Graecia Propria. Piiocis.
143
34. Delphi für bedeutender erklärt; gegr. von dem Ar-
kadier Llatos, links am Cepliissus in einem äusscrst
fruchtreichen Thale, südlich von dem Gebirgszuge Cne-
mis. Wegen ihrer I-age war sie jedem in Griechenland
eindringenden Feinde sehr ausgesetzt; daher ward sie
auch von den Persern verbrannt, im heiligen Kriege zer-
stört, von Philippus, Alexanders Vater, plötzlich eingenom-
men, von Cassander belagert, von Philippus Ilf. mit List
genommen und diesem von den Kölnern entrissen, dar-
auf den Angriffen des Autiochus von Syrien und der
Armee des Jviithridates ausgesetzt. Sie hatte einen guten
Marktplatz nebst Acropolis. Nach Dodwell T. 2, 139.
stand sie auf dem Platze des heut. Dörfchens Elata. In
ihrer Nähe, 20 Stad, entfernt, stand der ebenfalls von
Dodwell besuchte Tempel der Athene Cranaia. Abae, cd
*Aßui, mit einem berühmten Tempel und Orakel des Apol-
lo; von den Persern, nach Herod. 8, 33. verbrannt, im
heiligen Kriege aber verschont, obwohl die Boeotier den
Tempel angezündet hatten, um die Phocenser daraus zu
vertreiben. Vergl. Paus. 10, 3. der darin noch manche
Merkwürdigkeiten sah. Die Abantes sollen von ihr aus
in Fuboea eingewandert seyn. Sie war uralt und lag
im Gebirge an der Grenze von Locris. Hyampolis, Taa-
nohg, eine alte, schon dem Homer bekannte Stadt, die
von den, aus Boeotien vertriebenen Hyanles erbaut wor-
den seyn soll. Paus. 10, 35. Sie war bedeutend und stritt
mit den Opuntiern um den Besitz von Daphnus und ei-
nes Tlieils der Seekxiste. Die Perser und der heilige Krieg:
waren ihr sehr verderblich; doch bestand sie noch in
spätem Zeiten, indem der Röm. Kaiser Hadrianus in ihr
eine Stoa anlegen liess, die seinen Namen trug. Sie lag
auf der Gebirgshöhe gegen Opus hinwärts. Pausanias
fand ihr noch mehrere Merkwürdigkeiten. Wahrschein-
lich lag sie zwischen dem heutigen Turko-Chorio und
Kalepodia. Noch soll ein zweites Hyampolis in Phocis
vorhanden gewesen seyn, das in dem Parnassus gelegen
habe, das man aber nicht mit Anemoria verwechseln
darf. Vergl. Männert 177. Trachis, Tga/tg, in der Nähe
vom ßoeotischen Lebadea. Verdorben bei Paus. 10, 3. in
Oguy.ic. Parapotamii, Iiuoo.ttotui.uol (bedeutende Ruinen) ;
sehr alte und schon dem Homer bekannte Stadt, die ih-
ren Namen davon hatte, dass sie auf einem steilen Fel-
sen am Fl. Cepliissus lag, dem Berg Acontion gegen über.
Nachdem des Xerxes Heer den Ort vernichtet hatte, er-
hob er sich nie wieder. Anemoria, Avcpcoqhuj naehsteph.
B. später Avtpaltut, am nordöstl. Abhange des Parnassus.
Panopeae, lluvonsai, auch lluvontvg, ebenfalls schon dem
I
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T23: [Stadt König Jason Delphi Berg Meer Orakel Sohn Gebirge Land], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T105: [Stadt Dom Jahrhundert Zeit Bau Kirche Rhein Baukunst Deutschland Mainz]]
Extrahierte Personennamen: Graecia_Propria Philippus Alexanders Alexanders Cassander Philippus_Ilf Dodwell_T. Dörfchens_Elata Dodwell Locris Daphnus Hadrianus Cepliissus Xerxes
Im Allgemeinen.
15
*Jßr\qav ovtoi (die Turduli), xal ударцапху хдыггси, xa* xij?
nulaiug fivij /луд eywoi xaav у yqu^fiax a, xalпо A~
fiaxu, xul vo/uovg eu/nexqovg e | а x * ay il i ы v e т ы у,
wg (¡paar xul 0 ul).01 ol ‘Ißrjotg yqdvxui. yquyjiaxixrj, ov fua
idsoc ov de уио ухштгу iölcc. Leider sind aber mit Einfüh-
rung der röm. Oberherrschaft, Sitten und Sprache, jene ur-
alten Monumente schon in sehr frühen Zeiten untergegangen!
Hauptziige aus der Geschichte.
Eine mir einigermassen zuverlässige Nachricht über
Hispaniens Frühgeschichte beginnt erst mit dem Auf-
treten der Carthager daselbst, besonders aber seit dem
Kampf derselben mit den Römern, von der Zeit des
zweiten punischen Krieges an. Die Hauptziige dar-
aus sind folgende:
I. Im J. 236 vor Chr. G. erscheint Hamilcar,
Barcas Sohn, an der Küste^ der Turdetaner, oder der
Tartessier, findet wenig Aviderstand, trifft aber bald
jenseits des Fl. Baetis auf kampflustige Bergbewoh-
ner, wird verlockt, geschlagen und auf der Flucht
getödtet.
Ii. Im J. 227 vor Ch. G. wird Ccirthago пора
von Hasdrubal, Hamilcar’s Schwiegersohn, erbaut und
innerhalb 8 J. der ganze südliche Theil des Landes
bis an den Iberus bezwungen. Nach der Beendigung
des ersten pun. Kriegs im J. 241 vor Chr. G. war
bekanntlich der Fl. Iberus zwischen den Carthagern
und Römern zur Grenze angenommen worden; dem
ohnerachtet begab sich Saguntnm, das auf der Süd-
seite, oder an der rechten Uferseite dieses Flusses und
innerhalb des Antheils der Carthager lag, unter den
Schutz der Römer.
Iii. Im J. 219 — 218 vor Chr. G. belagert und
zerstört Hannihal Saguntum und es beginnt von hier
aus der zweite pun. Krieg, in dessen Anfang Han-
nihal seinen grossen Zag gegen Rom selbst unter-
nimmt. Dieser Heereszug begann von Garthago
пора, setzte sich fort über Ti dar, den Fl. Tader,
Ilici col., Aspis, Adellum, Ad Statuas, den Fl. Su-
cro, die St. Sucron, Иilentia, den Fl. Tuvis, Sagun-
tum's nocli rauchende Trümmern, Sepeiarum, den Fl.
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
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Extrahierte Personennamen: Barcas Hasdrubal Ilici
Extrahierte Ortsnamen: Hannihal_Saguntum Rom Adellum Иilentia
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Ii. Periode. Historische Geographie. Xxvii
Verf. eines grossen histor. Werks mit. geographischen
Ahsclmitten, um das Jalir 350 vor Chr. Geh.; eben-
falls ein Hauptführer des Straho, besonders über die
Länder Europa’s 1 *). Zu gleicher Zeit schrieb Theo-
pornpos aus Chios, der seinem grossen Geschieh ts-
werke viele geographische Nachrichten, besonders
über das adrialische und ionische Meer einverleibte,
worüber er jedoch ofl von Slrabo getadelt wird 1 2).
Etwas früher, noch unter Alexander dem Gr., schrieb
Helccitcieos aus Abdera in Thracien eine Geschichte
der Hyperboräer und der Hebräer13); Dikaecirchos
aus Messana in Sicilien, Schüler des Aristoteles, gab,
nach Slrabo I. u. Agathemer. 1, 1, eine grosse berich-
tigte Weltcharte, eine Beschreibung Griechenlands
nebst trefflichen Charten dieses Landes, und zugleich
eine Schrift über die Vermessung heraus14). Der-
selben Zeit, gegen 340 vor Chr. Geb., geboren auch
Pytheas nebst Euthymenes 1 5) aus Massilia an, die
über die äusserste Westwelt Eurppa’s und Afrika’s
das Wahre leider zu häufig mit Falschem vermisch-
ten. Jener beschilfte die 'westlichen Küsten von Eu-
ropa, spricht vom Okeanos, den Britannischen Inseln
und dem fernen Land Thule (worunter man jetzt
Island verstehen will), wo Luft und Wasser mit ein-
ander verbunden wären. Der letztere aber segelte
o
südlich und wollte selbst gefunden haben, dass der
Nil aus dem westlichen Okeanos oder dem äusseren
Meere durch Libva und darauf durch Aegypten in
das Milteimeer ströme. Die historisch - geographi-
schen Schriftsteller dieser Periode beschlicsst. Timaeos
aus Sicilien, gegen 2s0 vor Chr. Geb., der besonders
über Italien und Sicilien geschrieben hat 1 6).
An merk. O Vergl. Aristot. Hist. Animal. Viii, 28. Strabo
Xiv, (114. Vossius de Hist. gr. I, 5.
2) Vergl. Thucyd. I, 104. 110. Ii, 69. Xenoph, Exped. Cyr.
Ilist. Gr.
3) Vergl, Ts. Vossü Fraef. de Scylace, Amstelocl, 1639. Vleert
Geogr. der Gr, und llöm, 2te Abth. S, 286.
4) Vergl. The voynge ot Nearcbus etc. by Vincent. Ed. I.
London 1797, Männert Geogr, der Gr. und Römer. 1, 256.
Tjkert Geogr, der Gr. und Römer lste Abth, 98. Die Fahrt
ward in £eit -von 5 Monaten, seit dem 2ten üct. 326 bis
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Alexander Alexander Strabo Vossü_Fraef Vleert
Geogr Männert_Geogr Tjkert_Geogr
Extrahierte Ortsnamen: Chios Messana Sicilien Griechenlands Massilia Island Sicilien Italien Sicilien London
414 Xxi. §. 10. Ausbreitung der Pavftherrschaft über Griechenland rc.
hen schon, daß bei dem allgemeinen Umsturz der Reiche des Alter-
thums und dem Emporkommen neuer kräftiger aber roher Völker nur
dies eine Stück des alten Römerreichs, das griechischereich oder eigentlich
nur daö europäische Griechenland und die Hauptstadt Constantinopel
stehen geblieben war und stehen bleiben sollte, um die hochgelehrte und
künstlerische Bildung, die Summe der geistigen Errungenschaft des
Alterthums für eine spätere Zeit aufzubewahren, wo sie der weiter
geförderten abendländischen Christenheit zu Gute kommen sollte. Zu
diesem Amt des Aufbewahrens eignete sich aber das griechische Kai-
serreich um so mehr, da es in eine völlige Erstarrung gerathen war,
ohne alle Fähigkeit, sich weiter zu entwickeln und etwas Neues zu
schaffen. Wie jetzt die Klugheit und Gelecktheit der Chinesen, so
war auch die damalige griechische Herrlichkeit nichts Anderes als ein
zähes Festhalten alter Formen und Gewohnheiten und ein lächerliches
Stolziren mit dem eitlen Flitter eines prunksüchtigen und weibischen
Ceremonienwesens. Obwohl aber die Aufgabe dieses geistig erstorbe-
nen Volkes und Staates zunächst nur das Erhalten und Aufbewahren
sein sollte, so schloß das doch die Strafgerichte nicht aus, die der
Herr von Zeit zu Zeit über das innerlich verfaulte und verrottete
Reich ergehen ließ. Es mußten immer neue und furchtbarere Stürme
die durch unaufhörliche Mordthaten, Verstümmelungen, Schändungen,
Lügen, Ränke und viehische Laster verpestete Luft reinigen, wenn das
hinsiechende Volk auch nur bis zu der von Gott vorherbestimmten Zeit
am Leben erhalten werden sollte. Daher die immerwährenden Ein-
brüche der slavischen Völker von Norden her, daher die Siege der
mohamedanischen Seldschukken in Syrien und Klein-Asien, und der
Verlust fast aller asiatischer und sämmtlicher afrikanischer Besitzungen.
Daher denn auch die vorübergehende Ueberwältigung und Zertrüm-
merung des Reichs durch die Kreuzfahrer 1204. Es waren die Ve-
netianer und ihr greiser Herzog Dandolo, welche die nach Jerusa-
lem bestimmten Schaaren auf ihren Schiffen nach Palästina überzu-
setzen versprachen, aber statt dessen mit ihnen nach Constantinopel
fuhren, um den von dort vertriebenen Kaisersohn Alerius sammt
seinem geblendeten Vater wieder auf den Thron zu setzen. Dies Vor-
haben gelang. Als aber darnach mit dem wiedereingesetzten Kaiser
selber Streit entstand über die versprochenen Geldzahlungen und die
Unterwerfung der griechischen unter die römische Kirche, da eroberten
und verwüsteten die Kreuzfahrer von ihren Schiffen aus die Stadt
Constantinopel und das ganze Land, jagten die feigen Griechen zu
Tausenden vor sich her und theilten das Land unter sich. Ein frän-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T128: [Kaiser Heer Reich Stadt Jahr Alexander Rom Zug Tod Konstantinopel], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
564 Xxv. §. 2. Die Revolutionen in England und der Deismus.
Parlament war weder mit ihm noch unter sich selber einmüthig. Ka-
tholiken und Royalisten tauchten überall wieder auf, Verschwörungen
gegen sein Leben mehrten sich von Jahr zu Jahr. Als er 1658 starb,
hatte er wohl Frieden mit seinem Gott, aber auch die demüthigende
Aussicht, daß das Werk seines Lebens vor Gott nichts Anderes als
Holz, Heu und Stoppeln gewesen sei und schnell vom Feuer verzehrt
werde. Der flüchtige Königssohn Karl Ii. ward wieder auf den
Thron gesetzt, aber er brachte zu der Unzuverlässigkeit und Charakter-
losigkeit seines Vaters noch ein stärkeres Liebäugeln mit dem Katho-
lieismus und eine schmachvoll ausschweifende Sittenlosigkeit mit hinzu,
so daß seine Regierung unter unablässigen Stürmen verlief. Er starb
1685, und sein Bruder und Nachfolger Jakob Ii., der geradezu zur
katholischen Kirche übertrat, ward vom Thron ausgeschlossen und nur
seinen protestantischen Familiengliedern die Nachfolge gestattet (1688).
So hatte denn Europa in England das erste Beispiel des revolu-
tionären Umsturzes eines Königsthrones und der Hinrichtung eines recht-
mäßig angestammten Königs durch die rücksichtslose Gewaltherrschaft
einer Volksmasse. So schrecklich ein solcher Vorgang an sich ist, so
ward er doch hier noch schrecklicher dadurch, daß er von einem prote-
stantischen, besonnenen, rechtseifrigen Volke geübt ward, noch schrecklicher,
weil er als die Frucht einer religiösen Begeisterung, als das Ergebniß
einer besondern göttlichen Erleuchtung erscheinen wollte. Auch die Hol-
länder hatten sich von ihrem Fürsten lvsgerissen und sich eine republi-
kanische Verfassung gegeben, und es ist wohl unzweifelhaft, daß das
glückliche Gelingen ihres Abfalls und das rasche Aufblühen und Ge-
deihen der holländischen Republik viel zu den Entschlüssen der englischen
Republikaner beigetragen hat. Aber die Sachen lagen doch in Holland
ganz anders. Es war ein Glied des deutschen Reichskörpers, und wollte
es vor der Hand auch bleiben, es blieb unter seinen altgewohnten Obrig-
keiten, als es dem fremdländischen Oberherrn, der sich in einen Feind
des Landes verwandelt hatte, den Gehorsam versagte. In England
dagegen stürzte man die bestehenden Gewalten gänzlich um, setzte ganz
neue und andersartige ein und sprach dem Volke das Recht zu, über
seinen König zu richten und sich selbst eine Regierung zu bestimmen
nach eignem Belieben. In Frankreich während der Regierung
Heinrich's Iii. und Iv. hatten die Jesuiten den verhängnißvollen
Gundsatz von der Volkssouverainetüt zuerst aufgebracht. Jetzt
las man auch in protestantischen Schriften, man hörte es von den pro-
testantischen Kanzeln Englands, daß das Königthum keineswegs von
Gottes Gnaden herrühre, sondern von Volkes Gnaden. Die schreck-
lichen Stichwörter Freiheit und Gleichheit danken ihren Ursprung
den levellistischen Banden Cromwell's. Die alten Forderungen aus
den Bauernkriegen der deutschen Reformationszeit tauchten wieder auf.
Da ist es uns, als wenn wir auch den zweiten jener unreinen Geister
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst]]
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Extrahierte Personennamen: Karl_Ii Karl Jakob_Ii
Extrahierte Ortsnamen: England Europa England Holland England Frankreich Englands Gottes Gnaden
Iv. §. 3. Jsrael's Ankunft zumfi Verderben für die Cananitcr.
33
Ihnen gegenüber fteht die wilde, kriegerische Ast arte und der Alles
verderbende und verschlingende Moloch. Diesem Verderber, kein
Moloch, wurden die schrecklichen Feueropfer gebracht, die Kinder,
welche in den Armen des glühenden Götzenbildes verbrannt wurden.
Von tiefem gräßlichen cananitischen Götzendienst sagt die Schrift Ps.
106, 37 f.: sie dieneten ihren Götzen und opferten ihre Söhne und
Töchter den Teufeln, und vergossen unschuldiges Blut, das Blut ihrer
Söhne und Töchter, die fte^opferten den Götzen Canaan's, daß das
Land von Blutschulden beflecket ward. Vor diesem Greuelwesen war-
net der Herr die Israeliten 5 Mos. 18, 9—12; „Du sollst nicht thun
den Greuel dieser Völker, daß nicht unter dir gefunden werde der sei-
nen Sohn oder Tochter durch's Feuer gehen lasset, oder ein Weissager,
oder ein Tagewähler oder der auf Vogelgeschrei achtet, oder ein Zau-
berer oder Beschwörer oder Wahrsager oder Zeichendeuter oder der die
Todten frage. Denn um solcher Greuel willen vertreibt sie der Herr
dein Gott vor dir her." Wohin die Phönizier kommen und sich nieder-
lassen, sei es zu Lande oder zur See, dahin verpflanzen sie diesen
schrecklichen Götzendienst. Nicht ohne Schauder berichten eine große
Anzahl heidnischer Schriftsteller von dem grauenhaften Verbrennen der
Kinder auf den phönizischen Colonieen in Afrika, Spanien u. s. w.
Der in Tyrus am meisten verehrte Gott hieß Melkarth (beiden
Griechen Herakles) und war eine Zusammenfassung des Baal und
Moloch-, wie solche bei den Asiaten häufiger vorkommt. Er stellt die
Sonne dar in ihrer wohlthätigen und lebenerweckenden, aber auch in
ihrer versengenden und zerstörenden Kraft. Ihm gegenüber steht die
Astarte, die finstere, strenge, schweigende Göttin, die durch Ver-
stümmelung und Entmannung verehrt wurde, die Nacht- und Mond-
göttin. Aber der Melkarth verfolgt sie mit seiner glühenden Leiden-
schaft nach Westen hin bis an das Ende der Erde. Da endlich ergiebt sie
sich ihm und nun wird aus der finstern Ast arte die lockende Asch er a,
die Geburtsgöttin, die ganz besonders in Sidon und auf der von Si-
doniern besetzten Insel Cypern verehrt wurde. Diese Asch er a (von
Luther gewöhnlich „Hain" übersetzt) ist recht eigentlich die Göttin der
Wollust. In ihren Tempeln wurden die ekelhaften Orgien gefeiert, da
Weiber und Jungfrauen (aus Frömmigkeit!) ihre Keuschheit opferten
und durch wollüstige Fleischesfeier sich dem Dienst dieser Hurengöttin
weihetcn. Das Alte Testament ist voll von Warnungen an die Israeli-
ten, sich vor der Nachahmung solcher Greuel zu hüten, und voll trauriger
Beispiele, daß sie es nicht gethan (Rieht. 2, 13. 3, 7. 6, 25. 10, 6.
1 Sam. 7, 3. 12, 10 u. s. w.).
§. 3. Jsrael's Ankunft zum Verderben für die
Cananiter.
Nach der langen Läuterungszeit in der Wüste kam das Volk
Israel von Osten her an die Grenzen Canaan's, ungefähr da, wo
der Jordan sich in's todte Meer ergießt. Erst diesseit des Jordan
sollte ihr Nachewerk an den Cananitern beginnen, denn erst da be-
v. Rvhden, Leitfaden. 3
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern]]
TM Hauptwörter (100): [T22: [Gott Zeus Sohn Tempel Göttin König Held Mensch Opfer Erde], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T120: [Gott Göttin Zeus Tempel Sohn Gottheit Priester Erde Mensch Opfer], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk]]
Extrahierte Personennamen: Luther
Extrahierte Ortsnamen: Afrika Spanien Tyrus Sidon Cypern Israel
Xi. §. l. Alerander's Aufgabe.
139
Xi. Aufrichtung und Zerspaltung des griechischen Welt-
reichs. Mischung der orientalischen und der griechischen
Welt. '
Motto: Ein Sauerteig wird unter das Mebl gemengt —
ein neuer Wein wird in die Schläuche gefüllt.
8. I. Alerander's Aufgabe.
Jetzt war die Zeit gekommen, wo das Gesicht, welches Daniel
200 Jahre zuvor gesehen hatte von dem Ziegenbock mit dem großen
Horn, der von Westen herkam und den gewaltigen Widder, nämlich
den König von Medien und Persien, zerstieß und zerstampfte (Dan. 8),
in Erfüllung gehen sollte. Die Stunde war gekommen, wo der
Herr Abrechnung hielt mit der gesummten orientalischen Weltmacht,
und wo es auch bei dem Perserreich hieß wie einst bei dem unterge-
henden Babylon: gezahlt, gewogen und zu leicht befunden. Als
Schirm und umschließende Behausung des zersprengten und nur in
einem elenden Rest noch im gelobten Lande selbständig erscheinenden
Gotteövolks hatte sich das Perserreich freilich bewährt, und in dieser
Beziehung seine Aufgabe erfüllt. Aber die andere Aufgabe, näm-
lich zu erkennen den großen König, der in seiner Mitte Platz ge-
nommen und mit seinen Knechten auch sein Gesetz und seine Ver-
heißungen unter den 127 Völkern Persiens ausgestreut hatte, ihm
die Ehre zu geben, zu merken auf seine Wunderwege und seine ge-
heimnißvollen Rathschlüsse, zu horchen auf die reinen und heiligen
Gebote des mosaischen Sittengesetzes und die eignen verderbten Sitten
im Lichte göttlicher Offenbarung als sündlich und schändlich zu er-
kennen, die Gemüther hinzulenken aus die großen Aufgaben des
menschlichen Geistes und sie mit Sehnsucht zu erfüllen nach einer
Wendung der Dinge, da der Geist aus der Sklaverei der Sinnen-
lust und der Lüge und Eitelkeit Errettung finde — das Alles war
dem weichlichen, lüsternen, knechtischen, trägen Sinn des Orientalen
kaum als Ausgabe zum Bewußtsein gekommen, geschweige denn er-
füllt. Da ward das Volk herbeigerufen, welches Gott der Herr
nicht bloß mit den reichsten Naturanlagen ausgestattet, sondern auch
zur Darstellung des Schönsten und Besten geführt hatte, was der
Menschengeist, der noch nicht unter die unmittelbare und offenbare
göttliche Leitung und Einwirkung gestellt ist, zu leisten vermag. Die
höchste Erhebung des natürlichen Menschengeistes war in den vorhin
genannten griechischen Philosophen zu Tage getreten, und der Schü-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T124: [Wasser Luft Sauerstoff Körper Stoff Kohlensäure Teil Feuer Pflanze Kalk], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn]]
174 Xiii. §. 4. Neu hinzukvmmende Bestandtheile und deren Einordnung rc.
verliehen, und nur durch gottlose Verletzung alles Heiligen gebrochen
werden konnten.
Das Verdienst, die verschiedenen Bestandtheile des römischen Volks
durch den festen Kitt einer sorgfältig abgemessenen gemeinsamen Cul-
tusordnung stärker als bisher mit einander verbunden und in gewissem
Maße zu einem geordneten Ganzen gemacht zu haben, wird dem Nach-
folger desromulus zugeschrieben, dem Sabiner Numa Pompilius,
der eine vierzigjährige weise und friedliche Regierung geführt haben
soll. Er hatte vor allen Dingen sich selbst mit einem geheimnißvollen
Heiligenschein zu umgeben gewußt, indem er mit einer Gottheit in en-
gem und vertraulichem Verkehr zu stehen vorgab. So fanden die von
ihm geschriebenen Ritualbücher und die von ihm zur allgemeinen Ver-
ehrung aufgestellten Gottheiten, sammt den von ihm eingesetzten Prie-
stercollegien willige Aufnahme, und das Beispiel seiner eignen gewissen-
haften und gottesfürchtigen Haltung wirkte vielleicht noch mehr als
seine Anordnungen. Er stellte aber neben den Gottheiten, welche jede
Tribus, jede Curie, jede Gens für sich allein verehrten, insonderheit
drei allgemeine Hauptgottheiten auf, den Jupiter, den Mars und
Quirinus, deren Verehrung ein besonderes Priestercollegium in
Obacht nahm. Neben diesen stand noch als der Gott alles Anfangs
der doppelköpfige Janus, dessen Tempel oder Thorhalle geöffnet blieb,
so lange der Krieg dauerte. Weil aber dies eroberungssüchtige Volk
nicht ohne Krieg leben konnte, so stand er beständig offen, drei ganz
kurze Zeiträume ausgenommen, von denen der erste in die Regierung
des Numa Pompilius selber fiel. Ein nicht minder wichtiger Ver-
einigungspunkt für alle römischen Stämme war der Dienst der Vesta,
der Göttin des heimischen Heerdfeuers und Hüterin der Reichskleino-
dien. Für sie ward das Collegium der vestalischen Priesterinnen ge-
stiftet, der heiligen Jungfrauen, die bei schwerer Strafe das heilige
Feuer beständig brennend erhalten mußten. Am wichtigsten aber war
das Collegimn der Augurn, der Zeichendeuter, welche aus dem Vo-
gelflug, aus den Himmelserscheinungen, aus den Eingeweiden der
Opferthiere, aus der Freßgier der Hühner und tausend kleinen Dingen
den Willen der Götter erkannten und bestimmten. Diese Männer hiel-
ten den Staat wie den Einzelnen mit tausend ehernen Banden des
Aberglaubens gefesselt. Was immer gethan werden mochte, in Krieg
und Frieden, zu Hause oder draußen, das mußte erst durch gute Vorbe-
deutungen als den Göttern wohlgefällig erkannt sein. Ein verkehrter
Tritt, ein Straucheln, ein plötzlicher Ruf, eine unwillkommene Ant-
wort, ein begegnendes Thier, kurz eine Zufälligkeit, ein Nichts, das
als unglückweissagendes Omen galt, setzte die eiserne Römerseele in
Schrecken und hielt sie zurück von den wichtigsten und folgenreichsten
Unternehmungen. Das war das Gängelband, an welchem der Ein-
zelne und das ganze Volk sich leiten ließ, und kluge Leiter wußten es
trefflich zum Zusammenhalt des Ganzen zu gebrauchen.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
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3-18 Xix. §. 13. Ludwig der Fromme (814—840) und Anschar.
Es ist nur noch ein Mann aus der Weltgeschichte bekannt, dem
Gott der Herr eine ähnliche Ausgabe gestellt hatte, wie Karl dem
Großen, und der sie mit gleichem Erfolge löste. Das ist, wie wir auch
früher schon darauf aufmerksam gemacht haben, Alexander der Große
(vgl. S. 140 ff.). Viele andere ausgezeichnete und ruhmvolle Männer hat
es gegeben und große Thaten haben sie gethan, sei es auf dem Gebiet
der Staatskunst oder der Wissenschaft, mit der Feder oder mit dem'
Schwert. Aber so tief in das Völkerleben eingegriffen, so der ganzen
Zeit ein neues Gepräge aufgedrückt, so der geschichtlichen Entwicklung der
Menschheit eine neue und entschiedene Richtung gegeben, so selbstbewußt
und klaren Auges ein bestimmtes, neues, großes Ziel verfolgt und er-
reicht haben nur diese beiden Männer Alexander und Karl. Was
keinem Zeitgenossen oder Vorgänger hatte gelingen wollen: die Ver-
mischung und Durchknetung zweier völlig verschiedener und sich fremd
gegenüberstehender Völkermassen, das gelang Alexander, da er die
Griechen unter die Orientalen mischte, das gelang Karl, da er die
Germanenkrast auf die altrömische Bildung pfropfte, sie unter die Zucht
der römischen Kirche zwang. Wohl ist und bleibt es unmöglich, daß
Thon und Eisen zu einer neuen wohlzusammenhängenden Masse völlig
in einander geschweißt werden. Aber soweit solche verschiedene, sich
fliehende Bestandtheile mit einander verbunden werden können, ist es
durch die genialen Veranstaltungen, durch die praktische Tüchtigkeit und
eiserne Consequenz der beiden großen Männer geschehen. Durch Alexan-
der's Wirksamkeit begann die nähere und letzte 300jährige Bereitung
der orientalischen und griechischen Völker zur Aufnahme des Christen-
thums. Mit Karl's langjähriger und glänzender Regierung begann
die langsamere weil schwerere 700jährige Bereitung des germanischen
Volks zur Aufnahme des biblischen, des gereinigten, des evangelischen
Christenthums. In ihrem Charakter, in ihrem Wesen, in ihrer äußern
Erscheinung, wie viel Aehnlichkeit bieten beide Männer, wie ist der
Seelenadel ihrer ganzen Persönlichkeit so sichtbar aufgedrückt, nur mit
dem Unterschiede, Alexander war ein heidnischer Grieche und Karl
ein germanischer Christ.
§. 13. Ludwig der Fromme (814 — 840) und Anschar, der
Apostel des Nordens (865).
Die schwächliche Regierung von Karl's einzig überlebendem
Sohn und Nachfolger Ludwig dem Frommen (814 — 840) machte
den Verlust des großen Kaisers um so empfindlicher. Er war ein
undeutscher, von aquitanisch-römischen Einflüssen ganz beherrschter
Mann, voll guten Willens, die Kirche zu fördern und die Geistlichkeit
zu stützen und ehren; aber ohne Kraft und ohne Weisheit. Es ist
wahr, die Kirche hat seinem persönlichen Eifer alle Gerechtigkeit
widerfahren lassen, indem sie ihn den Frommen hieß. Allein in Wirk-
lichkeit vermochte er durchaus nicht, sie auch nur bei ihren Rechten
und Besitzungen zu schützen. Der unselige Krieg wider seine eignen
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Extrahierte Personennamen: Ludwig Karl_dem
Großen Karl Alexander_der_Große Alexander Alexander Alexander Alexander Alexander Karl Karl Alexander Alexander Karl Karl Ludwig Apostel Ludwig Ludwig