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Das Christentum.
' 9. .xjit die Zeit der Kaiser Angnstus und Tiberius fllt das Leben und Wirken unseres Heilandes Jesu Christi. Die Flle der Zeit war gekommen.
Die Juden waren unter Leitung der Phariser in uere Werkgerechtigkeit und Buchstabendienst geraten; die Saddncer leugneten die Auferstehung. Die Hoffnungen des Volkes Gottes auf das Kommen des Messias wurden treu bewahrt; doch rich-teten sich dieselben bei vielen aus die . Wiederherstellung einer glnzenden ueren Herrschaft. Seit 40 v. Ch. regierten die aus-lndischen Herodianer unter rmischer Oberhoheit das Landspter wurde dasselbe Teil fr Teil zur rmischen Provinz Syrien geschlagen und durch Landpfleger verwaltet.
Die heidnischen Naturreligionen waren in sich selbst zer-fallen. Wohl standen Wissenschaften und Knste in hoher Blte, wohl verwalteten die Rmer ihr groes Reich nach weife erdachten Gesetzen; aber die Verderbnis der Sitten nahm berhand, Ver-brechen und Laster traten immer nngeschenter hervor. Die Besten erwarteten, au der Menschheit verzweifelnd, das Ende der Welt.
80 Als Angnstus Kaiser war, als Herodes der Groe König in Jnda war, wurde Christus in Bethlehem geboren; als Tiberius Kaiser, Pontius Pilatus Landpfleger war, wurde er in Jerusalem gekreuzigt.
Nach Christi Himmelfahrt wurde in Jerusalem am Pfingst-feste die erste christliche Gemeinde gegrndet. Das Evangelium verbreitete sich zunchst unter den Juden in Palstina, trotz, schwerer Verfolgungen (Stephanus), besonders durch die Apostel Petrus, Johannes und Jakobus, den Bruder des Herrn. Bald bildete sich in Antiochien eine heidenchristliche Gemeinde.
81. Von hier aus hat der Apostel Paulus das Evangelium zu den Heiden getragen. Zu Tarsus in Kleinasien, einem Sitze griechischer Bildung, von jdischen Eltern, welche das rmische Brgerrecht besaen, geboren, war er ein auserwhltes Rstzeug des Herrn. In Jerusalem wurde er in der Strenge des alt-testamentlichen Gesetzes zum Phariser erzogen und erlernte daneben als Handwerk die Zelttuchmacherei. Saulus wurde der schlimmste Verfolger der jungen Christengemeinde, aber auf dem Wege nach Damaskus durch die Erscheinung des Herrn bekehrt; von nun an hie er Paulus (der Geringe). Auf drei groen Missions-
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Extrahierte Personennamen: Tiberius Christus Tiberius Pontius_Pilatus_Landpfleger Christi_Himmelfahrt Apostel Petrus Johannes Jakobus Apostel Paulus
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und Preußen gemeinsam errichtete protestantische Bistum zu
Jerusal em.
7) Segensreich wirkten die Bibelgesellschaften, beson-
ders die 1804 zu London errichtete.
8) Der Glaubenslosigkeit, Unsittlichkeit und Verwahrlosung
in den untern Klassen abzuhelfen bemühten sich die Träger der
innern Mission (Mistress Fry in England. Wiehern im
rauhen Hause bei Hamburg).
9) Den in katholischen Ländern lebenden evangelischen
Glaubensbrüdern zu helfen beeifert sich der 1832 gegründete, weit
verbreitete Gustav-Adolfs-Verein.
Der Staat und die Gesellschaft.
§ 200. Die Bestrebungen nach allgemeiner Gleichheit umga-
den sich mit christlichem Schein und benützten ebenso die kirch-
lichen Bewegungen, wie sie sich die Vernichtung des Christen-
tums zum Ziel nahmen. Die wichtigsten in dieser diabolischen
Richtung wirkenden Männer sind de Lammenais (seit 1834),
St. Simon (f 1825), Stifter der selbst den Unterschied zwischen
Mann und Weib hinwegräumenden Simonistensekte, welche, nach-
dem sie 1831 in sich (Enfantin und Bazard) zerfallen war, wenig-
stens äußerlich mehr und mehr verschwand, der Engländer Owen
(geb. 1772), die Franzosen Fourier (f 1837. Phalansteren), Ca-
bet (Icarier), Pr oud hon, der deutsche Schneider Weidling.
In dem Arbeiter- und Gesellenstande weit verbreitet, wirkten
diese Ideen mit zur Revolution und sind schwerlich jetzt erstor-
den, da sie ein körperliches Wolbefinden verheißen.
Die wichtigsten in den Staaten vorgenommenen Veränderun-
gen sind: «) Anerkennung der allgemeinen Wehrpflicht, b) Gleich-
heit vor dem Gesetz, c) Verpflichtung des Staats alle Elemente
des Lebens zu behüten und zu fördern, d) größere Selbständig-
keit der Gemeinden in ihren Angelegenheiten, e) Aufhebung der
Steuerprivilegien, f) Entlastung des Grund und Bodens von den
Feudallasten, g) künstliche Finanzverhältnisse (Staatspapiere.
Börsen).
Die Wissenschaften.
§ 201. Staunenswert sind die Fortschritte, welche in den
letzten 50 Jahren auf allen Gebieten des menschlichen Wissens
und Erkennens gemacht worden sind.
1. Die Philosophie ward besonders in Deutschland ge-
pflegt. Die tiefsinnigen Systeme von Fichte (f 1814), Schel-
ling (f 1854) und Hegel (t 1831), fanden die zahlreichsten
Schüler, aber wichtig sind auch die Forschungen von Frz. v. Ba-
der, Herbart, Benecke u. a.
2. Die N aturwissenschaften erhielten die staunenswert-
este Erweiterung. Die Zoologen Cu vier (f 1832), Oken, Er-
man (Infusorien), der große Physiolog Müller, die Botaniker
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342
Untergang der alten Welt.
Verbrennen auslieferten oder vor den Bildsäulen der Kaiser räucherten
und opferten, war gering gegen die der standhaften Bekenner, die als
„Streiter Gottes und Christi" dem bei der Taufe geleisteten „Fahneneide" im
Leben und Tod treu blieben.
Die namhaftesten unter den Märtyrern waren: Ignatius, Bischof von Antiochia,
ein Schüler des Apostels Johannes. Unter Trajan wurde er nach Rom gebracht und den
wilden Thieren vorgeworfen (im I. 116 oder 117). Die ihm zugcschriebenen Jgnatia-
nischen Briefe, deren Echtheit jedoch großen Zweifeln unterliegt, sind ihres Alters we-
gen von Wichtigkeit. — Unter Marcaurel büßte Justinus aus Samaria seine stand-
hafte Anhänglichkeit an die Lehre des Evangeliums, die er gegen den Jrrlehrer Marcian
in einer beredten Streitschrift vertheidigt, durch Geißelung und Enthauptung (im I. 166).
Seine zwei „Schutzschriften für die Christen" anantoninus P. u.m.aurel waren
ohne Erfolg geblieben. — Polykarpus, Bischof v. Smyrna, gleich Ignatius ein Jünger
des Apostels Johannes, und wegen seines heiligen Wandels bei den Christen hoch verehrt,
starb als Opfer der Volkswuth (168 n. Ch.). Sein Schüler war Jrenäus Bischof von
Lugdunum (Lyon) in Gallien, bekannt durch seine apologetische Schrift „fün f B ü ch er
gegen die Häretiker" und durch seinen Märtyrertod (a. 202). Auch Cyprian, Bi-
schof von Karthago (o. 250), der durch seine Schrift von der Einheit der Kirche,
einer der wirksamsten Begründer der bischöflich-katholischen Volkskirche ward und sein
Leben der Armen- und Krankenpflege widmete, starb unter der „zitternden" Hand eines
heidnischen Scharfrichters.
Trajan's Antwort auf den Brief seines Statthalters Plimus lautet: „Du hast bei
Verhandlung der Untersuchung gegen die bei dir als Christen angegebenen Personen den
geeigneten Weg eingcschlagen: denn es läßt sich nichts Allgemeines, Nichts, was gleichsam
als bcstimmtcnorm dienen könnte, verfügen. Man muß sie nicht aufsuchen: wenn sie aber
angegeben und überwiesen werden, muß man sie bestrafen; so zwar, daß wenn Einer läug-
net, Christ zu sein, und cs durch die That, das heißt durch Anrufung unserer Götter be-
weist, er wegen seiner Reue Verzeihung erhalten soll, wenn er auch schon früher verdächtig
war. Nicht Unterzeichnete Anklagen aber dürfen bei keinem Verbrechen angenommen wer-
den, weil solches das gefährlichste Beispielund dem Geiste meines Zeitalters entgegen wäre."
§. 230. Während der Jahre der Verfolgung verbreitete sich das Chri-
stenthum durch die inwohnendekraft derwahrheit und durch äußere günstige
Umstände nach allen Himmelsgegenden, so daß es schon im dritten Jahr-
hundert die Grenzen des Römerreichs überschritt. Es entstanden Kirchenge-
meinden in Syrien, Kleinasien, Armenien, Mesopotamien
und Persien; in Aegypten und Nordafrika, in Griechenland,
Makedonien und Italien; in Gallien (Lyon), Spanien und Bri-
tannien. — Zu den äußern Umständen, wodurch die rasche Ausbreitung
des Evangeliums befördert wurde, sind, außer den Verfolgungen, zu rech-
nen: 1) Die Große des römischen Reichs, und die weite Verbreitung der
griechischen und lateinischen Sprache, wodurch die Mittheilung erleichtert
ward. 2) Die Zerstreuung der Juden und Judenchristen über das ganze
römische Gebiet. 3) Die oben geschilderte (§. 224.) Richtung der Zeit zum
Mystischen, Geheimnißvollen und Schwärmerischen, welche in der christlichen
Glaubenslehre, in der mit Wundern begleiteten Erscheinung des Erlösers,
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Extrahierte Personennamen: Apostels Johannes Marcian Apostels Jrenäus_Bischof_von
Lugdunum Cyprian
198 Alte G eschichte.
allgemeinen Geschichte, und Dionys von Halicarnaß, der über alte römische Geschichte schrieb, zu bemerken. Als Geograph glänzt von den Griechen Strabo.
2. Anfang und erste Ausbreitung des Christenthums.
Als die äußere Freiheit unter August der Menschheit für eine lange Zeit abhanden gekommen, sollte sie in einem bisher wenig beachteten Winkel der Erde durch den Heiland der Welt die innere erhalten, die eine nothwendige Grundlage jeder äußern sein muß. Jesus Christus, der Mittler zwischen Gott und den Menschen, Sohn Gottes und Heiland der Welt, gründete die Religion der Liebe, die alle Völker der Erde umfassen und durch ihre Reinheit von allen nur an gewissen Himmelsstrichen haftenden Ceremonien eine Weltreligion werden sollte. Jesus Christus, iu bett letzten Regierungs-Jahren Herodes I. geboren, starb den schmachvollen Kreuzestod, 33, unter Tiberins, als Jubäa schon römisch geworden war. Denn Archelans und Herodes Autipas, die Söhne Hero des I., waren in der Verbannung gestorben, wegen Grausamkeit und wegen Unzufriedenheit der Kaiser mit ihrer Regierung. Doch blieb Judäa zuerst nur auf kurze Zeit unter uuutittelbarer römischer Herrschaft, denn der Enkel Herodes des Großen, Herodes I. Agripp a vereinigte auf ganz kurze Zeit von 41—44 wieder das ganze Reich Herodes I., auch den Antheil, der durch den Tod des kinderlosen Philippus, eines dritten Sohnes Herodes I. zu vergeben war. Nach seinem Tode wnrde das ganze Land der Jubeu mit Ausnahme geringer Theile, die sein Sohn erhielt, römische Provinz. Unterbeß hatten die Jünger Jesu, durch die Seuduug des heiligen Geistes von nie rastendem Eifer znr Verbreitung seiner Lehre beseelt, und nicht abgeschreckt durch Verfolgungen, deren erstes Opfer durch die Juden der Almosenpsleger Stephanus war, bald seiner Lehre zahlreiche Anhänger gewonnen, besonders seitbem Paulus, früher eifriger Verfolger der Christen, für sie gewonnen und seitbem man 50 in Jerusalem übereingekommen war, den neubekehrten Heiben nicht vorher noch das Joch des mosaischen Glaubens aufzulegen. Paulus hatte schon zahlreiche Christengemeinben gestiftet, als er und Petrus 64 den Märtyrertod starben. (Nach einer andern Angabe starb Paulus erst 68 den Tod eines Märtyrers in Rom,
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Extrahierte Personennamen: Dionys_von_Halicarnaß Strabo August Jesus_Christus Jesus_Christus Herodes_Autipas Herodes Paulus Paulus Paulus
Extrahierte Ortsnamen: Gottes Almosenpsleger_Stephanus Jerusalem Rom
Autor: Zöllner, C. Wilhelm, Schuberth, Wilhelm, Scholtze, Adolf, Pfalz, Franz
Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
Schultypen (WdK): Realschule
Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Neuzeit
Geschlecht (WdK): Jungen
48
Y. Die Niederlande.
Unter den gewerbfleißigen und freiheitsliebenden Niederländern
an der untern Maas und Schelde und an den Küsten der Nordsee
hatten die Lehren der Reformatoren den günstigsten Boden gefunden,
selbst die Ansichten der Wiedertäufer konnten dort tiefere Wurzeln
schlagen. Kaiser Karl V. hatte mit größter Strenge der Ketzerei Ein-
halt zu thun gesucht; da er aber ein geborener Niederländer war und
mit dem Volke umzugehen wußte, faßte man seine Maßregeln milder
aus, als sie waren. Unter seinem Sohne Philipp Ii. verschärfte
sich der Gegensatz zwischen spanischer Despotie und niederländischer
Freiheitsliebe. Die Gegenwart eines spanischen Heeres erschien den
Niederländern als eine grobe Verletzung ihrer Privilegien; die Vermehrung
der bischöflichen Sitze von vier auf achtzehn und die Vorbereitungen
zur Einführung der Inquisition erbitterten alle Stände. Die Statt-
halterin Margarete von Parma, eine Schwester Philipps, war
besonnen und klug, aber sie konnte die Entwicklung der Ereignisse nicht
hemmen. Die Adligen, an deren Spitze die allbeliebten Verteidiger der
Volksrechte: Prinz Wilhelm von O r a n i e n, Graf E g m o n t
und Graf Hoorn standen, stifteten einen Bund, den Co mp romiß,
zum Schutze der Freiheit und der Religion. Unter dem Vortritt des
Grafen Heinrich von Brede rode begaben sie sich zur Statt-
halterin und baten um Aufhebung der Gesetze gegen die Ketzer. Mar-
garete antwortete ausweichend, fühlte sich aber durch den ganzen Vor-
gang sehr beunruhigt. Einer ihrer Räte, der Franzose Bar la im ont,
sagte scherzend, es seien ja nur gueux (Bettler). Die niederländischen
Herren, denen dies hinterbracht wurde, griffen den verächtlichen Aus-
druck auf, um Spott mit Spott zu vergelten, und nannten sich Geusen.
Bald kam es zu größeren Ausschreitungen. In Antwerpen störten
die Reformierten den katholischen Gottesdienst, zerbrachen die Kreuze
und Marienbilder an den Landstraßen, zerschlugen die Heiligtümer in
Kirchen und Kapellen und schändeten die Grabmäler. Diese Roheit
bewog die Statthalterin, Truppen in alle volkreichen Städte zu senden.
Der Compromis; löste sich auf. Nun wäre es einer maßvollen Re-
gierung nicht schwer geworden, die Niederländer bitrd) einige Zuge-
ständnisse zum Gehorsam zurückzuleiten, aber Philipp Ii. kannte keine
Mäßigung. Er schickte den grausamen Herzog von Alba nach den
Niederlanden, damit er mit Gewalt Ordnung schaffe; Margarete legte
die Statthalterschaft nieder. Alba setzte in Brüssel den „Rat der Un-
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Extrahierte Personennamen: Maas Karl_V. Karl_V. Philipp_Ii Philipp Margarete_von_Parma Philipps Philipps Wilhelm Heinrich_von_Brede Heinrich Philipp_Ii Philipp Margarete
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
ihn ein Enge! befreit und ihm geboten, dem Könige zu verkünden,
daß Amsterdam, Wesel und Dev enter in seine Macht
kommen würden, wenn er nur Propheten dahin sende.
Diese Botschaft war Johann sehr willkommen. Er schickte
sogleich einige Propheten, unter ihnen Johann von Kempen
— als welcher zum Bischof von Amsterdam ernennet und ihm
ein Adjunctus, Namens Matthias von Middelburg,
bcigcgcbcn ward — und Johann von Geelen aus, um diese
schönen, wichtigen Städte völlig zu bekehren und für sich zu
gewinnen; Hilversum aber nahm er in seinen Pallast auf, kleidete
ihn in seine aschgraue und grüne Hostivree und schenkte ihm den
goldenen Ring, welchen seine Hofbcamten als Symbol der un-
endlichen Liebe des Nächsten zu tragen pflegten; auch vertraute
er ihm bedeutende Summen an, mit denen Unterstützung von
Außen erkauft werden sollte.
Die Stadt fuhr unterdeß fort, sich mit einer Entschlossen-
heit zu verthcidigcn, die einer besseren Sache werth gewesen wäre.
Auf dem Reichstage zu Worms wurden zwar dem Bischöfe an-
sehnliche Summen zur Fortsetzung der Belagerung bewilligt;
aber die Zahlungen gingen höchst unordentlich ein, und dieser Geld-
mangel entzündete im Heere einen Aufruhr unter den Soldkncch-
tcn. Nur mit großer Mühe und unter Lebensgefahr der Anfüh-
rer ward diese Empörung gedampft; aber mit so schwierigen
Truppen angriffsweisc zu verfahren, schien nicht rathsam, und so
blieb cs denn für's Erste bei der Blokadc, die sich in stets enge-
ren Kreisen um die unglückliche Stadt zusammen zog. Die Fol-
gen davon äußerten sich immer trauriger. Der ärmere Pöbel,
welcher sich schon mit Wurzeln, Krautern, Rinde und Baum-
blattern behelfen mußte, umschwärmte mit bleichen, hohläugigen
Gesichtern den König, wenn er in seiner Pracht durch die Straßen
zog, und heulte um Brod, und selbst Johanns Hofgesinde mußte
auf schmalere Portionen gesetzt werden, damit nur er mit sei-
nen vierzehn Weibern und den Großen seines Reiches in llcberfluß
schwelgen konnte.
Vergebens forderte der Bischof, unter Verheißung völliger
Amnestie, die Bürgerschaft auf, die Stadt zu übergeben und
nur den König nebst seinen nächsten Spießgesellen auszulicfern.
Die Furcht vor dem entsetzlichen Johann war stärker, als die
Sehnsucht nach Erlösung, die doch allmälig in manchem Herzen
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Extrahierte Personennamen: Johann Johann Johann_von_Kempen
— Johann Matthias_von_Middelburg Johann_von_Geelen Johann Johanns_Hofgesinde Johanns Johann Johann
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
217
stius, der Nachfolger des 1009 gestorbenen Arminius, des
Feuertodes schuldig scy.
Die Stadt Rotterdam hatte damals einen jungen, sehr
gelehrten und einsichtsvollen Pcnsionnair, Namens Hugo de
Groot, gewöhnlich Hugo Grotius genannt'h. Auf den
Rath dieses Mannes erließen die Staaten von Holland im Ja-
nuar 1614 ein Edict, worin sie den -Predigern befahlen, den
Streit über die Vorherbcstimmung auf keine Weise mehr unter
das Volk zu bringen und sich mit einander in Liebe und Einig-
keit auszugleichcn. Die Arminianer unterwarfen sich dieser billigen
Verordnung ohne Weiteres; nicht so die Gomaristen. Diese
schrieen vielmehr laut, es sey dadurch das Predigen der Wahr-
heit verboten. Weil nun Jene fortan ihres Lebens nicht mehr
sicher waren, so nahmen sie zu ihrem Schutze an verschiedenen
Orten eine eigene Stadtwache an, Waardgelders genannt»
Das aber betrachtete der Statthalter als einen Eingriff in seine
Rechte, als eine Beschränkung seines Ansehns, und da die Stande
auf Oldenbarnevclds Betrieb zwei Gesandte, die Pensionnaire von
Leyden und Rotterdam, Hogcrbeets und Hugo de
Groot, nach Utrecht geschickt hatten, um daselbst die vom Prin-
zen befohlene Abdankung der Stadtsoldaten zu hindern, so brachte
cs dieser durch seine Partei dahin, daß Beide in's Gefangniß
geworfen wurden. Auch Oldenbarncveld selber ward mit
Genehmigung eines Thcils der gesammten Stände eingezo-
gen, sowie der Staatssecretair Ledenberg, der die Errichtung
*) Grotius war 1583. aus einem alten Geschlechte zu Delft in Holland
geboren. Seine Gelehrsamkeit eilte bald seinen Jahren voraus. Schon
als Knabe verfertigte er Schauspiele und Gedichte; im zwölften Jahre
begann er bereits seine academische Laufbahn aus der hohen Sehule zu
Leyden, und im fünfzehnten bewunderte man schon seine ausgebreitete
Wissenschaft und seine schriftstellerischen Gaben. Zwei Jahre darauf
begleitete er den als Bevollmächtigten der Niederlande nach Paris
gesendeten Oldenbarneveld, wurde daselbst als ein Wunder'der Gelehrsam-
keit angestaunt, von König Heinrich Iv. glanzend ausgezeichnet und
mit dem Doetorhute geschmückt. — Im Jahre 1607 ernannten ihn
die Staaten von Holland, Seeland und Westfriesland zum General-
fiscal, bis ihn endlich (1613) die Stadt Rotterdam zu ihrem Pension-
natr oder Syndicus erwählte, in welcher Würde er auch Sitz in der
Versammlung der allgemeinen Stände aller sieben Provinzen der vers
einigten Niederlande hatte.
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Extrahierte Personennamen: Hugo_de
Groot Hugo_Grotius Hugo_de
Groot Grotius Heinrich_Iv Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Rotterdam Holland Rotterdam Holland Paris Holland Seeland Rotterdam
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Lz4
indeß die Wiedertäufer ausgeschlossen. Die höhere Achtung für
Leben und Eigenthum, die in diesen Verordnungen sich ausspricht,
war nichts als ein nothgedrungener Schritt, und es befriedigte diese
Moderation, die im Grunde keinen einzigen wesentlichen Miß-
brauch abstellte, die Niederländer so wenig, daß das Volk sie in
seinem Unwillen anstatt Moderation Moorderation, d. i.
Mördcrung, nannte.
Die Reformation griff unterdessen immer mächtiger um sich.
Drei Rcligionsparteien waren es, die unter allen , welche von
der herrschenden Kirche abwichcn, in den verschiedenen Provinzen
erhebliche Fortschritte machten. Friesland und die angrenzenden
Landschaften waren von Wiedertäufern überschwemmt, welche aber,
als die Dürftigsten von allen, ohne Obrigkeit, ohne Verfassung,
ohne Kriegsmacht, die am wenigsten Furchtbaren waren. Von
weit mehr Bedeutung waren die Calvinisten, welche die südli-
chen Provinzen und Flandern insbesondere inne hatten. Ihr
Anhang war der zahlreichste, besonders unter der Kaufmann-
schaft. An Anzahl und Rcichthum wichen ihnen die Lutheraner,
denen aber eine desto größere Partei unter dem Adel Gewicht
gab. Sie hatten vorzüglich den östlichen Theil der Niederlande,
der an Deutschland gränzt, im Besitze. Diese drei Kirchen hat-
ten nichts unter sich gemein als einen gleich unauslöschlichen Haß
gegen das Papstthum, gegen die Inquisition insbesondere und
gegen die spanische Negierung, deren Werkzeug diese war. Bis
jetzt hatte man sich mit stillen, nächtlichen Versammlungen be-
gnügt, nunmehr aber glaubte man sich zahlreich genug, um diese
Zusammenkünfte auch öffentlich wagen zu können. Ein gewisser
Hermann Stricker, vor Zeiten Mönch und dem Kloster ent-
sprungen, war der Erste, der das Volk zu einer Predigt unter
freiem Himmel (zwischen Oudenarde und Gent) hinaus
führte. Die Neuheit des Unternehmens versammelte einen Anhang
von 7000 Menschen um ihn her. Ein Richter der Gegend, der
herzhafter, als klug, mit gezogenem Degen unter die Menge
sprengt, den Prediger in ihrer Mitte zu verhaften, wird von
dem Volke, das in Ermangelung anderer Waffen nach Steinen
greift, so übel empfangen, daß er, von schweren Wunden dahin-
gestreckt, noch froh ist, sein Leben durch Bitten zu retten. Bald
versammeln sie sich in der Gegend von Aalst in noch größerer
Anzahl wieder. Jetzt aber sind sie schon mit Rappieren, Feuer-
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
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Extrahierte Personennamen: Hermann_Stricker
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Deutschland Gent
über die Universal » Historie. 9;
Helvius hunc fequitur , Didius Jultanus at
illum
Excipit: hocfun&o quaeruntfibi vota Se.
verum.
Andere Frage:
Wer waren die Lehrer und geistliche
Scribenten des andern Seculi?
Ignatius, Bisch off zu Jntiocbia/
->) ward in ver dritten Haupt-Verfolgung unter
l'isi-na nach Rom geführet / und üafclbß
denevilden Thieren fürgeworffen.
d) Von Ihm haben wir noch die 7. schöne Dricffe
an diegcmcinden/zu Rvm/Ephcso rc. und sol
Erinach einiger Meynung/daskind/sochrir
fius auf seine Arme genommen / gewesen
eyn.
^Mistes. ein bekehrter Platonischer Pbiufi.
fbus, von Athen,
* schrieb eine Apoiog.am, oder Schutz-Schrifsr
vor die Christen/ an den Käyscradrianum.
c^usöratus. Bifchoff zu Athen /
* schrieb und übergab dergleichen.
Jurtinus, ein bekehrter und Christlicher Philo,
fophus, und Märtyrer/
* hat/ausser andern Echrifftcn/ diewir von ihm
Habens, àpoiog!,-, der Christen halber/an
den Käyser Anrc»>j„um. und denrömischen
Rathwersertiget/ ward aber in der ;.tzaupiz
Verfolgung gestäupt/und enthauptet.
1?at1anus, ^uttini vistcipel. ein berühmter
und gelehrter Scribent/
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung], T20: [Rom Jahr Cäsar Senat Kaiser Pompejus Antonius Tod Krieg Sohn], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T93: [Alpen See Schweiz Rhein Berg Bodensee Fuß Italien Schweizer Paß], T88: [Sohn Vater König Tod Kaiser Tochter Bruder Jahr Mutter Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T181: [Rom Kaiser Sohn Stadt König Nero Romulus Jahr Tarquinius Tod], T92: [Vgl Aufl fig Vergl Sch. Liv Sept Aug Iii Geb], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T11: [Kanal Rhein Verkehr Eisenbahn Fluß Land Meer Handel Stadt Deutschland]]
Km ;6
S9°4
3947
Ordentliches Examen
t Denn/da alles so coakur im Jüdischen Regiment
zugieng / infmairte fiel) die Herodianische
Familie zu Rom ; Antipawr kekam/ als
Lññvpflegeri das Regiment / und diese
seine Familie blieb bis zur Zerstörung I«
rusalems / dochunter der Römischen Obere
Herrschasst/ dabcy.
Herodes I., von seinem Vaterland Astalo«
nika/von seinen Thalen der Grosse ge»
nannt/ und seiu Bruder/ phastlus/hies-
ft»Vier,Fürsten/ jener in Galiläa/
dieser in Judäa.
a) Dieserherodeshobdassanhedrim/ odergros-
sen Rath zu Jerusalem/auf/khat denjüden
viel Drangsal an/ doch suchte Er sich hin«
wieder in Gunst zu setzen/ da Er den Tempel
prächtiger baute / und innerhalb des Thors
einen güldenen Weinstock setzen ließ. End-
lich ward Herodes König / und ist zu seiner
Zeit / 2. Jahr vor seinem Tode/ Ilsas/
den Er zu tödten suchte / gebohren worden.
Er selbst aber ward von den Würmern bry
lebendigem Leibe gefressen.
i>) Zur Zeit tzerodis sollen die vielen Spaltungen
und Secten der Jüdcn entstanden seyn/
r) Die Hasivät/ oder frommen Leute/diesich
von andern / als besonders Gottselige/
absondcrten / und zugleich dem Studio
Pra&ico i'' *)
*) Die Pharisäer/Leute / die sehr strengem
bcr den Aussätzen der Väter hielten,un-
das meiste aufs äuscrliche ankommen
Hessen. Und waren die Schristtgelehre
ten / die mit dem Gesetz zu thun hatten /
meistens Pharisäer.
Ädie
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T53: [Rom Stadt König Romulus Tempel Römer Sohn Forum Zeit Alba], T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T65: [König Herr Soldat Offizier Vater Prinz Friedrich Majestät General Brief], T85: [König Alexander Reich Sohn Perser Tod Syrien Darius Cyrus Provinz], T152: [Auge Haar Gesicht Nase Krankheit Körper Mensch Mund Ohr Kopf], T59: [Tod Leben Volk Herz Freund Mann Wort König Tag Feind]]