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1. Teil 6 = (Für die Oberklassen) - S. 44

1910 - Leipzig : Freytag [u. a.]
44 Der Landverkehr hat mit Schwierigkeiten zu kämpfen wegen der Unregelmäßig- keiten des Geländes, namentlich der trennenden Gebirge, und an^vielen Stellen wegen der Eigentümlichkeit des Klimas, sei es, daß allzu große Trockenheit oder Vereisung, Urwald oder Sumpf sich hindernd in den Weg stellen, sei es, daß klimatische Krankheiten den Verkehr erschweren. Am liebsten folgt der Verkehr deshalb denjenigen Naturlinien, die unter Vermeidung natürlicher Hindernisse die möglichst kurze Verbindung zwischen zwei Punkten herstellen, und diese Natur- linien sind umso wichtiger, je einfacher die Verkehrsmittel sind. Flußbetten sind deshalb ein sehr beliebter Verkehrsweg, besonders im Gebirge; aber auch in Ländern mit trockenem Klima benutzt man gern das Flußbett zugleich als Verkehrsbett; anderseits sind Flüsse das häufigste Hindernis, wenn sie eine Straße queren. Andere Hindernisse sind die Überdeckung des Weges mit Pflanzen, die Zerstörung durch Regengüsse, Sandstürme oder Schneewehen. In solchen Fällen müssen Marken aufgerichtet werden, die an manchen Stellen in Gestalt gefallener Lasttiere und Skelette von selbst erscheinen. Der Landverkehr hat vor dem Seeverkehr den Vorzug, daß er auch bei seltenem Gebrauch einer Straße sichtbare Spuren hinter- läßt, während zur See die Spuren sofort verwischt sind und der Weg immer wieder von neuem aufgesucht werden muß. Die einfachste Art des Verkehrs ist die durch Träger, wie sie heute noch in Afrika und Japan üblich ist. Unangenehm ist dabei, daß neben der Last der Ware auch noch eine große Menge von Lebensmitteln, Gebrauchsgegenständen und Tauschgegenständen befördert werden muß und daß sich an die Trägerkarawane eine große Zahl von Aufsehern, Soldaten, Weibern und Kindern anschließt, die den Troß und die Kosten vermehrt. Am eigentümlichsten ist die Sklavenkarawane, denn sie ist eine Last und eine Ware, die sich selbst befördert. Fußgänger sind außerdem gebräuchlich als Boten oder als Träger für Wertsachen, als Läufer und Stafetten für den Schnellverkehr der Nachrichten, die in einfachen Verhält- nissen auch durch Feuerzeichen und Hornsignale weitergegeben werden. Die Einrichtung, Menschen zu tragen, die bei uns in früheren Zeiten ebenfalls üblich war (Portechaise), ist in einigen Ländern heute noch weit verbreitet. An die Stelle der Trägerkarawranen tritt später die Lasttierkarawane, und zwar wird dafür ursprünglich der Esel, das Pferd und das Maultier benutzt, später wird das Kamel als vorzüglich geeignet für Wüstenwanderungen erkannt und ist deshalb in solchen Gebieten das beliebteste Tier geworden. Die Kamelkarawane reist in gerader Linie von Brunnen zu Brunnen, von Oase zu Oase. Ein Kamel trägt durchschnittlich 150 bis 200 kg Last, unter Umständen sogar bis zu 350 kg und legt täglich 30 bis 50 km zurück. In Hochasien ist der Yak, in Südamerika das Lama von dem Menschen als Lasttier in Gebrauch genommen. Das Maultier wird in dem romanischen Amerika und in China bevorzugt, doch verlangt der Verkehr dieser Saumtiere einen besseren Straßenbau als der Verkehr, der durch Wiederkäuer betrieben wird. Über einen weiten Teil der Erde erstreckt sich auch ein Schlitten- verkehr, sei es, daß der Boden das ganze Jahr hindurch gefroren ist, oder daß nur zu bestimmten Jahreszeiten der Schnee liegt. Auch in unseren Gegenden kann die Schlittenverfrachtung von Bedeutung sein, beispielsweise für das Ï ort- schaffen von Holz im Gebirge und für die Beförderung der gefangenen Fische mit Segelschlitten auf dem Eise. In anderen Gegenden wird der Verkehr während eines großen Teiles des Jahres auf diese Weise bewerkstelligt, im N. mit Renn-

2. Teil 6 = (Für die Oberklassen) - S. 49

1910 - Leipzig : Freytag [u. a.]
40 Unter den künstlichen Wasserstraßen ist die bedeutendste der Kaiser Wilhelm- Kanal, der bei einer Länge von 100 km nicht nur den Wasserweg von der Nord- zur Ostsee um 900 km abkürzt und dadurch, eine besondere strategische Wichtigkeit hat, sondern der auch für den Handelsverkehr den Vorzug hat, daß die Ver- sicherungsprämien bedeutend geringer sind, weil das stürmische und gefährliche Kattegatt vermieden wird. Der schon zur Römerzeit einmal angelegte Korinthische Kanal, der die Halbinsel Morea von der Balkan-Halbinsel abschneidet, hat eine Länge von nur 6 km und wird wenig benutzt. Der Kaledonische Kanal in Nord- schottland hat eine Länge von 100 km, wovon 60 km auf Seen entfallen, und besitzt nur Bedeutung für den örtlichen Verkehr. Viel wichtiger sind die englischen See- kanäle, besonders der von Manchester nach der Irischen See hinüberführende. Der See- und der Landverkehr treffen sich in dem Hafen. In den meisten Fällen ist das Einlaufen in den Hafen wegen der Brandung oder der vorgelagerten Klippen mit Schwierigkeiten verbunden, deshalb hat man Bojen angelegt, um die Fahrrinne kenntlich zu machen, und gibt den Schiffen auch einen Wegweiser durch Landmarken und Leuchtfeuer. Die Lichtstärke der Leuchttürme betrug früher nur etwa 6000 Kerzen, während jetzt mit Hilfe des elektrischen Lichtes eine Stärke von 21/2 Millionen Kerzen erreicht werden kann. Die einzelnen Lichtsignale unter- scheiden sich durch ihre Form, durch ihre Farbe und durch die Verschiedenartigkeit des Aufleuchtens. An den bekannteren Küsten liegen jetzt auch genauere Messungen der Strandlinie und des Meeresgrundes vor, so daß das Anfahren nicht mehr so viele Gefahren bietet wie früher. Die Güte des Hafens hängt ab von dem Ankerstrande, von der Wassertiefe, von der Flutbewegung, von dem Schutz gegen Sturm und Brandung und schließlich von der Güte und Größe des zu dem Hafen gehörenden Hinterlandes. In den meisten Fällen müssen künstliche Ufer mauern errichtet werden. Die voll- kommensten Häfen sind nicht die reinen Seehäfen, sondern die Flußhäfen, weil sie ein sicheres, bequemeres Ankommen erlauben, weil sie Anschluß an Flußfracht haben und dadurch die teuerere Landfracht abgekürzt wird und weil sie viel er- weiterungsfähiger sind als jene. Vor den meisten großen Häfen sind Außenhäfen vorgelagert, teilweise wegen der Versandung, teilweise zum Leichtern der Schiffe oder zum Abwarten der Flut, teils auch zum Überwintern. Als Großhäfen be- zeichnet man diejenigen, deren Verkehr mehr als 10 Millionen Tonnen beträgt. In erster Linie stehen London, New - York, Hamburg. Die Binnenschiffahrt ist in den meisten Ländern uralt, besonders in Ägypten, Mesopotamien, China und Mitteleuropa, und hat teilweise den Landverkehr voll- kommen ersetzen müssen, wenn die Straßen schlecht waren. Die Flußstraßen sind bequem und werden wegen ihrer Billigkeit für Massengüter'gern benutzt. Außerdem erschließen sie in entlegenen Gegenden manche rohstoffreiche Gebiete. In Europa hat Rußland 75 000 km Flußstraße, wovon auf die Wolga allein 18 000 kommen. Deutschland hat 11 500 km Flußstraßen und dazu 2500 km Kanäle. Von be- sonderer Bedeutung sind Umschlagplätze, an denen die Fracht vom Wasser auf das Land übergeht oder umgekehrt, und Winterhäfen. Unter unseren Flußhäfen haben einige eine große Bedeutung, weil sie einem großen Landwirtschafts- oder Industriegebiete naheliegen. Der größte Flußhafen in Deutschland ist Ruhrort- Duisburg. Andere wichtige Flußhäfen sind in Europa: Paris, Berlin, Ludwigs- hafen, Mannheim, Frankfurt, Pest, und in Amerika Chikago und Saint Louis. Steinecke, Deutsche Erdkunde. Vi. Teil. a

3. Teil 6 = (Für die Oberklassen) - S. 51

1910 - Leipzig : Freytag [u. a.]
51 Verbesserung der Einrichtungen und Verbilligung des Beförderungspreises anzu- erkennen ist, so ist doch anderseits die Eisenbahn in der Hand des Staates sicherer und zugleich für den Staat eine Einnahmequelle. Allgemeine Angelegen- heiten des Eisenbahnverkehrs werden, soweit sie international sind, von dem „Verein Deutscher Eisenbahnen" geregelt. Im Gegensatz dazu ist der Seeverkehr fast durchweg in der Hand von Einzel- personen; jedoch werden die Schiffahrtslinien vom Staate unterstützt, da sie öfters diplomatische und militärische Missionen übernehmen müssen. Anderseits werden die Kriegsschiffe auch zu besonderen Zwecken wissenschaftlicher Art oder zum Schutz der Handelsflotte ausgesandt. Die Seeschiffahrtgesellschaften haben die Neigung, sich zu großen Vereinigungen zusammenzuschließen, wie zu dem von Morgan geschaffenen Trust oder zu der zeitweise stattgehabten Vereinigung zwischen unseren beiden großen Gesellschaften, der Hapag (Hamburg-Amerika- nische Paketfahrt-Aktiengesellschaft) und dem Norddeutschen Lloyd. Auch auf manchen Flüssen wird Großschiffahrt betrieben, beispielsweise auf der Donau, der Elbe und dem Rhein. Für die Kontrolle der Schiffe gibt es besondere Schiff- registrierungsbureaus, die staatliche Anerkennung gefunden haben, und Ver- sicherungsgesellschaften. Auch die Post ist fast überall in der Hand des Staates, da sie in erster Linie eine Vertrauenssache ist. Nur die Stadtposten werden auch von Privatleuten betrieben. Die Post hat neuerdings nicht nur die Beförderung von Briefen, Druck- sachen, Geschäftspapieren, Warenproben und Paketen übernommen, sondern befördert auch Geld durch Briefe, durch Anweisungen und durch den neu ein- gerichteten Postscheckverkehr. Dagegen ist die Beförderung von Personen durch die Post fast überall in Abnahme begriffen. In anderen Ländern, beispielsweise in Österreich-Ungarn und Frankreich, ist die Post auch in bezug auf den Spar- kassen- und Kreditverkehr schon weiter gediehen als bei uns. Einen großen Fort- schritt hat die Post gemacht, als durch Rowland Hill 1840 die einheitliche Briefgebühr eingeführt wurde. Auch die Einführung der Briefmarken und der Postkarten bedeutete einen gewaltigen Aufschwung unseres Postwesens. Die Schnellbeförderung der Briefe durch die Rohrpost hat sich nur auf kurze Strecken einbürgern lassen. Im ganzen umfaßt die Post jetzt über 300 000 Amtsstellen mit einem Jahresverkehr von 40 Milliarden Stück. Davon fallen 80 000 auf die Union, mit 15 Milliarden Sendungen und 300 Millionen Dollar Geldsendungen, auf Deutschland 37 000 Ämter, mit 6 Milliarden Sendungen und einem Geld- verkehr von 25 Milliarden. Die Seeposten der Dampfer und die Konsulatsposten sind international. Der Landtelegraph ist meist mit der Post verbunden; für ihn arbeiten große Bureaus, beispielsweise Reuter und Agence Havas. Die Telegraphen- kabel sind meistenteils in der Hand von Privatgesellschaften, werden aber staatlich unterstützt. Die Kabellänge in Deutschland beträgt 30 000 km (in Großbritannien 248 000), wovon 2/3 staatlich sind. Schließlich spielen eine große Rolle für den Nachrichtenverkehr die Zeitungen. Sie sind durchweg Privatunternehmungen und haben einen ganz gewaltigen Aufschwung genommen, seit die Rotationspresse und der Maschinensatz ein- geführt worden sind. Ihre Gesamtzahl beträgt 75 000, davon erscheinen 9000 in deutscher Sprache.

4. Teil 6 = (Für die Oberklassen) - S. 45

1910 - Leipzig : Freytag [u. a.]
45 tieren und Hundeschlitten; wo die Verhältnisse so günstig für den Winter liegen, wird auch der Schlittenverkehr bevorzugt und sogar ein größerer Frachtsatz für andere Jahreszeiten angesetzt. Bei uns übertrifft jetzt der Verkehr mit rollenden Wagen den schreitenden und gleitenden Betrieb. Er ist abhängig von der Tragfähigkeit der Straßenunter- lagen, von der Breite der Straße, von ihrem Gefälle und ihrer Güte. Auch der rollende Verkehr war in früherer Zeit nur klein. Da für die Wagen Zugtiere not- wendig sind, hatte von jeher die alte Welt einen Vorzug vor Amerika und Australien, wo es keine großen Zugtiere gab. Soweit man nicht auf der Naturstraße, etwa in Schluchten oder über Felsebenen hinfahren konnte, mußte man sehr bald an Straßenbauten denken. Die Straße bestand ursprünglich nur aus einer Fahrrinne, an der von Zeit zu Zeit Stationen angelegt waren, wie wir die sogenannten Königs- straßen in Persien und die Tempelstraßen in Griechenland noch heute vorfinden. Die ersten Kunststraßen bauten die Römer. Unsere Ausdrücke Chaussee — via calceata, d. i. der mit Kalkstein belegte Weg, und Route — via rupta, d. i. der gebrochene Weg, erinnern noch daran. Die römischen Straßen wurden im all- gemeinen durch flachgelegte Steinplatten hergestellt, verliefen in den Grenzländern häufig auf Dämmen und hatten in den Gebirgen eine geringere Breite als in der Ebene. Reste solcher Straßen finden wir in Süd- und Westdeutschland noch in großer Zahl. Außerdem legten die Römer auch Brückenwege, sogenannte pontes long i, aus locker aufeinander gelegten Bohlen quer über die großen Moore in N o r ddeutschland. Das Mittelalter läßt die römischen Straßen ebenso wie die von jenen an- gelegten Leinpfade am Rhein verfallen. Man trachtete damals danach, die durch- reisenden Handelszüge möglichst lange in dem Gebiete der einzelnen kleinen Staaten und Städte festzuhalten, und besserte deshalb absichtlich schlechte Stellen nicht aus. Die Wege verliefen so steil, daß an vielen Stellen Vorspann genommen werden mußte, ja, daß im Gebirge sogar an steilen Hängen die schweren Fracht- wagen hinauf geleiert wurden, während man die Zugtiere auf einem Umwege zur Höhe hinaufführte. Vielfach verboten kleine Staaten auch die Fortführung von O Straßen durch ihr Gebiet. Das letzte Beispiel dafür ist die Cöln—mindener Eisen- bahn, die ursprünglich eine Verbindung zwischen Cöln und Hamburg bilden sollte, aber an der Grenze des früheren Königreichs Hannover in Minden ihr Ende finden mußte. Heute erreichen unsere Landstraßen nur noch eine Steigung von 1: 20. Der Fahrdamm wird besser befestigt als früher, in der Mitte gewöhnlich mit Kopfsteinen oder mit Makadampflaster, d. i. mit einer festgestampften Stein- packung. Der Verkehr von Automobilen, Daimlermotoren und geleislosen elek- trischen Bahnen, der in letzter Zeit sehr zugenommen hat, hat es bewirkt, daß die Landstraßen heute mit sehr großer Sorgfalt hergestellt werden. Eine große Änderung im Straßenbau brachte die Erfindung der Eisenbahnen. Sie wurden an manchen Stellen, z. B. zwischen Linz und Budweis, durch Pferde- kraft betrieben. Seit der Erfindung der Lokomotive durch Stephenson 1825 hat der Betrieb der Eisenbahnen durch Dampf sich sehr schnell verbreitet. Die erste Bahn war eine Kohlenbahn zwischen Stokton und Darlington, ihr folgte 1828 die Strecke Liverpool—manchester, 1835 Nürnberg—fürth und Brüssel— Mecheln, Berlin Potsdam 1838 und Leipzig—dresden 1839. Während das ge- samte Eisenbahnnetz im Jahre 1830 330 km, 1850 38 000, 1880 365 000 km betrug,

5. Teil 6 = (Für die Oberklassen) - S. 46

1910 - Leipzig : Freytag [u. a.]
46 hatte es im Jahre 1904 8(50 000 km, wovon 430 000 auf Amerika und 55 000 auf Deutschland entfielen. Zu unterscheiden ist zwischen der Netzlänge und der Schienenlänge. Die Normalspur von 1435 mm Breite wurde von den englischen Bahnen in die meisten Staaten übernommen. Die Spurweite in Rußland beträgt 1525, in Irland 1600, in Spanien 1675, in Indien 1676 mm. Eisenbahnen, deren Spurweite nur 600 bis 1100 mm beträgt, bezeichnet man als Schmalspurbahnen. Der große Wert des rollenden Materials ließ bei den Eisenbahnen sehr bald erkennen, daß man bei starker Steigung die Wagen zu sehr abnutzt, und deshalb legte man die Eisenbahnen mit nur geringer Steigung an und machte dafür lieber Umwege und schlug große Dämme und Viadukte über Täler und Über- schwemmungsgebiete oder durchbiach Gebirge im Tunnel. Dies hatte außerdem noch die Folge, daß manche früher verkehrsreichen Siedlungen abgeschlossen und andere Gegenden erschlossen wurden, die vom Straßenverkehr früherer Zeiten nicht berührt worden waren. Nur bis zu geringer Steigung kann die Eisen- bahn als Adhäsionsbahn angewendet werden, während man bei größerer Steigung den Zahnrad- oder gar den Seilbahnbetrieb einrichten muß. In neuester Zeit hat man in dicht bevölkerten Gebieten dazu übergehen müssen, den Eisenbahn- verkehr als Untergrund-, Hochbahn oder gar als Schwebebahn einzurichten. Die Bahnen haben in den verschiedenen Gegenden eine verschiedene Dichte. Nach der Bodenfläche bemessen, kommen in Westeuropa 23 bis 10 km auf 100 qkm, in Mitteleuropa 8 bis 5 km und im O., S. und N. Europas nur 3 bis 0,7 km. Das außereuropäische Bahnnetz hat durchweg eine Dichte von weniger als 5 km. Berechnet man die Dichte des Eisenbahnnetzes nach der Volksmenge, so finden wir unter normalen Verhältnissen in West- und Mittelenroj)a 9 bis 12 km auf je J0 000 Einwohner, in fremden Erdteilen 24 bis 58 km, während in Südeuropa und Rußland nur 1,5 bis 5 km auf dieselbe Einwohnerzahl entfallen. Auch sonst hat die Verteilung der Bahnen große Verschiedenheiten aufzuweisen. In dichter besiedelten Gegenden gibt es selbständige dichte Eisenbahnnetze, besonders in den Industriegebieten in Europa und der östlichen Union. Weniger besiedelte Länder werden durch große Überlandbahnen erschlossen, von denen die Trans- sibirische 7600 und die Kanadischen 4700 km messen. Dazu kommen Randbahnen von den Küsten in das Innere oder in das Gebirge hinein, letztere besonders für den Touristenverkehr. Außerdem werden jetzt Bahnen über das Meer geführt, sei es auf einem Trajektschiffe, sei es auf großen Brücken. Die Kosten für 1 km Bahnlinie stellen sich in Europa durchschnittlich auf 300 000 M., in Außereuropa wegen der billigeren Arbeitskräfte und des geringeren Grundstückwertes nur auf die Hälfte. Die Geschwindigkeit beträgt bis jetzt als höchstes Maß 120 km in der Stunde, wird aber gesteigert, da ein Automobil auf der Landstraße 150 km zurück- legen kann und die elektrischen Schnellbahnen sogar eine Geschwindigkeit von 200 km erreichen. Der Wasserverkehr wurde in alten Zeiten durch zusammengebundene Baum- stämme bewerkstelligt. Solche Flöße finden wir heute noch auf dem Euphrat und anderen großen Flüssen, und manchmal wird ihre Sicherheit und Tragfähigkeit durch luftgefüllte Schläuche erhöht. Einen Fortschritt bedeutete die Benutzung des Einbaumes, d. i. eines ausgehöhlten Baumstammes, der keinen Kiel hat und dessen Fahr Sicherheit deshalb in vielen Gegenden, namentlich in der Siidsee, durch Ausleger erhöht wird. Verhältnismäßig früh ist man dazu gekommen, die

6. Teil 6 = (Für die Oberklassen) - S. 48

1910 - Leipzig : Freytag [u. a.]
4-8 wehenden Luftströmungen. Die im Ägäischen Meere herrschenden Etesien wehen im Sommer nordsüdlich und erschwerten den Athenern die Fahrt zum Pontus; im Winter wehen sie von S. nach N. Auch sonst ist das Mittelländische Meer reich an Driften und Strömungen. Der Verkehr hat sich im letzten halben Jahr- hundert dort sehr gehoben, zunächst durch die Erbauung des Suezkanals, Mehr- mals in früherer Zeit, schon von den Ägyptern ist versucht worden, das Rote Meer mit dem Mittelländischen Meere durch eine Wasserstraße zu verbinden. Schließlich führte der französische Ingenieur Les se p s mit französischem Kapital in den Jahren 1859 bis 1869 gegen Englands Widerstand den Kanal in einer Länge von 160 km von Port Said nach Suez. Der Bau wurde erleichtert dadurch, daß die Wasserscheide nur Ig m hoch liegt, daß kein festes Gestein zu durchbrechen war und daß sich auf dem Wege mehrere Seebecken von zusammen 100 km Länge befanden. Die Breite des Kanals beträgt durchschnittlich Go bis 100 m auf dem Spiegel, 37 m auf der Sohle, die Tiefe 8,5m. Die Durchfahrtzeit beträgt 20 Stunden; die Gebühren sind 8,50 Franken für 1 Tonne Fracht, 7 Franken für 1 Tonne Ballast, 10 Franken für einen Erwachsenen, 5 Franken für ein Kind. Die Abkürzung des Seeweges nach Indien beträgt für Triest 37 Tage, für London 22 Tage. Der Kanal wurde 1870 von 486 Schiffen mit 437 000 Registertons, 1903 von 3800 Schiffen mit 16 000 000 Tonnen durchfahren. Von diesen Schiffen waren 2300 unter englischer, 500 unter deutscher und nur 260 unter französischer Flagge. Ein zweiter Grund für die Entwicklung des Mittelländisch-indischen Verkehrs liegt in dem Ausbau der großen Alpenbahnen, besonders des St. Gotthard und des Simplón, durch die der Verkehr von Nordwesteuropa an das Mittelländische Meer angegliedert wird, und schließlich spricht auch die Erschließung von Ostasien in der neuesten Zeit mit. 2. Das Atlantische Verkehrsgebiet ist eigentlich dadurch wichtig, daß es in seinem nördlichen Teil die geistig und wirtschaftlich bedeutendsten Länder der Erde verbindet. Es wird von mehreren Streifen von Schiffskursen durch- zogen. Je nachdem man von O. nach W. oder umgekehrt fährt und je nach der Jahreszeit nimmt das Schiff eine andere Richtung mit Rücksicht auf die Strömungen, besonders auch auf die Eisdrift und auf die regelmäßigen Winde. Dieses Gebiet ist von mehreren Telegraphenkabeln durchzogen, weist auf der ganzen Erde die meisten und größten Häfen auf und wird deshalb von einer großen Zahl von Schiffen, namentlich auch von Riesendampfern, durchfahren, die die Strecke über das offene Meer in kaum fünf Tagen zurücklegen. Eigentümlich ist diesem Verkehrsraum, daß er auch eine große Zahl von Menschen befördert und daß unter den Reedereien seiner Häfen solche sind, die sich in erster Linie mit Auswanderung befassen. 3. Der Pazifische Raum ist vorläufig unter den großen Verkehrsgebieten noch der unbedeutendste. Seine Schwäche liegt darin, daß er zu weit entfernt von den wirtschaftlichen Großmächten liegt und daß viele seiner Randgebiete wirtschaftlich noch rückständig sind. Seine riesige Größe wird ihm aber eine günstige Entwicklung als Wirtschaftgebiet gewährleisten, sobald seine Lferstaaten sich emporschwingen. Durch die großen Uberlandbahnen, die Nordamerika und Asien durchqueren, ist bereits der Anfang gemacht worden/den Stillen Ozean in den Durchgangsverkehr hineinzuziehen. Sobald der Panamakanal gebaut sein wird, der ungemeine Schwierigkeiten bietet, wird der Stille Ozean auch der W est- küste von Europa bedeutend näher gerückt sein.

7. Teil 6 = (Für die Oberklassen) - S. 50

1910 - Leipzig : Freytag [u. a.]
50 Der Nachrichten verkehr. Der Verkehr vermittelt schließlich auch geistige Güter. Seit alter Zeit hat man schon Nachrichten auf große Entfernungen hin übertragen. Die heute sehr ausgebildete Art, durch Flaggenschwenken und durch Sonnenspiegelung (Helio- graph) eine Nachricht auf weite Entfernung hin zu übermitteln, war schon in den ältesten Zeiten bei vielen Völkern üblich. Daneben verbreitete man wichtige Nachrichten auf große Entfernungen durch Feuerzeichen oder Posaunenstöße und in Afrika hat man noch die eigentümliche Trommelsprache zu demselben Zweck erfunden. Später richtete man Telegraphen ein, und zwar zunächst rein optischer Art; ein solcher bestand beispielsweise längere Zeit zwischen Oöln und Berlin. Heute hat der elektrische Telegraph, wenigstens in kultivierten Gegenden, alle anderen Arten des Nachrichtenverkehrs verdrängt. Der Landtelegraph hat mehrere Dichtegebiete, nicht nur in Europa und der Union, sondern auch in Indien, Südostaustralien und Südafrika. Wie bei der Eisenbahn muß man Draht- länge und Leitungslänge unterscheiden, und ebenso wie dort gibt es Uberland- telegraphen und Küstentelegraphen. Er hat eine große Ausbreitung erlangt, seit durch Steinheil die Erdleitung erfunden wurde. Viele Telegraphen gehen heute unterirdisch in Kabeln, besonders zwischen wichtigen Plätzen. Die ersten Versuche, ein Seekabel einzurichten, wurden bereits 1839 in Kalkutta gemacht, aber erst im Jahre 1866 wurde das erste Meereskabel vollendet. Wir haben für den wichtigen Nachrichtenverkehr zwischen den Kontinenten drei große Hauptlinien: von Irland zur Union, vom Kanal nach Singapore und zwischen dem Kanal und Süd- amerika. Die Gesamtlänge der Unterseekabel beträgt 450 000 km, daran ist Groß- britannien mit 00°/o> die Union mit 18°/0, Frankreich mit 9°/0 und Deutschland nur mit 6,5°/0 beteiligt. Die großen Weltlinien um die ganze Erde über Land und Meer verlaufen von London nach Japan und von London nach Singapore; außerdem führt eine englische Weltlinie über Australien und eine internationale von Emden über New-York, Manila, Peking nach Berlin. Die neuerdings aufgekommene drahtlose Télégraphié hat bis jetzt ihre Haupt- stationen in Poldhu in England und bei uns in Deutschland in Borkum, Norddeich und Nauen. Die größeren Schiffe sind mit Apparaten dafür ausgerüstet; der Eiffel- turm in Paris spielt wegen seiner Höhe eine große Rolle für die drahtlose Nach- richtenvermittlung. Neben dem Telegraphen kommt heute nicht nur für den Nahverkehr, sondern auch für den Fernverkehr das Telephon in Betracht. Es hat sich besonders im geschäftlichen Leben sehr eingebürgert, und daher kommt es wohl, daß von den 3 Millionen Kilometer Drahtlänge fast 2/3 auf die Union entfallen. Die Organisation des Verkehrs ist in jetziger Zeit fast durchweg auf Ge- nossenschaften und den Staat übergegangen, da ein öffentliches Interesse dabei vorliegt, während früher alle einschlägigen Einrichtungen privater Natur waren. Die Bahnen sind nur noch in Großbritannien und seinen Kolonien, in Amerika, Spanien und den Balkanländern in der Hand der Privatgesellschaften; im übrigen sind sie staatlich oder teils staatlich und teils nicht staatlich, aber mit einer Neigung zur Verstaatlichung. Eine Staatsaufsicht über die Eisenbahnen besteht überall. Wenn einerseits bei den Privatbahnen eine größere Konkurrenz und deshalb eine
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