— 50
Etwa acht Tage nach dem Einweichen der Därme werden soviel Teile,
als zur Herstellung einer Saite von bestimmter Stärke nötig sind, an Schlingen
befestigt, auf Rahmen gezogen und gedreht. Nun ist die Saite fertig;
sie wird zu ihrer Vollendung nur noch getrocknet, womöglich im Sonnen-
schein, dann geschliffen oder mit Bimsstein abgerieben, mit Glanz versehen,
geringelt und zu je 30 Stück oder in „Stock" gebunden, die in den Handel
kommen.
Die Vogtländischen Darmsaiten gehen nach allen Ländern, viele auch
als „echt römische"; denn die meisten der letzteren, die in den Handel kommen,
werden in Marknenkirchen fabriziert. Die französischen Saiten übertreffen
die vogtländischen zwar an Billigkeit, weil den dortigen Fabrikanten ein
billigeres Rohmaterial zu Gebote steht, kommen ihnen aber an Güte und
Schönheit uicht gleich. In jedem Jahre werden durchschnittlich 6 bis 700000
Stock oder 18 bis 20 Millionen Saiten hergestellt. In einem Jahre kamen
(1873—74) über 4 Millionen Stück getrocknete Schafdärme an, wozu eben-
soviel Schafe hatten geschlachtet werden müssen.
20. Unsere Hisenöahnen.
1. Es gab eine Zeit, in welcher Deutschland nur wenige Kunststraßen
oder Chausseen besaß. Das waren die Zeiten, von denen uns erzählt wird,
daß die Kaufleute aus Hamburg, Wien, Nürnberg, Augsburg u. s. w., wenn
sie zur Leipziger Meffe reisen wollten, zuvor ihr Testament machten, da
eine so weite, lange Reise lebensgefährlich erschien. Bei Regenwetter wnrde
die Straße oft bodenlos, und die Reise ging noch langsamer. Im Winter
hielt starker Schneefall den Wagen manchmal tagelang an einem Orte fcft.
Wie hat sich das im Laufe der Jahre geändert! Durch das ganze
Land zieheu sich treffliche Landstraßen; selbst die Verbindungswege zwischen
den Dörfern sind jetzt in viel besserem Zustande als in früheren Zeiten
die Hauptstraßen.
Doch auch die besten Landstraßen genügen in der gegenwärtigen Zeit
nicht mehr für ein so gewerbereiches Land wie Sachsen. Mit Hilfe der Dampf-
Maschinen werden hier jährlich viele, viele Millionen Zentner Waren herge-
stellt, und man mußte darauf bedacht sein, diese Waren schnell, leicht, billig
und sicher in die Ferne zu briugen; es mußte — wie die Gewerbetreibenden
sagen — für gute „Absatzwege" gesorgt werden. So gut nun unsere Laud-
straßeu sind, so Hütte man doch für die Lasten, die jetzt täglich versendet
werden, nicht genug Zugtiere gehabt. Da mnßte der Dampf helfen! Durch
die Eisenbahnen sind nun auch die besten Straßen überflügelt worden, sodaß
man gegenwärtig vor diesen neuen Wnnderbanten jene fast gänzlich über-
sieht. — Unserem sächsischen Vaterlande gebührt der Ruhm, unermüdlich für
die besten Handels- und Verkehrswege gesorgt zu haben. Sachsen war einst
der erste deutsche Staat, in welchem eine größere mit Dampfwagen befahrene
Eisenbahn in der Richtung von Leipzig nach Dresden hergestellt wurde,
und jetzt besitzt es int Verhältnisse zu seiner Größe die meisten Eisenbahnen.
Die Länge aller sächsischen Eisenbahnen beträgt zusammen über 3 000
Kilonieter.
2. Durch unser Vogtland führten schon vor Jahrhunderten zwei be-
lebte Straßeu aus Bayern herein nach Sachsen; die eine nahm ihre Richtung
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch]]
TM Hauptwörter (200): [T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T1: [Maschine Fabrik Herstellung Industrie Papier Leder Wolle Leinwand Fabrikation Art], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
Extrahierte Ortsnamen: Marknenkirchen Deutschland Hamburg Wien Nürnberg Augsburg Sachsen Sachsen Leipzig Dresden Sachsen
— 28 —
ländischen Gardinen aus. — Die Umgebung Falkensteins ist von der Natur
wohl bedacht. Da erheben sich der wunderbar geformte Loch stein und
der aussichtsreiche Wendelstein, die von naturliebenden Bewohnern der
Stadt mit schönen und wohlgepflegten Wegen und Anlagen versehen
worden sind.
Auf meiner Wanderung begrüßt mich sodann das freundliche Auer-
bach, die Hauptstadt der dritten vogtländischen Amtshauptmannschaft. Es
entstand wahrscheinlich zu gleicher Zeit wie Falkenstein. Ein festes Schloß
wurde hier erbaut, das im vorigen Jahrhunderte mit dem größten Teile der
Stadt durch eiuen großen Brand zerstört wurde. Nur ein hoher dicker
Tnrm, der noch heute mit Wällen und Schutzwehren umgeben ist, blieb er-
halten und schaut vou der Höhe in die Stadt herab. — Zwei Eisenbahnen
fördern den Verkehr der industriereichen Stadt. Auch zwei besonders wich-
tige Schuleu befinden sich in der Stadt: Eine Lehrerbildungsanstalt be-
fähigt junge Männer, die Jugend in Stadt und Land zu guten Staats-
bürgern und rechtschaffenen Christen zu erzieheu, und eine landwirtschast-
liche Schule bietet dem jungen Landwirte Gelegenheit, sich die für seinen
Beruf nötigen und nützlichen Kenntnisse zu erwerbeu.
Wohlgemut ziehe ich von Auerbach weiter nach dem größten vogtlün-
dischen Dorfe Rode wisch. Hier werden in einem Messingwerke, lange Zeit
dem einzigen in Sachsen, das rote Kupfer und das grauweiße Ziuk iu schönes
goldgelbes Messing umgewandelt. Bei Rodewisch befindet sich auch die neu-
erbaute, große und vorzüglich eingerichtete Irrenanstalt Untergöltzsch.
Von Rodewisch an begleitet mich bis nach der dritten meiner Uferstädte,
Lengenfeld, die Eisenbahnlinie Zwickawölsnitz. Vor 500 Jahren war
Lengenfeld noch ein unscheinbares Dörfchen, das nicht einmal eine Kirche
hatte, und jetzt ist eine Stadt mit mehr denn 5000 Einwohnern. Inmitten
des Ortes erhebt sich eine schöne Kirche, und Hunderte von Einwohnern
finden Verdienst in verschiedenen großen Fabriken, in denen Tuch, Flanell,
Gardinen und Stickereien hergestellt werden.
Von Lengenfeld aus fließe ich iu einem freundlichen Thale westwärts
nach Mylau. Hier führt mich mein Weg am Fuße des Schloßberges vor
über. Den Scheitel des Berges krönt das altersgraue Gemäuer des Schlosses;
unten aber schmiegen sich die Häuser der Stadt au deu Berg an, als wollten
sie sich ducken und verstecken wie die Küchlein unter den schützenden Flügeln
der Gluckheuue. Auch die neue herrliche Kirche schaut grüßend zu mir ins
Thal herab. Gern möchte ich berichten, wie es vor langen Zeiten da oben
int alten Kaiserschlosse zuging, möchte dir erzählen von eisengepanzerten
Rittern und Knappen, die einst hier hausten, auch von deni deutschen Kaiser
Karl Iv., der sich hier oft und gern zur Jagd aufhielt. Doch ich habe
wenig Zeit zum Erzähleu; denn Fabriken, Mühlen und Färbereien erwarten
noch meine Hilfe. Indem ich ihnen zueile, begrüßt mich von der Höhe
Netzschkau; ein wenig weiter aber — und über mir rollen die Räder
des rastloseu Dampfrosses auf der größten steinernen Brücke in Sachsen, ja
in ganz Deutschland, der Göltzschthalbrücke dahin.
Dieses mächtige Bauwerk leitet in einer Höhe von 74 und einer Länge
von 512 Metern die stählernen Schienen über mein Thal. Es trägt wie ein
gewaltiger Riese ans steinernen Pfeilern und Bogen die ungeheuren Lasten,
die täglich in mehr als 100 Eisenbahnzügen darüber befördert werden.
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
über Hof, Plauen, Reichenbach und Werdan nach der alten Meßstadt Leipzig,
die andere über Ölsnitz, Falkenstein, Auerbach nach Zwickau, Chemnitz,
Dresden. Das brachte unserem Heimatlande großen Nutzen; denn wenn
Handel und Gewerbe blühten, wurden seine Straßen nie leer. Da kamen
die Fuhrleute mit deu hochbepackten, knarrenden „Planwagen" die Heer-
straße dccher. Große Hunde liefen neben dem Wagen her und trieben
kläffend die Pferde an. Besonders waren es Kaufleute ans dem reichen
Nürnberg und Augsburg, die die Straßen Belebten. Nürnberger Kaufleute
haben sogar die große Elsterbrücke und ein Hospital für Kranke in Plauen
erbaut. Zur Zeit der Raubritter wnrde es auch auf den vogtländischen
Straßen unsicher. Denn auch da gab es Ritter, die ans die Kanf..mnns°
wagen lauerten. Sahen sie von ihren Burgen in der Ferne einen Fuhrmanns-
wagen kommen, so saßen sie mit ihren Knechten zu Pferde. Aus einem
Hinterhalte brachen sie ans die sorglos einherziehenden Kaufleute los und
nahmen ihnen alle Habe ab. Die Überfallenen mußteu froh sein, wenn sie
nach Herbeischasfnng eines hohen Lösegeldes mit dem Leben und mit gesunden
Gliedern davon kamen. Endlich traten die deutschen Kaiser dem schänd-
lichen Treiben der Raubritter entgegen. Ihre Ranbnester wurden belagert
und zerstört, die Herren Ritter gefangen und wohl gar am ersten besten
Baume aufgehängt.
Die Straßen brachten leider anch manches Unglück ins Land. Zu
alleu Zeiten haben verheerende Kriegszüge ihren Weg durch das Vogtland
genommen. Die Geschichte des Vogtlaudes weiß davon gar viel zu erzählen,
namentlich von den Schrecken des Hnssiten- und des dreißigjährigen Krieges.
3. Heutzutage hat man nun das bequeme Durchgangsland benutzt, um
die Werke des Friedens, Industrie und Handel, zu fördern, und deu Über-
flnß des Südens gegen die Erzeugnisse des Nordens auszutauscheu. Zwei
der wichtigsten Eisenbahnlinien Sachsens, ja ganz Deutschlands, nehmen die
Richtung durchs Vogtland: die Sächsisch-Bayrische Bahn und die Linie
Reichenbach-Plauen-Eger. Daneben durchziehen noch viele andere kleinere
Bahnlinien das Land, die das Vogtland seiner regen Industrie verdankt;
keine der 15 Städte des Vogtlands ist ohne Eisenbahnverbindung. Alle
diese Linien würden aneinander gereiht eine Länge von 300 Kilometern
ergeben.
Die älteste, längste und zugleich wichtigste der vogtläudischeu Bahnen
ist die Sächsisch-Bayrische. Sie ist eine der bedeutendsten Bahnen Deutsch-
lands; denn sie verbindet den Norden mit dem Süden. Ihre Verlängerungen
aber übersteigen und durchbrechen die Alpen und finden ihr letztes Ziel erst
in Italien. Wohl alle gekrönten Häupter Deutschlands und viele Fürsten
des Auslandes sind schon auf dieser Bahn durchs Vogtland gereist.
Diese Bahn ist die erste, die der sächsische Staat auf seine Rechnung
baute und zwar in deu Jahren 1846 bis 1851. Ziemlich die Hälfte der
ganzen Bahnlänge — 80 Kilometer — gehört dem Vogtlande an.
Als die Bahn gebaut werden sollte, da schüttelten manche bedenklich
ihren Kopf. Die Leute, die den Gedanken „herausgesteckt" hatten, nannte
man „Wagehälse"; die aber, die auf den Bärenstein in Plauen einen Bahn-
Hof bauen wollten, hielt man reif für das Tollhaus; glaubte man doch nicht
anders, als daß der Zug rückwärts rutschen würde, wenn man aus der
Ebene in das Gebirge hinauffahren wollte. Als man nun gar von der
TM Hauptwörter (50): [T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr]]
— 53 —
Göltzschthalbrücke reden hörte, da schlug man die Hände über dem Kopfe
zusammen. — Doch solche Leute hat es zu allen Zeiten gegeben. Einst
war man außer sich über die Einführung der sogenannten Eilposten, welche
in Zeit vou 1 Stunde 2 Stunden Weges zurücklegen sollten. Man be-
dauerte die armen Reisenden und glaubte, das schnelle Fahren werde den
Leuten den Atem benehmen und ihnen die Auszehrung an den Hals
bringen. Was würden solche Leute heute sagen, da man 2 Stunden Weges
in 1v Minuten durcheilt! — Doch dürfen wir's jenen Leuten auch nicht
so gar übelnehmen. Eine Bahn zu bauen ist auch heute noch nichts leichtes,
gerade in einem bergigen Lande wie dem unseren. Da müssen Felsen ge-
sprengt," Hügel abgetragen, Berge durchbohrt, tiefe Stellen erhöht, Flüsse
und Thaler überbrückt werden. Die vogtländischen Bahnen können von dem
allen beredtes Zeugnis ablegen. Gerade die tief eingesenkten Thäler unserer
Bäche und Flüsse habeu dem Bahnbau manche Schwierigkeiten bereitet, da
sie viele Brücken nötig machten; die zwei größten, die Göltzschthal- und die
Elsterthalbrücke sind weit und breit bekannt und bewundert.
Und nun bedenke man auch die Baukosten! Eine Eisenbahnstrecke von
1 Kilometer zu bauen, — das ist eine Strecke Weges, die man in 12 Minuten
geht, — kostet etwa 200 000 M. Hiernach könnte man sich nun wohl ein
Exempel machen, welchen Geldwert unsere vogtländischen Bahnen haben;
aber treffen würden wir's doch nicht; denn die Elsterthalbrücke kostete allein
über 3 Millionen M., und die Göltzschthalbrücke verschlang gar die riesige
Summe von 61/2 Millionen M.
4. Die Sächsisch-Bayrische Bahn wurde im Jahre 1851 in ihrer ganzen
Länge dem Verkehr übergeben. Sie ist zweigleisig, beginnt in Leipzig und
tritt bei Neumark — nachdem sie die Städte Altenburg, Gößnitz, Crimmit-
schau und Werdau berührt hat — ius Vogtland ein. Die erste Vogtländische
Stadt an ihr ist Reichenbach mit dem größten, schönsten und am meisten
besuchten Bahnhofe des Vogtlandes. Von Reichenbach führt die Bahn über
die großartige Göltzschthalbrücke nach Netzschkau. Höchst lohnend ist ein
Blick hinab ins Thal: Tief unten sieht man die freundliche Göltzsch und
an ihren Ufern bedeutende Fabriken; weiter auswärts erblickt man Mylau
mit seiner schönen neuen Kirche und seinem alten Kaiserschlosse. Bei der
Station Jocketa fährt man über die majestätische Elsterthalbrücke. Auch
hier ist der Blick ius Thal herrlich; niemand, der ihn kennt, versäumt es,
sich an dem lieblichen Bilde zu ergötzeu. Nach kurzer Fahrt, die durch einen
Teil des schönen Planenschen Stadtwaldes geht, gelangen wir nach Plauen
und von hier aus in weitem Bogen durch das westliche Vogtland nach Hof.
Nicht weniger als fechs Seitenlinien strahlen von dieser Hauptlinie
aus. Von Neumark führt eine Zweigbahn nach Greiz, eine andere von
Reichenbach nach Mylau, und Herlasgrün ist der Ausgangspunkt
für die Bahn nach Treuen, Auerbach, Falken st ein und Mulden-
berg. Drei andere Zweigbahnen verbinden das westliche Vogtland mit
Thüringen und dem renßischen Oberlande. So gelangt man von Mehl-
theuer über Pausa uach Weida, von Schönberg über Mühltroff
nach Schleiz und über Tanna nach Hirsch berg an der Saale.
5. Eine andere wichtige Bahnlinie des Vogtlandes ist Reichenbach-
Plauen-Eger. Sie hat die Aufgabe, das Sachsenland mit dem reichen
Böhmerlande zu verbinden. Sie ist zweigleisig gebaut. Auf stattlichen
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund]]
TM Hauptwörter (200): [T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg]]
— 285 —
Häuser, Bauart derselben, Höfe, Thore, Vor- und Hintergarten, grüne
Hecken, Stellung der Gebäude zu einander, zur Straße. Die Dorfstraße:
krumm, uneben, nngepflastert, nachts finster, mit Fußwegen, Gräben,
offenen Schleusen versehen. Dorfteich; Anger. Der Gemeinde gehörige
Gebäude: Kirche, Pfarre, Schule, Spritzenhaus, Armenhaus. Privat-
gebäude: Wirtshaus; Bauernhöfe; Wohnungen der Arbeiter, Tagelöhner
(Häusler) und Handwerker. Schloß (Lage, Beschaffenheit, Umgebung;
Rittergut, Adel). Statistik: Die Einwohner (Seelen, Köpfe) nach Stand,
Zahl und Religion. Die Zahl der Haushaltungen, Pferde, Rinder ic.
Gemarkung, Größe, Grenzen, Flurbuch, Flurplan. — Der Gemeinde-,
Schul- und Kirchenvorstand.
d. Geschichtliches. Die Sprache der Dörfler, die wichtigsten Eigen-
tümlichkeiten der Mundart. Feste: Kirmes, Pfingstschießen zc. Was sich
die alten Leute im Dorfe von früher erzählen (Frondienst), was man
über die Gründung und die Geschicke des Dorfes überhaupt weiß. Sagen
und Aberglauben der Heimat. Ob das heimatliche Dorf ein Bauern-,
Fabrik-, Fischer-, Kirch-, Nebendorf, Marktflecken :c. ist. — Ausblick in die
Umgegend; die benachbarten Orte nach Lage und Entfernung.
1. Traute Heimat, v. Salis. H. 47.
2. Der anbrechende Tag auf dem Dorfe. H. 48.
8. Der weiße Spatz. Glaubrecht. H. 49.
4. Meister Hämmerlein. H. 50.
5. Die teure Zeche. Verth. H. 51.
6. Der überlistete Wahrsager. Buschmann. H. 52.
7. Wer ist ein größerer Herr? Auerbach. H. 53.
2. Die Vaterstadt.
a. Geschichtliches. Entstehung und Alter der Stadt. Früher: An-
siedluug in und um feste Burgen (Bürger), an Wasser-, Land-, Heer-,
Handelsstraßen; jetzt: an Eisenbahnen, Knotenpunkten des Verkehrs,
Spuren von alten Wällen, Gräben, Ringmauern, Türmen. Was erzählt
die Stadtchronik von der Gründung, den früheren Zuständen und Schick-
salen der Vaterstadt?
b. Geographisches. Ist die Vaterstadt offene Stadt oder Festung,
Residenz-, Haupt-, Kreis-, Landstadt; Binnen- oder Seestadt; Handels-,,
Fabrik-, Berg-, Universitätsstadt? Lage der Vaterstadt in Bezug auf Ge-
Wässer, Gau, Gebirge, Ebene, Eisenbahnen; Kreis, Provinz, Land. Der
Name der Vaterstadt; Stadtsarben, Stadtwappen.
c. Oer Stadtplan. Innere (alte), äußere Stadt (Vorstädte), Mittel-
Punkt, Umfang, Ausdehnung. — Freie Plätze: Namen, Lage, Größen-
Verhältnisse, Zweck; Markt, Notwendigkeit desselben, Schilderung des
Marktverkehres; Brunnen, Denkmäler, öffentliche Gebäude, Straßen (vom
Marktplatze aus): Richtung, Ausdehnung, Haupt- und Querstraßen, Gäßchen.
Straßenkörper: Pflaster, Bürgersteig, Rinnsteine, Schleusen (Zweck,
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T145: [Bauer Adel Land Stadt Bürger Herr Stand Recht Gut König]]
— 22 —
auch Rennstieg oder Rennweg, jene wundersame Straße, wie sie in Rücksicht auf
Lage und Länge kein anderes Gebirge aufzuweisen hat, an 44 Stunden lang,
nämlich vom eisenachischen Dorfe Hörschel an der Werra bis zum reußischen
Dorfe Blankenstein an der Saale, — auf dem höchsten Gebirgsrücken in der
Richtung der Wasserscheide fort; er ist mit Ausnahme einer kurzen Strecke (am
Juselsberg) überall fahrbar. Der Rennstieg bildete Jahrhunderte hindurch eine
politische Landes-, Flur-, Völker-, Forst-, Jagd-, Sprach- und bischöfliche Kirchen-
grenze zwischen Thüringen und Franken und außerdem noch eine Rechtsscheide
zwischen Ländern sächsischen und fränkischen Rechts, wie er denn auch jetzt
noch auf der Grenzscheide einzelner Länder hinläuft und mit vielen alten und
neuen Grenzsteinen besetzt ist. Gegenwärtig steht der Weg, obwohl hin und
wieder chaussiert, fast vereinsamt, und auch eine Fußwanderung wird auf ihm
selten unternommen, weil er nur wenige Ortschaften berührt.*)
Ebenso bieten die Übergänge quer über das Gebirge, deren es eine Menge
giebt, keine erheblichen Schwierigkeiten dar. Es ist daher der Thüringer Wald
eins der wegsamsten Gebirge Deutschlands. Die Hauptübergänge, welche muster-
hafte Straßenbauten aufweisen und den Reisenden durch reichen Wechsel von
Naturbildern in Spannung und Freude erhalten, vermitteln den großen Berkehr
zwischen Nordost- und Süddeutschland, z. B. der höchste der Pässe, welcher aus
dem Gothaischen über Oberhof (827 in) nach Suhl führt. — Am nördlichen
Abhänge zieht die thüringische Eisenbahn von Erfurt über Neudietendorf, Gotha
nach Eisenach hin; von Neudietendorf geht eine Bahnlinie über Arnstadt, Stadt-
Ilm, Paulinzella, Blankenburg i. Th. uach Saalfeld, so daß der ganze Nordrand
des Thüringer Waldes befahren werden kann. Von Saalfeld ans geht die Bahn
in südlicher Richtung über Eichicht nach Lichtenfels, wo die dritte Linie, welche
von Eisenach aus über Salzungen, Meiningen, Hildburghauseu, Coburg den Süd-
fuß des Thüringer Waldes umspannt, einmündet. Dieses Eisenbahndreieck zeigt
in der Mitte noch die verkehrsreiche Verbindungslinie von Neudietendorf über
Arnstadt, Oberhof, Suhl nach Grimmenthal, wo sie in die Werrabahn einmündet.
Außerdem sind so manche romantisch gelegene, viel besuchte Punkte, wie auch
industriell wichtige Orte durch Zweigbahnen mit den Hauptverkehrsadern in Ver-
bindung gesetzt. Dazu gehören folgende Bahnlinien: Wntha-Ruhla; Fröttstädt-
Waltershausen-Schnepfeuthal-Friedrichroda-Georgeuthal-Tambach; Gotha-Georgen-
thal- Ohrdruf -Gräfenroda; Plaue-Elgersburg-Ilmenau-Gehren-Gr. Breitenbach;
Lndwigsstadt-Lehesten; Coburg-Sonneberg-Steinach-Lauscha; Eisfeld-Porzellan-
Fabrik - Unterneubrunn; Themar-Schlensingen; Wernshansen-Schmalkalden-Zella
St. Blasii (b. Suhl); Schmalkalden-Klein-Schmalkalden; Jmmelborn-Liebenstein.
Rechnet man dazu die trefflichen Chausseen und die anmutig geschlängelten,
schattigen Promenadenwege, welche fast zahllos vorhanden sind und die reizendsten
Partieen der Gebirgsuatur erschließen, so kann man wohl sagen, daß nur wenige
andere Gebirge sich einer solchen Zugänglichkeit erfreuen.
*) cf. den Artikel „Auf der Scheide" in der Zeitschrift „Natur" Nr. 33 vom Jahre 1890;
Verlag von Schlvetschke, Halle.
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T5: [Rhein Main Wald Thüringer Teil Schwarzwald Gebirge Neckar Saale Jura]]
TM Hauptwörter (200): [T96: [Stadt Thüringer Saale Schloß Wald Gotha Dorf Heidelberg Weimar Einw.], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
— 122 —
Halbkreis durch folgende breite Straßen mit Anlagen: Alte Promenade (von der Geiststr. —
Theater — bis 'Steinstr.); Poststr. (bis Leipzigers^.); Nene Promenade (bis Rannische Str. am
Waisenhause); Moritzzwinger (bis zur Gerbersaale). Außerhalb dieses Kranzes liegen die neuereu
Stadtteile. Im Osten der Stadt liegt der Centralbahnhof, der mit dem Markte durch die Leip-
ziger Straße iu Verbindung steht.
2. Halle als Fabrik- und Handelsstadt: Reiche Naturprodukte und eine günstige
Lage haben die Entwicklung der Stadt bedingt. Schon seit uralten Zeiten fließen hier reiche Sol-
quellen, welche die erste Ansiedlung veranlaßt und ihr den Reimen*) gegeben haben. Die Arbeiten
plan von halle.
Erklärungen: 1—Marktvlatz mit der Marienkirche ini Westen, dem Rathaus im Osten? in der Mitte:
der rote Turm, Siegesdenkmal und Erzbild Handels. 2 — Franckesche Stiftungen. 3 — Gebäude der
königl. Klinik. 4 —Post. 5 — Gymnasium. 6 —Theater. 7 — Universität. 8^-Moritzburg, 9 —Loge
auf dem Jägerberge. 10 — Tiakonissenhans lind gegenüber das Martinsstift, ll — Kaserne.
12 = Psännerschaftliche Saline.
der Salzgewinnung in der pfännerschaftlichen Saline (s. Skizze 12) werden von den Halloren^),
den Nachkommen der ersten Bewohner, verrichtet. Halle liegt aber auch in einem reichen Braun-
*) Halle — wahrscheinlich vom kelt. hal — Salz, jedenfalls knüpft sich der Name eng an
die Salzgewinnung an; et. Hall, Reichenhall, Friedrichshall, Hallstadt, Hallein, Wilhelmshall ?c.
**) Die Halloren (— Salzarbeiter) unterscheiden sich durch Sitten und Gebräuche von den
übrigen Bewohnern der Stadt. Nachdem der Betrieb der Salzsiederei in die Räume der könig-
lichen Saline verlegt wurde, konnte nur ein Teil der vorhandenen Halloren dort Beschäftigung finden,
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T18: [Donau Stadt Ungarn Böhmen Wien Hauptstadt Land Einw. Königreich Mulde], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
126
An dem Lober, einem linken Nebenflusse der Mulde, liegt die Kreisstadt Delitzsch (91/.,). Sic ist
eine alte Sorbenstadt: ihr Name bedeutet Thalort (dola = Thalf*). ^Delitzsch ist der Geburtsort
Ehrenbergs, der Professor der Medizin an der Universität zu Berlin war und sich bekannt machte
durch seine naturwissenschaftlichen Forschungen, besonders aus seinen Reisen durch Ägypten, Nubien
und das arabische Küstenland. — Außerdem wurde hier 1808 der Nationalökonom Schulze-Delitzsch
geboren, dem hier von den deutschen Genossenschaften ein Denkmal gesetzt ist.) — An der Mulde
liegt Eilenburg (Is1/.,), die größte 3tabt des Kreises. Ihren heutigen Namen erhielt die Stadt
von der alten Jlburg, die schon unter Heinrich I. als wichtiger Grenzpunkt gegen Sorben und
Wenden geuauut wird. Sie hat Fabriken für Tuch, Buckskin, Kattun, Chemikalien, Maschinen,
Tabak, bedeutende Korbflechtereien, Wagenbauanstalten ?e. Ein besonderes Interesse hat die alte
Stadt dadurch, daß aus derselben das Lob-
und Danklied: „Nuu danket alle Gott" er-
kluugen ist. Der Dichter desselben, Martin
Rinkart, wurde hier 1586 geboren und fand
später seine Anstellung als Pfarrer in dieser
Stadt.
b) Am Bober (unweit der Mulde) liegt
die Kreisstadt Bitterfeld (10v2)- Sie ist
im 12. Jahrhundert von eingewanderten
Flämingern erbant, welche den Ort Bett er-
feld nannten. Dieser Name soll von „besser
Feld" stammen, das die Erbauer hier sau-
deu, als sie vom Fläming kamen. Seit Er-
öfsnuug der zahlreichen Eisenbahnen sind hier
Braunkohlenbergbau, Thouwaren-und Ziegel-
fabrikation bedeutend gehoben. Das große
Torf Holzweißig (31/.>) ist infolge dieser
Industrie emporgeblüht. — Westlich von der
Mulde liegen in dem fruchtbaren Gebiete:
Dorf Roitzsch (23/4) und die beiden Acker-
städte Brehna (2) und Zörbig (4). — Ostlich von der Mulde in der waldreichen Gegend am Rande
der Dübener Heide: Gräfenhainichen (3'/4i, Geburtsort des Kirchenlieddichters Paul Gerhardt:
die Stadt wurde von Flämingern erbaut und nach Gravenhaag in Holland benannt. Düben (3'/.,)
ist ein alter sorbischer Lrt. Hier gedachte Napoleon I vor der Leipziger Schlacht die schlesische
Armee unter Blücher zum Kampf zu nötigen. Nach Vereitelung dieses Planes führte er seine
Armee uach Leipzig.
Aufgaben: Stelle die Städte dieses Gebietes nach ihrer Größe züsammen
und ziehe daraus Schlüsse aus die natürlichen Erwerbsquellen und Verkehrswege! —
Zeige an den Eisenbahnen, daß dieses Gebiet ein Dnrchgangsland ist zwischen
schiffbaren Flüssen und Großstädten! —
10. £)ö0 Land au der Eide und Schwarten Elster.
(Kreise: Torgau, Wittenberg, Schweinitz, Liebenwerda.)
Die Ebene, welche wir zwischen Saale und Mulde kennen lernten, setzt sich
nach Osten über die Elbe und schwarze Elster hinaus fort. Sie wird nur durch
vereinzelte Anhöhen unterbrochen, von denen die aus der Geschichte bekannten
Höhen von Süptitz und die im Nordosten dieses Gebietes liegenden flachen
*) Östlich von Elbe und Saale, vereinzelt auch westlich von diesen Linien, treten Ortsnamen
mit slavischen Endungen, auch mit slavischem Stamm auf. Dazu gehören alle Namen mit den
Endungen „itz", „itzsch", „ow", „owa", „ova"' sie alle bedeuten „Ort" oder „Dorf".
Das Muldegebiet der j?roo. Sachsen,
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T40: [Fabrik Maschine Industrie Arbeiter Stadt Weberei Arbeit Herstellung Handel Art]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T94: [Stadt Fabrik Handel Dorf Schloß Weberei Einwohner Einw. Nähe Bergbau], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich_I. Heinrich_I. Martin
Rinkart Paul_Gerhardt Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Nubien Eilenburg Brehna Heide Holland Leipzig Torgau Wittenberg Schweinitz Sachsen
— 145 —
b) Genthin (5v2) ist Kreisstadt von Jerichow Ii. Sie hatte schon stich Bedeutung erlangt
als Gabelungsstelle der Magdeburg-Berliner und Magdeburg-Hamburger Straße. Die Industrie
wird begünstigt durch den Wasser- und Schienenweg. — In der Nähe das Dorf Altenplathow
(2) mit den Resten einer alten Wasserburg (— plotu = Zaun, also Zaunort oder befestigter
Ort—). Parey (2vz) am Kanal (twn wend. ta para — Sumpf). — Jerichow (l1/,) mit einer
schönen Klosterkirche aus dem 12. Jahrhundert. Das Dorf Schönhausen ist der Geburtsort
Fürst Bismarcks (1. April 1815). Ganz im Norden des Kreises das Städtchen Sandau (2).*)
Aufgaben: Gründe für die sandige Beschaffenheit des rechtselbischen Gebietes!
Vergleiche das rechtselbische Gebiet mit der Altmark! Zeige den Zusammenhang
zwischen der natürlichen Beschaffenheit des Landes und den sich entwickelnden In-
dustriezweigeu desselben (an diesem Gebiete)! Zeichne den senkrechten Durchschnitt
des Fieuer Bruches (Becken, See, Ausfüllung desselben mit Sumpfpflanzen, Ab-
trocknen der Oberfläche, Weiden- und Erlengebüsch, Bruch) und zeige die Ent-
stehung eines Bruches!
Aufgaben über die Provinz.
Zeichne ein Profil von der Alandmündung bis Suhl! Stelle die Gebiete
der Provinz zusammen, welche nicht zur Elbe abwassern. Bezeichne die vorhan-
denen und möglichen Kanalverbindungen zwischen Elb- und Wesergebiet! Die
Flnß-Pforten der Provinz und ihre Bedeutung für den Verkehr! Charakteristische
Flußläuse (Elbe, Saale, Uustrut, Bode :c.) sind zu zeichnen! Stelle zusammen:
a) die Randstädte, b) Brückenstädte, c) Kniestädte in der Provinz und gieb die
besondere Bedeutung derselben an! Gieb die historisch wichtigen Orte der Provinz
an, ordne die Landschaften nach ihrer geschichtlichen Bedeutung und suche die
Gründe für dieselbe! Stelle die fruchtbaren und unfruchtbaren Gegenden der
Provinz zusammen und gieb die Gründe für Entstehung ihrer Bodenarten! In-
dnstriegebiete, welche a) vom Mineralreiche, b) vom Pflanzenreiche, c) vom Tier-
reiche abhängig sind! Führe an bestimmten Landschaften der Provinz den Nach-
weis, daß die Industrie von größerem Einfluß ist auf die Entwicklung der
Anfiedlnngen als die Fruchtbarkeit des Bodens allein! Ordne die Hanptkreuzuugs-
punkte der Eisenbahnen in der Provinz nach der Zahl der Schienenwege und
untersuche deu Einfluß derselben auf Entwicklung der betr. Orte! (Es ergeben
sich 2 Gruppen: Durchgangs- und Endstationen.) Die Verbindungen der Haupt-
kreuzungspnnkte untereinander!
Geschichtlicher Überblick über die Gebietsteile der Provinz Sachsen.
Die Bestandteile der heutigen Provinz Sachsen gehörten im 5. Jahrhundert
größtenteils dem Thüringerreiche an. Später kam der südliche Teil an das
Franken-, der nördliche an das Sachsenreich, während die Slaven den Osten bis
zur Saale und Elbe besaßen.
Im Frankenreiche fand das Christentum zuerst Eingang durch Bonifatius.
Karl der Große brachte es auch den Sachsen und nach ihrer Unterwerfung be-
kämpfte er die Slaven, gegen welche er seine Nordostgrenzen durch Anlegung von
*) Zwei gleichnamige Städte liegen in Böhmen.
Stecke!, Prov. Sachsen.
10
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken]]
TM Hauptwörter (200): [T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Bode Karl_der_Große Karl
— 158 —
2. Die Lage: Während die Handelsstraßen von Hannover und Magdeburg nach dem Innern
Thüringens durch die Flußthäler der Leine und Elbe mit Saale von der Natur vorgezeichnet
waren, entbehrte Braunschweig eines bequemen Zuganges in die südlichen Gegenden, indem der
Gebirgswall des Harzes die Verbindung nach Thüringen erschwerte; Braunschweig war also unr
eine Entwicklungs-Bedingung ärmer als die beiden ersten Städte, gegen welche sie bis heute in
ihrer Entwicklung zurückgeblieben ist. Doch hatte aber Braunschweig eine günstige Handelslage
am Rande des Mittelgebirges und Tieflandes: der Handelsweg von Antwerpen und Köln führte
über Hannover, Braunschweig, Magdeburg :c.; zudem liegt Braunschweig in der Mitte der alten
Handelsstraßen, welche Bremen und Hamburg mit Leipzig, außerdem Hamburg und Lübeck mit
Frankfurt a. M., also die Seehandelsstädte mit den wichtigsten Binnenhandelsstädten verbanden.
So gelangte Braunschweig in den Besitz eines großen Speditionshandels und gewann eine ge-
waltige Bedeutung in der Blütezeit der Hansa. Besonders lebhaft gestaltete sich der Verkehr mit
Bremen, da eine Wasserstraße diese beiden Städte verband, auf der bis ins 16. Jahrhundert
Schiffahrt bestand. Doch waren Oker und Aller für die größeren Fahrzeuge späterer Zeit zu un-
bedeutend, und man klagte in Braunschweig: „O Brunswik, wärest du waters rike, so wäre nimmer
dienes glike". Als daun der Welthandel eine andere Richtung nahm und die Hansa sank, verlor
auch Braunschweig die große Bedeutung. Nur die Einrichtung der Messen gab der Stadt einen
neuen Aufschwung.
Braunschweig besitzt heute den wichtigen Schienenweg von Magdeburg—helmstedt—braun-
schweig — Hannover, der mit den übrigen ost-westlichen Bahnen von Braunschweig aus in nord-
südlicher Richtung verbunden ist.
3. Die Industrie: In der srnchtbaren Ebene von Braunschweig und Wolsenbiittel steht
der Ackerbau in höchster Blüte, der eine ausgedehnte Viehzucht veranlagte. Davon war wieder
abhängig die Rübenzucker-Fabrikation, die Bierbrauerei (in Braunschweig: die einst weit versandte
„Mumme") und die Verarbeitung des
Fleisches zu den bekannten Braunschweiger
Wurstwaren. (Deshalb pflegte man in
Braunschweig zu sagen: „Mumme un
een Stümpel Worst kann den Hunger un
den Dorst ogenblicklich stillen".)
Von Bedeutung ist der ausgedehnte
Gartenbau in Braunschweigs Umgebung,
der erhebliche Mengen Spargel, Hülsen-
flüchte und Gemüse liefert. Was davon
nicht in frischem Zustande verwertet wird,
kommt in die zahlreichen Konserven-
Fabriken, in denen die bekannten Gemüse-
Konserven hergestellt werden.
Einst blühten in Braunschweig die
Tuchmachern und die Metallarbeit, be-
sonders die Waffeusabrikatiou, so daß die
Stadt ein „Rüsthaus" genannt werden
konnte (wie Lüneburg ein „Salzhaus"
und Lübeck ein „Kaufhaus"). Jetzt sind
eine Reihe bedeutender Maschinenfabriken
und zahlreiche andere Industriezweige in
Braunschweig vertreten. Über 50% der
Bewohner finden in der Industrie ihren
Erwerb, während der Handel jetzt nur
etwa 12% der Bewohner ernährt.
(Zu dem Kreise Braunschweig gehört
die Exklave Thedinghausen an der
Weser — südöstlich von Bremen —.)
b) Südlich von Braunschweig liegt Wolfenbüttel (15%) an einer alten Übergangsstelle über
die Oker. Sie war Residenz der brannschweigischen Herzöge, bis dieselbe 1754 nach Braunschweig
verlegt wurde. Dem Schloß gegenüber die Wolsenbütteler Bibliothek, deren Bibliothekar Lessing
war. — In der Nähe der Jlse-Mündung der Eisenbahnknotenpunkt Börßum. — Am Südwestfuße
V: 1 :1000000.
Okergebiet von Braunschweig.
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T10: [Stadt Berlin Hamburg Elbe Einw. Magdeburg Stettin Festung Lübeck Provinz], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T122: [Stadt Hamburg Handel Berlin Bremen Lübeck London Deutschland Frankfurt Verkehr], T130: [Elbe Stadt Sachsen Provinz Saale Kreis Schlesien Elster Neiße Magdeburg], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]