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1. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 543

1906 - München : Oldenbourg
114. Hurra, Germania! 543 Überhaupt ist es nicht mehr der Ehrgeiz der Fürsten, es sind die Stimmungen der Völker, das Unbehagen über innere Zustände, das Treiben der Parteien, besonders ihrer Wortführer, welche deu Frieden gefährden. Leichter wird der folgenschwere Entschluß zum Kriege von einer Versammlung gefaßt, in welcher niemand die volle Verantwortung trägt, als von einem einzelnen, wie hoch er auch gestellt sein möge, und öfter wird man ein friedliebendes Staatsoberhaupt finden als eine Volksvertretung von Weisen! Die großen Kämpfe der neueren Zeit sind gegen Wunsch und Willen der Regierenden entbrannt. Die Börse hat in unseren Tagen einen Einfluß gewonnen, welcher die bewaffnete Macht für ihre Interessen ins Feld zu rufen vermag. Mexiko und Ägypten sind von europäischen Heeren heimgesucht worden um die Forderungen der hohen Finanz zu liquidieren. Weniger kommt es heutzutage darauf an, ob ein Staat die Mittel besitzt Krieg zu führen, als darauf, ob seine Leitung stark genug ist ihn zu verhindern. So hat das geeinigte Deutschland seine Macht bisher nur dazu gebraucht den Friedeu in Europa zu wahren; eilte schwache Regieruug beim Nachbar aber ist die größte Kriegsgefahr. Aus solchen Verhältnissen ist auch der Krieg von 1870—1871 hervorgegangen. Ein Napoleon auf dem Throne von Frankreich hatte seinen Anspruch durch politische und militärische Erfolge zu rechtfertigen. Nur eine Zeitlang befriedigten die Siege der französischen Waffen auf fernen Kriegsschauplätzen, die Erfolge des preußischen Heeres erregten Eifersucht, sie erschienen als Anmaßung, als Herausforderung und man verlangte Rache für Sadowa. — Die liberale Strömung des Zeitalters lehnte sich auf gegen die Alleinherrschaft des Kaisers, er mußte Bewilligungen zugestehen, seine Machtstellung im Innern war geschwächt und eines Tages erfuhr die Nation aus dem Munde ihrer Vertreter, daß sie deu Krieg mit Deutschland wolle! 114. Hurra, Germania! (25. Juli 1870.) Von Ferdinand Freiligrath. *) Hurra, du stolzes, schönes Weib, Hurra, Germania! Wie kühn mit vorgebeugtem Leib Am Rheine stehst du da! Im vollen Brand der Iuliglut, Wie ziehst du risch dein Schwert! Wie trittst du zornig-frohgemut Zum Schutz vor deinen Herd! Du dachtest nicht an Kampf und Streit; In Fried' und Freud' und Ruh' Auf deinen Feldern, weit und breit, Die Ernte schnittest du. Bei Sichelklang im Ährenkranz Die Garben fuhrst du ein: Da plötzlich, horch, ein andrer Tanz! Das Kriegshorn überm Rhein! Hurra, Hurra, Hurra! Hurra, Hurra, Hurra! Hurra, Germania! Hurra, Germania! ') Gesammelte Dichtungen, Ii. Band, S. 298. Stuttgart 1871.

2. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 466

1906 - München : Oldenbourg
466 93. Ludwig I. von Bayern als Erzieher seines Volkes. Handwerk üben mußte, liegt zutage. Ein Frühlingshauch drang auch in die bürgerlichen Werkstätten. Indem die Handwerker Mitarbeiter bei der Herstellung, Einrichtung und Ausschmückung stilvoller, großartiger Bauwerke wurden, gewannen sie nicht nur Geld, sondern mehr: ihr Geschmack ward geläutert,' künstlerischer ^.akt auch in ihnen entwickelt. Und ebenso mußte der Anblick so vieler in den Sammlungen vereinigter Meisterwerke ans der Zeit, da jeder Handwerker, wie Semper sagt, in seiner Art ein Künstler war, jedem überhaupt Empfänglichen die Brust erweitern. Daß diese Tatsache in den gewerblichen Kreisen anerkannt wurde, zeigte sich 1850 bei dem Festzug gelegentlich der Enthüllung der Bavaria. Der König selbst berichtete hocherfreut an Wagner (13. Oktober 1850): „Erst wollten nur die Künstler die Enthüllung seyern, dann gesellten sich die bey den Bauten betheiligten Gewerbe hinzu, hieraus alle, denn wenn sie auch nicht unmittelbaren Gewinn davon zogen, doch mittelbaren, und er geht fort, nicht nur durch die bewirkte Vervollkommnung der Gewerbe, sondern auch durch die alljährlich zuströmende Menge von Fremden!" Fachschulen wurden errichtet, die Gelegenheiten für den Strebsamen sich zu unterrichten vermehrt, durch Preisausschreiben und Ausstellungen ein rühmlicher Wetteifer zu entfachen gesucht. Wohl würden die edlen Absichten kräftiger durchzuführen und noch bedeutendere Wirkungen zu erzielen gewesen sein, wenn die Mittel reicher geflossen wären. Ludwig besaß jene Eigenschaft, welche den Glanz einer Regierung in den Augen der Zeitgenossen wesentlich mindert und doch zu den notwendigsten Merkmalen großer Regenten gehört: Sparsamkeit. Wie sehr diese sittliche Kraft unseres Fürsten seinem Staat zum Heil gereichte, weiß jeder, der den kläglichen Stand der Finanzen und die Zerrüttung im Staatshaushalt während der ersten zwei Jahrzehnte des Königreichs kennt. Als 1827 der Finanz-minister dem Landtag die Erklärung abgab, daß zum erstenmal feit Bestehen der Verfassung kein Defizit vorliege, brachen die Mitglieder aller Parteien in Hochrufe auf den König aus: so überraschenb, so beglückenb wirkte aus sie jene Nachricht. Hub abgesehen von der Besserung der Finanzlage: der weise Haus-Halter auf bein Throne würde ein Beispiel für das Laub! Lubwigs Ordnungsliebe, seine Abneigung nicht gegen große, durch höhere Zwecke gerechtfertigte Ausgaben, aber gegen jebe Verschwendung waren beim wichtigen Werke der Volkserziehung unschätzbar wesentliche Kräfte. Vorzüglich baburch gewann er sich das Vertrauen des Volkes, jenes unerschütterliche Vertrauen zur Krone, ohne welches der monarchische Verfafsungsstaat nicht denkbar, sicherlich nicht haltbar ist. Ludwig erinnert darin an den prunklos tätigen Vater des großen Friedrich. Wie dieser sah auch er in bürgerlichen Tugenben des Regenten und) seiner Diener die Grundfesten des Staates, wie dieser würde Ludwig der Schöpfer eines neuen, strammen, arbeitsamen Beamtentums. Er selbst war unerinüblich tätig, er hielt seine Mittel zusammen und sah auf peinliche Orbnung

3. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 250

1906 - München : Oldenbourg
250 46. Der bayerische Hof im Zeitalter des fürstlichen Absolutismus. Aber auch der historisch ungleich bedeutungsvollere venezianische Bruder des Bndntoro hat ein ähnliches unrühmliches Ende gefunden. Im Jahre 1727 prächtiger als je neu erbaut fiel er der französischen Revolution, welche 1797 der Republik Beuedig selbst deu Todesstoß versetzte, zum Opfer. Die vergoldeten Teile desselben wurden auf dem freien Platze der Insel S. Giorgio von einer fanatischen, demokratisierenden Menge am Morgen des 9. Januar 1798 verbrannt; der Rumpf des Schiffes wurde in eine Batterie verwandelt und diente einige Zeit zur Verteidigung der Lagune, dann als Strafgaleere, bis er 1824 vernichtet wurde. Heutzutage ist nur mehr eiu Modell von dem berühmten Bucintoro im Arsenal zu Venedig zu sehen. 46. Der bayerische Hof im Zeitalter des fürstlichen Absolutismus. Von M. Doeberl. *) „Der allmächtige Erschaffer der Erde, welcher von sich selbst und durch seine einzige Haud nach seinem Gefallen könnte die Welt regieren, hat jedoch solche Gewalt den Fürsten mitgeteilt, die er gleichsam als Verweser seiner Macht und Herrlichkeit ausgestellt. Die Liebe, die er zu deu Meuscheu trägt, hat ihn vermocht auch seine Autorität mit denselben zu teilen. Gleichwie er in dem Himmel und am Firmament erschafft und gesetzt die Engel, welche man intelligentias nennt, um vorzusteheu der Bewegung derselben: also hat seine göttliche Weisheit für gut angesehen dergleichen Kreaturen auch auf Erden zu bestätigen, welche das Amt trügen die Fürstentümer zu regieren." So urteilte mau in höfischen Kreisen Bayerns über das absolute Fürstentum des 17. und 18. Jahrhunderts. Man wird gemahnt an die überschwenglichen Worte, mit denen in Frankreich die Berechtigung des absoluten Königtums von den juristischen Hospnblizisten aus dem römischen Rechte, von den geistlichen aus der Bibel bewiesen wurde. Der Verherrlichung des absoluten Fürstentums diente die Prachtentfaltung des kurfürstlichen Hofes. Wie am französischen Hofe zu Versailles reihte sich in München und Nymphenburg, in Schleißheim und in den übrigen kurfürstlichen Schlössern Fest an Fest: Opern, Ballette, Schauspiele, Komödien, Schüserspiele, Wirtschaften, Maskenfeste, Feuerwerke, Tänze, Kopsrennen, Turniere, Hirschsaiste, Schweinehatzen, Wasserjagden, Wasserfahrten auf dem Starnberger See, „inter blanditias zephyrorum et nym^harum, inter fides et tubas et in cymbalis bene sonantibus“. Der Grundsatz „le roi s’amuse“ begann am bayerischen Hose heimisch zu werden. Allen voran die Kursürstin Adelheid, die an Vielseitigkeit alles überbot, jagte, tanzte, schauspielerte, musizierte, saug, dichtete, komponierte, malte und — wallfahrtete. x) Aus „Innere Regierung Bayerns nach dem Dreißigjährigen Kriege", Forschungen ^ur Geschichte Bayerns, Band Xii, S. 32. München 1904, R. Oldenbourg.

4. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 409

1906 - München : Oldenbourg
74. Des Kurfürsten und Königs Max I. Joseph innere und äußere Politik. 409 Fruchtbarkeit und vorteilhafte Handelslage des Landes verhießen dem Fleiß der Bewohner sichere Erfolge. Noch aber war die Bevölkerung der alten und neuen Gebiete dnrch Einzelverfassungen und verschiedenes Gesetz in disharmonische Massengruppen geschieden. Dieser^Sondernng machte Max Joseph vorerst durch eine neue Landeseinteilung ein Ende, wobei nach französischem Vorbild nur auf natürliche, nicht ans historische Grenzen der einzelnen Provinzen Rücksicht genommen wurde. Nachdem solchermaßen die Staatsverwaltung erleichtert und vereinfacht worden war, löste Max Joseph zuerst von allen Fürsten, welche die Wiener Verträge unterzeichnet hatten, sein Wort ein und gab Bayern eine Verfassung. Freiwillig schloß der gute König mit seinem Volke einen Vertrag, kraft dessen es fürderhin an der Regierung wahren und wesentlichen Anteil haben sollte, fräst dessen sich die herrschenden humanen Regierungsgrundsätze den Rachfolgent auf dem Throne nicht nur als fromme Wünsche sondern als Pflicht vererben sollten. Indem der hochsinnige Monarch freiwillig des absolutistischen Charakters seiner Herrschaft sich entäußerte, beseitigte er mit eins alle Schwierigkeiten, die der Verschmelzung der verschiedenen Stammescharaktere entgegenstanden, und schus ein wahrhaft einiges, starkes und freies Volk. Am 26. Mai 1818 wurde die Verfaffungsurkunde proklamiert, welche Bayern für einen souveränen, monarchischen Staat erklärt, der mit allen seinen Bestandteilen an Land und Leuten, Gütern, Regalien und Reuten eine unveräußerliche Gesamtmasse bildet. Sie regelt die Thronfolge, gewährt Freiheit" der Gewissen, völlige Gleichstellung der christlichen Konfessionen, sichert die Unantastbarkeit der geistlichen Gewalt in kirchlichen Dingen, gewährt Sicherheit der Personen und des Eigentums, Unanshaltbarkeit der Rechtspflege und Gleichheit der Gesetze und vor den Gesetzen mit Ausschluß aller Spezialgerichtshöfe. Sie verbürgt gleiches Recht jedes Bürgers zu allen Graden des Staatsdienstes, aber auch gleiche Verpflichtung zur Ehre der Waffen. Endlich verfügt sie den gleichen Anteil aller an den Lasten des Staates, aber auch einen geregelten Haushalt in demselben und gesicherte Verwendung der bewilligten Mittel. Eine Standschaft hervorgehend ans allen Klassen der ansässigen Staatsbürger mit dem Rechte des Beirats, der Zustimmung und Willigung, des Wunsches und der Beschwerde, ward zum Wächter der Verfassung eingesetzt um sie gegen willkürlichen Wechsel zu schützen, aber im Fortschritt zum Besseren nicht zu hindern. Nie erschien das Königtum ehrwürdiger, als da Max Joseph von seinen Kindern und den Kronbeamten begleitet in die Versammlung der Stände trat und jene freiwillig übernommenen Pflichten des Monarchen gegen seine Untertanen beschwor. Nichts vermochte die Gewalt und das Vermächtnis jenes Maientages zu beeinträchtigen und König und Volk in ihrer Treue zueinander zu erschüttern. Davon gab der 16. Februar 1824 das beredteste Zeugnis, als Bayern die Gedächtnisfeier des vor 25 Jahren erfolgten Regierungsantritts seines Herrschers

5. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 432

1906 - München : Oldenbourg
432 84. Ludwig I. und Goethe. Mit den Fastenpredigten hat Jean Paul als politischer Schriftsteller seinen Höhepunkt erreicht. Wenn er von da ab noch zuweilen über die deutschen Verhältnisse spricht, so geschieht es nicht mehr so ausführlich und mit solcher Begeisterung; man hört aus manchen Zeilen schon wieder den Satiriker heraus. In den „Saturnalien" 1818 saßt er nochmals einige Wünsche zusammen im Gegensatz zu denen, „welche durch Polizeidiener gern ein korrektes Universum hätten:" „Fürst und Adel sollen nicht ... auf das göttliche Ebenbild des Menschen mit Füßen treten, . . . gegen das Feuerwerk des Witzes sollen Zensur und Polizei feine Feuertrommeln rühren und feine Lärmkanonen richten gegen Raketen;" es solle „keine halbe und feilte beschränkte Preßfreiheit geben, sondern eine ganze;" es solle „überall Landstände geben;" „Weimar, das aus einem Parnasse der deutschen Musen zu einem Sinai der Verfassungen geworden, soll bte beutsche Keblah sein." So leuchtet aus den Werken Jean Pauls, mag er in strafendem Spott, in warnender Sorge oder in freudiger Begeisterung schreiben, ein echt deutscher Sinn. Die Grundbedingungen für das Blühen und Gedeihen des Vaterlandes sind ihm treffliche Fürsten, eine freie Verfassung und allgemeine Bildung, „Einsichten des Volkes;" denn „in der Geschichte hat wie in der Göttergeschichte Minerva am meisten die Götter gegen die Giganten beschirmt." 84. Ludwig I. und Goethe. Don Thomas Stettner.* Was ein jeder unserer beiden Dichterfürsten ihm sei, hat König Ludwig I. in den knappen Worten eines Epigramms ausgesprochen: „Wenn ich erwache, bevor ich betrete den Kreis der Geschäfte, Les' ich in Schiller sogleich, daß mich’s erhebe am Tag; Aber nach geendigtem Lärmen, in nächtlicher Stille, Flücht' ich zu Goethe und träum’ fort dann den lieblichen Traum." Man sann kaum treffender die Verschiedenheit dessen, was ein jeder von ihnen uns geben sann, bezeichnen: der feurige, vorwärts drängende Schiller soll uns begeistern zur Arbeit des Tages; überschauen wir aber in des Abends Stille prüfend die abgelaufenen Stunden und unser Wirken in ihnen, dann wird Goethe in seiner abgeklärten Ruhe unsere beste Gesellschaft sein. In seiner dichterischen Eigenart stand Schiller dem Könige näher, mit Goethe aber verband ihn neben der höchsten Bewunderung mannigfache Übereinstimmung in Neigungen und in der Auffassung des tätigen Lebens: beide liebten Italien als das Land der Sehnsucht, beide erblickten in der antiken Kunst die Höhe und deshalb die bleibende Norm künstlerischen Schaffens und auch in den Fragen des politischen Lebens standen sich ihre Ansichten nahe. Goethe aber verehrte in König Ludwig den mächtigen Beschützer und Förderer der Wissenschaften und Künste, der im großen zur Tat machte, was er selbst

6. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 464

1906 - München : Oldenbourg
464 93. Lndwig I. von Bayern als Erzieher seines Volkes. einer hochentwickelten Kultur erfreuen, werden „Kunst und Wissenschaft" immer zusammen genannt, weil überall empfunden wird, daß das Streben nach Schönheit Hand in Hand gehen muß mit dem Streben nach Wahrheit. Diese Überzeugung war auch in Ludwig lebendig. Indem er, wie ich schon schilderte, an den Fortschritten des menschlichen Wissens dauernden Anteil nahm, konnten ihm der Nutzen und die Wichtigkeit der deutschen Hochschule nicht entgehen. Eine seiner frühesten Regierungshandlungen war die Verlegung der altbayerischen Hochschule in die Landeshauptstadt. Damals wurde sie von wenigen gebilligt, heute zählt man sie zu seinen erfreulichsten Taten. Mit Recht hielt er den Verkehr in einer großen Gemeinde für die Charakterbildung der Studierenden für ersprießlich, mit Recht erwartete er, daß der Hort kostbarer wissenschaftlicher wie künstlerischer Schätze den Gelehrten Anregung und Schwung geben, hinwider die Gegenwart der Vertreter der Wissenschaft auf die städtische Bevölkerung wohltätig zurückwirken werde. Man lese die Verordnungen Ludwigs zur Neugestaltung der Akademie, die damals nur noch ein unfruchtbarer Überrest aus dem Hausrat der Zopfzeit war, auf daß auch sie der Wissenschaft und dem Leben, dem Gelehrtenstaat und dem Vaterland Nutzen bringe! Man lese die mit Minister Schenk gewechselten Briefe wegen Heranziehung neuer Lehrkräfte nach München! Männer wie Oken, Görres, Schubert, Thiersch, Martins, Schmeller folgten dem Rufe. Namen von verschiedenartigem Klang, aber: „So ist's gut!" urteilte Anselm von Feuerbach, „Wasser und Feuer verträgt sich in der Natur auch nicht und doch grünt die Saat und keimt die Frucht!" Nicht nur in der Chemie sind die Gärnngserreger wichtig und nützlich. Freilich war König Ludwig der rein atomistischen Anffafsimg der Welt abhold und allen Leugnern der Gottesidee ein unversöhnlicher Gegner. Aus diesen Gesichtspunkten mochte er in einzelnen Fällen ein Veto, in seinen späteren Regiernngsjahren sogar ein sehr barsches Veto einlegen: im großen und ganzen hielt er die Freiheit der Forschung hoch und war überzeugt, daß die Hochschule in ihrer Gesamtheit die Wissenschaft nach allen in ihr lebendigen Strömungen darzustellen habe. Als Rektor Dresch bei der feierlichen Eröffnung der Münchener Hochschule freimütige Gedanken über die Würde der Wissenschaft äußerte, erwiderte der König: „Nichts konnte mir besser gefallen, als was über die Unabhängigkeit der wissenschaftlichen Forschung, über Freiheit des Wortes und der Mitteilung gesagt wurde. Es ist auch meine lebendigste, meine tiefste Überzeugung, daß hier jeder Zwang, jede Zensur, auch die billigste, verderblich wirkt, weil sie statt des gegenseitigen Vertrauens, bei dem allein die menschlichen Dinge gedeihen, den Argwohn einsetzt." —- — Es liegt auf der Hand, daß ein Fürst, der so hell ins Leben blickte wie Lndwig von Bayern, auch auf Ackerbauend Handel und Gewerbe reformatorisch einzuwirken suchte. Der zwiefache Nutzen der landwirtschaftlichen Vereine, „einerseits die Regierung, anderseits die Landwirte zu belehren," bewog ihn neben dem seit

7. Lesebuch zur Geschichte Bayerns - S. 465

1906 - München : Oldenbourg
93. Ludwig I. von Bayern als Erzieher seines Volkes. 465 1768 bestehenden Verein eine neue landwirtschaftliche Gesellschaft zu gründen. Prämien wurden von ihm ausgesetzt um intensivere Wirtschaftsmethoden anzuregen, Ausstellungen landwirtschaftlicher Geräte und Erzeugnisse veranstaltet, landwirtschaftliche Schulen errichtet. Ich muß mich ans diese dürftigen Fingerzeige beschränken, kann nur im allgemeinen daraus hinweisen, daß er auch auf diesem Gebiete der Volkserziehung das Goethesche Wort wahrhaft und aufs schönste erfüllte: „Du im Leben nichts verschiebe, Sei dein Leben Tat um Tat!" Trotz des Gleichgewichts und der harmonischen Entwicklung seiner geistigen Kräfte, bei aller Energie des Charakters blieben innere Kämpfe nicht aus. Seine Künstlerseele empörte sich nicht selten gegen die Forderungen seines Verstandes. Während er als Kronprinz Baaders Erfindung einer Eisenbahn die wärmste Teilnahme zuwandte und 1819 auf eigene Kosten im Nymphen-bnrger Hofgarten das Modell einer solchen herstellen ließ, war er der großartigen und dabei so vernunftgemäßen Entwicklung dieser Idee durch Beiziehung der Dampfkraft, wodurch die Erfindung erst ihre unvergleichliche Wichtigkeit gewann, durchaus nicht hold. „Ein schnelles Beförderungsmittel ist die Eisenbahn," schreibt er (8. Juni 1854) an Martin Wagner, „um von einem Ort in einen anderen versetzt zu werden, aber das Innere der Städte umgeht sie, als wenn sie nicht beständen, und vom Genuß der schönen Natur kann nicht mehr die Rede sein, .... einer eingepackten, willenlosen Ware gleich schießt durch die schönsten Naturschönheiten der Mensch, Länder lernt er keine mehr kennen." Aber eiu Geist wie der seine konnte die weltumgestaltende Bedeutung dieses neuen Beförderungsmittels nicht unterschätzen. Nur seiner persönlichen energischen Einwirkung ist es denn auch zu danken, daß 1837 der bayerische Landtag für eine Eisenbahnlinie von der südlichen bis zur nördlichen Grenze des Königreichs die nötigen Mittel und gesetzlichen Anordnungen genehmigte. Ohne die bessere Einsicht des Königs würde Bayern auf lange Zeit vom allgemeinen Handelsverkehr ausgeschlossen worden sein. Von seinen wirtschaftlichen Reformplänen seien nur hervorgehoben die vom König angeregte und durchgeführte Anlage des Kanals, der Nordsee und Schwarzes Meer in Verbindung setzte, und der leider nicht ins Werk umgesetzte Gedanke München mittels Benutzung von Amper, Ilm und Isar und ergänzender Kanalbauten in unmittelbare Verbindung mit der Donau zu bringen und dadurch gewissermaßen zu einem Hafen- und Stapelplatz zu erheben. Vor allem sei daran erinnert, daß die segensreichste Tat ans den Zeiten des Deutschen Bundestags, die Zo lleinignng der deutschen Staaten, nächst König Wilhelm von Württemberg dem weitblickenden, opferwilligen Bayernkönig zu danken ist. Auch ans die Veredlung des Gewerbes erstreckte sich Ludwigs erziehliche Tätigkeit. Daß der Aufschwung der schönen Künste günstigen Einfluß auf das Kronseder, Lesebuch zur Geschichte Bayerns. 30

8. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 161

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
161 Hofkapelle hatte europischen Ruf. Den franzsischen Schriftstellern konnte er keinen Geschmack abgewinnen; dagegen liebte er die Meister-werke Goethes und Schillers. An den Hof wurden deutsche Gelehrte und deutsche Knstler berufen, deutsche Dramen (Lessing und Schiller) kamen in Berlin zur Auffhrung. Das Allgemeine Landrecht wurde vollendet und 1794 als Staatsgrundgesetz verffentlicht. In Berlin lie Friedrich Wilhelm Ii. das Brandenburger Tor er-richten, eine Nachahmung der Propyleu der Akropolis, ferner das Schauspielhaus') und bei Potsdam das Marmorpalais. Bei all diefeu trefflichen Eigenschaften, fehlte es dem Könige jedoch an einer weisen Sparsamkeit und einer entschiedenen Willenskraft, ferner an der unermdlichen Schaffenskraft und Schaffenslust seiner Vorgnger. Dagegen neigte er zum Wohlleben und hatte eine Vorliebe fr sinnliche Gensse. Auch zeigte er ein zu groes Vertrauen und eine unntige Nachsicht gegen seine Beamten, die den König nnr zu leicht fr sich zu gewinnen wuten und feine Gte mibrauchten. Sein Onkel Friedrich Ii. hatte ihn allzusehr von den Stckatsgeschsten fern gehalten, so da er ohne die ntige Sachkenntnis auf den Thron kam. 2. Seine Regierung, a) Sorge sr Handel und Verkehr. Wenn Friedrich Wilhelm Ii. auch nicht ein so vorzglicher Herrscher gewesen ist als sein Onkel, so war er doch ans das Wohl seines Volkes bedacht. Unter Friedrich dem Groen waren manche Lebensmittel ziemlich hoch besteuert, und der Handel mit Kaffee und Tabak lag allein in den Hnden des Staates.2) Fr diesen Alleinhandel und fr die Eintreibung der Steuern hatte Friedrich Ii. franzsische Beamte angestellt, die das Volk unntigerweise belstigten und plagten (Kaffeeriecher). Friedrich Wilhelm Ii. entlie diese Beamten und gab den Handel mit Kassee und Tabak srei, wodurch er sich gleich anfangs die Liebe des Volkes erwarb. Auch setzte er verschiedene Zlle herab, lie die ersten Chausseen bauen und Kanle anlegen. Fr die Hebung der Gewerbe wurden groe Summen hergegeben und unfruchtbare Gegenden fr den Ackerbau nutzbar gemacht. b) Sorge fr das Heer. Au die Spitze der gesamten Kriegs-Verwaltung setzte der König das Oberkriegskollegium und legte somit den Grund zu dem heutigen Kriegsministerium. Dann sorgte ') Von Schinkel 18191821 neu erbaut, weil durch einen Brand zerstrt. 2) Kaffee- und Tabaksmonopol." Brockmann, Lehrbuch der (Sefchtchte. Iii. 11

9. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 262

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
Das deutsche olk ehrte ihn durch die Wahl zum A b g e ordnet en, nitd die Gnade seines kniglichen Herrn berief den groen Kriegsmann zum Mitglieds des Herrenhauses. Im Parlamente sprach Moltke wenig; wenn er aber einmal in einer wichtigen Angelegenheit das Wort ergriff, Mottkc in Persaiffes von Anton v. Werner. dann lauschten alle mit gespannter Aufmerksamkeit den Ausfhrungen des groen Schweigers". Noch an seinem Todestage wohnte der pflichttreue Greis einer Sitzung im Reichstage bei. Im Jahre 1870 in den Grafen st and erhoben, 1871 znm General-feldm a^r schall ernannt, starb Moltke in einem Alter von mehr als 90

10. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 112

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
112 der Verwaltung und der gesetzlichen Sonberbestimmnngen wrbe beseitigt, eine einheitliche Verwaltung eingefhrt und die Verwaltung von der Rechts-Pflege abgeteilt. Das Heerwesen wrbe nach dem Vorbilde Friebrichs des Groen umgebildet, die Friedensarmee auf 200 000 Mann gesetzt und die Soldaten durch tchtige bung stets kriegsbereit gehalten. Fr die Heran-bilbnng eines tchtigen Offizierstandes wrben Schulen gegrndet, fr kranke und ausgediente Soldaten Invalidenhuser errichtet. In der Rechts-Pflege wurden die Sonderrechte einzelner Stube ganz oder teilweise ausge-hoben, wenn sie es auch nicht erreicht hat, alle Untertanen vor dem Gesetze gleichzustellen; ein neues Gesetzbuch (Codex Theresianus) wurde bearbeitet. Die Steuerfreiheit des Klerus wurde tatschlich, die des Adels dem Denkmal Maria Herestas von Zumvusch. Grundsatze nadj beseitigt, die Verfolgung der Hexen und die Anwendung der Folter verboten und der Bauern st and vor den Ubergriffen der adli-gen Gutsherren fidjet gestellt. Auf dem Gebiete der Sdjule kann Maria Theresia als die Begrnderin des sterreichischen Schulwesens angesehen werben; tchtige Berater fand sie an dem trefflichen Abte von Sagau, Jgnaz
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