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Xiv. §. 8. Cäsar's Hervortretrn.
Unglaubliche in Rom geschehen, daß einer der ruchlosesten Ban-
denführer aus dem Adel der Stadt, Sergius Catilina, jahrelang
vor Jedermanns Augen mit einer ganzen Rotte Bösewichter einen Ver-
schwörungsplan betrieb zur Überwältigung des Senats und Einäsche-
rung der Stadt, zu Mord, Raub und Brand — und dennoch schritt
Niemand gegen ihn ein, bloß weil eö an rechtlichen Beweismitteln
fehlte. Ja als endlich die klarsten geschriebenen Documente und Be-
weisstücke Vorlagen und nach dem Beschluß des Senats wenigstens
die Hauptverschworenen (Catilina war schon aus der Stadt entwi-
chen) hingerichtet wurden, konnte man noch nach Jahren eine Anklage
erheben und die Strafe der Verbannung aussprechen gegen den Con-
sul, der die Hinrichtung betrieben, bloß weil er nicht alle rechtlichen
Formen dabei beobachtet hatte. Dieser Consul war der berühmte
Redner Cicero, ein redlicher Mann, der das Beste des Staats auf-
richtig wollte und von dem allgemeinen Verderben nur wenig selber
angesteckt war, ein Philosoph, welcher der Tugend nachstrebte. ■ Ihm
zur Seite standen noch andere philosophische Männer, treue Anhänger
der Republik, aber alle zu beschränkten Blickes, als daß ste hätten
fassen können, daß durch bloßes Festhalten und Wiederherstellen der
veralteten republikanischen Formen und Sitten kein neues Leben dem
verrotteten Volke eingehaucht werden könnte. An ihrer Spitze stand
der ehrenwerthe Cato, jenes strengen Urgroßvaters würdiger Nach-
folger, aber gebildeter, vielseitiger, geistig und sittlich tüchtiger als er.
An diese damals am meisten in Rom hervorragenden Männer meinte
Pom pejus sich anlehnen zu müssen, da er nach seiner Rückkehr er-
kannte, daß er nur durch einflußreiche Verbindungen seine Machtstel-
lung sich bewahren könnte. Aber da er bald merkte, daß Cato nur
das Wohl des Staates, nicht des Pompejus suchte, Cicero aber
des Staates Vortheil wenigstens mit dem des Pompejus zu verbinden
trachtete, so suchte er andere Verbindungen auf, die ihm besser zum
Zwecke dienen möchten. Und schon stand der Mann bereit, der, zum
Begründer einer neuen Zeit für Rom und für die Völker ausersehen,
schnell die günstige Gelegenheit ergriff, um durch die Verbindung mit
dem Pompejus anscheinend dessen Einfluß zu stärken, in der That
aber sich selber die Staffel zu bauen zu der Höhe des Ruhms und
der Macht, die seit langen Jahren bereits seine Seele erfüllte. Ju-
lius Cäsar verband und verschwägerte sich mit Pompejus, und
durch Hinzuziehung des überreichen Crassus, der mit seinen
Geldkräften überall herzutreten und aushelfen sollte, entstand der erste
berühmte Dreimännerbund (Triumvirat), durch welchen etwa zehn
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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172
Xiii. §. 3. Entstehungsgeschichte Rom's.
Heiligthümer und Priester hatte. Jede Tribus war in zehn Curien,
das ganze Volk also in dreißig Curien getheilt, die dann wieder in
verschiedene Unterabtheilungen bis hinab zu der einzelnen Gens zer-
siel. Gens aber hieß der Familienverband, die Geschlechtsverwandt-
schaft, die durch den Allen gemeinsamen Namen erkennbar war, und jede
Gens hatte wieder ihre besonderen Familienopser, Familiengötter, Fa-
miliengebräuche, namentlich auch ihre besonderen Clienten. Das waren,
wie schon erwähnt wurde, abhängige Leute, welche durch religiöse
Verpflichtungen dem Haupte der Familie zu bestimmten Dienstleistun-
gen verbunden waren, und dafür den Schutz und die Vertretung,
Berathung und Aushülfe des Familienhauptes als ihres Patrons ge-
nossen. So sorgfältig wurde jeder einzelnen Genossenschaft innerhalb
der römischen Gemeinde ihr Bezirk abgegrenzt, auf welchem sie sich
als auf ihrem eignen Gebiet frei und unbehindert bewegen konnte.
Dagegen war auch ebenso sorgsam vorgesehen, daß keine dieser bis
auf einen gewissen Grad selbständigen Gemeinschaften die übrigen,
oder auch nur die nächst benachbarten hindern oder gar verletzen,
sondern alle in freier und kräftiger Weise zur gegenseitigen Förderung
und zum Wohl des Ganzen Zusammenwirken möchten.
Die Entstehungsgeschichte Rom's ist ebenso wie die jeder andern
Stadt oder Nation in Sagen gehüllt. Das Jahr 753 wird als das
Jahr der Erbauung Rom's angenommen, also die Zeit, wo die Assyrer
anfingen, das Reich Israel zu bedrängen. Romulus, später als Gott
verehrt und Quirinus genannt, wird als Gründer und Erbauer der
Stadt gepriesen, aber zugleich als Mörder seines Bruders Remus mit
dem Kainszeichen gebrandmarkt, ein Zeichen, welches das ganze rö-
mische Volk, das sich selbst ein Räubervolk zu nennen liebt, nie wieder
von seiner Stirn hat wischen wollen oder können. Als eine Räuber-
schaar erscheint die erste latinische Colonie, welche sich mit Romulus,
der aus Alba Longa stammte, an den Ufern der Tiber auf dem pala-
tinischen Hügel anstedelte. Durch Raub wurden die Weiber und
Töchter der Sabiner gewonnen, und der Sabinerkönig aus Cures be-
wogen, sich mit seiner sabinischen Gemeinde auf dem capitolinischen und
quirinalischen Hügel niederzulassen. Nach der Ermordung dieses Kö-
nigs Titus Tatius ward Romulus von den Latinern und Sabinern
und den inzwischen noch hinzugetretenen Etruskereolonieen auf dem cö-
lischen Hügel als gemeinschaftlicher König anerkannt. Eine Anzahl von
100 Familienhäuptern aus jeder Tribus stand als Senat ihm zur
Seite und hinderte ihn an jedem Mißbrauch seiner Königsgewalt zu
despotischer Willkür. Als aber Romulus gleichwohl seinen Eigen-
willen geltend machen wollte, da wußte der Senat ihn schnell zu besei-
tigen und ließ ihn unter einem ehrenvollen Vorgeben plötzlich ver-
schwinden. So war der Anfang Rom's nach der eignen Sagenge-
schichte der Römer durch Gewaltsamkeit der schlimmsten Art befleckt.
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178 Xm. §. 6. Veränderungen in Rom und Vertreibung der Könige (510).
erst nach mehrhundertjährigem Kampf. Für die nächste Zeit konnten
sie noch nichts weiter gewinnen, ja, durch das gewaltsame Gebühren
des letzten Königs Tarquinius Superbus, der den orienralischen
Alleinherrn spielen wollte, schienen sogar die kaum gewonnenen Vor-
theile wieder verloren, die Grundlagen der weitern Staatsentwick-
lung wieder niedergeriffen zu werden. Aber sie waren zu fest auf
weise Erwägung der Verhältnisse gegründet und zu deutlich aus
einem unabweisbaren Bedürfniß hervorgegangen, als daß das praktische
Römervolk leichtsinnig den eignen Bau wieder hätte zerstören mögen.
Der König Tarquinius Superbus, der sich gleich anfangs
mit einer Leibwache umgeben hatte, wollte weder dem Senat einen Ein-
fluß auf die Staatsregierung verstatten, noch den Comitien, und indem
er Alles seiner eignen Entscheidung vorbehielt, beleidigte er zu gleicher
Zeit die Patrieier wie die Plebejer. Nicht minder verletzte er durch
seine Anmaßungen die Nachbarvölker, die in einem Abhängigkeitsver-
hältniß zu Rom standen, Latiner und Etrusker, so daß er endlich nir-
gend mehr eilte Partei hatte, auf deren Treue und Ergebenheit er
rechnen foimte. Zwar war er ein großer Kriegsmann und überwand
die Volsker, Aequer und Herniker, die im Süden und Osten der La-
tiner saßen, aber das Heer haßte ihn wegen seines harten und hochsah-
renden Wesens. Zwar verschönerte er die Stadt durch Fortführung der
großen Bauten des Tarquinius Priscus und errichtete das Capitolium
mit seinen herrlichen Tempeln, aber das Volk haßte ihn wegen des
harten Frohndienstes, beit es dabei zu leisten hatte. Und als nun gar
die lasterhafte Begierde seines Sohnes Sertus noch dazu kam, als
selbst die ehrbaren Frauen, inmitten ihrer häuslichen Zurückgezogenheit
nicht mehr vor der lüsternen Gewaltsamkeit des tarquinischen Geschlechts
sicher waren, als Brutus und Collatinus mit dem blutigen Dolche,
mit dem sich die geschändete Lucretia entleibte, Volk und Heer zur
Rache aufrief, fanden sie eine seltene Einmüthigkeit des Entschlusses.
Dem König Tarquinius und seinem ganzen Geschlecht wurden die
Thore der Stadk Rom verschlossen, die Königswürde für ewige Zeiten
abgeschafft, Volkscomitien und Senat in ihre Rechte wiederhergestellt,
und zwei jährlich wechselnde Beamte, erst Prätoren dann Consuln ge-
nannt, statt der Könige an die Spitze des Heeres und der bürgerlichen
Einrichtungen gestellt, doch so, daß sie ihre Instructionen vom Senat
empfingen. Nur für die oberpriesterlichen Functionen, die der König
bisher besessen, wurde ein eigner Opferkönig ernannt, der aber durch-
aus keine sonstige Amtsgewalt hatte. Vergeblich suchte Tarquinius
diese Anordnungen wieder umzustürzen und den Thron wieder zu ge-
winnen. Er wandte sich an die Nachbarstädte, an die Etrusker und
die Latiner, um mit bereit Hülfe sich die Rückkehr nach Rom zu er-
zwingen. Aber nachdem er mehrmals die besten Hoffnungen und Aus-
sicht auf gutes Gelingen gehabt, mußte er endlich die Gedanken völlig
«ufgeben und Rom seiner neuen republikanischen Entwicklung über-
lassen.
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222 Xiv. §. 10. Uebergang Rom's in ein Kaiserreich.
bildeten den zuverlässigsten Bestandtheil seiner Kriegsmacht, die Stütze
seiner Herrschaft; sie waren aber auch nebst den zahlreichen römischen
Pflanzstädten das wirksamste Mittel, um bis an die äußersten Grenzen
des Reichs römische Sitte, Sprache, Gesetze und römische Bildung zu
verbreiten. Die Grenzprovinzen sammt allen sonst noch aus irgend
einem Grunde wichtigen Provinzen behielt Augustus unter seiner
eignen unmittelbaren Verwaltung und ernannte selbst die Legaten und
Proprätoren mit festem Gehalt, welche nach seiner Instruction und unter
seiner strengen Controle die Leitung der Geschäfte in den Provinzen
übernehmen sollten. Da athmeten jene unglücklichen Länder wieder
auf. Anstatt der wilden räuberischen Senatoren und Consularen,
welche ihre Amtsgewalt als Statthalter nur dazu benutzt hatten, um
in möglichst kurzer Zeit ungeheure Reichthümer zusammenzupressen,
erfreuten ste sich jetzt einer wohlgeordneten bürgerlichen und militäri-
schen Verwaltung, die selbst durch die tyrannischen Willkürlichkeiten spä-
ter Kaiser wohl öfters aus eine Zeitlang gestört, aber niemals ganz durch-
brochen wurde. Aber auch die übrigen der Verwaltung des Senats
anvertrauten unwichtigeren Provinzen nahmen Theil an dieser wohl-
thätigen Veränderung. Denn auch die senatorischen Beamten, sowie
der ganze von Augustus gereinigte und wesentlich umgestaltete Se-
nat fühlten sich beständig unter der scharfen Controle des Fürsten
und scheuten sich, einen Anlaß zu geben zu gegründeten Anklagen oder
Verdächtigungen, wodurch sie ihrer Aemter und Güter plötzlich verlustig
gehen konnten. Auch waren ihrer Willkür durch die festen und klaren
Gesetze des römischen Privatrechts überall feste Grenzen gesetzt und
Riegel vorgeschoben, die Niemand so leicht ungestraft durchbrochen hätte.
Daher kam es, daß sich im Großen und Ganzen die Masse der vom
römischen Reich umklammerten Völker eines politischen Wohlseins und
mehrentheils einer ruhigen Behaglichkeit erfreuten, die den Gedanken
an Tumult, Aufstand, Empörung nur sehr schwer und selten aufkom-
men ließ, selbst unter den verworfensten Kaisern. In diesem weiten,
beruhigten, durch einen vielbewunderten Staatsmechaniömus trefflich
zusammengehaltenen und geleiteten Reiche waltete nun der Augustus
als „Vater des Vaterlandes" mit Milde, Weisheit und rücksichtsvoller
Schonung der althergebrachten republikanischen Formen. > Die Titel
König, Herr, Dictator wies er weit von sich ab. Mancher reiche Pri-
vatmann lebte glänzender und schwelgerischer als er. Als einfachen
Bürger sah man ihn unter den Mitbürgern umhergehen. Nur auf
bestimmte Zeit, je fünf oder zehn Jahre, ließ er sich durch immer er-
neute Bitten des Senats und Volks die höchsten Gewalten immer
wieder übertragen. Er war seiner Sache zu gewiß, daß Rom nicht
ohne ein monarchisches Haupt sein könne, und daß seine Regierung als
die höchste Wohlthat von allen Römern empfunden wurde. Eine zahl-
reiche Leibgarde (Prätorianer) stand jeden Augenblick bereit, seinem
Wink zu folgen; die Befugnisse der höchsten republikanischen Würden
und Aemter waren auf ihn übertragen, seine Edicte hatten Gesetzes-
kraft. Jeder Widerstand war verstummt. Von Verschwörungen wider
ihn hörte man nichts mehr. Die bedeutendsten Männer, die größten
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Extrahierte Personennamen: Augustus Augustus Augustus Augustus
180 Xiii. §. 8. Innere Entwicklung der römischen Republik.
Um die große Erniedrigung möglichst zu verdecken, welche das
stolze Rom unmittelbar nach der Vertreibung der Könige erlitt, haben
die römischen Schriftsteller die einzelnen rühmlichen Thaten und Be-
weise republikanischen Heldenmuths desto sorgfältiger hervorgehoben und
ausgemalt, wie z. B. die Vertheidigung der Tiberbrücke gegen die ein-
dringenden Etrusker durch den Horatius Cocles, die entschlossene
Selbstverstümmelung des Mucius Scävola im Lager des Bör-
sen na, den kühnen Fluchtversuch der Clölia mit den übrigen Jung-
frauen, die als Geißeln an den Etruskerkönig ausgeliefert waren. Aber
wie schon der Mordgang des Mucius in's feindliche Lager, besonders
im Vergleich mit späterm römischen Edelmuth gegen feindliche Feldherren
uns schlecht gefallen will und einen traurigen Beweis von der gänz-
lichen Rathlosigkeit und Zerrüttung der römischen Bürgerschaft liefert,
so wenden wir uns vollends mit Abscheu hinweg von dem Henkersamt,
welches Brutus der Vater an seinen eignen Söhnen vollzieht, weil
sie sich verrätherisch mit dem Feinde eingelassen haben. Wie tritt hier
wieder die rücksichtslose Rohheit des abstracten heidnischen Römerrechts
so grell zu Tage. Wie viel ehrwürdiger erscheint uns des Brutus
Mitconsul Collatinus, der, um nicht seine Neffen mit gleicher Er-
barmungslosigkeit selber zum Tode verurtheilen und hinschlachten zu
müssen, lieber sein hohes Amt niederlegt und Rom verläßt. Welche
Härte ferner von Seiten der Patricier, besonders der Claudius'scheu
Geschlechter gegen die Plebejer, selbst mitten in der gemeinsamen Noth.
Eben diese Nothzeit wurde dazu ausgebeutet, um das ärmere Volk
desto tiefer herunterzudrücken, und die kaum bewilligten Rechte der un-
tergeordneten Classe wieder zu entreißen- Selbst die Wiederherstellung
einer vorübergehenden königlichen Macht und Gewalt war den Pa-
triciern zu diesem Zwecke nicht zu gefährlich. Der erste Diktator,
den sie ernannten und der fast mit allen königlichen Rechten bekleidet
war, doch nur für sechs Monate, hatte noch viel mehr die Bestim-
mung, den Widerstand der Plebejer zu brechen, als die äußeren Feinde
abzuwehren, und so oft in den nächsten Jahrhunderten Dictatoren ge-
wählt wurden, lagen fast jedesmal diese beiden Zwecke wieder gleich-
zeitig vor. Uebrigens war damals in der That die Gefahr von außen,
besonders von den Latinern so groß für die Römer, daß der entschei-
dende Sieg der Römer am See Regillus 496 weniger der Thatkraft
des Dictators als der unmittelbar eingreifenden göttlichen Beihülfe zu-
geschrieben wurde. Doch diente auch dieser Sieg nicht dazu, den Rö-
mern ihren frühern Einstuß in Latium zurückzugeben.
8. 8. Innere Entwicklung der römischen Republik.
Die Geschichte Rom's in den nächsten anderthalb Jahrhunderten,
also etwa von 500 bis 340 (bis zur Zeit Alerander's des Gro-
ßen) ist nach außen hin überaus einförmig und beschränkt sich fast
gänzlich auf die ununterbrochenen kleinen Kriege gegen die nächsten
Nachbarn, Latiner, Herniker, Volsker, Aequer, Sabiner, Etrtlsker,
TM Hauptwörter (50): [T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
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182 Xiii. §. 8. Innere Entwicklung der römischen Republik.
verbunden mit unablässigen Kriegsleistungen und harten Besteuerun-
gen, herbeigeführt war, so suchten sie vor allen Dingen eine neue und
billigere Vertheilung des Ackerlandes herbeizuführen, was ihnen frei-
lich erst in sehr später Zeit vollständig gelang. Sodann aber richte-
ten die Tribunen besonders ihr Augenmerk auf die Feststellung ge-
schriebener Gesetze, durch welche die Plebejer gleiche Rechte mit den
Patriciern vor Gericht erlangen sollten. Wirklich entstanden um 450
die zwölf Gesetzestafeln der Decemvirn und gewährten die verlangte
Rechtsgleichheit. War diese gewährt, so mußte auch die letzte Schranke
zwischen Patriciern und Plebejern fallen, es mußte das Recht der
wechselseitigen Heirath zwischen beiden Theilen nachgegeben werden,
und nun konnte man endlich auch die höheren Staatsämter den mit
Patriciern verschwägerten Plebejern nicht mehr verweigern. In un-
ablässigem Vorschreiten gelangten sie in den Besitz des Consulats, der
Diktatur, endlich auch des richterlichen Prätoramts und des Censor-
amts, welches die Patricier als eine oberste Aufsichtsbehörde über das
Vermögen und die gute Sitte der Bürger ausdrücklich ihren eignen
Standeögenossen Vorbehalten hatten. Die letzten Aemter, die noch zu
erringen waren und endlich auch errungen wurden, waren die prie-
sterlichen; und damit schloß dieser merkwürdige Kampf zwischen den
beiden Tbeilen der römischen Gemeinde ab, mit dem vollständigen
Siege der Plebejer.
Man hat sich zwar gewöhnt, die älteren Zeiten der römischen Repu-
blik als eine herrliche Zeit voll Einfachheit, Nüchternheit, Gerechtigkeit
und Edelmuth anzusehen, und man muß wirklich den Römern das
Zeugniß geben, daß sie in mancher Beziehung eine sehr ehrenhafte Ge-
sinnung bewiesen, namentlich in Vergleich mit der damaligen Sittenlosig-
keit, Schwelgsucht lind Untreue der Orientalen und auch der Griechen.
Aber dadurch wird das andere Urtheil nicht aufgehoben, daß sie so
arge Egoisten waren, wie nur je unter den Heiden gefunden sind.
Gerade die Kämpfe zwischen Patriciern und Plebejern sind so voll der
schrecklichsten Beispiele solcher Eigensucht, die mit allen Mitteln der
Gewalt und List ihre vermeintlichen Rechte durchsetzen will, daß wir
ein langes Register von Frevelthaten aufstellen könnten, welche uns
durch ihre eignen Schriftsteller ausbewahrt sind. Wir erinnern nur
beispielsweise an den Coriolanus, der, wegen seines Hasses und sei-
ner grausamen Vorschläge gegen die Plebejer ans Rom vertrieben, sich
mit den Feinden verband und heraurückte, um seine eigne Vaterstadt
zu bekämpfen; ferner an den Spur ins Ca ssius, der von seinem
eignen Vater zum Tode verurtheilt wurde, weil er sich den Plebejern
günstig erwiesen; an die 200 edlen Fabier, die aus dein gleichen
Grunde von ihren Standesgenossen dem Feinde schändlich geopfert
wurden. Höher noch steigerte sich der Frevelmuth in der Ermordung
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
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Xiv. §. 4. Verderbniß in Rom.
203
zen erregen und Nothstände herbeiführen, durch welche Denen, die noch
sehen konnten und wollten, die Augen geöffnet wurden über das
sittliche Berderben und die Nothwendigkeit der Umkehr. Es gab
aber zwei Punkte, wo Rom für schmerzliche Wunden und Geschwüre
sehr empfänglich war, die äußere Politik und die innere Ordnung
des Staats. Nach außen hin brauchte Rom freilich vor der Hand
nichts zu fürchten, denn alle unterthänigen oder benachbarten Völker
waren, wenigstens nach dem Osten und Süden hin, verderbter und
entsittlichter, schwächer und elender als die Römer selbst. Auf den
anderen Punkten aber, im Norden und Nordwesten, sollten sie erst
etwas später ihrer Schwäche inne werden. Dagegen im Innersten
des Staats, in Rom's Mauern, brach eine Revolution aus, welche
nicht bloß die vorhandenen Nebel in schmählichster Weise bloßlegte,
sondern auch so betrübte Zustände in ihrem Gefolge hatte, daß von
da an der römische Staat fast ein Jahrhundert hindurch an einem
schleichenden Fieber hinzusiechen schien. Die Noth war, daß keine
Leute mehr da waren, welche den Staat regieren konnten. Der Adel,
d. h. die früheren Patricier, durch die plebejischen Beamtenfamilien
verstärkt, der früher an Weisheit, Kraft und Hoheit einer Reihe von
Königen glich, bestand jetzt aus lauter Sklaven des Eigennutzes,
welche ihre Amtsgewalt, besonders in den Provinzen, nur dazu be-
nutzten, um sich zu bereichern, um ausgedehnte Ländereien als Grund-
besitz zu gewinnen, um sich mit Schaaren von Sklaven und Clienten,
mit unaufhörlichem Wechsel von Genüssen zu umgeben, um jeden
fremden Eindringling (homo novus) aus dem Optimatenkreise fern
zu halten, um das Volk durch Stimmenkauf, glänzende Spiele und
Bestechungen zu gewinnen. Das Volk aber, ehemals ein Muster
von ackerbauender Einfachheit, Nüchternheit, Selbstverleugnung und
Vaterlandsliebe, war jetzt durch das ruhelose Kriegsleben verwildert,
durch die Beute verwöhnt, um sein Erbgut von den Reicheren betro-
gen, ohne höheres Interesse als seine Existenz, ohne Arbeitslust, ohne
Fähigkeit, sich in ärmliche Verhältnisse zu schicken, ohne Fürsprecher
und Berather, ohne Geld, ohne Heerd, eine zuchtlose Masse, die täg-
lich durch Einwanderung aus den italischen Städten neuen Zuwachs
bekam, die durch Aussendung von Colonieen nicht mehr hinlänglich
zerstreut werden konnte, und durch die jetzt seltenen Kriege nicht mehr
wie vormals zu Tausenden aufgerieben wurde. Diese wüste Masse
sollte in ihren Comitien die Entscheidung geben über Gesetze, Beam-
tenwahlen, Kriegführung u. s. w. Sie machte daraus ein einträg-
liches Geschäft, indem sie ihre Stimmen verkaufte. Nur der meist-
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TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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X. §. 5. Die klrlnasiatlschen Griechen.
123
diese außerordentliche Selbstzucht das spartanische Gemeinwesen groß
gemacht, ihm Siege perschafft, ihm eine Zeitlang die Herrschaft über
ganz Griechenland in die Hände gegeben und 500 Jahre lang die Ei-
genthümlichkeit des spartanischen Volks in rühmlicher Weise gesichert
hat. Aber sie zertrat mit tyrannischer Gewalt alle zarteren Empfin-
dungen des Menschenherzens und von den christlichen Tugenden:
Liebe, Friede, Freude, Geduld, Freundlichkeit, Gütigkeit. Glaube,
Sanftmuth, Keuschheit, hatte weder der Gesetzgeber noch sein Volk auch
nur die leiseste Ahnung.
Fast dreihundert Jahre später, um die Zeit da Jerusalem dem
Schwert des N ebucadnezar erlag, empfing auch Athen seine Gesetz-
gebung , und zwar durch den Solon. Aber die solvnische Gesetzge-
bung wirkte weder so durchgreifend und umgestaltend, noch auch so
lange Zeit hindurch wie die lykurgische. Auch Solon hat seine
Weisheit auf Reisen gesammelt. Er war zwar auch aus königlichem
Geschlecht wie Lykurg, aber er trieb Geschäfte als Kaufmann, wie fast
alle Athener, und man steht es seiner Gesetzgebung an, daß sie auf
einem kaufmännischen Boden gewachsen ist. Eintheilnng der Bürger
nach Vermögensclassen, Feststellung der Abgaben, des Zinsfußes, Re-
gelung des Verkaufsrechtes, das und dergleichen bildete einen Haupt-
theil der Gesetze; dann die politischen Vorrechte, die wieder mit Pen
Vermögensclassen Zusammenhängen, die Rechte ver Archonten, des Raths
der 400, des Areopag, und der Volksversammlung wurden sorg-
fältig gegen einander abgewogen, eine gemäßigte Volksherrschaft ein-
geführt. In sittlicher Beziehung sind die Gesetze sehr unbedeutend und
wurden nie recht beachtet; die Verfassung aber wurde so oft geändert,
als die augenblickliche Laune oder die Umstände den Wunsch nach einer
Aenderung erregten. Kaum hatte Solon nur den Rücken gewendet,
so gerieth schon wieder Alles in Verwirrung, und nur schwer gelang
es den Pisistratiden, durch eine Art Alleinherrschaft (Tyrannis) die
wüthenden Parteikämpfe zu hemmen und eine bessere Ordnung herzu-
stellen.
§. 5. Die kleinasiatischen Griechen.
Die Gesetzgebung des Solon und die sich daran schließenden
politischen Kämpfe in Athen führen uns schon ganz nahe an die Zeit
der großen kriegerischen Erhebung Griechenlands gegen die persischen
Unterdrückungsversuche. Gleich nach Solon's Zeiten hatte Cores,
der Knecht Gottes, die Herrschaft des asiatischen Weltreichs ange,
treten, und der lydische König Crösus, den er bezwang, erinnerte
sich (nach der Sage) in seiner Todesnoth noch an den Besuch des
weisen Solon in Sardes, der ihm gesagt, daß Niemand vor seinem
Tode glücklich zu nennen sei. Zu dem Staatsverband des lydischen
Reiches gehörten abermch die griechischen Colonieen, Staaten und Städte
an der asiatischen Küste des agaischen Meeres, deren ansehnlichste Milet
war. Diese geriethen also zugleich mit dem lydischen Reich und dem
TM Hauptwörter (50): [T14: [Athen Stadt Athener Sparta Spartaner Griechenland Krieg Perser Flotte König], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T14: [König Reich Alexander Perser Stadt Sohn Land Cyrus Babylon Syrien], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T2: [Athen Stadt Sparta Griechenland Insel Krieg Korinth Peloponnes Theben Staat]]
TM Hauptwörter (200): [T22: [Athen Athener Sparta Solon Spartaner Staat Jahr Stadt Krieg Mann], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T189: [König Reich Land Volk Israel Zeit Jahr Stadt Babylon Sohn], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Xiii. §. 3. Entstehungsgeschichte Rom's. 171
Longa wurde der Vorort eines latinischen Städtebundes von etwa dreißig
selbständigen Städten, in welchen entweder erbliche Königssamilien oder
jährlich wechselnde Prätoren, Dictatoren rc. die Leitung in Händen hatten.
§. 3. Entstehungsgeschichte Rom's.
Die früheren Weltreiche waren von bestimmten Völkern errichtet,
welche ihr besonderes Gepräge vom Herrn empfangen hatten und
deshalb auch in der göttlichen Weissagung mit bekannten Geschöpfen
verglichen und bezeichnet werden konnten. So wird das babylonische
Chaldäervolk Dan. 7 mit dem Bären verglichen, das Volk der Me-
der und Perser mit dem Löwen, die Griechen mit dem gefleckten Par-
del, und an einer andern Stelle die Griechen mit dem Ziegenbock
und die Perser mit dem Widder (Dan. 8). Aber die Römer sind
ein so sehr viel anderes und eigenthümliches Volk, daß sie mit gar
keinem bekannten Thiere verglichen werden können. Rom wird be-
schrieben als ein namenloses Ungeheuer. Die Eigenthümlichkeit des
Ungeheuers besteht aber darin, daß es nicht ein einheitliches Ganze
bildet, sondern aus verschiedenen Geschöpfen zusammengesetzt ist, so
daß der eine Theil etwa einem Pferde, andere Glieder einem Vogel, der
Kopf einem Menschen anzugehören scheint, oder wie sonst die Zusam-
mensetzung sein mag. Eben dies ist nun die Eigenthümlichkeit des
Römervolks. Es war ursprünglich gar kein Volk, sondern eine Stadt-
gemeinde (ähnlich wie Athener, Spartaner u. s. w.), und diese Stadt-
gemeinde bestand nicht aus lauter gleichartigen Bestandtheilen, die
aus derselben Wurzel entsprungen, von demselben Saft und Geist
erfüllt sind, sondern aus Bruchtheilen dreier verschiedener Völker: der
Latiner (die selber schon ein Mischvolk waren), der Sabiner und der
Etrusker. Diese drei verschiedenen Volkstheile wuchsen aber nicht durch
längeres Zusammenleben allmälig zu einem neuen Ganzen zusammen,
sondern auf dem Wege des Vertrags, der berechneten und unter festen
Bedingungen erfolgten Einigung verbanden sie sich zu einem künstlich
gefügten Staatsorganismus. Sie stellten sich nämlich unter eine ge-
meinsame Regierung, nahmen gemeinsame religiöse, politische und bür-
gerliche Gebräuche an, verpflichteten sich gegenseitig zu bestimmten
Leistungen und räumten einander bestimmte Rechte ein. So erwuchs
das Volk aus drei Tribus oder Stämmen, den (latinischen)
Ramnes, den (sabinischen) Tities und den (etruskischen) Luceres. Das
waren ursprünglich drei von einander gesonderte Gemeinden, jede
unter ihrem Tribunus (Vorsteher, Vertreter). In jeder Tribus waren
natürlich Leute von verschiedener Herkunft, Bildung und Vermögen.
Sie theilten sich in Curien, von denen jede ihre besonderen Gottesdienste,
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
TM Hauptwörter (100): [T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T63: [Jahr Senat Plebejer Gesetz Volk Recht Staat Bürger Gewalt Rom], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T146: [Rom Römer Stadt Krieg Gallier Rmer Italien Heer Jahr Schlacht], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe]]
Xiii. §. 4. Neu hinzukommende Bestandtheile und deren Einordnung rc. 173
Aber den Römern selbst erscheint dergleichen nicht als eine Befleckung,
sondern sie rühmen sich der Wolfsnatur ihres Geschlechts, und machten
deshalb die Wölfin zur Säugamme des Romulus und zum Wahr-
zeichen der Stadt Rom.
*
§. 4. Neu hinzukommende Bestandth eile und deren Ein-
ordnung in das Römervolk.
Noch war aber die künstliche Zusammensetzung der römischen
Stadtgemeinde bei Weitem nicht vollendet. Zu den drei genannten
Tribus sammt ihren Clienten und Sklaven sollte noch ein ganz
neuer Bestandtheil hinzutreten. Bewohner eroberter Städte wurden
gezwungen, nach Rom überzusiedeln und sich auf einem der Hügel an der
Tiber niederzulassen. Diese überwundene und deshalb den Ueberwindern
untergeordnete, zu den Clienten gerechnete Masse der Bevölkerung hieß
Plebs, die einzelnen Glieder Plebejer. Ihnen gegenüber werden die
Mitglieder des Populus, der drei herrschenden Tribus, Patricier
genannt. Die Plebejer, obwohl zum Theil reich, gebildet, in ihren
früheren Wohnorten angesehen und mächtig, bekamen vor der Hand
in Rom keinerlei Rechte, wenigstens durften sie an der Regierung
keinen Theil haben. Sie mußten Steuern zahlen, Kriegsdienste thun,
und die Gesetze befolgen, wie es die Patricier bestimmten. Aber es
läßt sich von vornherein erwarten, daß sie es nicht gern thaten, daß
sie eine Gelegenheit suchten, sich den Patriciern gleichzustellen. Da-
durch wurde nun im fernem Verlauf des römischen Staatslebens
jenes unaufhörliche Ringen der beiden Classen der Bevölkerung her-
beigeführt, der Plebejer mit den Patriciern, welches durch Jahrhun-
derte sich fortspann. Die Wirkung war zunächst eine beständige
Frische der Bewegung, eine Wachsamkeit auf die genaue Einhaltung
jeder Gerechtsame, auf die Erfüllung jeder Bürgerpflicht, wie sie
kaum in irgend einem andern Staatswesen sich wieder findet. Aber
auch schreckliche Thaten der Gewaltsamkeit kamen dabei vor. Bis-
weilen schien es, als solle der Hader das ganze Gebäude aus allen
Fugen reißen. Daß es gleichwohl nicht geschah, wurde einestheils
verhindert durch die Klugheit und Tüchtigkeit der Staatslenker, welche
immer zur rechten Zeit eingriffen und das unabweisbar gewordene
Bedürfniß befriedigten, dann aber auch durch die der ganzen Bür-
gerschaft tief eingeprägte große Erwartung von ihrer eignen Zukunft,
von der hohen Bestimmung, zu der sie berufen seien, den Weltkreis
zu beherrschen; endlich aber auch, was damit zusammenhängt, durch
die geheiligten gottesdienstlichen Einrichtungen und Gebräuche, welche
dem Ganzen, wie jeder einzelnen Genossenschaft eine höhere Weihe
TM Hauptwörter (50): [T26: [Recht König Stadt Staat Bauer Gesetz Beamter Adel Land Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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TM Hauptwörter (200): [T62: [Gericht Recht Gesetz Richter Jahr Volksversammlung Senat Plebejer Beamter König], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat]]