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durstigen Kraft, welche ein Erbtheil des Königsgeschlecktes der
Mcrovinger gewesen war. Sein Tod (628) zersplitterte wieder
das Reich; Herrschsucht. Grausamkeit und Wollust bezeichnete die
Geschichte der Regenten durch eine Reihe Verbrechen.
Während der fortgesetzten Bürgerkriege und des gesetzlosen
Zustandes, den ste mit sich führten, vermehrte sich, den schwachen
und uneinigen Regenten des zersplitterten Reiches gegenüber, die
Macht des fränkischen Adels. An der Spitze des Adels stand
ein Haushofmeister (major domus), der. nach und nach
fast von der Krone unabhängig geworden, die Rechte des Adels
wahrte. Schon Chlotar 11 (-h 628) mußte die abgesonder-
ten Theile des Reiches, Austrasien, Neustrien und Bur-
gundien von besonderen Haushofmeistern regieren lassen, und
diese hohen Beamte, deren Wahl fast ganz von der Krone un-
abhängig war, nahmen allmählich den Platz der Könige ein.
Pipin von Heristall, Haushofmeister in Austrasien, siegte
bei Tcstry*) über den König von Neustrien (687) und wurde
von diesem Zeitpunkte an einzigster Haushofmeister aller Franken,
selbst wenn verschiedene Könige in den verschiedenen Theilen des
Reichs gewählt wurden. Sein Sohn Karl Märtel (714—741)
erbte die königliche Stellung des Vaters. Er schlug die Ncu-
strier, kämpfte glücklich gegen die germanischen Volksstämmc,
strebte die christliche Lehre unter diesen barbarischen Stämmen
zu verbreiten, und machte in der Schlacht bei Poitiers (732)
seinen Namen unsterblich, indem er die Araber schlug, welche von
Spanien ihre ungläubigen Schaaren nach Frankreich ausgesandt
hatten. Karls Sohn, Pipin der Kleine, Erbe der Macht 7;! j
des Vaters, hielt die Zeit endlich für geeignet, den königlichen
Namen mit der Ausübung der königlichen Macht zu vereinigen.
Gegen hundert Jahre hindurch hatten die merovingischen Schat-
tenkönige in ihrem Schlosse, oder in einem Kloster, eingeschlossen
*) Zwischen St. Quentin und Peronne.
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Extrahierte Personennamen: Karl_Märtel Karl Karls
Extrahierte Ortsnamen: Poitiers Spanien Frankreich Karls
50
476—1100
Gestorbenen erben sollte. Allein ^d4n Bestrebungen Emmas
zum Trotze wählten die Engländer den Sohn Knuds aus einer
früheren Ehe, Harald Harefod zum König. Als Harald
Harefod nach einer rühmlosen Regierung 1039 gestorben war,
vereinigte Hardeknud abermals das dänische und englische
Reich. Allein bei dem Tode Hardeknuds (1042) wählten die
Engländer Eduard Confessor (1042—1066) einen jünge-
ren Sohn Ethelreds des Unentschlossenen. Dänemarks Reich
fiel, dem Vergleiche in der Göthaelv zufolge, Magnus dem
Guten zu (1042—1047). "
Eduard der Bekenner (1042 — 1066) war ein un-
tüchtiger König; bei seinen Verwandten in der Normandie, den
Jarlen in Rouen erzogen, mißfiel er seinem Volke, besonders
wegen seiner französisch-normannischen Sitten, und weil er die
Normannen den Angelsachsen vorzog. Der mächtige Jarl God-
win stand an der Spitze der angelsächsischen Parthei und hatte
■ unter der Regierung des schwachen Königs die ganze Gewalt in
Händen. Als Eduard der Bekenner gestorben war, wurde
Godwins Sohn, der milde und volksthümlichc Harald von
der angelsächsischen Parthei zum König erwählt; vergebens
suchte sein Bruder Toste bei dem norwegischen König Harald
Haardcraade Hülfe, um seinem Bruder das Königreich wieder
zu nehmen: Toste und Harald Haarderaade fielen bei
einem Angriffe auf Northumberland in der Schlacht bei Stand-
forbridge (1066). Allein schon segelte die französisch-nor-
mannische Flotte über den Kanal, um mit Harald um
das Königreich England zu kämpfen; denn Wilhelm der
Bastard, Jarl in Rouen, behauptete, vermöge eines Te-
stamentes seines Schwagers Eduard des Bekenners, ein
Recht auf Englands Thron zu haben. Nach hartnäckigem Wi-
derstande wurde Eduard mit seinem Heere bei Hastings
(1066) geschlagen, wo Harald den Heldentod fand und aller
Widerstand gegen den normannischen Eroberer aufhörtc.
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Extrahierte Personennamen: Harald_Harefod Harald
Harefod Eduard_Confessor Eduard Dänemarks Magnus Magnus Eduard Eduard Eduard Harald Harald
Haardcraade_Hülfe Harald_Haarderaade Harald Wilhelm Eduard_des_Bekenners Eduard Eduard Eduard Harald
Extrahierte Ortsnamen: Rouen Northumberland England Rouen Englands
V«
20 476—1100.
mischen, und in dieser Zeit trat Lothringen mit dem deut-
schen Reiche in nähere Verbindung. Dieser Verlust trug noch
mehr dazu bei die Liebe der französischen Vasallen vom karo-
lingischen Geschleckt abzuwenden. Die Macht ging allmählich
auf Hugo des Großen Sohn, Hugo Cap et, über und als
der letzte Karolinge auf Frankreichs Throne, Ludwig fainéant
(986—987) starb, wurde Hugo Capet unter der Bedingung,
die Gerechtsame der geistlichen und weltlichen Vasallen zu bestä-
tigen, zum König erwählt.
Der König von Frankreich Hugo Capet (987—997)
der Stammvater aller Könige, welche nach ihm mehr als 800
Jahre hindurch in Frankreich regiert haben, konnte, was die
Ausdehnung seiner Besitzungen betraf, sich mit den meisten Va-
sallen Frankreichs messen; seine Familie hatte sich als Vor-
kämpfer Frankreichs gegen Deutschland ausgezeichnet, und somit
hatte das Königthum bei seiner Thronbesteigung einen Einfluß
Î -gewonnen, den "er dadurch, daß er die mächtige Geistlichkeit be-
günstigte und den Besitz der Kirchen und Klöster erweiterte,
noch vermehrte. Er bekriegte mit Glück Karl von Lothringen,
den Sohn Ludwigs lloutremers, der seine Ansprüche auf
Frankreichs Thron geltend zu machen suchte; allein die Macht
des Königth-nms über die südfranzösischen Vasallen hatte keine
Bedeutung.
Sein Sohn Robert (997 —1031) war ein unselbstständi-
ger Regent, frommen Uebnngen ergeben, ein Freund der Geist-
lichkeit. Er gehorchte dem Papste, der ihm gebot, sich von
seiner Frau Bertha von Blois scheiden zu lassen, weil seine
Verwandtschaft mit ihr zu nahe war. Der König ehelichte spä-
ter Constanze aus dem Hause Anjou, das zu der Zeit seine
große Macht im westlichen Frankreich begründete. Der König
erbte das Herzogthum Burgund, allein dies mächtige Lehn
wurde nach seinem Tode dem jüngeren Sohne Robert, der
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Extrahierte Personennamen: Hugo Hugo_Cap Ludwig Ludwig Hugo_Capet Hugo_Capet Karl_von_Lothringen Karl Ludwigs Ludwigs Robert_( Bertha_von_Blois Robert
Extrahierte Ortsnamen: Lothringen Frankreichs Frankreich Frankreich Frankreichs Deutschland Frankreichs Frankreich Burgund
1100-1517.
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fromme Aberglaube des Zeitalters hielt dafür, daß Gott sich zu
Gunsten des Unschuldigen unmittelbar in den Kampf mische.
Gleich zu Anfänge des Zweikampfes zersplitterte Gottfrieds
Schwert an dem Schilde feines Feindes; allein, obwohl der
anwesende Kaiser um dieses Unglückes willen den Kampf beendet
wissen wollte, verlangte Gottfried, im Vertrauen auf feine ge-
rechte Sache, ihn zu vollenden und traf darauf mit feiner zer-
brochenen Waffe feinen Gegner so heftig an der Stirne, daß er
für todt aus den Schranken getragen wurde. Diesen feinen
großen Ruhm als Ritter vermehrte er noch durch Frömmigkeit,
Freigebigkeit und einfache Sitten; feine Gestalt war hoch, stark
und geschmeidig, fein Haar blond, sein Gesicht schön.
Dieser Mann. der die größte Heeresabtheilung in seinem
Gefolge hatte, kann als der Anführer der Kreuzfahrer betrachtet
werden, und an ihn schloß sich eine Schaar vornehmer Kriegs-
leute, deren jeder verdient hätte, ein Heer anzuführen: Robert
von der Normandie, ein Sohn des normannischen Eroberers
Englands, Hugos von Vermandois, Bruders Philipps
I. Königs von Frankreich; Bohemund von Tarent, ein Sohn
Robert Guiseards. des normannischen Herzogs von Neapel
(denn der Vater war bereits gestorben); Gottfrieds Bruder,
Balduin, und viele andere für den Kampf und den Glauben
begeisterte Männer.
Im Frühlinge 1096 wimmelten Städte und Dörfer von
bewaffneten Pilgern, die Felder waren mit Zelten bedeckt und
überall ertönten Lieder zum Preise des Erlösers; viele Familien
hatten all ihr irdisches Hab und Gut verkauft, und schlossen
sich, Groß und Klein, dem Zuge an; ein zweirädriger mit
Ochsen bespannter Wagen trug die Kinder, die Lebensmittel und
nothwendigsten Bedürfnisse. Auch Weiber folgten dem Zuge,
bewaffnet und in Männerkleidung, der Länge des Weges und
der Größe des Unternehmens unkundig, fragten manche bei jeder
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Extrahierte Personennamen: Gottfrieds Gottfried Robert Hugos_von_Vermandois Philipps
I. Robert_Guiseards Gottfrieds Balduin
Extrahierte Ortsnamen: Englands Frankreich Tarent Neapel
1100—1517.
103
Europa kam, glaubte der große Kaiser sein Leben mit keiner
schöneren That beschließen zu können, als mit der Befreiung der
heiligen Stadt, er gab daher sein heitres, ritterliches Leben aus
um sich Kämpfen und Entbehrungen zur Ehre des Glaubens zu
unterziehen. Er fand auf dem Zuge seinen Tod 119 0 ohne
Jerusalem gesehen zu haben (p. 88). Sein Sohn Heinrich
Vi war schon bei Lebzeiten des Kaisers zum deutschen Könige
erwählt worden und setzte die Pläne seines Vaters zur Erwei-
terung seiner Macht fort. Er suchte die Parthei der Welfen
zu versöhnen, indem er, unter harten Bedingungen, Heinrich
dem Löwen einen Theil derbraunschweigisch-lüneburgischenlande
zurückgab. Nachdem er mit großer Grausamkeit sein Erbrecht
auf Neapel und Sicilien geltend gemacht und sich ihrer 1194
bemächtigt hatte, kehrte er mit Plänen zur Veränderung der
Reichsverfassung nach Deutschland zurück, indem er glaubte, sie
durch seine Macht und seine Reichthümer durchsetzen zu können.
Er erbot sich, für immer Apulien und Sicilien mit dem Reiche
zu vereinigen und erklärte alle Lehen erblich machen zu wollen,
wenn die Fürsten die Kaiserwürde in seiner Familie erblich
machen wollten. Allein dieser Plan scheiterte an dem Freiheits-
gefühle der Fürsten und wurde ebenfalls durch den plötzlichen
Tod des Kaisers auf Sicilien 1197 verhindert.
Sterbend hatte Constantia"ihren stleinen Sohn Friedrich
von Neapel dem Schutze des mächtigen Papstes Innocenz Iii
(1198—1216) übergeben, und mit Freuden übernahmder Papst
die Pflicht der Kirche, die Verwaisten zu beschützen, eine Pflicht,
die ihm diesmal so großen weltlichen Einfluß und gleiche Macht
versprach. Schon früher hatte er den vaterlosen Erben der Ho-
henstaufen mit dem Königreiche Sicilien belehnt; er machte nun
seine Vormundschaft mit Kraft geltend und suchte die mächtigen
Herrn des Reiches zu beugen, die streitenden Welfen und Ghi-
bellinen mit einander auszusöhneu, um im Namen der Kirche
selbst über Alle zu herrschen.
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Extrahierte Personennamen: Heinrich
Vi Heinrich Heinrich
dem_Löwen Heinrich Friedrich
von_Neapel Friedrich Innocenz_Iii Innocenz
Extrahierte Ortsnamen: Europa Neapel Sicilien Deutschland Apulien Sicilien Sicilien Sicilien
142
1100-1517.
Verlegenheit Eduards Iii, die Folge der fortwährenden Kriege
mit Frankreich, die ihn zu solchen Zugeständnissen nöthigte;
denn das Parlament hatte noch viele Kämpfe und Unterdrückungen
zu bestehen, che es unbestritten sein Recht ausüben konnte.
Nach Eduard Ui ward Richard Ii, ein Sohn des schwarzen
Prinzen, König von England (1377—1400). Unter ihm brach
ein ernsthafter Bauernaufstand aus, den die Bedrückung
der Bauern durch den Adel und die harte und rohe Eintreibung
der Steuern veranlaßte; die Bauern eroberten sogar London,
allein als man scheinbar ihre Forderungen bewilligte, und sie die
Waffen niedergelegt hatten, erhob sich der Adel und bestrafte
den Aufstand auf grausame Weise. Richard Ii wurde ab-
gesetzt und von seinem Vetter Heinrich von Lancaster
(dem Iv, 1400 — 1413), der ihm zürnte, weil er ihm sein
väterliches Erbe vorenthielt, getödtet. Die großen Begebenheiten
unter Heinrich V (1413- 1422) in den Kriegen mit Frank-
reich (p. 139) vereinigten den unruhigen Adel zu diesem gemein-
samen Unternehmen, allein als der Krieg aufhörte, brachen
Erbfolgestreitigkelten in der königlichen Familie aus.
Der Sohn Heinrichs V, Heinrich Vi, ließ sich ganz
von seinen Günstlingen und seinem Weibe, der kräftigen Mar-
garetha von Anjou, leiten. Unzufrieden darüber, fühlte
Richard von N o r k sich veranlaßt, seine Ansprüche aus die
Erbfolge, welche schwerer als die des Hauses L a n c a st c r
wögen, geltend zu machen; er stammte nämlich auf mütter-
licher Seite von dem zweiten Sohne Eduards Iii ab (siehe
die Stammtafel p. 141). Er brachte ein Heer gegen den König
auf die Beine und erzwang sich die Regentschaft in England 1455;
seit der Zeit brachen blutige Bürgerkriege (1455—1485),
zwischen der ro tben Rose (Lancaster) und der weißen Rose
(Jork) aus. Richards Sohn, Eduard Iv (1461—1483)
setzte sich nach dem Tode des Vaters durch den Beistand des
Grafen W a r w i ck mit Gewalt auf den Thron. Als er jedoch,
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Extrahierte Ortsnamen: Frankreich England London England
1100-1517.
143
unbesonnen wie er war, diesen seinen mächtigen Vasallen be-
leidigte , brachte W a r w i ck ein Heer gegen den König auf die
Beine, und setzte den Heinrich Vi wieder auf den Thron.
Eduard kehrte, unterstützt von seinem Schwager Karl dein Kühnen
von Burgund, wieder zurück; Marwick fiel in der Schlacht
bei Barnct 1471 , und die weiße Rose herrschte wieder.
Eduard ließ den Sohn Heinrichs Vi tobten, der Vater
starb plötzlich im Gefängnisse, viele Adliche der Gegenparthei
wurden hingerichtet, unter andern des Königs eigner Bruder,
Georg von Clarence. Als der König 1483 gestorben war,
mordete sein Bruder Richard In, der Böse, die jungen
Söhne Eduards Iv, um selbst herschcn zu können; er erreichte
seinen Zweck und regierte wie der blutdürstigste Tyrann. Da
landete Heinrich von Richmond, der auf mütterlicher Seite
von Lancaster abstammtc, in England, erhielt viele Anhänger
und schlug bei Bosworth Richard Iii (1485) der selbst
nach wüthendem Widerstande fiel. Dergestalt war Hein-
rich Vii (1485 — 1509) der einzigste männliche Sprößling der
zahlreichen Nachkommen Eduards Iii; das fürstliche Haus
hatte sich selbst nebst einem großen Theile des Adels ausgerot-
tet, welcher daher keine Kraft zum Widerstande gegen die Erwei-
terung der Rechte der Krone hatte; das Parlament war zum
bloßen Werkzeuge der Militairgewalt herabgesunken und hatte bei
jedem Thronwechsel mit gleich großer Bereitwilligkeit einen Lan-
caster oder einen Uork in der Regierung bestätigt. Auch
Heinrich Vii bestieg den Thron mit Hülfe der Waffen und
ließ das Parlament seine Rechte bestätigen, welche er durch eine
Heirath mit Elisabeth, der Tochter Eduards Iv zu ver-
vollständigen suchte. Er herrschte so gut wie unumschränkt,
strafte mit Härte und legte willkührliche Steuern auf. Allein
obwohl auf diese Weise die Regierungsverfassung Englands zu
jener Zeit fast eine unumschränkte Monarchie war, entwickelte sich
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von_Burgund Karl Eduard Eduard Heinrichs Heinrichs Georg_von_Clarence Eduards_Iv Eduards Heinrich_von_Richmond Heinrich Bosworth_Richard_Iii Eduards_Iii Eduards Heinrich_Vii Heinrich Eduards_Iv Eduards
1100—1517.
117
Versammlung in die Laterankirche zu Rom. Es erschienen
daselbst 71 Erzbischöfe, 412 Bischöfe und viele andre hohe Geist-
liche ; die Patriarchen in Konstantinopel und Jerusalem, in Alex-
andria und Antiochia waren entweder persönlich anwesend oder
durch Abgeordnete vertreten. Ferner erschienen Gesandte des rö-
mischen Kaisers, Otto's Iv, der noch, wiewohl vergebens, seine
Sache zu vertheidigen suchte, ferner des Kaisers in Kon-
stantinopel, der Könige von Frankreich, England, Ungarn, Jeru-
salem, Cypern und Arragonien. Eine so glänzende Versamm-
lung geistlicher und weltlicher Herrn war noch nicht dagewcsen,
und Innocenz, der den Streit der Völker mit ihren Regenten,
und die Streitigkeiten der Regenten unter einander entschieden
hatte, der die Ketzer ausgerottet hatte und für die Aufrechthal-
tung und den Sieg des reinen katholischen Glaubens Sorge
getragen hatte, konnte als der Inhaber aller geistlichen und
weltlichen Macht auf Erden auftreten und nicht ohne Grund das
Papstthum mit der Sonne, das Königthum mit dem Monde, der
sein Licht von der Sonne leihe, vergleichen.
Der Papst legte der Kirchenversammlung seine Ansichten über
die wichtigsten Glaubenssätze der katholischen Kirche, die Kirchen-
verwaltung und Kirchenzucht vor. Die Kirchenversammlung bestä-
tigte Alles. Ferner erließ die Kirchenversammlung harte Gesetze
gegen die Ketzer, die mit Feuer und Schwert ausgerottet werden
sollten. Im selbigen Jahre hatte der heilige Domini cus,
ein Spanier, der voll gläubiger Begeistrung den Albigensern Be-
kehrung gepredigt hatte, vom Papste eine Regel für den Mönchs-
orden erhalten, den er stiften wollte: Die Thätigkeit der Domi-
nikaner sollte sich auf Aufrechthaltung des allein sclig-
machenden katholischen Glaubens und zunächst auf die
Bekehrung der Ketzer richten. Innocenz gab in der Kirchen-
vcrsammlung geistlichen Richtern, welche er erwählte, den Auftrag,
den Ucberresten der albigcnsischen Ketzer nachzuforschen und sie
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1100—1517.
121
Allein der Erzbischof that den folgenden Tag die Kirche des
heiligen Grabes und aller heiligen Oerter Jerusalems in den
Bann; denn der verfluchte Kaiser hatte sie durch seine Nähe
befleckt. Die Tempelherren benachrichtigten den Sultan Kamel
davon, daß der Kaiser mit einem kleinen Gefolge den Taufplatz
Christi am Fluße Jordan besuchen wolle; allein der Sultan
sandte dem Friedrich das verrätherische Schreiben mit der War-
nung, er möge sich vor falschen Freunden hüten.
Als der Kaiser nach Europa zurück kam (1229), fand er
sein Königreich Neapel von päpstlichen Soldaten besetzt; diese
Streiter der Kirche gegen den Verfluchten trugen auf den Schul-
tern die kreuzweis über einander gelegten Schlüssel St. Peters;
denn der Papst wollte den Kricgszug zu einem Kreuzzuge für
den römischen Stuhl machen. Allein sobald Friedrich Ii sich
mit seinem Heere zeigte, flohen die „Schlüsselsoldaten" und der
Kaiser nahm sein Erbland wieder in Besitz.
Die rücksichtslose Art, womit der Papst einen Kreuzfahrer
behandelte, wurde von vielen, auch von angesehenen Geistlichen,
getadelt; Gregor bemühte sich vergebens dem Kaiser neue
Feinde zu verschaffen; er mußte vorläufig mit ihm Frieden
schließen (1230). Der Kaiser benutzte seine Uebermacht, um den
Rechtszustand in Neapel und auf Sicilien zu ordnen; er gab
ein neues Gesetzbuch heraus, worin er das Recht des Staates
in weltlicher Beziehung der Kirche gegenüber festsetzte; er be-
mühte sich Aufklärung und Wissenschaften zu befördern und er-
nannte Lehrer für die von ihm in Neapel gegründete Universität,
welche bald neben der berühmten Schule für Aerzte in Salerno
emporblühte. Der Kaiser selbst suchte nach seiner ermüdenden
und kräftigen Wirksamkeit Zerstreuung auf der Jagd, an Gast-
mählern, bei Musik, in geistreicher Umgebung von Künstlern und
Gelehrten auf seinen prächtigen Schlössern im reizenden Neapel.
Allein seine Vorliebe für arabische Gelehrte, für saracenische
Tänze und morgenländisches Wohlleben, der Schutz, den er den
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Extrahierte Personennamen: Jordan Friedrich Friedrich Peters Friedrich_Ii Friedrich Gregor Gregor
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalems Taufplatz
Christi Europa Neapel Neapel Sicilien Neapel Salerno Neapel
124
1100 — 1517.
nach dem Tode des Vaters mit Kraft und Thätigkeit, während
der Abwesenheit des Bruders, der Negierung Neapels und Siciliens
an. Nach mancherlei Kämpfen mit der kirchlichen und welfischcn
Parthei ließ er sich nach dem Tode des Bruders als König in
Palermo krönen. Da ersah der Papst Karl von Anjou, den
ehrgeizigen, bösen und treulosen Bruder Lu dwigs des Heili-
gen dazu aus: Italien von dem Geschlechtc der Hohenstaufen
zu befreien und als päpstliches Lehn das appulische Reich ent-
gegen zu nehmen. Karl von Anjou, der vom Papste mit Geld
und Kirchcngut unterstützt wurde, schiffte sich am Tiber aus,
wurde in Nom mit Freuden empfangen und zog darauf mit sei-
nem französischen Heere nach Süditalien. Manfred traf bei
Beneventum mit ihm zusammen (1266). Nach einem kräftigen
tapferen Widerstande verlor Manfred die Schlacht; die Sa-
ra eenen, deren hcldcnmüthige Ergebenheit er nach seinem Vater
geerbt hatte, wurden nebst einem großen Theile des übrigen Hee-
res niedergcmetzelt. Manfred selbst wollte seine Macht und
seinen Ruhm nicht überleben: er stürzte sich in das wildeste Ge-
tümmel der Schlacht und wurde getödtet.
Nach dieser Schlacht war Karl von Anjou Herr des
Königreichs. Allein viele Städte Italiens wünschten die Herr-
schaft der Franzosen in Italien vernichtet zu sehen und wandten
ihre Blicke auf Konradin, einen Sohn Konrads Iv.
Kon rad in hatte ein einsames, stilles Jugendleben in sei-
nem Vaterlandc in Schwaben an den Ufern des Bodensees ge-
führt. Allein durch die stolzen Hoffnungen angeregt, welche sich
in seinem Geschlechtc forterbten, zog der 16jährige Jüngling, Mit
seinem fast ebenso alten Vetter Friedrich von Oesterreich nach
Italien, um Siciliens Krone zu gewinnen. Er wurde bei Tag-
liato zzo (1268) geschlagen, mit Friedrich von Oesterreich ge-
fangen genommen und gleich ihm hingerichtet. (1268). Kon-
radin warf vom Schafotte seinen Handschuh hinab zwischen die
gerührten Zuschauer, mit der Bitte ihn dem Könige Peter von
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