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1. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 113

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
Felbiger, und betrt verdienstvollen Ferdinand Kindermann, dem spteren Bischof von Leitmeritz. Knnst und Wissenschaft war sie eine verstndige und warme Frderin; Wien wurde der Sammelplatz tchtiger Gelehrten und der berhmtesten Komponisten lheydn, Gluck, Mozart, Beethoven) jener Zeit; das Wiener Theater geno ein hohes Ansehen. Nicht minder sorgte die groe Frstin fr di? Belebung der Industrie und fr die Hebung von Handel und Verkehr. In Wien wurde eine Porzellan-sabrik gegrndet, bhmische Leinwand und Brnner Tuche waren weit der die Grenzen sterreichs bekannt und gesucht. Wien entwickelte sich zu einer Industriestadt, neue Wasser- und Landwege wurden angelegt, und sterreichi-sche Handelsschiffe brachten die reichen Erzeugnisse des heimischen Gewerbe-Fleies nach Kleinasien und den Hfen Indiens. 3. Maria Theresias letzte Lebensjahre. Der pltzliche Tod ihres Gemahls, des Kaisers Franz L, erschtterte die sonst so starke Frau so sehr, da sie bis zum Ende ihres Lebens die Trauerkleider nicht wieder ablegte. Zum Mitregenten in den sterreichischen Lndern ernannte sie ihren Sohn, den spteren Kaiser Joseph Ii. Ihr Lebensabend wurde noch getrbt durch die erste Teilung Polens, an der sie sich nur blutigen Herzens beteiligte, und durch den Bayerischen Erbfolgekrieg, deffen schnelle Beendigung ihrem entschiedenen Eingreifen zu verdanken ist; schon bald darauf starb sie. Zu dir, zu dir, ich komme, Gott, nimm meine Seele auf!" waren ihre letzten Worte. Mit Maria Theresia schied eine der edelsten Frauen aus dem Leben, die jemals die Krone getragen haben. Von ihren Untertanen wurde sie wie eine Mutter geliebt, ihren Feinden flte sie Bewunderung ein, und wegen ihrer Sittenreinheit, ihres herzlichen Familienlebens und ihrer edlen weiblichen Tugenden wurde sie geachtet von arm und reich, von hoch und niedrig. In Wien ist ihr in neuerer Zeit ein von der Meisterhand Zumbusch' geschaffenes, herrliches Denkmal gesetzt worden. Kart Vii. und Kranz I. Nach dem Tode Karls Vi. (S. 84) wurde Karl Albrecht von Bayern Kaiser. Whrend er sich zu Frankfurt a. M. mit vielem Pomp als Karl Vii. krnen lie, verlor er die Krone seines eigenen Landes; denn als in Frankfurt die Krnungsfeierlichkeiten stattfanden, besetzten die sterreicher Mnchen, wo sich Maria Theresia huldigen lie. Ihm folgte nach kurzer Negierungszeit der Kaiser Franz I., der Gemahl Maria Theresias. Die glnzenden Eigenschaften seiner Gemahlin stellten den einfachen und bescheidenen Fürsten zu sehr in Schatten. Die Krone war ihm eine Brde, und in den zwanzig Jahren, die er regierte, hat er nichts Nennens-wertes fr das Wohl des Deutschen Reiches getan; die Herrschaft in den sterreichischen Lndern fhrte Maria Theresia durchaus selbstherrlich. Bei seinen immerhin guten Geistesgaben und seinen nicht unbedeutenden Kennt-nissen aus dem Gebiete des Kriegs- und Finanzwesens htte er einen kleinen Staat glcklich machen knnen; aber fr die Gre und die verwickelten Ver-Brockmann. Lehrbuch der Geschichte Iii. o

2. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 69

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
69 einfachen, schwarzen Kleidern, und in der Unterhaltung herrschte die vollste Zwanglosigkeit. Wenn Sophie Charlotte auch wenig Einflu aus ihren Geinahl hatte und sich nie in Staatsangelegenheiten mischte, so gebhrt dieser eifrigen Befrdern: von Kunst und Wissenschaft doch das Verdienst, da, angeregt durch das Leben am Hofe zu Charlotteuburg. sich in den oberen Kreisen des Landes ein hheres und regeres geistiges' Streben bemerkbar machte und seinere Lebenssitten verbreitet wurden. Ver-schiedene Vereiuiguugeu und Anstalten zur Pflege der Wissenschaften und Knste sowie manche Prachtbauten in Berlin verdanken nicht zum kleinsten Teile ihre Entstehung der hohen Bildung und dem Knnstver-stndnisse dieser edlen Frstin. 3. Persnliches. ' Wiewohl klein von Gestalt, flte Sophie Charlotte durch ihre ganze Erscheinung Ehrfurcht und Bewunderung ein.. Aus ihren blauen Augen blickte liebliche Sanftmut; leutselig und wohlttig war sie gegen hoch und niedrig. Jeder Schmeichelei war; sie abgeneigt; dagegen liebte sie eine herzliche und ausrichtige Natrlichkeit. Aumauug wies sie mit Klte zurck, verlegene Bescheidenheit wute sie durch ihr freundliches Entgegenkommen schnell zu beseitigen. Durch Mildttigkeit und Herzcnsgte erwarb sie sich die Liebe ihrer Untertanen. Ihrem einzigen Sohne, dem nachmaligen Könige Friedrich Wil-Helm I.. widmete sie ihre ganze mtterliche Sorgfalt. Fr die schnen Knste und die hheren Wissenschaften vermochte sie ihn nicht zu be-geistern; sie erzog ihn aber zu einem guten Christen und lehrte ihn, die Einfachheit lieben. In der Glitte des Lebens, im 37. Lebensjahre, starb die erste Knigin von Preußen auf einer Reise zu Herren Hausen bei Hannover; in der Schlokapelle zu Berlin fand sie ihre letzte Ruhesttte.]) Der Spanische Erfofgekrieg. 1701-1714. (Kampf um das europische Gleichgewicht.) 1. Tie Veranlassung. Der kinderlose König Karl Ii. von Spanien hatte einen Enkel Ludwigs Xiv., den Herzog Philipp von Anjon, der spter als König Philipp V. den spanischen Knigsthron bestieg, zum Erben von Spanien und seiner Nebenlnder eingesetzt. Hiergegen erhob der Kaiser Leopold I., der wie Ludwig Xiv. ein Schwager Karls Ii. war, Widerspruch, indem er darauf hinwies, da die *) Vergleiche: Kurfrstin Sophie Charlotte von Brandenburg zc." von Schrammen; Wacker, Lesebuch Iii., Nr. 191.

3. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 74

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
74 schwren, da kein gewhlter Papst ohne Genehmigung des Kaisers ge-weiht werden sollte. Dnrch die enge Verbindung der rmischen Krone mit dem deutschen Knigtum fanden Kunst und Wissenschaft neue Anregung, und Handel und Gewerbe nahmen einen lebhasten Aufschwung; durch die Berhrung mit den italienischen (lombardischen) Stdten wurde der erste Anla znr Entwicklung der stdtischen Verfassungen in Deutsch-laud gegeben und durch die Berhrung mit Rom der religise Sinn und die kirchliche Form lebendig erhalten. Aber durch die Rmer-zge der deutschen Könige, die znr Erlangung der Kaiserwrde notwendig waren, und durch die Kmpfe um den Besitz Italiens hatte Deutschland spter viel zu leiden. 8. Ottos Tod. Nach der Rckkehr von seinem letzten Rmerzuge hielt Otto zu Quedlinburg einen glnzenden Reichstag ab. Gesandte von Rom und Constantinopel, von den Russen, Polen, Ungarn und Bulgaren erschienen, um dem mchtigen Herrscher Europas ihre Hul-diguug darzubringen. Schon bald darauf starb Otto auf fetner Pfalz zu Memleben, wo auch fein Vater fein Leben beschlossen hatte. Sein Grabmal befindet sich neben dem seiner ersten Gemahlin Editha im Dome zu Magdeburg. Wegen seiner edlen Eigenschaften, seiner glcklichen Kriege und seiner ruhmreichen Regierung hat ihm die Nachwelt den Ehrennamen der Groe gegeben. Die Kaiserin Adelheid. 1. Trbe Tage. Adelheid, die zweite Gemahlin des Kaisers Otto I., war eine burgundische Prinzessin. Im Alter von 16 Jahren vermhlte sich die Jungfrau, deren Schnheit und edle weib-lichcn Tugenden gleich hoch geschtzt wurden, mit Lothar, dem König von Oberitalieu. Schon nach drei Jahren wurde ihr der Gemahl ent-rissen; sein Tod sollte der Anfang einer langen Kette von Mhfalen und Leiden aller Art sein. Nach dem Tode Lothars hatte sich Berengar, der Markgras von Jvrea, zum König von Italien gemacht. Er wollte Adelheid zwingen, seinen Sohn zu heiraten, denn aus diese Weise hoffte er feine Herrschaft zu befestigen. Adelheid schlug die dargebotene Hand aus, und Berengar beschlo deshalb, die junge Knigin, die durch Klugheit, Schnheit und unbescholtene Sitte die Herzen des Volkes gewonnen hatte, zu verderben. Zugleich mit seinem ehrlosen Weibe berschttete er sie in der entehrend-sten Weise mit Beleidigungen, beraubte sie ihres Eigentums und ihrer

4. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 255

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
- 255 Coligny und mit ihm alle Hugenotten zu vernichten. Nachdem sie ihren Sohn fr diesen verwerflichen Plan gewonnen hatte, wurden die Vorbereitungen in aller Stille getroffen. In der Nacht vom 24. auf den 25. August 1572, der sogenannten Bartholomusnacht, morgens 3 Uhr, ertnten in Paris die Sturm-glocken. Das Zeichen zur blutigen Vernichtung der Hugenotten war ge-geben; als erstes Opfer fiel Coligny und mit ihm 2000 seiner Glaubens-genossen. In den Provinzen wurde die Blutarbeit fortgesetzt; die Zahl der Getteten wird auf 2030 000 Menschen angegeben. Weil dieses schauderhafte Dewrge wenige Tage jtach der Hochzeit Heinrichs von Na-varra mit Margareta stattfand, wird es wohl als die Pariser Blut-Hochzeit bezeichnet. Langwierige, greuelvolle Religionskriege waren die Folge diefer grlichen Bluttat. Heinrich von Navarra, der nach dem Ableben der beiden Könige Karls Ix. und Heinrichs Iii. als Heinrich Iv. von den Hugenotten zum Kuige ausgerufen war, kam zu der berzeugung, da nur durch seinen bertritt zur katholischen Kirche dem Lande Ruhe und Frieden zurck-gegeben werden knnte. Er trat deshalb im Jahre 1593 zur katholischen Kirche der und gewhrte seinen frheren Glaubensgenossen, den Hugenotten, durch das Edikt von Nantes (1598) Religionsfreiheit, Zutritt zu den Staatsmtern und mehrere Sicherheit-pltze. Seine Negierungszeit war ein Segen fr Frankreich. Der Ackerbau blhte auf, Fabriken wurden gegrndet, Kunststraen und Kanle zur Frderung des Handels angelegt. Heinrich war fr das Wohl seiner Untertanen so sehr besorgt, da er wohl zu sagen pflegte: Ich werde nicht eher zufrieden sein, bis jeder Bauer Sonntags sein Huhn im Topfe hat." Als der König den Plan fate, ein groes christliches Weltreich unter franzsischer Oberherrschaft zu grnden, und im Begriffe stand, diesen Plan zur Ausfhrung zu bringen, starb er durch den Dolch eines Meuchelmrders (1610). Das Volk betrauerte Heinrich Iv. als seinen guten Landesvater, und der Dichter Voltaire hat ihm in seinem Epos la Henri ade" ein herrliches Denkmal gesetzt. 3. England. Durd) Heinrich Viii., der Luther gegenber die Siebenzahl der Sakramente verteidigte und hierfr vom Papste den Ehrentitel Verteidiger des Glaubens" (defensor fidei) erhielt, wurden die religisen Neuerungen in England angeregt. Als nmlich der Papst die Ehe des Knigs mit Katharina von Aragon nicht trennen wollte und konnte,

5. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit bis zum Westfälischen Frieden - S. 97

1905 - Münster in Westf. : Schöningh
97 4. Die geistige Dikdung. Die allgemeine Schulbildung, wie sie Karl der Groe angestrebt hatte, war nicht durchgefhrt worden. Selbst die Fürsten und die Mit-glieder des Adels waren des Schreibens und Lesens nicht kundig. Die hhere Bildung dagegen, die unter den letzten Karolingern zurckgegangen war, blhte von neuem auf. Wie frher, so stand sie auch jetzt unter 'dem Einflsse der Geistlichen, die Lehrer, Schriftsteller, Dichter und Knstler waren. In den bekannten Klosterschulen zu St. Gallen, Fulda, Corvey und an den Hfen der geistlichen Fürsten fanden Kunst und Wissenschaft eine liebevolle Pflege; die Sprache war die latei-nifche, aber man schrieb aus deutscher Anschauung und von deutschen Dingen. Zu den grten Gelehrten damaliger Zeit gehrte Bruno, der Bruder Ottos I., der als Erzbischos von Cln sich um die Bildung des Klerus und die Hebung des Schulwesens groe Verdienste erworben hat. Der grte Gelehrte war der Westfranke Gerbert, der sptere Papst Sylvester It., den das Volk wegen seiner bedeutenden Kenntnisse fr einen Zauberer hielt. Er verfertigte einen Himmelsglobus und ein Fern-rhr und hat sich hauptschlich durch die Verbreitung des arabischen Ziffernsystems, das er während seiner Studien in Spanien bei den Arabern kennen lernte, ein groes Verdienst erworben. Whrend die Männer der besseren Stnde die geistige Bildung verachteten, trieben die Frauen gelehrte Studien. Schon als Mdchen hatte die Herzogin Hedwig von Schwaben, die Schwester Heinrichs des Znkers, das Griechische gelernt, und nach dem Tode ihres Mannes las sie unter Anleitung des gelehrten Mnchs Ekkehard von St. Gallen lateinische Schriftsteller. Der Mnch Widukind von Corvey schrieb die Geschichte der Sachsen, der Bischof Thietmar von Merseburg die der deutschen Könige bis in die Zeit Heinrichs Ii.; dem Sachsen Bruno verdanken wir eine, wenn auch nicht ohne Leidenschast und Parteinahme geschriebene Geschichte der Sachsenkriege unter Heinrich Iv., Adam von Bremen eine anschauliche Darstellung der Ausbreitung des Christentums in den nrdlichen Lndern Enropas und eine Lebensbeschreibung des Bischofs Adalbert von Bremen. Der bedeutendste Schriftsteller ist Lambert von Hersseld, der in seiner Chronik eine zuverlssige Beschreibung der Wirren unter Heinrich Iv. hinterlassen hat. Infolge des Investitur-streites entstanden viele Streitschriften, und auch einige Schriftsteller stellten sich einseitig auf die Seite des Kaifers oder des Papstes. Brockmann. Lehrbuch der Geschichte. Ii. 7

6. Neuere Geschichte von der Reformation bis zur Französischen Revolution - S. 76

1913 - Münster in Westf. : Schöningh
76 sondern auch franzsische Sittenlosigkeit eine verderbliche Nachah-mutig fanden. Aus dem Versailler Hofleben verdienen zwei Frauen besonders genannt zu werden. Frau von Maintenon, die Witwe des Dichters Scarron und sptere Gemahlin des Knigs, war ernst-lich bestrebt, eine Besserung des sittenlosen Lebens herbeizufhren. Die Pfalzgrfin Elisabeth Charlotte hatte sich mit dem entarteten Bruder Ludwigs Xiv., dem Herzog Philipp von Or-lans, verheiraten mssen, um das Heimatland zu retten. Das franzsische Wesen mit seiner ppigkeit war ihr gnzlich zuwider, und inmitten der sittlichen Verkommenheit des Hofes bewahrte sich diese edle Prinzessin ihre kerndeutsche Art und Sitte. Der berhmte Kanzelredner Massillon sagte von ihr in der Leichenrede: Hier ist ein Frstenleben, von dem man ohne Furcht den Schleier wegziehen darf. Ein edler Freimut, den die Hfe selten so kennen, machte sie dem König lieb und wert; er fand bei ihr, was die Könige sonst selten finden, die Wahrheit." Ihre Briefe schildern wahr und getreu das franzsische Hofleben und sind deshalb wertvoll fr die Beurteilung der damaligen Zeit. Literatur, Kunst und Wissenschaft. Inmitten all der sich stets drngenden Festlichkeiten war Ludwig ein ttiger Fürst, dessen Sinnen und Streben jedoch nicht an letzter Stelle dahin zielte, sich mit Glanz und Ruhm zu umgeben. Kunst und Wissen-schast frderte er, um sich selber ehren und verherrlichen zu lassen. Neben den Kriegen verursachte des Knigs verschwenderische Baulust die grten Schulden. Das von Mansart erbaute ungeheure Schlo zu Versailles umgab Lenstre mit prchtigen Gartenanlagen. In der Nhe lag das Landhaus Trianon. Auerdem lie der König noch eine Bibliothek, eine Sternwarte und viele andere Bauten errichten. Die franzsische Literatur feierte unter seiner Regierung ihr goldenes Zeitalter. Moliere schrieb seine Lustspiele, Cor-n e i l l e und Racine schufen ihre ergreifenden Tragdien, und Lafontaine suchte seine Landsleute durch seine Fabeln zu be-lehren. Bousset, Massillon und Fnelon waren gefeierte Kanzelredner. Die franzsische Sprache wurde die Sprache der Staatsmnner und die Umgangssprache in den vornehmen Kreisen anderer Lnder. Ludwigs Kriege. Im ersten Raubkriege (1667/8) wandte sich Ludwig unter Be-rufung auf tatschlich unbegrndete Erbansprche gegen die spani-

7. Geschichte der neueren Zeit - S. 121

1861 - Münster : Coppenrath
- 121 - Kunst und Natur hatten hier zusammengewirkt, diese nach allen Seiten von schiffbaren Flüffen und Kanälen durchschnittenen und zum Theil dem Meere erst abgewonnenen Länder, zwischen der Maas, der Schelde und dem Rheine bis zur Ems, zum Lieblingssitze des Handels und Gewerbes zu machen. Seit den Kreuzzügen waren sie nach und nach die Pforte geworden, durch welche die Frachtschiffe von Norden nach Süden und von Süden nach Norden ein- und ausliefen. Unter der milden väterlichen Negierung der Herzoge von Burgund hatten Wohl- stand und Bevölkerung Jahrhunderte hindurch zugenommen. Der außerordentliche Wohlstand aber hatte auch das Selbst- gefühl der Bürger erhöht, und die niederländischen Stände, Staaten genannt, erwarben sich bald mehrere besondere Pri- vilegien oder Vorrechte, unter anderen die Bewilligung von Steuern und Truppen. Diese Vorrechte überwachten sie auf das eifersüchtigste und suchten sie stets zu erweitern. Auch Karl V. hatte sie ihnen bestätigt. Er selbst war Niederländer von Geburt und sah ihrem Nationalstolze vieles nach. Der neue Herrscher, Philipp Ii., ernannte seine Halb- schwester, die Herzogin Margaretha von Parma, zur Oberstatthalterin. Sie war eine Frau von männlichem Geiste und fast männlichen Sitten, welche Gerechtigkeit mit Milde paarte. Auch deshalb war sie von den Niederländern geliebt und geehrt, weil sie in ihrem Lande geboren und erzogen war. Ihren Staatsrath bildeten die ersten Edelleute des Landes und führten sogar die Statthalterschaft in einer oder mehreren Provinzen, so Wilhelm von Nassau, Fürst von Oranien, und Lamoral Graf van Egmond. Der Graf van Hoorn wurde zum Admiral der niederländischen Seemacht ernannt. und Frtesland. Durch die Vermählung seiner Tochter Maria mit Maxi, milian I. kamen diese Provinzen an Oesterreich und wurden von Karl V. noch um drei, um Utrecht, Ovcryssel und Gröningen, vermehrt. Das Haus Oesterreich erlangte für alle Niederlande als burgundischcn Kreis Sitz und Stimme auf dem Reichstage.

8. Geschichte der neueren Zeit - S. 275

1861 - Münster : Coppenrath
275 Nicht lange nach diesem Kriege, am 18. August 1765, starb der Kaiser Franz I. zu Innsbruck, an demselben Tage, als sein zweiter Sohn Leopold seine Vermählung mit Maria, Infantin von Spanien, feierte. Dieser folgte dem Vater im Großherzogthum Toscana, welches Kaiser Franz 1. in der Erbfolgeordnung vom Jahre 1763 zu einer Secundogenitur, d. i. zu einem erblichen Besitzthume des zweiten Sohnes des Hauses Oesterreich erhoben hatte. Der ältere Sohn Joseph, welcher schon 1764 als Kaiser gewählt worden war, bestieg nun den väterlichen Thron. — Maria Theresia war untröst- lich über den Verlust ihres heißgeliebten Gemahles und legte nie wieder ihre Trauerkleider ab. Sie ernannte nunmehr ihren Sohn Joseph zum Mitregenten in den Erblanden. Sie- benbürgen wurde von ihr am 2. November 1765 zu einem Großfürstenthum erhoben. 58. Friedrich Ii. fernere Regierung. Friedrich's nächste Sorge war nun darauf gerichtet, die vielen Wunden zu heilen, welche der langwierige Krieg seinen Ländern geschlagen hatte. Er öffnete seine Magazine, um seinen Unterthanen Getreide zur Nahrung, und Samen zur Bestellung der Felder zu verschaffen. Den Landleuten ließ er Ackerpferde austheilen; die eingeäscherten Häuser bauete er aus eigenen Mitteln wieder auf, errichtete viele Fabriken und Manufacturen und legte zur Beförderung des Handels ver- schiedene Kanäle an. Die Neumark und Pommern, welche von den Russen schrecklich verheert worden waren, erhielten auf zwei Jahre, Schlesien auf sechs Monate, Befreiung von allen Abgaben. Durch diese und ähnliche Beweise väterlicher Fürsorge half er dem gesunkenen Wohlstände seines Landes allmälig wie- der auf. Weniger lobenswerth aber war die Einführung des französischen Zoll- und Accise-Wesens, welches, außer seiner drückenden Einrichtung, noch dadurch vorzüglich gehässig wurde, daß für die Verwaltung dieses Geschäftes nur Franzosen ge- 18*

9. Geschichte des Mittelalters - S. 52

1861 - Münster : Coppenrath
52 fest wie eine Mauer standen die Franken, voll Vertrauen zu dem mächtigen, ihnen unlängst verkündeten Christengottc. Bis tief in die Nacht dauerte der mörderische Kampf, ohne Entscheidung rnhete er. Die ganze Nacht blieben die Franken unter Waffen. Der Kampf wurde erneuert und wieder erneuert; endlich erlagen die Saracenen dem christlichen Siegesschwerte. Abderrhaman fiel. Mit ihm sollen mehr als 300,000 Araber erschlagen wor- den sein. Die, welche übrig blieben, flohen eiligst nach den Pyrenäen zurück. Europa war gerettet, der Halbmond hinter die Pyrenäen zurückgesunken. Dieser Sieg bei Tours, welchen Karl im Oktober des Jahres 732 erfocht, ist einer der allerschönsten in der Geschichte der Menschheit und nur vergleichbar dem Siege, welchen die Griechen über die Perser erfochten. Denn er rettete die Freiheit Europas, schützte die selbständige Entwickelung und Verfassung der einzelnen Völker, und, was noch weit mehr ist, er bewahrte die Anhänger der göttlichen Religion Christi vor dem Aberglauben der morgenländischen Barbaren. Seitdem ward Karl als der größte Held der Christentheit verehrt, und ihm der rühmliche Name Martell oder Hammer gegeben, weil er bei Tours wie mit einem Hammer auf die Barbaren zermalmend losgeschlagen hatte. Nachdem die Eroberungssucht der Araber abgekühlt war, suchten sic sich in ihren neuen Wohnsitzen einzurichten. Wie einst die Macedonier, so legten auch sie überall feste Plätze an, die den Mittelpunkt ihrer Macht bilden sollten. Der Chalif Ali Man für erbaute 760 Bagdad am Tigris und wählte diese Stadt zu seiner Residenz. Er ermunterte sein Volk zum Handel und zu den Künsten und Wissenschaften. Um diese Zeit entstand auch Kahiro in Aegypten und wurde die Haupthandelstadt. Gegen diese neue Stadt sank Alexandria immer mehr, wie einst Tyrus gegen Alexandria. Der Handel mit Indien bekam durch die Araber neues Leben; unter ihnen blühete auch der Ackerbau und ward sogar wissenschaftlich betrieben. Die Chalifen überhaupt wurden Beschützer der Künste und Wissenschaften. Sie fingen

10. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 71

1840 - Münster : Coppenrath
ri Nach der Einnahme von Paris suchte er auch die übrigen noch abtrünnigen Städte sich zu unterwerfen. Wahrend dieses glücklichen Unternehmens wäre er beinahe unter dem Dolche eines Mörders gefallen. Ein neunzehnjähriger Bösewicht, Johann Ehatel, der Sohn eines pariser Tuchhändlers, glaubte ein ver- dienstliches Werk zu thun, wenn er den König, dessen Übertritt zur katholischen Religion er nicht für aufrichtig hielt, ermordete. A Eben war der König aus der Picardie zurück gekehrt und im Louvre abgetreten, um die Großen seines Reiches zu empfangen. Diesen Augenblick benutzte Ehatel. Unbemerkt drängte er sich des Abends unter die Menge in das Zimmer und stieß mit einem scharfen Messer nach seiner Brust. Glücklicherweise traf er, da sich Heinrich gerade verneigte, um den Marschall von Montigni zu bewillkommnen, nur den Mund und stieß ihm einen Zahn aus. Augenblicklich ward der Mörder 'ergriffen; er leugnete seine Absicht nicht und ertrug alle Qualen eines langsamen Todes, ohne einen Laut des Schmerzes von sich zu geben. Nachdem Heinrich mit dem Papste wie auch mit dem Kö- nige von Spanien sich endlich ausgesöhnt hatte, konnte er im ruhigen Besitze des Reiches seine Aufmerksamkeit auf die innere Wohlfahrt desselben richten. Er suchte in der Nation den Geist der Thatigkeit und des Gewerbfleißes anzuregen. Die überflüssigen Soldaten entließ er und nöthigte die Entlassenen, unangebaute Fel- der urbar zu machen; denn er wollte nicht, daß gerade der kräf- tigste Theil seines Volkes auf Kosten Anderer ein müßiges Leben in den Waffen führe. Auch reinigte er die Landstraßen von Räubern, die sich bei den inneren Unruhen sehr vermehrt hatten. Insbesondere nahm er sich der unterdrückten Landleute an. Er erließ ihnen eine große Summe rückständiger Steuern und äußerte, nicht eher würde er zufrieden sein, als bis er es dahin gebracht hätte, daß jeder Bauer des Sonntags ein Huhn im Topfe habe. Noch jetzt erinnern sich gern die französischen Bauern dieses kö- niglichen Wortes. Er ermunterte den Ackerbau, legte neue Fa- briken und Manufakturen an und suchte den Handel durch An- legung von Kanälen und Kunststraßen und durch Herabsetzung
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