92
V. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I.
^I)as Heer Bazaines wurde geschlagen am 14. August bei Eo-lombey - Nonilly, am 16. August zwischen Mars-la-Tour und Vionville, am 18. August bei Gravelotte und Saint-Privat. Die genannten Schlachtorte liegen in der Umgebung von Metz. Bazaine mußte sich nach Metz zurückziehen. Prinz Friedrich Karl belagerte die Festung Metz.
Sieger in der Schlacht bei Colombey war General von Steinmetz, bei Mars-la-Tour siegte Prinz-Friedrich Karl, in der Schlacht bei Gravelotte führte König Wilhelm selbst den Oberbefehl.
Unterdessen hatte Marschall Mac Mahon bei Chalons an der Marne ein neues Heer gesammelt, mit dem er nach dem Willen der französischen Kriegsleitung Bazaine zu Hilfe kommen sollte. Er versuchte in nordöstlicher Richtung auf weitem Umwege Metz zu erreichen. Die deutsche Heeresleitung erhielt rechtzeitig Kunde von der Absicht Mac Mahons. Sie unterbrach den Marsch nach Paris und wandte sich gegen Mac Mahon. Ein Teil seines Heeres wurde am 30. August bei Beaumont erfolgreich angegriffen und am 1. September bei Sedan seine ganze Armee glorreich besiegt und kriegsgefangen gemacht. .
Die Schlacht bei Sedan. Die Stadt Seoan war vor dem Französischen Kriege wenig bekannt. Sie ist eine der zahlreichen Festungen, die sich gegen die belgische Grenze in nordwestlicher Richtung hinziehen. Durch die Stadt fließt die Maas. Sedan gegenüber, auf dem linken Maasufer, liegt das Dorf Torcy, füblich von Sedan die Dörfer Balan und Bcizeilles, westlich Donchery; eine Menge Dörfer umgibt die Stadt im Kreise. Sedan liegt im Tale, die Umgebung ist gebirgig; wir befinben uns in den Ardennen.
Bereits am 31. August 18701) waren bestimmte Nachrichten im Hauptlager des Königs von Preußen eingetroffen, daß die Armee des Marschalls Mac Mahon in bei* unmittelbaren Umgebung von Sedan versammelt sei. Deshalb würden noch in der Nacht einem Teile der beutfchen Truppen Marschbefehle erteilt, so daß sie am frühen Morgen kampfbereit waren.
Bon französischer Seite war für den 1. September keine Schlacht in Aussicht genommen; Marschall Mac Mahon hatte biesen Tag als Ruhetag für die ganze Armee bestimmt, aber die Verhältnisse brängten zum Kampfe. Schon um 4 Uhr morgens begannen die Bayern bamit bei dem Dorfe Ba-zeilles; um 6 Uhr griffen die Sachsen ein bei La Moncelle, dann die Preußen und Württembergs. Bis 4 Uhr nachmittags bauerte der Kampf, der sich um die Dörfer in der Umgebung von Seban abspielte.
Auf beutscher Seite nahmen an dem Kampfe teil: die dritte Armee unter dem Oberbefehle des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen und die Maasarmee, die von dem Heere des Prinzen Friedrich Karl abgezweigt worben war und vom Kronprinzen Albert von Sachsen befehligt würde. König Wilhelm hatte sich mit dem Großen Generalstabe auf einer Anhöhe bei dem Dorfe Fr^nois eingefunben, wo er die Bewegungen der Schlacht überblicken konnte.
!) Benutzt: Der Deutsch-Französiscke Krieg 1870—71. Redigiert von der Kriegsgeschichtlichen Abteilung des Generalstabes. I, 2.
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Extrahierte Ortsnamen: Mahon Paris Sedan Sedan Sedan Sedan Mahon Sedan Mahon Sachsen La_Moncelle
94
V. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms I
Auf französischer Seite wechselte die oberste Leitung der Schlacht zweimal. Marschall Mac Mahon war kurz vor 6 Uhr morgens von einem Granatsplitter verwundet worden und hatte dem General Ducrot den Oberbefehl übertragen. Als General Wimpfsen dies erfuhr, zeigte er dem General Ducrot eine Vollmacht des Kriegsministers, wonach ihm im Fall einer Behinderung des Marschalls die Heeresleitung übertragen sei. General Ducrot trat sie ihm ohne weiteres ab.
Gleich nach Mittag gewann General Wimpffen die Überzeugung, daß er sich mit seinem Heere in den Stellungen um Sedan herum nicht behaupten könne. Deshalb versuchte er einen Ausweg auf Carignan zu. Er setzte davon den Kaiser Napoleon in Kenntnis und bat ihn, sich an die Spitze der Truppen zu stellen, die es sich zur Ehre anrechnen würden, ihm den Weg durch das deutsche Heer zu bahnen. Der Kaiser antwortete ablehnend, weil er das vorgeschlagene Unternehmen für nutzlos hielt. Der tapfere General Marguerite suchte durch einen kühnen Reiterangriff die deutschen Linien bei dem Dorfe Jlly zu durchbrechen. Der Durchbruch mißlang, der General selbst fiel. Das französische Heer war vollständig nmziugelt von Bazeilles ab über La Moncelle, Givonne, Jlly, Saint-Menges, wie Karte 4 zeigt. Gegen 4 Uhr nachmittags befahl König Wilhelm, die Festung Sedan zu beschießen. Sobald die Flammen an einigen Stellen der Stadt emporschlugen, zogen die Franzosen die weiße Fahne auf, und die Schlacht hatte ein Ende.
König Wilhelm ließ den französischen Oberbefehlshaber zur Übergabe der Armee und der Festung auffordern. Kaiser Napoleon schickte an seinen siegreichen Gegner folgenden Brief:
„Monsieur mon frere,
N’ayant pas pu mourir au milieu de mes troupes, il ne me reste qu’ä remettre mon epee entre les mains de Votre Majeste. Je suis de votre Majeste le von frere
Sedan, le 1 sept. 1870. Napoleon.“
König Wilhelm antwortete:
„Monsieur mon frere,
En regrettant les circonstances dans lesquelles nous nous rencontrons, j’accepte l’epee de Votre Majeste, et je la prie de vouloir bien nommer un de vos officiers, muni de vos pleins pouvoirs pour traiter de la capi-tulation de l’armee, qui s’est si bravement battue sous vos ordres. De mon cöte, j’ai designe le general de Moltke ä cet esset.
Je suis de Votre Majeste le von frere
Devant Sedan, le 1er septembre 1870.1) Guillaume.“
In der Villa Bellevue (Karte) bei Donchery begannen noch am späten Abend die Kapitulationsverhandlungen. Als deutscher Bevollmächtigter hatte sich General von Moltke dorthin begeben; auf Befehl Sr. Majestät des Königs wohnte auch Graf von Bismarck der Besprechung bei. Von französischer Seite
*) Beide Briefe nach dem Faksimile und dem Abdruck S- 313* des Generalstabswerkes.
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Extrahierte Ortsnamen: Mahon Sedan La_Moncelle Saint-Menges Sedan Sedan Villa_Bellevue
7. Der Französische Krieg 1870—1871.
95
war infolge nochmals ergangener Aufforderung General Wimpffen mit mehreren Offizieren erschienen.
Schon auf dem Wege nach Donchery hatten Graf Bismarck und General von Moltke sorgfältig erwogen, inwieweit es möglich wäre, den nach tapferm Widerstand überwundenen Gegner zu schonen. Man blieb sich jedoch hierbei bewußt, daß die Franzofen eine erlittene Niederlage nicht verschmerzen würden, noch weniger aber eine gegen sie geübte Großmut.
General von Moltke forderte daher vor allem Niederlegen der Waffen und Kriegsgefangenschaft der französischen Armee. General Wimpffen erklärte hierauf, unter fo harten und die Ehre des französischen Volkes verletzenden Bedingungen den Abschluß einer Kapitulation nicht verantworten zu können; er machte den Vorschlag, man möge den Truppen das Versprechen abnehmen, in diesem Kriege nicht mehr gegen Deutschland zu dienen, und sie dann in ihre Heimat entlassen. Bei aller Geneigtheit des deutschen Bevollmächtigten, dem militärischen Gefühle des Gegners Rechnung zu tragen, stand aber die Überzeugung fest, daß es eines wirklichen Pfandes bedürfe, um das Ergebnis des errungenen Waffenerfolges im Interesse Deutschlands dauernd zu sichern. General von Moltke erklärte daher, an einer bedingungslosen Kapitulation festhalten und sie im Weigerungsfälle am nächsten Morgen mit den Waffen erzwingen zu müssen. General Wimpffen wurde ausdrücklich gestattet, die Stellungen des deutschen Heeres in Augenschein nehmen zu lassen, um sich von der Unmöglichkeit eines fernern Widerstandes zu überzeugen.
Graf von Bismarck trat den Ausführungen des Grafen Moltke bei. Den französischen Gegenvorschlag erklärte er als unannehmbar, weil sich bei den augenblicklich so unsicher» Zuständen des Landes eine neue Regierung entwickeln könne, die dann unter Nichtbeachtung des hier etwa geschlossenen Vertrages die ganze Bevölkerung zu beit Waffen rufen werde, wie dies im Jahre 1792 geschehen sei. Frankreich, das im Laufe der letzten Jahrhunderte wohl an zwanzigmal ohne triftigen Grund Deutschland den Krieg erklärt habe, werde auch diese Niederlage zu rächen suchen. Letzteres bedürfe daher sicherer Bürgschaften, um endlich im Frieden leben zu körnten.
General Wimpffen bat nunmehr um Bewilligung eines 24 ständigen Waffenstillstandes, damit er mit den übrigen französischen Generalen zu einem Kriegsrate zusammentreten könne.
General von Moltke lehnte auch dieses ab und kündigte schließlich für den Fall, daß die von ihm gestellten Bedingungen bis 9 Uhr morgens nicht angenommen wären, den Wiederbeginn des Kampfes an.
Um 1 Uhr nachts wurden die Verhandlungen abgebrochen, ohne zu einem bestimmten Ergebnisse geführt zu haben, und die französischen Bevollmächtigten begaben sich nach Sedan zurück. Da es indessen keinem Zweifel unterlag, daß die besiegte und fest umschlossene Armee sich den gestellten Bedingungen werbe fügen muffen, so würde der Wortlaut der letztem noch in der Nacht vom Großen Generalstabe des Hauptquartiers festgesetzt.
Am Morgen des 2. September hielten sich die beutscheit Truppen zur Wieberaustmhnte des Kampfes bereit; die Artillerie stanb schußfertig in ihren Stellungen. Da von französischer Seite noch immer kein Bevollmächtigter erschien, so würde ein Hauptmann nach Seban entsanbt, um dem General
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Extrahierte Personennamen: Graf_Bismarck Moltke Moltke Moltke Bismarck Moltke
Extrahierte Ortsnamen: Donchery Deutschland Deutschlands Weigerungsfälle Frankreich Deutschland Sedan
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Extrahierte Personennamen: Wilhelms Wilhelms Wilhelm
14
Verkehrsmittel.
27. Viermastiges Segelschiff mit voller Takelage. Die Segelschiffahrt auf den Ozeanen hat seit dem Aufkommen der Dampfschiffe beständig abgenommen, aber keineswegs aufgehört, und auch die Ozean-Segler werden immer größer und dauerhafter gebaut. Für den Personenverkehr kommen sie allerdings kaum mehr in Frage, jedoch in beträchtlichem Matze für den Güterverkehr. An Schnelligkeit mit den Dampfern können sie freilich nicht wetteifern, haben aber den Vorzug, daß der Betrieb viel billiger ist.
28. Moderner Schnelldampfer. Unsere großen Schiffahrtsgesellschaften, die Hamburg-Amerika-Linie und der Norddeutsche Lloyd, deren Dampfer in erster Linie den Personen- und Güterverkehr von Deutschland und zum großen Teil auch von andern europäischen Staaten nach der Neuen Welt vermitteln haben seit einer Reihe von Jahren Schnelldampfer, auf deutschen Werften erbaut, m Dienst gestellt Diese gehören zu den größten, schnellsten und schönsten Schiffen, die den Ozean durchqueren. Ohre durchschnittliche Länge beträgt über 200 m, ihre Breite reichlich 25 m und ihre Tiefe ungefähr 25 m.
Ein solches Schiff befördert einschließlich der Besatzung bis zu 3000, ja 4000 Personen.
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50
in. Preußen bis zum Tode Friedrich Wilhelms in.
verteilt werden durften. Dadurch war die Möglichkeit gegeben, mehr Kleinbauern selbständig zu machen. Freilich verkauften viele arme Leute ihren Anteil am Gemeindeland an Spekulanten. Die Regierung kann nicht vor jedem Mißbrauch der Freiheit schützen. Einen großen Aufschwung nahm die Landwirtschaft durch Albrecht Thaer. Ursprünglich Arzt in seiner Heimat Celle, widmete er sich später der Landwirtschaft, besonders der Schafzucht, schrieb eine Landwirtschaftslehre und gründete die ersten landwirtschaftlichen Schulen in Celle und bei seinem Gute Möglin im Oderbruch. Er machte die Landwirte darauf aufmerksam, daß die Felder nicht in jedem Jahre mit derselben Frucht zu besäen seien, sondern daß ein Wechsel stattfinden müsse. Seine Anregungen fanden günstige Aufnahme, und die größern Erträge der Felder stärkten seinen Einfluß. Er wurde als Vortragender Rat ins preußische Ministerium des Innern berufen und zum Generalintendanten der königlichen Schäfereien ernannt. Wie bedeutungsvoll seine Wirksamkeit sür die deutsche Landwirtschaft war, geht daraus hervor, daß ihm in Leipzig, Berlin und Celle Denkmäler errichtet wurden.
Größere Umgestaltungen erfuhren die Industrie und das Verkehrswesen.
Der Wegebau war bis zur französischen Zeit in Deutschland sehr vernachlässigt worden. Die französische Regierung hat den Bau von Landstraßen eifrig betrieben; die preußische Regierung setzte das begonnene Werk fort und erweiterte es mit großen Kosten. Der Schiffahrtsverkehr hob sich, als vom Jahre 1818 ab ein regelmäßiger Dampserverkehr auf den deutschen Flüssen eingeführt wurde. Zunächst geschah dies mit englischen Dampfschiffen; dem Engländer James Watt, der im 18. Jahrhundert lebte, gebührt das Verdienst, die Dampfmaschine so vervollkommnet zu haben, daß sie für Industrie, Schiffahrt und Eisenbahn mit Vorteil verwandt werden konnte. Nachher haben auch deutsche und französische Ingenieure an der Vervollkommnung und Vereinfachung der Dampfmaschine mit Erfolg gearbeitet.
Friedrich Krupp begründete in derselben Zeit seine berühmte Gußstahlfabrik in Essen, die unter seinem Sohne Alfred Krupp Weltruhm erlangte, nicht nur durch ihre Fabrikate, sondern durch die vorbildliche Fürsorge der Firma für die Arbeiter. Friedrich Harkort baute in der westfälischen Mark ein Kupferwalzwerk, eine Lederfabrik, eine Maschinenfabrik, eine Eisenhütte; diese industriellen Anlagen lieferten einen großen Teil der Befrachtung für die neuen Dampfschiffe. Der Schifffahrtsverkehr hob sich sehr, als Holland im Jahre 1831 die Zölle an den Mündungen des Rheins aufhob. Jahrelang hatte die preußische Regierung vergeblich Verhandlungen mit Holland wegen Aufhebung dieser Zölle geführt. Nach den Abmachungen des Wiener Kongresses sollte die Schiffahrt auf dem Rheine frei fein; aber Holland erklärte, die Rhein-
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Extrahierte Ortsnamen: Celle Oderbruch Leipzig Berlin Celle Deutschland Holland Rheins Holland Rheine Holland
1. Die Umgestaltung Preußens.
51
Mündungen wären nicht mehr der Rhein. Erst als die preußische Regierung zu Cöln den Rheinstapel errichtete, wo alle Waren umgeladen werden sollten, bequemte sich Holland zur Freigabe der Mündungsarme des Rheins. Friedrich Harkort machte sich auch um den Bau von Eisenbahnen verdient. Der Engländer George Stephenson ist der Erfinder der Lokomotive, die nach jahrelangen Versuchen 1825 eine zukunftssichere Zugkraft zeigte. In demselben Jahre wurde in England die erste Eisenbahn eröffnet, in Deutschland erst 1835 die Linie Nürnberg-Fürth, 1839 Berlin-Potsdam und Leipzig-Dresden. Die Eisenbahnglocke läutete die Sterbestunde der Postkutsche und des Schlagbaumes ein. Das Schließen der Stadttore am Abend hatte keinen Zweck mehr, als die Eisenbahn die Fahrgäste auch während der Nacht in die Städte brachte. Die mittelalterlichen Stadtmauern fielen, einzelne Tore sind als Baudenkmäler erhalten geblieben. (Fig. 25, 26, 1—3.)
Die Eisenbahn hatte anfangs viele Gegner; manche Städte wollten keinen Bahnhof haben; der ausgedehnte Stand der Fuhrleute und die Fuhrmannswirte eiferten dagegen; sogar fortschrittlich gesinnte Männer, wie der Franzose Adolphe Thiers, meinten, die Erfindung habe keine Zukunft. Es bedurfte wirklich treibender Kräfte, wie Harkort eine war, um dem Eisenbahnbau die Wege zu ebnen und die Vorurteile zu zerstreuen. Besonders machte Harkort auf die Bedeutung der Eisenbahnen im Kriegsfälle aufmerksam. Er schrieb: „Die Kunst der Feldherren neuerer Zeit besteht darin, rasch große Streitmassen nach einem Punkte zu bewegen; während ein preußisches Korps sich von Magdeburg nach Minden oder Kassel begibt, erreicht in derselben Zeit ein französisches Heer von Straßburg aus Mainz, von Metz aus Koblenz, von Brüssel aus Aachen; wir verlieren also zehn Tagemärsche, die oft einen Feldzug entscheiden. Diesen Nachteil würde die Eisenbahn heben, indem 150 Wagen eine ganze Brigade in einem Tage von Minden nach Cöln schafften, wo die Leute wohl ausgeruht mit Munition und Gepäck einträfen" ... (Sin andrer einflußreicher Förderer des Eisenbahnbaues ist David Hanse-mann, damals Inhaber einer Wollhandlung in Aachen, später Finanz-minister unter Friedrich Wilhelm Iv.
In die Zeit der ersten Eisenbahnen fällt auch die Erfindung des elektrischen Telegraphen durch die Professoren der Göttinger Universität Wilhelm Weber und Friedrich Gauß (1833).
Die preußische Regierung kam dem Aufschwung der Industrie und des Handels entgegen durch ein Werk, das gleichzeitig ein einigendes Band um die einzelnen Bundesstaaten schloß und gewissermaßen der Grundstein des Deutschen Reiches unter Preußens Führung geworden ist: das ist der Zollverein. Die Lage des Staates drängte zu dieser Gründung. Die östlichen Provinzen waren durch Hannover, Hessen-Nassau von den westlichen getrennt, eine Länderbrücke zwischen Osten und
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Extrahierte Ortsnamen: Rhein Rheinstapel Holland Rheins England Deutschland Magdeburg Kassel Mainz Koblenz Aachen Minden Aachen Hannover Hessen-Nassau
15
Die Lage Deutschlands.
(Mitteleuropäische Einheitszeit). Siehe Abb. §10 und die daneben
stehende Tabelle.
Anmerkung: Die Staaten Europas, die sich den Greenwicher Zeitzonen noch nicht an-
geschlossen haben, sondern ihre Einheitszeit nach der Zeit der Landeshauptstadt einrichten, sind
fettgedruckt. Die Ziffer in Klammern gibt an, wieviel die Uhren nach der bett. Zonenzeit zu
früh oder zu spät gehen.
Westeuropäische
Einheitszeit
Meridian von
Greenwich
Großbritan-
nien
Niederlande
Belgien
Frankreich
Portugal
(— 37 Min.)
Spanien
Die Verein. Staaten und Kanada sind in 6 Greenwicher Zeitzonen eingeteilt, für
die folgerichtig der 60., 75., 90., 105., 120. und 135.° w. v. Gr. maßgebend sind. Die Zeiten
haben besondere Namen; die des 60. Grades heißt Atlantische Einheitszeit, die des 75. die Ost»
liche Einheitszeit, die des 90. Zentral-Einheitszeit usw.
6. Der Westpunkt Deutschlands liegt unter 6°, der Ostpunkt unter
23° ö. v. Gr. Zeitunterschied also 68 Minuten. Nachrechnen: 23—6 = 17 mal
4 Minuten.
c) Die Lage Deutschlands zu den angrenzenden Meeren und
Gebirgen.
7. Deutschland hat im Norden und Süden bestimmte Natnrgrenzen; es reicht § 11
vom „Fels zum Meer", von den Alpen bis zur Nord- und Ostsee. Von größter
Wichtigkeit ist die Seegrenze (Schutz vor Feinden, Handelsmöglichkeit). Frei-
lich ist unsere Nordseeküste im ganzen für die Schiffahrt sehr ungünstig (Watten-
küste), aber Dollart und Jadebusen, Weser- und Elbmündung gestatten die Ein-
fahrt der größten Seeschiffe, so daß hier die Welthäfen Bremen und Ham-
bürg, der Kriegshafen Wilhelmshaven und der Ende der Wer Jahre außer-
ordentlich erweiterte Emdener Hafen aufblühen konnten. Zur Zeit der Hansa
war die Ostsee am wichtigsten (Grund!), heute ist es die Nordsee (Grund! Deutsch-
land heute die zweitgrößte Handelsmacht der Welt).
8. Im Osten sind die Grenzen Deutschlands ganz, im Westen zum großen Teil
„osfen". Im Westen das Belforter Tor (Burgundische Pforte) zwischen Was-
genwald und Schweizer Jura und das offene Lothringen. Nach Osten wurde die
Mitteleurop. Osteuropäische
Einheitszeit Einheitszeit
15. Grad 30. Grad
östl. von Gr. östl. von Gr.
Schweden Ruhland
Norwegen ( + I1/4 Min.)
Dänemark Rumänien
Deutschland Bulgarien
Luxemburg Ostl. Türkei
die Schweiz Ägypten
Österr.-Ung. Britisch-Süd-
Serbien afrika
Bosnien
Westl. Türkei
Italien
Griechenland
( + 35 Min.)
Kongostaat
Deutsch-Süd-
westafrika
Einheitszeit
des 12v. Grades
östl. von Gr.
(4-3 Stunden der
Greenw. Zeit)
Chiues. Küste
Westliches
Australien
Einheitszeit
des 135. Grades
östl. von Gr.
<->-9 Stunden der
Greenw. Zeit)
Japan
Südaustralien
Einheitszeit
des 15v. Grades
östl. von Gr.
(-<-10 Stundender
Greenw. Zeit)
Ostliches
Australien
Abb. § 10.
Zeitzonen.
I Westeuro-
päische,
Ii Mitteleuro-
päische,
Iii Osteuro-
päische Zeit.
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Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Europas Spanien Kanada Deutschlands Deutschlands Deutschland Ostsee Bremen Deutschlands Lothringen Schweden Ruhland
Norwegen Japan Australien Westeuro-
§ 17 Die Bewässerung Deutschlands. 20
4. Die Bewässerung Deutschlands.
17 1. Zur Wiederholung schon vorhandener Kenntnisse: Benenne in Abb. 1, §14
die eingetragenen Flüsse. Dabei sind immer auch die an dem Flusse gelegenen größeren
Städte zu nennen.
Die Seen sind in der Hauptsache aus zwei Gebiete verteilt, eins im S., eins im N. Im
S. umlagern sie den Fuß der Alpen: Bodensee 540 qkm, Chiem(kiem)fee zwischen Inn und
Salzach, 85 qkm; im N. finden sie sich in großer Zahl auf dem Baltischen Höhenzug: Spirding-
S. 118 qkm, Müritz-S. 132 qkm — größter See Norddeutschlands —, Schweriner S. 64 qkm.
2. Deutschland ist sehr reich und sehr gleichmäßig bewässert. In leicht merk-
baren Zahlen ausgedrückt beträgt die Länge des Rheins 1350, der
Elbe 1150, der Oder 950, der Weser 750 km (jedesmal 200 km weniger).
Am wichtigsten sind die in die Nordsee mündenden Ströme. Sie
verbinden den größten und industriereichsten Teil Deutschlands mit dem Meere,
und ihre Mündungen liegen dem Atlantischen Ozean näher. Auch sind sie wasser-
reicher und länger eisfrei (Grund I). Ihre Mündung ist von der Flut zur Trichter-
form ausgespült worden, während die Ostsee vor den Mündungen der Flüsse
Sandbarren zusammenspült, so daß alle in Haffe münden.
3. Die schiffbaren Wasserstraßen Teutschlands sind so lang wie ein Drittel
Erdumfang (nämlich 14 000 km, davon 2000 km Kanäle).
4. Der Rhein ist die verkehrsreichste Wasserstraße Europas. Der deutsche Wasser-
straßenverkehr vollzieht sich zu 40% auf dem Rhein, zu 25% auf der Elbe. Worunter
leidet die Schiffahrt im Hochsommer (Ausnahme Rhein), worunter im Winter,
namentlich im Osten? Im Rhein mußten bei Bingen und an anderen Stellen
Felssprengungen vorgenommen werden.
18 5. Mit seinen 2000 km Kanälen steht Deutschland hinter anderen Ländern zurück.
(Frankreich hat 5000, England 6000 km; ein Teil davon ist allerdings in beiden
Ländern veraltet.) Wie kommt's, daß die meisten Kanäle Deutschlands'in Nord-
dentschland gebaut wurden? Am dichtesten ist das Netz in Brandenburg, wo viele
alte (Ur-) Täler die Kanalanlagen begünstigten. Berlin, das in der Mitte dieses
märkischen Kanalnetzes liegt, ist der zweitwichtigste Binnenhafen Deutschlands
(1. Rnhrort-Duisburg, 2. Berlin, 3. Hamburg, 4. Mannheim). Sprich nach der
Atlaskarte über folgende Kanäle:
Bromberger Kanal, 1 in tief.
Dortmund-Ems-Kanal, 21/2 m.
Elb-Trave-Kanal, 2v2 m.
Ems-Jade-Kanal,2m (Emden-Wilhelmshaven).
Finow-Kanal, 2 m.
Hunte-Ems-Kanal, H/a m-
Kaiser Wilhelm-Kanal, 9 (11) m.
Klodnitz-Kanal, l1 /2 m (von der Oder ins
Oberschlesische Kohlengebiet).
Ludwigskanal, l1 /2 m.
Masurischer Kanal, 1^/z m (durch Spirding-
und Mauer-See).
Oberläudischer Kanal, 11/i m.
Oder-Spree-Kanal, 2 m (benutzt zunächst z. T,
den alten Friedrich-Wilhelm-Kanal und geht
dann weiter bis Köpenick).
Planer Kanal, 2 m.
Rhein-Rhone-Kanal, l1/2 m.
Rhein-Marne-Kanal, V-/2 m.
Saar-Kohlenkanal, 2 m (führt vom Rhein-
Marne-Kanal ins Saarkohlengebiet).
Teltow-Kanal, 2v2 m (führt südlich von Ber-
lin von der Spree zur Havel, etwa von
Köpenick bis Potsdam. — Welche 3 Kanäle
bilden also zusammen die kürzeste Ver-
bindnng zwischen Oder und Elbe?).
Im Bau begriffen sind die westliche Hälfte (bis Hannover) des Mittellandkanals und
der Seekanal Berlin-Stettin.
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121 Schleswig-Holstein. ___§ 79
Nach einer Aufnahme von A. Sievert-Kiel.
Abb. 1, § 79. Die neue Hochbrücke bei Holtenau (im Bau).
Die Brücke wurde von beiden Ufern aus freischwebend, also ohne Gerüst, vorgeschoben.
Das Bild zeigt die Brücke kurz vor dem Zusammenschluß der beiden Hälften.
Abb. 2, § 79. Bau des Kaiser Wilhelm-Kanals (Baggerarbeit).
Wir sehen 2 Trockenbagger, einen rechts auf der alten Oberfläche, den andern eine Stufe
tiefer auf dem Grunde des von dem ersten geschaffenen breiten Bettes. Die Eimer (vergleiche
die weißen Flecke bei den Baggern!) laufen an einer Kette ohne Ende, kratzen sich an der
Schrägnng ihr Teil Erde ab und schütten es oben, selbsttätig in bereitstehende Eisenbahnwagen.
TM Hauptwörter (50): [T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer]]
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Extrahierte Personennamen: A._Sievert-Kiel
Extrahierte Ortsnamen: Schleswig-Holstein Holtenau