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1. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 6

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
6 gu einem Kurfrstentum vorbereitet war, konnte.sich nach innen besser ausbilden und nach auen krftiger entwickeln. Als Albrecht am Hoflager Friedrichs I. in Franken weilte, erhob sich der Wendenfrst Jaczo. ein Neffe des verstorbenen Pribislaw, um das Havelland fr sich zurckzuerobern. Durch Verrat der Einwohner bemchtigte er sich der Hauptstadt Brandenburg, mute sich aber vor dem schnell herangeeilten Markgrafen nach Pommern zurckziehen. An den Streit Jaczos mit Albrecht knpft sich folgende Sage: Im Kampfe mit Albrecht erblickten die heidnischen Wenden das Kreuzzeichen auf den christlichen Fahnen; sie wurden von Furcht ergriffen und strzten sich in die Flucht. Ihr Fürst Jaczo versuchte den nahen Havelflu mit dem Pferde zu durchschwimmen. Mitten in dem Flusse versagten dem Tiere die Krfte-m der Gefahr zu ertrinken rief der Wendenfrst.- Gott der Christen, rette mich, tch will dir dienen und den Gtzen absagen!" In demselben Augenblicke fate das Pferd festen Fu. und Jaczo gelangte glcklich an das jenseitige Ufer. Voll Dank fank er auf die Knie, hngte Schild und Horn an eine Eiche zum Zeichen, da er fortan Christ sein wollte. Jaczo blieb seinem Gelbnis treu und lie sich taufen. Der Ort seiner wunderbaren Rettung bekam den Namen Schildhorn. - König Friedrich Wilhelm Iv. lie im Jahre 1844 an diefer Stelle eine Denksule mit Schild und Kreuz aufrichten. 3. Sorge fr das Land, a) Deutschtum. Dem Lande, das solange nichts als Blutvergieen und Elend gesehen hatte, suchte Albrecht nach Krften aufzuhelfen. Viele Wenden waren von Haus und Hof fortgezogen, weil sie sich der neuen Herrschaft nicht fgen wollten, andere Lnderstriche lagen von alters her oder infolge der langen Kriege wst und verdet da. Den deutschen Rittern, die Albrecht bei der Eroberung des Landes so mchtig zur Seite gestanden hatten, berwies er betrchtliche Lnderstriche zur Anlage von Rittergtern. Aus den bervlkerten Gegenden in Holland (Flamlnder)*), Friesland, Westfalen und am Niederrhein, wo schon frhzeitig Ackerbau, Handel und Gewerbe Mhten, wo das Christentum schon lngst verbreitet und das Volk an mildere Sitten gewhnt war, zog der Markgraf Ansiedler ins Land. Diese fleiigen und geschickten Leute, die als freie Besitzer Grund und Boden erhielten, verbreiteten deutsche Sprache und deutsche Sitten; sie machten de Strecken urbar, entwsserten Smpfe, deichten Flffe ein und bauten Städte und Drfer (Berlin, Spandau. Stendal n. m. ct.). Nene Gewchse (Hopsen und Weinrebe), manches neue Gewerbe und auch J) An die Flamlnder erinnern noch heute der Flming und die Stdte-namen Genthin = Gent, Grfenhainichen = Gravenhaag, Brck = Brgge.

2. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 103

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
103 verbleiben und von den Eltern auf die Kinder kommen sollen"; auch verbot er das Auskaufen ') der Bauern.,.'.Zur Rettung des stark ver-schuldeten Grundbesitzes grndete Friedrich Kreditvereine, sogenannte Land-schaften. Jedes Mitglied kouute hier gegen mige Zinsen ein Dar-lehen bis zur Halste des Wertes seiner Besitzung erhalten. Auf die Pfandbriefe" der Landschaft gaben Private wie Kassen gern Geld. ^ "/* /gur'webling' detz Ackerbaues schickte der 'groe König Bauersleute nach Hollaud und England; dort sollten sie die Fortschritte der Landwirtschaft kennen lernen und spter die gesammelten Erfahrungen daheim verwerten. Er forgte ferner durch Belehrung und Zwang fr die Verbreitung der Kartoffeln, die zwar schon unter dem Groen Kurfrsten in das Land gebracht waren, deren Anbau aber uoch nicht berall mit dem ntigen Verstndnisse betrieben wurde. xvt den Hungerjahren 1771 -1772 lernten die Landlente dieses wertvolle Nahrungs-mittel erst recht schtzen. - Um gutes Viehfutter zu erzielen, wurde der Klee- und Lupinenbau. der im Osten noch nicht allgemein bekannt war, gefrdert. - Der König befahl ferner, bei den Husern Grten anzulegen und Obstbume zu pflanzen. Um die einheimische Schafzucht zu verbessern, fhrte Friedrich das spanische Edelschas ein. und die Bienenzucht wurde in den stlichen Gebieten als lohnende Nebenbeschftigung warm empfohlen. 4. Sorge fr Handel und Gewerbe. Nach des Knigs Wnnfch und Willen sollte nichts im Auslande gekauft werden, was im eigenen Lande hergestellt werden konnte. Er rief gefchickte fremde Hand-werker und Fabrikanten herbei, damit sie die einheimischen, die den Betrieb vieler neuen Gewerbe uoch nicht kannten, belehren und an-spornen sollten; wie in England, so wurde auch in Prenen btc Dampfmaschine in beit Dienst bcr Arbeit gestellt. Die schleiche Seilt-wandweberei und das schleiche Httenwesen kamen unter /, seiner Regierung zu groer Blte.') In Berlin grndete er eine Spinnerei und eine Weberei, eilte Zuckcrsiedcrci und ein groe Porzellanfabrik. Die Waisenkinder in Potsdam muten Spitzen klppeln; in Oberschlesien lie er Bergwerke und Fabriken anlegen. Durch den Anbau des Maulbeerbaumes suchte er die Seideusabrikatiou in Preußen heimisch zu machen. Die Ein- i) In dem Allgemeinen Landrecht heit es deshalb: . die Edelleute (sollen) niemals Bauerngter einziehen. . . . weil die Edelleute. wenn ste Vor-werke aus Bauerngtern machen, die Zahl der Einwohner verringern . -) Erg. Nr. 19.

3. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 161

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
161 Hofkapelle hatte europischen Ruf. Den franzsischen Schriftstellern konnte er keinen Geschmack abgewinnen; dagegen liebte er die Meister-werke Goethes und Schillers. An den Hof wurden deutsche Gelehrte und deutsche Knstler berufen, deutsche Dramen (Lessing und Schiller) kamen in Berlin zur Auffhrung. Das Allgemeine Landrecht wurde vollendet und 1794 als Staatsgrundgesetz verffentlicht. In Berlin lie Friedrich Wilhelm Ii. das Brandenburger Tor er-richten, eine Nachahmung der Propyleu der Akropolis, ferner das Schauspielhaus') und bei Potsdam das Marmorpalais. Bei all diefeu trefflichen Eigenschaften, fehlte es dem Könige jedoch an einer weisen Sparsamkeit und einer entschiedenen Willenskraft, ferner an der unermdlichen Schaffenskraft und Schaffenslust seiner Vorgnger. Dagegen neigte er zum Wohlleben und hatte eine Vorliebe fr sinnliche Gensse. Auch zeigte er ein zu groes Vertrauen und eine unntige Nachsicht gegen seine Beamten, die den König nnr zu leicht fr sich zu gewinnen wuten und feine Gte mibrauchten. Sein Onkel Friedrich Ii. hatte ihn allzusehr von den Stckatsgeschsten fern gehalten, so da er ohne die ntige Sachkenntnis auf den Thron kam. 2. Seine Regierung, a) Sorge sr Handel und Verkehr. Wenn Friedrich Wilhelm Ii. auch nicht ein so vorzglicher Herrscher gewesen ist als sein Onkel, so war er doch ans das Wohl seines Volkes bedacht. Unter Friedrich dem Groen waren manche Lebensmittel ziemlich hoch besteuert, und der Handel mit Kaffee und Tabak lag allein in den Hnden des Staates.2) Fr diesen Alleinhandel und fr die Eintreibung der Steuern hatte Friedrich Ii. franzsische Beamte angestellt, die das Volk unntigerweise belstigten und plagten (Kaffeeriecher). Friedrich Wilhelm Ii. entlie diese Beamten und gab den Handel mit Kassee und Tabak srei, wodurch er sich gleich anfangs die Liebe des Volkes erwarb. Auch setzte er verschiedene Zlle herab, lie die ersten Chausseen bauen und Kanle anlegen. Fr die Hebung der Gewerbe wurden groe Summen hergegeben und unfruchtbare Gegenden fr den Ackerbau nutzbar gemacht. b) Sorge fr das Heer. Au die Spitze der gesamten Kriegs-Verwaltung setzte der König das Oberkriegskollegium und legte somit den Grund zu dem heutigen Kriegsministerium. Dann sorgte ') Von Schinkel 18191821 neu erbaut, weil durch einen Brand zerstrt. 2) Kaffee- und Tabaksmonopol." Brockmann, Lehrbuch der (Sefchtchte. Iii. 11

4. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 299

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
299 Hatte schon der Ausbau der Kunststraeu und die Einrichtung von Schnellposten den Verkehr in Norddeutschland zu Anfang des Jahrhunderts wesentlich gefrdert, so stieg dieser ganz erheblich unter Benutzung der Dampskrast nud der Elektrizitt, die es bei ihren Schnellfahrverfncheu bis zu einer Fahrgeschwindigkeit von 200 Kilometer in der Stunde trachte. Em dichwaschiges Netz von Eisen-bahnen bedeckt ganz Deutschlands Straenbahnen sorgen snr den Verkehr in greren Stdten. Kleinbahnen erschliee wirtschastlich rmere Gegenden, Kanle und eine verbesserte Fluschiffahrt frdern den Binnenhandel. Dnrch die Einfhrung der Briefmarke und der Postkarte, durch die Herabsetzung des Portos und durch verschiedene andere Einrichtungen hat das Postwefen eine ganz ungeahnte Ausdehnung ge-Wonnen. Die Grndung des Weltpostvereins ist die grte Aat des geistvollen deutschen Generalpostmeisters von Stephau. Die See-schlssahrt ist im gleichen Verhltnisse zu der Gre der Industrie und des Handels gestiegen; deutsche Handelsschiffe und Postdampfer lausen die wichtigeren Hsen aller Erdteile an. Durch den Besuch der hheren und mittleren Lehranstalten und der gut geleiteten Fach- und Fortbildungs-schulen sind die Angestellten in der Industrie, im Handel und Verkehr in der Lage, sich eilte tchtige Bildung zu verschaffen. c) Die Landwirtschaft. Nach der Aufhebung der Erb-Untertnigkeit kamen auch fr deu kleineren und mittleren Bauer bessere Seiten. Langsam zwar, aber stetig begann sich die Landwirtschast zu heben, tchtige Landwirte suchten die Ergebnisse der Wissenschast praktisch zu verwerten. Justus Liebig erforschte das Leben der Pflanze und stellte die Chemie in den Dienst der Landwirtschast, Alb recht Thaer machte ans eine vorteilhaftere Benutzung des-Bodens aufmerksam und sortierte die Errichtung landwirtschaftlicher Lehranstalten. Durch die Anlage von Brennereien, den Anbau von Zuckerrben, die Anwendung des Kunstdngers, eine bessere Viehzucht, die Fruchtwechselwirtschast, welche die Dreifelderwirtschaft verdrngte, und die Grndung von Landwirtfchaftskammern und Genossen-schasten haben die Bauern ihre Einnahmen wesentlich gebessert. Ans Hochschulen. Laudwirtschastschuleu. Winter- und Fortbildungsschulen wird fr eine gute Schul- und Fachbildung gesorgt. 3. Das kirchliche Leben. Die Grundstze der sogeuauuteu Aus-klruug und die geistigen Strmungen der franzsischen Revolution schdigten jede auf die christliche Offenbaruug gegrndete Religionsge-nossenschast. In religiser Beziehung lieen sich zwei Richtungen scharf

5. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 262

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
Das deutsche olk ehrte ihn durch die Wahl zum A b g e ordnet en, nitd die Gnade seines kniglichen Herrn berief den groen Kriegsmann zum Mitglieds des Herrenhauses. Im Parlamente sprach Moltke wenig; wenn er aber einmal in einer wichtigen Angelegenheit das Wort ergriff, Mottkc in Persaiffes von Anton v. Werner. dann lauschten alle mit gespannter Aufmerksamkeit den Ausfhrungen des groen Schweigers". Noch an seinem Todestage wohnte der pflichttreue Greis einer Sitzung im Reichstage bei. Im Jahre 1870 in den Grafen st and erhoben, 1871 znm General-feldm a^r schall ernannt, starb Moltke in einem Alter von mehr als 90

6. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 112

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
112 der Verwaltung und der gesetzlichen Sonberbestimmnngen wrbe beseitigt, eine einheitliche Verwaltung eingefhrt und die Verwaltung von der Rechts-Pflege abgeteilt. Das Heerwesen wrbe nach dem Vorbilde Friebrichs des Groen umgebildet, die Friedensarmee auf 200 000 Mann gesetzt und die Soldaten durch tchtige bung stets kriegsbereit gehalten. Fr die Heran-bilbnng eines tchtigen Offizierstandes wrben Schulen gegrndet, fr kranke und ausgediente Soldaten Invalidenhuser errichtet. In der Rechts-Pflege wurden die Sonderrechte einzelner Stube ganz oder teilweise ausge-hoben, wenn sie es auch nicht erreicht hat, alle Untertanen vor dem Gesetze gleichzustellen; ein neues Gesetzbuch (Codex Theresianus) wurde bearbeitet. Die Steuerfreiheit des Klerus wurde tatschlich, die des Adels dem Denkmal Maria Herestas von Zumvusch. Grundsatze nadj beseitigt, die Verfolgung der Hexen und die Anwendung der Folter verboten und der Bauern st and vor den Ubergriffen der adli-gen Gutsherren fidjet gestellt. Auf dem Gebiete der Sdjule kann Maria Theresia als die Begrnderin des sterreichischen Schulwesens angesehen werben; tchtige Berater fand sie an dem trefflichen Abte von Sagau, Jgnaz

7. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 115

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
115 durch Verwischung der Unterscheidungslehren suchte er die christlichen Kon-sessionen einander zu nhern. Gegen 700 Klster hob er auf, und das einge-zogene Vermgen verwendete er zur Grndung von Kranken-, Armen- und Waisenhusein und zur Vermehrung und Aufbesserung der Psarr- und Lehrer-stellen. Die Klostergebude wurden zu Kasernen und Fabriken gemacht und die kirchlichen Gefe an Juden fr einen Spottpreis verkauft. Als warmer Anhnger der franzsischen Freidenker suchte er den allge-meinen Menschenrechten Anerkennung zu verschaffen. Er hob die Leibeigensch a f t ohne Entschdigung in beiden Reichshlften auf, eab allen seinen Untertanen Gleichheit vor dem Gesetze und verordnete eine gleich-mige Besteuerung aller Staatsbrger nach dem Vermgen. Die staat-liehe Zensur wurde beseitigt und eine gewisse Prefreiheit gestattet. Den Beamten machte er Unbestechlichkeit zur ersten Pflicht, den Richtern strenge Unparteilichkeit und schaffte die Todesstrafe ab. Die Verbrecher wurden zum Ziehen der Schiffe aus der Donau und zum Straenkehren ver-urteilt. Fr Kunst und Wissenschaft hatte Joseph Ii. kein Verstndnis. Kunstwerke (Jlionens, jetzt in Mnchen) wertvolle Handschriften und seltene Bcher kamen unter den Hammer. Die gesamten Lnder der sterreichischen Monarchie suchte er zu einem Ei n h e its st aa te zusammenzuschmelzen, dessen Verwaltung in Wien ihr Zentrum haben sollte. Er verfgte die Aufhebung der niederlndischen Verfassung, verordnete fr Ungarn bei allen amtlichen Handlungen den Gebrauch der deutschen Sprache an Stelle der lateinischen und gab diesem Lande eine neue Bezirkseinteiluug. Da aber Joseph Ii. bei seinen Neuerungen auf stndische Rechte und nationale Eigenart keine Rcksicht nahm, althergebrachte Gewohnheiten und Gebruche vorschnell zerstrte, erzeugte er einen tiefen Unwillen in allen Teilen des Reiches und unter allen Stnden. In den sterreichischen Niederlanden kam es zu offenem Aufruhr, und als auch Ungarn in Grung geriet, sah sich Joseph Ii. gezwungen, alle seine neuen Einrichtungen und Gesetze fr aufgehoben zu erklären; nur das Toleranzedikt und die Aufhebung der Leibeigenschaft blieben bestehen. Der tiefe Gram, den mhsamen Bau seines Lebens mit einein Schlage zerstrt zu sehen, er-schtterte seine ohnehin schwankende Gesundheit vollends; er starb im noch nicht vollendeten fnfzigsten Jahre seines Levens. Auf seinen Grabstein wnschte er, die Werte zu schreiben: Hier ruht ein Fürst, dessen Absichten rein waren, der aber das Unglck hatte, alle seine Entwrfe scheitern zu sehen." Frankreich. Ludwig Xv. Auf Ludwig Xiv. folgte sein Urenkel Ludwig Xv., unter dem die Mistnde, die bereits unter s-nnem Vorgnger in Frankreich herrschten, noch rger wurden. Durch die absolute Monarchie war das Knigtum in Eigenmchtigkeit und Willkr verfallen, die Vertretung der obersten Stnde (etats generaux), die der König nach Belieben und Bedrfnis ver- 8*

8. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 118

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
- 118 Trotz dieser Vorstellungen und der Warnung einsichtsvoller englischer Staatsmnner legte das Londoner Parlament auf verschiedene Waren einen Eingangszoll, beschrukte ihn aber spter durch die sogenannte Teeakte" aus die Einfuhr von Tee. Aber auch dies sahen die freiheitsliebenden Bewohner von Nordamerika als eine Verkrzung ihrer Rechte an, und als im Jahre 1773 drei ostindische Schiffe mit einer Ladung Tee in den Hafen von Boston einliefen, wurden sie erstrmt und 342 Kisten Tee unter dem Jubel des Volkes ins Meer geworfen: der Teesturm in Boston war der Anfang des Nordamerikanischen Freiheitskrieges. Der Kongre zu Philadelphia, auf dem die Vertreter smtlicher Kolonien erschienen, beschlo, den Handel mit England vollstndig abzubrechen und sich zum Kriege zu rsten. Whrend die Englnder durch Anwerbung fremder Truppen, die ihnen deutsche Fürsten (Braunschweig, Hessen, Hannover) aus der Zahl ihrer Landeskinder fr schndes Geld berlieen, um an ihren Hfen nach franzsischem Beispiel ein wollstiges Leben zu führen, ihr Heer zu verstrken suchten, sammelte George Washington, ein Pflanzer aus Virginien, der sich bereits frher als tchtiger Feldherr gezeigt hatte, eiu kleines Heer, bei dem Mut und Tapferkeit und hingebende Vaterlandsliebe den Mangel an kriegerischer Tchtigkeit ersetzten. Benjamin Franklin aus Boston, frher Buchdrucker, dann Schriftsteller, der Erfinder des Blitz-ableiters, schlo mit Frankreich ein Bndnis, dem Spanien und Holland beitraten. Nach manchem Wechsel des Kriegsglckes wurde das englische Heer von den Amerikanern und Franzosen umzingelt und samt seinem allzu khnen Feldherrn gefangen genommen. Im Frieden zu Versailles (1783) wurde die Unabhngigkeit der vereinigten Staaten von Nordamerika anerkannt und Georg Washington, der siegreiche Feldherr, zum ersten Prsidenten gewhlt. Das Beispiel der freiheitsliebenden Amerikaner und die Einrichtungen der neuen Nepublck blieben nicht ohne Rckwirkung auf die Verhltnisse und die politischen Bewegungen in Frankreich und auf die brigen Lnder Europas. Kulturzustnde im achtzehnten Jahrhundert. 1. Staatliche Verhltnisse. Der mittelalterliche Lehnsstaat war allmhlich fast berall geschwunden. An Stelle der Stnde, die mit dem Fürsten die Angelegenheiten des Landes berieten, war der Absolutismus getreten, den Ludwig Xiv. nach dem von ihm befolgten Staatsgrundsatze: L' Etat c'est moi!" begrndete. Friedrich der Groe, der den Grundsatz aufstellte: Le roi est le premier servifceur de ses peuples" verdrngte durch sein gewaltiges Vorbild die absolute Regierungsform und schuf die fogenannte aufgeklrte Abfolntie", die in ihrem Ursprnge aus eine damalige groe geistige Bewegung, die Aufklrung", zurckzufhren ist.

9. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 203

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
/ < a- /. Zl /> / / /z, i ^ 203 o #> . </ f // / 2 Die Verwaltung des Staates. Zur besseren Verwaltung des Staates dehnte der König die Bestimmungen vom Jahre 1808 *) ans die gauze Monarchie aus und teilte sein Land in acht Provinzen.j) Das Oberhaupt der Provinz wurde, wie frher bestimmt worden war, der Oberprsident, der die einzelnen Regierungen in ihrer Ttigkeit zu berwachen hatte. An die Spitze eines Regierungsbezirks wurde ein" Regierungsprsident gestellt. Fr die einzelnen Zweige der Ver-waltuug wurden bei den Regierungen mehrere Abteilungen eingerichtet, eine fr die Kirchen- und Schulangelegenheiten, eine fr die inneren (Landespolizei-, Gemeinde- u. a.) Angelegenheiten, eine fr Forst- und Steueraugelegenheiten. Die Verwaltung des Kreises lag dem Land rate ob. - Die hheren Lehranstalten unterstanden dem Provinzial-Schulkollegium. Im Jahre 1817 bildete der König den Staats-rat. einen obersten Kronrat. der der Gesetzentwrfe sein Gutachten abgeben, aber keine Beschlsse fassen konnte; er setzte sich aus kniglichen Prinzen, Ministern nn^^Vertranensmnnern der Krone zusammen. Um auch dem Volke eine grere Beteiligung an den ffentlichen Angelegenheiten zu gewhren, erhielt jede Provinz den Provinzial-landtag (1823), der zur Hlfte aus Standesherren3) und Abgeordneten der Ritterschaft und zur Hlfte aus Vertretern des Brger- und Bauern-standes bestehen sollte. Er hatte das Recht, der Gesetze, welche die a> Provinz angingen, sein Gutachten abzugeben. Auf diese Weise wurden die neu erworbenen Landesteile mit den alten organisch verbunden, und bei einer gut geregelten Verwaltung, bei der opferfreudigen Ttigkeit mancher ausgezeichneten Oberprsidenten (z. B. von Vincke in Westfalen, Auerswald in Ostpreuen, Schn in Westpreuen, Merkel in Schlesien) gewhnten sich die Bewohner der neuen Gebiete bald und leicht an die umgestalteten Verhltnisse. 3. Das Schulwesen. Im Jahre 1817 wurde das Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten" errichtet und dessen Verwaltung dem tchtigen Minister von Alten st ein ber-tragen. Ganz besonders wurde das Volksschulwesen gehoben und zu diesem Zwecke die allgemeine Schulpflicht durchgefhrt,^) nach der !) Siehe Seite 183. 2) Die neu hinzugekommenen Teile gehrten mehr als 100 verschiedenen Territorien an. 3) Standesherren wurden die Vertreter jener frstlichen und grflichen Familien genannt, die im Deutschen Reiche als reichsunmittelbar galten. 4) Siehe Seite 77 und 105.

10. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 211

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
211 - die beiden ltesten Kinder, den Kronprinzen Friedrich Wilhelm und den Prinzen Wilhelm, mit an das Krankenlager. Nach einem heftigen Brust-krampfe neigte die Knigin das Haupt sanft zurck und schlo fr immer ihre schnen Augen. Mit den Worten: Herr Jesus, mache es kurz," endete sie ihr reines, wohlttiges Leben am 19. Juli 1810 im Alter von 34 Jahren. Zu Charlottenburg in dem dstern Fichtenhain" fand Preuens vielgeliebte Knigin ihre letzte Ruhesttte. In einem kostbaren Sarkophage, von der Meisterhand Rauchs geschaffen, harret sie der Auferstehung. Solange es fhlende Herzen gibt, wird es nicht an folchen fehlen, die mit Bewunderung und Rhrung an dem Marmorbilde der schlummernde Knigin stehen werden.a) Hrabmat der Knigin Luise von Bland). Iie wichtigeren Ereignisse in einigen Staaten Kuropas vom Jare 1815 bis zum Uevolutionszaljre 1848. 1. Deutschland. Die freiheitlichen Ideen der franzsischen Revolution hatten berall Verbreitung gefunden, und auch in den monarchischen Staaten war allgemein die Anschauung vertreten, da an Stelle der Absolntie die konstitutionelle Regierungsform treten, da dem Volke das Recht eingerumt werden mffe, an der Gesetzgebung und Verwaltung des Landes mitzuwirken. Diesem Verlangen des Volkes nach einer freien Verfassung kamen zuerst Nassau (1814) und der roherzog Karl August todu ') Vergleiche: Vor Rauchs Bste der Knigin Luise", von Theodor Krner, ferner: Auf den Tod der Knigin Luise" von M. von Schenkendorf und: An Luise, Knigin von Preußen", von H. von Kleist. Ter Luisenorden" wird als hchste Auszeichnung Frauen fr werkttige Nchstenliebe Verliehen. 14*
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