Die Wenden zerfielen in mehrere Hauptstmme. Die Wilzen und Lintizen, von den Deutschen gewhnlich Wenden genannt, wohnten zwischen Elbe. Oder und Ostsee und auf den Inseln Usedom, Wollin und Rgen; zu ihnen gehrten die H eveller an der Havel und die Redarier an der Peene. In Mecklenburg und Holstein wohnten die Obotriten und stlich von diesen die Ucker er. An der mittleren Elbe und Oder hatten die Lu sitzer und Daleminzier ihre Wohnsitze und zwischen Saale und Bober die Sorben.
2. Charakter und Beschftigung. Die Wenden waren von mittel-groem, krftigem Krperbau. Ihre braungelbe Hautfarbe, das dunkle Haar und die kleinen, feurigen Augen unterschieden sie wesentlich vou ihren deutschen Nachbarn. Sie waren nchtern und ehrlich, tapfer bis zur Tollkhnheit und gastfrei; Lge und Diebstahl haten sie.
Die Wendeu liebten die gemeinsamen An sied lnn gen in Niederungen; hier legten sie ihre ringfrmigen Drfer und Städte an und suchten sie gewhnlich durch Grben, Wlle und Burgen oder Garts (Stargard, Belgard) zu schirmen. In der Mitte der Anfiedlnng befand sich ein freier Platz (Ring). Ihre Wohnungen waren Block- oder Lehmhuser; Menfchen und Tiere wohnten unter demselben Dache.
Ackerbau, Viehzucht und Fischerei bildeten die Hauptbeschftigung dieses Volkes. In Blte stand bei den Wenden die Bienenzucht; aus dem Honig wuten sie ein berauschendes Getrnk herzustellen, das sie Met nannten. Ferner finden wir bei ihnen die Anfnge der Gewerbe; sie verstanden die Weberei und Tpferei, und aus Bronze und Eisen ver-fertigten sie ihre Waffen und mancherlei Gerte. An der Ostsee, z. B. in Danzig, in Vineta, das auf Wollttt oder Usedom gelegen war, und spter in Stettin entwickelte sich ein lebhafter Tauschhandel mit Bernstein und den Erzeugnissen des eigenen Landes; ihre Handelsstraen fhrten nach Pommern, Polen und Sachsen.
3, Religion. Ihre Religion war eine Vergtterung der Natur-krfte. Btelbog1) war der Gott des Guten und des Lichtes, Czernybog^) der Gott des Bsen und der Finsternis. Dem Kriegsgotte Radegast zu Ehren fanden feierliche Feste statt; der dreikpfige Gott Triglav wurde als Gott des Himmels, der Erde und der Unterwelt auf einem Berge bei Brandenburg ganz besonders verehrt. Hierhin strmte das Volk in groen Scharen, um sich ans dem Wiehern eines schwarzen Rofses weissagen zu lassen. In Tempeln und Hainen standen die hlichen Gtzenbilder, denen Frchte, Tiere und auch Menschen als Opfer
!) Bielbog = weier Gott. Czernybog schwarzer Gott.
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Iv. Kriege und Erwerbungen.
In dem Nordischen Kriege (1700 1721), den der Schwedenknig Karl Xii. gegen Rußland, Dnemark und Polen fhrte, hatte sich Preußen keiner der streitenden Parteien angeschlossen. Als aber Russen und Polen während des Aufenthaltes Karls in der Trkei siegreich in Pommern eindrangen und den Schweden die Stadt Stettin entrissen, schlo sich Friedrich Wilhelm I.'den Gegnern Schwedens an, um fr fein eigenes Interesse zu sorgen. Er erhielt gegen Erstattung der Be-lagernngskosten (600000 Mark) die Festung Stettin, ohne jedoch vorlufig seine Neutralitt aufzugeben.
Karl Xii. forderte aber nach feiner Rckkehr aus der Trkei die Stadt ohne Entschdigung zurck und nahm eine feindliche Haltung gegen Preußen ein. Friedrich Wilhelm erklrte jetzt an Schweden den Krieg, und in Verbindung mit schsischen und dnischen Heerhaufen eroberten preuische Truppen ganz Vorpommern nebst der Festung Stralsund, nachdem sie unter ihrem khnen Feldherrn Leopold von Dessau auch die Insel Rgen den Schweden entrissen hatten.
Im Frieden zu Stockholm (1720) erhielt Preußen die Stadt Stettin, Vorpommern bis zur Peene und die beiden Inseln Usedom und W oll in. Somit war Preußen von jetzt an wenigstens im Besitze der fr Brandenburg so wichtigen'odermndungen; es hatte einen Fu am Meere, um am Handel der ganzen Welt teilnehmen zu knnen.
Im Frieden zu Utrecht (1713) bekam Friedrich Wilhelm I. das sdlich von Kleve (S. 32) gelegene Obergeldern; es bildet mit Mors den ltesten Teil der Rheinprovinz.
Fr seine treue Anhnglichkeit an den Deutschen Kaiser und fr deffen Untersttzung in dem Polnischen Erbfolgekriege erntete er wenig Dank. Als im Jahre 1738 ^ittrch und Berg durch Aussterben des Hauses Psalz-Nenbnrg frei wurden, zog der Kaiser seine frher (1728) gemachte Zusage zurck." Ties gekrnkt der eine solche Handlungsweise, soll der König, indem er auf den Kronprinzen zeigte, gesagt haben: Dasteht einer, der mich rchen wird."
V. Tod.
Die Regierung Friedrich Wilhelm 1. war streng absolut. ]) aber bei allen seinen Manahmen hatte er nur das Wohl des Staates und
*) Ich stabilere die souverainite und setze die Krone wie einen rocher von bronze." Worte des Knigs an die preuischen Junker, die sich seinen Verordnungen nicht fgen wollten.
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Extrahierte Personennamen: Karl_Xii Karl Karls Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Karl_Xii Karl Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Leopold_von_Dessau Leopold Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Mors Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Dnemark Polen Polen Karls Pommern Stettin Schwedens Stettin Schweden Stockholm Stettin Brandenburg Utrecht Kleve Rheinprovinz
103
gezogen. Gehorsam, Pnktlichkeit und Sauberkeit waren die vor-nehmsten Soldatentugenden; auf Manneszucht wurde streng ge-halten (Gassenlaufen), Fahnenflucht auf das hrteste bestraft. Fürst Leopold von Dessau, der Schpfer der preuischen Infanterie, stand dem König bei der Ausbildung der Soldaten zur Seite.
In seinen Offizi>eren suchte der König das Ehrgefhl zu wecken: auch lie er sie nicht mehr von den Obersten auswhlen, sondern stellte sie selber an und sah hierbei nicht so sehr auf Abstam-mung und Herkunft als vielmehr auf Anlage und Tchtigkeit. Um einen guten Nachwuchs fr die lteren Offiziere zu haben, grndete er zu Berlin das Kadettenkorps.
Auffallend war des Knigs Vorliebe fr recht groe Soldaten, lange Kerls"; sein Lei!bregiment in Potsdam war eine wahre Riesengarde von 4000 Mann. Wo man von einem recht groen Menschen hrte, da suchten des Knigs Werber ihn durch Geld oder auch durch List und Gewalt in ihren Besitz zu bringen. Auswrtige Fürsten konnten Friedrich Wilhelm keine grere Freude bereiten, als wenn sie ihm recht groe Soldaten schickten.
Kriege und Erwerbungen. Im Nordischen Kri'ege (17001721) hatte sich Preußen keiner der streitenden Parteien angeschlossen. Als aber Russen und Polen während des Aufent-Haltes Karls in der Trkei siegreich in Pommern eindrangen und den Schweden die Stadt Stettin entrissen, schlo sich Friedrich Wil-Helm I. den Gegnern Schwedens an, um fr sein eigenes Interesse zu sorgen. Er erhielt gegen Erstattung der Belagerungs-kosten die Festung Stettin, ohne jedoch vorlufig seine Neutralitt aufzugeben.
Karl Xii. forderte aber nach seiner Rckkehr aus der Trkei die Stadt ohne Entschdigung zurck und nahm eine feindliche Haltung gegen Preußen ein. Friedrich Wilhelm erklrte danach an Schweden den Krieg, und in Verbindung mit schsischen und dnischen Heerhaufen eroberten preuische Truppen ganz Vorpommern nebst der Festung Stralsund, nachdem sie unter ihrem khnen Feldherrn Leopold von Dessau auch di'e Insel Rgen den Schweden entrissen hatten.
Im Frieden zu Stockholm (1720) erhielt Preußen die Stadt Stettin, Vorpommern bis zur Peene und die beiden Inseln Usedom und Wollin. Somit mar Preußen von jetzt an wenigstens im Besitze der fr Brandenburg so wichtigen
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Extrahierte Personennamen: Leopold_von_Dessau Leopold Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Karls Friedrich Karl_Xii Karl Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Leopold_von_Dessau Leopold
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Potsdam Polen Karls Pommern Stettin Stettin Schweden Schweden Stockholm Stettin Wollin Brandenburg
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Beschaffenheit. Die Wenden waren von mittelgroßem, kräftigem Körperbau. Ihre braungelbe Hautfarbe, das dunkle Haar und die kleinen, feurigen Augen unterschieden sie wesentlich von ihren deutschen Nachbarn. Sie waren nüchtern und ehrlich, tapfer bis zur Tollkühnheit und gastfrei; Lüge und Diebstahl haßten sie.
Wohnungen. Die Wenden liebten die gemeinsamen Ansiedlungen in Niederungen; hier legten sie ihre ringförmigen Dörfer und Städte an und suchten sie durch Gräben, Wälle und Burgen oder Garts (Stargard, Belgard) zu schirmen. Ihre Wohnungen waren Block- oder Lehmhäuser; Menschen und Tiere wohnten unter demselben Dache.
Beschäftigung. Ackerbau, Viehzucht und Fischerei bildeten die Hauptbeschäftigung dieses Volkes. In Blüte stand bei den Wenden die Bienenzucht; aus dem Honig wußten sie ein berauschendes Getränk herzustellen, das sie Met nannten. Ferner finden wir bei ihnen die Anfänge der Gewerbe; sie verstanden die Weberei und Töpferei, und aus Bronze und^ Eisen verfertigten sie ihre Waffen und manche Geräte. An der Ostsee, z. B. in Danzig, in Wineta auf Wollin vder Usedom und später in Stettin entwickelte sich ein lebhafter Tauschhandel; ihre Hanbelsstraßen führten nach Pommern, Polen und Sachsen.
Religion. Ihre Religion war eine Vergötterung der Naturkräste. Ein höchstes Wesen fehlte ihnen. Bielbog war der Gott des Guten und des Lichtes, Czerny bog der Gott des Bösen und der Finsternis. Dem Kriegsgotte Rad eg äst zu Ehren wurden feierliche Feste begangen, und der dreiköpfige Gott Triglav wurde als Gott des Himmels, der Erde und der Unterwelt auf einem Berge bei Brandenburg ganz besonders verehrt. Hierhin strömte das Volk in großen Scharen, um sich aus dem Wiehern eines schwarzen Rosses weissagen zu lassen. — In Tempeln und Hainen standen die häßlichen Götzenbilder, denen Früchte, Tiere oder auch Menschen als
Opfer dargebracht wurden. — Die Priester genossen als Seher und
Vertraute der Götter großes Ansehen.
Staatliches. Der Vater war das Haupt der Familie; er hatte unumschränkte Herrschaft und bestimmte über Leben und Tod der Seinen. Die Frauen wurden nicht als die Gemahlinnen des Mannes, sondern als seine Sklavinnen betrachtet und behandelt. Starb der Mann, so mußte ihm nicht selten eine Frau durch den Tod auf dem Scheiterhaufen nachfolgen. Die lebensmüden Greife wurden auf ihren Wunsch von ihren Kindern getötet; denn man glaubte, nur auf einen gewaltsamen Tod folge ein glückliches Jenseits, und nur Tapfern und Gerechten würde ein Sitz bei den Göttern bereitet. Die Toten wurden
verbrannt; ihre Asche bewahrte man in Urnen auf. — Mehrere Familien wählten sich ein gemeinsames Oberhaupt, den Pan; an
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— 64 —
1,88 m hoch war; der Flügelmann Jonas maß sogar 2,55 m. Wo man von einem recht großen Menschen hörte, da suchten des Königs Werber ihn durch eine große Geldsumme, aber auch durch List und Gewalt in ihren Besitz Zu bringen. Auswärtige Fürsten konnten Friedrich Wilhelm keine größere Freude bereiten, als wenn sie ihm recht große Soldaten schickten. — Der König liebte dieses Regiment ganz besonders, er kannte die einzelnen Soldaten ganz genau und nahm an ihren persönlichen Angelegenheiten lebhaften Anteil. Der sonst so strenge Herrscher ertrug von ihnen sogar dreiste Antworten, und sie vermochten beim Könige oft mehr als die Minister.
Diese Riesengarde wurde ganz besonders tüchtig einexerziert und bildete das Musterregiment für das ganze Heer.
Iv. Kriege und Erwerbungen.
In dem nordischen Kriege (1700—1721), den der Schwe-denkönig Karl Xii. gegen Rußland, Dänemark, Polen und Kursachsen führte, hatte sich Preußen keiner der streitenden Parteien angeschlossen. Als dann aber Russen und Polen während des Aufenthaltes Karls in der Türkei siegreich in Pommern eindrangen und den Schweden die Stadt Stettin entrissen, schloß sich Friedrich Wilhelm I. den Russen an, um sür sein eigenes Interesse zu sorgen. Er erhielt gegen Erstattung der Belagerungskosten (600000 Mark) die Festung Stettin, ohne jedoch vorläufig seine Neutralität auszugeben.
Karl Xii. forderte aber nach seiner Rückkehr aus der Türkei die Stadt ohne Entschädigung zurück und nahm eine feindliche Haltung gegen Preußen eiu. Friedrich Wilhelm erklärte jetzt an Schweden den Krieg, und in Verbindung mit sächsischen und dänischen Heerhaufen eroberten preußische Truppen ganz Vorpommern nebst der Festung Stralsund, nachdem sie unter ihrem kühnen Feldherrn Leopold von Dessau auch die Insel Rügen den Schweden entrissen hatten.
Im Frieden zu Stockholm (1720) erhielt Preußen die Stadt Stettin, Vorpommern bis zur Peene und die beiden Inseln Usedom und Wollin. Somit war Preußen von jetzt ab wenigstens im Besitze der sür Brandenburg so wichtigen Odermüu-Lungen; es hatte einen Fuß am Meere, um am Handel der ganzen Welt teilnehmen zu können.
Im Frieden zu Utrecht (1713), der dem spanischen Erbfolgekriege ein Ende machte, bekam Friedrich Wilhelm I. das südlich von Kleve gelegene Ob ergeldern; es bildet mit Mörs den ältesten Teil der Rheinprovinz.
V. Sein Tod.
Große Verdienste hat sich Friedrich Wilhelm I. um unser Vaterland erworben. Durch sein eigenes Beispiel gewöhnte er seine Unterthanen an Einfachheit, Sparsamkeit und strenge Pflichterfüllung. Seinem Nachfolger hinterließ er ein großes, schlagfertiges Heer, einen pflichttreuen Beamtenstand, geord-
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Extrahierte Personennamen: Jonas Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Karl_Xii Karl Karls Friedrich Wilhelm_I. Karl_Xii Karl Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Leopold_von_Dessau Leopold Friedrich_Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I. Friedrich Wilhelm_I.
Extrahierte Ortsnamen: Dänemark Polen Polen Karls Pommern Stettin Stettin Schweden Stockholm Stettin Wollin Brandenburg Utrecht Kleve Rheinprovinz
173
würde, so daß alsdann ihre Gesandten mit größeren Forde-
rungen auftreten könnten. Erst im Jahre 1648 kam durch
die Thätigkeit des biederen Grafen von Trautmannsdorf, der
überall mit Kraft und Offenheit zu Werke ging, der Friede
glücklich zu Stande. Die Hauptpunkte desselben sind folgende:
Die Freiheit und Unabhängigkeit der Schweiz vom
deutschen Reiche, und der Niederlande von Spanien wurden
förmlich anerkannt. — Frankreich und Schweden empfingen
dafür, daß sie unser großes, schönes Vaterland verwüsten ge-
holfen, eine Belohnung durch deutschen Länderbefitz.
Frankreich erhielt namentlich das schöne Elsaß, soweit
cs österreichisch war, den Sundgau, die Festungen Breisach und
Philippsburg; auch mußten mehrere deutsche Festungen am
Rhein geschleift werden, so daß Frankreich nun ein offenes
Thor nach Deutschland bekam. Zudem erhielt es die Bestä-
tigung seiner völligen Landeshoheit über die lothringischen
Visthümer Metz, Toul und Verdun.
Schweden bekam Vorpommern, die Insel Rügen nebst
der Festung Stettin, die mecklenburgische Stadt Wismar und
die säkularifirten oder weltlich gemachten Bisthümer Bremen
und Verden, also alle wichtigeren Punkte an der Ost- und
Nordsee, als Neichslehen und wurde somit Reichstand. Als
Kriegeskosten wurden demselben noch fünf Millionen Thaler
zugefichert. Bis diese Summe von dem erschöpften Deutsch-
land aufgebracht war, hielten die Schweden mehrere deutsche
Festungen besetzt.
Brandenburg erhielt für seine Verluste in Pommern
die Bisthümer Minden, Halberstadt, Camin und Magdeburg
als weltliche Fürstenthümer nebst dem östlichen Theile von
Hinterpommern, welchen Schweden übrig gelassen hatte.
Hessen-Kassel hatte zwar im Laufe des Krieges nichts
verloren, gleichwohl erhielt es für seine treue Anhänglichkeit
an Schweden die Abtei Hersfeld und die Grafschaft Schaum-
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TM Hauptwörter (200): [T144: [Stadt Frankreich Münster Straßburg Metz Mainz Elsaß Bischof Frieden Trier], T176: [Frankreich England Rußland Deutschland Preußen Krieg Italien Spanien Schweden Holland], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See], T80: [Kaiser Stadt Fürst Recht Reich König Reichstag Macht Adel Fürsten]]
Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Spanien Frankreich Frankreich Breisach Philippsburg Rhein Frankreich Deutschland Verdun Stettin Wismar Nordsee Brandenburg Pommern Halberstadt Magdeburg Hinterpommern Hessen-Kassel
als preußischer Feldmarschall Theil am Kriege gegen ihn ge-
nommen'habe. Allein der trotzige Sieger erwiederte: „Das
Haus Braunschweig hat aufgehört zu regieren!" Krank und
des Augenlichtes durch seine Wunden beraubt, ließ sich der
verfolgte Greis weiter nach Altona bringen und starb in trost-
loser Verbannung zu Ottensee.
Schlacht bei Eylau und Fncdland (1807). — Die Trüm-
mer des preußischen Heeres vereinigten sich hinter der Oder
mit einem unterdeß augekommenen russischen Hülfsheere, und
zwei Tage hintereinander, am 7. und 8. Februar 1807, wurde
die mörderische Schlacht bei Eylau (im Regierungsbezirke
Königsberg) geschlagen, in welcher die Preußen ihren alten
Waffenruhm wieder bewahrten. Beide Theile rühmten sich
des Sieges, und beide Theile zogen sich zurück. Napoleon
hatte bereits einen Aufruf erlassen an die Polen, sich zu er-
heben gegen ihre früheren Unterdrücker und sich mit ihm zu
vereinigen zur Wiederherstellung ihres Königreiches; und freu-
dig erhob sich das Volk auf seinen Ruf. Am 14. Juni 1807,
am Jahrestage der Schlacht bei Marengo, ward bei Fried-
land (in demselben Regierungsbezirke) noch einmal blutig
gestritten, und endlich ein vollkommener Sieg über das ver-
bündete Heer der Russen und Preußen von Napoleon errungen.
Friede Zll Tilsit (1807). — Erschüttert bat der Kaiser
Alexander, als er den Furchtbaren schon den Grenzen seines
eigenen Reiches nahe sah, um Waffenstillstand und Frieden.
Napoleon bewilligte beides und kam mit ihm und dem ge-
beugten Könige von Preußen auf dem Flusse Niemen zu-
sammen, um das Nähere persönlich zu besprechen. Zu Tilsit
(an der Memel im Regierungsbezirke Gumbinnen) wurden
alsdann die Unterhandlungen gepflogen. Hier erschien auch
die Königin Luise von Preußen, ein Bild der Hoheit und
Anmuth, vor dem Manne des Schreckens, hoffend, ihn zu be-
sänftigen; aber seine Stirn blieb finster gegen Preußen. Nur
mit Rußland wurde eigentlich unterhandelt, das wehrlose
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Marengo Napoleon Alexander Alexander Napoleon
Gustav Wasas Nachfolger führten um den Besitz von Esthland einen Krieg mit Russland, den der König Sigmund (1592—1600) durch einen Frieden beendigte, worin Russland auf Esthland verzichten musste. Da Sigmund 1587 von den Polen zum Könige erwählt wurde und sich meistens in Warschau aufhielt, so gelang es seinem ehrgeizigen Oheim Karlix. (1600—1611) ihm die schwedische Krone zu entreissen. Karl Ix. Sohn und Nachfolger war Gustav Adolf Ii. Er zwang Russland zur Abtretung von C a r e 1 i e n und I n g e r m a n n 1 a n d und führte dann einen glücklichen Krieg mit Polen (1621—1629). Bereits zur Zeit des Haagerbündnisses zwischen Holland, Dänemark und England war Gustav Adolf zur Theilnahme an der Verbindung gegen den Kaiser aufgefordert, aber die Verhandlungen hatten sich damals zerschlagen. Erst nachdem Christian von Dänemark vom Kriegsschauplätze abgetreten war, beendete Gustav Adolf, um freie Hand zur Einmischung in die deutschen Angelegenheiten zu haben, den Krieg mit Polen durch einen unter Frankreichs Vermittlung abgeschlossenen Frieden (zu Altmark in Westpreussen 1629), in dem Schweden fast ganz Liefland und mehrere damals polnische Theile von Preussen, wie Elbing, Braunsberg, Memel und Pillau gewann. Nachdem er sich so den Rücken frei gemacht, übergab er die Regierung in Schweden einem Reichsrathe, landete im Juli 1630 mit 15,000 Mann schwedischer Kerntruppen auf der Insel Usedom und setzte von da an die pommersche Küste über. In dem Kriegsmanifest, welches er erliess, gab er als Hauptgründe seines feindlichen Einfalls an, dass der Kaiser seine Vettern, die Herzoge von Mecklenburg, ihrer Länder beraubt, die Herrschaft über die Ostsee, welche doch den Schweden und Dänen zustehe, beansprucht, Polen im Kriege gegen Schweden unterstützt und auf dem Lübecker Frieden keine schwedischen Gesandten zugelassen habe.
a) Gustav Adolf in Norddeutschland. Zuerst suchten sich natürlich die Schweden in Pommern festzusetzen. Nur durch die Belagerung der Hauptstadt Stettin liess sich der Herzog (Bogislav) von Pommern zu einem Bündniss mit Schweden bestimmen, in dem schon die deutliche Absicht des schwedischen Königs zu Tage trat, das Land im Falle des Ablebens
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav_Wasas Gustav Karl_Ix Karl Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Christian_von_Dänemark Gustav_Adolf Gustav Adolf Gustav_Adolf Gustav Adolf Bogislav
Extrahierte Ortsnamen: Russland Russland Warschau Oheim_Karlix Holland Dänemark England Frankreichs Westpreussen Schweden Preussen Elbing Braunsberg Pillau Schweden Mecklenburg Ostsee Schweden Polen Schweden Norddeutschland Pommern Stettin Pommern
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denn auch sein Theolog Johannes Agricola wesentlich zur Aufstellung des Augsburger Interim mitwirkte. Auch stand er im Schmalkaldischen Kriege und in den spätern Religionsstreitigkeiten auf der Seite des Kaisers.
Trotz der Einziehung mehrerer Stifter und des reichen Schatzes, welchen er von seinem wirthschaftlichen Vater überkommen hatte, hinterliess der verschwenderische und gegen unwürdige Günstlinge allzu nachsichtige Fürst dem Lande eine Schuldenlast, von drittehalb Millionen Thaler.
7. Johann Georg, 1571 —1598, suchte diese Schuld durch eine bessere Ordnung des Staatshaushalts zu tilgen.
8. Joachim Friedrich, 1598—1608. Da im Jahre 1603 mit Georg Friedrich, einem Urenkel des Kurfürsten Albrecht Achilles, die in Franken regierende Hohenzollernsche Linie ausstarb, so übertrug er die Besitzungen derselben seinen beiden Stiefbrüdern, welche so die jüngere Linie von Anspach und Baireuth gründeten. Bald darauf eröffnete sich durch das voraussichtliche Aussterben eines Zweiges der fränkischen Hohenzollern, welcher im Herzogthum Preussen regierte und zugleich Ansprüche auf das erledigte Herzogthum von Jülich, Cleve und Berg hatte, die Anwartschaft auf einen bedeutenden Ländererwerb, wie ihn seit Heinrich des Löwen Zeit kein deutscher Fürst besessen hatte. Unter seinem Sohne
9. Johann Sigmund, 1608—1619, ging diese Aussicht in Erfüllung, und Brandenburg erwarb
a) im Jülich-Cleveschen Erbfolgekriege (s.s. 65) durch verschiedene Verträge, zu Xanten 1614, zu Düsseldorf 16$^ und zu Cleve ¥6^ 1666 das Herzogthum Cleve und die westfälischen Grafschaften Mark
und Ravensberg. Vor dem Ausbruche dieses Krieges trat der Kurfürst zum reformirten Bekenntnisse über.
b) Beim Tode des Herzogs Albrecht Friedrich, 1618, fiel das Herzogthum Preussen an Brandenburg.
rin
Preussen unter dem deutschen Orden, 1230—1525.*)
§. 37. Das preussische Ostseeland, vom Kurischen Haff bis zur Weichselmündung und südwärts etwa bis zur Drewenz reichend, tritt erst spät in der. Geschichte auf. Freilich trieben schon die Phönizier Handel mit Bernstein (electrum, glaesum), welcher sich allein an diesen Küsten findet; indess das Bernsteinland selbst haben. sie nicht besucht.**)
Als die ältesten Bewohner des Landes werden die Aestuer (Esther) genannt, mit denen sich schon früh Letten und Gothen vermischten. Das
*) Job. Voigt, Gesch. Preussens bis zum Untergang der Herrschaft des deutschen Ordens, 9 Bde. 1827 ff.
**) Die Annahme, dass die Phönizier den Bernstein unmittelbar aus Preussen geholt hätten, wird durch Müllenhoff, Deutsche Alterthumskunde, Bd. I. widerlegt.
TM Hauptwörter (50): [T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
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TM Hauptwörter (200): [T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T18: [Mark Brandenburg Land Albrecht Friedrich Kaiser Jahr Markgraf Haus Markgrafe], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T91: [Geschichte Krieg Zeit Zeitalter Mittelalter Revolution Reformation deutsch Jahrhundert Ende], T135: [Haff Stadt Stettin Weichsel Ostsee Insel Memel Königsberg Danzig See]]
Extrahierte Personennamen: Johannes_Agricola Johann_Georg Johann Joachim_Friedrich Friedrich Georg_Friedrich Friedrich Albrecht_Achilles Albrecht Cleve Heinrich Heinrich Johann_Sigmund Johann Albrecht_Friedrich Albrecht Friedrich Bernstein
Ii - 31 -
Meer setzte seine Sandmassen als Dünen vor der Mündung ab und stauete
das Flußwasser zu einem Süßwassersee. Die Dünen vereinigten sich zu langen,
schmalen Landzungen, den Nehrungen, und ließen dem Haffwasser nur durch
das „Tief" einen Ausfluß ins Meer. Die Wälder aus den Nehrungen
waren der beste Schutz bei Sturmfluten. Leider hat man durch Abholzung der-
selben das Hinterland in Gefahr gebracht. Der Pregel entsteht aus 3 Quell-
flüssen, darunter der Abfluß des Spirding- und Mauer-Sees, erhält bei
nsterburg seinen Namen und fließt ziemlich reißend westwärts durch
önigsberg in das frische Haff, das sich bei Pillau in die Danziger
Bucht öffnet. Die Weichsel fließt von Thorn bis zur Brahemündung am
Südfuße des Landrückens und durchbricht ihn dann in einem meilenbreiten^
Thale von außerordentlicher Fruchtbarkeit. Aber diese fruchtbare Weichsel- •
niederung ist häufig durch Überschwemmungen gefährdet. Überall sind des- ;
halb die Flußuser durch haushohe Dämme oder Deiche befestigt. Doch nicht '
selten werden dieselben von der Hochflut im Frühling durchbrochen. Die Be-
wohner sind vielfach die Nachkommen niederländischer Ansiedler; sie sind sehr
reich und wie die Holländer peinlich sauber in Häusern und Ställen. Auf
den Höhen liegen Kulm, Graudenz und unweit des Stromes Marien-
werder. Nach dem Durchbruche teilt sich die Weichsel und schickt rechts die
Nogat in das Frische Haff. An derselben liegt Marien bürg, der ehe-
malige Sitz der Ordensritter, mit dem wieder hergestellte schönen Schlosse.
Nicht weit von der Nogatmündung liegt das verkehrsreiche Elbing (52),
das durch den kunstvollen oberländischen Kanal mit vielen Seen des
Binnenlandes in Verbindung steht. Die kleinen Kanaldampfer werden bei
großen Steigungen auf Eisenbahnwagen geschoben und durch das Gewicht herab-
kommender Wagen hinaufgezogen bis zu einer schiffbaren Strecke. Hier läuft
das Drahtseil, an dem der absteigende Wagen den aufsteigenden emporzieht
über die Welle eines großen Wasserrades. Vor der Weichselmündung liegt
Danzig. Bei Dirschau führt eine der längsten Brücken über die Weichsel. ^
6. Das Klima ist rauh und nebelig. Die Mehrzahl der Menschen be-
schäftigt sich mit Ackerbau, Viehzucht, Fischfang, Handel, Seefahrt, der Ge-
winnung und Verarbeitung des Bernsteins. Letzterer heißt „Gold des Sam-
landes". Besonders bei Stürmen haben die Bernsteinfischer eine reiche Ernte.
Der Bernsteinertrag gehört dem Staate. In Litauen ist das berühmte
Gestüt Trakehnen, wo auf weiten Wiesenflächen große Herden edler Pferde
weiden und sich umhertummeln. In den großen Wäldern lebt viel Wild.
7. Oftpreußen hat die Regierungsbezirke Königsberg und Gnm-
binnen, Westpreußen die Regierungsbezirke Danzig und Marienwerder.
Königsberg (187)*) ist die Krönungsstadt der preußischen Könige. Turm-
reich steigt es aus der flachen Gegend am Pregel auf. Der Hafen ist von Fahr-
zeugen belebt. Schwer beladene Schiffe gehen nur bis Pillau, weil der Pregel
m K. nur 4 m tief ist und Sandbänke hat. Viele berühmte Männer haben in K.
gelebt und an der Universität gelehrt. Immer hat Königsberg die Fahne der
Bildung und Vaterlandsliebe hochgehalten, besonders 1813. Es herrscht ein
sehr reger Verkehr in der Stadt.
Die Festung Danzig (138) ist eine uralte Stadt mit glorreicher Ver-
gangenheit. Von ihren vielen Flußarmen heißt sie auch das „nordische Venedig".
Durch ihre altertümlichen Häuser erinnert sie an Nürnberg. Sie treibt Hauptfach-
lieh Holz- und Getreidehandel. In der Nähe liegt das Kloster Oliva. lfriede 1660.)
Erzähle Geschichtliches von: Preußen, Königsberg, Memel, Tilsit, Evlau,
Friedland, Thorn, Graudenz, Oliva!
*) Die eingeklammerte Zahl bedeutet die Tausende der Einw.
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