und Vanille.
Der P f e f f e r st r a u ch hat seine Heimat in Vorderindien,
auf Borneo, Java und Sumatra. Von hier wurde er später
nach den westindischen Antillen und nach Cayenne in Südamerika
verpflanzt. Der Blütenstand ist eine Traube, ähnlich dem der Jo-
hannisbeeren und hat oft 30 bis 50 Blütchen. Unreif getrocknet,
ergeben die Beerenfrüchte den schwarzen, ausgereift und vom
Fruchtfleische befreit, liefern die darin enthaltenen hartschaliqen Samen
den weißen Pfeffer.
Die Gewürznelken liefert einer der schönsten Bäume des
Pflanzenreichs, dessen Ausbreitungsgebiet die Molukken sind. Die
traubenförmigen Blüten haben rosa gefärbte Blütenblätter und einen
dunkelroten, fleischigen Kelch. Die unentfalteten Blütenkelche mit
ihren geschlossenen Kronen werden getrocknet und geben dann die
Gewürznelken, im Volksmund „Nägelchen" genannt wohl wegen der
Ähnlichkeit derselben mit einem kleinen Nagel.
Ebenfalls ein Kind der Molukken ist der Muskatbaum.
Man hat ihn indes auch auf den Antillen heimisch gemacht. Der
nahezu 16 m hohe Baum liefert eine walnußgroße Beerenfrucht, die
als Samenkern die wohlriechende Muskatnuß enthält.
Der Zimmet bäum hat auf der Insel Ceylon seine Heimat.
Er erreicht eine Höhe von 10 bis 11 m. Doch wird er in der
Jugend so beschnitten, daß er strauchartig mehrere 3 bis 4 m hohe
Stämmchen alljährlich austreibt. Diese werden im Mai und Juni
abgeschnitten. Die innere, braunrote Rinde gibt, getrocknet, die wohl-
riechenden Zimmetrollen.
Ein amerikanisches Gewächs ist die Vanille. Als Schling-
pflanze windet sie sich an den Riesenstämmen des tropischen Ur-
waldes Süd- und Mittelamerikas, besonders auch Mexikos, empor.
Ihr Früchte sind schotenartige, etwa handlange Kapseln von feinem
gewürzhaften Geschmack. Zu wohlriechendem Gewürz gemahlen,
finden sie in Bäckereien, Konditoreien re. vielfach Verwendung. Auch
wird die Vanille meist der Schokolade beigesetzt.
TM Hauptwörter (200): [T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter]]
Extrahierte Ortsnamen: Borneo Sumatra Südamerika Ceylon Mittelamerikas Mexikos
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organischen (pflanzlichen und tierischen) Ursprungs sind. Inder
Vermischung mit Sand und Eisenoxyd finden wir den Tonboden in
großer Ausdehnung als roten „Lehm", der sich in der Ebene als
„L ö ß" von hellbrauner, leichterer und kalkhaltigerer Beschaffenheit
zeigt. Hiezu gesellt sich in der Zone des Weinbaugebietes, nament-
lich der Unterhaardt, aber auch in der Nähe sonstiger Kalkablage-
rungen, der „Mergel", ein Gemisch von Ton und Kalk.
Die Bodenbenutzung im heimischen Ackerbau.
Theorie und Jahrhunderte alte Praxis haben dem Landwirt
bestimmte Richtpunkte gegeben für die Nutzbarmachung der ihm zur
Verfügung stehenden Böden Beim Anbau unserer Nutzpflanzen
ergab sich nämlich ein Unterschied im Gebrauchswerte der einzelnen
Bodenarten, d. h. in ihrer Befähigung diesem oder jenem Gewächs-
möglichst günstige Entwicklungsbedingungen zu schaffen So betrachtet
man als Weizenboden Lehm oder humusreichen Ton, als G e r-
sten- und Kartoffelboden sandigen, humosen Lehm. Während
Hafer in schweren Ton- und Lehmböden vorzüglich gedeiht, geben
Sand und sandiger Lehm einen sehr ertragsreichen Kornboden.
Kalk, Mergel und Tonschiefer ermöglichen in hervorragender Weise
den Weinbau, die beiden ersteren auch die aussichtsreichste An-
pflanzung des Steinobstes, während Kernobst kalk- und humus-
reichen Lehm oder Ton vorzieht.
Die Ursache dieses verschiedenen Gebrauchswertes der einzelnen
Bodenarren finden wir in deren verschiedenartiger Beschaffenheit, in
ihren besonderen physikalischen und chemischen Eigenschaften.
So enthält z. B. der Tonboden neben 50 bis 70 o/0 Ton
noch eine Reihe chemischer Verbindungen, die von hervorragender
Bedeutung für die Pflanzennahrung sind: Kalk-, Kali- und Natron-
salze, Ammoniak- und Eisenverbindungen. Das Vorhandensein von
Tonboden in einer Gegend läßt daher meist günstige Schlüsse auf
deren Fruchtbarkeit zu, aber nur, wenn der Ton mit anderen Böden
ein günstiges Mischungsverhältnis eingegangen ist. Denn reiner
Ton hat auch eine Reihe sehr ungünstiger Eigenschaften. Er nimmt
die Wärme und das Wasser sehr langsam an und gibt letzteres auch
nur sehr ungern wieder ab. Infolge seiner Schwerdurchlässigkeit
für das Wasser bleibt der Ton im Frühjahre lang naß und kalt.
Trocknet er rasch ab, so klebt er zu einer harten Masse zusammen,
die leicht rissig wird und sich nur schwer bearbeiten läßt.
In seinen Mischungen „Lehm", „Löß", „Mergel" treten
seine ungünstigen Eigenschaften gegenüber seinen hohen Vorzügen
fast völlig zurück, weshalb dieselben von außerordentlicher Frucht-
barkeit sind.
TM Hauptwörter (50): [T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T133: [Boden Land Ackerbau Klima Wald Viehzucht Teil Wiese Anbau Fruchtbarkeit], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
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dem Kartoffel- und Futterbau Raum zu gewähren. So wehen im
Sommer die gelben Wogen des Kornes über die Sand- und Ton-
böden des Westrichs wie über den Löß der Vorderpfalz, es reifen
die nährenden Knollen da wie dort und überall duften in gleicher
Weise die rötlichen Blüten des Klees. Allerdings bedingen die kli-
matischen Verhältnisse mancherlei Unterschiede. Nur die sonnigen
Hänge der Haardt reifen die köstlichen Produkte unter den Pfälzer
Weinen. Am Glan, an der Alsenz, an der Blies verlangt der
Weinstock schon die geschützesten Lagen um Aussicht auf Ertrag zu
gewähren. Der Hafer bevorzugt Gegenden mit reicheren Nieder-
schlägen, weshalb er in dem regenreichen Südwesten der Pfalz vor-
züglich fortkommt, während die inbezug auf Feuchtigkeit wenig an-
spruchsvolle Gerste im niederschlagsarmen Nordosten (Frankenthal,
Kirchheimbolanden) einen weit größeren Teil der landwirtschaftlich
benützten Fläche einnimmt als in der übrigen Pfalz. (S. I. Jahrg.)
Der Unterschied in der mittleren Jahrestemperatur zwischen dem
Westen und Osten der Pfalz beträgt zwar nur einen Grad (9 bezw.
10"). Doch ermöglicht dieser Unterschied in der Vorderpfalz noch
den Anbau von Tabak und Hopfen, ebenso Mandeln und Aprikosen,
während Kernobst in allen Teilen der Pfalz ein gutes Gedeihen
findet.
Vom Bau der Pflanzen.
1. Die Zellen.
Es ist etwas Wunderbares um das Walten der Natur! Ko-
chende glutflüssige Massen wandelten sich in totes starres Gestein.
Zermürbt und zerrieben, zerfiel der leblose Fels und bildete den
Ackerboden, auf dem unser Fuß dahinschreitet zur Arbeit und zur
Erholung. Und er ist nicht tot, dieser Boden. Tausend Kräfte sind
in ihm rege, auflösend, zersetzend und wieder neu gestaltend. Bald
kleidet er sich in die farbenbunte Hülle, die seinem Antlitz die belebende
Anmut verleiht, die mannigfach gewebte Pflanzendecke vom rau-
schenden Eichwald bis zu den goldgrünen Moospolstern herab. Noch
wunderbarer erscheint uns aber, wenn wir sehen, wie diese unend-
liche Pflanzenhülle, die sich um die Glieder des Erdballs gelegt hat,
aus den kleinsten und zartesten Anfängen sich bildet, handele es sich
nun um den sturmtrotzenden Körper der Eiche oder um das ver-
krüppelte Stengelchen einer armen Flechte.
Das Mikroskop erst gab uns Einblick in den wunderbaren Bau
der Pflanzen und ließ uns die Bausteine erkennen, die ihren Leib
zusammensetzen. Ungemeine feine und zarte Gebilde sind es von
runder, länglicher oder eckiger Form; wir heißen sie „Zellen",
weil sie nach Gestalt und Lagerung vielfach Aehnlichkeit mit den
gleichnamigen Gebilden der Bienenwaben aufweisen.
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
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Der Kakao.
Als die Spanier im Jahre 1519 Mexiko eroberten, fanden
sie zu ihrem nicht geringen Erstaunen, daß auch die „neue Welt"
ihr Nationalgetränk besaß, rot von Aussehen wie die Hautfarbe seiner
Trinker. Sie bereiteten den Trank aus einer Art braunroter Bohnen,
den Kakaobohnen, die zugleich als Münzen den bescheidenen Handels-
verkehr der indianischen Eingeborenen vermittelten. Manchmal mischte
man der Flüssigkeit Honig bei, häufig auch Gewürze, namentlich
mexikanischen Pfeffer.
Dem spanischen Geschmack wollte die „rote Brühe" zunächst
nicht munden. Erst nachdem mit dem Gebrauche des Zuckers die
Herbe des Getränkes der schokoladeartigen Süßigkeit gewichen war,
hielten es die Herren Kastilianer doch für wünschenswert ihren Lands-
leuten in der Heimat den Gebrauch des Kakaos zu empfehlen und
die Herstellung und Nutzbarmachung der nunmehr erfundenen Scho-
kolade als vorteilhaft für den heimischen Handel dringend anzu-
raten. Dies geschah um das Jahr 1620. Es begann damit die
Kakaoausfuhr nach Spanien, wo bald eine blühende Schokoladefa-
brikation sich entwickelte, die sich rasch vervollkommnete und ver-
seinerte, namentlich hinsichtlich der Beimischung von Gewürzen.
Aber die Italiener waren bereits zuvorgekommen. Der
Florentiner Antonio Carletti, der sich längere Zeit in Westindien
aufgehalten, hatte den Wert der Kakaobohnen rascher erkannt als die
spanischen Machthaber. Schon 1606 führte er sie in Italien ein,
wo deren Gebrauch zu dem bekannten Getränke sich namentlich in
vornehmen Kreisen einbürgerte, vor allem aber die Schokoladefabri-
kation mächtig aufblühte.
Nach Frankreich kamen der Kakao und die daraus erzielten
Produkte von Spanien aus. Anna von Oesterreich, die Gemahlin
Ludwig Xiii., soll den französischen Hof zum ersten Male mit dem
westindischen Fremdling bekannt gemacht haben. Die spanischen
Mönche beschenkten damit ihre gallischen Kollegen und unter Ludwig
Xiv. wurde dem Genuß von Kakao und Schokolade in den höheren
Ständen ziemlich allgemein gehuldigt. Zur Zeit des spanischen Erb-
folgekrieges führten des Sonnenkönigs Offiziere schon Schokolade
mit sich, die in französischen Fabriken aus Kakao westindischer Kolo-
nien Frankreichs hergestellt worden war.
In England finden wir die mexikanischen Bohnen und ihr
Produkt um das Jahr 1657. Ihre Einführung in Deutschland
ist dem begeisterten Lobredner des Tees, dem Leibarzt des großen
Kurfürsten, Bontekoe, zu verdanken, der ihrer Vorzüglichkeit nebst
dem Tee das beste Zeugnis ausstellte. Seitdem hat der Kakao seinen
Einzug in allen Kulturländern gehalten, doch ist er gleich dem Tee
mehr ein Genußmittel für die bevorzugten Stände geblieben, während
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp]]
TM Hauptwörter (100): [T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T64: [Insel Amerika Land Spanier Australien Kolonie Hauptstadt Küste Entdeckung San], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T79: [Ludwig Xiv Frankreich König Ludwigs Xvi Napoleon Xviii Xv. Philipp], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T184: [Insel Amerika Portugiese Afrika Spanier Kolumbus Küste Entdeckung Jahr Indien]]
Extrahierte Personennamen: Antonio_Carletti Ludwig_Xiii Ludwig Ludwig
Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Mexiko Spanien Westindien Italien Frankreich Spanien Oesterreich Frankreichs England Deutschland Bontekoe
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Wurzelhaaren, die in dichtem Geschlinge den Grund durchziehen
und fast unlöslich mit ihm verkleben. Hierin erkennen wir die
Ursache des auffallend festen Wurzelns der Pflanze im Boden. Die
Wurzelhaare sind auch die eigentlichen Aufnahmeorgane der Nähr-
stoffe aus ihrer Umgebung.
Den meisten Waldbäumen, z. B. der Buche und Kiefer, fehlen
diese Wurzelhärchen. Sie haben dafür Ersatz gesunden in gewissen
Pilzen, die in dichtem Geflechte und mit weit ausgespannten Fäden
ihre Wurzelenden umspinnen und dem Boden das Wasser mit den
darin aufgelösten Nährstoffen entziehen. Sie führen die aufgenom-
menen Säfte hierauf den dicht von ihnen umschlungenen Wurzelenden
der Bäume zu, bilden also deren Nährmütter von der Wiege bis
zum Grabe.
Manche Pflanzen, wie Korn, Kartoffeln u. a. leiten die Nieder-
schläge infolge der schrägen Stellung ihrer Blätter am Stengel herab
in den Boden. Dieser besitzt daher in nächster Nähe des Gewächses
seine größte Feuchtigkeit, weshalb sich auch hier die Wurzeln aus-
breiten. Diese Pflanzen bilden darum Wurzelbüschel, die ihre
Nahrung nur in den oberen Bodenschichten suchen.
Andere dagegen gehen in die Tiefe, weil sie mehr Wasser und
Nahrung brauchen. (Rübe, Klee.) Hier stehen kurze Saughaare an
starken Pfahlwurzeln, die das, was ihnen die Oberfläche an
Nährstoffen versagt, aus den unteren Schichten des Ackerbodens holen.
Die Obstbäume, deren Blätter schräg nach außen gerichtet sind,
führen das Regenwasser wie die Dachziegel nach außen. Hier finden
wir eine weite Wurzelkrone, deren Haarnetz unmittelbar unter
der Traufe, also außerhalb des Laubdaches, sich ausbreitet. „Hier
hat der Obstzüchter den Boden offen zu halten, hier hat er die
Bäume zu düngen und mit Wasser zu versorgen.
Das Verbindungsglied zwischen Wurzeln und Blättern bildet
der Stengel. Manche Pflanzengattungen haben denselben unter
der Erde und sind darum ausdauernd. Die unterirdischen Stengel
machen sich durch die an ihnen sitzenden Knospen oder Augen kennt-
lich. Wurzelstöcke, Zwiebeln und Knollen zählen hierher.
Ist der oberirdische Stengel holzig, dann ist er ausdauernd
und heißt Stamm. Bei weicher und saftiger Beschaffenheit wird
er „K r a u t st e n g e l" oder kurzweg „Stenge l" genannt. Inn-
wendig hohl und durch Knoten gegliedert, wird er zum H a l m.
In den Gefäßzellen des Stempelteiles wandern die Nahrungs-
und Pflanzensäfte, wie bereits hervorgehoben, auf und ab, ähnlich
wie in einem großen Schöpflverk die Eimer auf- und niedersteigen.
Das größte Interesse unter allen Stengelarten beansprucht
wohl der Stamm, nicht allein durch seine Stärke und Dauerhaf-
tigkeit, sondern durch seinen Bau. Der innerste Teil des Stammes
ist das „Mark." Um dasselbe, ringförmig gelagert (Jahresringe),
liegt der Holzkörper und zwar zunächst das „K e r n h o l z", aus ab-
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Gewerbliche Verarbeitung von Pflanzenstoffen.
Mehr und mehr läßt unsere moderne Zeit das alte Bibelwort
sich bewahrheiten, daß „der Mensch Herr sei über die Erde." Zu
tausend Diensten haben die Erdbewohner die Tierwelt herangezogen.
In nicht minder mannigfaltiger Weise verstand es menschlicher
Scharfsinn auch das Pflanzenreich sich nutzbar zu machen.
Welch eine Fülle der Verwendungsmöglichkeiten tut sich uns hier
auf von der Wurzel bis zum Blatt, der Blüte und der Frucht!
Die Pflanze „muß den Menschen heilen, wenn er krank ist, ihn
nähren und tränken, muß Gifte und Alkoholgetränke spenden, ihn
kleiden und als Werkzeug seiner Gedanken dienen." Die eine deckt
mit ihren Blättern und Brettern sein Dach, die andere liefert ihm
Taue und Segel, Bindfaden und Zwirne. Von der dritten erhält
er Klötze, Bretter, Balken, Maste und Stangen für seine Brücken,
Häuser und Schiffe, wie auch das Material für die behagliche Ein-
richtung seiner Wohnung. Wieder andere geben Gummi, Kautschuck,
Pech, Teer, Opium oder bieten dem Maler die köstlichen Farben,
aus denen seine Kunst ihre heitere Wunderwelt erstehen läßt.
Eine Menge von Gewerben hat sich auf die Nutzbarkeit der
verschiedensten Pflanzenarten und Pflanzenteile gegründet.
Am mannigfachsten ist wohl die Verwendungsmöglichkeit des
Holzes. Welche ausgedehnte Benützung erfährt es doch als Bau-
stoff! Da trägt es als starkes Gebälk Decken und Dach des
Hauses und spannt sich dort als feste Brück eüber den Strom. Auf
seinen Wellen gleitet es als Nachen ebenso leicht wie das Riesen-
gebäude des Ozeandampfers über schaukelnde Meereswogen.
Tausend Gestalten nimmt das Werkholz unter den ge-
schickten Händen des Schreiners, des Drechslers an. Alle die ver-
schiedenen Eß-, Putz- und Ziertische mit ihren kunstvoll gedrehten
Füßen, der Schreibtisch des Gelehrten wie die kunstlose Holzpritsche
des Schneiders, die prunkvolle Bettstatt des Reichen wie die einfache
Kinderwiege, die Dutzende von Stuhl-, Sessel-, Bank- und Schrank-
formen, Kisten und Kasten bestehen ganz oder doch zum größten
Teile aus Holz. Die tausenderlei Sachen und Sächelchen, womit
das Christkind zu Weihnachten die liebe Kinderwelt bedenkt, ent-
stammen ebenfalls zumeist irgend einem Holzhofe. Und was wird
heute nicht alles in und aus Holz geschnitten und geschnitzt vom
feinsinnigen Bildwerk des Künstlers an, vom zierlichen Stock- und
Schirmgriff bis zum unförmigen Kochlöffel herab l
Die Fabrikation unserer Musikinstrumente ist an das Vor-
handensein der verschiedensten Holzarten gebunden. „Die meisten
Instrumente sind äußerlich mit Mahagonifurnieren überzogen, die
aus Mittelamerika stammen. Das Holz zu den Resonanzböden ist
auf den Hochgebirgen unseres Vaterlandes gewachsen. Es ist aus-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend]]
TM Hauptwörter (200): [T168: [Holz Tisch Messer Stück Honig Stuhl Griffel Hand Narbe Papier], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art]]
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ralsubstanzen hinzu, das aus den Wurzeln auf die bereits bekannte
Weise heraufbefördert wird. Kohlenstoff und Wasser vereinigen sich
nun zu verschiedenen neuen Bildungen, den sogenannten „Kohlen-
hydraten" (Kohlenwasserverbindungen), deren wichtigste unter dem
Namen „Stärke" bekannt ist und die aus winzigen, glänzend weißen
Körnchen besteht. Ihre Geschwister, also gleichfalls Kohlenhydrate,
sind „Zucker" und „Zellstoff."
Die „Stärke" wird nun verschiedenen Zwecken dienstbar gemacht.
Bei der Bildung der Zellwände ist sie beteiligt, desgleichen bei der
Entstehung des Zellinhaltes, des Protoglasmas. Wie diese Bildung
aber vor sich geht, ist ein von der Wissenschaft noch nicht völlig
geklärtes Rätsel. Das Protoplasma setzt sich in der Hauptsache aus
Eiweißstoffen zusammen, die aber wieder Stickstoff, Schwefel und
Phosphor enthalten, Substanzen, die sämtlich nur aus dem Boden
aufgenommen werden. Es wird daher vermutet, daß die Eiweiß-
körper auch in anderen Zellen, sogar schon in den Wurzeln entstehen
und hier ihren Zusatz an Stärke bekommen könnten.
Man muß sich eben mit der wunderbaren Tatsache abfinden,
daß verschiedene Pflanzen und verschiedene Teile der-
selben P fl a n z e aus demselben Nahrungsmittel außerordentlich
verschiedene Stoffe bereiten können.
„Die Blüten, Blätter und Samen einiger Gewächse liefern
flüchtige Oele, deren Duft uns ergötzt; die Samen anderer geben
fette Oele, welche wir als Speise- und Schmieröle benutzen. Aus
den Wurzeln, Knollen und Stengeln einer ganzen Anzahl von
Kräutern ziehen wir tödliche Gifte, die wieder als Heilmittel von
großem Werte sind. Die Rinde des Chinabaumes gibt uns das
Fieber besänftigende Chinin und aus dem Safte der Mohnkapsel
gewinnen wir das schmerzstillende Opium." Neben dem süßen
Zucker (Traubenzucker) unserer Trauben und herrlichen Obstarten
finden sich nicht minder angenehme und wertvolle Pflanzensäuren
(Apfel-, Wein-, Zitronensäure). Die Farbenpracht der Blüte wie
den grünen Blätterschmuck bewirken Farbstoffe, die nur in geringen
Mengen in den Zellgeweben verbreitet sind. So werden dieselben
Baustoffe innerhalb der Pflanze in der verschiedensten Weise ver-
wendet.
Nicht uninteressant ist es einen Blick zu werfen auf die Art
und Weise, wie so ein Bildungsstoff seinen Weg durch den Pflanzen-
körper wandert. Die Stärkekörner, die sich unter dem Einflüsse
des Sonnenlichtes den Tag über bilden, können nicht alle an ihrem
Entstehungsorte bleiben. Sie müssen den nachfolgenden Neubildungen
Platz machen. Nun besitzt aber die Stärke die Eigenschaft unlöslich
zu sein und durch die Zellwände hindurch finden die Körner trotz
ihrer Winzigkeit keinen Weg. Aber sie sind kleine Verwandlungs-
künstler. Sie. werden zu flüssigem Zuckersaft (Traubenzucker), der
mit Leichtigkeit die Zellhaut zu durchdringen vermag. „Diese Um-
TM Hauptwörter (100): [T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T6: [Eisen Gold Silber Kupfer Wasser Blei Metall Salz Kalk Stein]]
TM Hauptwörter (200): [T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide]]
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Wandlung und Wanderung der Stärke geht in der Nacht vor sich,
während die Assimilation ruht."
Von Zelle zu Zelle nimmt der Strom des Zuckersaftes seinen
Weg, das Blatt hindurch, in Zweige und Stengel und an alle
Orte, wo er entweder sofort zur Ernährung verbraucht oder zur
späteren Verwendung aufgespeichert wird. In letzterem Falle
wandelt sich die Zuckerflüssigkeit wieder in Stärke um, denn nur zur
Wanderung ist dieselbe notwendig. Zur Lagerung „wäre der Zucker
von Nachteil, weil er leicht in Gärung übergeht." Beim Baume
bilden . daher Knospen, Zweige, Stamm und Wurzeln förmliche
Magazine, die mit Kräftevorräten für das kommende Frühjahr voll-
gepfropft sind.
5. Abhängigkeit der Pflanzen vom Boden.
Nicht umsonst senkt die Pflanze ihre Wurzeln in die Tiefe des
Bodens. Hier sucht sie den festen Halt, die Widerstandskraft gegen
die feindlichen Gewalten der Witterung. Dem mütterlichen Schoße
der Erde entströmen die Quellen und Quellchen organischer und an-
organischer Nährstoffe. Wie sehr das Gedeihen des Pflanzenlebens
» von dem Fleckchen Erde abhängt, dem es entkeimt, lehrt ein Blick
auf die wirtschaftlichen Reichtümer der verschiedenen Gegenden unseres
Heimatlandes, wie dies bereits verschiedentlich geschah. Es ist ein
gewaltiger Unterschied, ob die nahrungsuchenden Würzelchen in
lockeren, humusreichen Löß oder in steinigen Gebirgsgrund, in
warmen Sand oder in schweren, naßkalten Ton, sich senken müssen.
Und nicht allein die eigentliche Ackerkrume, der „O b e r g r u n d",
ist hier von entscheidender Bedeutung, auch der darunter hinziehende
„Untergrund" wirkt auf Gedeihen oder Mißwachs bestimmend
ein, je nachdem er das Wasser leicht oder schwer durchläßt oder aber
die Feuchtigkeit in einem der Fruchtbarkeit des Ackerbodens zuträg-
lichem Maße zurückhält. So bilden schwere Tone, Letten, Fels-
böden verschlechternde Faktoren des Obergrundes, weil sie, die Nässe
zurückhaltend, erkältend wirken oder aber der Bearbeitung schwere
Hindernisse entgegensetzen. Reiner Kalk und Sand wirken zwar
erwärmend, doch lassen sie die Bodenfeuchtigkeit zu rasch durch, was
die Ackerkrume zu jäh austrocknet. Mischungen von Kalk oder
Sand geben jedoch zumeist vorzügliche Unterlagen, die sowohl
Wärme wie Bodenfeuchtigkeit in jenem goldenen Mittelmaß aufzu-
weisen haben, wie dies für das Gedeihen der landwirtschaftlichen
Nutzpflanzen unbedingtes Erfordernis ist. Durch Drainierungen,
Rodungen, Bodenmischungen sucht der Landwirt die Mängel seiner
Felder in Ober- und Untergrund zu korrigieren.
Aber auch unter normalen Verhältnissen erfordert die Behand-
lung des Ackerbodens die größte Aufmerksamkeit und Sorgfalt von-
seiten des Landmannes. Der Anbau der verschiedenen Ackerfrüchte
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Verwendung, aber auch Getreide, Obst, Wein 2c. werden zur Her-
stellung feinerer Sorten benützt. Die Verwendung des Spiritus zu
Heiz- und Leuchtzwecken hat in den letzten Jahren eine bedeutende
Steigerung erfahren.
Die Nahrungsmittelindustrie erzeugt Konserven,
Gelees, Säfte, Graupen, Grütze, Backwaren usw. Auch die Tabak-
fabrikation darf nicht unerwähnt bleiben. Sie zählten Deutschland
nahezu 20 000 Betriebe, in welchen über 140 000 Personen be-
schäftigt sind. Neben den einheimischen Gewächsen verarbeitet man
Tabaksblätter, die aus der Türkei, Nordamerika, Brasilien und von
den Sunda-Jnseln eingeführt werden.
Pflanzliche Kleiderstoffe.
Die ersten Gewandstücke, womit Menschen ihres Körpers
Blöße deckten, werden wohl Tierfelle geivesen sein. Aber schon in
grauester Urzeit lernten einzelne Völker die Kunst — die Griechen
und andere Völker des Altertums betrachteten sie als ein Geschenk
der Götter — aus den Fasern gewisser Pflanzen Gewebe herzustellen,
wovon sie sich schützende Gewänder verfertigten.
Am frühesten mag wohl die Verwendbarkeit des Flachses
zu Bekleidungszwecken erkannt worden sein, da schon die aufge-
fundenen Pfahlbauten Zeugnisse für das Vorhandensein von Flachs-
geweben aufweisen, das alte Aegypten und die vorderasiatischen
Kulturstaaten aber bereits eine blühende Leinenindustrie besaßen, die
sich dann nach Griechenland verpflanzte. Auch der Gebrauch der
Baumwolle scheint wenigstens in Amerika (Peru, Mexiko) in die
graueste Urzeit hinaufzureichen.
Nach den strengen Ansichten der Spartaner galten Leinen-
gewänder als „üppige weibische, der Prunksucht dienende Tracht",
weshalb die alten Griechen durchweg die Fasern des Hanfes zur
Kleiderbereitung bevorzugten.
Anders die Römer, welche die Flachsverarbeitung gleichfalls
im Orient kennen gelernt hatten. Sie trieben schon ein halbes Jahr-
hundert vor Christi Geburt einen bedeutenden Luxus mit Leinen-
waren, der sich gegen das Ende der Kaiserzeit fast bis ins Lächerliche
steigerte.
Im Mittelalter fanden Flachsbau und Flachsverarbeitung in
ganz Europa die weiteste Verbreitung und namentlich die deutsche
Frauenwelt zeichnete sich in den Künsten des Spinnens, Webens
und Nähens ganz besonders aus. Selbst Königinnen hielten es nicht
unter ihrer Würde am Spinnrocken und Webstuhle zu sitzen oder
Schere und Nadel zu handhaben.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Nordamerika Brasilien Griechenland Amerika Peru Mexiko Christi Europa
Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Sonntagsschule
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Die moderne Zeit hat zwar die B a u m w o l l i n d u st r i e auf
Kosten der Flachsverarbeitung bis ins Riesige gesteigert. Indes
hat auch die Leinenfabrikation bedeutende Fortschritte gemacht und
Schlesien, Westfalen, Hannover und Thüringen haben ihr blühende
Sitze geschaffen. Rußland, Oesterreich-Ungarn, Belgien und die
Niederlande erzeugen und verarbeiten ebenfalls große Mengen von
Flachs.
Auch der Hanf ist schon seit ältester Zeit bekannt, doch nur
die Griechen benützten ihn zu Geweben für ihre Kleidung, während
H e r o d o t von den Skyten erzählt, daß sie aus den Samen ein
berauschendes Getränke herstellten.
Gegenwärtig wird nur der edlere italienische Hanf zu Klei-
dungsstoffen benützt, die übrigen rauheren Sorten aber finden nur
zu gröberen Geweben (Sackleinen, Segeltuch 2c.), sowie zu Tauen,
Stricken, Bindfaden 2c. Verwendung. Dieselbe ist aber eine derart
ausgedehnte, daß der Hanfanbau in einigen Gegenden Deutschlands
(Elsaß, Baden, Hessen, Westfalen, Hannover, Thüringen) immer noch
erfolgreich betrieben wird, wenn er auch gegen früher etwas zurück-
gegangen ist. Am ausgedehntesten und ertragreichsten ist der Hanf-
bau in Rußlands unerschöpflichen Humusböden. Aber auch Frank-
reich, die Niederlande, Nordamerika und Ostindien stehen in der
Hanfproduktion nicht zurück.
Die Gewinnung der Hanf- und Flachsfasern geschieht aus bei-
nahe gleiche Weise. Die Stengel beider Pflanzenarten bestehen aus
der dünnen Oberhaut, dem aus lauter Fasern sich zusammensetzenden
Baste und dem holzigen Kern. Ein Gummistoff verbindet diese Teile
miteinander. Die Trennung des Bastes von Oberhaut und Holz,
ebenso wie die Auflösung des Bastes in Fasern wird daher erst dann
möglich, wenn der alles verkittende Pflanzenleim verschwunden ist.
Diesem Zwecke dient ein chemischer Prozeß, die sogenannte
Röste, ein Gärungs- oder Fäulnisvorgang, der auf verschiedene
Weise herbeigeführt wird. Wo man über genügende Mengen Wasser
verfügen kann, wendet man die Was ser röste an. Hierbei legt
man die in Bündel gebundenen Flachs- und Hanfstengel in fließendes
oder stehendes Wasser oder wässert sie in Gruben ein. Nach kurzer
Zeit geht die Oberhaut in Fäulnis über, das bindende Gummi zer-
setzt sich und löst sich im Wasser auf, und hierdurch wird die Mög-
lichkeit gegeben Bast und Holz zu trennen.
Dieselbe Absicht wird beim Flachs noch häufiger durch die
Luft-, Tau- oder S ch n ee r ö st e erreicht. Die Bauersleute breiten
einfach die Pflanzenstengel auf Wiesen oder Stoppelfeldern aus und
lassen sie hier wochenlang liegen. Regen, Tau, Schnee, wenn nötig,
häufiges Begießen üben, etwas langsamer als die Wasserröste, die
gleiche zersetzende Wirkung aus. Hanf muß jedoch unter allen Um-
ständen auch bei diesem Verfahren erst einige Tage unter Wasser
stehen.