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1. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 141

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 141 — Volk und sprach: „Man hat uns hundert Herren gegeben; wir aber wollen, daß nur Einer als König über uns herrsche." Und siehe, es war ein Mann unter den Sabinern, der hieß Numa Pompilius und war von allen hochgeehrt wegen seiner Weisheit und Frömmigkeit. Diesen wählten die Römer zum König. Und Numa herrschte lange Jahre und hielt Frieden mit allen Nachbarstämmen. Um sein Volk an mildere Sitten zu gewöhnen, gab er ihm weise Gesetze. Vor allem hielt er es an, die Götter zu ehren; denn er erkannte, daß nur durch Frömmigkeit ein Volk wahrhaft glücklich werden könnte. Darum baute er Tempel und Altäre, setzte Priester ein und stiftete Opfer und Festtage. Und die kriegerischen Römer lernten die Götter fürchten, lernten Ordnung und Gehorsam; und Glück und Segen ruhten über der Stadt, so lange Numa lebte. 2. Tullus Hostilius. — Der britte König aber, Tullus Hostilius, war ein wilder Kriegsmann. Ihm schien das römische Gebiet viel zu eng: auch über Alba longa, Roms Mutter-stabt, begehrte er zu herrschen. So kam es zum Kriege zwischen beiben Stäbten. Als aber nun ihre Heere einanber gegenüber' stauben, ba trat der Anführer der Albaner hervor und sprach zu dem Könige Tullus: „Was sollen wir einander morden? Sind wir doch Brüder und Verwandte. Laß uns lieber die tapfersten Männer aus unsern Scharen wählen, die mögen durch einen Zweikampf entscheiden, welches Volk über das andere herrschen soll." Tullus nahm den Vorschlag an, und nun suchten die Römer brei Brüder, die Horatier, zum Kampfe aus, die Albaner aber stellten ihnen die Curiatier, ebenfalls drei Brüder, entgegen. 3. Die Horatier und Curiatier. — Im Angesichte beider Heere stürzten dann die Jünglinge auf einander los. Nach langem wütenden Kampfe sank endlich ein Römer und noch ein Römer zu Boden. Schon erschallte Jubelgeschrei aus dem Heere der Albaner, und die Römer wagten nicht mehr auf Sieg zu hoffen. Aber schwer verwunbet waren alle brei Curiatier; der eine noch übrige Horatier bagegen stanb ba frisch und unversehrt. Siehe, ba ergreift der letztere plötzlich die Flucht und lockt die Gegner,

2. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 152

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 152 - und kam über das Meer herüber, um einem Volke in Italien gegen die Römer Beistand zu leisten. Ein zahlreiches, trefflich gerüstetes Heer und zwanzig zum Kriege abgerichtete Elefanten brachte er mit. Bald kam es zur Schlacht. Die Römer schlugen sich tapfer wie immer; aber ein gewaltiger Schrecken ergriff sie, als mitten in der Schlacht die Elefanten, welche hölzerne Türme mit Kriegern aus dem Rücken trugen, in ihre Reihen einbrachen. Solche Ungeheuer hatten sie noch nie gesehen. Scheu liefen ihre Pferde davon, und was sich nicht durch die Flucht rettete, wurde von den Elefanten zertreten oder von den Pfeilen, die aus den Türmen hervorflogen, durchbohrt. 3. Der römische Senat. — Pyrrhus meinte, die Römer würden nach dieser Niederlage sich bewegen lassen, unter schweren Opfern mit ihm Frieden zu schließen. Er schickte daher einen Gesandten nach Rom, um seine Borschläge dem Senate zu überbringen. Und der kluge Gesandte wußte so fein und einschmeichelnd vor der Versammlung zu reden, daß einige schon rieten, man solle den Forderungen des Königs sich fügen. Da aber stand ein angesehener Ratsherr aus, der, weil er hochbetagt und blind war, seit lange den Senat nicht mehr besucht hatte. "Wie, Römer", rief er aus, „ihr könntet solche Vorschläge annehmen ? Bisher habe ich den Verlust meiner Augen bedauert; jefct möchte ich auch noch taub sein, um nicht eure unwürdigen und feigen Ratschläge hören zu müssen. Gedenket eurer Vater, die nimmer im Unglück den Mut verloren!" Diese Worte wirkten. Der Gesandte erhielt die Antwort: „Rom macht nicht eher Frieden, als bis Pyrrhus Italien geräumt hat". Als er zu dem Könige mit diesem Beschlusse zurückkehrte, sagte er: „O Pyrrhus, nicht gegen einen, sondern gegen viele Könige hast du den Kamps unternommen; benn wahrlich! der römische Senat ist eine Versammlung von Königen". 4. Fabrieins. — Bald barnach schickten die Römer wegen Auslosung der Gefangenen den Ratsherrn Fabricius an den Pyrrhus. Fabricius hatte die höchsten Stellen im Staate bekleidet, selite aber in der größten Einfachheit. Das einzige silberne

3. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 162

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 162 — trachteten darnach, die bisherigen Staatseinrichtungen umzustürzen und der Alleinherrschaft sich zu bemächtigen. Ein ganzes Jahrhundert hindurch erschütterten diese furchtbaren Kämpfe den Staat. 63. Marius und Sulla. 1. Zwei römische Feldherren. — Der erste förmliche Bürgerkrieg entstand zwischen Marius und Sulla. Beide waren Feldherren, die durch die glänzendsten Waffenthaten hervorragten. Aber auch unersättlicher Ehrgeiz und wilde Grausamkeit erfüllte sie beide. Sonst waren sie sehr von einander verschieden. Mar lus stammte aus einer armen Bauernfamilie und besaß gar keine Bildung. Aber so hart und rauh seine Sitten waren, als Soldat kam ihm keiner gleich. Durch Kühnheit und Tapferkeit schwang er sich vom gemeinen Manne zum Oberfeldherrn empor. Nun erfocht er eine Reihe herrlicher Siege. Als einst die Ci m b e rn und Teutonen (s. Nr. 71), wilde deutsche Völkerschaften, von Norden her gegen Rom heranzogen, wurde er der Retter seines Vaterlandes. Dadurch erlangte er das höchste Ansehen; vor allem wurde er der Liebling des geringen Volkes, weil er aus dessen Mitte hervorgegangen war und sich stets zu ihm hielt. Sulla dagegen war von vornehmem Stande, in den Wissenschaften gebildet und als Feldherr durch Glück und Klugheit ausgezeichnet. Ihm hing die Partei der Vornehmen an; und da jetzt ein neuer großer Feldzug bevorstand, so übertrug sie ihm den Oberbefehl des Heeres. Dies wurde die Ursache zum Bürgerkriege. 2. Marius Flucht und Rache. — Denn Marius, der sich für den ersten Mann in Rom hielt, erhob sich jetzt gegen Sulla, um ihm mit Gewalt die Feldherrnstelle zu entreißen. Er erregte einen Volksausstand; aber Sulla, an der Spitze seines Heeres, siegte, und Marius, in die Acht erklärt, konnte nur durch eilige Flucht dem Tode entgehen. Er rettete sich unter vielen Gefahren nach Afrika. Doch kaum war nun Sulla in den Krieg abgegangen, so kehrte Marius nach Italien zurück, sammelte aus Sklaven und allerlei verlaufenem, beutegierigem Volk ein Heer und drang an der Spitze dieser zügellosen Scharen in Rom ein. Mit entsetzlicher Grausamkeit wütete er nun gegen alle, die es mit Sulla gehalten. Tausende von ihnen ließ er vor

4. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 275

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 275 — Zeichen des Lebens mehr von sich gab. Selbst der neu vermählte Heinrich entging nur mit Mühe dem Tode, indem er sich in eine katholische Kirche flüchtete. Das Gemetzel dauerte drei Tage fort und wurde auch in andern Städten Frankreichs nachgeahmt. Das war die grauenvolle Pariser Bluthochzeit. 3. Heinrich von Navarra erwirbt die Krone von Frankreich 1589. — Aber der Zweck der Greuelthat wurde nicht erreicht. Die dem Blutbade entronnenen Hugenotten scharten sich Zusammen und verteidigten sich in befestigten Orten gegen ihre Feinde. Wütende Bürgerkriege erfüllten das Land mit Blut und Schrecken. Während dieser Kämpfe starben König Karl Ix. und sem Bruder Heinrich Iii., der ihm auf dem Throne gefolgt war. Jetzt war Heinrich von Navarra, das Haupt der Hugenotten, rechtmäßiger König von Frankreich. Allein die eifrigen Katholiken wollten ihn nicht zum König annehmen. Heinrich war also gezwungen, sich die Krone erst zu erkämpfen. Jahrelang focht er mit ritterlicher Tapferkeit gegen seine Feinde und war fast immer siegreich. Als die entscheidende Schlacht beginnen sollte, fiel er auf die Kniee nieder und bat Gott, ihm statt des Sieges den Tod zu geben, wenn er voraus wisse, daß er ein schlechter König sein werde. Dann sprengte er durch die Reihen, feuerte den Mut seiner Krieger an und rief ihnen zu: „Schauet nur nach meinem weißen Feder-busche; ihr werdet ihn immer auf dem Wege der Ehre und des Sieges finden." Und wirklich gewann er einen herrlichen Sieg. Mv Paris schloß ihm noch die Thore. Da riet man dem König, seme Gegner dadurch zu entwaffnen, daß er den katholischen Glauben annehme. Und Heinrich that den Schritt, um dem Lande den Freden zu geben. Nun konnte er in die Hauptstadt einziehen, und Pans empfing ihn mit Jubel. Seinen erbittertsten Feinden verzieh er mit Großmut. „Ich will alles vergessen," rief er. „Meine lege kommen von Gott; er vergiebt uns, wenn wir es auch nicht Sr: r-?llte ich meinen Unterthanen nicht verzeihen?" Durch solche Milde gewann er immer mehr die Herzen seines Volkes * ddn Nantes. - Und König Heinrich Iv.' verdiente die Liebe semer Unterthanen; denn er war ein gar leut-

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 283

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 283 — Gegend deckte, bereiten sich die Schweden zur Schlacht. Gegen Mittag bricht die Sonne durch die Nebelhülle. Da schwingt sich der König auf sein Streitroß und ruft: „Nun wollen wir dran!" Mit Macht stürmen die Schweden gegen die Wallensteinschen an. Es entsteht ein verzweifelter Kampf, hin und her schwankt der Sieg. Endlich dringt der schwedische rechte Flügel, von Gustav selbst geführt, siegreich durch und jagt die Feinde fliehend vor sich her. Da erfährt der König, sein linker Flügel wanke. Pfeilschnell eilt er dorthin; nur wenige können ihm folgen. Sein kurzes Gesicht bringt ihn zu nahe an den Feind: er erhält einen Schuß in den linken Arm, gleich darauf einen zweiten durch den Rücken. Mit dem Seufzer: „Mein Gott! mein Gott!" sinkt er vom Pferde. Und über den Gefallenen stürmen die schnaubenden Kriegsrosse hinweg und zertreten mit ihren Hufen den königlichen Leib. Des Königs Tod erfüllt die Schweden mit glühendem Rachedurst. Nichts hilft es den Kaiserlichen, daß der kühne Reitergeneral Pappen heim ihnen frische Truppen zuführt. Er selber fällt, von schwedischen Kugeln durchbohrt; und nun ist der Kampf entschieden. Mit dem Rufe: „Der Pappenheimer ist tot, die Schweden kommen über uns!" ergreifen die Kaiserlichen die Flucht. Aber der Verlust ihres Heldenkönigs raubte auch den Schweden die Siegesfreude. Erst am andern Tage fanden sie seinen Leichnam, der Kleider beraubt, bedeckt mit Blut und vielen Wunden. Er wurde nach Schweden gebracht und zu Stockholm in der königlichen Gruft bestattet. Die Stätte, wo er auf dem Schlachtfelde lag,, bezeichnete man durch einen großen Stein, den „Schwedenstein". Jetzt steht daneben ein neues Denkmal, umschattet von hohen Pappeln. 3. Wal len st eins Ermordung 1634. — Nach Gustav Adolfs Tode übernahm der schwedische Kanzler Oxenstjerna die Leitung des Krieges. Allein so einsichtsvoll dieser Mann war, den gefallenen König konnte er nicht ersetzen. Die deutschen Fürsten waren zu stolz, seinen Anordnungen willig zu folgen. Auch unter den schwedischen Heerführern herrschte nicht die rechte Einigkeit. Doch Wallen-stein zog von dem Zwiespalts seiner Feinde keinen Nutzen. Er lagerte

6. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 295

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 295 — 2. Karls Siege. — Aber in Karl Xu. wohnte ein Heldengeist, den man nicht vermutet hatte. „Wir haben eine gerechte Sache", rief er seinen erschrockenen Räten zu, „Gott wird uns helfen." Und rasch rückte er den Dänen ins Land, jagte sie in die Flucht und zwaug sie zum Frieden. Dann wandte er sich gegen die Russen, und obwohl ihr Heer zehnmal stärker war, als das seinige, griff er es bei der Stadt Narwa unverzagt an. Im Schlachtgetümmel ward ihm das Pferd unter dem Leibe erschossen; er warf sich auf ein anderes und sagte: „Die Leute wollen mich im Reiten üben." Das zweite Pferd und einer feiner Stiefel blieben im Moraste stecken; aber viel zu ungeduldig, sich mit dem Anziehen aufzuhalten, jagte er in einem Stiefel vorwärts. In kurzer Zeit war der glänzendste Sieg errungen. Übrigens ertrug der Zar Peter die Niederlage seines Heeres mit großer Ruhe. „Ich weiß es wohl", sagte er, „die Schweden werden uns noch manchmal schlagen; aber wir lernen durch sie. Die Zeit wird kommen, wo wir über sie siegen werden." Indes zog Karl gegen den dritten Feint», den König von Polen. Dem erging es am schlimmsten. Karl besiegte ihn völlig, eroberte fein ganzes Königreich und nötigte ihn, die polnische Krone niederzulegen. 3. Schlacht bei Pultäwa 1709. — So hatte der jugendliche Held in wenigen Jahren alle seine Feinde geschlagen. Aber während er noch gegen den Polenkönig kämpfte, hatte Peter der Große begonnen, die schwedischen Besitzungen an der Ostsee zu unterwerfen, und am Ausflusse der Newa bereits den Grund gelegt zu der neuen Residenzstadt Petersburg. Auch diesen mächtigsten seiner Gegner gedachte jetzt Karl vollends zu demütigen. Verführt durch fein Glück, drang er mit verwegenem Mute in das innere Rußland ein. Hier aber geriet sein Heer durch Hunger und Winterkälte in die äußerste Not. Tausende seiner tapferen Krieger erlagen den Mühseligkeiten des Marsches. So geschwächt, vermochte er der russischen Übermacht nicht zu widerstehen. Er wurde in der Schlacht bei Pultäwa gänzlich besiegt und rettete sich nur mit wenigen Gefährten unter den größten Beschwerden nach der Türkei.

7. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 297

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 297 — 5. Karls Tod 1718. — Wohl waren die Schweden hocherfreut, als sie ihren tapferen König wieder hatten; wohl begann Karl wieder mit dem alten Mute den Kampf; doch sein früheres Glück kehrte nicht wieder. Die Übermacht seiner Feinde war zu groß. Er vermochte den Russen die eroberten Ostseeländer nicht mehr zu entreißen. Dafür suchte er den Dänen Norwegen zu nehmen. Aber während er die norwegische Festung Friedrichshall belagerte, traf ihn eine feindliche Kugel mitten durch den Kopf. So starb Karl in der Blüte seines Lebens. Er war nur 36 Jahre alt geworden und hatte seine Regiernngszeit unter steten Kämpfen zugebracht. An kriegerischer Tapferkeit sind ihm wenige Helden gleich gekommen. Sein ganzes Wesen kündigte den Soldaten an, der Krieg war sein Leben. Auf Märschen und im Kampfe unterzog er sich den größten Beschwerden, Entbehrungen und Gefahren; das Getöse der Schlacht, das Pfeifen der Kugeln, das Wiehern der Streitrosse ging ihm über alle weichlichen Ergötzungen. Im Felde begnügte er sich mit der geringen Kost des gewöhnlichen Soldaten; Wein und andere geistige Getränke mied er ganz. Stets sah man ihn im einfachen blauen Soldatenrock mit Messingkuöpfeu, einen kleinen dreieckigen Hut auf dem Kopse, an den Füßen hohe Neiterstiefeln mit eisernen Sporen. Außer der Tapferkeit waren Redlichkeit und Gottesfurcht seine Haupttugenden. Aber seinen stolzen Sinn zu beugen, das vermochte er nicht. Und dieser Starrsinn brachte ihn ins Unglück. Schweden büßte durch den langen Krieg seine bisherige Macht ein. nur mit schweren Opfern konnte es den Frieden erkaufen. 112. Kranderilrirrg. 1. Preußens Entstehung. — Das Königreich Preußen ist aus der Mark Brandenburg hervorgegangen, die noch heute als Provinz den Mittelpunkt dieses Staates bildet. Die deutschen Volksstämme, welche in den ältesten Zeiten hier ihre Wohnsitze hatten, zogen bei der großen Völkerwanderung (Nr. 73) aus dem Lande, und an ihre Stelle traten slavische Stämme, besonders die Wenden. Kaiser Heinrich I. der Finkler

8. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 311

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 311 — Glanze. Den ersten Schlag führte er gegen die vereinigten Franzosen und Reichstruppen, mit denen er bei dem Dorfe Roßbach, unweit Merseburg, zusammentraf. Die Feinde jubilierten und spotteten viel, als sie den kleinen preußischen Heerhaufen erblickten, dem sie an Zahl dreimal überlegen waren. Ihre einzige Sorge war, daß der König ihnen nicht entrinnen möchte; denn der übermütige französische Marschall wollte ihn hier einschließen, mit dem ganzen Heere gefangen nehmen, und so dem Kriege mit einem Mal ein Ende machen. Schon begannen die Feinde das preußische Lager zu umzingeln, während Friedrich mit seinen Generalen ganz ruhig bei der Mittagstafel saß. „Der steckt in der Falle," frohlockten sie laut. Da, zwei Uhr nachmittags, giebt plötzlich der König den Befehl zum Aufbruch. Und augenblicklich dringt der kühne Reitergeneral Seydlitz mit Macht in die Scharen der Feinde ein und wirft alles vor sich über den Haufen. Zu gleicher Zeit rückt Friedrich mit dem Fußvolk im Sturmschritt vor, und ehe zwei Stunden vergangen sind, ist das ganze feindliche Heer in wilder Flucht. Entsetzliche Angst verfolgt die Fliehenden; unaufhaltsam eilen sie von dannen und wagen nicht eher Halt zu machen, als bis sie den schönen, grünen Rhein rauschen hören: da sehen sie sich um und danken Gott, daß keine Preußen mehr hinter ihnen sind. Ganz Deutschland aber freute sich des herrlichen Sieges, ganz Deutschland jubelte über die lustige Franzosenjagd. Da entstand der Spottvers: Und wenn der große Friedrich kommt Und klopft nur auf die Hosen, So läuft die ganze Reichsarmee, Panduren und Franzosen. 5. Der Sieg bei Leutheu 1757. — Hierauf eilte Friedrich nach Schlesien und stieß bei Leuthen mit 30,000 Mann auf 80,000 Österreicher. Die verachteten die kleine Preußenschar und riefen höhnend: „Seht da die Berliner Wachtparade!" Aber Friedrich sprach zu seinen Tapferen: „Frisch dran, Kinder! Wir müssen den Feind schlagen, oder wir sehen uns nie wieder!" Und in drei Stunden war einer der glorreichsten Siege errungen, von denen die Weltgeschichte erzählt. Das österreichische Heer

9. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 313

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 313 — 7. Schlacht bei Kunersdorf 1759. — Doch die nächste große Schlacht fiel unglücklich für Friedrich aus. Sie geschah bei Kunersdorf, nicht weit von Frankfurt an der Oder, gegen Russen und Österreicher. Anfangs kämpften die Preußen siegreich: schon war ein Teil des feindlichen Heeres geschlagen. Allein Friedrich will die Arbeit nicht halb gethan haben und führt seine schon ermatteten Krieger nun auch gegen die Truppen der Feinde, welche am Kampfe noch gar nicht Teil genommen haben. Da wendet sich das Glück des Tages. Die Preußen werden überwältigt und fliehen. Umsonst sucht der König die Seinen zum stehen zu bringen und stürzt sich in den stärksten Kugelregen. Zwei Pferde fallen ihm unter dem Leibe, eine Kugel schlägt ihm in die Westentasche, prallt aber an seiner goldenen Tabaksdose ab. „Kann denn keine verwünschte Kugel mein Herz erreichen?" ruft er voll Verzweiflung aus, als er alles verloren sieht. Fast mit Gewalt muß man ihn aus dem Kampfe reißen. Die Niederlage war furchtbar. Aon seinem ganzen Heere blieben dem Könige nur wenige tausend Mann. Aber auch die Sieger hatten so bedeutende Verluste erlitten, daß der russische General sagte: „Wenn ich noch einen solchen Sieg erfechte, so werde ich mit einem Stabe in der Hand allein die Nachricht nach Rußland bringen müssen." Dabei verstanden die Feinde nicht, den Sieg zu benutzen. 8. Friedrichs letzte Siege; der Hubertusburger Friede 1763. — Friedrich aber erhob sich bald wieder von seinem Unglück. So sehr sein Land von der unerhörten Kriegslast erschöpft, so gewaltig seine Armee durch die unaufhörlichen schlachten zusammengeschmolzen war: der Heldenkönig behauptete sich nicht allein mit Ehren gegen die Feinde, er führte auch seine Tapferen bald wieder zu neuen Siegen. Bei Liegnitz in Schlesien vergalt er den Österreichern den Überfall von Hochkirch, indem er sie früh morgens mit einem plötzlichen Angriff überraschte und völlig anfs Haupt schlug. In der heißen Schlacht beitorgau in Sachsen gewann ihm die Tapferkeit seines alten Generals Ziethen den schönsten Sieg. Da jubelte das Heer und rief: „Unser großer König Fritz soll leben! Aber Vater Ziethen, unser

10. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 316

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 316 — 3. Friedrichs Mut. — Geistesgegenwart und Mut besaß Friedrich wie wenige Menschen. In der Schlacht bei Kolin führte er selbst mit dem Degen in der Hand eine Kompagnie gegen eine österreichische Batterie. Die Leute flohen, als sie in den Bereich der feindlichen Kugeln kamen; Friedrich aber achtete nicht darauf und ritt immer weiter, bis einer seiner Adjutanten ihm zurief: „Wollen denn Ew. Majestät die Batterie allein erobern?" Jetzt erst erkannte Friedrich seine mißliche Lage, hielt sein Pferd -an, betrachtete die Batterie durch ein Fernglas und kehrte dann langsam zu den ©einigen zurück. — Am Abend des Schlachttages von Lenthen ritt er mit wenigen Begleitern nach dem Schlosse zu Lissa, wo er wider Erwarten eine große Anzahl österreichischer Offiziere findet. Seine Freiheit steht auf dem Spiele: die Feinde hätten ihn unmittelbar nach seinem schönsten Siege zum Gefangenen machen können. Aber der König schreitet mit der ruhigsten Miene von der Welt mitten durch sie hin und ruft ihnen zu: „Guten Abend, meine Herren! Sie haben mich hier wohl nicht vermutet! Kann man denn auch noch unterkommen?" Da bücken sich die Offiziere, durch seinen zuversichtlichen Ton irre gemacht, tief vor ihm und leuchten ihm demütig in sein Zimmer. Bald darauf erschien eine Abteilung preußischer Husaren und nahm die Österreicher alle gefangen. — Dieselbe Unerschrockenheit, welche Friedrich in allen Gefahren bewies, verlangte er aber auch von seinen Offizieren. Einem seiner Pagen wurde bei der Belagerung einer Festung das Pferd unter dem Leibe erschossen und er selbst erhielt eine bedeutende Quetschung. Mit schmerzlichen Geberden eilte er davon; aber der König rief ihm zu: „Wo will Er hin? Will Er wohl den Sattel mitnehmen?" Der Page mußte umkehren und den Sattel abschnallen und durfte sich an die Kugeln nicht kehren, die ihn und den König umsausten. 4. Friedrich un d der Müller.— Einer der schönsten Züge in Friedrichs Charakter war seine strenge Gerechtigkeitsliebe. Als er sich bei Potsdam das freundliche Lustschloß Saussauei erbaute, stand ihm bei der Anlage des Parks eine Windmühle im Wege. Der König ließ den Müller zu sich rufen, bot ihm eine
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