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1. Das Altertum - S. 11

1885 - Heilbronn : Henninger
3. Kapitel. Übersicht der geographischen Verhältnisse Griechenlands. H an Umfang dem deutschen Reich fast gleich kommende, etwa 10 000 Quadratmeilen enthaltende Halbinsel durch das Eindringen des Meeres: 1) scheiden Bosporus, Propöntis und Hellespont die Halbinsel von Kleinasien, und das thrakische Meer sendet den strymonischen und thermaischenmeerbusen ins Innere des Landes; 2) bilden der pagasäische und malische Busen von Osten, der ambrakische von Westen her einen Einschnitt; 3) trennen der saronische und korinthische Busen eine Halbinsel , die „Pelops-insel“, fj Iie'ko7i6vvrloog1 vom Festland und lassen nur die schmale Landenge (Isthmos) von Korinth, die nur etwa 5—6 Kilometer breit ist, als Verbindungsbrücke übrig. Das eigentliche Griechenland, Hellas im Sinne der Griechen selbst, beginnt südlich von jenem zweiten Einschnitt; seine Gröfse beträgt etwa 16'—1700 Q.-M., kommt also derjenigen des diesrheini-schen Bayerns und Württembergs (1625 Q.-M.) etwa gleich. Von den nördlich jener Linie wohnenden Völkern galten die Illyrier im Westen und die Thraker im Osten als Barbaren, wogegen die Makedönen in den Fluf&thälern des Haliäkmon und Axios und den über denselben sich auftürmenden Hochlanden ein griechisches, nach Herodot I 56 den Doriern nahe verwandtes, aber freilich in der Kultur hinter den südlicheren Stammesgenossen mehr und mehr zurückbleibendes Volk gewesen sind, dessen Herrschergeschlecht aber stets seine Herkunft von dem argivischen Fürsten Temenos herleitete (daher Argeaden genannt). b. Was die vertikale Gliederung, ferner die Flüsse und Landschaften Griechenlands betrifft, so mufs man von dem Berg Lakmon, dem Bergknoten von Metzowo, einem Teil des Pindosgebirgs, ausgehen; vom Lakmon ziehen sich die Berge nordwestlich bis zum akrokeraunisehen Vor-gebirg, östlich bis zu dem beinahe 3000 Meter hohen Olympos, dem auf der Westseite fast immer in Wolken gehüllten Sitz des „Wolkensammlers Zeus“, dem „König der griechischen Berge“. An ihn schliesst sich, durch das berühmte wildromantische Tempethal getrennt, südöstlich der Ossa, an diesen der Pe-lion; westlich von ihnen dehnt sich das vom Peneios durchströmte Kesselthal von Thessalien aus, das durch den rauhen, bis 2200 Meter ansteigenden Pindos vom Berg- und Waldlande von Epeiros getrennt ist, während es im Süden vom Othrys eingefafst ist, welcher mit seinen Höhen das Thal des Spercheios begleitet. Der Pindos endigt mit dem Tymphrestosgebirge,

2. Das Altertum - S. 13

1885 - Heilbronn : Henninger
3. Kapitel. Übersicht der geographischen Verhältnisse Griechenlands. 13 erheblich überragt. Den Mittelpunkt der Halbinsel bildet die durchschnittlich 570 Meter über dem Meere liegende Hochebene von Arkadien, welche auf allen Seiten von Randgebirgen umrahmt ist (am höchsten der 2872 Meter hohe Kyllene im No., und die an ihn sich anschliefsenden aroänischen Berge und der Erymänthos im Nw.); durch dieselben brechen an mehreren Stellen Flüsse zum Meere hindurch: nach Westen der Alpheios, an dem Olympia in Elis lag, nach Süden der wasserreiche Pa m i s o s, der durch Messenien, und dei E u -rötas, welcher zwischen T ay get o s (2410 Meter) und Par non (1900 Meter) hindurch in der Landschaft Lakönien (87 Q.-M.) strömt und an Spartas offenen fünf Quartieren (y.iu[.iccl) 'voiübei-eilt, um durch die fruchtbaremarsch vonhelos den lakonischen Meerbusen zu erreichen, dessen beide Landzungen in den Vorgebirgen Mälea und Tänaron endigen, den Ausläufern des Parnon und Taygetos. Nach Norden fallen die Gebirge steil in den korinthischen Busen ab, so dafs Achäia nur reifsende Gebirgsbäche, aber keine Flüsse, und nur schmale kultivierbare Streifen am Meere hat. Dagegen lassen die Gebirge nach Osten hin die zwei Meilen breite fruchtbare Ebene von Ärgolis frei, die vom Inachos durchströmt wird und die Städte Mykene und 1 iryns enthält, deren kyklopische Bauwerke (das Löwenthor von Mykene) den Jahrtausenden siegreich getrotzt haben; auch die spätere Hauptstadt Argos liegt in dieser Ebene. Leiter nördlich folgen die Kantone von P hlius und S lky o n, und am Isthmos Korinthos, mit seinem Burgfelsen (Akrokorinth) und seinen beiden Häfen Lechäon am korinthischen und Kenchreä am sa-ronischen Busen, weshalb es Horatius (Carmina I 7, 2) bimaris, das zweimeerige, nennt. c. Die Inseln. Griechenland ist nicht blofs selbst durch das Meer so reich gegliedert, dafs es eine Küstenentwickelung von 852 Meilen hat und also sogar diejenige von England übertrifft ; es ist auch von einem reichen Kranze von Inseln auf allen Meeresseiten umgeben. Im Westen liegt hoch im Norden Ker-kyra (14 Q.-M.); dann folgen Leukas, Ithaka, Kephallenia und Zakynthos. Im Süden ist Kythera dem lakonischen Busen vorgelagert; Kreta (155 Q.-M.) mit seinem etwa 2400 Meter hoch ansteigenden Ida schliefst wie ein Querriegel die griechischen Meere nach Süden ab; in Kasos, Kärpathos und Rhodos setzen sich seine Gebirge bis nach Kleinasien fort.

3. Das Altertum - S. 14

1885 - Heilbronn : Henninger
14 Griechische Geschichte. In dem ägäischen Meere, das die Hellenen „unser Meer“ nannten (rj fuxäg Üdlaooa), unterscheidet man zwei Insel- gruppen: im Say. die im Kreise gelagerten Kykladen (so Andros, Naxos, Paros); sie reichen bis nach Attika und der langgestreckten Insel Euböa hinauf (63 Q.-M.), die durch die Meerenge des Eunpos vom Festland getrennt ist und fruchtbare Ebenen (das lelantische Feld zwischen Chalkis und Eretria), aber auch Berge bis über 1500 Meter hoch enthält. Die andere Inselgruppe heilst die der Sporäden, weil sie von Süd nach Nord sich in einer langen Linie zerstreut folgen; hieher gehören Rhodos, Kos und S a m o s. Isoliert liegen Chios (19 Q.-M.), Skyros, das liederreiche Lesbos (29 Q.-M.), Lemnos mit seinem vulkanischen Boden, Imbros, Samothräke mit dem Geheimdienst (Mysterien) der Kablren und das goldreiche T h a s o s. Eine „landfest gewordene“ Insel ist auch die Halbinsel Chalki-dike, deren 9 Meilen breiter Isthmos noch jetzt von Sümpfen bedeckt ist; sie läuft in drei Landzungen, Pallene, Sithönia und Akte aus; letztere endigt in dem Berghaupt des Athos, der, über 1700 Meter aus der See aufragend, bis nach der Troas hin sichtbar ist. d. Griechenland öffnet sich mehr gegen Süden und Osten, wohin die meisten Flüsse auslaufen, und von woher die meisten Meerbusen ins Land eindringen, als gegen Westen, wo Klippen oder Lagunen die Annäherung erschweren. Die Bewohner, denen der meist gebirgige, kärgliche und ungenügend bewässerte Boden die Halmfrüchte nicht in ausreichendem Mafse spendet, sind notwendig auf Fischerei und Seefahrt als Erwerbsquellen hingewiesen; die „nassen Pfade“ Homers sind meist wegsamer als die Berg-und Waldpfade des Binnenlandes. Die Vielseitigkeit der geographischen Verhältnisse, das Ineinander von Meer und Land, von Berg und Thal beförderte auch die geistige Entwickelung des Volkes, schärfte und erweiterte den Blick, und so abgeschlossen oft die einzelnen Kantone von einander sind, so leicht ist doch auch wieder vielfach der Verkehr. Das Klima wird schon von Herodot gelobt, wenn er Iii 106 im Gegensatz zu den an Gold, Weihrauch, Bernstein, Baumwolle u. s. w. nach seiner Ansicht ergiebigsten „Enden der Welt“ — wie Indien, Arabien u. s. w. — von seiner Heimat rühmt: „Hellas hat bei weitem die schönste Mischung der Jahreszeiten empfangen.“ „Nordisches Klima“ sagt Bergk (griech. Littgesch. I 7) „und die Vegetation

4. Das Altertum - S. 18

1885 - Heilbronn : Henninger
18 I. Periode. wanderer auf eine höhere Stufe der Civilisation emporgehoben wurden. Eine bedeutende Rolle spielten dabei sicherlich seit etwa 1300 vor Chr. die Phönikier, die selbst wieder die assyrische Kultur den westlichen A ölkern vermittelten; nach Ernst Curtius, der freilich gewichtigen Widerspruch erfahren hat, folgten auf sie die asiatischen „Ostgriechen“ die Kinder Jävans der mosaischen A ölkertafel , die I ä o n e r oder Ioner nach der griechischen Bezeichnung, die von den Phönikiern Schiffbau, Seefahrt und andere Künste lernten, bis nach dem phönikisierten Karien und nach Ägypten vordrangen und als sie vom Westrande Kleinasiens („Anatoliens“) zu ihren europäischen Stammesbrüdern, den „Westgriechen“ gelangten, von denselben selbst als Phöniker und Ägypter angesehen wurden. „Kadmos und Pelops,“ ruft Curtius aus, (griech. Gesch. I 342) „was ist an ihnen fremd als die Herkunft ! Sind sie nicht die Gründer alles dessen, was echt griechisch ist, die Ahnherren erlauchter, staatsschirmender Königsgeschlechter, deren Ruhm und Thaten zu verkünden die nationale Poesie nicht müde wurde!“ b. Auf die Zeit der „eingewanderten Heroen“ folgt, deutlich als eine spätere Epoche sich von jener scheidend, die der einheimischen Heroen. a. Von diesen treten im wesentlichen einzeln auf, als Helden, die auf eigene Faust handeln, Herakles, Sohn des Zeus und der thebanischen Königin Alkmene, der Gemahlin des Ani-phitryo, ursprünglich, wie es scheint, ein Dämon des nächtlichen Himmels, der Hera untergeben, in der Sage aber der gewaltige Besieger aller möglichen menschlichen und tierischen Unholde, der Vollführer der zwölf ihm vom König Eurvstheus von Mykene aufgetragenen „Arbeiten“ (ä9-?^oi), das ideale Vorbild für die ritterliche Jugend der Hellenen in allen Mannestugenden, auch in der Verschmähung des bequemen Genusses, und am Ende durch feurigen, selbsterkorenen Tod hindurch in den Olympos zu den Göttern emporgehoben. Ihm steht am nächsten an Berühmtheit in der Sage Theseus, Sohn des athenischen Königs Ageus, das „athenische Gegenbild des Herakles“, welcher nach der Sage den Isthmos von schauerlichen Ungetümen säuberte und die Athener durch Erlegung des Stiermenschen Minotauros von dem Menschentribut erlöste, den sie alle sieben Jahre an König Minos von Kreta senden mufsten (vgl. S. 16). Endlich ist noch Perseus zu nennen, des Zeus und der argivischen

5. Das Altertum - S. 23

1885 - Heilbronn : Henninger
7. Kapitel. Die Wanderungen der griechischen Stämme in Europa. 23 b. Diese Wanderungen sind folgende: 1) Im 60. Jahre nach der Einnahme von Troja, (Thuk. I 12), 1124 vor Chr. zogen die th es pro tischen Thessaler aus ihrer Heimat am ionischen Meere in Epeiros über den Pindos in das Land Aolis oder Arne. Was von den Einwohnern nicht fiel oder auswanderte, wurde unter dem Namen von Penesten geknechtet; über diese Leibeigenen herrschte der ritterliche Adel der Thessaler, nach welchen jetzt das Land Thessalien genannt wurde: die fruchtbaren Ebenen Thessaliens waren der Pferdezucht so günstig, dafs die Rosse des Landes den Vorrang vor allen hellenischen besafsen. 2) Von den Thessalern wichen a. Die böotischen A e o 1 i e r aus Arne (daher auch Arnäer genannt); sie zogen nach Süden und eroberten das nach ihnen Böotien genannte Land am untern Kephissos und am Kopäissee, welches vorher Kadmeis geheifsen hatte. Ein Teil des Volkes ging auch nach Kleinasien; s. S. 25. ß. Die Dorier, welche sich in ihren ursprünglichen Sitzen am Olympos nicht länger behaupten konnten und eine neue Heimat am obern Laufe des Kephissos fanden, wo sie die „dorische Teträpolis“ (Vierstädtebund) gründeten. Da aber der steinige Boden dieses kleinen Gebiets von nur etwa 4 Q.-M. die ganze Masse des Volkes nicht nähren konnte, so zog sich der hier nicht unterzubringende Teil der Dorier weiter nach Süden (dorische W ander u ng), vereinigte sich mit einem Haufen von Atölern und überschritt im Jahr 1104 an der „Wasserenge“ bei Paträ den korinthischen Busen. Nicht sowohl durch einen einmaligen Sieg über des Orestes Sohn Tisämenos, wie die Sage meldet, als in einem langwierigen — in seinen letzten Ausläufern fast dreihundertjährigen — Kampfe eroberten, so scheint es, die Dorier und Atoler den gröfsten Teil des Peloponnes. Nur Arkadien wurde von der Eroberung nicht betroffen; dagegen verloren die Achäer den gröfsten Teil ihrer Wohnsitze und behaupteten sich nur in Tiryns und Mykene in halber Abhängigkeit von Argos, und aufserdem warfen sie sich selbst auf den Nordrand der Halbinsel, dessen ionische Bevölkerung nach Attika sich zurückzog oder nach Asien hiniiberwanderte (s. S. 25); der Name dieses Küstenstrichs, vorher Ägialeia, wurde nun erst Achäia. Die Atoler liefsen sich in El is am Unterlaufe des Alpheios nieder; die Dorier aber gründeten mehrere Staaten, in Messe-

6. Das Altertum - S. 29

1885 - Heilbronn : Henninger
9. Kapitel. Lykurgische Gesetzgebung in Sparta. 29 Iii. Periode. Bildung der beiden führenden Staaten Sparta und Athen; Verfassungskämpfe •, jüngere Kolonisation. 900 500. Neuntes Kapitel. Lykurgische Gesetzgebung in Sparta. Bildung der peloponnesischen Eidgenossenschaft. a. Um das Jahr 900 befand sich die dorische Gemeinde, welche etwa 200 Jahre früher das Eurötasthal erobert und etwa in der Mitte desselben die Stadt Sparta auf dem rechten Flufs-ufer angelegt hatte, in doppelter Not. Einmal behaupteten sich, so scheint es, im Süden immer noch die Achäer ungebrochen in der Stadt Amyklä und drängten die Masse der Dorier in das Flachland zwischen den arkadischen Bergen im Norden, dem Taygetos im Westen, dem Pärnon im Osten und Amyklä im Süden zusammen; sodann stritten sich zwei Geschlechter um die Königswürde, die Agiäden und Eurypontiden, welche beide von dem ersten dorischen, bzw. eigentlich heraklidisch-achäischen Herrscher Aristodemos abzustammen behaupteten und darauf auch ihr Anrecht an den Thron, ihre Legitimität begründeten. In dieser Lage, wo alles gründlich verfahren war, trat nach der Überlieferung der Spartaner als Retter der Eurypontide L y -k ü r g o s auf, nach dem alexandrinischen Gelehrten Eratosthenes um 884, nach Thukydides um 820 v. Chr., im elften Menschenalter nach seinem Ahnherrn Herakles. b. Zunächst ordnete Lykurgos, durch Reisen nach Kreta und Asien gebildet, vom delphischen Orakel unterstützt, die Verfassung so, dafs er a. die königliche Würde den beiden streitenden Herrscherhäusern zuerkannte. Den jeweiligen zwei Königen standen die nämlichen Rechte zu, welche der homerische König besessen hatte: sie hatten erstlich priesterlichen Charakter, sie waren Priester des Zeus und brachten die Opfer für den Staat dar; dann waren sie Richter, soweit Streitigkeiten über Verheiratung von verwaisten Erbtöchtern und andere auf Erb- und Familienrecht bezügliche Irrungen entstanden; drittens waren sie oberste

7. Das Altertum - S. 31

1885 - Heilbronn : Henninger
9. Kapitel. Lykurgische Gesetzgebung in Sparta. 81 verloren; aber sie durften doch an den religiösen Festen teilnehmen, in Olympia und sonst als freie Männer um Siegespreise ringen und fochten als Schwerbewaffnete an der Seite der Dorier. Die Heloten dagegen (ursprünglich die Bewohner der Stadt Helos am lakonischen Meerbusen — vgl. den Ausdruck Caerites = Bürger ohne Stimmrecht in Rom — ? oder = die Besiegten, von flelv?) waren zur Zeit der Eroberung „mit dem Speer bezwungen worden“ und hatten alles verloren, bürgerliche, politische und persönliche Rechte; sie galten als Sklaven des Staates — nicht der einzelnen — und hatten das Gut jedes Doriers zu bebauen, dem sie zugeteilt waren; von den Früchten des Ackers, Gartens, ’Weinbergs und vom Vieh der Herde hatten sie die Hälfte an ihren dorischen Grundherrn abzuliefern, welcher von dieser Abgabe mit Weib und Kind lebte und sich selbst lediglich dem Kriegshandwerk widmete. Der harte geistige und materielle Druck, welcher auf den Heloten lastete, erzeugte andauernde Unzufriedenheit und öfters bewaffnete Aufstände, daher die „Krypteia“ oder „Geheimbewachung“ eingerichtet wurde: junge Spartiaten, so scheint es, hatten. als eine Art fliegender Landjäger insgeheim die Helotendörfer abzustreifen, Verdächtige festzunehmen und in den dringlichsten Fällen einfach zu töten. d. Schon aus dem Gesagten ergiebt sich, dafs die Spartiaten ein ausschliefslieher W ehrstand waren, jederzeit bereit, das von Lykurgos zu ihren Gunsten geordnete Gemeinwesen sowohl gegen äufsere wie gegen innere Feinde zu verteidigen. Damit sie dies vermöchten, war zweierlei notwendig: or. sie mufsten von allen Sorgen für die Nahrung befreit sein. Deshalb teilte Lykurgos ihnen Land und Heloten zu dessen Anbau zu, und zwar soll er das Land in gleiche erbliche Lose geteilt haben (-/.lagoi), 9000 an der Zahl für die Dorier und 30 000 für die Periöken; doch können diese Ziffern jedenfalls erst später, nach der Unterwerfung ganz Lakoniens und Messeniens, erreicht worden sein. Nach Herodöt Ix 28 scheint man annehmen zu müssen, dafs die Zahl der Spartiaten V«, die der Periöken ebenfalls 1/9, die der Heloten abei^ V9 der gesamten Bevölkerung betrug, welche jedenfalls etwa 300 000 Seelen ausmachte. ß. Die Spartiaten mufsten aber auch von Jugend auf abgehärtet und in militärischem Geiste erzogen werden. Dies geschah, indem alle Knaben vom beendigten siebenten Jahre an

8. Das Altertum - S. 63

1885 - Heilbronn : Henninger
17. Kapitel. Athen unter Perikies. 63 batte die Aufgabe, seine Verbündeten vor äufseren Feinden zu schützen; nur Chios, Lesbos und Samos stellten noch Schiffe zur Bundesflotte; alle ändern Staaten fanden sich mit Geldleistungen ab, für welche Athen die Last der Beschaffung der entsprechenden Zahl Schiffe übernahm; eben damit wurden freilich die „Bundesgenossen“ thatsächlich zu tributpflichtigen, meist waffenlosen „Unterthanen“; als sich Samos 440 mit persischer Hilfe unabhängig machen wollte, wurde es von Perikies zu Paaren getrieben. Von dem Gelde der „Bundesgenossen“ unterhielt der athenische Staat etwa 300 Trieren, der Schrecken der Perser und der Bundesgenossen selbst; aber die 600 Talente, welche aus den etwa 300, in fünf Steuerkreise geteilten Staaten jetzt jährlich eingingen, reichten auch aus, um einen Staatsschatz anzulegen und an die athenischen Bürger allerlei Entschädigungen für öffentliche Thätigkeiten (Sold für die Geschworenen und für die Besucher der Volksversammlungen) zu entrichten; ja damit auch die höchsten geistigen Genüsse allen Bürgern dieses demokratischen Gemeinwesens ohne Unterschied des Vermögens gleichmäfsig zugänglich seien, wurde jedem Bürger das Eintrittsgeld ins Theater vom Staate ausgezahlt. Arme Bürger wurden auch durch die Kolonisation von Städten wie Sinöpe am schwarzen Meer, Amphipolis am Strymon in Thrakien (437), Thürii in Unteritalien (444), Histiäa auf Euböa versorgt; jeder sollte fühlen, dass er einem Staate angehöre, der für seine Glieder etwas leiste; die reichen Bürger freilich, zu denen ohne Zweifel Perikies selbst gehörte, hatten kostspielige ,,Leiturgieenu, d. h. unbezahlte Leistungen für das Volk, zu tragen (S. 44). Direkte Steuern erhob aber der Staat von den Bürgern nur in Notfällen (die elocpoqcx, = Kriegssteuer, tribütum); sonst bestritt er seine Ausgaben durch die Tribute (cpöqoi) der Bundesgenossen, die Einkünfte von den laurischen Silberbergwerken, die Zölle und Marktabgaben (das Oktroi). Die Last des Kriegsdienstes aber ruhte jetzt auf allen Bürgern gleichmäfsig vom 18. Jahre an bis zum Greisenalter; da der Staat im Notfall mehr als 13000 Hopliten für das erste, 19 000 für das zweite Aufgebot (Greise, Jünglinge, Metöken) auf bringen konnte, dazu noch 1200 Reiter und 1600 Bogenschützen (Thuk. Ii 13), so mufs die freie Bevölkerung Attikas für damals mindestens auf etwa 150000 Köpfe angeschlagen werden. Den Truppen wurde im Kriegsfall Sold und Verpflegungsgeld vom Staat gereicht.

9. Das Altertum - S. 64

1885 - Heilbronn : Henninger
64 Iv. Periode. c. Als Erwerbsquelle für die Bürgerschaft Athens steht für die damalige Zeit nicht mehr der Ackerbau in erster Linie, auf den noch Solon seine Arerfassungsbestimmungen hatte stützen können, sondern der Handel, und zwar sowohl der Grofs-als der Kleinhandel (s/utvoqicc und -/.aurjleia). „Die Hafenstadt Peiräeus,“ sagt Hertzberg, ,,wuchs zu einer der schönsten griechischen Städte empor und war, reich ausgestattet mit allen zum Geschäftsbetriebe eines großen Kriegs- und Handelshafens nötigen Bauten und sonstigen Anlagen, der Mittelpunkt eines erstaunlich reichen und ausgedehnten Handelsverkehrs geworden, der im Norden nach der Halbinsel Krim, im Süden nach dem Delta, im Westen bis nach Sicilien und tief hinein in die Adria seine Verzweigungen hatte. Die Erzeugnisse des attischen Landes, dabei namentlich das feine Silber von Laurion, und der attischen Industrie, dabei namentlich massenhafte Thongeschirre, und die der Kunstgewerbe Griechenlands überhaupt wurden in Massen ausgetauscht gegen die Metallwaren der Etrusker, gegen die Rohprodukte Italiens, Siciliens, der Nordküste des ägäischen Meeres, der Getreideländer am Nil, am schwarzen und am ionischen Meere, und gegen die Waren der Kulturländer des Morgenlandes.“ Durch wohlorganisierte Polizei, welcher strenge Mafs-nahmen gegen Betrüger und Verfälscher zustanden, und durch rasche Erledigung aller Handelsprozesse suchte man seitens des Staates das Zutrauen in den athenischen Markt und die athenische Rechtspflege zu kräftigen und so die Käufer und Verkäufer anzulocken. d. Der materiellen Blüte entsprach die geistige; Perikies that alles, um Athen zur schönsten und geistig anregendsten Stadt von Hellas zu machen und ihm auf diesem Gebiete die alleinige Führerschaft zu sichern, welche politisch mit Sparta geteilt werden mufste. Schon Kimon war in dieser Hinsicht thatkräftig voran-gegangen: er zog den ersten großen Maler der Hellenen, Poly-gnötos aus Thasos, nach Athen und liefs durch ihn die Halle mit Gemälden aus den Perserkriegen schmücken, welche daher den Namen der ,,bunten Halle“ (oxoa noi/ulr]) erhielt. An Bauwerken liefs Kimon vor allem das Theseion aufführen, den nordwestlich vom Markt gelegenen Tempel, welcher die von Skyros geholten angeblichen Gebeine des Theseus umschlofs, und vielleicht das Tempelchen der „ungeflügelten Siegesgöttin“ (Nike Apteros), das am südwestlichen Aufgang der Burg sich erhob;

10. Das Altertum - S. 35

1885 - Heilbronn : Henninger
10. Kapitel. Abschaffung des Königtums. Herrschaft der Edelleute. 35 vor Christo, also zwischen 800 und 750, fast überall die Monarchie zu Gunsten seiner eigenen Herrschaft verdrängt; man kann zur Stütze des Gedächtnisses wohl sagen: um dieselbe Zeit wo das römische Königtum anfängt, hört das griechische auf und macht der Aristokratie, der Herrschaft der „Besten“, der Edelleute, Platz. Nur in Makedonien, wo auswärtige Feinde fortwährend das Land bedrohten und gegen Illyrier und Thraker eine einheitliche Leitung Lebensbedürfnis der Kation war, behauptete sich eine kräftige, wenn auch vorzugsweise auf den Adel sich stützende Monarchie; und aufserdem in Sparta, wo aber das Königtum schon seit Lykürgos durch die Gerusia als eine Art Ausschufs des dorischen Patriciats beschränkt war und 130 Jahre nach dem großen Gesetzgeber, während des ersten messenischen Kriegs, also um 730, noch eine weitere Einengung sich gefallen lassen mufste. Die fünf Ephoren nämlich, die ursprünglich als Beamte und Stellvertreter der Könige in den fünf Stadtquartieren eine polizeiliche und civilrechtliche Thätig-keit geübt hatten, erhielten unter Zustimmung des Königs Tlieo-pömpos, welcher durch Nachgiebigkeit gegenüber der unwiderstehlichen Zeitströmung das Königtum zu erhalten sich entschlofs, das Recht, nicht blofs die Beamten im Namen der Könige zu beaufsichtigen, was seither auch ihres Amtes gewesen war, sondern ihre Aufsicht auf die Könige selbst auszudehnen und dieselben, wenn Grund vorlag, von ihrem Amte zu suspendieren; späterhin, als man befürchten mochte, dafs die Könige mit Hilfe der achäischen Periöken oder Halbbürger oder gar der Heloten sich zu Tyrannen aufwerfen möchten, wurde auf Betreiben Cheilons (um 600, einer der „sieben Weisen“) die Macht des Ephoräts so ausgedehnt, dafs sie sogar die Könige vor der Gerusia anklagen und in Gemeinschaft mit derselben aburteilen durften; damals wohl ging auch die W ahl der jährlich wechselnden Ephoren von den Königen auf die Yolksgemeinde über, und allmählich erlangte diese Magistratür die Stellung einer alles, Inneres wie Auswärtiges, leitenden Regierungsbehörde, so dafs nach dem A orsitzenden dieses Fünfmännerkollegiums das Jahr benannt wurde (wie zu Athen nach den Archonten und zu Rom nach den Konsuln). b. In allen ändern Staaten, vor allem auch in den kleinasiatischen Kolonieen, drang die Herrschaft der „Besten“ durch und bestand etwa hundert Jahre, von 750—650, unangefochten; sie verwalteten den Staat, bestellten den oder die regierenden 3 *
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