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1. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 224

1874 - Mainz : Kunze
224 Mittel- Europa. Pflichttreu und hochbegabt, unerschütterlich in Acht und Bann, des gebeugten Vater- laudes ungebeugter Sohn und Mitbefreier". Das schöne Lahnthal hat viel Sehens- werthes, nichts aber, was so herzerhebend wäre, wie dies stille Grab; denn was die Inschrift sagt, ist die lauterste Wahrheit. In unfern Tageu hat ihm das deutsche Volk eiu würdiges Denkmal gesetzt; das im Juli 1872 enthüllte Standbild, einwerk des Bild- Hauers Pfuhl, erhebt sich auf einem Bergvorsprung in der Nähe des St. Nassau. C o b l e n z, starke Festung in einer der herrlichsten Gegenden Deutschlands. Ueber die Mosel führt eine stei- nerne und über den Rhein eine Schiffbrücke, wodurch die Stadt mit Thal-Ehrenbreitstein ver- Kunden ist, dessen Feste auf beträchtlichem Felsen liegt. Diese mitgerechnet hat die Stadt 32,000 E. Bädeker, Verfasser der beliebten musterhaften Reisehandbücher, war aus Coblenz. Rhense, ein Dorf2 St. oberhalb Coblenz linksam Rhein, wo die Uferfläche zwischen dem Strom und den Bergen breit genug ist, um eine große Versammlung halten zu können. Deshalb und weil ehedem die Besitzungen der rheinischen Kurfürsten Pfalz, Mainz, Trier und Köln sich hier berührten (Rhense selbst war kölnisch), hielt man ehemals daselbst wichtige Zusammenkünfte, wo die 7 Kurfürsten auf steinernem, von 7 Gewölb- Pfeilern gestütztem Hochsitz Platz nahmen, und öffentlich den neugewählten König der Deutschen dem nmhergelagerten Volke zeigen konnten. Dies deutsche Heiligthnm, Königs- stuhl genannt, wurde 1794 von den Franzosen zerstört, neuerdings aber wieder herge- stellt. Der 1338 unter dein bairischeu Ludwig gestiftete Kurvereiu zu Rhense hatte den Zweck, die nationale Selbständigkeit gegen die Uebergriffe des Papstes und Frankreichs zu wahren. — Bonn, Preußens Rheinuniversität, liuks am Rhein mit 26,200 E. und einer Statue Beethovens; er war ein Bonner, desgleichen K. Simrvck, der glück- lichste Erneuerer der Nibelungen und des Parcival, und der Dichter Kinkel. Das Grab Niebuhrs (1831 gest.) hat Rauch mit Reliefs geziert. Dem biedern Patrioten E. M. Arndt, der lauge hier gelebt und als neunzigjähriger Mann 1860 hier gestor- den, wnrde 1865 anf dem „alten Zoll" ein würdiges Deutmal gesetzt. Schräg gegen- über erhebt sich das Siebeugebirg, dessen Anblick die ganze Gegend verschönert. 3) Im Mosel- und Saarlande: Zw ei brücken, ehem. Residenz der Herzoge von Pfalz-Zweibrücken. An der Saar die nach dem Fluß benannten Orte: Saar bürg, altdeutsches Aussehen, an der Eisenbahn von Straßburg nach Lünstadt (Lnneville) und Nanzig (Nancy) a. d. Murthe, Saar-Union, das vereinigte Bockenheim-Saarwer- den. Saargemünd mit großer Tabaksdosen-Fabrikation: diese 3 reichsländisch; Saarbrücken, Gefecht am 2. und Schlacht am 6. Aug. 1870 (Höhen von Spei- chern), Saarlouis, Festung, Saar bürg: diese 3 preußisch. — Weiter westlich: Nanzig, die alte Hauptstadt Lothringens, 60,000 E.; Schlacht 1477, und^Tnll (Tonl) a. d. Mosel, mit ehrwürdiger Kirche — beide jetzt französisch; Metz a. d. Mosel mit 51,000 E.; die „Juugsrau Metz", eine der stärksten Festungen Europas, ergab sich am 27. Oct. 1870 mit 180,000 Mann nach Ivwöchentlicher Belagerung den deutschen Heeren; vor dem Verrätherischen Uebersall durch die Franzosen 1552 war Metz eine Reichsstadt, dann 313 Jahre ein srauzös. Trutz-Deutschland. Die Schlachtfelder von Courcelles (östl.), Vionville und Gravelotte (westl.) erinnern an die denkwürdigen blu- tigen und ruhmreichen Tage des 14., 16. und 18. Aug. 1870. Diedenhofen, Festung. — Trier, im schönen Moselthale, 21,800 E., sonst Sitz eines erzbischöflichen Kurfürsten, jetzt preußisch. Interessanter als der hl. Rock ohne Naht die merkwürdigen

2. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 236

1874 - Mainz : Kunze
236 Mittel-Europa. tionalität begründet ist, vielleicht für immer gelöst — Oesterreich, das schon 1735 das alte deutsche Land Lothringen gegen Toskana an Frankreich vertauscht hatte, ließ sich auch hierfür mit italieuischem Gebiete entschädigen. Wer aber entschädigte Deutsch- land für seinen Verlust?! — Weil jedoch Deukart und Religion in Belgien seit dem 16. Jahrhundert sich gänzlich der holländischen entfremdet hatte, so riß es sich 1830, obwohl das Land unter der Regierung des Hauses Oranien blühte, gewaltsam wieder los, und bildet seitdem einen eignen Staat. — So erhebend die Geschichte von den Befreiungskämpfen der Schweiz und der Niederlande an und für sich ist, so betrübend muß es auderseits für uns Deutsche sein, daß auf diese Befreiungskämpfe für Deutsch- laud der Verlust dieser unserer wichtigen Grenzmarken folgte. Das deutsche Volk wohnt nicht innerhalb guter Naturgreuzeu; und wo wir glücklicherweise feste Naturgrenzen an nnserm Nationalgebiete besaßen, wie in der natürlichen Bergfestung der Alpen und an der Nordseeküste, unserer natürlichsten und wichtigsten Seeposition, da brachte uns die Selbstsucht, der siegreiche Partikularismus unserer Stämme nm diese Länder. Durch den Verlust dieser wichtigen Provinzen seines Natnrgebietes und zahlreicher Stammes- theile wurde Deutschland nicht nur überhaupt beträchtlich geschwächt, sondern mit der Schweiz verlor es zugleich die wichtigsten Alpenpässe nach Italien und liegt es von dieser Seite her jedem Angriff offen; und durch den Verlust Hollands und die Sper- rung des Rheins hat unser Handel, unsere Schifffahrt und unsere Voikswirthschast einen noch heute nicht völlig überwundenen unberechenbaren Schaden erlitten, und sind wir auch hier von dem guten Willen unserer abtrünnigen Stammesgenossen abhängig geworden und geblieben. Viii. Hebtet der Z)onau. §♦ 1. Lauf, Nebenflüsse, Umgrenzung. Die Donau strömt im allgemeinen von W. nach £).*) und ergießt sich ins schwarze Meer, gewährt also eine Wasserstraße nach der Levante und nach Südrußland, während der Rhein nach England und Amerika hinführt. Ihre Mündung ist vom Quell in gerader Linie 227 Mln. ent- fernt; die Länge des Laufs beträgt 396 Mln. und zerfällt in 3 Theile: deutsche Donau bis Presburg, ungarisch-slavische bis Orsowa, und walachisch-bulgari s ch e. Wie bei keinem europäischen Strome der gerade Abstand der Mündung von der Quelle so groß ist, als bei der Donau, so durchströmt auch keiner so verschiedenartige Länder und Sprach- gebiete. Ihr Ursprung ist auf dem Schwarzwalde. Gewöhnlich sagt man, *) Der einzige unter den Hauptströmeu Europas mit dieser Richtung.

3. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 642

1874 - Mainz : Kunze
642 Europa — Geschichte. war, wie eine Reihe von Thatsachen zeigte, der Respekt vor dem internatio- nalen Rechte und vor internationalen Verträgen mehr und mehr gesunken und an dessen Stelle nur der Respekt vor den Waffen des Nachbars als einziger Zügel ehrgeiziger Mächte getreten. Wider Willen mußte Napo- leon Iii. dnrch das von ihm aufgerufene sog. Nationalitätsprineip, wonach die Völker gleicher Sprache zu einem gemeinschaftlichen staatlichen Ganzen sich zusammenzuschließen suchen, den Anstoß dazu geben, daß der seit 3 Jahr- Hunderten befolgte Grundsatz der französischen Politik, im Interesse der ei- genen Stärke rings um sich her nur schwache Nachbarn zu dulden, von derselben nicht mehr aufrecht erhalten werden konnte und an Frankreichs Grenzen 2 neue starke Staatswesen entstanden. Der gewaltige Kampf zwi- schen Deutschland und Frankreich hat die Uebermacht des letzteren vollends gebrochen, zu deutscher Einheit und Macht den Grund gelegt, den Schwer- Punkt der europäischen Politik wieder in die Mitte des Continents, wohin er naturgemäß gehört, zurückverlegt, mit der völligen Umgestaltung der europäischen Machtverhältnisse einen Wechsel der herrschenden Kulturelemente und der vorherrschenden Kulturrichtung herbeigeführt und so das deutsche Volk zu einer ehrenvollen Stellung, aber damit auch zur Erfüllung ebenso ehrenvoller Aufgaben berufen. Inzwischen streben wir Deutsche danach, unsere einheitliche deutsche Macht so zu entwickeln, daß sie stark genug sei, künftigen Eroberungsgelüsten anderer Mächte — und dergleichen Gelüste werden sicher nicht ausbleiben — mannhaft und mit Erfolg entgegenzutreten. Die Geschichte Europas wird dereinst noch viele Schicksale seiner Völker zu verzeichnen haben; wir hoffen, daß unser Deutsches Reich darin als eine der bestimmenden Hauptmächte stets thatkräftig und in der ihm gebühren- den hohen Stellung erscheinen werde. Die einzelnen Länder und Staaten Europas. Als man nach dem Sturze des alten Napoleon das europäische Staatensystem neu bildete, zählte mau unter den damaligen 58 Staaten Europas nicht weniger als 47, welche dem Absolutismus huldigten, dagegen nicht mehr als 5 konstitutionelle Monar- chien: Großbritannien, Frankreich, Schweden, Norwegen, die Niederlande; Republiken gab es 6: die Schweiz, die 4 Städterepubliken Deutschlands und die polnische Freistadt Krakau (die jouischen Inseln, San Marino und einige andere als absolut unselbständig außer Rechnung gelassen): Seitdem hat sich Vieles verändert: die italienischen Sonder- staaten, einige deutsche Staaten, Krakan u. a haben als Staaten aufgehört zu bestehen, von den noch vorhandenen 40 Staaten Europas sind nur noch 2 der Herrschaft des Absolutismus unterworfen (Rußland und Türkei), 31 haben konstitutionelle, 6 re- publikanische, 1 eine mittelalterlich- landständische Verfassung (Mecklenburg); die24klei- neren Staaten Deutschlands haben sich, unter Aufgabe eines Theiles ihrer früheren Scheinsouveränität, die sie in dem lockern und schwachen Staatenbunde von 1815 zu «

4. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 714

1874 - Mainz : Kunze
714 Europa — Pyrenäische Halbinsel. dehnte sich die Grafschaft schließlich bis zur Mündung der Gnadiana aus; von 1142 an nannten sich Heinrichs Nachfolger Könige. Hinsichtlich des Charakters und der Sitten haben die Portugiesen, als Küstenvolk, wenig mit den Spaniern gemeinsam. Am Ausgange des Mittelalters wurden die verschiedenen Königreiche der Halbinsel, mit Ausnahme Portugals, zu einem einzigen Staate — allerdings bis in die Bourbonenzeit hinein nur lose — vereinigt. Dies geschah durch die Heirat Ferdinands des Katholischen von Aragon (König seit 1479) mit der hochbegabten Jsabella, seit 1474 Königin von Castilien, der Schöpferin von Spaniens Aufschwung; ihren vereinigten Heeren gelang es, 1492 Granada zu erobern und Herrschaft und Sprache der Araber auf der Halbinsel zu vernichten. Kurz vorher waren die deutschen Niederlande durch Heirat ihrer Fürstin Maria von Burgund (Tochter Karl des Kühnen) mit Max von Oesterreich an das Habs- burgische Haus gekommen; ihr Sohn Philipp vermählte sich mit Isabellens Tochter und erhielt dadurch Anspruch an die spanische Krone. Sein Sohn Karl, geb. zu Gent 1500 (also Enkel von Kaiser Max und Maria) ward einer der mächtigsten Regenten: 1516 begrüßte man ihn als König von Spanien, womit er auch Neapel und Sizilien erhielt, die Niederlande besaß er schon früher, von den deutschen Kurfürsten ward er 1519 auch zum Kaiser erwählt; und da gerade damals die spanischen Seefahrer noch mehrere Küsten Amerikas entdeckten und eroberten, so konnte man wohl von ihm sagen: -n seinen Staaten gehe die Sonne nicht unter. Als er 1556 die Krone niederlegte, er- hielt sein Sohn, der berüchtigte Tyrann Philipp Ii., zwar nicht die österreichischen Lande und die Kaiserwürde, aber doch immer eine große Macht, die ihn andern Staaten gefährlich machte. Merkwürdig und herzerhebend ist es, wie die nördlichen Niederlande gegen seine Tyrannei sich auflehnten, mit Muth und Beharrlichkeit sich losrissen und die Republik Holland gründeten. Seine Nachkommen regierten bis 1700, wo «die Habsburgische Linie in Spanien ausstarb. Vergeblich strebte die andre, im Besitz Oesterreichs und der deutschen Kaiser- würde befindliche Linie ihr Recht geltend zu machen und über den spanischen Thron zu verfügen. Frankreich fürchtete Oesterreichs Wachsthum und setzte sich mit Gewalt da- gegen. Ein blutiger Krieg, der spanische Erbfolgestreit, ward deshalb geführt, der trotz der deutschen Siege damit endete, daß 1714 der französische Prinz Philipp (ans dem Hause Bonrbon) den spanischen Thron behielt. Von dieser Zeit an regieren dort die Bonrbons, freilich mit ebensowenig Einsicht, als zuvor die Nachkommen Karls V. Seit die Spanier nicht mehr mit den Mauren zu kämpfen hatten, thaten sie wenig Ehren- werthes. Indem sie die fleißigen Mauren vertilgten und sich auf das Gold Mexicos und Perus verließen, sind Landbau und Betriebsamkeit in ihrem Lande immer tiefer gesunken. Nachdem die castilische Bürgerschaft, obwohl unter Anführung des tapfern Padilla, im Kampf mit dem hohen Adel die Niederlage bei Villalar 1522 erlitten hatte, verloren die sonst mächtigen Eortes (Höfe oder Reichsstände) ihr Ansehen, und während der Despotismus stiegt), ward zugleich die Intoleranz dauernd gemacht. Mauren *) Wie unter den Despoten Philipp Ii. und Iu. die Industrie sank, davon ist die Stadt Sevilla ein Beispiel. Es gab dort in der Mitte des 16. Jahrh. 16000 Webstühle für Seide und Wolle, wodurch 130000 Menschen beschäftigt wurden. Am

5. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 762

1874 - Mainz : Kunze
762 Europa — Frankreich. 15) Freigrasschaft Burgnnd (Franche Comte). U^lprünglich ein Theil Lothrin- gens, dann des arelatischeu Reiches, seit dem 12. Jahrh. wegen der vielen Privilegien als freie Grafschaft bezeichnet, kam sie 1361 durch Heirat an den Gründer der vorhin erwähnten französischen neuburgnndischen Herzogslinie, 1477 an Maximilian und später mit den Niederlanden an die spauisch-habsburgische Linie; im Nymweger Frieden 1679 von Spanien an Frankreich abgetreten. Besau?on (Bisanz, Besontio) mit 47000 E., durch seine Lage seit Casars Zeiten zur Festung gemacht; Uhrenlager. Pontarlier, Fabrikort an der Schweizer Grenze; das Fort Jo ux deckt die Straße nach Neuenburg. Vesoul links der oberen Saone. — Die Grafschaft Mömpelgard (Montbeliard) war seit Ende des 14. Jahrh. bis in die Revolutionszeit würtembergisch; die Revolutious- Männer zogen einfach die zwischen Elsaß und Frauche Comte gelegene Grafschaft zu Frankreich und der Luueviller Friede bestätigte den Raub. Montbeliard in schöner Lage an einem Zuflüsse des Doubs und dem Rheiu-Rhonekaual, stark befestigt; Statue Cuviers, der 1769 geboren. 16) Elsaß kam im Frankfurter Frieden 1871 wieder an Deutschland zurück; nur das Arroudissement Belfort (11 Q.-M.und 57000 E.) im Sundgau, mit der gleichnami- gen starken Festung, die den Durchgang vom Rhein- ins Rhonegebiet beherrscht, ver- blieb bei Frankreich. 17) Lothringen am Oberlauf der Mosel und der Maas war als Land des be- quemsten Uebergangs zwischen Deutschland und Frankreich oft Gegenstand des Kampfes zwischen beiden und Schlachtfeld für die feindlichen Heere.' Im Vertrag von Mersen Deutschland zugesprochen, bezeichnete man damals mit dem Namen Lotharingia auch die Länder weiter abwärts an Mosel und Maas, vom Niederrhein bis über die Scheide hinüber. Nachdem unser König Heinrich dasselbe für Deutschland sichergestellt, theilte dessen Sohn Otto d. Gr. das übermächtige Herzogthum (965) iu Ober- und Nieder- lothringen (oder Ripuarieu); nur in elfterem hat sich der alte Name erhalten. Mit dem Sinken der deutschen Kaisergewalt wurde, unter Einwirkung Frankreichs, die Stel- luug der lothringischen Herzöge zum Reiche eine sehr lockere; sie nannten sich zwar Fürsten des Reiches, erkannten aber weder die höchsten Reichsgerichte, noch die Reichs- kriegsorduung an, noch erschienen sie auf deu Reichstagen, wußten sich auch von den Auflagen des Reiches frei zu halten. Nachdem durch das unglückselige Büudnis Moritzens von Sachsen mit Heinich Ii. und durch den verräterischen Ueberfall vonseiten Frank- reichs 1552 die Visthümer Metz, Tonl und Berdnn für Deutschland verloren gegangen und damit zugleich für Frankreich der Weg zur Ausbreitung gegen das eigentliche Deutschland hin gebahnt war; nachdem ferner durch den westfälischen Frieden die Habsburgische Landgrafschaft Elsaß (noch nicht aber Straßburg und 10 andere Reichsstädte, sowie zahlreiche Herrschaften deutscher Fürsten nud Reichsritter im Elsaß) an Frauk- reich gekommen war: konnte das von französischem Wesen um-und durchflutete Herzogthnm Lothringen vom deutschen Reiche kaum mehr gehalten werden. Der Gemahl der Maria Theresia, Herzog Franz Stephan, trat es 1735 an den polnischen König Stanislaus Lescziuski, den Schwiegervater Ludwigs Xv. von Frankreich, ab und ließ sich dafür in Italien mit Toskana entschädigen. Nach dem Tode Lesczinskis (1766) fiel das alte deutsche Herzogthum an Frankreich. Der südliche Theil des Plateaus ist fast ganz ver- wälscht, doch ist die alte Individualität Lothringens noch immer stark ausgeprägt;

6. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 785

1874 - Mainz : Kunze
Deutsches Reich — Geschichtlicher Ueberblick. 785 stemmt. Ein großer Kaiser, wie etwa der Hohenstaufe Friedrich Ii., der von seinen Zeitgenossen unverstanden geblieben, weil er seiner Zeit um zwei Jahrh. voraus war, hätte bloß durch Benutzung des Zeitgeistes ein wahr- Haftes deutsches Reich nun gründen können. Allein Karl V., dem nur sein gewaltiger Länderbesitz (Niederlande, Spanien und die amerikanischen Neben- länder, Neapel mit Sizilien, Oesterreich mit Ungarn und Böhmen) und die Kaiserkrone äußere Größe verlieh, war nicht dazu geschaffen; durch Er- ziehuug und Charakter mehr Wälscher als Deutscher, unbekannt mit den deutschen Verhältnissen, konnte er den Geist und die Bedürfnisse des deut- schen Volkes nicht verstehen. In seinem Streben nach Weltherrschaft glaubte er die Kirche und die kirchliche Bewegung als Mittel zur Erreichung poli- tischer Ziele benützen zu müssen, und wechselnd, wie die politischen Ver- Hältnisse, war deshalb auch sein Verhalten zur deutschen Reformation. So wurde Deutschland unter ihm der Tummelplatz religiöser Leidenschaften und blutiger Kämpfe; und wie der Kaiser selbst die Reformideen schließlich mit spanischen Truppen bestritt, so glaubten auch die Fürsten das Recht zu haben, ihre Völker zu ihrem eigenen Glaubensbekenntnis nöthigen zu können („cujus regio ejus religio"). Da der Kaiser sich dagegen erklärte, so wurde die Reformation von der Mehrzahl der Fürsten durchgeführt und zwar auf Kosten der Reichseinheit. Vom politischen Standpunkte aus ist es sicher tief zu bedauern, daß die Idee der Reformation nicht vollständig durchdrang und deshalb die Re- formationsbewegung nicht mit einer Einigung des deutschen Volkes abschloß, da einerseits das politische Interesse mancher deutschen Fürsten, anderseits die unheilvolle, aber erfolgreiche antireformatorische Thätigkeit der Jesuiten an vielen deutschen Fürstenhöfen dies zu hindern die Mittel fanden. Vergebens verglich man sich zu Augsburg 1555. Alles blieb voll Argwohn und theo- logischem Hader, bis endlich, durch des jesuitisch erzogenen Kaisers Ferdi- nands Ii. Bigotterie und Herrschsucht entzündet, der fürchterliche 30 jährig e Krieg ausbrach, der schließlich in einen wilden Eroberungskrieg ausartete, den Ausländer auf deutschem Boden und um deutsche Länder kämpften und der Deutschland in materieller und geistiger Beziehung um mehr als zwei Jahr- hunderte zurückwarf. Der westfälische Friede beruhigte zwar endlich die Parteien und fetzte ihre Rechte fest, das hohe Gut der Gewissens frei- heit war zwar gerettet — aber um welchen Preis! Die Schweiz und Holland wurden für immer vom Reiche getrennt, Schweden behielt mit Pommern das Mündungsgebiet der Oder, dazu noch Wismar und die Mündungsgebiete der Elbe und Weser, beherrschte also den ganzen Nor- den Deutschlands, Frankreich drang bis an den Oberrhein vor, in- dem es die österreichische Landgrasschaft Elfaß erhielt und die lothringischen

7. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 833

1874 - Mainz : Kunze
Deutsches Reich — Preußen. 833 Hessen Nähe die Ruine der Burg Grubenhagen. Duderstadt auf dem Eichöfelde. Die 7 eigentlichen Bergstädte des Harzes: Klausthal, Zellerfeld, Andreas- berg, Altenau, Grund, Lautenthal und Wildemann. — c) L. Lüne- burg: Lüneburg an der Ilmenau mit 16000 E., daneben großes Salzwerk. Har- burg im fetten Marschland a. d. Elbe, mit 17500 E. Celle a. d. Aller mit 16000 E. Bardewick hat alle Bedeutung eingebüßt. Der öfters genannte Wald Göhrde, wo 1813 ein Gefecht, liegt unweit Hitzacker nahe der Elbe. — d) L. Stade oder Herzogtümer Bremen (Erzbisthum) und Verden (Bisthum), beide 1648 für Schweden säkularisirt, 1715 von Hannover erworben. Die kleinen Städte: Stade a. d. Elbe, sonst Festuug. Verden a. d. Aller. Buxtehude, Bremer- Hörde, Geestemünde; über die Marschen Alteland, Kehdingen, Hadeln mit Otterndorf und Wursten s. S. 116 und 95. — e) L. Osnabrück (s. o.) Osnabrück mit 23200 E. Iburg. Lingen, Meppen, die thätige Moorkolonie Papenburg. — f) L. Aui'ich oder Ostfriesland, 1744 nach dem Aussterben des Fürstengeschlcchtes preußisch, 1815 hannövrisch. Emden 12500 E. und Seehafen. Detern und Leer a. d. Leeda, nahe der Ems, mit lebhafter See- und Flußschiffahrt. Norden und Anrich sind kleiner; Esens Hauptort in Harlingen; Witmund, Hanptpferdemarkt. Der Kriegshafen Wilhelm sh afen im Jadegebiet. 9) Westfalen (3 Reg.-Bez.: Münster, Minden, Arnsberg) berührt die Weser, doch nicht den Rhein und nmfaßt einen bedeutenden Theil des ehemaligen westfälischen Kreises (die Bisthümer Minden, Münster und Paderborn, die Grafschaften Ravensberg und Mark, da« kurkölnische Herzogthum Westfalen, die ehemals reichsfreie Abtei Essen :c.), der eine bunte Reihe geistlicher und weltlicher Gebiete enthielt. Die evan- gelische Bevölkerung Westfalens, uicht ganz die Hälfte, ist seit 60 Jahren nnnnter- brachen im Steigen. Münster mit 24800 E. Minden a. d. Weser, als Festung aufgehoben, 16000 E. Paderborn, Bielefeld mit 22000 E., Herford. Im ehemaligen kölnischen Herzogthnm: Arnsberg. Brilon. In der Mark: Hamm mit 17000 E., Iserlohn mit 16000 E., Altena, Hagen und das vor dem 30 jährigen Krieg so bedeutende Soest iu der Börde. Die ehemals freie Reichsstadt Dortmund mit 44000, Bochum mit 21000 E. Im ehem. nassauischen Fürsten- thnni Siegen: Siegen. 10) Hrfscn-Nafsau (2 Reg.-Bez.: Kassel, Wiesbaden), aus dem ehemaligen Kur- fürftenthum Hessen (S. n. Hessen-Darmstadt), einigen bäuerischen und hesfendarm- städtischen Distrikten, der ehemaligen Landgrafschaft Hcffcn-Hombnrg, (S. o. Statistisches), der freien Reichsstadt Frankfurt und dem Herzogthnm Nassau bestehend. — Die Ruinen der Stammburgen des nassauischen Grafengeschlechtö. Nassau und Laureuburg, liegen au der Lahn. Otto von Lanrenbnrg, Bruder Kourads von Franken, wird für den Ahnherrn gehalten, dessen Nachkommen sich erst seit 1158 nach der Burg Nassau nannten. Wie überall begann im 13. Jahrh., sobald jbic Landeshoheit errungen, das Theilen. So entstanden 2 Linien: 1) Die Otto nische im N., die in den Nieder- landen die Herrschaft Breda und in Frankreich das Fürstenthum Orange an der Rhone erbte, in den Niederlanden zur Generalstatthalterwürde und zum Königthum gelangte und 1815 die alten nassauischen Besitzungen gegen,»das Großherzogthnm Luxemburg wegtauschte, und 2) die Walramische im S., welcher König Adolf angehörte, die

8. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 834

1874 - Mainz : Kunze
834 Europa — Deutsches Reich. sich zwar in viele Linien theilte, aber schließlich 1816 den ganzen nassauischen Besitz in einer Hand wieder vereinigte, nachdem sie in der napoleonischen Zeit durch Mediatisirnugen und Säkularisationen einen namhaften Zuwachs von mainzischen, trierischen, Pfälzischen, hessischen ?c. Gebietstheilen, sowie die Herzogswürde erhalten hatte, 1866 aber ihr Herzogthum au Preußen abtreten mußte. — Orte iuhesseu: Kassel an der Fulda mit.fast 47000 E., Hauptstadt in schöner Umgebung (Wilhelmshöhe). Fritzlar a. d. Eder, Rotenburg und Melsungen a. d. Fulda, Eschwege, Ullendorf mit Salzwerken und Witzenhausen a. d. Werra, Karlshafen a. d. Weser sind kleine Städte in Niederhesseu; ebenso Rinteln a. d. Weser, in der ehemaligen Grafschaft Schanmbnrg, gewesene Universität. — In Ober- Hessen: Marburg a. d. Lahn. mit der von Philipp dem Großmüthigen gestifteten Universität, Elisabethskirche; Ziegenhain. — Im Fürstenthum (Bisthum) Fulda: Fulda mit Winfrieds Grab. Hersfeld. — Im Fürstenthum Hanau: der wichtige Fabrikvrt Hanan mit 20400 E., in der Nähe Wilhelmsbad; Gelnhausen und das schöne Städtchen Bockenheim bei Frankfurt. — Schmalkalden am Thüringerwald, ehemals heuuebergisch, hat wichtige Eisenwerke. — Frankfurt a. M. mit 91000 Einw. Erinnerungen ans alte Reich: Dom, Römer ?c. Paulskirche. Wissenschaftliche und Kunstinstitute. Handelsplatz. S. 221. Homburg vor der Höhe, Badeort. Orte in Nassau, das meist gebirgig, von Rhein und Main bespült, von der Lahn durchflössen, nur rauh auf dem Westcrwalde und einigen Hochstrichen des Tamms, sonst reich an Naturgaben und malerischen Gegenden, die Stätte der edelsten Rhein- weine und berühmter Heilquellen (S. S. 216): Wiesbaden mit 35500 E. Bieb- rich am Rhein. Außer Wiesbaden nur kleine Orte: Weilburg, Dillen bürg, Hadamar und Montabaur (mons Tabor) nördlich der Lahn, Limburg, Diez, Nassau und Ems an der Lahn selbst, Selters, Usingen, Idstein, Langen- schwalb ach und Schlau geubad auf dem Taunus, Höchst und Hoch heim am Main, Canb mit der Pfalz am Rhein. Den Rheingau ziert eine Reihe stattlicher Ortschaften: Eltville, Johannisberg mit sürstl. Metteruichschem Schlosse, Geisenheim, Rüdeöheim :c. In den nördlichen Gegenden viele Hütten- und Hammerwerke. 11) Nheinproviiiz oder Rheinland (5 Reg.-Bez.: Koblenz, Köln, Düsseldorf, Aachen, Trier), das eigentlich Rheinfranken heißen sollte, hat auf 490 O.-M. über 31/2 Mill. E., worunter 907000 (25°/o) Evangelische. Kleinere Theile, wie das Her- zogtum Eleve mit dem Fürstenthum Mörs, gehören schon seit 2 Jahrh. dem Hause Brandenburg; nen dazu gekommen sind: die pfälzischen Herzogtümer Berg u. Jülich, ein Theil des Heizogthums Geldern, kurtriersche, kurpfälzische und kurkölnische Gebiete, einige Grafschaften, Reichsstädte n. s. w. Eoblenz an Rhein und Mosel, starke Festnng, mit Ehrenbreitstein und Besatzung 32000 E., Hauptstadt der Provinz, ehemals triersche Residenz. Rechts vom Rhein: Neuwied, und in beträchtlicher Ent- fermmg a. d. obern Lahn Wetzlar, ehemals Reichsstadt und Sitz des Reichskammer- gerichls; links: Kreuznach a. d. Nahe, Bad. — Bonn mit 26200 E. und Uni- versität. Köln, im Mittelalter sehr bevölkert und reich, schadete der Stadt später ihr geistiger Stillstand; i. I. 1618 trieb sie die Protestanten aus, so daß 1400 Häuser leer wurden. In neuester Zeit wieder kräftig ausblühend, zählt sie bereits 129000 E.;

9. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 898

1874 - Mainz : Kunze
898 Europa — Die Niederlande. 197000 Bew., 4204 auf 1 Q.-M.) ist mit Holland nur durch Personalunion ver- bunden. Früher ein Theil Lothringens, machten sich die Grafen von Luxemburg bald selbständig und gaben sogar dem Reiche 4 Kaiser, während sie zugleich Böhmen zu hoher Blüte brachten. Nach ihrem Aussterben kam das Land an die neuburgundischen Herzöge, dann an das Haus Habsburg, war bis 1795 ein Theil der österreichischen Niederlande und wurde 1815 an das Königreich der Niederlande gegeben, doch so, daß es zugleich einen Theil Deutschlands bildete und der Großherzog Mitglied des deutschen Bundes war. Die Festung Luxemburg ward zur Bundesfestung erklärt, worin Preußen das Besatzungsrecht hatte. 1834 kam die westliche Hälfte an das neue Königreich Belgien, der Rest trat bald darauf dem deutschen Zollvereine bei. Infolge der Ereig- nisse von 1866 wurde die vorher nur lockere politische Verbindung mit Deutschland aufgehoben, und die Aunexionsve-.'suche Frankreichs bewirkten die Lösung der „Luxem- burger Frage" in der Weise, daß in dem Londoner Conferenzprotokolle vom 13. Mai 1867 Preußen auf das Befatzuugsrecht in Luxemburg verzichtete, die Schleifung der Festungswerke bestimmt und die Neutralität des Landes unter die Garantie der Groß- mächte gestellt wurde. Das Großherzogthum hat seine eigene konstitutionelle Verfassung, ist dem Deutschen Reiche zollvereint und in seinem wirtschaftlichen Leben von Deutsch- land abhängig. Die Bevölkerung ist fast ganz deutsch und katholisch, aber ohne alles deutsche Nationalgefühl; sonderbarerweise ist das Französische Amtssprache. Die Stadt und (nun größtenteils geschleifte) Festung Luxemburg oder Lützel- bürg mit 13300 E., in schöner Lage an der Nlzet (Elze), galt sonst als zweites Gib- raltar. Echternach a. d. Sauer, wo alljährlich die bekannte Springprozession. Kolonialbesitz Hollands, zusammen 31100 Q.-M. mit 23vio Mill. E. a) In Asien: Java, Theile von Sumatra und Borneo, Celebes, Banka u. a. kleine Sunda-Jnseln, die Molukken, Stücke von Neu-Guinea — zusammen 28900 Q.-M. mit 233/io Mill. Bew. b) In Westi ndien: die Jnselchen St. Eustache, Saba, St. Martin, Cura?ao, Bonaire und Aruba — zus. 20 Q.-M. mit 36000 Bew. e) In Südamerika: Surinam oder niederländisch Guayana — 2200 Q.-M. mit 60000 E. — Unter allen Kolonien sind natürlich die ostindischen die wichtigsten — die Quellen des holländischen Nationalreichthums, durch deren Verlust es zur völligen Bedeutungslosigkeit herabsinken würde. Seit der Admiral Van Koen Java in Besitz nahm und (1619) Batavia, „die Königin des Orients," gründete, ward dies der Aus- gangspunkt der weitern Eroberungen und zugleich der Stützpunkt für den niederländisch- ostindischen Handel bis auf den heutigen Tag. Ii. Königreich Belgien. Es besteht aus den südlichen Provinzen der Niederlande, die sich von Holland losrissen und nach ihrem Wunsche den Prinzen Leopold von Koburg am 27. Juui 1831 zum König erhielten. Jetziger König: dessen Sohn Leopold Ii. Wie Holland den Uebergang von Deutschland nach England, so bildet Belgien den von Holland nach Frankreich; denn dos niederdeutsche Belgien ist mit französischem, das wallonische Belgien mit niederdeutschem Elemente durchsetzt. Im weiten Norden spricht man das Vlämische, einen vom Holländischen wenig ver- schiedeuen niederdeutschen Dialekt, der, von den Behörden feindlich und lange Zeit von den Vlämingen selbst gleichgiltig behandelt, gegenwärtig um die Geltendmachung seiner

10. Theodor Schachts Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 899

1874 - Mainz : Kunze
Europa — Die Niederl ande. 899 natürlichen Rechte ringt; 58°/» der Bevölkerung sprechen nur vlämisch. Im Süden (Hennegau, Namur, Luxemburg, Lüttich) wird wallonisch, ein Plattfranzösisch ge- sprochen; ihm gehören 42% der Bevölkerung an. Der Kampf zwischen vlämisch und wallonisch greift um so tiefer, als französisch die Sprache der höhern Behörden und Lehranstalten ist. „So ist Belgien ein Land, welches von jeher zwischen Deutschland und Frankreich hin- und hergeschwankt hat. Lettische Bevölkerung, französische Sprache und Sitte einerseits, germanisches Blut, deutscher Sprachdialekt und deutsche Sitten ander- seits haben das Volk in sich zu keiner Einheit kommen lassen. Nächst der Ineinander- schiebuug zweier Sprachen, welche die Entwicklung einer Nationalliteratur unmöglich machte, hielt der römische Katholicismns den Aufschwung des Geistes auf. Nur Bau- kunst und Malerei als die dem materiellen Genuß und dem katholischen Cnltns am nächsten stehenden Künste fanden in den reichen Städten die entsprechende Anfmunte- rnng. Seiner germanischen Nachbarschaft verdankt Belgien, daß es nicht ganz fran- zösirt wurde. Sein Berkehr mit Deutschland, Holland und England frischte das ger- manische Element, allen spanischen und französischen Uebergriffen zum Trotz, nachhaltig auf." Uebrigens hat Belgien nicht umsonst anderthalb Jahrhunderte unter spanischer Herrschaft gestanden und die spanische Schule genossen: nicht nur in wissenschaftlicher Kultur standen die Belgier während der letzten Jahrhunderte den Holländern nach, nicht nur überwogen die Universitäten Leyden, Utrccht und Franecker die Anstalten zu Löwen, Lüttich und Gent, sondern auch das Volksschulwesen und die Volksbildung über- Haupt steht auf viel niedrigerer Stufe; König Wilhelm I. zwar war für die Bildnngs- anstatten thätig und bis zum Jahre 1830 waren unter ihm in Belgien 1146 neue Schulen augelegt worden, aber seitdem wurden keine Fort-, wohl aber ganz entschiedene Rückschritte gemacht. Die Entlassung des belgischen Unterrichtswesens aus dem Staats- verbände hat dort zu einem argen Verfall der Volksschulen und zu steigender Unwissen- heit der niederen Klassen geführt. In den unter dem Einflüsse der Jesuiten stehenden vlämischen Provinzen Belgiens konnten 1869 nur 66 °/o der Rekruten lesen oder schreiben. Nach einem jüngst erstatteten Berichte der Handelskammer zu Roulers (in Westflandern) waren von 13774 Einwohnern 9849 ohne jegliche Schulbildung. Da- gegen ist die Zahl der Ordensbrüder und -Schwestern in wenigen Jahren viel gewal- tiger angewachsen als selbst in der Blütezeit der spanischen und österreichischen Herr- schaft; die Statistik von 1846 ergab 12000 Ordensmitg lieder, im Jahre 1856 gab es fast 15000, i. I. 1866 über 18000 in 1302 Anstalten und jetzt ist ihre Kopfzahl weit über 20000 gestiegen. Anf 3 Gemeinden kommen 2 Klöster. Bücher können nur mit geistlicher Bewilligung in die Dörfer gelangen; in volkreichen und industriellen Städten wie Brügge, Ipern, Courtray :c. gibt es keinen Buchhändler, welcher den Mnth hätte, andere als Meßbücher oder Heiligen- und Wnndergeschichten zu verkaufen. Der feurige belgische Patriot Prof. Emile de Laveleye rollte jüngst (in der Revue des Deux Mondes) ein geradezu entsetzliches Bild über die religiösen und gesellschaft- lichen Zustände und Aussichten Belgiens auf; und mochte ihm auch die Sorge um die Zukunft seines Vaterlandes manches in zu dunklem Lichte erscheinen lassen: Thatsache ist, daß von der Million Familien Belgiens 500000 in tiefem Elende sich befinden; die Massen sind geistig ertödtet und einer unglaublichen Bigotterie anheimgefallen; was selbst in Tirol und Galizien als Aberglaube verlacht würde, wird in Belgien als
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