Rain am Lech geschlagen hatte. Tilly wurde bei Rain durch eine Kanonenkugel tödlich verwundet und starb zu Ingolstadt. Nun wurde Wallenstein vom Kaiser wieder zum Obergeneral ernannt und sammelte in kurzer Zeit ein starkes Heer. Bei Lützen in der Nähe von Leipzig wurde die Entscheidungsschlacht geschlagen. Gustav Adolf fiel, aber sein Heer erfocht den Sieg, und Wallenstein zog sich nach Böhmen zurück. Nach Gustav Adolfs Tod übernahm der Herzog Bernhard von Weimar den -Oberbefehl des schwedischen Heeres. Er wurde von dem kaiserlichen Heere (1634) bei Nördlingen geschlagen.
Schwedisch-französischer Krieg 1635—1648. Der König von Frankreich hatte Gustav Adolf mit Hilfsgeldern unterstützt. Nach der Niederlage der Schweden bei Nördlingen schickten die Franzosen auch Truppen nach Deutschland. Sie hatten dabei hauptsächlich die Absicht, Elsaß, Lothringen und andere Länder auf dem linken Rheinufer zu gewinnen. Noch dreizehn Jahre dauerte der Krieg. Unser armes deutsches Vaterland wurde furchtbar ausgeraubt und verheert. Als endlich Friede geschlossen wurde, glich der größte Teil von Deutschland einer Wüste.
Ter westfälische Friede (zwischen Frankreich und Deutschland in Münster, zwischen Schweden und Deutschland in Osnabrück geschlossen) machte 1648 dem dreißigjährigen Kriege ein Ende. Die lutherischen und die reformierten Stände erhielten völlig gleiche Rechte mit den katholischen und behielten die Kirchengüter, die sie im Jahre 1624 besessen hatten.
Die einzelnen Reichsstände erhielten die Landeshoheit und das Recht, mit auswärtigen Mächten Bündnisse zu schließen.
An Frankreich wurde der österreichische Teil des Elsaß, an Schweden Vorpommern abgetreten. Überdies behielten sich Frankreich und Schweden das Recht vor, als Bürgen des westfälischen Friedens sich jederzeit in die deutschen Angelegenheiten einzumischen.
Vom westfälischen Frieden an hatte der Kaiser keine Regierungsgewalt mehr in Deutschland. Seit dem Jahre 1664 hatte das Reich eine ständige Regierungsbehörde, die aus den Gesandten der einzelnen Reichsstände bestand, Reichstag genannt wurde und zu Regensburg ihren Sitz hatte.
2. Wallenstein.
Albrecht von Wallenstein (eigentlich Waldstein) war der Sohn ernes protestantischen Edelmannes in Böhmen. Nach dem Tode seines Vaters wurde er durch seinen Oheim in eine Erziehungsanstalt der Jesuiten nach Olmütz gebracht, wo er zum katholischen Bekenntnis übertrat. Nach Vollendung seiner Studien
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Extrahierte Ortsnamen: Ingolstadt Leipzig Frankreich Schweden Deutschland Lothringen Deutschland Frankreich Deutschland Schweden Deutschland Osnabrück Frankreich Elsaß Schweden Frankreich Deutschland Olmütz
— 246 —
Spitze einer stattlichen Zahl von Adligen kam der Herr von Wineck und drang unter dem Rufe „Bischof von Straßburg" unvermutet in die Stadt. Als der Schultheiß das vernahm, toaffnete er sich, trat dem Feinde entgegen und jagte ihn zum Tore hinaus, fiel aber in dem Kampfe. Zwanzig vom Adel wurden erschlagen; Colmar blieb eine kaiserliche Stadt. Noch heute gedenken die Col-marer ihres tapferen Schultheißen. Zu seinen Ehren nannten sie eine Straße Rösselmannstraße, und da, wo einstmals das Tor war, durch das er in einem Fasse in die Stadt gebracht wurde, steht ein schöner Brunnen mit seinem Standbilde geschmückt — der Rösselmannbrunnen.
In der Zeit wütete der Kamps auch in und um Straßburg. Es standen die Bürger gegen Bischos und Adel, um Straßburgs Freiheit zu verteidigen, aus Straßburg eine freie, reichsunmittelbare Stadt zu machen. Der Bischof verhängte das Interdikt über die Stadt; es durfte da keine Messe gelesen, kein Amt gesungen, keinem Kranken die heilige Wegzehrung gereicht werden. Doch alles vergebens. Die Bürger gaben nicht nach. Der Krieg zog sich in die Länge. Endlich kam es zum entscheidenden Schlage im Jahre 1262 bei Oberhausbergen, in derselben Gegend, wo 900 Jahre vorher Julian gegen Chnodomar gekämpft hatte. Der Bischof hatte 300 schwerbewaffnete Reiter und 5000 Mann Fußvolk. Die Bürger waren in größerer Anzahl, aber viele waren im Kampfe nicht geübt. Den Bürgern befahlen ihre Anführer, die Pferde der Ritter niederzustechen und so die Schwergepanzerten zu Falle zu bringen. Der Bifchof stellte sich selbst an die Lpitze feiner Truppen und stritt mutig voran. Allein vergebens. Zwei Pferde waren unter ihm schon getötet worben, mit dem britten floh er samt seinen Anhängern eiligst davon. Sieben,zig Ritter lagen tot am Boden, darunter auch des Bischofs Bruder und sein Oheim. Walter aber starb bald aus Gram über diese Niederlage, eo wurde Straßburg aus einer bischöflichen eine freie unmittelbare Reichsstadt.
In der letzten Zeit dieses Kampfes war Graf Rudolf auf Seite der Bürgerschaft geftanben und half die Freiheit Straßburgs miterkämpfen. Auch als Kaiser achtete er die Freiheiten des Volkes. Oftmals kam er in das Elsaß und hielt sich zu Straßburg , zu Hagenau, zu Ensisheim auf. Er war ein Feind der Raubritter, die damals von ihren Burgen aus das ganze Land beunruhigten. Er zerstörte ihre Schlösser, unter denen int Elsaß die Burg Reichenstein bei Reichenweier zu nennen ist, die er mit Hilfe der Colmarer brach.
Nicht nur Straßburg und Colmar machten sich frei, js gab eine ganze Anzahl freier Städte; sie nannten sich kaiserliche etäbte. Im Jahre 1354 unter Kaiser Karl Iv. vereinigten sie sich zu einem selbständigen Bunde. Es waren ihrer zehn: Weißenburg,
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Extrahierte Personennamen: Julian Rudolf Rudolf Karl_Iv Karl
252 —
lang belagerten deshalb Karl Vii. und Renatus die reichstreue Stadt. Nachbem sie eine bebeutenbe Geldsumme erhalten hatten, zogen sie, des Kampfes mübe, ab. So war die Freiheit von Metz durch die Treue und Opferwilligkeit seiner Bürger gerettet.
In das Elsaß ries in diesem Jahre (1444) die Armagnaken der österreichische Herzog Albrecht. Er lag nämlich mit den Schweizern im Streite und konnte nicht Meister über sie werben. Da bat er den König von Frankreich um Hilfe, der nach einem Vertrage 5—6000 Mann schicken sollte. Der Dauphin (Kronprinz) von Frankreich kam aber mit einem Heere von 40000 Mann und wollte über Basel in die Schweiz einbrechen. Das wehrten die Schweizer nnb traten bei St. Jakob unweit Basel dem Feinde gegenüber. Der Dauphin verlor 6000 Mann, ließ von weiterem Kampse gegen die Schweizer ab und wanbte sich ins Elsaß. Bald würde es klar, was er hier wollte. Der Rhein sei die alte Grenze Zwischen Frankreich und Deutschland, hieß es ans einmal, Frankreich müsse seine natürlichen Grenzen wieber haben. Von Straßburg verlangte der Dauphin freien Ein- und Auszug mit seinen Truppen. Im ganzen Elsaß würden die festen Plätze von den Franzosen besetzt, Land und Leute furchtbar heimgesucht. Die Zeiten „der Schinber" waren wieber gekommen. Ansgeplünberte Gehöfte, brennende Dörfer, ermordete Weiber und Kinder zeigten den Weg, den die Armagnaken genommen.
Mit dem Könige von Frankreich wurde endlich ein Vertrag geschlossen, wonach das Gesindel das Land verlassen sollte. Erst im Frühjahr 1445 zogen die letzten ab. Gegen die Adeligen des Landes, die zu den Franzosen gehalten hatten, erhob sich ein wilder Rachekrieg; ihre Burgen wurden zerstört, die städtischen Edelleute verjagt.
4. Karl der Kühne und Peter von Hagenbach.
Am Ende des 15. Jahrhunderts hatte Dentschlanb einen gefährlichen Gegner an der Westgrenze des Reiches, Karl den -Kühnen, den Herzog von Burgund. Er hatte vor, das alte Reich Lothars, des Sohnes Lnbwigs des Frommen, wiederherzustellen, und glaubte seinen Plan sicher zu erreichen, ba er schon im Besitze Burgunbs und der Niederlande war. Wollte er seinen Plan ganz ausführen, mußte er auch Elsaß und Lothringen erobern.
Das Elsaß schien seine gewisse Beute zu werben. Lanbgraf vom Elsaß war damals Herzog Sigismund von Tirol, ein schwacher Fürst, den die Schweizer in seinen elsässischen Besitzungen unablässig beunruhigten. Sigismund war des Kampfes müde, schloß mit den Schweizern einen unrühmlichen Frieden und wollte seines elsässischen Besitzes überhaupt los sein. Er verpfändete den Sundgau nebst der Grasschaft Psirt und die Landgrafschaft
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Extrahierte Ortsnamen: Elsaß Frankreich Frankreich Basel Basel Rhein Frankreich Deutschland Frankreich Frankreich Burgund Niederlande Lothringen
— 229 —
Der Tag ging zur Rüste, und das Signal rief die siegreichen Römer von der Verfolgung zurück. An dem Ufer des Rheines lagerten sie und stärkten sich durch Speise und Schlaf. — Dies geschah im Jahre 357.
__ Bei Straßburg siegten die Römer zum letztenmal in einer-großen Schlacht über die Alemannen. Als um das Jahr 400 deutsche Volker in Italien eindrangen, zogen die Römer ihre Truppen vom Rheine weg, um ihr eigenes Land zu schützen. Dadurch war die Rheingrenze frei; zahllose deutsche Völkerscharen überschritten den Strom und nahmen römische Provinzen in Besitz. Im Elfaß ließen sich die Alemannen, in Lothringen die Franken' nieder.
Ii. Einführung des Khrikentums in Klsaß-Lothringen.
Schon im ersten Jahrhundert nach Christus war in unsere Heimat die christliche Lehre gedrungen. Christliche Soldaten dienten in den römischen Heeren, die hier im Lande lagen; christliche Kaufleute durchzogen das Gebiet und machten, wie die Soldaten , die Einwohner mit der neuen Religion bekannt. Aber auch einzelne Männer predigten den christlichen Glauben; darunter werden von der Legende an erster Stelle folgende genannt:
1. Der heilige Maternus.
Ihn schickte der Apostelfürst Petrus ins Elsaß. Nach seiner Ankunft hielt sich Maternus zu Ell in der Nähe von Benfeld auf. Aber bald wurde er von einem bösartigen Fieber überfallen und starb. Schweren Herzens kehrten seine Genossen nach Rom zurück, um dem hl. Petrus den traurigen Verlust mitzuteilen. Dieser übergab ihnen seinen Hirtenstab und hieß sie ins Elsaß zurückkehren, den Leichnam des Verstorbenen damit zu berühren und ihn so wieder ins Leben zurückzurufen. Vierzig Tage nach dem Tode des hl. Maternus waren sie wieder in ihrer Heimat und taten, wie ihnen befohlen, lind siehe, Maternus erwachte zu neuem Leben. Viele Heiden, die Augenzeugen des Wunders gewesen, bekehrten sich, ließen sich taufen und erzählten das wunderbare Ereignis in der ganzen Gegend. An dem Orte, an dem Maternus von den Toten auserweckt worden war, baute man später eine Kirche.
Dann wanderte der Glaubensbote das Land auf und ab und kam auch nach Straßburg. Hier zerstörte er einen Götzentempel, errichtete auf dessen Trümmern eine christliche Kirche und weihte sie dem hl. Petrus. Es ist die Alt-Saukt-Peterskirche. Vier Stunden von Straß bürg erbaute er eine andere Kirche, die noch heute zu Ehren des hl. Petrus den Namen Dom Peter tragt und in der Nähe von Avolsheim liegt.
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Extrahierte Personennamen: Christus Maternus Maternus Benfeld Maternus Maternus Peter
Extrahierte Ortsnamen: Rheine Lothringen Klsaß-Lothringen Elsaß Rom Straßburg Alt-Saukt-Peterskirche Avolsheim
adeligen Frauen ein sichtbares Andenken zu hinterlassen, lies; er alle goldenen Fingerringe, die man vorfand, zusammenkaufen. Aber man fand nur einhnndertnndfünfzig, und die reichten nicht. Der Kaiser versprach, die fehlenden nachzusenden. Er tat es, und noch später gedachte er mit Freuden an die fröhlich verlebten Stunden in Straßburg.*)
Vii. Information und Wauernkrieg.
Wie die Reformation in Wittenberg ihren Anfang nahm, ist schon früher erzählt worden. Die Schriften Luthers wurden rasch verbreitet und waren bald nach ihrem Erscheinen in Straß-burg bekannt. Der Erste, der hier in Luthers Sinne predigte, war Matthias Zell aus Kahsersberg. Er wollte im Straßburger Münster die Kanzel besteigen, um die vor Zeiten Geiler von Kahsersberg seine Zuhörer versammelt hatte. Als ihm das verweigert wurde, verfertigten Schreiner eine tragbare Kanzel aus Holz, die sie jedesmal aufschlugen, wenn Zell predigen wollte.
Bald fand er die Unterstützung gleichgesinnter Männer, von denen Capito aus Hagenau, der Sohn eines Schmiedemeisters, Hedio aus Ettlingen im Badischen und Butzer, der Sohn eines Küfers in Schlettstadt, die namhaftesten waren. In einer Ratsversammlung vom 20. Februar 1529 wurde die Messe abgeschafft; an Stelle des katholischen Gottesdienstes trat in den sieben Pfarrkirchen der Stadt der evangelische. Der Bischof verließ Straßburg und nahm Wohnung in Zabern.
In dieser Zeit war der hervorragendste Straßburger Bürger Jakob Sturm von Sturmeck. In seinen jungen Jahren studierte er Theologie und Rechtswissenschaft; dann begab er sich auf Reisen, um Welt und Menschen kennen zu lernen, und wurde, 35 Jahre alt, zum erstenmal in den Rat der Stadt gewählt. Dreizehnmal war er Stätte- oder Bürgermeister, eiuundnennzigmal zum Wohle seiner Vaterstadt als Gesandter tätig. Ihm verdankt das Gymnasium seine Gründung, und zum Rektor berief er den ausgezeichneten Schulmann Johannes Sturm, der aus Schleiden in der Eifel stammte. Unter ihm erlangte das Gymnasium einen europäischen Ruf; nach Tausenden zählten die Schüler; ans dieser Anstalt entwickelte sich die Hochschule oder Universität Straßbnrgs. Auch in Mülhausen und Münster wurde die jieue Lehre eingeführt. in andern Orten, wie Colmar und Weißenburg, drang sie teilweise durch. Im Ober-Elsaß, das unter der Herrschaft der Habsburger meist katholisch blieb, hielt der Adel zu der alten Kirche, während die unterelsässischen Adeligen sich meistens der neuen Lehre anschlossen.
*) Vergl. im Anhang das Gedicht: Kaiser Sigismund in Straßburg-
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— 262 —
Zeit verspottete. Über dieses Werk predigte ein Zeitgenosse Brants, Johannes Geiler von Kaysersberg, der in Schaffhausen geboren war und nach dem Tode seines Vaters von seinem Großvater in Kaysersberg erzogen wurde. Er war der berühmteste Prediger seiner Zeit, und Kaiser Maximilian versäumte es nie, ihn zu hören,^wenn er nach Straßburg kam.
Johannes Geiler von Kaysersberg.
Schließlich muß noch Jakob Wimpheling aus Schlettstadt (geb. 1450) erwähnt werden. Zu seiner Zeit blühte in Schlettstadt eine Gelehrtenschule, iu der zahlreiche Schüler aus dem Elsaß und dem übrigen Deutschland ihren Studien oblagen. Aus seinen Schristen leuchtet vor allem lauterste Liebe zum deutschen Vaterlande; den Franzosen, die schon damals das Liedlein vom Rhein als Grenzstrom zwischen Frankreich und Deutschland zu singen ansingen, war er ein unversöhnlicher Gegner.
2. Das Münster zu Straßburg und die Kathedrale
zu Metz.
Daß an Stelle des heutigen Straßburger Münsters ein römisches Gebäude gestanden habe, ist durch Ausgrabungen in
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Extrahierte Personennamen: Brants Johannes_Geiler_von_Kaysersberg Maximilian Maximilian Johannes_Geiler_von_Kaysersberg Jakob_Wimpheling
Extrahierte Ortsnamen: Schaffhausen Kaysersberg Straßburg Elsaß Deutschland Rhein Frankreich Deutschland
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Turme lagen drei Kapellen über einander; die untere war Gott dem Vater, die mittlere Gott dem Sohn, die obere Gott dem Hl. Geist geweiht. Hier waren die Gelder Rotbarts, ein kostbarer Reliquienschrein und die Reichskleinodien verwahrt. Zn diesen gehörten die Krone, das Schwert, das Szepter, der Reichsapfel, der Mantel, die goldenen Sporen und die mit Edelsteinen geschmückten Schuhe. Im Jahre 1164 erhob Barbarossa Hagenau zu einer sreien kaiserlichen Stadt.
Wie in Hagenau, verweilte der Kaiser auch gern in Selz und in Oberehnheim, und von hier aus besuchte er oftmals das Kloster aus dem Odilienberg, wo zu seinerzeit die hochgebildete Äbtissin Herrad von Landsperg lebte.
Am Ende seines Lebens zog Barbarossa als Kreuzritter nach dem heiligen Lande. Er verließ das ihm lieb gewordene Hagenau nicht, ehe er der Stadt eine große Wohltat erwiesen. Er gründete ein Spital, „um den Hungrigen Brot, den Kranken eine Zufluchtsstätte zu geben", stattete es reichlich mit Hab und Gut aus und baute zum Dienste desselben die Nikolauskirche, ein edles Bauwerk von reinen Formen mit drei Schissen.
Als sich im deutschen Lande die Nachricht von dem Tode des Kaisers verbreitete, wollte niemand glauben, daß der Kaiser gestorben sei; es ging vielmehr die Sage, Barbarossa sitze im Kysfhänser und werde einst wiederkommen, um die Herrlichkeit des Reiches neu zu begründen. Die Elsässer konnten den Kaiser nur in ihrem Lande denken, und so verbreitete sich die Sage, er sitze unter dem Biblensteine, einem großen Felsstück auf dem Lchsenselde zwischen Sennheim und Thaun; wenn man bei ruhigem Wetter das Ohr an den Stein halte, so höre man das Knistern seines wachsenden Bartes.*)
Auch die Nachfolger Barbarossas sorgten väterlich sür das Elsaß. Besonders dankbar gedenken die Straßburger des Kaisers Philipp, des Sohues von Rotbart, der ihre Stadt unter seinen Schutz nahm und ihr Freiheit von Steuern und Diensten ans ihren außerhalb der Stadt gelegenen Besitzungen verlieh; dies war der erste Schritt zur Erlangung der Reichsfreiheit.
Kaysersberg verdankt seine Entstehung dem Hohenstaufen Friedrich Ii.; er ließ den Ort ummauern, erbaute das Schloß und erklärte Kaysersberg zur kaiserlichen Stadt.
Als dieser Kaiser im Jahre 1212 aus Italien nach Deutschland kam, um die Herrschaft und seine Besitzungen in Schwaben und Elsaß anzutreten, unterstützte ihn der Herzog Friedrich von Lothringen wider den Gegenkaiser Otto. Der Lothringer bemächtigte
*) Vergl. im Anhang das Gedicht: Friedrichssage.
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den Bauern Frucht wie Vieh; schon die Saat mähten sie als Futter für ihre Pferde ab. Kein Wunder, daß viele Menschen Hungers starben, daß ekelhafte Tiere, selbst Aas und tote Menschen gegessen wurden. Dagegen nahmen die Wölfe und anderes Raubzeug zu und halfen dem Krieg, die Menschen zu vernichten. Mehr denn der vierte Teil der Einwohner des Elsasses kam in dieser Zeit um. Viele Dörfer verschwanden vom Erdboden, und nur noch die Flurnamen oder alte Sagen erinnern hier und dort an ihr einstiges Dasein.
Xi. Werluste zur Jeil Ludwigs Xiv.
Ludwig Xiv. erhielt durch den westfälischen Frieden Metz, Tull und Verdun endgültig zugesprochen, ebenso den österreichischen Sundgau, das Amt eines Landgrafen im Ober- und Unter-Elfaß und das eines Landvogtes der zehn im Elsaß gelegenen freien kaiserlichen Städte.
Das genügte aber Ludwig Xiv. nicht; er wollte nicht nur Landgraf und Landvogt unter dem deutschen Kaiser fein, es sollte das ganze Elsaß französisches Gebiet werden. Freilich schaltete und waltete er jetzt schon im Lande, als ob er der Herr wäre. Aber noch immer stand der deutsche Reichsadler über den Rathäusern, noch schwuren Rat und Bürgerschaft von Colmar alljährlich am Schwörtage Treue dem Kaiser und dem Deutschen Reiche. Das währte in Colmar bis zum 17. August 1673. Als man an diesem Tage auf dem Münsterplatz wieder dem Kaiser schwören wollte,- ließ es der Stadtschreiber von Münster nicht zu und wies daraus hin, daß Ludwig Xiv. solche Zeremonien und Gebräuche als Trotz ansfaffen könnte. Deshalb sah man davon ab, und die Bürgerschaft wurde nur auf den Znnftstuben an ihren altert Eid erinnert. Am 20. August kam der französische König über Rappoltsweiler gegen Colmar. Es war dem Rate von Colmar vorher eröffnet worden, daß der König in keine Stadt einziehe, die nicht von feinen Truppen bewacht fei. Darum möchten die Colmarer ihre Truppen während der Anwesenheit des Königs einziehen. Auch begehre er, daß die großen Kanonen abgeführt und kein Schuß getan werde. Das wurde zugestanden. Am selbigen Abende rückten 700 französische Reiter in die Stadt und nahmen alle Schlüssel der Tore, Türme, Wachtstuben und Zeughäuser weg. Und am folgenden Tag rückten mehr als 12 000 Franzosen ein, und den Bürgern wurde bei schwerer Strafe geboten, alle ihre Waffen abzuliefern. Die Franzosen leerten die Zeughäuser und führten über 700 Stück schweres Geschütz, 4000 Flinten, viele Tausend Zentner Pulver und Blei nach Breisach. Dahin zog auch der Köuig; Colmar betrat er nicht. Daraus mußten die
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aufgereizt worden, da er in dem großen Kurfürsten seinen gefährlichsten Gegner sah. In Eilmärschen zog dieser in sein Heimatland und schlug die neuen Feinde vollständig bei Fehrbellin (1675). Das Elsaß aber blieb für die Deutschen infolge der unglücklichen Schlacht bei Türkheim verloren.
Der Krieg dauerte hier noch vier Jahre lang sort. Das Elsaß, das ungefähr vierzig Jahre früher im dreißigjährigen Kriege so hart mitgenommen worden war, litt unsäglich. Um den Kaiserlichen, die jetzt von dem Herzog Karl von Lothringen geführt wurden, die Kriegsführung zu erschweren, wurde eine Anzahl elsässischer Städte zerstört. Auch sollte ihnen dadurch ihre ^reue und Liebe zu Kaiser und Reich gründlich ausgetrieben werden. Höreu wir, was ein Zeitgenosse, der Verfasser der Xh(inner Chronik, ein Franziskanermönch, darüber berichtet:
„Am 1. September (1677) ist die schöne Stadt 3obern, so des Bischofs von Straßburg Residenz ist, von den Franzosen rasiert und sind die schönen Ringmauern und Zinnen, auch die Türme niedergerissen worden, und also eher einem Dorf als einer Stadt ist gleich worden."
„Um diese Zeit ist auch die große und schöne Reichsstadt Hagenau ausgeplündert und verbrannt worden, weil sie zu unbesonnen im Reden waren."
„Den 16. September 1677 haben die Franzosen die Stadt Hagenau zum zweitenmal wieder angezündet und verbrannt, auf daß das, was das erstemal übrig geblieben, diesesmal alles zu Asche werden sollte. Hundert Häuser samt der alten Hohen-stanfenburg brannten in Hagenau nieder, in Weißen bürg fiebenzig Häuser."
Durch solche Gewaltmaßregeln suchte Ludwig Xiv. das Elsaß zu bezwingen. Um weiterem Elend und Jammer zu entgehen, zumal von dem schwachen Kaiser keine Hilfe mehr zu hoffen war, unterwarf sich das elf äs fische Volk. Nur Straßburg war noch frei und hielt zum Deutschen Reiche. Im Jahre 1681 aber wurde es auch französisch; das ging so zu: Ludwig Xiv. setzte Gerichte ein, Reunionskammern genannt, die untersuchen sollten, welche Länder und Städte einst zu den von Frankreich in den letzten 30 Jahren erworbenen Besitzungen gehört hätten. Diese wurden besetzt und für französisch erklärt; unter ihnen war auch Straßburg. Der französische König ließ zuerst eine Schanze ant Rhein nehmen und schickte dann den Feldherrn Montelar mit 30000 Mann gegen die Stadt und die umliegenden Dörser. Als man in Straßburg davon Kunde erhielt, bemächtigte sich eine gewaltige Aufregung der Stadt; die Wälle wurden besetzt, die Kanonen auf die Mauern geführt. Allein es war vergebens. Straßburg hatte nur 400 Mann Besatzung; was konnten die gegen dreißigtausend
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Sehr zahlreich waren im deutschen Reiche die Klöster. Unter diesen Zeichneten sich besonders die des Benediktinerordens aus durch Pflege der Wissenschaften und Künste, durch Sorge für deu Unterricht der Jugend, sowie durch Beförderung des Ackerbaues und der Gärtnerei. Dies gilt vornehmlich von den Klöstern Tegernsee, St. Gallen, Reichenau, Clüuy, St. Blasien, Hirsau, Hersfeld, Fulda.
Die Städte. Schon vor der Völkerwanderung gab es in Deutschland viele Städte, die von den Römern gegründet worden waren, so Breisach, Straßburg, Speier, Worms, Mainz, Bonn, Köln, Trier, Baden, Augsburg, Regensburg, Passau. Andere Städte entstanden erst später im Anschlüsse au eine Kirche, ein Kloster, ein festes Schloß, oder durch Erweiterung eines Dorfes in günstiger Verkehrslage. Unter Heinrich I. wurden viele Dörfer und Flecken mit Mauern versehen und erhielten Stadtrechte. Die Einwohner der Städte trieben ursprünglich Ackerbau wie die Landbewohner: im Verlause der Zeit verlegten sie sich auf das Handwerk und den Handel. Die Bürger einer Stadt hatten nicht alle die gleichen Rechte. Man unterschied die Geschlechter, d. h. die alteingesessenen reichen Bürgerfamilien, auch Adelige, die das Bürgerrecht hatten, und die Handwerker oder Zünfte; aus den Geschlechtern wurden die Stadtobrigkeiten gewählt; die Handwerker konnten wählen, aber nicht gewählt werden. Die Leute des gleichen Handwerks bildeten eine Zunft; der Zunftmeister und die Zuuftältesteu hatten darüber zu wachen, daß die Meister, Gesellen und Lehrlinge ehrlich arbeiteten und einen ehrbaren Wandel führten. Wenn der Handwerksgeselle aus Wanderschaft ging, so fand er überall bei seiner Zunft sozusagen eine zweite Heimat. Im vierzehnten Jahrhunderte erhielten die Zünfte Anteil an der Stadtregierung. Die Städte waren teils Reichsstädte, teils Landstädte. Die Reichsstädte hatten nur den Kaiser als Herrn über sich und übertrafen an Macht und Ansehen manchen Fürsten, so Straßburg, Köln, Lübeck, Nürnberg, Augsburg. Die Landstädte waren einem Fürsten, Bischof, Kloster, oder auch einem einfachen Adeligen untertan.
Die deutschen Städte waren ausgezeichnet durch die Schönheit ihrer Kirchen, Rathäuser und öffentlichen Plätze; die Straßen waren allerdings meist eng und krumm; denn, weil die Städte durch Mauern mit Türmen und durch Gräben befestigt waren, mußte man eng bauen. Die Häufer waren bequem und wohnlich gebaut und mit soliden, oft kostbaren Geräten eingerichtet; reiche Familien der Reichsstädte besaßen oft nicht weniger Silbergeschirr und sonstige Kostbarkeiten als heutzutage mancher Fürst.
Der Stolz der Stadtbürger war Tüchtigkeit, Zuverlässigkeit und Rührigkeit im Geschäfte, Handel oder Handwerk und Ehrbarkeit im Wandel. Von ihrer Frömmigkeit geben heute noch die herrlichen Kirchen der alten Städte Zeugnis, von ihrer Mildtätigkeit die Stiftungen für Arme und Kranke. Dabei waren sie wehrhaft, und jede Stadt besaß ein Bürgerheer, so gut bewaffnet und geübt, daß sie feindlichen Angriff der Fürsten und Adeligen abwehren konnte; wo die Wehrkraft einer Stadt nicht ausreichte, taten sich mehrere Städte zu Schutz und Trutz zusammen.
Durch die Städte gingen die großen Landstraßen, aus denen die Kaufmannsgüter befördert wurden; in den Städten wurden die Jahrmärkte gehalten, und von Handwerkern wurde alles verfertigt, was der Bürger und der Landwirt, der Geistliche und der Kriegsmann an Gewand, Geräten, Waffen bedurfte. Daher war Wohlstand und Reichtum in den Städten. Die Bürger lebten behaglich und ließen sich an Speise, Trank, Kleidung nichts abgehen. Zu Zeiten mußten die Obrigkeiten einschreiten, weil Wohlleben und Kleiderpracht übertrieben wurden. Nicht nur Gewerbe und Handel, sondern auch Kunst und Wissenschaft wurden in den deutschen Städten gepflegt. Geschickte Baumeister waren überall zu finden; noch
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