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1. Quellenlesebuch für den Unterricht in der Länder- und Völkerkunde - S. 96

1911 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 96 — irischen Erscheinungen in kürzester Zeit Unheil und Schrecken in die Kara- wane trugen. Der schlimmste Feind der Trüger ist die nasse Kälte. Wenn sich ost urplötzlich bei Eintreten der Dunkelheit Regenwolken dräuend zusammen- ballen, das Firmament von Blitzen durchzuckt wird und Wirbelstürme sich erheben, dann aber prasselnde Regenfluten schon in wenigen Minuten das Lager unter Wasser setzen; — wenn im Nu die jüngeren Tiere der mit- geführten Herden, wie anch etwa mitgenommene Hühner ertrunken sind, die Menschen aber fröstelnd und halb erstarrt, von ihrem dürftigen Zeltchen kaum gegeu den Regen geschützt, sich am Boden hinkauern; — weuu die Wut der Elemente einen Höhepunkt erreicht, der von unbeschreiblicher Groß- artigkeit ist, — so wirkt alles dies, wenn anch öfters erlebt, immer wieder aufs furchtbarste und großartigste aus den Menschen ein. Ich erinnere mich solch einer tropischen Gewitternacht im britischen Ostafrika in den Ländern der Wasserscheide zwischen den Viktoria-Nyanza- und den zum indischen Ozean abwässernden Gebieten, also in einer recht beträchtlichen Höhe über dem Meere. In kurzen Minuten durchlebte ich damals so viel schaurig Gewaltiges, daß ich wohl nicht sähig bin, anch nur einen Teil davon mit Worten wiederzugeben . . . So erlebte ich es, während des Gewittersturmes binnen wenigen Minuten das Lager unter Wasser gesetzt zu seheu, die Kälber meiner mitgeführten Kühe aber und eine große Anzahl von Gegenständen in den Wasserfluten zu verlieren. Meine halberstarrten Leute suchten zwar, so gut sie es ver- mochten, Schutz im Lager; aber jene Nacht legte den Gruud zu Krankheiten verschiedener Art, die bald daraus ihre Opfer heischten. Mit einer un- beschreiblichen Heftigkeit wüteten Wasserfluten im Verein mit Wirbelwinden. Im Nu war mein Zelt umgelegt, ich selbst uuter der uassen Leinwand be- graben, und alle meine mitgeführten zoologischen Objekte waren teils fort- geschwemmt, teils vollkommen verdorben. Die Heftigkeit der elektrischen Erscheinuugen war unbeschreiblich; Blitz auf Blitz, gefolgt von furchtbaren Donnerschlägen, wechselten in unheimlicher Schnelligkeit miteinander ab, so daß die ganze Atmosphäre mit Elektrizität geschwängert schien. (3. Die Masai.) Es ist hier nicht der Ort, näher auf die Einzel- heiten des Merkerschen Werkes^) einzugehen; das Für und Wider müssen die Fachgelehrten kritisch abwägen. Aber soviel ist gewiß: seit unendlicher Zeit beherrscht der ol morani, der Speerkrieger des Masaivolkes, die Steppen- länder! Mit Schild und Speer bewaffuet, schweisteu die Kriegerhorden weit umher, immer wieder ihre Viehherden ergänzend durch Viehraub aus dem Bestände der ansässigen Völkerschaften. Ähnlich dem Indianer Nordamerikas sahen die Masai in der schranken- losen Freiheit ihr höchstes Gut. Militärisch straff in ihrer Art organisiert, hielten sie alle ansässigen Volksstämme im Schach. So führten sie Tausende von Jahren ein herrliches, freies Kriegerleben, bis endlich das Eindringen des weißen Mannes ihrer Herrschaft ein Ziel setzte und sie als Volk zweifel- los bald dem Untergang entgegenführen wird. i) „Die Masai. Ethnographische Monographie eines ostafrikanischen Semitenvolkes." Berlin 1904. Dietrich Reimer.

2. Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit - S. 58

1910 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
58 14. Kaiser Friedrich Iii. 3. Der Kronprinz als Kinderfreund. Der Kronprinz war ein großer Kinderfreund. Auf feinem Gute in Bornstedt bei Potsdam veranstaltete er jeden Sommer ein Fest für die Kinder des Dorfes. Dann bewegte sich der Kronprinz fröhlich unter der munteren Schar, und die Kronprinzessin war wie eine Hausmutter unter ihnen. Als der Kronprinz einst auf einem Schlöffe im Taunus wohnte, gmg er gern im Tannenwalde spazieren. Die Kinder freuten sich immer, wenn sie ihn sahen, und riefen ihm so manches Hurra zu. Eines Tages war er auch im Walde und lag im weichen Moose; da kam die ganze Jugend des nahen Dorfes heran. Rasch machten sie einen Kreis und riefen dem Kronprinzen zu: „Gefangen, gefangen!" Da lachte der Kronprinz und sagte: „Ihr habt mich gefangen. Nun laßt mich aber los, ich schicke euch auch etwas Schönes." Und so geschah es. Zu Weihnachten kam eine Kiste vom Kronprinzen, darin lagen für jedes Schulkind Bücher, Schreibhefte und Kleidungsstücke. Auch Schule hat der Kronprinz einmal gehalten. Er kam öfter in die Schule zu Bornstedt. Einst war er auch da, da bekam der Lehrer eine Depefche, daß seine todkranke Mutter ihn noch einmal sehen möchte. Als der Kronprinz hörte, um was es sich handelt, ersucht er den Lehrer, unverzüglich abzureisen und sagte: „Haben Sie keine Sorge wegen Ihrer Klasse, ich werde sie übernehmen. Eilen Sie nur, damit Sie Ihre gute Mutter noch lebend antreffen." Und so setzte der Kronprinz den Unterricht fort, bis die Schule aus war. 4. Der Kronprinz als Feldherr. Der Kronprinz Friedrich Wilhelm war auch ein tüchtiger Feldherr und Soldat. Dreimal ist er für unser Vaterland in den Kampf gezogen; zuerst im Jahre 1864 gegen die Dänen. Es war Winter und oft recht schlechtes Wetter. Der Kronprinz aber ging mit den Soldaten durch Schmutz und Schnee, schlief mit ihnen in Scheunen und schlechten Bauernhäusern und gab allen so ein schönes Vorbild, die Mühen des Krieges geduldig zu ertragen. Als im Jahre 1866 der Krieg gegen Österreich ausbrach, führte er eine Armee nach Böhmen. Damals war gerade fein Sohn schwer krank; aber das Vaterland brauchte den Kronprinzen, und er tat seine Pflicht als Soldat. Das Kind starb, während der Vater im Felde war. Dadurch, daß er bei der Schlacht bei Königgrätz rechtzeitig aus dem Schlachtfelde erschien, hat er wesentlich mit zu dem günstigen Verlauf des Krieges beigetragen. Auch den Krieg gegen Frankreich 1870/71 hat er mitgemacht; er war der Führer der Süddeutschen und errang mit ihnen gleich die ersten Siege bei Weißenburg und Wörth. Die Soldaten hingen mit großer Liebe an ihm. Wenn er mit der Soldatenmütze auf dem Kopfe und der kurzen Pfeife im Munde durch die Reihen feiner Krieger dahinschritt, herrschte allgemeiner Jubel. Für jeden hatte er ein freundliches Wort, und gern machte er einen Scherz mit ihnen. Den Sterbenden und Verwundeten war es oft ein letzter Trost, wenn der Kronprinz ihnen auf ihrem Schmerzenlager die Hand drückte und ihnen einige tröstende Worte sagte. — Nicht leicht vergaß er es, wenn er im Kriege mit einem Soldaten zusammen gekommen war. Einmal ging er in Berlin spazieren. Da traf er einen

3. Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit - S. 32

1910 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
32 6. Friedrich Wilhelm Iii. und die Königin Luise. kurische Nehrung nach Memel. Drei Tage dauerte diese Reise. In der ersten Nacht lag die Königin in einer Bauernstube, wo die Fenster zerbrochen waren und der Schnee auf ihr Bett wehte. Doch sie überstand die Reise, die Seeluft tat ihr gut, und allmählich erholte sie sich. In Memel blieb die Königsfamilie fast zwei Jahre. 7. Der Friede zu Tilsit. 1807. Bis über die Weichsel zogen die Franzosen durch Preußen. Da mußte Friedrich Wilhelm Iii. Frieden schließen. In der Stadt Tilsit kam Napoleon mit dem Könige von Preußen und dem Kaiser von Rußland zusammen, um über den Frieden zu verhandeln. Napoleon wollte Preußen viel Land abnehmen und es fast um die Hälfte verkleinern. Darüber herrschte überall die größte Bestürzung und Trauer. Der König wußte sich nicht zu helfen. Da kam man auf den Gedanken, daß Napoleon vielleicht zu einem günstigeren Frieden bereit sei, wenn die Königin Luise ihn darum bitten würde. Es wurde der Königin sehr schwer, vor Napoleon zu erscheinen, den sie haßte wie keinen anderen Menschen; aber für ihr Land war sie bereit, alles zu tun. Napoleon empfing sie mit königlichen Ehren und war höflich gegen sie; die edle Erscheinung der Königin machte auch auf ihn einen großen Eindruck, und er hat sie später nicht wieder beschimpft, wie er das vorher genug getan hatte. Aber Luise erreichte bei ihm nichts; beim Abschiede sagte er ihr nur: Wir wollen sehen. Napoleon ging von seinen harten Bedingungen nicht ab: er nahm Preußen alles Land westlich der Elbe und machte daraus ein Königreich Westfalen, das er seinem Bruder gab. Dazu mußte Preußen noch sehr hohe Kriegskosten zahlen. 8. Der Tod der Königin Luise. Im Winter 1809 kehrte die königliche Familie wieder nach Berlin zurück. Luise hatte sich sehr danach gesehnt. Das rauhe Klima Ostpreußens bekam ihr nicht. Mit herzlicher Freude wurde sie in Berlin empfangen. Bald aber sollten wieder Tage der Trauer kommen. Schon seit Jahren hatte sich Luise gewünscht, ihren alten Vater in Strelitz zu besuchen. Im Sommer des Jahres 1810 wurde ihr endlich dieser Wunsch erfüllt. Noch einmal fühlte sie sich ganz glücklich. Aber bereits wenige Tage nach ihrer Ankunft wurde sie in dem Lustschlosse Hohenzieritz bei Strelitz krank, eine schwere Lungenentzündung befiel sie. Die geschicktesten Ärzte wurden an ihr Krankenlager gerufen, aber keiner konnte sie retten. Wenige Stunden vor ihrem Tode kam der König mit seinen zwei ältesten Söhnen Fritz und Wilhelm. Das war ihre letzte Freude. Bald darauf starb sie, am 19. Juli 1810. Im Mausoleum zu Charlottenburg liegt sie begraben. Der tiefgebeugte König ließ über ihrer Gruft ein herrliches Marmorbild anfertigen, das sie schlafend darstellt. Das preußische Volk aber hat seine edle Königin Luise nicht vergessen.

4. Friedrich der Große - S. 55

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
-Säum vier oder fünf Uhr morgens bei ihm erscheinen. „Mein Zustand", sagte er zu ihnen, „nötigt mich, Ihnen diese Mühe zu machen, die für Sie nicht lange dauern wird. Mein Leben ist auf der Neige; die Zeit, die ich noch habe, muß ich benutzen; sie gehört nicht mir, sondern dem Staate." Gegen Mitte August merkte man, daß das Ende des Königs nahe sei. Noch am 10. August erledigte er die laufenden Geschäfte, aber am folgenden Tage war ihm das Sprechen kaum noch möglich, und in den ersten Morgenstunden des 17. August entschlief er sanft und ergeben in den Armen feines Kammerdieners. Die Leiche des Entschlafenen fand ihre Ruhestätte in der Garnisonkirche zu Potsdam, in der auch der Vater des Großen Königs ruht. Im ganzen Lande war die Trauer um den dahingeschiedenen Landesvater eine allgemeine. Von den Thronen bis in die Hütten wirkte die Todesnachricht erschütternd. Alle fühlten, daß der größte Mann des Jahrhunderts aus der Welt geschieden war. „Wer wird jetzt die Welt regieren?" rief ein schwäbischer Bauer bestürzt aus, als er die Nachricht vom Tode des Königs empfing. Herrliche Denkmäler aus ©teilt und Erz verkünden der Nachwelt seinen Ruhm, allen voran das berühmte Reiterstandbild vor dem ehemaligen Palais Kaiser Wilhelms I. in Berlin, das Rauchs Meisterhand geschaffen. In" dem Herzen eines jeden echten Preußen und Deutschen aber lebt sein Bild fort, und bei der 200. Wiederkehr seines Geburtstages wird man sich allüberall in unserem Baterlande seiner und seiner großen Kriegs- und Friedenstaten dankbar erinnern. Ihm verdankt Preußen seine Großmachtstellung. Er hat das Land auf 3500 Quadratmeilen mit fast sechs Millionen Einwohnern und das Heer von 83000 ans 200000 Mann gebracht, die Staatseinnahmen verdreifacht und den Staatsschatz ans 150 Millionen Mark erhöht. „Meine letzten Wünsche", so schließt er sein Testament, „in dem Augenblicke, wo ich den letzten Hauch von nur gebe, werden für die Glückseligkeit meines Reiches sein. Möge es stets mit Gerechtigkeit, Weisheit und Nachdruck regiert werden; möge es durch die Milde seiner Gesetze der glücklichste, möge es in Rücksicht ans die Finanzen der am besten verwaltete, möge es durch ein Heer, das nur nach Ehre und edlem Ruhme strebt, der am tapfersten verteidigte Staat fein! O, möge es in höchster Blüte bis mt das Eude der Zeiten fortdauern!" -c£>--------

5. Friedrich der Große - S. 40

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 40 — goldenen Etui ab, das er in seiner Westentasche trug. Man mußte ihn, als alles verloren war, fast mit Gewalt aus dem Schlachtgetümmel reißen. Verzweifelnd rief er: „Gibt es denn keine verwünschte Kugel für mich?" Auch das Jahr 1760 war ein Angstjahr. Nachdem Friedrich 14 Tage lang vergeblich Dresden belagert hatte, eilte er nach Schlesien und suchte eine Vereinigung der Russen und Österreicher zu verhindern. Bei Liegnitz schlug er am 15. August 1760 nach dreistündigem Kampfe die Feinde in die Flucht. Nun konnte sich Friedrich gegen Daun wenden, der sich mit den Reichstruppen vereinigt hatte und Sachsen behaupten wollte. Am 3. November 1760 kam es bei Torgau zur Schlacht. Es war einer der schwersten Kämpfe, die Friedrich zu bestehen hatte. Als die Schlacht bereits verloren schien und Dann schon Siegesnachrichten nach Wien gesandt hatte, gelang es dem mutigen und unerwarteten Eingreifen des Generals v. Zieten, den Sieg an die preußischen Fahnen zu fesselu. Der Torgauer Sieg machte den König zum Herrn von fast ganz Sachsen. Da Friedrich auch im folgenden Jahre der Übermacht der Feinde nur ein verhältnismäßig kleines, noch dazu meist aus Neulingen bestehendes Heer entgegenstellen konnte, beschränkte er sich ganz auf die Verteidigung, ließ Sachsen durch den Prinzen Heinrich decken und beschützte Schlesien, indem er bei Bunzel-witz ein festes Lager bezog, in dem ihn die Feinde nicht anzugreifen wagten. Während der Nächte mußten die Soldaten schlagfertig dastehen, bei Tage konnten sie schlafen. Der König teilte mit seinen Truppen alle Entbehrungen und Anstrengungen. Seine Nächte brachte er oft auf einem Bund Stroh unter freiem Himmel zu. Insbesondere weilte er gerne bei seinem tapferen General v. Zielen, um sich bei ihm Rat und Trost zu holen; denn im Lager der Preußen traten allerhand Krankheiten auf, auch wurden die Lebensmittel knapp. Da klagte der Köuig seinem treuen Waffengefährten: „Es kann nicht länger gehen, und es wird nicht gut enden." „Doch, Eure Majestät", erwiderte Zieten, „es wird alles noch gut werden. Nur dürfen Sie das Vertrauen nicht verlieren." „Hat Er sich vielleicht einen neuen Verbündeten verschafft?" fragte der König. — „Nein, ich wüßte keinen anderen als den Alten dort oben, und der verläßt uns nicht." — „Ach, der tut keine Wunder mehr." — „Das ist auch gar nicht nötig. Er streitet dennoch für uns und läßt uns nicht sinken." Und Zieten behielt recht. Als die Russen und Österreicher den König zwanzig Tage lang eingeschlossen hatten, mußten die Russen abziehen, weil es ihnen gänzlich an Lebensmitteln fehlte. Darob herrschte bei den Preußen großer Jubel, und der König sagte zu Zieten: „Er hat doch recht gehabt. Sein Verbündeter hat getreulich Wort gehalten.-"

6. Friedrich der Große - S. 53

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
— 53 — Proben seiner Tapferkeit abgelegt hatte: „Mein lieber Seydlitz, ich denke, Sein Regiment reitet schlechter als meine übrige Kavallerie." „Majestät", entgegnete der alte Haudegen, „mein Regiment reitet heute noch wie bei Roßbach." Der alte General von Zielen war einst zur königlichen Tasel geladen. Während des Gesprächs schlief er ein. Einige der anwesenden 5^erren lächelten und wollten sich über ihn lustig machen; allein der König verbot es mit ernsthaftem Gesichte und sagte: Friedrich und die Berliner Jugend. „Laßt uns leise reden, damit wir ihn nicht stören; er hat oft genug für uns gewacht!" Seinen Leibarzt Zimmermann fragte er einmal: „Wieviel hat Er schon in die andere Welt gesandt?" Schlagfertig entgegnete der Gefragte: „Lange nicht so viel wie Euer Majestät und mit lange nicht so vielem Ruhme." Friedrichs Leibkutscher Pfund fuhr, wie es der König liebte, wie der Sturmwind. Einst aber warf er ihn bei einer solchen rasenden Fahrt um. Friedrich griff schon zum Stocke. Aber der

7. Deutsche Geschichte - S. 212

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
212 89. Deutsche Männer zur Zeit der Fremdherrschaft. zwischen Merseburg und Leipzig überfallen und größtenteils niederhauen — freilich nicht ganz ohne Lützows Verschulden, da er sich uicht rechtzeitig auf preußisches Gebiet begeben hatte, was ihm sehr leicht möglich gewesen wäre. Auch Köuer wurde schwer verwundet, schleppte sich aber noch in ein nahes Gehölz, wo er von den Franzosen nicht gefunden wurde. Er glaubte hier sterben zu müssen und dichtete das ergreifende Lied „Abschied vom Leben": Die Wunde brennt; die bleichen Lippen beben. Ich fühl's an meines Herzens matterm Schlage: Hier steh' ich an den Marken meiner Tage. — Doch wurde er gerettet; Bauersleute fanden ihn und brachten ihn heimlich nach Leipzig, wo er von seinen Wunden genas. Nach seiner Wiederherstellung trat er wieder in sein Korps ein. Zum letztenmal sang und focht er am 26. August 1813 bei Gadebusch in Mecklenburg. Ihm war mit feiner Abteilung die Aufgabe geworden, einen französischen Proviantzug abzufangen. Nach einem langen beschwerlichen Nachtmarsche langten sie an dem bezeichneten Orte an und stellten sich im Schutze eines Wäldchens auf. Zum Teil schon auf dem Marsche hatte Körner sein herrliches „Schwertlied" gedichtet und las es nun den Kameraden vor. Da wurde die Spitze des erwarteten Zuges sichtbar. Die Liitzower, Körner voran, stürzen sich auf ihn. Die Bedienungsmannschaften des Zuges verteidigen sich und feuern auf die heranstürmenden Liitzower. Hierbei wird Körner tödlich verwundet. Unter einer alten Eiche begrub man ihn. 5. Arndt. Neben diesem jugendlich herrlichen Dichter sang der männliche, tapfere Ernst Moritz Arndt. Er war mit Napoleon in einem Jahre, im Jahre 1769, auf der Jufel Rügen geboren. In seinen Schriften griff er den französischen Machthaber an und hielt den Deutschen ihre Schwächen vor. So schrieb er in einem „Katechismus für den deutschen.2behrmamt": „Und es sind viele Laster schändlich zu nennen, doch das schändlichste von allen ist ein knechtischer Sinn. Denn wer die Freiheit verlor, der verlor jede Tugend, und dem zerbrochenen Mute hängen die Schanden sich an." Jedem deutschen Manne rief er zu: Der Gott, der Eisen wachsen ließ, Der wollte keine Knechte, Drum gab er Säbel, Schwert und Spieß Dem Mann in seine Rechte; Drum gab er ihm den kühnen Mut, Den Zorn der freien Rede, Daß er bestünde bis aufs Blut, Bis in den Tod die Fehde. — Seiu Lied fragte nach des Deutschen Vaterland und gab die Antwort. ganze Deutschland soll es sein! Dabei hatte er ein tiefreligiöfes Gemüt; in einem schöllen Gedichte fragt er: Wer ist ein Mann? und gibt die Antwort: der beten kann, der glauben kann, der lieben kann, der streiten kann, der sterben kann.

8. Deutsche Geschichte - S. 243

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
96. Der Deutsch-Französische Krieg von 1870—71. 243 reichten den Feind und drängten ihn durch eine siegreiche Schlacht bei B e a n m o n t nach der nahe der belgischen Grenze an der Maas gelegenen Festung Sedan. In Sedau saß nun Mac Mäh du samt seinem Kaiser Napoleon gefangen, ähnlich wie Bazaine in Metz. Nur war ihre Lage Diel schlimmer; denn in dem kleinen Sedan hatten sie weder Platz noch Lebensrnittel, noch war die schwache Feste gegen die Deutschen zu halten. Die einzige Rettung besternt) darbt, sich nach Belgien durchzuschlagen. Das oersuchteu sie am 1. September, dem Tage der denkwürdigen Schlacht bei Sedan. Ju weitem Bogen hatten die Deutschen Sedan umstellt; ringsum raste der Kampf; aber an keiner Stelle oermochtert die Franzosen durchzubrechen. Mac Mahon wurde oerwuudet und mußte den Oberbesehl an den General Wimpssen abtreten. Immer enger schlossen die Deutschen den Gürtel; ihre Kanonen schleuderten Tod und Verderben in die durcheinander drängenden französischen Truppenmassen; Diele Dörfer umher standen in Flammen; auch in Sedan schlug die Lohe auf. Die Lage der Franzosen war hoffnungslos; sie hatten nur noch die Wahl zwischen Übergabe und Vernichtung. Um 5 Uhr nachmittags erschien ein französischer Offizier mit der weißen Parlamentärflagge, um wegen der Kapitulation (Übergabe) zu uuterhaubelu. Diefe Kapitulation kam am folgenden Tage, dem 2. September, zustande. Die gauze französische Armee, die nach Abzug aller iu den letzten Kämpfen Getöteten und Versprengten noch 85 000 Mann zählte, gab sich samt dem Marschall und allen Offizieren kriegsgefangen. Dabei fielen 10 000 Pferde, 500 Kanonen und Mitrailleufeu und alle Adler den Siegern zu. (Sine solche Kapitulation steht ganz unerhört in der Geschichte da. Mit der Armee ergab sich der Kaiser Napoleon. Er hatte am Abend des 1. September an König Wilhelm geschrieben: „Da es mir Dersagt blieb, an der Spitze meiner Truppen zu sterben, so lege ich meinen Degen Ew. Majestät zn'füßeu." Am Morgen des 2. September kam er aus Sedan herausgefahren und wurde Don -Bismarck nach einem Schlößchen bei Donchery, einem kleinem Orte bei Sedan, geleitet. Hier fand nachmittags eine Begegnung zwischen ihm und König Wilhelm statt. Beide Monarchen waren tiefbewegt. „Was ich alles empfand," schrieb der König an die Königin Augnsta, „nachdem ich Dor drei Jahren Napoleon auf dem Gipfel feiner Macht gesehen hatte, kann ich nicht beschreiben." Die Unterredung dauerte eine Viertelstunde; was beide Fürsten miteinander besprochen, wissen wir nicht. König Wilhelm wies seinem hohen Gefangenen das Schloß Wilhelmshöhe bei Kassel zum Aufenthaltsorte an. Nach der Begegnung mit Napoleon machte König Wilhelm einen fünfstündigen Rittnmsedan, um alle seine Truppen zu sehen und zu begrüßen. Der Jubel, womit er empfangen wurde, war unbeschreiblich; wohin er kam, umbrauste ihn Dieltausendstimmig das Lied: „Heil dir im Siegerkranz, Herrscher des Vaterlands, Heil, König, dir!" Bei dem dann folgenden Mahle an der königlichen Tafel brachte König Wilhelm ein Hoch aus auf das siegreiche Heer und seine Führer und

9. Deutsche Geschichte - S. 264

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
264 102. Kaiser Wilhelms I. Persönlichkeit und Ende. Kaiser Friedrich Iii. unsere jetzige Kaiserin. Als der Kaiser seinen 90. Geburtstag feierte, da wurde dieser Tag auf der ganzen Erde, wo es nur Deutsche gab, mit unbeschreiblicher Begeisterung gefeiert. 85 fürstliche Personen erschienen in Berlin, um Glückwünsche zu überbringen; alle europäischen Staaten waren oertreten. Es war dies des Kaisers letzter Geburtstag. 4. Tod. Anfang März 1888 erkrankte Kaiser Wilhelm, und bald sah man, daß es zu Ende gehe. Die ganze kaiserliche Familie sammelte sich um ihn. Der Kaiser hatte noch ernste Unterredungen mit dem Prinzen Wilhelm und Fürst Bismarck. Als seine Tochter, die Großherzogin von Baden, ihn bat, sich nicht durch Sprechen zu ermüden, erwiderte er: „Ich habe nicht Zeit, müde zu sein." Am Morgen des 9. März verschied er. Unbeschreiblich war die Trauer des deutschen Pvlkes. Ein Leichenzug, wie ihn die Welt noch nicht gesehen, brachte die teure Leiche nach dem Mausoleum in C h a r l o t t e n b n r g. Dort ruht der Begründer des Deutschen Reichs an der Seite seiner edlen Eltern. 5. Die Kaiserin Augusta. Wie Kaiser Wilhelm, so war auch seine Gemahlin, die Kaiserin Augusta, dauernd für das Wohl des Volkes tätig. Im Frieden wie im Kriege sah sie ihre edelste Ausgabe darin, Tränen zu trocknen und Wunden zu heilen, Kummer zu lindern und Menschen glücklich zu machen. Im Jahre 1866 gründete sie den „Vaterländischen Franenverei n", der jetzt über 800 Zweigvereine und etwa 120 000 Mitglieder zählt. Er rechnet zu seinen Aufgaben in Friedenszeiten u. a. die Errichtung von Kleiukiuder-bewahr- und Rettungsanstalten, die Einrichtung von Volksküchen, die Unterhaltung oou Asylen und Mädcheuherbergen, Beschäftigung arbeitsloser Arbeiterinnen usw. Protektorin des Vereins ist die jetzige . Kaiserin Auguste Viktoria. Viele Gründungen der Kaiserin Augusta tragen ihren Namen, z. B. das A n g u st a - H o s p i t a l in Berlin. Ganz besonders sorgte sie in Kriegszeiten für die Pflege der Verwundeten und regte zu Verbesserungen des Lazarettwesens und der Krankenpflege an. Der Kaiser sagte einmal von ihr: „Sie möchte am liebsten jeden verwundeten Soldaten in eilt Himmelbett gelegt haben." Zwei Jahre nach dem Tode ihres Gemahls legte auch sie ihr müdes Haupt zum letzten Schlummer nieder und sand an seiner Seite im Mausoleum zu Charlottenburg ihre Ruhestätte. 6. Kaiser Friedrich Iii. (s. Teil I, S. 57—59). Als Deutschland im März 1888 in tiefer Trauer war, kehrte der neue Kaiser, Friedrich Iii., vom milden San R e nt o *) nach der winterlichen Heimat zurück, ein sterbender Mann. Von einem Fenster des Ehar- *) An dem Hause in San Remo, das Kaiser Friedrich während seiner Krankheit bewohnte, haben die deutschen Krieger eine Gedenktafel mit folgender vom Dichter Wildenbruch herrührender Inschrift angebracht: Wanderer, der du aus Deutschland herkommst! Hemme den Schritt! Hier der Ort, wo dein Kaiser Friedrich lebte und litt. Hörst du, wie Welle an Welle stöhnend zum Ufer drängt? Das ist die sehnende Seele Deutschlands, die sein gedenkt. Die Krieger Deutschlands ihrem Kaiser und Feldherrn.

10. Deutsche Geschichte - S. 214

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
214 90. Die 25 Friedensjahre der Regierung Friedrich Wilhelms Iii. * 2. Verlangen nach einer Volksvertretung. Noch herrschten ui den meisten Staaten die Fürsten nach eigenem Willen. Sie gaben Gesetze und schrieben Steuern aus, ohne das Land zu befragen (u nbe -schränkte Monarchie). Die Deutschen waren aber der Meinung, diese Regierungsform habe sich überlebt, sie seien längst reif genug, um bei der Gesetzgebung durch eine Volksvertretung mitzuwirken. Mau wollte also eine beschränkte M o n a r ch i e, wie sie in England schon lange und seit der Re-volutiou auch in Frankreich bestand. Die Rechte des Herrschers sollten beschränkt werden durch die Rechte des Volks. Eine Festsetzung, die beider Rechte gegeneinander abgrenzt, wird Verfassung genanilt. Die deutschen Fürsten wußten, daß ihre Völker Verfassungen wünschten, und hatten ihnen folche in der Zeit der Befreiungskriege versprochen. Aber nachher bereuten viele ihr Wort und hielten es nicht. Nur die f ü d d e u t f ch e rt F ü r st e n von Bayern, Württemberg, Baden und Hessen-Darmstadt gabeu ihren Ländern eine Verfassung und rmitetert eine Volksvertretung ein. Von den norddeutschen Fürsten kam nur der Großherzog Karl August vvu Sachsen-Weimar, der Freund Goethes, dem Verlangen des Volkes nach. Die beiden Großmächte Preußen und O st er reich verhielt eu sich ablehnend. In Österreich war der Staatskanzler Metternich der größte Gegner einer Volksvertretung, und Preußeu staud unter seinem Einflüsse. Friedrich Wilhelm Iii. begnügte sich mit der Errichtung der P r o v i n z i a l st ä n d e (1823). Sie waren Vertreter bei1 Provinz, also acht streng voneinander geschiedene Provinziallandtage und bestanden zur einen Hälfte aus Rittergutsbesitzern (Vertreter des Großgrundbesitzes), zur andern Hälfte aus Städtern und Bauern; sie durften nur beraten, nicht beschließen; ihre Verhandlungen waren geheim; bei der Führung des Staatshaushaltes hatten sie keine Mitwirkung. Eiue Landes Vertretung führte er nicht ein. — So entstand zwischen dem Norden ltnb dem Süden eine neue Greuzfcheide, indem die norddeutschen Staaten nur von ihren Fürsten (absolut), die süddeutschen dagegen unter Teilnahme der Volksvertretung i konstitutionell) regiert wurden. * 3. Verlangen nach einer Reichseinheit. Die Befreiungskriege hatten dem deutschen Volke gezeigt, was durch Einigkeit zu erreichen ist. Statt eines einigen Deutschen Reiches mit einem Kaiser au der Spitze, wie es viele Vaterlandsfreunde wünschten, war aus dem Wiener Kongreß aber nur der Deutsche Bund mit seinen 39 Staaten hervorgegangen. Der Eiuheitsgedauke blieb indessen wach und wurde besonders ans den Universitäten und den Turnplätzen gepflegt, und Dichter gaben der Sehnsucht nach einem deutschen Kaiser oft ergreifenden Ausdruck; so sang Schenkendorf: Wollt ihr keinen Kaiser küren? Ach, die Sehnsucht wird so lautl Kommt kein Ritter, heimzuführen Deutschland, die verlass'ne Braut?
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