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Sünden an. Auf mühseliger Wanderung besuchte er noch viele
Wallfahrtsorte und kehrte dann nach Brabant zurück. Sein Weg
führte ihn wieder über das Schlachtfeld, und von neuem fühlte
er tiefe Trauer über sein früheres Leben. Auf seiner weiteren
Wanderung kam er in ein Kloster. Hier vermietete er sich als
Hirt. Geduldig und demütig trieb er die Herde tagaus, tagein
auf die Weide. Während des Hütens schnitzte er aus Holz Lössel,
Schüsselchen, Spielzeug und andere Dinge. Die fertigen Sachen
verkaufte er und verteilte das Geld unter die Armen. Auch
sammelte er heilsame Kräuter und bereitete daraus Getränke wt>
Salben für die Kranken. Von weit und breit brachten die Leute
Kranke zu dem klugen Hirten.
Sieben Jahre waren so dahingegangen. Niemand ahnte,
daß der einfache Schweinehirt ein vornehmer Graf sei. Da ver-
irrten sich einst mehrere Ritter im dichten Klosterwald. Der
Abend nahte, und sie befahlen einem Reitknecht, auf einen Baum
zu klettern und Umschau zu halten. Zu seiner Freude erblickte
er in der Nähe einen Hirten. Schnell stieg der Knecht hinunter
und eilte auf ihn zu. Wie erstaunte er aber, als er in dem
schlichten Hirten seinen geliebten Herrn, den Grafen Eberhard,
erkannte. Doch der Hirt stellte sich fremd, sprach zu den Rittern
in fremder Sprache und wollte forteilen. Der Reitknecht hielt
ihn aber zurück, entfernte das Wams von des Hirten Brust und
zeigte auf eine Narbe, an der alle den totgeglaubten Eberhard
erkannten. Sie umarmten ihn unter Freudentränen. Unter
traulichen Gesprächen erreichten sie das Kloster, wo die Fremden
freundlich beherbergt wurden.
Am andern Morgen ließen die Ritter, noch ehe die Sonne
aufging, ihre Rosse satteln. Alle erwarteten bestimmt, Gras
Eberhard werde mit ihnen auf die heimatliche Burg zurückkehren.
Doch es half kein Bitten und Flehen. Eberhard nahm Abschied
von seinen Freunden und trieb wie immer seine Herde ans.
Bald nachher zog er ins Kloster ein und wurde Mönch.
Inzwischen verkündeten die bergischen Ritter überall in ihrer
Heimat: „Graf Eberhard lebt! Wir haben ihn gefunden?" Da
herrschte Jubel bei arm und reich, bei hoch und niedrig. Am
größten aber war die Freude bei Graf Adolf. Sofort eilte er
nach Brabant, um den Bruder, nach dem er sich von Herzen sehnte,
heimzuholen. Doch auch seine Bitten waren vergebens; Graf
Eberhard blieb Mönch.
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Extrahierte Personennamen: Eberhard Eberhard Eberhard Eberhard Eberhard Graf_Adolf Adolf Eberhard
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Traurig zog Graf Adolf -in seine Berge zurück. Tag und
Nacht dachte er darüber nach, wie er es anfangen solle, um den
geliebten Bruder wieder in seiner Nähe zu haben. Endlich hatte
er einen Ausweg gefunden. Er ließ sein Schloß Berg in ein
Kloster umwandeln. Dort zog Graf Eberhard als Mönch mit
zwölf andern Mönchen ein. Graf Adolf aber baute sich ein neues
Schloß: Burg an der Wupper. Jetzt waren die Brüder nur eine
kleine Strecke von einander entfernt und konnten wie in ihrer
Jugend oft bei einander sein. Als Graf Adolf alt geworden
war, ließ er seine Söhne regieren und wurde auch Mönch. Nun
waren die beiden Brüder in Liebe vereinigt und führten ein
stilles, frommes Leben bis an ihr Ende. Im Dom zu Altenberg
wird noch jetzt die Stelle gezeigt, wo die beiden Brüder be-
graben sind.
24. Gottesgericht auf Schloß Burg.
Der Graf Heinrich von Berg hielt einst auf seinem Schlosse
Burg an der Wupper einen Gerichtstag. Unter einer mächtigen
Eiche am südlichen Ende des Schloßberges waren alle Richter,
Schöffen genannt, um einen langen Tisch versammelt. Neben
dem Grafen stand ein Edelknabe, der ein bloßes Schwert in der
Hand hielt. Auch jeder Schöffe trug ein solches. Als das Gericht
anfangen sollte, nahm der Graf dem Edelknaben das Schwert
aus der Hand, schlug dreimal auf den Tisch und legte dann die
Waffe vor sich nieder. Ein Herold des Grafen rief nun den
Versammelten zu: „Wer eine Klage hat, soll sie vorbringen!"
Da trat der junge Engelbrecht vom Boltenberge vor die Schöffen
hin, hob seine rechte Hand empor und sprach: „Ich klage den
Ritter Gerhard von Steinbach einer schmachvollen Tat an. Im
Schwelmer Walde hat er den edlen Gerlach von Scherven hinter-
rücks überfallen und ermordet. Wir fanden den Leichnam des
Erschlagenen und hatten ihn kaum in Sicherheit gebracht, als
unser Feind, der Graf von der Mark, uns überfiel und zehn
unserer besten Männer erschlug. Gerhard von Steinbach hatte
uns dem Feind verraten. Zwölf Männer aus unserer Ritter-
schast können bezeugen, daß Gerhard von Steinbach ein feiger
Verräter und Mörder ist."
Kaum hatte der Ankläger ausgeredet, als sich ein lautes
Murren unter den Rittern erhob. Alle liebten Gerhard von
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Extrahierte Personennamen: Graf_Adolf Adolf Eberhard Adolf Adolf Adolf Adolf Heinrich_von_Berg Heinrich Engelbrecht Gerhard_von_Steinbach Gerlach_von_Scherven Gerhard_von_Steinbach Gerhard_von_Steinbach
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sie geschaut. Dieser war sehr verwundert. Er ließ den schlimmen
Verleumder kommen. Der treulose Ritter gestand nun seine
Freveltat. Er wurde ins Burgverließ gesperrt und sah die helle
Sonne nimmermehr.
Der Graf konnte sich nie wieder seines Lebens sreuen, weil
seine treue, unschuldige Gemahlin durch seine Schuld ihr Leben
eingebüßt hatte. Die Knäblein wurden in die Burg gebracht
und von ihrem Vater auss beste erzogen. Sie wuchsen zu tapfern
Rittern heran. Der eine, Adolf, regierte nach seines Vaters
Tode auf Schloß Berg; der andere, Bruno, wurde Erzbischof
von Köln. An der Stelle, wo man die Rosenhecke gesunden,
ließ der reumütige Graf eine Kapelle errichten. Zweihundert
Jahre später baute hier einer seiner Nachfolger das Kloster zu
Altenberg.
Zum Andenken an jene wunderbare Errettung der Knäblein
nahmen die Grafen von Berg eine Heckenrose in ihren Wappen-
schild auf. Auch wurde es Sitte im Geschlecht der Grafen von
Berg, daß immer einer der Söhne sich dem geistlichen Stande
widmete.
23. Warum ein Graf Hirt und dann Mönch wurde.
Wo jetzt der Ort Altenberg liegt, stand vor vielen hundert
Jahren das prächtige Schloß Berg. Dort wohnten zwei Brüder,
die Grafen Adolf und Eberhard. Sie hatten einander sehr lieb
und wollten ihr Land gemeinschaftlich regieren.
Da sprengte einst ein Reiter in den Schloßhof. Es war ein
Bote des Königs. Er forderte die Grafen auf, dem Könige gegen
einen mächtigen Feind, die Brabanter, in den Kampf zu folgen.
Da gab's kein Zögern. Mit vielen andern Rittern des Landes
rückte das Brüderpaar aus. Der Weg war weit. Er führte über
den Rhein und die Maas. Hier erst sahen die Ritter die Feinde
vor sich. Nun begann ein heftiger Kamps. Schwerter klirrten,
Lanzen brachen, Streitäxte sausten nieder. Schilde sielen in
Stücken zu Boden. Die bergischen Ritter jedoch drangen so
mutig vor, daß auch die tapfersten Brabanter besiegt wurden.
Ein freudiges Hurrarufen erscholl unter den Siegern.
Plötzlich verstummte der Jubel. Graf Eberhard fehlte. Man
suchte ihn unter den Toten, unter den Verwundeten. Nirgends
war er zu finden. Man rief seinen Namen, man blies ins
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Extrahierte Personennamen: Adolf Adolf Bruno Altenberg Altenberg Adolf Adolf Eberhard Kamps Eberhard
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liches Wesen und ihre Freundlichkeit, so daß alle Leute sagten:
„Irmgard wird einmal die schönste Jungfrau im ganzen Lande."
Nun hatte Graf Adolf auch einen treuen Freund, der in jeder
Schlacht an seiner Seite kämpfte. Es war Walram von Lim-
bürg. Dieser nannte ein herziges Söhnlein namens Heinrich
sein eigen. So oft nun die beiden Freunde, sei es nach hartem
Kampfe, sei es nach fröhlicher Jagd, plaudernd zusammensaßen,
erzählten sie auch allerlei Liebliches und Heiteres von ihren
Kindern, und es wurde von den beiden Vätern fest beschlossen,
aus Heinrich und Irmgard solle einmal Mann und Frau werden.
So wußte es Irmgard schon in zarter Jugend nicht anders, als
daß Heinrich von Limburg ihr Verlobter sei, und Heinrich be-
trachtete Irmgard schon frühzeitig als seine Braut.
Indessen wuchs Irmgard zu einer blühenden Jungfrau
heran, während Heinrich von Limburg bald als stattlicher und
tapferer Rittersmann in der ganzen Gegend gerühmt wurde.
Heinrich hatte Irmgards Schönheit und Tugend so oft loben
hören, daß in ihm das sehnliche Verlangen entstand, sie einmal
von Angesicht zu sehen. Doch durfte er nach dem Willen des
Vaters sich noch nicht zu erkennen geben, und deshalb nahm
er einen fremden Namen an. Er nannte sich Ritter von Rosen,
schmückte sein Wappen mit einer Rose und entfernte daraus den
Limburger Löwen. So begab er sich nach Schloß Neuenburg
an der Wupper, wo seine Braut unter väterlichem Schutze weilte.
Wieviel Ritter Heinrich auch von Irmgards Schönheit und
Tugend gehört haben mochte, so hold, so lieblich, so gütig hatte
er sich die Jungfrau nicht gedacht, und sofort war es ihm klar:
„Tie Jungfrau habe ich über alles lieb." Auch Irmgard fühlte,
sobald sie dem Manne ins Auge geschaut, daß sie diesen „Ritter
von Rosen" von Herzen liebe. Aber zugleich erfüllte sie tiefer
Schmerz; denn nach des Vaters Wunsch war sie ja die Verlobte
Heinrichs von Limburg.
Tage der Freude und des stillen Glückes verlebte der fremde
Ritter auf der Neuenburg. In einer frühen Morgenstunde trat
er einmal in den Burggarten. Es war ein herrlicher Frühlings-
morgen. Vielfarbig erglänzten die Tautropfen in den Sonnen-
strahlen. Doch Irmgard überstrahlte alles durch ihre Schönheit
und Anmut. Selbst einer Rose gleichend, stand sie an einem
Blumenbeet, den Blick sinnend in die Ferne gerichtet. Ihre Hand
hielt eine eben erblühte Rose. So erblickte sie der „Ritter von
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Extrahierte Personennamen: Adolf Adolf Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Irmgard Irmgard Heinrich_von_Limburg Heinrich Heinrich Heinrich Irmgard Irmgard Heinrich_von_Limburg Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Heinrich Irmgards Irmgard Heinrichs Heinrichs Irmgard
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§• 9. Kolon, der Gesetzgeber von Althen.
(594 v. Chr. Geb.)
Als die Dorier den Peloponnes erobert hatten, machten sie auch einen Einfall in das Gebiet von Athen. Der König der Athener, Codrns, fiel im Kampfe gegen sie, indem er sich verkleidet ins Lager der Dorier begab und dort einen Streit anfing, in welchem er erschlagen wurde. Ein Orakel hatte verkündet, entweder würde Athen unter die Gewalt der Dorier kommen, oder es müßte der König Athens sterben. Um sein Vaterland zu retten, gab er sich freiwillig dem Tode hin. Die Athener schafften nun die Königswürde ab, indem sie vorgaben. Niemand sei würdig, nach Codrns noch diese Würde zu tragen; statt der Könige setzten sie sogenannte Archonten ein, anfangs auf Lebenszeit, dann, als die vornehmen
Geschlechter in Athen immer mächtiger wurden, auf zehn Jahre, zuletzt für jedes Jahr neun aus den ersten Familien; die Macht
derselben wurde immer mehr eingeschränkt, so daß der Staat aus
der monarchischen Verfassungssorm allmählich in die republikanische überging. Einer dieser Archonten, Solon, hat sich um den Staat,
als er durch innere Streitigkeiten zerrüttet war, durch seine Gesetzgebung verdient gemacht. Er stammte aus dem Geschlechte des Codrns, war früher Kaufmann gewesen und hatte sich durch Reisen in fremden Ländern eine große Menge von Kenntnissen und Erfahrungen gesammelt. Die Aufmerksamkeit seiner Mitbürger lenkte er zuerst dadurch auf sich, daß er ihnen den Besitz der Insel Salamis wieder verschaffte, um den sie lange unglücklich mit den Einwohnern von Megara gekämpft hatten. Da es bei Todesstrafe verboten war, jemals wieder einen Antrag auf Eroberung dieser Insel zu stellen, so ließ er das Gerücht verbreiten, er sei wahnsinnig; in diesem erdichteten Wahnsinn declamirte er in der Volksversammlung ein Gedicht, das er verfertigt hatte, und in welchem er das Volk der Art für die Erneuerung des Krieges begeisterte, daß man sofort ein Heer ausrüstete und die Ausführung dem Solon übertrug. Das Glück war ihm günstig, und Athen kam wieder in den Besitz der Insel.
Da der Staat trotz der von einem gewissen Drakon gegebenen Gesetze nicht zur Ruhe kommen konnte, und namentlich sich drei Parteien, die reichen Grundbesitzer, die wohlhabenden Kaufleute an
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der Meeresküste und die armen Bewohner der Berge einander bekämpften, so richteten sich die Augen Aller auf Solon, der durch seine Weisheit und Freundlichkeit das Vertrauen des Volkes gewonnen hatte und durch seine Vermögensverhältnisse in der Mitte zwischen den Reichen und den Armen stand. Ihm übertrug man -as Amt, die inneren Verhältnisse zu ordnen und den Frieden herzustellen. Zuerst erleichterte er durch geschickte Mittel den Armen die Möglichkeit, ihre Schulden zu bezahlen, und verbot, daß hinfort die Schuldner den Gläubigern als Sclaven verfielen. Dann setzte er den Areopag, einen alten, ehrwürdigen Gerichtshof, in sein früheres Ansehen wieder ein und übergab ihm die Aufsicht über die Sitten der Bürger, wie die Untersuchung der schweren Verbrechen. Die neun Archonten behielt er bei; er gab der Volksversammlung bedeutende Rechte; sie entschied durch Abstimmen über die wichtigsten Staatsangelegenheiten, über Krieg und Frieden, über Abschließung von Bündnissen, über neue Gesetze oder Abschaffung früherer, und hatte das Recht, die Beamten zu wählen. Neben derselben stand der Rath der Vierhundert, der die Gesetze vorher berieth, ehe sie der Volksversammlung vorgelegt wurden. Außerdem theilte er das Volk nach dem Grundbesitze und den Vermögeusverhältnissen in vier Klassen, um danach die Leistungen für den Staat, namentlich den Kriegsdienst, zu bestimmen. Die Mitglieder der vierten und ärmsten Klaffe durften in der Volksversammlung mitstimmen, konnten aber keine ^taatsämter bekleiden und dienten im Kriege nur als Leichtbewaffnete oder auf der Flotte. Als diese seine Maßregeln, so weise sie auch waren und den Verhältnissen entsprachen, dennoch nicht Alle befriedigten, begab Solon sich auf Reisen, nachdem er die Bürger hatte schwören lassen, seine Gesetzgebung zehn Jahre zu halten. Auf diesen Reisen kam er auch zum Crösus, dem reichen Könige von Lydien in Kleinasien, der sich für den glücklichsten der Menschen hielt. Solon warnte ihn, dem Glücke zu trauen und legte ihm seine Ansicht vom wahren Glücke dar, indem er ihm vom Tellus erzählte, einem athenischen Bürger, der im blühenden Kreis von Kindern und Enkeln bei ausreichendem Einkommen gelebt habe und den schönen Tod für das Paterland im Kampfe mit einem Nachbarvolke gestorben sei. Als sich Crösus darüber verwunderte und fragte, wer denn nach diesem der glücklichste sei, nannte er ihm
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Extrahierte Personennamen: Scipio_Nasica Scipio Scipio Scipio Cajus Cajus_Gracchus Marius Marius Cajus_Marius Marius
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bei Mahl und Pracht mit ihren Freundinnen; die Lncretia aber,
als sie spät in der Nacht nach Collatia kamen, wo sie wohnte, saß
im Kreise ihrer Mägde mit Weben beschäftigt. Ihr erkannte man
den Preis zu. Die Schönheit und Aumuth der Lucrelia reizte aber
die Begierde des Sextus; nach einigen Tagen kehrte er zurück und forderte Ungebührliches von ihr; als sie standhast widerstrebte, wandte er Gewalt an und mißhandelte sie. Als er fortgegangen war, schickte sie im gerechten Schmerz über die angethane Schmach Boten an ihren Vater und ihren Mann mit dem Aufträge, sie mochten sich sofort zu ihr begeben. Mit ihnen kam auch Lucius Juuius Brutus, ein Schwestersohn des Tarquinins, der durch verstellte Einfalt den Verfolgungen des argwöhnischen Königs bisher entgangen, während sein Bruder von demselben ans dem Wege geräumt war. Lucretia theilte ihnen mit, was Sextus verübt hatte, und durchbohrte sich daun selbst mit einem Dolche. Diesen zog Brutus aus der Wunde und schwur, den Frevel rächen zu wollen und den König sammt seinem ganzen Geschlechte aus Rom zu vertreiben. Dann eilte er nach Rom, versammelte hier das Volk und schilderte in einer kräftigen Rede die Tyrannei des Königs, den Uebermnth seiner Söhne und die schändliche That des Sextus. Das Volk, durch diese Rede aufgeregt, beschloß die Entsetzung des Königs und t)ie Verbannung seiner ganzen Familie. Hieraus begab Brutus sich ins Lager bei Ardea, und das Heer stimmte freudig den Beschlüssen des Volkes bei. Tarquinins Superbus war nach Rom geeilt; da er aber die Thore der Stadt verschlossen fand und ihm die Verbannung angekündigt wurde, ging er nach Etrurien, und ihm folgte seine Familie. In Rom wurde nach 244jähriger Dauer die Köuigsherrschaft abgeschafft, die republikanische Verfassung eingeführt und statt der Könige zwei verantwortliche Consuln jedesmal für ein Jahr als die Leiter des Staates eingesetzt. Die beiden ersten Consuln waren Lucius Juuius Brutus und Tarquiuius Collatiuus.
§ 5. ^orjennl.
Der verbannte Tarquinins ließ kein Mittel unversucht, die Herrschaft wieder zu erlangen. Zuerst ließ er heimlich durch Abge- * sandte eine Verschwörung unter den jungen vornehmen Römern stiften, die seine Wiedereinsetzung zum Zwecke hatte. Dieselbe wurde
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aber durch einen Senatsbeschluß aus der Stadt gewiesen. Da beschlossen die Volsker den Krieg, und Coriolau wurde zum Anführer gewählt. Er rückte gegen Rom und schlug sein Lager eine Meile vou der Stadt auf. Er ließ namentlich die Grundstücke der Patricier verschonen, dagegen die der Plebejer plündern. Da forderten letztere laut, man solle eine Gesandtschaft an ihn abschicken, um wegen des Friedens zu unterhandeln. Die Gesandten wurden rauh abgewiesen, und als sie zum zweiten Male kamen, gar nicht vorgelassen. Auch die Priester, die in ihrer Amtstracht erschienen, richteten nichts aus. Da versammelten sich die Frauen bei Coriolan's Mutter Veturia und seiner Gattin Volnmnia und brachten es dahin, daß beide mit ihnen in's feindliche Lager gingen, um ihn durch Thränen und Bitten zu erweichen. Als die Ankunft derselben gemeldet wurde, zeigte er sich Anfangs noch viel hartnäckiger. Nachdem er aber vernommen hatte, daß seine Mutter unter ihnen sei, da sprang er fast sinnlos von seinem Sitze aus und eilte mit ausgebreiteten Armen derselben entgegen. Sie hielt an ihn eine eindringliche Anrede und wies seine Umarmung zurück, bis sie wisse, ob sie zum Feinde oder zum Sohne komme. Nun fielen ihm seine Gattin und ihre mitgebrachten Kinder um den Hals und die Schaar der Frauen fing an zu wehklagen. — Das brach endlich den Sinn des Mannes; er entließ die Seinigen mit Umarmungen und zog dann ab, indem er der Mutter zurief: „Mutter, Rom hast du gerettet, aber deinen Sohn verloren." Nach Einigen sollen ihn die Volsker aus H,aß getödtet haben, nach Anderen lebte er unter denselben bis zum Greifenalter und soll oft den Aus# fpruch gethan haben, für einen Greis fei die Verbannung noch viel jammervoller, als für einen jüngeren Mann.
§ 7. Uppius Ktaudius. (450 v. Chr.)
3tn Innern des Staates dauerten indeß die Streitigkeiten zwischen Plebejern und Patriciern fort. Ein großer Uebelstand war der, daß keine geschriebenen Gesetze da waren, nach denen Recht gesprochen wurde, und somit die Plebejer der Willkür der Patricier preisgegeben waren. Deshalb forderten sie und setzten es endlich durch, daß Männer ernannt würden, die zusammentreten und Gesetze abfassen sollten, um dieselben dann auf ehernen Tafeln eingegraben öffentlich aufzustellen. Zu dem Ende schickte man Gesandte nach
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Regierung mit Fug und Recht von sich rühmen konnte, er habe Rom als eine Stadt von Backsteinen vorgefunden und hinterlasse es als eine von Marmor. Auch für Handel und Gewerbe, namentlich für Kunst und Wissenschaften, war er väterlich besorgt, er zog Dichter, Künstler und Gelehrte an feinen Hos und wurde hierbei von seinem Vertrauten Mäcenas unterstützt, so das man das Zeitalter des Augustus in Bezug aus römische Literatur das goldene zu nennen Pflegt.
Ebenso half er dem Ackerbau auf und ermunterte seine Zeitgenossen, zu dieser einst so ehrenvollen und von den Ersten des Staates gepflegten Beschäftigung zurückzukehren.
Augustus hütete sich, den Schein zu erwecken, als ob er die Republik umstürzen wollte; deßhalb behielt er alle bisherigen repu-blikauischeu Aemter bei, suchte sie aber nach und nach in seiner Person zu vereinigen. So ließ er sich namentlich die Gewalt eines Volkstribunen übertragen, war als solcher unverletzlich und konnte alle Beschlüsse des Senats verhindern. Im Aeußern zeigte er niemals den Herrn und ließ sich auch nicht so anreden; seine Kleidung war einfach und bestand aus Gewändern, die von seiner Frau und seiner Tochter verfertigt waren; fein Haus auf dem palatinifchen Hügel, Palatinm genannt, (daher unser Wort Palast) zeigte weder im Aeußern noch im Innern jene üppige Pracht und jenen Luxus, den schon damals viele reiche Privatleute trieben. Daher erwarb er sich denn auch die Zuneigung des Volkes, das in ihm einen Erretter aus schwerer Draugsal sah und ihn als den Wiederherstellet von Ruhe und Ordnung pries. Sein Familienleben war nicht ungetrübt; seine Tochter Julia bereitete ihm viel Verdruß durch unsittlichen Lebenswandel, und seine Gemahlin Livia, die er als Wittwe geheirathet hatte, störte den Frieden des Hauses. Sie hatte aus früherer Ehe zwei Söhne, Tiberius und Drufns, die wir in den Kriegen mit den Deutschen noch werden kennen lernen. Dem älteren, Tiberius, die Nachfolge in der Regierung zu sichern, das war ihr eifrigstes Bemühen, und sie brachte es endlich dahin, nachdem der Sohn von Augustus Schwester, Marcellus, und die Söhne feiner Tochter Julia von Agrippa gestorben waren. Nachdem der Kaiser endlich trotz feines Widerwillens gegen Tiberius dessen Advp-tion und Nachfolge genehmigt hatte, starb er auf einer Reife nach
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Extrahierte Personennamen: Augustus Augustus Julia Livia Tiberius Tiberius Augustus Augustus Marcellus Julia_von_Agrippa Tiberius