147
Rokokozeit; leicht und phantastisch sind seine Holzmalereien, ge-schineidige Herren und kokette Damen mit schelmischen Gesichtern, zurck-gestrichenen Haaren und kleinen zierlichen Gesichtern wei er bei lndliche Festen in herrlicher Weise zu schildern. (Schferbilder.)
In Deutschland gab es keinen Maler, der auch nur annhernd den Ruhm Schlters erreichte. Berechtigtes Aussehen erregte Anton Grass als tchtiger Portrtmaler; zu etiler volkstmlichen Bedeutung brachte es Dauiel Chodowiecki, dessen gesunde Auffassung und dessen srischer und treuherziger Humor ihn zu dem berhmtesten Jllustra-tor der gleichzeitigen schnen Literatur (Lessings Minna von Barnhelm," Basedows Elementarwerk") machten. Raphael Mengs und Angelika Kaussmann gehren der deutschen Knstlerkolonie in Italien an, die den Glanben an die Heimat verloren hatte und der Meinung war, die deutsche Kunst msse erst auf italienischem Boden nach klassischen Mustern geschaffen werden.
4. Das Kunsthandwerk.
Die verschiedenen Kunstrichtungen, die vornehmlich eine prunkvolle Ausstattung der Wohn- und Gesellschaftsrume erstrebten, gaben dem Kunsthandwerk eine mannigfaltige und reiche.beschftigung, stellten aber
Hisch im Aokokostit.
auch an seine Leistungsfhigkeit die hchsten Anforderungen. Mit groem Fleie und einem richtigen Verstndnis haben sich die Handwerker in die einzelnen Stilarten eingearbeitet und mit einer bewundernswerten Meisterschaft die oft schwierigen Auftrge ausgefhrt; Tischler, Eisen-schmiede und Glasschleifer leisteten wirklich Groes, während die Gold-schmiedekuust verfiel.
10*
TM Hauptwörter (50): [T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
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Felbiger, und betrt verdienstvollen Ferdinand Kindermann, dem spteren Bischof von Leitmeritz. Knnst und Wissenschaft war sie eine verstndige und warme Frderin; Wien wurde der Sammelplatz tchtiger Gelehrten und der berhmtesten Komponisten lheydn, Gluck, Mozart, Beethoven) jener Zeit; das Wiener Theater geno ein hohes Ansehen. Nicht minder sorgte die groe Frstin fr di? Belebung der Industrie und fr die Hebung von Handel und Verkehr. In Wien wurde eine Porzellan-sabrik gegrndet, bhmische Leinwand und Brnner Tuche waren weit der die Grenzen sterreichs bekannt und gesucht. Wien entwickelte sich zu einer Industriestadt, neue Wasser- und Landwege wurden angelegt, und sterreichi-sche Handelsschiffe brachten die reichen Erzeugnisse des heimischen Gewerbe-Fleies nach Kleinasien und den Hfen Indiens.
3. Maria Theresias letzte Lebensjahre. Der pltzliche Tod ihres Gemahls, des Kaisers Franz L, erschtterte die sonst so starke Frau so sehr, da sie bis zum Ende ihres Lebens die Trauerkleider nicht wieder ablegte. Zum Mitregenten in den sterreichischen Lndern ernannte sie ihren Sohn, den spteren Kaiser Joseph Ii.
Ihr Lebensabend wurde noch getrbt durch die erste Teilung Polens, an der sie sich nur blutigen Herzens beteiligte, und durch den Bayerischen Erbfolgekrieg, deffen schnelle Beendigung ihrem entschiedenen Eingreifen zu verdanken ist; schon bald darauf starb sie. Zu dir, zu dir, ich komme, Gott, nimm meine Seele auf!" waren ihre letzten Worte.
Mit Maria Theresia schied eine der edelsten Frauen aus dem Leben, die jemals die Krone getragen haben. Von ihren Untertanen wurde sie wie eine Mutter geliebt, ihren Feinden flte sie Bewunderung ein, und wegen ihrer Sittenreinheit, ihres herzlichen Familienlebens und ihrer edlen weiblichen Tugenden wurde sie geachtet von arm und reich, von hoch und niedrig. In Wien ist ihr in neuerer Zeit ein von der Meisterhand Zumbusch' geschaffenes, herrliches Denkmal gesetzt worden.
Kart Vii. und Kranz I.
Nach dem Tode Karls Vi. (S. 84) wurde Karl Albrecht von Bayern Kaiser. Whrend er sich zu Frankfurt a. M. mit vielem Pomp als Karl Vii. krnen lie, verlor er die Krone seines eigenen Landes; denn als in Frankfurt die Krnungsfeierlichkeiten stattfanden, besetzten die sterreicher Mnchen, wo sich Maria Theresia huldigen lie. Ihm folgte nach kurzer Negierungszeit der Kaiser Franz I., der Gemahl Maria Theresias.
Die glnzenden Eigenschaften seiner Gemahlin stellten den einfachen und bescheidenen Fürsten zu sehr in Schatten. Die Krone war ihm eine Brde, und in den zwanzig Jahren, die er regierte, hat er nichts Nennens-wertes fr das Wohl des Deutschen Reiches getan; die Herrschaft in den sterreichischen Lndern fhrte Maria Theresia durchaus selbstherrlich. Bei seinen immerhin guten Geistesgaben und seinen nicht unbedeutenden Kennt-nissen aus dem Gebiete des Kriegs- und Finanzwesens htte er einen kleinen Staat glcklich machen knnen; aber fr die Gre und die verwickelten Ver-Brockmann. Lehrbuch der Geschichte Iii. o
TM Hauptwörter (50): [T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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TM Hauptwörter (200): [T150: [Maria König Theresia Kaiser Franz Karl Friedrich Joseph Frankreich Sohn], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T82: [Musik Stadt Hof Zeit Theater Fest Leben Leute Herr Art], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand]]
Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Kindermann Ferdinand Gluck Mozart Beethoven Maria_Theresias Maria Theresias Franz_L Franz Joseph_Ii Maria_Theresia Maria Theresia Karls Karl_Albrecht_von_Bayern_Kaiser Karl Albrecht Karl_Vii Karl Maria_Theresia Maria Theresia Franz_I. Franz_I. Maria_Theresias Maria Theresias Maria_Theresia Maria Theresia
Extrahierte Ortsnamen: Leitmeritz Wien Wien Wien Kleinasien Indiens Polens Wien Karls Frankfurt Frankfurt
139
aus Holland herbei und übernahmen die Anführung eines
Theiles des Bundesheeres. So befand man sich denn am Ende
des Jahres 1625 wieder an die Stelle zurückgesetzt, in der
man sich bei dem Anfänge des Krieges in Böhmen befand;
nur war jetzt das nördliche Deutschland der Schauplatz
eines Krieges der Reichsgewalt gegen aufrührerische, mit dem
Auslande verbündete Reichstände, — eines Krieges, von wel-
chem man in Deutschland, von welchem man bis dahin in
ganz Europa kaum ein ähnliches Beispiel hatte.
Wallcnsiein. — Es schien fast, als wäre das Glück an
Ferdinands Thron gefesselt; denn bei der neuen Gefahr zeigte
sich ihm auch wieder neue Hülfe. Es trat jetzt einer seiner
Offiziere vor ihn, mit dem überraschenden Anerbieten, ihm
ein Heer zu verschaffen, ohne daß es ihm das Geringste kosten
sollte. Dieser Mann hieß Albrecht von Wallen st ein
(eigentlich Wald st ein). Er war aus einem freiheitlichen
Geschlechte von lutherischen Eltern zu Prag geboren, später
aber zur katholischen Religion zurückgekehrt. Er genoß in sei-
ner Jugend einer vielseitigen Bildung. Bald nach seinem Ab-
gänge von der Universität Altdorf in Bayern durchreisete er
Holland, England, Frankreich und Italien. Zu Padua zog
ihn besonders der dort ertheilte Unterricht in der Astrologie
oder Sterndeuterei an; denn es herrschte damals der Aber-
glaube, man könne aus dem Stande der Sterne die künftigen
Schicksale der Menschen erkennen. Hier war cs, wo ihm der
Sterndeuter Seni die Versicherung gab, in den Sternen ge-
lesen zu haben, Wallenstein sei zu hohen Ehren bestimmt. Seit
der Zeit war Seni sein trautester Freund, und Ehrgeiz seine
heftigste, ja fast einzige Leidenschaft. Die Bürgschaft in seiner-
eigenen Brust, zu etwas Außerordentlichem bestimmt zu sein,
schienen ihm von nun an auch die Sterne, welche er in nächt-
licher Stille beobachtete, zu bestätigen.
Mit hohen Entwürfen in der Seele kehrte er in sein
Vaterland zurück und nahm beim kaiserlichen Heere Dienste.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinands Albrecht
Extrahierte Ortsnamen: Holland Deutschland Deutschland Europa Bayern Holland England Frankreich Italien Padua
300
einen der größten Staatsmänner damaliger Zeit, der durch
Schriften voll Kühnheit und Feuer seine Landsleute fortwäh-
rend für die Sache der Freiheit begeisterte, nach Frankreich
geschickt und durch ihn ein Bündniß mit Ludwig Xvi. im
Jahre 1778*) glücklich zu Stande gebracht. Im Jahre 1779
trat Spanien, und das Jahr darauf auch Holland dem Bunde
alle Freistunden und oft selbst einen Theil der Nacht dem Lesen nützlicher
Bücher. Bald verfertigte er selbst kleine Aussätze für das Volk, die all»
gemeinen Beifall fanden. Hierdurch aufgemuntert setzte er seine schrift-
stellerischen Arbeiten fort, legte nachher eine eigene Buchdruckerei an und
gab eine Zeitung heraus, die mit allgemeinem Beifalle ausgenommen
wurde. Durch tiefes Nachdenken und gründliches Forschen erfand er
1777 den Blitzableiter, wodurch sein Name in ganz.europa be-
rühmt wurde. England beeiferte sich, diesen merkwürdigen Mann für
sich zu gewinnen, und ernannte ihn zum General-Postmeister aller eng-
lisch-nordamerikanischen Kolonien; allein dieser mit ansehnlichen Ein-
fünften verbundene Posten bestach ihn nicht zum Nachtheile der Wahr-
heit und der gerechten Sache seines Vaterlandes. Bei dem Ausbruche
der Mißhelligkeitcn zwischen England und Amerika reifete er selbst nach
London und vertheidigte hier die Rechte seines Vaterlandes mit eben so
großer Einsicht als Freimüthigkeit. Als er im Jahre 1778 wegen Ab-
schließung des Bündnisses mit Frankreich nach Paris kam, gcricth die
ganze Stadt in freudige Bewegung; Jeder wollte den berühmten Ame-
rikaner sehen. Er erlebte den Tag der Freiheit noch, den sein und sei-
nes Freundes Washington unermüdetes Wirken herbeigeführt hatte. Als
Erfinder des Blitzableiters und Befreier des Vaterlandes ward er bei
seiner Aufnahme in die französische Akademie von dem gelehrten d'alem-
bert mit dein eben so schönen als wahren Verse Virgil's bewillkomm-
net: „Eripuit coelo fulmen, sceptrumque tyrannis!“ d. i. „Dem Himmel
entriß er den Blitz, den Tyrannen das Scepter." Er starb, allgemein
verehrt und bewundert, 1790, in seinem vier und achtzigsten Jahre.
Merkwürdig ist noch die Grabschrift, die er sich selbst setzte: „Hier liegt
der Leib Benjamin Franklin's, eines Buchdruckers, als Speise für die
Würmer, gleich dem Deckel eines alten Buches, aus welchem der Inhalt
herausgcnommcn, und welches seiner Inschrift und Vergoldung beraubt
ist. Doch wird das Werk selbst nicht verloren sein, sondern einst wieder
erscheinen in einer neuen, schöneren Ausgabe, durchgesehen und verbe>-
sert von dem Verfasser."
*) In demselben Jahre brach der bayerische Erbfolgekrieg aus.
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Extrahierte Personennamen: Ludwig_Xvi Ludwig Benjamin_Franklin's
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Spanien Holland England England Amerika London Frankreich Paris
lichkeit in hohem Ansehen stand. Er war der Sohn eines un-
bemittelten Bergmannes, zu Eisleben am 10. November 1483
geboren. Nachdem er zuerst das Gymnasium zu Magdeburg,
dann zu Eisenach besucht hatte, bezog er, achtzehn Jahre alt,
die damalige Universität Erfurt, um sich nach dem Wunsche
seiner Eltern der Rechtswissenschaft zu widmen. Allein diese
entsprach des Jünglings Neigung nicht. Er widmete sich lieber
mit allem Eifer dem Studium der Theologie oder Religions-
wissenschaft, und ließ sich in das dortige Augustinerklofter auf-
nehmen. Das einförmige, abgeschlossene Leben aber machte ihn
bald trübsinnig und schwermüthig; eine schwächliche Gesundheit
erhöhte die Reizbarkeit seines Gemüthes. Dazu war seine
Seele durch vielfache Zweifel beängstigt, so daß er selbst das
Mitleid seiner Ordensbrüder erregte. Aus dieser drückenden
Lage befreite ihn endlich der Vorgesetzte seines Ordens, Doctor
Staupitz, der dem jungen Augustiner einen angemesseneren
Wirkungskreis eröffnete. Auf seine Empfehlung wurde er im
Jahre 1502 von dem Kurfürsten von Sachsen, Friedrich
dem Weisen, nach seiner neu gestifteten Universität Witten-
berg berufen. Freudig folgte er diesem Rufe, trat nun in das
Kloster zu Wittenberg und übernahm eine Lehrstelle in der
Philosophie. Zehn Jahre später vertauschte er diese nach dem
Wunsche seines Fürsten mit einer Lehrstelle in der Theologie
und übernahm zugleich das Predigtamt in der Schloßkirche.
Beide Aemter boten ihm eine schickliche Gelegenheit dar, mit
offener Freimüthigkeit die Mißbräuche zu rügen, die damals mit
dem Ablasse getrieben wurden. Seine Predigten regten mächtig
das Volk auf. Der Zudrang zu denselben war um so größer,
je kühner und ungewöhnlicher sie waren. Es kamen Gegen-
stände zur Sprache, von denen das Volk selbst Zeuge war,
und die jeder Vernünftige schon längst im Stillen mißbilliget
hatte. Denn eben jetzt trieben Tetzel und seine Genossen ihr
Unwesen mit dem Ablässe in der Gegend von Wittenberg.
Es war am Allerheiligenabend (am 31. Oktober) des
Jahres 1517, als Luther fünf und neunzig in lateinischer
Welter's Wcltgesch. Hi. 16. Aufl. 3
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Extrahierte Personennamen: Friedrich
dem_Weisen Friedrich
248
Franklin, *) einem der größten Staatsmänner damaliger Zeit,
der durch Schriften voll Kühnheit und Feuer seine Landsleute
fortwährend für die Sache der Freiheit begeisterte, nach Frankreich
*) Er war der Sohn eines Seifensieders, zu Boston 1706 geboren.
Bei einem seiner Brüder erlernte er die Buchdruckerkunst, wid-
mete aber alle Freistunden, und oft selbst einen Theil der Nacht,
dem Lesen nützlicher Bücher. Bald verfertigte er selbst kleine
Aufsätze für das Volk, die allgemeinen Beifall fanden. Hiedurch
aufgemuntert setzte er seine schriftstellerischen Arbeiten fort, legte
nachher eine eigene Buchdruckerei an und gab eine Zeitung heraus,
die mit allgemeinem Beifalls ausgenommen wurde. Durch tiefes
Nachdenken und gründliches Forschen erfand er 1749 den Blitz-
ableiter, wodurch sein Name in ganz Europa berühmt wurde.
England beeiferte sich jetzt, diesen merkwürdigen Mann für sich
zu gewinnen, und ernannte ihn zum General-Postmeister aller
englisch-nordamerikanischen Kolonien; allein dieser mit ansehnli-
chen Einkünften verbundene Posten bestach ihn nicht zum Nach-
theile der Wahrheit und der gerechten Sache seines Vaterlandes.
Bei dem Ausbruche der Mißhelligkeit zwischen England und
Amerika reisete er selbst nach London und vertheidigte hier die
Rechte seines Vaterlandes mit eben so großer Weisheit als Frei-
müthigkeit. Als er im Jahre 1778 wegen Abschließung des Bünd-
nisses mit Frankreich nach Paris kam, gerieth die ganze Stadt
in freudige Bewegung; Jeder wollte den berühmten Amerikaner
sehen. Er erlebte den Tag der Freiheit noch, den sein und seines
Freundes Washington unermüdetes Wirken herbeigeführt hatte.
Als Erfinder des Blitzableiters und Befreier des Vaterlandes
ward er bei seiner Aufnahme in die französische Akademie von
dem gelehrten d'alambert mit dem eben so schönen als wahren
Vers bewillkommnet: „Eripuit coelo fulruen , sceptrumque
tjrannis,“ d. i. „Dem Himmel entriß er den Blitz, den Tyran-
nen das Scepter." Er starb, allgemein verehrt und bewundert,
179t), in seinem vier und achtzigsten Jahre. Merkwürdig ist
noch die Grabschrift, die er sich selbst setzte: „Hier liegt der Leib
Benjamin Franklin's, eines Buchdruckers, als Speise für die
Würmer, gleich dem Deckel eines alten Buches, aus welchem der
Inhalt herausgenommen, und der seiner Inschrift und Vergol-
dung beraubt ist. Doch wird das Werk selbst nicht verloren sein,
sondern einst wieder erscheinen in einer neuen, schöneren Aus-
gabe, durchgesehen und verbessert von dem Verfasser."
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Extrahierte Personennamen: Franklin Benjamin_Franklin's
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Boston Europa England England Amerika London Frankreich Paris Washington
41
denkend- Mensch an die Existenz der Begriffe glaube, dch diese also im Menschengeiste wohnten, Platon ging einen b^eutsamen Schritt weiter und lehrte, da die Begriff- nicht im M-nscheng-.st- sond-rn unabhngig davon vorhanden seien, und zwar als rem geistige Personen, die nach Art der christlichen Engel in -in-r Art Himmel em besonderes Dasein fhrten. Diese nannte er Ideen. Es gibt nun soviel 3been, als es Begriff- gibt; sie stehen alle unter der hchsten Nee, der Idee des Guten ober Gottes. Gott ist aber nicht klotz Herr der Ideenwelt, sondern auch der Weltbildner, berhaupt die Ursache aller Ursachen, und er steht auch fortwhrend zu unserer Welt in Beziehung, indem er allem die Existenz und die Erkennbarkeit verleiht.
Der Mensch nach Platon. Der Mensch hat drei Seelen: den vovg oder die erkennende Seele, den Sv^iog oder die mutige Seele und die ircuhj/Lua oder die begehrliche Seele. Der vovg ist der Lenker des Wagens, der von den zwei Rossen ^6g und gezogen
wird: der Svfig ist edel und fgsam, die imv[ua dagegen ist strrisch und reibt den Seelenwagen gar leicht zum Irdi,chen hm, also m einen irdischen Krper hinein, in dem die drei Seelen dann wie m emem Grabe leben: tf/ua xpvv\g. Die Seele hat also schon m der
Ideenwelt gelebt (Prexistenz) und durchlebt viele ^orper wanderung), bis sie vollstndig gelutert m ?bejrei^
darf - In der irdischen Luterungszeit mutz die Seele darauf bedacht sein, die Ideenwelt, in der sie frher gelebt hat, mglichst wieder m sich aufzufrischen: die Wiedererinnerung ist das einzig wahre Wissen, und dieses Wissen beeinflut ohne weiteres auch das Handeln des Menschen, hat also ein tugendhaftes Leben zur unmittelbaren <yolge.
50. Aristoteles und die peripatetiker.
Das Leben des Aristoteles (384-322) Aristoteles war geboren in Stageira auf der Chalkidike, weshalb er der ^tagirite hei . Mit 13 Iahren kam er nach Athen, wo er volle 20 3ahre mit ^latmi und der Akademie in Beziehung blieb bis zum Tode desp^on (34 ), zuerst als sein Schler, dann als sein Nebenbuhler. Nicht lange nach Piatons Tode wurde er von Philipp, dem Könige von Makedonien, mit der Erziehung des 13-jhrigen Alexander betraut. Als Alexander gegen das Perserreich aufbrach (334), zog Aristoteles zum zweitenmal nach Athen, wo er bis zum Tode Alexanders blieb. In dieser Zeit stellte er der Akademie ein eigenes philosophisches System entgegen, das er im Lykeion-Parke seinen Schlern vermittelte^ seine Lehre und Schule wurde die peripatetische genannt, sei es von den Laubgangen (6 nzqlnaxog) des Parkes, sei es, weil er lustwandelnd lehrte. Die Philosophie betrieb er als Hauptstudium? daneben gab er sich in ausgedehntem Matze auch anderen wissenschaftlichen Forschungen hin, bei denen ihn sein kniglicher Zgling ln wahrhaft frstlicher Weise untersttzte. Beim Tode Alexanders nutzte er, der ssia angeklagt, nach Chalkis auf Euboia flchten, wo er schon im folgenden Jahre 322 starb (in demselben Jahre wie Demosthenes).
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T31: [Athen Athener Spartaner Flotte Perser Stadt Sparta Krieg Schlacht Griechenland], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium]]
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Extrahierte Personennamen: Aristoteles Philipp Philipp Alexander Alexander Alexander Alexander Aristoteles Alexanders Alexanders Alexanders
— 231 —
Die Kolonien im Bunde mit auswärtigen Mächten. Der Congreß hatte den berühmten Benjamin Franklin*), einen der größten Staatsmänner damaliger Zeit, der durch Schriften voll Kühnheit und Feuer seine Landsleute fortwährend für die Sache der Freiheit begeisterte, nach Frankreich geschickt und durch ihn ein Bünd-niß mit Ludwig Xvi. im Jahre 1778**) glücklich zu Stande gebracht. Im Jahre I779*trat Spanien, und das Jahr barauf auch Hollanb dem Bunbe gegen England bei, bessen Herrschaft auf dem Meere schon längst die Eifersucht der übrigen seefahrenben Nationen erregt hatte. Jetzt
*) Er war der Sohn eines Seifensieders, ru Boston 1706 geboren. Bei einem seiner Brüder erlernte er die Buchdruckerkunst, widmete aber alle Freistunden und oft selbst einen Theil der Nacht dem Lesen nützlicher Bücher. Bald verfertigte er selbst kleine Aufsätze für das Volk, die allgemeinen Beifall fanden. Hierdurch aufgemuntert setzte er seine schriftstellerischen Arbeiten fort, legte nachher eine eigene Buchdruckerei an und gab eine Zeitung heraus, die mit allgemeinem Beifalle aufgenommen wurde. Durch tiefes Nachdenken und gründliches Forschen erfand er 1777 den Blitzableiter, wodurch sein Name in ganz Europa berühmt wurde. England beeiferte sich, diesen merkwürdigen Mann für sich zu gewinnen und ernannte ihn zum General-Postmeister aller englisch-nordamerikanischen Kolonien; allein dieser mit ansehnlichen Einkünften versehene Posten bestach ihn nicht zum Nachtheile der Wahrheit und der gerechten Sache seines Vaterlandes. Bei dem Ausbruche der Mißhelligkeiten zwischen England und Amerika reifete er selbst nach London und vertheidigte hier die Rechte seines Vaterlandes mit eben so großer Einsicht als Freimüthigkeit. Als er im Jahre 1778 wegen Abschließung des Bündnisses mit Frankreich nach Paris kam, gerieth die ganze Stadt in freudige Bewegung; Jeder wollte den berühmten Amerikaner sehen. Er erlebte den Tag der Freiheit noch, den sein und seines Freundes Washington unermüdetes Wirken herbeigeführt hatte. Als Erfinder des Blitzableiters und Befreier des Vaterlandes ward er' bei seiner Aufnahme in die französische Akademie von dem Gelehrten d'alembert mit dem eben so schönen als wahren Verse bewillkommnet: „Eripnit coelo fulmen, sceptrumque tyrannis!“ d. i. „Dem Himmel
entriß er den Blitz, den Tyrannen das Scepter." Er starb, allgemein verehrt und bewundert, 1790, in seinem vier und achtzigsten Jahre. Merkwürdig ist noch die Grabschrift, die er selbst entworfen hatte: „Hier liegt der Leib Benjamin Franklin's, eines Buchdruckers, als Speise für die Würmer, gleich dem Deckel eines alten Buches, aus welchem der Inhalt herausgenommen, und welches seiner Inschrift und Vergoldung beraubt ist. Doch wird das Werk selbst nicht verloren sein, sondern einst wieder erscheinen in einer neuen, schöneren Ausgabe, durchgesehen und verbessert von. dem Verfasser."
**) In demselben Jahre brach der bayerische Erbfolgekrieg aus.
TM Hauptwörter (50): [T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T1: [Geschichte Dichter Zeit Buch Werk Jahr Gedicht Nr. Bild Geographie], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T74: [Frankreich England Spanien Krieg Frieden Rußland Italien Holland Preußen Deutschland], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
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Extrahierte Personennamen: Benjamin_Franklin* Ludwig_Xvi Ludwig Benjamin_Franklin's
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Spanien England Boston Europa England England Amerika London Frankreich Paris Washington
Einer den Muth habe, gegen den vorkommenden Mißbrauch öffentlich aufzutreten, alle Mißvergnügten sogleich seine Partei ergreifen würden.
Luther (1517). — Damals lebte als Lehrer an der Hochschule zu Wittenberg der Augustinermönch Martin Luther, der wegen seiner großen Gelehrsamkeit und unbescholtenen Sittlichkeit in hohem Ansehen stand. Er war der Sohn eines unbemittelten Bergmannes, zu Eisleben am 10. November 1483 geboren. Nachdem er zuerst das Gymnasium zu Magdeburg, dann zu Eisenach besucht hatte, bezog er, achtzehn Jahre alt, die damalige Universität Erfurt, um sich nach dem Wunsche seiner Eltern der Rechtswissenschaft zu widmen. Allein diese entsprach des Jünglings Neigung nicht. Er widmete sich lieber mit allem Eifer dem Studium der Theologie oder Religionswissenschaft und ließ sich in das dortige Augustinerkloster aufnehmen. Das einförmige, abgeschloffene ^ Leben aber machte ihn bald trübsinnig und schwermüthig; eine schwäch-»z^Jiche Gesundheit erhöhte die Reizbarkeit seines Gemüthes. Dazu war v .^y seine Seele durch vielfache Zweifel beängstigt, so daß er selbst das Mitleid seiner Ordensbrüder erregte. Aus dieser drückenden Lage be-sreiete ihn endlich der Vorgesetzte seines Ordens, Doctor Staupitz, der dem regen emporstrebenden Geiste des jungen Augustiners einen angemesseneren Wirkungskreis eröffnete. Auf seine Empfehlung wurde er im Jahre 1508 von dem Kurfürsten von Sachsen, Friedrich dem jytcr Weisen, an seine neu gestiftete Universität Wittenberg berufen. fl, Lr Freudig folgte er diesem Rufe, trat nun in das Kloster zu Wittenberg wiv und übernahm eine Lehrstelle in der Philosophie. Zehn Jahre später vertauschte er diese nach dem Wunsche seines Fürsten mit einer Lehrstelle in der Theologie und übernahm zugleich das Predigtamt in der Schloßkirche. Beide Aemter boten ihm eine schickliche Gelegenheit dar, mit Freimüthigkeit mancherlei Mißbräuche zu rügen, die sich in die Kirche eingeschlichen hatten. Seine Predigten regte mächtig das Volk auf. Der Zndrang zu denselben war um so größer, je kühner und ungewöhnlicher sie waren. Es kamen Gegenstände zur Sprache, von denen das Volk täglich selbst Zeuge war, und die jeder Vernünftige schon längst im Stillen mißbilliget hatte. Auch trieben eben jetzt Tetzel und seine Genossen das Geschäft der Verkündigung des Ablasses in der Gegend von Wittenberg.
Es war am Allerheiligenabend (am 31. Oktober) des Jahres 1517, als Luther fünf und neunzig in lateinischer Sprache geschriebene Theses
TM Hauptwörter (50): [T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg]]
TM Hauptwörter (100): [T90: [Luther Kirche Lehre Schrift Wittenberg Papst Kaiser Reformation Jahr Konzil], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Muth Martin_Luther Friedrich Friedrich
Politische Ereignisse in der zweiten Hlste der Regierungszeit Friedrichs d. r. 73
noch mglich war. Denn die gewaltsame Staatsumwlzung, die tu Frankreich bereits begonnen hatte, erschtterte bald die schon morschen Gruud-festen des ehrwrdigen rmischen Reichs deutscher Nation. Leopolds Il Nachfolger Franz Il (17921806) war der letzte Trger der ihres Glanzes lngst beraubten Kaiserkrone.
56. Kulturzuftnde in Deutschland während der Zeit des frftlichen Hbfolutismus. Whrend des Reiches Oberhaupt, wie der Hofleben. Gang der Geschichte bewies, gegenber der Souvernitt der Reichssrsteu fast alle Gewalt eingebt hatte, der stndige stndische Regens-brg er Reichstag seinen Beschlssen keine Geltung verschaffen konnte, das Reichskammergericht zu Wetzlar trotz aller Anstrengungen die Berge von Prozessen nicht abzutragen vermochte, bten die kleinen Potentaten ihre Herrschergewalt gegen ihre Untertanen mit vollster berzeugung un-beschrnkten Herrscherrechtes. Die Mittel fr die kostspieligen Launen des Landesvaters, fr Lustschlsser, die Sttten der endlosen Vergngungen und lockerer Sitten, fr Theater, Opern, Hetzjagden, Leibgarden und Heere", denn es gab auch kleine Soldatennarren" muten die Landeskinder liefern. An den Hfen mancher geistlichen Herren ging es nicht viel besser zu, als an den Residenzen ihrer weltlichen Standes-genossen. Doch war es in den geistlichen Frstentmern fr das Volk vorteilhaft, da die geistlichen Gter reich waren und die Inhaber wechselten. Im allgemeinen war das Sprichwort Unterm Krummstab ist gut wohnen"
noch berechtigt. Manche Landesherren und zwar gerade geistlichen Standes regierten als wahre Wohltter ihres Volkes, andre wie Tyrannen. Mehrere verkauften ihre Landeskinder als Soldaten an England. Segensreich Schn-wirkte als Minister und Generalvikar des Frstbistums Mnster besonders ^eben^ sr die Erziehung und Bildung der Jugeud der Freiherr Friedrich Wilhelm Franz von Frstenberg, der den vortrefflichen Pdagogen Overberg berief (1783). Ihr hoher Geist durchwehte auch den Kreis der edeln Frstin Gallitzin, eine kleine Gesellschaft auserlesener, ernster Denker. Berhmter ward (seit 1775) Weimars Musenhof, dessen Mittelpunkt die Herzogin Literatur. Amalie, deffen Apollo Goethe war. Erst in der berschumenden Jugend-kraft des Freuudespaares Goethe und Karl August, Herzogs von Sachsen-Weimar, ein Bild der Sturm- und Drangperiode der Literatur, bot er spter den Anblick eines der ruhigen, klaren Schnheit geweihten an-tiken Tempelgebietes, in welchem vornehmlich zwei Gttergestalten, Dios-kuren der Dichtkunst, Hand in Hand wandelten. Goethe und Schiller,
aber auch andere Geister sannen und sangen, Herder, der Apostel der Humanitt", der echte Harfner der Volkspoesie, und der ehrsame und in dem Reich der Phantasie so ausgelassene Patriarch" Wieland. Das Verstndnis sr den Geist des klassischen Altertums, wie er in den an-tiken Bildwerken zum Beschauer redet, weckte in diesem Kreise wie allent-halben namentlich Winckelmanns Geschichte der Kunst des Altertums"
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Leopolds Franz_Il Franz Friedrich_Wilhelm_Franz_von_Frstenberg Friedrich Wilhelm Franz Weimars_Musenhof Amalie Apollo_Goethe Goethe Karl_August Karl August Goethe Schiller Apostel
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