Der Rhein.
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auf dem nach dieser Festung benannten Plateau, das durch die Sichelberge (Faucilles),
von denen an der Südseite die Saone abrinnt, mit dem Wasgan in Verbindung steht.
Vom Ursprung bis Verdnn, wo sie schiffbar wird, kann sie obere Maas, von da bis
Lüttich mittlere oder Ardenner Maas, und von Lüttich bis Workum, wo sie in die
Waal fließt, Niedern: aas heißen. Länge des Laufs 95 M, also länger als Mosel
und Maiu. — Nebenflüsse: In das sehr schmale Gebiet der Obermaas fallen nur
kleine kurze Bäche und Flüßchen. In die Ardenner Maas fällt von der linken Seite
bei Namür die Sambr e, die am westl. Abhange des Ardennerrückens beginnt; in die
Untermaas von der rechten Seite bei Roermonde die Roer oder Ruhr, nicht zu ver-
wechseln mit der Rnhr auf dem rechten Rheinnfer. — Daß die Maas in die W a a l
strömt und hernach, da wahrscheinlich das Wasser beider Ströme sich nicht so schnell
vermischt, großentheils wieder von ihr sich trennt und den Biesbosch bildet, ist vorhin
schon gesagt. Man sieht ans der Karte, daß die linke Ausströmung der Maas mit der
rechten Ausströmung der Schelde durch Wasserarme oder Kanäle in Verbindung steht.
Anch die Schelde mischt sich in 2 Hanptmündnngen (Oster- und Westerschelde) mit dem
Meerwasser und umfaßt dadurch Inseln, vorzüglich Walchern und Beweland. Die Insel
Schouwen aber ist die, welche die südlichste Ausströmung der Maas von der nördlichen
-der Schelde trennt.
2) Die Schelde, obgleich für sich ins Meer fließend, steht doch mit der Rhein-
mündnng in so naher Berührung, und ihr Gebiet ist der natürlichen Beschaffenheit und
Geschichte nach so sehr dem Gebiet der niederrheinischen Länder verknüpft, daß ihre Be-
trachtung der des Rheinstroms mnß angefügt werden. Ihr Gebiet liegt westl. von
Sambre und Niedermaas und umfaßt einen Küstenstrich, mit dessen Flüßchen es dnrch
Kanäle verbunden ist. Nur ein sanfter Landrücken, den der Kanal von St. Quentin
durchschneidet, trennt es von dem kleinen Gebiete des französischen Küstenflusses Somme,
welcher durch Peroune und Amiens läuft. Die Schelde entspringt etwa 18 Mln. vom
Meer, unweit der Sambreqnelle, auf den Martinshöhen an der äußersten Abflachung
der Ardeunen, nimmt links bei Gent von den flandrischen Grenzhöhen die Lys auf,
und wendet sich nach No-, ehe sie nach einem Laufe von etwa 46 Mln. mündet. Das
Gefäll ist sehr gering, die Wasserfülle hinreichend, so daß sie schon bei Kamrik (Cam-
bray) fahrbar wird. Unterhalb Antwerpen mit Meerwasser sich mischend, 650 m.
breit und an 19 m. tief, trägt sie Seeschiffe.
§. 5. Umgrenzung des Stromgebiets.
Da wir den Umfang des hochrheinischen Gebiets schon kennen, so
brauchen wir nur rechts und links fortzufahren; die Wasserscheiden sind
aber genau aus der Karte zu verfolgen.
1) Oestliche Umgrenzung. Von der waldigen Höhe vor Tuttlingen und der
Hochfläche Baar, wo die kaum merkliche Wasserscheide zwischen Wutach und Donau von
einem Graben durchschnitten ist, zieht die Grenze des Hochrheins zum Schwarzwalde.
Dort zieht sie um die Donauquellen Bregc und Brigach herum, auf dem breiten Hoch,
rücken der rauhen Alp, auf dem Aalbuch, auf der Frankenhöhe, zwischen Altmühl und
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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174
Mittel-Europa.
Halbkreis das Windloch (creux du vent) umschließen, und der Rücken des
Chasseron (höchste Stelle der Sücheron 1611 m. oberhalb Jverdon), der
sich lang bis zur Combe de Nervonx und dem Paß von St. Croix aus-
streckt. Hinter T«te de Rang und Chasseron liegt ein Kettenwall bis zur
Hochfläche Cöte aux Fees und in Frankreich weiter bis zum See von
St. Point (obern Doubs). Und wiederum hinter diesen ein dritter, der
an den Freibergen beginnt, unter dem Namen P o nill eret (1049 m.) hart
am Doubs abfällt, als Grand Taureau (1326 m.) gegen Pontarlier und
in Frankreich südwestl. weiter zieht, und so dicht bewaldet ist, daß er noch
Bären und Wölfe hegt. Diesseit dieser Kette liegt das gewerbreiche Hoch-
thal von La Chanxdefonds, Le Loele und Brevine. Obgleich
La Chauxdefonds 1000 m. Seehöhe hat, liegt es doch über Nenfchatel nur
566 m. Die höchsten Juradörfer trägt der Chasseron, nämlich Manborget
1176 und Büllet 1143 m.
Vom Rhein bis zur Rhone nehmen die Jurakuppen an Höhe zu; im
Aargau nirgend 1000 m.r in Baselland schon 100 höher, steigen sie unweit
Solothurn auf 1449, im Berner Jura bis 1609, im Chasseron auf 1611,
And noch weiter südwestlich über 1700 in. — Schönere Bergformen zer-
klüfteter Gewölbketten treten an der andern Seite des Passes von St. Croix
hervor, z. B. der Süchet 1596, und die Dent de Vaulion 1488 m.
unweit des Passes von Jongne. Dann wieder Gewölbreihen mit dem hohen
Längenthal des Jonxsees zwischen inne, auf der Südostseite desselben die
Kuppen Tendre 1680 und Marcheirü, über welchen 1450m. hoch eine
bequeme Straße führt. Dann der Paß von St. Cergnes, an dem 172 M.
von der Stadt Nyon die Döle 1681m. aussteigt, berühmt wegen der Aus-
sicht nach dem Genfer See und dem Montblanc, so wie gen Nw., wo man
sechs Juraketten zu unterscheiden im Stande ist. Noch bedeutender sind die
Höhen, die von der Döle bis an die Rhone sich aus der vordem Jurakette
erheben: Colombey, Reculet 1720, Erste de la Neige 1723 m. (5304').
Mit dem Grand Credoz sinkt die Kette zur Rhone.
Der Jura ist ein geschichtetes Kalk- und Mergelgebirg und zwar so eigenthümlicher
Art und besonders mit so eigenthümlichen Versteinerungen, daß sein alter Name, den
es schon ein paar tansend Jahr führt, in neuester Zeit zum Gemeinnamen geworden
ist für ähnliche Gebirgsschichten, in welchen Ländern und Welttheilen man sie auch
finden mag. Das jurassische Gestein ist theils Oolith oder Rogenstein, an einzelnen
Stellen mit Bohnerz, theils Korallenkalk, worin ganze Bänke Korallen, aber auch
feinerer Kalk- und Sandfels, häufig Mergel; und als unterste älteste Schich-
tnng sogenannter Lias, ein bräunlicher oder granbläner Kalk mit schwarzem bitnmi-
nösen Schiefern und kalkigem Sandfels. Die zahlreichen Versteinerungen sind meist
Reste von Seethieren, und zwar von Slrtm, die nnnmehr längst ansgestorben. In
neuester Zeit wurden auch Zähue und andre Knochen von Sängethieren gefunden. — 35e-
TM Hauptwörter (50): [T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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224
Mittel- Europa.
Pflichttreu und hochbegabt, unerschütterlich in Acht und Bann, des gebeugten Vater-
laudes ungebeugter Sohn und Mitbefreier". Das schöne Lahnthal hat viel Sehens-
werthes, nichts aber, was so herzerhebend wäre, wie dies stille Grab; denn was die
Inschrift sagt, ist die lauterste Wahrheit. In unfern Tageu hat ihm das deutsche Volk
eiu würdiges Denkmal gesetzt; das im Juli 1872 enthüllte Standbild, einwerk des Bild-
Hauers Pfuhl, erhebt sich auf einem Bergvorsprung in der Nähe des St. Nassau. C o b l e n z,
starke Festung in einer der herrlichsten Gegenden Deutschlands. Ueber die Mosel führt eine stei-
nerne und über den Rhein eine Schiffbrücke, wodurch die Stadt mit Thal-Ehrenbreitstein ver-
Kunden ist, dessen Feste auf beträchtlichem Felsen liegt. Diese mitgerechnet hat die Stadt
32,000 E. Bädeker, Verfasser der beliebten musterhaften Reisehandbücher, war aus Coblenz.
Rhense, ein Dorf2 St. oberhalb Coblenz linksam Rhein, wo die Uferfläche zwischen dem
Strom und den Bergen breit genug ist, um eine große Versammlung halten zu können.
Deshalb und weil ehedem die Besitzungen der rheinischen Kurfürsten Pfalz, Mainz,
Trier und Köln sich hier berührten (Rhense selbst war kölnisch), hielt man ehemals
daselbst wichtige Zusammenkünfte, wo die 7 Kurfürsten auf steinernem, von 7 Gewölb-
Pfeilern gestütztem Hochsitz Platz nahmen, und öffentlich den neugewählten König der
Deutschen dem nmhergelagerten Volke zeigen konnten. Dies deutsche Heiligthnm, Königs-
stuhl genannt, wurde 1794 von den Franzosen zerstört, neuerdings aber wieder herge-
stellt. Der 1338 unter dein bairischeu Ludwig gestiftete Kurvereiu zu Rhense hatte den
Zweck, die nationale Selbständigkeit gegen die Uebergriffe des Papstes und Frankreichs
zu wahren. — Bonn, Preußens Rheinuniversität, liuks am Rhein mit 26,200 E.
und einer Statue Beethovens; er war ein Bonner, desgleichen K. Simrvck, der glück-
lichste Erneuerer der Nibelungen und des Parcival, und der Dichter Kinkel. Das Grab
Niebuhrs (1831 gest.) hat Rauch mit Reliefs geziert. Dem biedern Patrioten
E. M. Arndt, der lauge hier gelebt und als neunzigjähriger Mann 1860 hier gestor-
den, wnrde 1865 anf dem „alten Zoll" ein würdiges Deutmal gesetzt. Schräg gegen-
über erhebt sich das Siebeugebirg, dessen Anblick die ganze Gegend verschönert.
3) Im Mosel- und Saarlande: Zw ei brücken, ehem. Residenz der Herzoge von
Pfalz-Zweibrücken. An der Saar die nach dem Fluß benannten Orte: Saar bürg,
altdeutsches Aussehen, an der Eisenbahn von Straßburg nach Lünstadt (Lnneville) und
Nanzig (Nancy) a. d. Murthe, Saar-Union, das vereinigte Bockenheim-Saarwer-
den. Saargemünd mit großer Tabaksdosen-Fabrikation: diese 3 reichsländisch;
Saarbrücken, Gefecht am 2. und Schlacht am 6. Aug. 1870 (Höhen von Spei-
chern), Saarlouis, Festung, Saar bürg: diese 3 preußisch. — Weiter westlich:
Nanzig, die alte Hauptstadt Lothringens, 60,000 E.; Schlacht 1477, und^Tnll
(Tonl) a. d. Mosel, mit ehrwürdiger Kirche — beide jetzt französisch; Metz a. d. Mosel
mit 51,000 E.; die „Juugsrau Metz", eine der stärksten Festungen Europas, ergab sich
am 27. Oct. 1870 mit 180,000 Mann nach Ivwöchentlicher Belagerung den deutschen
Heeren; vor dem Verrätherischen Uebersall durch die Franzosen 1552 war Metz eine
Reichsstadt, dann 313 Jahre ein srauzös. Trutz-Deutschland. Die Schlachtfelder von
Courcelles (östl.), Vionville und Gravelotte (westl.) erinnern an die denkwürdigen blu-
tigen und ruhmreichen Tage des 14., 16. und 18. Aug. 1870. Diedenhofen,
Festung. — Trier, im schönen Moselthale, 21,800 E., sonst Sitz eines erzbischöflichen
Kurfürsten, jetzt preußisch. Interessanter als der hl. Rock ohne Naht die merkwürdigen
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Extrahierte Personennamen: Hauers_Pfuhl Ludwig Ludwig Kinkel Nancy) Saarlouis
Extrahierte Ortsnamen: Europa Nassau Deutschlands Rhein Coblenz Coblenz_linksam_Rhein Mainz Frankreichs Bonn Preußens_Rheinuniversität Rhein Saarlande Saar-Union Bockenheim-Saarwer- Saar Lothringens Europas
230
Mittel-Europa.
der Maas, oder richtiger am Hauptrheinwasser, in Form eines Dreiecks erbaut, mit
breiten Häfen, Lebhaftigkeit des Handels und Menge dreimastiger Schiffe mitten in
der Stadt. Auf der großen Brücke das bronzene Standbild des berühmten Hnma*
nisten Erasmus, der 1467 hier geboren wurde. Nahe der Stadt sind gewaltige, mit
denen bei Seraing wetteifernde Werkstätten, wo Dampfschiffe mit allem Zubehör gefer-
tigt und vom Stapel gelasseu werden. Delst, 22,1)00 E.. wo Grabmäler des Staats-
mannes Hugo Grotius (f 1645), des Admirals Tromp und des 1584 hier ermorde-
ten Wilhelm von Oranien. Haag oder's Gravenhaag (d. i. das Gehäge des Grafen),,
schöne offene Stadt mit tönigt. Residenz und dem Sitz der Generalstaaten; 93.000 E.
Nicht weit davon das Schloß Nyswyk. Leyden, eine Ml. von der Nordsee mit
39,Mo und Utrecht mit 61,000 E. Universitäten; die von Leyden erinnert an die
heroische Vertheidigung 1575 und besitzt berühmte Sammlungen (Siebolds japanisches
Museum). Haarlem, 80,900 E., Gebnrts- und Todesort des Landschaftsmalers
Ruysdael (1635—1631) und bekannt durch Leinwand, Gartenbau und Blumenzucht.
Zur Blumenzeit reifen viele Fremde hin. Die Haarlemer sind des seltsamen Glau-
bens, die Buchdruckerkunst sei in ihrer Stadt erfunden. Amsterdam an der Amstel
und am Meerbusen A (sprich: Ei) mit 281,000 E.. worunter 2/7 Deutsche und
Silben, Hauptstadt von Holland, mit großem Handel und berühmten Diamantschleife-
reien. Ihre 26,000 Hänser ruhen meist auf eingerammten Pfählen und sind fast alle
von Backsteinen. Straßen und Kanäle (Grachten) sind regelmäßig'augelegt; 3 >0 Brücken
ve rbindcn die einzelnen Stadttheile. Das große Stadthaus ruht auf 13,6-'9 Pfählen,
ist 92 rn. lang, 76 rn. breit und 38 in, hoch, ohne den Thurm mit Glockenspiel, der
noch 69 rn. höher ist. Da Holland den Rnhm religiöser Duldsamkeit schon Jahrhnn-
derte gcn eßt, so ist nicht zu verwundern, daß unter den Gotteshäusern derhanptstadt sich
Kirchen für 9 verschiedene Sekten finden. Dem Kunstfreunde steht im Reichsmnsenm
die werthvollste Gallerie der altholländischen Malerschnle offen. In der neuen Kirche
die Grabmäler des Admirals Ruyter und des Dichters Vondel, auf dem Botermarkt die
Statue Rembrandts. Nördlich von Amsterdam liegt von Windmühlen umgeben Zaan-
dam, mit ehemals berühmten Werften, die an Peter d. Gr. erinnern, der hier den
Schiffbau erlernt haben soll; 12,300 E. Alk mar, großer Käsemarkt. An der Nord-
spitze Nordhollandö: Held er am Marsdiep, durch das die Schiffe hindurch gelootset
werden müffen; starke Festung und Handelsstadt mit 17,300 E.; Station der Holl.
Kriegsflotte und befestigtes Lager für 30,000 Mann. Gegenüber die Insel Texel mit
6200 E., die von Schaf- und Austernzucht und Fischerei leben. — Leenwarden in
Friesland 25,000 E.
Im Scheldeland und an der westlichen Küste. 1) Französische Orte:-
Calais mit Hasen für kleine Schiffe an der 5 Mln. breiten Meerenge, die von ihr
den Namen Straße von Calais führt. Ueberfahrt nach Dover an der englischen
Küste. Bei Hellem Wetter ist die englische Küste mit bloßen Augen zu sehen. Dün-
kirchen mit 33,000 E. und einer Rhede für große Seeschiffe. Kammerik oder
Cambray. bekannt wegen der überaus feinen Leinwand, die nach der Stadt den Namen
Kammertuch führt, und Valenciennes, Festungen an der Schelde. Arras, Festung;
die Gegend umher hieß scnst die Grafschaft Artois. Ryssel oder Lille, starke Festung
mit 154,000 E. und bedeutendem Handel. 2) Belgische Orte: Die Festungen Bergen
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Extrahierte Personennamen: Hugo_Grotius Tromp Wilhelm Peter_d Kammerik Cambray
Extrahierte Ortsnamen: Mittel-Europa Schloß_Nyswyk Utrecht Haarlem Amsterdam Meerbusen_A_( Holland Holland Rembrandts Amsterdam Friesland Scheldeland Dover Rhede Valenciennes Arras Lille
232
Mittel-Europa.
8. 9. Blick ins Ausland.
Nach Süden grenzt das rheinische Stromgebiet an den Tessin, der durch den
Lago Maggiore zum Po läuft, und an die walliser Rhone, die durch den Genfer See
sich nach Frankreich wendet. Geht man über den Po und durch die lombardische Ebene
wieder südlich aufwärts, so ersteigt man die Apenninen und sieht hinab ins Land Etru-
rien oder Toskana, wo der Arno bei der schönen Stadt Florenz durchfließt. Noch wei-
ter südlich ist Rom am Tiber.
Nach Westen grenzt der Hochrhein an das Gebiet des Donbs, der in die Saone
(Nebenfluß der Rhone) fällt; der Oberrhein an das Maasgebiet und dieses an das der
Marne, Aisne und Oise, die zur Seine fließen. Das Gebiet der Niedermaas grenzt
an die Schelde, und der Bezirk dieses Flusses im Sw. an den der Somme. Maas
und Schelde haben also im Sw. das große Gebiet der Seine, und das kleine der
Somme. Geht man weiter südwestlich, so kommt man ins Gebiet der Loire, woran die
Stadt Orleans Ssw. von Paris. Die Loire fließt mitten durch Frankreich.
Nach Norden: das Meer. In mäßiger Entfernung liegt nordwestlich die Insel
Großbritannien (England und Schottland). Nördlich von Dover öffnet sich der eng-
tische Fluß Themse, woran die große bnttische Hauptstadt London. Von Rotterdam nach
London braucht ein Dampfschiff nur 24 St.
§. 10. Geschichtlicher Anhang.
Vor 2000 Jahren wohnten die Deutschen nicht weiter südwärts als bis zur Donau
und bis gegen Basel. Im Westen wurden sie durch Vogesen, Hunsrücker Hochwald,
Eifel und Ardennen bis zur Scheide vou deu Celten getrennt. Auf der Grenze von
Mosel bis Schelde hieß man zu beiden Seiten die Völker Belgier. Sprache, Reli-
gion und Gebräuche mochten hier halb deutsch, halb celtisch sein. Die echten Deutschen
des linken Rheinufers, die man nicht Belgier hieß, waren: Tribokker bei Straßburg,
Nemeter bei Speyer, Bangionen bei Worms und Mainz, Tungern ans den Ardennen
und an Niedermaas bis über Mastricht hinab. Anf dem Hnnsrück, auf der Eifel und
Hoch-Veen mochte es wenige bewohnte Plätze geben.
Bei den Tungern kam der Name Germanen anf; die Römer lernten dies Wort
kennen und wandten es, um seine Bedeutung wenig bekümmert, anf alle deutschredeuden
Völker an. Die Belgier nun und alle Germanen des linken Rheinufers kamen unter Römer-
Herrschaft. Ja man gedachte auch die andern kleinen Völker im Innern Deutschlands zu
unterjochen, und hatte sich bereits an der Weser eingenistet, als der Cherusker Hermann
sein Vaterland rettete. Vergeblich suchten die Römer das Verlorne wieder zu gewinnen,
alle Anstrengungen ein ganzes Jahrhundert lang führten zu uichts, als daß sie die
Sw. Ecke Deutschlands besetzten, nämlich den Schwarzwald, die Rauhalp, das Oberrhein-
und Neckarthal, den Odenwald und den Tauuus, lauter öde, größtentheils verlassene Län-
der. Zum Schutz derselben, und zur näheren Verbindung zwischen Augsburg und
Mainz, warfen sie Verschanzungen auf, die von der Altmühl zum Kocher, an der Ost-
feite des Odenwalds, und vor dem Taunus durch zum Siebengebirg ans rechte Rhein-
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Extrahierte Personennamen: Arno Maas Hermann
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Toskana Florenz Rom Niedermaas Paris Frankreich England Schottland Dover London Rotterdam London Donau Basel Hunsrücker_Hochwald Rheinufers Speyer Worms Mainz Niedermaas Rheinufers Deutschlands Deutschlands Schwarzwald Oberrhein- Odenwald Tauuus Augsburg Mainz Siebengebirg
I
388 V er änd erun gen an der Erdoberfläche.
man sie an und, wenn auch mit einigen Verschiedenheiten, doch stets, wie die Petrefakte
bezeugen, als gleichzeitig im Meeresgrund entstandenes Gebild. Die jurassische Forma-
tion umklammert in Deutschland den Keuper auf seiner Ostseite, und in Frankreich auf
seiner Westseite, indem sie dem Rande desselben sich auflagert, und zwar wie mit zwei
Armen, die das eigentliche Juragebirg ausstreckt, während noch ein breiter Streifen von
Lothringen aus quer durch Frankreich bis zur Mündung der Chareute und von dort
südöstlich bis Montpellier hinzieht. Im deutschen Iura liegen unter andern die Orte:
Baireuth, Amberg, Regensburg, Donauwörth, Reutlingen und Schaffhausen; im Jura
Frankreichs: Nanzig, Verdun, Dijon und Auxerre, Bourges, Poitiers, Cahors je. —
So tritt hier die Juraformation an die Oberfläche, liegt aber noch viel weiter aus-
gebreitet unter den benachbarten ihr aufgelagerten jüngeren Schichten hin, hauptsächlich
unter der schwäbisch-bairischeu Hochebene bis zu den Triasgebilden der Alpen, ferner
unter dem niederen Theil der Schweiz hindurch bis an die krystallinischen Alpen und
unter den jüngeren Formationen zwischen den savoyisch-piemontesischen Alpen einerseits
und den Flüssen Saoue und Rhone andrerseits bis ans Mittelmeer; ferner unter der
Champagne, Picardie, Jsle de France, Orleanais und dem östlichen Theil der Nor-
mandie bis an den Canal, und selbst noch unter diesem Meeresarme und dem süd-
östlichen Theile Englands hin. Denn auf normandischem Boden ragt das Juragebirg
wieder hervor, von der Nähe der Stadt Angers bis Caen, und gegenüber auf engli-
schem Bodeu von der Küste bei Weymonth über Bath, Oxford, Northampton, Lincoln
bis Whitby. Es ist der natürlichen Folge des Werdens völlig angemessen, daß die
unterste oder älteste Schicht der Juragebilde, der Lias, seitwärts über deu hinab
gehenden Rand des Keupers aufragt und diesen in Franken und Schwaben, in Loth-
ringen und in England umsäumt. — Das jurassische Meer muß sehr ausgedehnt und
seine Küsten durch Baien und Golfe sehr ausgezackt gewesen sein. Wie die Petrefakte
uns erzählen, war es reich an Fischen, Conchylien, Muscheln und Korallenbänken;
man sinoet besonders viele Belemniten, Nantilen und Ammoniten, manche von außer-
ordentlicher Größe; an Hummern, Seeschildkröten und an Krokodilen der einströmenden
Flüsse fehlte es nicht. Den Sauriern aber scheint das damalige Zeitalter besonders
günstig gewesen zu sein, denn man findet sie in Meuge und von den abenteuerlichsten
Gestalten; eine laughalsige Art haben nnsre Naturforscher Plesiosanrns betitelt, und
den gewaltigsten Ichthyosaurus. In die Lüfte vermochte sich eine fliegende Eidechse,
der Pterodaktylns, zu erheben, und aus den Uferlanden wuchsen Eykadeen, Pisange,
Palmen und Baumfarn. Von Landsäugethieren ward zuerst im Weald en, d. h. in der
jüngsten oder obersten in England vorhandenen Schicht,*) das Jgnanodon entdeckt;
später fand man noch andere. Hauptsächlich besteht der Iura aus Kalk, doch von
verschiedener Farbe und Struktur. Die älteste Schicht, schwarzer Jura, in England
Lias genannt, enthält dichte bituminöse dnnkle Kalksteine und Schiefer, der mittlere
oder braune Jura, Dogger und wegen seiner rogenartigen Strnctnr anch oolithi-
sches Gestein genannt, weist gleichfalls Thon und Sandstein auf, auch Bohuerz, an der
*) Die indes auch zur folgenden, nämlich zur Kreideformation gerechnet werden kann.
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Extrahierte Personennamen: Weymonth Plesiosanrns
Extrahierte Ortsnamen: Deutschland Frankreich Lothringen Frankreich Montpellier Amberg Regensburg Donauwörth Reutlingen Schaffhausen Frankreichs Verdun Dijon Poitiers Cahors Englands Angers Caen Oxford Northampton Schwaben Loth- England Weald England England
Europa —
Pyrenäisch e Halbinsel.
707
in den Oueilhäleu, z. B. da, wo in einer Höhe von 1400 m. das Dorf Gavarine an
einem See liegt, in welchen sich die Gave de Pan 400 m. herabstürzt. Der ewige
Schnee beginnt erst bei etwa 2700 m.; es bieten also die Pyrenäen nicht so kolossale
Schneehäupter als die Alpen, und kleine Gletscher von höchstens 500 m. Länge finden
sich nur an der Nordseite, während der steile Südabhang nackte, oft wnndersam ge-
formte und senkrechte Felsgehänge darbietet; auch kommt das Gebirg bei weitem den
Alpen an Graswuchs und Viehzucht nicht gleich. In den Ostpyrenäen sinken Kamm
und Gipfel, obwohl der dreizackige Canigon noch 2808m. erreicht, und bilden zuletzt
gegen das Cap Crens hin einen Granitwall von etwa 700 m. Höhe, mit dem fahr-
baren Passe von Portns, der französischerseits dnrch Perpignan, spanischerseits
durch die Festungen Rosas und Gero na (im Terthale) beherrscht wird. So liegt
auch in den Westpyrenäen der Kamm niedriger, etwa 1600 m. hoch, und unter
ihren Gipfeln ist nur der Pic von Anio 2503m.; gegen das Meer hin nimmt die
Höhe noch mehr ab und zuletzt erreichen die rundlichen Gipfel nur noch 6—700 m. An
der Westseite ist da: dicht am biscayifchen Meere hinführende Paß von Jrun, wel-
chem (über das Flüßchen Bidasoa) die von den Festungen Bayonne und San
Sebastian beherrschte Straße und Eisenbahn folgt, benützter als die östliche Berbin-
dungsstraße, weil sie direkt in die Mitte Spaniens hinführt. Berühmt ist in den West-
Pyrenäen der jetzt fahrbar gemachte Paß von Roncevalles (Paßhöhe beim gleich-
namigen Dorfe 490m.), der von St. Jean Pied de Port in Frankreich nach
Pamplona in Spanien führt und über welchen einst Alanen, Sneven, Vandalen und
Westgothen in Spanien eindrangen, wo auch Karl der G. 778 die bekannte Nieder-
läge erlitt. — Vorherrschend im Gebirg ist Glimmerschiefer und Uebergangskalk, woran
sich in den französischen Vorbergen Kreidebildung legt, während auf der spanischen Seite
die Hochgebirgsflüffe mehrere tertiäre Bergketten (Nnmmnliten und Flysch) durchbrechen.
Vulkanisches Gestein gibt es nicht, außer am catalonischen Thale von Olot, wo man
14 erloschene Krater mit Lava umher findet. — Auf der Südseite legen sich vor die
Pyrenäen zahlreiche Bergketten, die Längenthäler bilden, deren bedeutendstes das von
Jaca (vom obern Aragon durchflössen) ist. Im Osten aber schließen sich an der
Nordseite die vom Pny de Prigne in nordöstlicher Richtung verlaufenden Anti-
Pyrenäen an, die vom Hauptzuge durch das Thal des Tet getrennt sind und bei
Narbonne als Montagnes Corbiöres enden, während südwestwärts das erz- und
kohlenreiche catalonische Küstengebirg sich abzweigt, das in den zackigen Gipfeln
des Montserrat (nordwestl. von Barcelona) sich bis über 1200 m. erhebt.
2) Als Fortsetzung der Pyrenäen streckt sich, stets nahe der gezackten Nordküste, in
Ketten, Hochrücken und Gruppen, das cantabrisch-astnrisch-galicische Gebirg
hin, wohl 63 M. in die Länge. Das erstere, durch die biscayifchen Berge mit dem
Pyrenäenzuge verbunden, meist Quadersandstein mit Mergel in den Thälern, hat auf
den kalten Paramos (Bergflächen) von Reynosa, wo der Ebro entspringt (Wasser-
scheide 847 m. Höhe) Einzelberge von 2000—2200 m. lieber solche Bergflächen führt
auch weiter östlich die Hauptstraße von Frankreich und S an Sebastian übervitoria
(Wellingtons Sieg 1813!) nach Burgos in Altcastilien und ins Herz der Halb-
insel. Die höchsten Gipfel des Hauptzuges liegen an der asturischen Grenze, wo die
Picos de Europa sich über die Schneegrenze, nämlich bis 2678m. und bedeutend
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Extrahierte Personennamen: Rosas Gero Anio Sebastian Jean_Pied Karl Jaca Mergel Reynosa Sebastian
Extrahierte Ortsnamen: Europa Oueilhäleu Perpignan Bayonne Spaniens Frankreich Pamplona Spanien Spanien Aragon Barcelona Frankreich Wellingtons Burgos Altcastilien Europa
756
Europa
— Frankreich.
geahmt. Mancher fluchwürdige Eroberungskrieg war von diesem Schlosse aus, einer
prahlerischen Verkörperung französischer Eitelkeit, gegen Deutschland geplant worden, wo
merkwürdigerweise am 18. Jan. 1871 durch die Erneuerung des deutschen Kaiserthums
die politische Einigung Deutschlands besiegelt werden sollte, nachdem schon früher durch
die Versailler Novemberverträge das deutsche Reich wiederhergestellt worden war. Louis
Philipp und Napoleon Iii. haben in dem Schlosse zur Verherrlichung der französischen
Geschichte ein großes Nationalmuseum angelegt. Gegenwärtig ist Versailles auch Sitz
der sogen, republikanischen Regierung Frankreichs. Die Stadt ist etwa so groß wie
Potsdam, hat aber 62000 E.
Nordöstl. von Paris liegt Soissons an der Aisne, eine Festung und eine Zeit
lang Hauptstadt des alten Frankenreiches. Nordöstl. davon die kleine Festung Laon,
im letzten Kriege dnrch einen schändlichen Bruch des Völkerrechtes vielfach genannt. —
Die Landschaften unterhalb der Oise hießen früher Vexin.
2) Picardie an beiden Seiten der Somme; da? rechte Ufer der nntern Somme
hieß Grafschaft Ponthien. Amiens an der Somme, mit 64000 E. und einer der
schönsten Kirchen, die mit denen zu Reims, Chartres und Tonl sich messen kanu. Ost-
wärts: Corbie, mit berühmter, schon 664 vou Bathilde gegründeter Benediktiner-
abtei, wohin Karl d. Gr. viele sächsische Jünglinge schickte, um sie mit Christenthum
und fränkischer Sitte vertraut zu macheu, daher auch Mutterabtei des berühmten deut-
schen Stiftes Corvey an der Weser (822). Die Festung Peronne, und St.quentin,
letzteres Mittelpunkt des nordfranzösischen Kanalnetzesund 33000 E. — Abbeville, alte
Stadt an der untern Somme, da, wo sich die Flut noch bemerkbar macht. — Der
Reformator Calvin oder Chauvin war ein Picarde (geb. zu Noyon 1509).
3) Grafschaft Artois, ursprünglich größtenteils zu den deutschen Niederlanden ge-
hörig und erst 1659 an Frankreich gekommen, sowie die nun französischen Theile von
Flandern und Hcnnegau erst dnrch die beiden ersten der sogen. Raubkriege Ludwigs Xiv.
gewonnen wurden (1663 und 1678). Die Picarden sind ächte Franzosen, die Bevöl-
kerung des Atrechter Landes (Artois), sowie die von Flandern und Hennegau, ist vlämisch-
wallonisch, so daß iu vielen Gemeinden nur deutsch geredet wird. Ar ras, Festung
mit 26000 E., Geburtsort Robespierres, in Artois. Lille oder Ryffel, in französisch
Flandern, Hauptfestung im Nw., 158000 E.; reich an flandrischer Gewerbthätigkeit,
sowie die Nachbarstädte Ronbaix mit 76000 E. und Tourcoing mit 380q0 E.
viel Fabrikweberei unterhalten. Donai, Cambrai (Kammerik), mit berühmten Webe-
reien in feiner Leinwand, und Valenciennes sind Festungen im Hennegau. Bon-
logne, 40000 E., Calais, bis 1558 im Besitze der Engländer, und Dünkirchen,
33000 E, sind befestigte Seehäfen mit regem Verkehr nach England hin.
4) Normandie an der untern Seine und England gegenüber; die Halbinsel, die
nach Nw. sich streckt, heißt Co tantin. 911 siel das Land dem norwegischen (nor-
mannischen) Seehelden Rollo als Lehen des franz. Königs zu. Herzog Wilhelm er-
oberte von dort aus England 1066; gleichfalls im ll.jahrh. kamen franz. Normannen
allmählich in den Besitz Unteritalieus und Siziliens. Obgleich bald nach ihrer Nieder-
lassung romanisirt, unterscheiden sich die Normands doch jetzt noch vielfach von den
eigentlichen Franzosen: von kräftigerem Wuchs, voll Lebenskraft und Thatenlust, waren
sie zu allen Zeiten ebenso streit- und gewinnsüchtig als ausdauernd in schwierigen und
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Extrahierte Personennamen: Louis
Philipp Philipp Napoleon Chartres Karl_d Karl Calvin Chauvin Ludwigs Donai Rollo Wilhelm Wilhelm
Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreich Deutschland Deutschlands Versailles Frankreichs Potsdam Paris Laon Amiens Reims Corvey Frankreich Flandern Ludwigs_Xiv Flandern Hennegau Robespierres Artois Lille Ronbaix Tourcoing Cambrai Valenciennes Hennegau England England England Siziliens
758
Europa — Frankreich.
alte Grafschaften: Nnjou mit Angers an der Mayenne (58000 E.); Maine an der
Mayenne und Garthe mit Le Mans (45000 E.), wo durch die blutige Schlacht am
12. Jan. 1871 der letzte Schlag gegen die franz. Westarmee geführt wurde; Perche
mit Nogent; Bcaucc, eine der reichsten Gegenden Frankreichs, mit Chart res an
der Eure; Berry, am mittleren Eher mit Bonrges (dem alten Avaricum, Stadt der
celtischen Biturgeu), einer alten Stadt im Herzen Frankreichs; Depotplatz, 30000 E.;
Poitou südl. der untern Loire, wo Poiti ers mit 31000 E>, Napoleon-Vendee und
Niort; Aunis, Saintongc und Angoumois, das Gebiet der Charente, einst Haupt-
sitze des Hugenottenthums: La Rochelle, durch die befestigte Insel Re gedeckt;
Rochefort an der Charente, mit 30000 E., Kriegshafen, Seearsenal, von Ludwig Xiv.
zum Ersatz sür das durch Richelieu gestürzte La Rochelle angelegt; Angonleme an
der Charente.
7) Lyonnais wie Orleanais in den letzten Jahrhunderten ein Gouvernement, das
aus dem Gebiete von Lyon und aus beuachbarten Grafschaften bestand; früher ein
Theil des arelatischen Reiches und unter seinen Erzbischöfen fast unabhängig vom
deutsch-römischen Kaiser, wurde es 1563 mit der Krone Frankreichs vereinigt. Lyon
(Lugdunum, Wälsch-Leyden) die zweite Stadt Frankreichs, am Zusammenflusse der Rhone
und Saöne, in herrlicher Gegend mit zahlreichen Landhäusern umher, seit 2 Jahrhun-
derten ein Hauptsitz der Seidenmanufakturen und in dieser Beziehung die erste Fabrik-
stadt Europas; über 100000 Arbeiter sind in den Seidenfabriken beschäftigt. Stark be-
festigt. Einschließlich der Vorstädte Guillotiere und Croix Rousse 323000 E.
Die großen Bnchdrnckereien Lyons wurden von Deutschen gestiftet und lauge Zeit
fortgeführt, sowie die natürlichen Handelsbeziehungen der oberrheinischen Städte von
jeher deutsche Handelshäuser sich hier ansiedeln ließen. Unter den Merkwürdigkeiten der
Stadt findet sich ein Denkmal, das im 16. Jahrhundert einem wackern deutschen
Manne, dem Kaufherrn Joh. Kleeberger aus Nürnberg („von Allemand") errichtet
wurde; er starb 1546 und gereicht durch seine Wohlthätigkeitsstistiingen jetzt noch der
Stadt znm Segen. Eine 7 Mln. lange Eisenbahn führt vou hier uach St. Etieuue,
^as 111000 E., Steinkohlengruben, Eisen- und Seidenfabriken und eine Bergschule
hat; die um Lyon und Etienne liegenden Orte betheiligen sich an der Fabrikation, —
Andere hier zu erwähnende frühere Grafschaften: Nivcrnais mit Revers am Zu-
sammenflnsse der Loire und des Allier; Bourbonuais mit Moulius am Allier;
Anvcrgne, wie im Alterthnm als das Land der Arverner Sitz des längsten Wider-
standes gegen Cäsar (Gergovia!), so im Mittelalter voll adeliger Raubschlösser und bis
zu Ludwig Xiv. fast unabhängig vom König; die Auvergnaten sind vorzugsweise Vieh-
züchter, nicht wohlhabend, aber wegen Arbeitsamkeit, Redlichkeit und guter Sitten als
Arbeiter in ganz Frankreich geschätzt; Clerm ont-Ferrand mit 38000 E., weiter
abwärts im Thale des Allier der Badeort Vichy; das Terrassenland La Marche mit
dem Fabrikort Anbnsson an der Crense; Limousin an der Abdachung Jnnerfrank-
reichs nach Sw., mit Limoges, 55000 E., Fabrikort, besonders in Porzellan und
ähnlichen Gegenständen.
8) Guienne nebst Gascogne, letzteres zwischen Guienne und den Westpyrenäen.
Vor alters hieß das Land Aqnitania, woraus Aquitaine oder Guienne ward; der Name
Gascogne stammt von dem alten Volksnamen Vascones oder Vasken. Auch diese
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Extrahierte Personennamen: Le_Mans Berry Poiti Ludwig_Xiv Ludwig Lyons Kleeberger Etienne Cäsar Ludwig_Xiv Ludwig
Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreich Maine Frankreichs Frankreichs Depotplatz Napoleon-Vendee La_Rochelle La_Rochelle Lyon Frankreichs Frankreichs Europas Croix_Rousse Nürnberg Lyon Frankreich Terrassenland_La_Marche Limoges Westpyrenäen
Europa —
Frankreich.
759
Länder waren, wie Normandie, Bretagne, Tonraine, Anjon:c. im Mittelalter durch
mehrere Jahrh. in englischem Besitz: erst 1453 wurden sie mit der franz. Krone ver-
einigt. Die Gascons haben manche lobenswerthe Eigenschaften; aber sie sind anch
wegen übertreibender Lebhaftigkeit und Windbeutelei bekannt, eine Gasconade ist eine
Aufschneiderei. Bordeaux (Bnrdigala) mit 194000 E., an der Gironde. Regel-
mäßige Packetbootsahrten nach Mittel- und Südamerika, vorzügliche Handelsgeschäfte in
Wein, Cognac und anderen Liqueuren. Am linken Ufer des Stromes von der Stadt
bis znr Mündung zieht die Hügelreihe hin, wo die Weine von Medoc, Marganx,
Julien, Graves ic. wachsen; wer aber südwärts reist, findet erst jenseit des Dep. der
Heiden (des landes) am untern Adonr wieder lachende Fluren. Bayonne an der
Adonrmündung, Festung. In der Nähe das Seebad Biarritz. Montanban am
Tarn in Ober-Gnienne, 25000 E., reformirte Fakultät. Auch hier waren in früheren
Jahrhunderten verschiedene Grafschaften, wie: Roucrgue mit Rhodez am Aveyron,
Zufluß des Tarn, Quercy mit Cahors am Lot, Perigord mit Perignenx am
Jsle, Nebenfluß der Dordogue :c., und nach den Pyrenäen hin: Armaguac mit Auch
füdl. von Agen a. d. Garonne, Bigorre mit Tarbes am Adonr, dem franz.
Bajä Bagneres de Bigorre, der ersten Badestadt Frankreichs, als „Klein-Paris"
mit allem Luxus und Schmuck der Seinestadt versehen, sowie dem rauhen Gebirgsbade
Bareges an der Gave de Pau; das Herzogthnm Albret, Stammsitz der Dynasten
von Bearn und Navarra, dessen trauspyrenäischen Theil Ferdinand von Aragon
an sich gerissen hatte; Johanna von Albret, Erbin der 3 Länder, vermählte sich mit
Anton von Bourbon, sie war die Mutter Heinrich des Iv. und hatte ihr Ländergebiet
zu einer Hauptstütze sür die Hugenotten gemacht. Hauptort in franz. Navarra ist
S. Jean Pied de Port, in Bearn Pan an der Gave de Pan, Geburtsort Heinrich
des Iv., sowie Beruadottes, des Gründers der gegenwärtig in Schweden regierenden
Dynastie.
9) Languedoc zwischen Unterrhone und Obergaroune am Mittelmeer, nebst den
Pyrenäenlandschaften Foix an der Ariöge und Roussillon am Tet (letzteres bis 1659
spanisch). Hier wie überhaupt in den weiten Flächen am Mittelmeer viel Wärme, doch
wenig Grün; im Sommer alles dürr und staubig. In Südgallien bildete sich eine an-
dere Abart des lateinischen Dialektes als im nördlichen Frankreich; diese hieß nach dem
Worte oil oder oui die langue d'oui, jene nach oc (das auch ja behauptet) die langue
d'oc, wovou die Grafschaft Toulouse den Namen erhielt. Weil man denselben Dialekt
auch in der Provence redete, hieß er gewöhnlich die proventzalische Sprache.
Unter dem Einfluß spanisch-arabischer Dichtung und den Nachwirkungen griechisch-
römischer Knltnr ward im 12 u. 13. Jahrh. manches Schöne darin gedichtet (Tronba-
dours); jetzt ist sie großenteils durch die nordfranzösische Sprache verdrängt. Ausgang
des Westgothenreiches (Hauptstadt T o lo sa), zu Chlodwigs Zeiten letzter Besitz der West-
gothen ans gallischem Boden (Septimanieu), bildete es später die mächtige Graf-
schast Toulouse, die theilweise nach den grausamen Albigenserkriegen, theilweise 1271
durch Erbschaft an die Krone Frankreichs kam. Die Lehre Calvins fand hier zahlreiche
und begeisterte Anhänger und fanatische Verfolger, sowie um einige Jahrhunderte früher
die reformatorisch gesinnten Albigenser und Katharer in der Languedoc ihr Hauptgebiet
gehabt hatten. Toulouse an der Garonne. wo der Kanal du Midi beginnt; 125000 E.
TM Hauptwörter (50): [T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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Extrahierte Personennamen: Julien Bajä_Bagneres Gebirgsbade
Bareges Ferdinand_von_Aragon Ferdinand Johanna_von_Albret Anton_von_Bourbon Heinrich Heinrich Jean_Pied Heinrich
des_Iv. Heinrich Chlodwigs Chlodwigs
Extrahierte Ortsnamen: Europa Frankreich Bretagne Südamerika Marganx Bayonne Seebad_Biarritz Ober-Gnienne Cahors Dordogue Frankreichs Navarra Navarra Schweden Obergaroune Südgallien Frankreich Toulouse Frankreichs