ifm wegen seiner Verbindung mit Antiochus zu beschuldigen. Da er
sich in seiner Vaterstadt nicht mebr sicher glaubte, nahm er im Jahr 495
heimlich die Flucht, ging mit dem ersten Dunkel, von zwei Bedienten begleitet,
Zum Thore hinaus, wo schon Pferde in Bereitschaft standen, und erreichte
am folgenden Tage früh bei Thapsus sein eigenes Schloß am Meere, wo
ihn ein segelfertiges Schiff aufnahm. So schied Hannibal aus seinem
Vaterlande, das er nie wieder sah, mehr dessen Schicksal als sein eigenes
beklagend.
(Siehe die Abbildung Pi- 42.)
Nach einer glücklichen Fahrt kam er zu Tyrus an, wo er, wie in
seiner Vaterstadt, sehr ehrenvoll ausgenommen wurde. Dann reiste er
über Antiochien nach Ephesus, wo er den König Antiochus traf und
ihn in seinem Vorhaben, den Krieg zu unternehmen, befestigte. Um
diese Zeit trennten sich auch die Aetoler unter dem Strategen Tboas
von den -Römern, und riefen zu deren Verdrängung aus Griechenland
die Syrer um Hülfe. Die Römer schickten aber, um des Königs Plane
zu erforschen und seine Rüstungen anzusehen, eine Gesandtschaft nach
Ephesus, wobei auch Scipio der Afrikaner war. Dieser hatte hier häu-
si'ge Unterredungen mit Hannibal, den die Römer durch solche vertrau-
liche Zusammenkünfte dem König verdächtig zu machen suchten. Und
sie erreichten ihre Absicht, denn sein Vertrauen zu Hannibal war durch
diesen Verdacht seitdem sehr geschwächt worden. Daher verschmähte er
auch des Karthagers Plan, den Krieg nach Italien zu spielen. Mit
morgenländischer Pracht und Ueppigkcit zog der große König, der selbst
Führer seiner Truppen scyn wollte, mit 400,000 Mann aus Asien
hervor und besetzte zu Ende des Jahres 292 Euböa, auf einen allgemeinen
Aufstand der Griechen wartend, der aber ausblieb. Den Winter über
schwelgte er in Chaléis und feierte seine Hochzeit mit einem griechischen
Mädchen. Auch sein Heer erschlaffte in Trägheit und Schwelgerei.
Im Frühjahr 191 kam der Cónsul Acilius G lab rio mit einer Armee
nach Thessalien; die Syrer und Aetoler hatten die Thermopylen besetzt.
Diese umging aber durch ein geschicktes Maneuvre der römische Unter-
feldherr oder Legat M. Porcius Cato und schlug den König aus seiner
festen Stellung im Engpässe. Die Aetoler erhielten einen sechsmonat-
lichen Waffenstillstand, da die Römer zur Fortsetzung des Krieges in Asien,
wohin der König abgezogen war, im Rücken sicher seyn wollten. Drei
Siege zur See über Hannibal und den syrischen Admiral Polyrenidas
bahnten ihnen den Weg nach Asien. Im Jahr 190 ging der Cónsul
Lucius Cornelius Scipio ohne Widerstand über den Hellespont
und gewann die entscheidende Schlacht bei Magnesia oder am Berge
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Sipylus in Lydien. Antiochus sieh nach der großen Niederlage seines
Heeres nach Syrien und bat um Frieden, den er unter folgenden Be-
dingungen erhielt: 1) Der König tritt Kleinasien diesseit des Taurus
bis an den Halys ab; 2) giebt die Kriegsschiffe heraus und halt nur
zehn Frachtschiffe, überliefert die Kriegselephanten und zähmt keine
mehr; 3) zahlt 15,000 euboische Talente in zwölf jährlichen Terminen
(19 Mill. Thlr.), an Eumenes 400 Talente; 4) liefert den Thoas
und Hannibal nebst einigen andern Friedensstörern aus und giebt endlich
seinen jüngern Sohn Antiochus als Geißel. So war die Macht des
großen syrischen Reiches auf immer gebrochen und dasselbe in stete
Abhängigkeit von Rom gestellt. Der Senat, noch immer den Schein
der Herrschaft meidend, gab das in Kleinasi'en gewonnene Land theils
an Eumenes, den getreuen Bundesgenossen, theils an die Rhodier für
geleistete Dienste zur See. Dagegen mußten die Aetoler für ihren
Abfall hart büßen. Nach vielen Gesandtschaften und Fürbitten be-
wirkten sie endlich beim Consul M. Fulvius Nobilior im I. 189
den Frieden, wonach sie die Majestät und Herrschaft des römischen
Volkes verehren, mit demselben gleiche Feinde und Freunde haben,
sogleich 200 euboische Talente und binnen sechs Jahren noch 30o
zahlen mußten. Das wilde und kriegslustige Volk der Galater in
Phrygien (Galatien), das gleichfalls für Antiochus gestritten hatte,
bändigte der andere Consul En ejus Manlius Vulso und machte
ihnen nur die Friedensbediugung, ihre Raubzüge einzustellen und in
ihren Grenzen zu bleiben. Lucius Scipio erhielt nach seiner Rückkehr,
außer einem glanzenden Triumph, den Beinamen Asiaticus. »Mit
seinem asiatischen Heere aber hielten die ersten Reize der ausländischen
Ueppigkeit in Rom ihren Einzug. Dieses Heer brachte zuerst die Tafel-
sessel mit ehernen Füßen, die kostbaren Zeugdecken, die Vorhänge und
anderes Kunstgewebe in die Stadt, und die damaligen Prachtstücke des
Hausraths, die Rundtische mit Einem Fuße und die Trinktischchen.
Nun erhohete man die Freuden des Mahles durch Sängerinnen und
Harfenmadchen, und durch die wahrend der Tafel belustigenden Kunst-
spieler; auch das Mahl selbst wurde mit größerer Sorgfalt und grö-
ßerem Aufwands ausgerichtet: nun erhielt der Koch, bei den Vorfahren
im Preise und im Gebrauche der schlechteste Sklav, einen Werth, und
was Knechtsgeschaft gewesen war, galt nun Kunst. Und doch war
Alles das^ was damals auffiel, im Verhältniß zu der Ueppigkeit, die
noch kommen sollte, kaum der Keim."
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151
Wichtiger war der Krieg mit den Illyriern von 230—228. Dieser
weit verbreitete, in viele kleine Völkerschaften getrennte Volksstamm
wohnte an der Küste des adriatischen Meeres bis an den ionischen Meer-
busen, landeinwärts nördlich von Macedonien und Thracien bis an die
Donau, also in dem heutigen Kroatien, Dalmatien und Bosnien, viel-
leicht auch in Serbien und Bulgarien bis zum schwarzen Meere. Die
Römer verpachteten den Tribut dieser auf der Südseite der Donau woh-
nenden Völker in Einer Summe und nannten ihn den illyrischen. Da der
illyrische König Agron am ionischen Meerbusen ein Stück von Epirus,
Corcyra, Epidamnus (Dyrrhachium, j. Durazzo) und die Insel Pharos
besetzte, nahm eine andere bedrohete Insel, J ssa im adriatischen Meere,
ihre Zuflucht zu den Römern. Die Illyrier aber tödteten einen römischen
und issiscben Gesandten, noch ehe sie gelandet waren; die übrigen Ge-
sandten entkamen. Wahrend die Römer sich zum Rachekrieg rüsteten,
starb Agron und seine Wittwe Teuta übernahm für den unmündigen
Prinzen Pinnes die vormundschaftliche Regierung. Bei der Landung der
Römer übergab Demetrius, Agrons Oberbefehlshaber auf Corcyra und
Pharos, diese beiden Inseln durch Verratherei. Die Königin-Mutter
eilte Frieden zu schließen; sie versprach die Gefangenen und Ueberlaufer
auszuliefern, die Seeräuberei ihres Volkes einzustellen, die eroberten grie-
chischen Städte und Inseln herauszugeben und niemals mehr als zwei
unbewaffnete illyrische Fahrzeuge überliffus, die südlichste Stadtjllyriens,
hinaussegeln zu lassen. Für diese Sicherung des griechischen Meeres
empfingen die Römer als Dank von Athen den Zutritt zu den eleufinischen
Weihungen oder Mysterien, dem geheimen Gottesdienste der Demeter,
und von Korinth die Erlaubniß, an den isthmifchen Spielen Autheil
nehmen zu dürfen. Demetrius aber empfing zum Lohne seiner Ver-
ratherei einige Stücke Landes als vorläufige Schenkung. Weil er aber
damit nicht zufrieden war, so fing er wieder an, mit den Jllyrien in den
griechischen Gewässern Seerauberei zu treiben. Dies veranlaßte im
I. 219 den zweiten il ly rischen Krieg, in welchem nach der
Eroberung der Insel Pharos Demetrius nach Macedonien entkam, wo
er als Römerfeind am Hofe des Königs Philipp Iii. eine gute Aus-
nahme fand. Später wurde er auf einem Raubzuge getödtet. Der
junge König Pinnes aber unterwarf sich aufs Neue dem frühem Friedens-
vertrage und versprach einen jährlichen Tribut.
9
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167
Sieger in die verlassene Stadt Korinth ein, die geziert mit den
schönsten Werken der Knust und des Lurus, nachdem sie 955 Jahre
gestanden hatte, der Plünderung und Zerstörung preisgegeben wurde.
Alle waffenfähigen Einwohner wurden umgebracht, Greise, Weiber
und Kinder als Sklaven verkauft, die Meisterwerke der Kunst theils
von den rohen Soldaten zerstört, theils nach Rom geschafft, die Stadt
in -Asche gelegt. Ein ähnliches Schicksal hatten Theben und Chaléis.
So war der achaische Bund, der Griechenlands Freiheit zuletzt ehren-
voll vcrtheidigt hatte, aufgelost, die Selbstständigkeit der hellenischen
Staaten vernichtet und ganz Griechenland wurde unter dem Rainen
Achaia eine römische Provinz; nur Athen behielt noch einen Schatten
von Freiheit!
Xxiii.
Behandlung der Bundesgenossen. Der dritte punische Krieg.
Karthagos Cnde.
Mit den Siegen der Römer wuchs auch ihr Uebermuth und
ihre Eroberungssucht. Sie, die den Völkern die Freiheit zu bringen
Vorgaben, wurden die härtesten Gebieter und Herren freier Staaten
und Völker. Des unglücklichen Perseus Schicksal, dem die stolzen Sieger
Thron und Leben raubten, machte alle Könige zittern. In Aegypten,
das seit 202 unter Roms Schutz und Vormundschaft stand, zeigten
die Römer, daß Worte allein zur Besiegung mächtiger Könige hin-
reichend seyen. Der syrische König Antiochus Epiphanes hatte
Aegypten im Jahr 171 angegriffen und schon bis auf die Hauptstadt
erobert, weil die Vormünder des jungen Königs Ptolemaus Vi.
Philometor Ansprüche auf die damals syrischen Länder Cölesyrien
und Phönicien machten, die früher zu Aegypten gehört hatten. Da
sich aber der von seinem Bruder Physkon verdrängte Philometor mit
diesem verglich, so zogen die Syrer aus Aegypten und ließen nur in
Pelusium, dem Schlüssel des Landes, eine Besatzung zurück. Weil
jedoch Philometor die im Frieden bedungene Abtretung der Insel Cy-
prus und Pelusiums mit der pelusischen Nilmündung verweigerte, so
drang Antiochus aufs neue in Aegypten ein und kam bis in die Nähe
Aleraudriens. Hier traf ihn die von dem bedrängten jungen Könige
herbeigerufene römische Gesandtschaft. Antiochus begrüßte sie und
wollte dem Gesandten Popillius Länas die Hand reichen. Dieser
übergab ihm aber das Schreiben des Senats, worin augenblickliche
Räumung und Herausgabe des Eroberten geboten war, und hieß es
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168
ihn vor allen Dingen durchlesen. Da der König erklärte, er wolle die
Sache mit seinen Rathen überlegen, so zog Popillius mit dem Stabe,
den er in der Hand hatte, einen Kreis um den König und sprach:
” Ehe du aus diesem Kreise trittst, mußt du mir die Antwort geben,
die ich dem Senate bringen soll.« Betroffen über diesen gebieterischen
Ton, schwieg Antiochus ein Weilchen; dann antwortete er: >7 Ich will
thun, was der Senat verlangt." Und nun erst reichte Popillius dem
Könige als einem Bundesgenoffen und Freunde die Hand. Dieser
räumte auch sofort Aegypten, das schon ganz in seiner Gewalt war,
und schickte seine Flotte, welche die ägyptische schon bei Cyprus be-
siegt hatte, nach Hause. Daher erhielt diese Gesandtschaft bei den
auswärtigen Völkern einen großen Ruf.
Eine eben so herrische Behandlung erfuhren auch die übrigen
Bundesgenossen, weil sie sich einer geheimen Annäherung an Perseus
verdächtig gemacht hatten. Deshalb ließ der Senat die Gesandten
von Rhodus, welche den Römern Glück wünschen sollten zur Be-
siegung des. Perseus, gar nicht vor sich, und nur durch Fußfall und
Flehen in Trauerkleidern wendeten sie den Krieg von ihrem Vaterlande
ab. Rhodus hörte aber ans, Roms Bundesgenossin zu seyn, verlor
die ehemals geschenkten Besitzungen in Kleinasien und durfte keinen
Zoll von den vorüberfahrendcn Schiffen mehr erheben, der bisher eine
ergiebige Quelle ihres Reichthums gewesen war. Auch Eumenes
von Pergamus war der Verbindung mit Perseus beschuldigt worden;
aber sein Bruder Attalus vertheidigte ihn persönlich vor dem Senate.
Prusias von Birhynien kam selbst mit seinem Sohne Nikomedes nach
Rom, um dem Senate und Volke seine Ehrerbietung zu bezeigen und
zu den erfochtenen Siegen und Eroberungen Glück zu wünschen. Er
wurde sehr gnädig ausgenommen, mit einem Silbergeschirr von fünfzig
Pfund und andern Geschenken geehrt und überall auf Staatskosten
bewirthet. Doch soll er sich seines hohen Ranges sehr unwürdig be-
nommen haben; denn er nannte sich, wie Polybius erzählt, einen Frei-
gelassenen des römischen Staates, trug auf dem nach Sklavensitte
kahlgeschorenen Haupte einen Freiheitshut, bückte sich beim Eintritt in
den Rathssaal, küßte sogar dessen Schwelle, und nannte die Senatoren
seine rettenden Götter.
Um Syriens Macht zu brechen und von Rom ganz abhängig
zu machen, wurde nach des Antiochus Epiphanes Tode im I. 164
der eigentliche Thronerbe Demetrius als Geißel in Rom zurückgehalten
und der neunjährige Sohn des Epiphanes, Antiochus V. Eupator auf
den Thron gesetzt, um die Vormundschaft an den Senat zu bringen.
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214
Mithridates Vi. Eupator (von einem edlen Vater stammend)
oder der Große genannt, der bald als einer der größten Herrscher
und Eroberer Asiens auftrat, indem er nicht nur Kolchis und andere
Landschaften an der Ostküste des schwarzen Meeres eroberte, sondern
auch in der Krimm und am Meere von Asow, die scythischen Fürsten
unterwarf und selbst Verbindungen mit sarmatischen und germanischen
Völkern anknüpfte, so daß der Einstuß seiner Macht bis an die Donau
sich erstreckte, und ihm eine Armee von 250,000 Mann Fußvolk und
40,000 Reitern zu Gebote stand, dazu eine große Zahl scythischer, sar-
matischer und thracischer Bundesgenossen, welche ihm meist Reiterei
stellten. Ausgezeichnete Feldherren, Archelaus und Neoptolemus, ge-
borene Griechen befehligten dieses große Heer. Auch konnte er leicht
die den Römern unterthänigen Völker Kleinasiens für sich gwinnen, da
sie des römischen Druckes müde nur auf eine Gelegenheit zur Befrei-
ung harrten. Sein Plan aber war, ganz Kleinasten der pontischen
Macht zu unterwerfen und die Römer daraus zu verdrängen. Zuerst
suchte er seine Ansprüche auf die Königreiche Bithynien und Kappa-
hoeien geltend zu machen. Die Römer nahmen aber die vertriebenen
Könige in Schutz, setzten sie wieder ein und befahlen, Mithridates
solle den König Nikomedes von Bithynien in Ruhe lassen und Kappa-
docien raumen. Da dieses nicht geschah, so warteten die römischen
v Befehlshaber die Verhaltungsbefehle aus Rom nicht ab, sondern sam-
melten in Verbindung mit Nikomedes schnell ein Heer und lieferten im
J.89 dem pontischen Sultan am Flusse Amnias in Paphlagonien eine große
Schlacht, in der sie aber durch die pontischen Sichelwagen eine gänzliche
Niederlage erlitten. Bithynien, Phrygien, Mysien, Pergamus, Lycien,
Pamphylien und viele Städte der Westküste kamen nach dieser unbe-
sonnen angefangenen Schlacht in des Königs Gewalt. Als er den
römischen Feldherrn Manius Aquilins, den Hanpturhebcr des
Krieges, gefangen bekam, so führte er ihn in Banden auf einem Esel
herum und zwang ihn, den Zuschauern zuzurufen: „Ich sey Manius!"
Zuletzt ließ er ihm ist Pergamus Gold in den Mund schmelzen, um
so die Habsucht der Römer zu verhöhnen. Inzwischen hatten diese
auf die erste Nachricht von des Mithridates Einfalle in die römischen
Länder Asiens den Krieg beschlossen und die Führung desselben dem
Cvnsul Sulla übergeben. Ehe dieser aber nach Asien kam, hatte der
König allen Satrapen und Stadtevorstehern Kleinasiens den geheimen
Befehl zugeschickt, an Einem Tage alle Römer und Italer, auch deren
Frauen und Kinder, zu tödten, sie uubegraben wegzuwerfen und ihre
Habe einzuziehen. Mit furchtbarer Grausamkeit wurde dieser Mord-
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Extrahierte Personennamen: Manius_Aquilins Sulla
Extrahierte Ortsnamen: Kolchis Donau Kleinasiens Rom Paphlagonien Pamphylien Asiens Asien Kleinasiens
259
machte ein großes Gastmal, an welchem Lucullus die ganze Stadt
Rom und die Bewohner der benachbarten Städte und Flecken auf das
prächtigste bewirthete. Hierauf zog er sich ganz von den Staatö-
geschaften zurück und lebte fortan in dem Genüsse eines Ungeheuern
Reichthums in seinen Garten zu Rom, die später als kaiserliche Be-
sitzung noch zu den prächtigsten gehörten, oder auf seinen prachtvollen
Villen in Kampanien, von denen die bei Misenum später des Kaisers
Tiberius Lieblingssitz wurde, hielt stets offne Tafel, so wie seine Bücher-
sammlungen jedem offen standen, und sein Haus für alle Fremde, die
nach Rom kamen, eine offene Freistatt war. Durch einen Trank, den
ihm sein Arzt, Kallisthenes, einer seiner Freigelassenen, gab, um sich
seiner Liebe noch mehr zu versichern, verlor er nach und nach den Ver-
stand, so daß er noch bei seinen Lebzeiten seinem Bruder die Verwal-
tung seines Vermögens übergab. Die Römer waren über seinen Tod
sehr betrübt und wollten seinen Leichnam, wie den des Sulla, auf
dem Marsselde feierlich verbrennen; allein man konnte in der Eile das
nöthige Gepränge dazu nicht veranstalten und so wurde er auf seinem
Landgute bei Tusculum in der von ihm selbst gebauten Familiengruft
beigesetzt.
Pvmpejus fing seine Kriegsoperationen damit an, daß er den
Mithridates nach Kleinarmenien zurückdrängte, der nun über den Eu-
phrat zu gehen sich vornahm. Pvmpejus kam ihm aber durch schnelle
Märsche in der Hitze des Tages, wo die Asiaten zu ruhen pstegen,
zuvor und besetzte die Anhöhen eines Engpasses, durch den die Feinde
gehen mußten. Hier entspann sich nun des Nachts, oder nach Ap-
pian's Bericht, mit Tagesanbruch, eine heftige Schlacht, in welcher
die Barbaren in Unordnung gebracht und mit einem Verluste von zehn-
tausend Mann zerstreut wurden. Der König entkam über den obern
Euphrat, sinnmelte einige Truppen, drang in Jberien ein und brachte
den Winter in der Stadt Dioskurias an der Ostküste des schwarzen
Meeres zu. Von hier fiel er im Jahr 65 durch das Gebiet der Scy-
then in den Bosporus ein, wo er auch seinen Sohn Machares, der
mit den Römern in Freundschaft stand, vom Throne stürzte und tddten
'ließ oder zum Selbstmord nöthigte. Von da wollte er an der Nord-
küste des schwarzen Meeres weiter Vordringen und dann durch Thracien,
Macedonien und Jllyrien ziehen, über die Alpen gehen und so den
Krieg nach Italien versetzen. Pvmpejus zog dem Mithridates über
den Euphrat nach. Damals hatte sich der jüngere Tigranes gegen
seinen Vater empört und den Pvmpejus eingeladen, nach Armenien zu
kommen. Dieser vereinigte sich auch mit dem rebellischen Prinzen gegen
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Extrahierte Personennamen: Tiberius Sulla Pvmpejus Pvmpejus
Extrahierte Ortsnamen: Rom Rom Kampanien Rom Bosporus Macedonien Italien Armenien
241
begann schon die Belagenrng, als ihm des Hyrkanus Parthei die Thore
öffnete. Dessen Gegner aber besetzten den Tempel, der auf einem
Felsen erbaut und von hohen Mauern eingeschlossen einer Citadelle
glich, und vertheidigten sich auf das hartnäckigste. Im dritten Monat
der Belagerung wurde der Tempel mit Sturm erobert und über zwölf-
tausend Juden verloren dabei ihr Leben. Hierauf besuchte Pompejus,
aus Neugierde, das Allerheiligste des Tempels, das nur der Hohepriester
betreten durfte, ließ aber die goldenen Gefäße und den Tempelschatz
von 2000 Talenten (2,316,000 Thlr.) unberührt, und befahl die
Reinigung des Tempels, der durch das Blut so vieler Erschlagenen
entweiht worden war. Den Hyrkanus ernannte er nun zum Hohenpriester
und Fürsten mit dem Titel Ethnarch, den Juden legte er Tribut auf
und führte den Aristobul mit seinen Söhnen als Gefangene nach Rom,
von wo sie jedoch wieder entwischten und große Unruhen erregten.
Eben war Pompejus auf seinem Zuge nach Arabien, wo er neue
Eroberungen machen und bis an die Küste des östlichen, noch von
keinem römischen Feldherrn gesehenen Oceans Vordringen wollte, einige
Tagereisen von Jerusalem entfernt, als er zu seiner und seines Heeres
Freude die Nachricht vom Tode des Mithridates empfing. Daher gab
er Arabiens Eroberung auf und zog nach Pontus, wo seine Gegen-
wart nöthiger war.
Mithridates hatte inzwischen zur Ausführung seines großen Planes,
sein Heer nach Italien zu führen, Panticapaum, einen europäischen
Handelsplatz an der Mündung des asowschen Meeres, jetzt Kertsch an
der Straße von Fredosia, eingenommen, allein sein Heer, zum Kriegs-
dienst gezwungen, war ihm nicht mehr ergeben und die Städte, denen
er drückende Abgaben auflegte, zum Abfall geneigt. Das erste Bei-
spiel gab Phanagoria, eine Stadt auf der Halbinsel Krimm, welches
des Königs Besatzung zurückschlug; viele Städte thaten dasselbe.
Dazu kam noch die Verrätherei des eigenen Sohnes; sein Liebling
und bestimmter Nachfolger Pharnaces trachtete ihm nach dem Leben.
Der alte gebeugte König verzieh dem ruchlosen Sohne. Dieser setzte
aber seine Meuterei fort und gewann die Armee, welche ihn mit to-
bendem Geschrei zum König verlangte. Als Mithridates zu der Menge
herauskam, verließen ihn seine Garden und tödteten sein Roß; er selbst
rettete sich in ein Haus. Vom Söller herab sah der Verlassene zu,
wiepharnaces als König bekränzt wurde, wozu die Soldaten in der Eile
statt des Diadems einen breiten Bast aus einem Tempel herbeiholten.
Da keiner der Boten, die dem Mithridates persönliche Sicherheit aus
der Flucht beim Pharnaces auswirken sollten, zurückkehrte, so nahm der
16
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn]]
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Extrahierte Personennamen: Mithridates Pharnaces
Extrahierte Ortsnamen: Rom Arabiens Italien Fredosia Phanagoria
250
Kolchier, Aristobulus, König der Juden, die Fürsten der Cilicier, könig-
liche Frauen der Skythen, drei iberische Häuptlinge und zwei albanische.
Die vvrgetragenen Bilder stellten dar die Flucht des Mithridates und
seinen Tod; auch sah man die Bildnisse der barbarischen Götter in
ihrer heidnischen Tracht. Auf einer Tafel, welche vorgetragen wurde,
stand folgendes: Schiffe mit ehernen Schnäbeln wurden genommen
acht hundert. Städte wurden erbaut in Kappadocien acht, in Cilicien
und Cölesyrien zwanzig, in Palästina Seleucis. Könige, die besiegt
wurden, sind: Tigranes der Armenier, Artoces der Jberier, Orözes der
Albanier, Darius der Medier, Areta der Nabatäer (in Arabien), An-
tiochus der Commagener." Pompejus selbst saß auf einem mit Edel-
steinen verzierten Wagen und trug einen Purpurmantel, der aus Aleran-
ders des Großen Garderobe gewesen seyn soll. Hinter ihm folgten die
Heerführer und eine Abtheilung Soldaten, die den Feldzug mitgemacht
hatten, zu Pferd und zu Fuß. Nachdem er auf dem Kapitol im
Tempel des Jnppiter die gewöhnlichen Opfer verrichtet hatte, ließ er
keinen der Gefangenen tödten, wie es sonst nach Triumphen gewöhn-
lich war, sondern schickte sie auf öffentliche Kosten nach Hanse. Von
den königlichen Gefangenen blieb Aristobnlus in Haft und Tigranes
wurde später hingerichtet.
(Siehe die Abbildung Pi- 61.)
Cäsar wurde zwar während seiner Prätur im Jahr 62 der Theil-
nahm-e an der catilinarischen Verschwörung beschuldigt, allein Cicero's
günstige Aussage reinigte ihn von dem allgemein verbreiteten Verdachte.
Einen größern Schimpf fügte ihm P. Elodius zu, der mit Cäsars Ge-
mahlin Pompeja ein geheimes Liebesverstandniß unterhielt. In der
Nacht des ersten Mai's feierten die römischen Matronen im Hanse des
Prätors Cäsar das geheime Fest der Bona Dea, oder guten Göttin,
wobei bei Todesstrafe kein Mann zugegen seyn durfte, wahrscheinlich
eine mysteriöse arrs Griechenland nach Rom verpstanzte Feier der De-
meter oder Ceres. Clodius schlich sich als Saitenspielerin verkleidet
mit in das Haus, wurde aber an Gang und Stimme erkannt, so daß
alle Frauen hinwegeilten, und Cäsar seine Gemahlin verstieß. Clodius
wurde hierauf wegen dieser Entweihung der Mysterien angeklagt, aber
von der Mehrzahl der 56 Richter, die er schamlos und öffentlich be-
stach , freigesprochen.
Cäsar hatte, als er im Begriff war, als Proprätor nach Lusitanien
zu gehen, über sechs Millionen Thaler Schulden, oder es fehlten ihm,
wie er sich ausdrückte, fünf und Zwanzig Millionen Denarien, um
nichts zu besitzen. Seine Gläubiger wollten ihn daher nicht ziehen
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ihm in Eintracht die wichtigsten Staatsangelegenheiten besorgte, und
ging dann zu Ende des Jahres mit seiner Gemahlin nach Athen, wo
er den Winter zubrachte und wegen der Siege, welche sein Feldherr
Ventidius über die Parther erfochten hatte, prächtige Feste anstellte.
Er begab sich zwar zu Anfang des Jahres 38 selbst nach Syrien,
fand aber die Parther schon vertrieben und ging daher nach Achen
zurück.
Da aber der Vertrag von Misenum von den Triumvirn nicht er-
füllt wurde, indem Antonius Achaia nicht abtrat und Octavian durch
die Verratherei des pompejanischen Admirals Menas Sardinien in
Besitz nahm; so hielt sich der betrogenepompejus zu Repressalien berech-
tigt und ließ daher einige kampanische Küstenstädte plündern. Octavian
versammelte seine Seemacht bei Rhegium, zog auch dort eine Land-
macht zusammen, um die Insel Sicilien anzugreifen und den Pom-
pejus aus dem Hauptsitz seiner Macht zu vertreiben. Anfangs kämpfte
Octavian nicht glücklich, in mehreren Seegefechten hatte er einen groß-
ßen Theil seiner Flotte verloren, er selbst mit Lebensgefahr sich von
dem strandenden Schiffe auf das Land retten müssen. In dieser Ver-
legenheit lud er den Antonius ein, mit seiner Seemacht nach Italien
zu kommen. Dieser segelte mit 300 Schiffen nach Tarent, jedoch
noch unentschlossen, zu welcher Parthei er sich in diesem Zwiste halte,
denn mit Eifersucht sah er die wachsende Macht Octavians, wenn
Pompejus unterliege. Octavia trat aber auch hier als Vermittlerin
des Friedens auf, und bewirkte, daß ihr Gemahl 120 Schiffe ihrem
Bruder, und dieser jenem 20,000 Mann zur Führung des Krieges im
Orient abtrat. Hierauf ging Octavia, um ihre Niederkunft abzuwarten,
nach Rom, Antonius aber nach Syrien, wohin er die Klcopatra kom-
men ließ und sie mit Phonicien, Colesyrien, Cyprus und einem Theile
Ciliciens, des balsamreichen Judäa's und des nördlichen Arabiens be-
schenkte, wodurch er besonders das römische Volk beleidigte. Als un-
umschränkter Herrscher verschenkte er die römischen Länder, nahm Kö-
nigen ihre Reiche, ließ sogar den Antigonus, den Fürsten der Hebräer,
den Kopf abschlagen und setzte den Her ödes auf den Thron, im
Jahr 37. Als er die Kleopatra nach Aegypten zurückgeschick't hatte,
begab er sich nach Armenien, dessen König Artavasdes sein Bun-
desgenosse war, und musterte sein Heer, das aus 60,000 römischen
Legionssoldaten, 10,000 gallischen und spanischen Reitern, und 30,000
Barbaren theils zu Pferde, theils zu Fuß bestand. Ohne die rechte
Zeit abzuwarten, begann er noch vor dem Winter den Feldzug, unter-
nahm Lilles ohne Ueberlegung und mit Eile, so daß er bei der Stadt
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Extrahierte Personennamen: Ventidius Antonius_Achaia Antonius Octavian Antonius Antonius