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Von hchster Bedeutung fr das Kunsthandwerk wurde das von Bttger iu Meien erfundene Porzellan und die Fayence von Delft. Nicht blo die Herstellung von Egeschirren nahm einen nie geahnten Aufschwung; die Porzellanmasse diente auch zur Darstellung zierlicher Schfer. Miniaturkavaliere und feiner kleinen Damen, Wand-leuchtet und Standuhren in den wunderlichsten Zierformen.
Hisch im Zopfstil.
Die Wissenschaften.
I. Die Philosophie. Die materialistische Ansicht der Eng-lnber Locke und Hume, der Vter der sogenannten Aufklrung (S. 119), wurde von den Franzosen Voltaire, Diderot, d'aletnbert und anderen weiter entwickelt. Sie behaupteten, da es kein ber-sinnliches Leben gebe, und da die seelischen Erscheinungen nur Ttigkeitsformen der sinnlichen Krperw elt seien. Ihnen gegenber lehrte der Begrnder der beutfchen Philosophie Gottfrieb Leibniz in seiner Theobice (Rechtfertigung Gottes), ba der Geist vom Krper unabhngig sei, die geoffenbarte Wahrheit der den Verstand hinausgehe, ihm aber nicht widerspreche. Immanuel Kant, Professor der Philosophie in Knigsberg, war unstreitig der grte Denker seiner Zeit. In seinem Werke: Kritik der reinen Vernunft" stellt er die Vernunft als unabhngig von aller Erfahrung hin. Die hchsten wegrisse: Gott. Freiheit und die Unsterblichkeit der Seele
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lassen sich durch die reine Vernunft nicht nachweisen, werden aber von der praktischen Vernunft verlangt. In der Kritik der prakti-schen Vernunft finden wir auch den sogenannten kategorischen Im-perativ: Handle so. da dein Wille zugleich dein Naturgesetz werde." Seine Gedanken der Freiheit, Humanitt und Religion haben auf Herder, Schiller n. a. und auf die wissenschaftliche und schne Literatur jener Zeit einen gewaltigen Einflu ausgebt.
2. Die Naturwissenschaften. Aus dem Gebiete der Naturwissen-schasten zeigte sich eine groe geistige Regsamkeit. Newton entdeckte die Gesetze der Schwerkraft, berechnete die Bahnen der Himmelskrper und machte scharfsinnige Beobachtungen der die Brechung des Lichtes. Seine Arbeiten wurden von Herfchel und Laplace fortgesetzt, die den gestirnten Himmel erforschten, mehrere Kometeil entdeckten und die Bahnen der Planeten genauer bestimmten. Die Physiker Galvani und Volta bildeten die Lehre von der Elektrizitt weiter aus (Galva-nismus oder Voltaismus). Lavvisier legte den Grund fr ein wissen-schaftliches Studium der Chemie, der Schwede Linne stellte das nach ihm benannte Pflanzensystem ans.
Nicht minder lebhaft war die Ttigkeit auf dem Gebiete der Technik. Der Amerikaner Franklin erfand den Blitzableiter, der Schotte Watt die Dampfmaschine, und von den Gebrdern Mont-golsier wurde der erste Luftballon hergestellt.
3. Geschichtschrcibung und Geographie. Die neuere Geschicht-schreibuug wurde durch den Deutschen Pufe udorf angebahnt; Johann Mller schilderte in einer nicht einwandfreien Darstellimg die Geschichte seiner schweizerischen Heimat in einer Sprache, die an den Rmer Tacitns erinnert; der kernige und volkstmliche Justus Mser hat durch seine Osnabrncker Geschichte, in der er die Zustnde seiner westflischen Heimat in meisterhafter Weise beschreibt, zu einem lebhasten Studium der beut-schen Geschichte augeregt.
Der Englnder James Cook unternahm mehrere Entdecknngs-reisen in die Sdsee; die Inseln des Groen Ozeans wurden ausgesucht, Japau, Chiua, Sibirien und Arabien durchforscht, der Montblanc zum ersteu Male bestiegen.
4. Die Altertumswissenschaft.^ Das. Verdienst, das Studium der Werke der alten klassischen Zeit von neueni angeregt zu haben, ge-bhrt den Hollndern; in Deutschland war es vor allen Wiuckelmaun. der durch feine Geschichte der Kunst des Altertums" ans die Antike als Vorbild hinwies und mit warmer Begeisternng und feinem Gefhle die Bildwerke der Alten erklrte.
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Extrahierte Ortsnamen: Japau Chiua Sibirien Deutschland
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schmuck in den Schulen, neuerdings eine vernnftige Belehrung der Schler der Kunst, desgleichen der Zeichenunterricht, der Handfertigkeitsunterricht bei den Knaben und der Handar-beitsuuterricht beiden Mdchen, besonders in den hheren Schulen.') Hingewiesen sei auch auf die Worpsweder", die in Worpswede (nrdlich von Bremen) ihr Atelier aufgeschlagen haben und durch ihre Schpfungen zeigen, welche reichen Schtze in dem scheinbar so den Lande des Teufelsmoors fr die Maler zu finden sind. Zu dm bekannteren Worpswedern gehren O. Modersohn (Feierabend, Abend int Moor, Moorbrcke), F. Mackensen (Smann, Fischer), Frulein E. Meyer.
Dcfreggcrs Tischgebet.
d) Die vervielfltigenden Knste. In nicht geringem Mae haben zur Erreichung des genannten Zweckes Verstndnis fr die Kunst und Freude an ihren herrlichen Sd)pfungeu and) in breiteren Schichten des Volkes zu wecken die vervielfltigenden Knste beigetragen. . Zu dem Holzschnitt und Kupferstich gesellten sich zu Anfang des vorigen Jahrhunderts der Stahlstich und der Steindruck oder die Lithographie; wird bei letzterer die Farbe angewandt, so spricht mann von lfarbendruck oder Chromolithographie. Durch die Photographie, die in den letzten Jahren ganz erhebliche
*) Wacker Lesebuch Iii, Nr. 175: Bildhauerei und Malerei".
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Verbesserungen erfahren hat, ist die Vervielfltigung der Bilder eine rein mechanische geworden. Verbindet sich die Photographie mit der Lithographie, so spricht man von Photolito graphie? Die Helio- oder Photogravre, die auch Halbtne wiederzugeben vermag, ist das voll-kommenste photochemische Verfahren unter Benutzung einer polierten Kupserplatte.
e) Das Ku nsthandw erk. Mit dem Wiederansblhen der bildenden Knste kam auch fr das Kunst Handwerk ein neue Zeit frischen Schaffens und eifrigen Strebeus. Das Kunsthandwerk kehrte ebenfalls zu den Vorbildern frherer Zeiten zurck, suchte sie nachzuahmen
Am Krhting von Ludwig Richter.
und dnrch Anlehnung an die Schpfungen der alten Meister den Forde-rungen der Neuzeit gerecht zu werden. Die Handwerker schloffen sich liebcr wie frher zu Innungen zusammen, drangen auf eine tchtige Ausbildung ihrer Mitglieder, der Staat reichte ihnen bei ihren Bestrebungen hilfreich die Hand, und Fürsten wie Kaiser Friedrich Iii. und seine kunstverstndige Gemahlin suchteu das Kunsthandwerk zu frdern.
^ Der wachsende Reichtum in den oberen Gesellschaftsklassen und eine gewisse Wohlhabenheit in den einfachen brgerlichen Familien boten den Kunsthandwerkern die Mglichkeit, ihre Tchtigkeit zu zeigen. Tischler und Polsterer schmckten die Wohnungen mit stilgerechten Mbeln und geschmackvollen Tapeten; kunstvolle Malereien bedeckten Wnde und Decken, prchtige Teppiche den Fuboden, Lampen und Kronleuchter in den ver-
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Extrahierte Personennamen: Photolito Ludwig_Richter Ludwig Friedrich_Iii Friedrich
r~
305
bcn Nachweis, ba viele Krankheiten bnrch kleine Organismen im menschlichen und tierischen Krper erzengt werben. Der Franzose Pastenr wrbe der Begrnber der Bakteriologie, Robert Koch fanb den Milzbranb- und bcn Cholerabazillus, Behring trat bnrch die Erfiubuug des Heilserums dem Wrgengel Diphtherie erfolgreich ent-gegen, Pettenkofer gab bnrch seine Forschungen den Ansto zur Begrndung der Hygieue. Durch die von Rntgen entbeckten X-Strahlen wrbe eine eingehenbere und leichtere Untersuchung des menschlichen Krpers ermglicht.
Mit den Entdeckungen auf dem Gebiete der Naturwissenschaften hielt die Entwickelnng der Technik gleichen Schritt; man verlie sich nicht mehr auf den Zufall, sondern sttzte seine Versuche ans wissenschast-liehe Methoben. Durch die Erfindung des Telegraphen, des Telephons und der drahtlosen Telegraphie durch den jungen Italiener Mareoni ist ein Gebankenaustausch auf weite Entfernungen leicht und fchnell ermglicht. Im Jahre 1879 erbaute Werner Siemens in Berlin die erste elektrische Eisenbahn. Die Erfinbnng der Nhmaschine, der Photographie, der Schnellpresse, der Streichhlzer, der Gas- und elektrischen Beleuchtung, des Hinterlader- und Zndnadelgewehres, des Gustahls, wo-durch die Eisen- und Stahlindustrie einen ungewohnten Aufschwung nahm und die Herstellung von befferen Geschtzen und von Panzerplatten gefrdert wurde, verdanken wir neben vielen anderen dem 19. Jahrhundert. Ganz Bebcntcnbcs wrbe ebenfalls im Maschinenbau geleistet; fr alle Zweige des gewerblichen Lebens wrben sinnreiche Arbeitsmaschinen erfnnben, die die Menfchen fast ganz ersetzen, der Massenerzeugung bienen und ihre Arbeit mit der grten Genauigkeit verrichten.
e) Das Unterrichtswesen. Der Vater der neueren Pdagogi wurde Johann Heinr. Pestalozzi, der jedoch durch die mchtige Anregung. die er gab, fruchtbarer fr Erziehung und Unterricht geworden ist. als durch sein eignes Wirken. Der Knigsberger Philosoph Friedr. Herbart suchte die Pdagogik auf der Psychologie aufzubauen; erst durch wahres psychologisches Wissen kann die Pdagogik als Lehre zu einer gewissen Vollkommenheit und Brauchbarkeit gelangen; denn nur durch die Psychologie empsngt die Handhabung der pdagogischen Mittel Sicherheit und Zusammenhang und das Geschft des Erziehers Einheit und Zweck-Migkeit." Tchtige Theoretiker und Praktiker auf dem Gebiete des Volksschulwesens in der ersten Hlfte des 19. Jahrhunderts waren Diesterweg, Overberg, Sailer und Graser; in der zweiten
Prockmann, Lehrbuch der Geschichte. Iii. 20
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je krftiger sich die Industrie entwickelte. Mit dem Grobetriebe bildete sich auch eine neue Gesellschaftsklasse, der Arbeiterstand, und da es noch an Arbeiterfchutzgefetzeu fehlte, war die Ausbeutung der menschlichen Arbeitskraft, namentlich in England, eine unerhrte. Einen lebhaften Aufschwung nahm das gewerbliche Leben in jenen Gegenden, wo die Dampfmaschine und die Steinkohle in den Dienst der Arbeit gestellt wurden, oder wo weise Fürsten fr Hebuug von Handel und Gewerbe besonders besorgt waren. Sachsen lieferte Porzellan und Banmwoll-waren. Westfalen und Schlesien feine Leinwand und Damast-gewebe, Solingen und Suhl gute Eifeu-und Stahlwareu, Krefeld x) Seide, der Schwarzwald allerlei Holzwaren und Uhren.
Im wirtschaftlichen Leben machten sich drei Richtungen geltend, der Merkantilismus, der Phyfiokratismus und der Jnd nstrialismns
Der Merkantilismus (von mercari handeln) sucht die Natural-Wirtschaft zu verdrngen, dagegen den Geldwert (Sold und Silber) zu vergrern. Er verbietet die Ausfuhr von Gold und Silber in gemnzter und ungemnzter Form und belegt die Ausfuhr von Rohstoffen mit hohen Zllen. Die Einfuhr fremder Erzeugnisse wird erschwert oder gnzlich verboten, hingegen die Einfuhr fremder Rohstoffe und die Ausfuhr einheimischer Fabrikate erleichtert. Da eine groe Anzahl Arbeiter ntig ist, wird Die Auswanderung verhindert, die Ein-Wanderung befrdert und das Eingehen der Ehen begnstigt.
Das Merkantilsystem entsprach der absoluten Regierungsform, und da es wirtschaftliche Ubelftude beseitigte, brachte es einigen Staaten groen Vorteil, verhinderte aber eine allgemeine gesunde wirtschaftliche Entwicklung. In dem franzsischen Minister Eolbert fand diese Richtung ihren eifrigsten Vertreter.
Der Physiokratismns (von physis = Kraft und kratein = herrschen), der sich unter den: Einflsse der Aufklrungsphilosophie entwickelte, verwirft das Eingreifen des absoluten Staates in das wirtschaftliche Leben, fordert vielmehr unbeschrnkte Handels-, Verkehrs- und Gewerbefreiheit. Laissez faire, laissez passer" war das Leitwort der Physiokraten und wieder ein Franzose, der Finanzminister Turgot, wurde ihr Vertreter. Nicht Gold und Silber, wie bei dem Merkantilismus, sondern die Erzeugnisse des Landes (der Land- und Forstwirtschaft und des Bergbaues) sind die Quelleu des Reichtums.
Der Jndustrialismus (von industria = Flei) erblickt in der Arbeit die Quelle des Volksreichtums und zwar in der Landwirtschaft, im Gewerbe und im Handel. Er verwirft wie der Physiokratismns die Einmischung des Staates, fordert Arbeitsteilung und freien Weit-bewerb. Der Schotte Adam Smith ist der Begrnder und der eifrigste Verfechter dieser Wirtschaftstheorie, die groe wirtschaftliche Vernderungen bewirkt hat und uoch heute das wirtschaftliche Leben beeinflut.
1) Die dortige Seidenfabrik war die grte in ganz Deutschland; sie beschftigte um die Mitte des 18. Jahrhunderts 3000 Arbeiter.
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gewonnen; von 1849 -1852 wurden nicht weniger als 12 200 qkm Landes urbar gemacht. Der Maschinenbetrieb (S-, Mh-und Dreschmaschinen) kam in der Landwirtschaft immer mehr zur Anwendung, das gewaltige Aufblhen der Industrie und des Handels bot ein weites und leistungsfhiges Absatzgebiet; der Wert des Bodens stieg um das Doppelte im Preise.
Zur Hebung des Handels wurden Landstraen und Eisenbahnen angelegt. Die Flu- und Se edampff chif fahrt hob sich bedeutend, und zur Frderung des Seehandels und zur Sicherung Preuens im Welthandel schuf der König eine Kriegsflotte, die unter den Oberbefehl des Prinzen Adalbert gestellt wurde und an ihm einen krftigen Frderer fand. Von Oldenburg kaufte er zur Anlage eines Kriegs-Hafens einen Strich Landes am Iadebnfen, wo mit der Zeit eine Stadt entstand, die im Jahre 1869 nach Wilhelm I. den Namen Wilhelms-Hven erhielt. An Stelle des optischen Telegraphen trat die ele ktro-magnetische Fernschrift. Im Jahre 1849 wurde die erste telegraphische Depesche aufgegeben, und 1853 hatten die preuischen Telegraphenlinien bereits eine Lnge von 107 000 km.
Unter ausgiebiger Benutzung der Dampskrast nahm das Fabrik-Wesen einen gewaltigen Aufschwung. Die Gustahlfabrik vou Krupp in Effeu bekam als Geschtzfabrik Weltruf; Borfigs Maschinen und Lokomotiven verdrngten bald die auslndischen aus ganz Deutschland und suchten sich in anderen Lndern Eingang zu verschaffen. Solingen erlangte eine groe Bedeutung durch feine Stahlwaren, und die groen Spinnereien und Webereien, besonders die in Elberfeld und Barmen, deckten nicht nur den Bedarf im eigenen Lande, sondern gewannen ein ehrenvolles Ansehen auf dem Weltmarkte. Der Bergbau, besonders die Frderung der Kohlen, gelangte zu hoher Blte. Die Einfhrung des Petroleums und die Erfindung des Leuchtgases gabeu Straen und Wohnungen ein besferes Licht. Handel und Gewerbe hatten einen solchen Aufschwung genommen, da hierfr ein eigenes Ministerium geschaffen werden mute.')
6. Sorge fr Wissenschaft und Kunst. Fr Wissenschaft und Kunst sorgte der geistig so hoch begabte Fürst in wahrhaft kniglicher Weise. Berhmte Gelehrte, Dichter, Maler und Bildhauer berief er nach Preußen, vor allem nach Berlin.
') Erg. Nr. 34.
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Krupp
Extrahierte Ortsnamen: Oldenburg Effeu Deutschland Solingen Elberfeld Barmen Berlin
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Im Jahre 1810 traf den Prinzen Wilhelm das herbste Leib; er verlor seine so heigeliebte Mutter. Tiefbetrbt kniete er an ihrem Sterbelager und benetzte die erfaltenbe Hand der Entschlafenen mit bit-teren Trnen. Dann ging er in den Garten, wand aus Eichenlaub und Rosen einen Kranz und legte ihn auf das Totenbett feiner Mutter.
Beim Beginne des groen Befreiungskrieges wollte auch der Prinz Wilhelm seinen Arm der gerechten Sache widmen; weil er jeboch zu schwchlich war. brste er an den ersten Kmpfen nicht teilnehmen. Als er aber das Schlachtfelb von Leipzig besuchte und von den Helbentaten der Freiheitskmpfer hrte, ba hielt den 16jhrigen Jngling nichts mehr zurck. Er trat in das Heer und zeigte sich besonbers in der Schlacht bei Bar sur Anbe als ein mutiger und unerschrockener Solbat. Geschmckt mit dem Eisernen Kreuze und dem russischen St. Georgs-orbeu kehrte er nach Hanse zurck.
Als der Krieg gegen Napoleon im Jahre 1815 von neuem losbrach, eilte Prinz Wilhelm sofort wieber zu den Fahnen, zog mit nach Frankreich und nahm auch an dem zweiten Einzge der Verbnbeten in Paris teil.
Nach biefer Zeit wibmete er sich ganz und gar dem Militrwesen; er war mit Leib und Seele Solbat. Eine natrliche Begabung fr den kriegerischen Beruf, dazu die eifrigste Beteiligung an allen Zweigen des Dienstes lieen den Prinzen rafch zu den hchsten Stellen im Heere emporsteigen.
Im Alter von 32 Jahren vermhlte sich Wilhelm mit der Prin-zessin Augusta von Sachsen-Weimar. Seinen Lieblingsaufenthalt nahm das hohe Paar zeitweife auf dem Schlffe Babelsberg (bei Potsdam). Die glckliche Ehe wurde mit zwei Kindern gesegnet, einem Sohne und einer Tochter. Der Sohn war der nachmalige Kaiser Friedrich Iii., die Tochter Luise wurde die Gemahliu des Groherzogs von Baden.
2. Der Prinz von Preußen. Nach der Thronbesteigung seines Brubers, beffen Ehe kinberlos geblieben war, erhielt Prinz Wilhelm als mutmalicher Thronfolger den Titel Prinz von Preußen". Seinem kniglichen Bruder, von dem ihm schon Mb die Oberleitung der das gesamte preuische Heerwesen bertragen wrbe, war er vor allem in militrischen Angelegenheiten eine vortreffliche Sttze. Beim Ausbruche der franzsischen Februarrevolution im Jahre 1848 ernannte ihn der König zum Militrgouverneur von Rhein-land und Westfalen. In den unruhigen Mrztagen dieses Jahres
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Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Frankreich Paris Sachsen-Weimar Babelsberg Potsdam Baden Rhein-land Westfalen
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demselben Jahre reifte Prinz Heinrich zur Strkung des deutschen ^mflustes im Auftrage des Kaisers mit einer starken Flotte nach China wo er mit Ehrenbezeugungen berhuft wurde. Als im Jahre 1900 m Gfjina der fogeummte Boxeraufstand losbrach, wodurch eben und Besitztum zahlreicher auslndischen Missionen. Beamten und Kaufleute gefhrdet und vernichtet und der deutsche Gesandte Freiherr von Ketteler gettet wurde, schickten Deutschland. England. Frankreich. Ru-^nb; bte Vereungten Staaten von Amerika und Japan Truppen als Strasexpedttwn nach China, die dem Feldmarschall Grafeu Walderfee als Oberbefehlshaber unterstellt waren. Die Scharen der Boxer wurden zersprengt, wichtige Befestigungen, wie die Taknforts, erobert, wobei ftch das deutsche Kanonenboot Iltis in hervorragender Weise beteiligte; die Hauptstadt Peking mute ihre Tore ffnen. Den verbndeten Machten wurden Entschdigungen gezahlt und Erleichterungen im Handel gewhrt. Eiue Shuegesaudtschaft unter Fhrung des Prinzen Tschnn kam nach Berlin, um wegen der Ermordung des deutschen Gesandten Abbitte zu tun. Zu Anfang des Jahres 1904 brach in Sd-toestafrifa ein Aufstaut) des Hereros aus' dem spter Ausstnde in Dstafrtfa folgten. Zahlreiche Farmen und Missionsanstalten wurden zerstrt, Ansiedler und Missionare gettet oder vertrieben. Unter der- Fhrung tchtiger Offiziere haben die deutschen Truppen, die bei der Verschlagenheit der Feinde, dem heien Klima und den uube-kannten Terrainverhltniffen, die dem Feinde groe Vorteile boten,, unter unsglichen Mhen die Ruhe und Sicherheit fast berall wieberhergestellt. Aber mancher tapfere deutsche Krieger hat fern von der Heimat ein frhes Grab gefunden. Die vorhandenen natrlichen Wasferstra en wurden verbessert, neue knstliche (Dortmuud-Ems-Kaual) geschaffen.') -Durch langfristige Handelsvertrge ist die Ausfuhr der Erzeug-mffe der deutschen Industrie gesichert.
Auch das schne Eiland Helgoland, geschichtlich und geographisch zu Deutschland gehrig, ist durch einen Vertrag mit England seit dem Jahre 1890 wieder mit dem Mutterlande vereinigt. Die Insel bildet im Kriegsfalle einen wichtigen Sttzpunkt fr die deutsche Flotte.
6. Die Steuerreform. Um eine strkere Heranziehung des hheren Einkommens und eine Entlastung der mittleren und kleineren mglich zu macheu. war fr Preußen eine Neuordnung des Steuerwesens ntig geworden. Es wurde die auf Selbsteinschtzung fuende Einkommensteuer eingefhrt, desgleichen die Ergnzuugs- oder
') Der Kaiser-Wilhelm-Ktinal wurde fertiggestellt. (S. 253.)
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Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Ketteler Grafeu_Walderfee
Extrahierte Ortsnamen: China Deutschland England Frankreich Amerika Japan China Peking Berlin Sd-toestafrifa Dstafrtfa Helgoland Deutschland England
Werter Adsciznitt.
Aerficht der die wichtigsten Ereignisse in den auerdeutschen Staaten Europas.
1. sterreich. Die Gegenstze zwischen sterreich und Preußen spitzten sich nach dem Vertrage von Olmtz immer schrfer zu, bis endlich im' Jahre 1866 der deutsche Bruderkrieg ausbrach, infolgedessen der Deutsche Bund aufgelst und die Neugestaltung Deutschlands mit Ausschlu sterreichs von selten Prenens eifrig betrieben wurde.
' Auch auf die inneren Verhltnisse des sterreich - ungarischen Staates bten die Ereignisse von 1866 einen weitgehenden Einflu aus. Im Jahre 1867 kam der Kaiser der Forderung der Ungarn nach einer greren Selbstndigkeit nach. (Ausgleich mit Ungarn".) Das g e-samte Reich wurde in zwei Hlften geteilt, in eine fter-reichische (Cisleithanien) und eine ungarische (Trans-leithanien), die durch Personalunio n miteinander verbunden wurden; in sterreich fhrt der Monarch den Titel Kaiser, in Ungarn den Titel König. Beide Reichshlften haben eine gemeinsame Vertretung im Anstnde, ein gemeinsames Heer mit deutscher Dienstsprache und ein gemeinsames Ministerium der Finanzen; die brige Verwaltung ist snr sterreich und Ungarn eine besondere. Da der Doppelstaat verschiedene Vlkerschaften zhlt, die smtlich eine grere nationale Selbstndigkeit erstreben, so leidet das Reich unter fortwhrenden Unruhen; in, den Parlamenten kommt es nicht selten zu heftigen Auftritten und scharfen Auseinandersetzungen zwischen den Abgeordneten der einzelnen Nationalitten.
Seit dem Jahre 1878 stehen Bosnien und die Herzegowina unter sterreichischer Verwaltung. sterreich-Ungarn gehrte anfangs dem Dreikaiserbndnis" an, spter trat es dem Dreibunde" als Mitglied bei.
der das gesamte Reich herrscht der edle und milde Kaiser Fra nz Joseph I., der von allen seinen Untertanen wie ein Vater geliebt wird. Seine Gemahlin, die Kaiferin Elifabeth, wurde ihm im ^ahre e 1898 durch den Dolch eines Anarchisten entrissen.
2. Frankreich. Noch während des Krieges mit Deutschland verlor Napoleon Iii. seinen Thron;') Frankreich wurde wieder eine Republik. Bei der Schwche der republikanischen Regierung suchten Anarchisten in Paris
1) Er starb im Jahre 1873 als Verbannter zu Chiselhurst in England. Brockmann Lehrbuch der Geschichte. Iii. 19
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