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zeichnen. Ebenso werden die Zimmer an der Ostseite eingezeichnet.
Übungen! Danach wird der Querflur gezeichnet; er ist 18 in lang und
3,90 m breit. Jetzt bleibt noch der nördliche Teil des Längsflurs mit
seinen anliegenden Räumen übrig. Hier wird ebenso verfahren wie vor-
her. Ist der Grundriß fertig, dann findet vielfache Übung im Aussuchen
der Richtungen und übertragen statt. Zum Schluß wird die Tafel auf-
gerichtet. N ist wieder oben, S unten, 0 rechts und W links. Übung.
Die Schüler zeichnen den Grundriß im Maßstabe von 1 : 200 ins
Schülerheft. 5 mm bedeuten 1 in. Übungen an der Skizze im Heft.
7. Das Seminargebäude.
Unsre Schule haben wir kennen gelernt. Sie liegt iin unteren Teil
des' Seminargebäudes. Es enthält außer der Übungsschule für euch
Kinder noch zwei Schulen. Das sind die Präparande und das Seminar.
Die Schulräume für die Präparande und das Seminar lernt ihr heute
kennen.
Der Lehrer führt die Schüler durch das gauze Gebäude. Sie steigen
die Treppe empor und gelangen in den ersten Stock. Da sehen sie die
Klassenzimmer, das Lehrmittelzimmer, die Bücherei und den Musiksaal.
Im Musiksaal sieht es gauz anders ans als in den übrigen Zimmern.
An der Hinterwand steht eine große Orgel und am Fenster ein Klavier.
Die Bänke haben keine Tischplatten. Vom ersten Stockwerk führen zwei
Treppen hinauf in das zweite Stockwerk. Da ist die Aula mit der
großen Orgel und einem Klavier. Vor der Orgel steht ein hohes Pult.
Von der Decke herab hängt ein großer Kronleuchter. An den Wänden
stehen Kaiserbüsten und hängen schöne Bilder. Zu Weihnachten brennt
auf der Aula der Tannenbaum; dann singen die Kinder dort Weihnachts-
lieber, und jedes bekommt eine Tüte mit Gebäck, Apfelsinen und Nüssen.
Neben der Aula ist der Zeichensaal und gegenüber das Physikzimmer.
Dann betrachten die Schüler das ganze Gebäude auch von außen.
Von dem Schulhose aus übersehen sie die Hofseite des Seminargebändes.
Das Schulzimmer grenzt an den Hof. Die Fensterwand des Schulzimmers
ist ein Teil der Hof- oder Hinterwand des Gebäudes. Die Hofwand ist
die Westwand, sie heißt auch Außenwand. Die andern Wände unsres
Schulzimmers sind Innenwände. Regen und Schnee schlagen nur au die
Außenwand. Darum ist sie sehr dick. Weil der meiste Regen von Westen
kommt und an die Westwand schlägt, nennt man sie die Schlagwand. Sie
ist mit Kalk verputzt.
Zeige die Fenster unsres Schulzimmers! In derselben Höhe liegen
die Fenster der 2. und der 4. Klasse. Darüber liegen die Fenster des
Seminars und der Präparande. Alle diese Fenster sind sehr groß. Unter
den Fenstern des unteren Stockwerkes liegen die Kellerfenster. Sie sind
kleiner als die andern. Die Keller liegen im Erdgeschoß. In ihnen
werden Kohlen und Holz aufgespeichert. Nach Süden ist eine Schmal-
wand des Seminars, in ihr sind nur Flurfenster. An der Hohenzollern-
straße ist die Vorderwand oder Straßenwand. Sie ist so lang wie die
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung]]
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Vor unfern Füßen schnellen kleine Heupferdchen empor, Käfer hasten über
den Boden dahin. Dort weiter leuchtet das Heidekraut mit seinen tausend
und abertausend roten Glöckchen durch die Kiefernstämme. Bienen fliegen
summend von Blüte zu Blüte, und goldene und bunte Falter schwirren
durch die Luft. Im dichten Walde lacht der Specht, der Ruf des Kuckucks
hallt zu uus herüber, und das flinke Eichhörnchen flüchtet vor unfern
Schritten iu die dichten Banmwipfel. Dort liegt einsam ein altes Haus.
Ein Eichbaum hält schützend seine Äste über das rote Schindeldach. Hühner
sonnen sich im warmen Sonnenschein, und faul liegt der Hund vor seiner
Hütte. Es herrscht tiefe Stille iu der fouueudurchglühten Heide. Nur zum
Bienenhause schwirren summend die fleißigen Bienen mit ihrer Honig-
last. Der alte Bauer erzählt uns schmunzelnd von seinen Honigernten.
(Abseits von Th. Storm.) Kein Bächlein, kein Wässerlein finden wir hier.
Manchmal waten wir durch fußhohen Sand. Der Hügel bei dem Kütten-
strothscheu Hofe trägt ein Holzgerüst. Was bedeutet es? Ihn besteigen
wir. Nach Westen fällt er ungefähr 12 m ziemlich steil ab.
Da erblicken wir wieder ein ganz andres Bild. Unten am Fuße des
Hügels feheu wir Acker- und Gartenland. Kartoffeln, Bohnen, Erbsen
und Hackfrüchte sind dort augebaut. Der Boden ist dunkel und schwerer.
Laubbäume und Büsche mischen ihr helles Grün unter die dunklen Kiefern.
Weiterhin dehnt sich eine weite Wiesenlandschaft ans, ein Bach fließt mitten
hindurch. Es ist die Wappel. Sie fließt in fast nördlicher Richtung der
Dalle zu. In den Wiesen kurz vor der Neuen Mühle mündet die Wappel
in die Dalle. An Wiesen und Ackerfeldern vorbei wandern wir der
Wiedenbrücker Straße zu. Hin und wieder begleiten schmale Kiesern-
Wälder unsern Weg, der uns über die Köln-Mindener Eisenbahn führt.
Sie führt von Nordosten nach Südwesten. Im Nordosten liegt Gütersloh,
die nächste Station im Südwesten ist Rheda.
Aus der Landstraße kommen wir au zwei Krügen (Wirtschaften) vorbei.
Fuhrleute halten dort mit ihren Frachtwagen, Radfahrer steigen ab, und
mancher Wanderer kehrt ein, um sich durch einen frischen Trunk zu er-
auicken. Zu unsrer Linkeu begleitet uns die Bahn. Alle Augenblicke fährt
ein Zug vorüber. Rauch und weißer Dampf steigt auf, und fort rollt der
Zug in die weite Welt hinaus! Wenn wir doch mitfahren könnten!
Immer mehr nähert sich die Bahn der Straße, vor uns ragt ein gewaltiger
Schornstein empor, langgestreckte Gebäude liegen daneben. Ein scharfer
Geruch kommt uns in die Nase. Es ist eine Lederfabrik. Hier macht man
aus Tierhäuten Leder zu Schuhen, Koffern usw. Bald erheben sich zwei
schwarzweiße Schlagbäume vor unsern Augen. Die Eisenbahn fährt über
die Straße hinweg. Wir überschreiten die Gleise und sehen die Türme der
Stadt. Zur Linken erblicken wir die Volksschule in Kattenstroth. Ein
Landweg zweigt hier von der Straße ab und läuft an der Bahn entlang.
Es ist der alte Weg nach Rheda. Während bis jetzt nur hin und wieder
ein Haus am Wege stand, treten sie nun immer näher aneinander. Die
Felder verschwinden, und Häuser und Gärten mit ihren Hecken und
Bäumen verhindern die Fernsicht. Am alten Friedhof und der katholischen
Kirche vorbei wandern wir der Stadt zu.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
66 -
gewesen ist, dann feiern wir Neujahr. Es beginnt ein neues Jahr. Wie
wird es heißen?
Anschlußstoffe: Noll: Der Herbst. S. 187. Trojan: Im Herbst. S. 189.
Hoffmann: Die Zugvögel. S. 191. Löwenstein: Wer klappert am Dache,
mein Kindlein? S. 199. Volkslied: Ein Jäger aus Kurpfalz. S. 194.
Noll: Der Winter. S. 196. Hebel: Ist denn da droben Baumwoll feil?
S. 195. Blüthgeu: Rutschbahn. S. 197. Ebeling: Bescheidene Bitte an
die Menschen. S. 198. Trojan: Der Sperling im Winter. S. 198.
Blüthgen: Das erfrorene Vöglein. S. 199. Anschütz: O Tannenbaum.
S. 203. Curtmann: Das Christbänmchen. S. 292. Hoffmann: O wie
ist es kalt geworden. S. 292.
Die Uhr.
Wenn die Sonne aufgeht, ist es Morgen, wenn sie am höchsten steht,
ist es Mittag, und wenn sie untergeht, Abend. So zeigt die Sonne allen
Menschen, welche Zeit es am Tage ist. Genauer aber als die große Soune
am Himmel uns die Tageszeit angibt, tut es die Uhr. Sie sagt uns jede
Stunde des Tages und der Nacht und ist doch oft nur ein solch kleines
Diug, daß man es in die Tasche stecken kann. Das ist die Taschenuhr.
2ibb. 29.
Die Taschenuhr.
Droben am Kirchturm aber hängt eine große Uhr. Man kann sie aus
dem Felde vor der Stadt noch erkennen. Es ist die Turmuhr. Ju uusrer
Stube hängt eine Uhr an der Wand, sie tickt Tag und Nacht. Man nennt
sie Wanduhr. Wo hängt uusre Schuluhr? Der Uhrmacher macht die
Uhren. Wer kennt einen Uhrmacher? Wo wohnt er? Die Uhr hat ein
Zifferblatt. Darauf stehen rundherum die Ziffern von 1 bis 12. Welche
steht oben, unten? Die Zeiger weisen auf die Ziffern und sagen uns so die
Zeit. Der kleine Zeiger gibt die Stunden an, er ist der Stundenzeiger.
Der große Zeiger sagt uns die Minuten. Wie heißt er? Wie weit geht
der kleine Zeiger in einer Stunde, der große? Welcher geht schneller?
In der Uhr sind Räder. Sie gehen immer rund. Was tut man, damit
die Uhr nicht stehen bleibt? Aus der Wanduhr guckt unten ein Stab her-
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite]]
TM Hauptwörter (200): [T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T29: [Geschichte Geographie Nr. Erdkunde Lesebuch Bild Iii allgemein Lehrbuch deutsch], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus]]
— 69 —
aber stets einen runden Schatten. August Schmidt kann allerhand
Schattenspiele mit den Händen und den Fingern machen. Bald sieht es
aus wie ein Hase, bald wie ein Hund oder ein Kätzchen.
Zeichnen: Der Schatten am Morgen, Mittag und Abend.
Aufgabe: Allerhand Spaßiges vom Schatten.
28. Der Gesichtskreis.
Aus dem Schulhof und bei allen Ausflügen sahen wir uns nach allen
Seiten um, stets war unser Standpunkt und auch das, was wir sahen, der-
schieden. Bald konnten wir weit, bald weniger weit sehen, überall aber
schien es, als wenn da, wo unser Blick begrenzt war, der Himmel auf der Erde
stände. Stets aber erkannten wir, wenn wir hingingen, daß es nur so aussah.
Den Regenbogen konnten wir nie fassen, glaubten wir ihn zu haben, flugs
war er weiter weg. Wie oft sind wir vergebens hinter seinen schönen
Farben hergelaufen. Er hat uns stets genarrt.
In der Stadt konnten wir nicht weit sehen, die Häuser standen uns
immer im Wege. Aber draußen auf dem Felde sahen wir den Kirchturm
von Jsselhorst und sogar die fernen Berge. Da konnten wir uns frei nach
allen Seiten umschauen. Es sah so aus, als wenn der Himmel auf der
Erde stände wie eine große Glasglocke auf dem Käseteller. Die Linie, auf
der der Himmel auf der Erde zu stehen schien, war fast rund wie ein Kreis.
Weil dieser Kreis unsern Blick oder unser Gesicht begrenzt, nennen wir
ihn Gesichtskreis. Als wir auf Kleßmanns Höhe kletterten, haben wir
mehrere Male Halt gemacht und den Gesichtskreis betrachtet. Unten am
Fuß sahen wir nicht weit; als wir aus der halben Höhe waren, sahen wir
viel weiter. Je höher wir stiegen, desto weiter konnten wir sehen. Hoch
oben aus dem Gipse! hatten wir den weitesten Gesichtskreis. Da sahen wir
zu unsern Füßen die Heimatstadt liegen, im Norden und Nordosten die
fernen Berge, und im Osten, Süden und Westen die unendliche Ebene.
Nächstens fahren wir ins Gebirge und steigen auf die Hünenburg.
Da werden wir uns mal die weite Welt ansehen!
Zeichnen: Der Regenbogen.
Aufgaben: Die Aussicht von Kleßmanns Höhe. Was der Schorn-
steinseger alles sieht!
Anschlußstoff: Eichendorff: Wem Gott will rechte Gunst erweisen.
S. 161.
29. Wetterbeobachtungen bei den Ausflügen.
Wir achteten auf Sonnenschein und Schatten, auf Wärme und Kälte,
auf Wolken und Winde in den Straßen der Stadt, auf freiem Felde, in
Wiese und Wald, in Tal und Höhe. Wir erkannten: Im Sonnenschein ist
es warm, im Schatten kühl. An den Straßenecken und freien Plätzen
weht der Wind scharf und heftig. In den engen, krummen Straßen kann
er uicht so stark wehen. Darum ist es an den Ecken und freien Plätzen bei
windigem Wetter kalt, in den engen und krummen Straßen viel wärmer.
Auf freiem Felde packt uns der Wind gründlich, im Walde sind wir vor
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke], T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Extrahierte Personennamen: August Schmidt Anschlußstoff Eichendorff
70
ihm geschützt. Auf den Gipfeln der Höhen ist es fast immer windig, in den
engen Tälern still. Weht der Westwind, dann ist es im Nordsüdtal still,
durchs Weftosttal aber fährt der Wind heftig hindurch. Durch Gewitter
wird die heiße Luft kühler. Je länger die Sonne am Tage scheint, desto
wärmer wird es. Je höher die Sonne steigt, desto länger dauert der
Tag. Scheint die Sonne viele Tage lang, dann verdunstet viel Wasser
in den Bächen, Gräben und Teichen. Es herrscht Trockenheit und Dürre.
Regnet es viele Tage lang, dann schwellen die Gräben, Bäche und Teiche
an. Wird es sehr kalt, dann gefriert die Erde. Die Gräben und Bäche
bedecken sich mit Eis.
Bei schönem Wetter sind die Menschen fröhlich und singen. Die
Blumen blühen und die Vöglein jubilieren im Walde. Bei trübem,
regnerischem Wetter siud die Menschen oft mürrisch und siugeu uicht, die Blumen
schließen ihre Blüten, und die Vögel verkriechen sich in ihre Nester. Wenn
an der Schattenseite der Boden noch hart gefroren ist, dann blühen an der
Sonnenseite schon Gänseblümchen und Huflattich.
Om-Uw,u
Abb, 32. Die Wetterfahne
Abb. 33.
Wetterfahne bei Südwest-Wind
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel]]
TM Hauptwörter (100): [T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden]]
TM Hauptwörter (200): [T24: [Luft Wasser Wärme Körper Erde Wind Regen Höhe Temperatur Schnee], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T89: [Wasser Fluß Quelle Bach See Erde Boden Brunnen Land Ufer], T110: [Tag Jahr Stunde Nacht Monat Uhr Zeit Winter Sommer Juni], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen]]
— 78 —
und den Kindern vor. Drei Seiten von dem Briefbogen hat die liebe
alte Großmutter voll geschrieben. Die Marke auf dem Briefumschlag kriegt
Fritz. Er hat schon viele. Zehn Pfennig hat sie gekostet. Da wollen wir
doch schnell schreiben, sagt der Vater. Fritz, lauf mal rasch uach Thor-
mann und hole eiue Postkarte. Was kostet sie? Bald ist er wieder da.
Der Vater schreibt an die Großmutter. Alle freuen sich, daß sie kommen
will. Der Zug kommt 3™ Uhr an. Nun muß der Postbote wissen, wohin
die Karte soll. Der Vater schreibt auf die Vorderseite wie die Großmutter
heißt und wo sie wohnt. Das ist die Aufschrift. Die Marke sitzt schon
drauf. Beim Brief darf man sie nicht vergessen. Ich briuge sie in den
Kasten, ruft Fritz. Dann beeile dich, mein Junge, in 10 Minuten kommt
der Postbote. Was tut er?
Fritz briugt die Karte zum Briefkasten beim Spieker. Als er nach
Hause gehen will, kommt gerade der Postbote. Den großen schwarzen
Postsack hat er auf dem Rückeu. Jetzt schnallt er ihn unter den Kasten,
schließt auf, der Boden klappt herunter und plumps fallen alle Briefe und
Karten hinein. Die Karte an Großmutter ist uoch mitgekommen.
Jetzt geht er nach der Post. Den Sack trägt er in das große Zimmer. Da
sind viele Postbeamten. Der eine hat einen roten Kragen mit eiuer
goldenen Borte dran. Er ist der höchste. Alle arbeiten fleißig. Gerade
hat der Postbote den Postsack gebracht, da wird er geöffnet und alle Karten
und Briefe nachgesehen. Die beiden Briefboten ordnen sie in zwei große
Haufen. Der eine kommt in den Zug uach Bielefeld, der andre in den
uach Rheda. Bei welchem Haufen ist Fritz' Karte? Die Briefe werden
eingepackt und in den Posthof getragen. Da stehen viele gelbe Postkarren.
Zwei sind schon voll von Paketen. Den dritten packen die Postboten noch
mit Briefsäcken und Paketeu voll. Die Eisentür wird geöffnet, die Post-
boten schieben die gelben Karren hinaus, audre gehen nebenher und
Helsen. Es geht zum Bahnhof. Mit einem Schub geht's die Straße
hinauf. Die Räder kuarren ordentlich. Jetzt fahren sie schon auf deu
Bahnsteig. Der Bahnübergang wird geschlossen. Der Zug kommt an-
gebraust. Er fährt uach Bielefeld und weiter. Jetzt hält er. Vorn ist
der Bahnpostwagen. Rasch öffnen sich die Türen. Pakete und Säcke
fliegen hinein. Ein Wagen ist leer, bald alle. Die leeren Wagen aber
sind voll. Pakete und Briefe nach Gütersloh find darin. Fertig! Der Mann
mit der roten Mütze hebt die weiße runde Scheibe. Der Zug pfeift. Puff,
puff geht es und weiter fährt der Zug. Die Postbeamten fahren
die Karren nach der Post und bringen Briefe und Pakete in das
Postgebäude.
Bald knallt's im Posthofe. Ans dem Tor fährt die gelbe Postkutsche,
die Paketpost. Auf dem hohen Bock sitzt der Kutscher. Im Wagen sind zwei
Postboten. Sie bringen Pakete umher. In der einen Hand tragen sie
das Paket und in der andern einen gelben Schein. Das ist die Postpaket-
adresse. Darauf steht, wer das Paket haben soll und wer es geschickt hat.
Was müssen wir bezahlen, wenn wir ein Paket bekommen? Die Paket-
post nimmt auch Pakete mit. Das kostet 10 Pfennig. Als Fritz Gebnrts-
tag hatte, bekam er von der Großmutter eiu großes Paket. Eiu Kuchen
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T12: [Wagen Wasser Stein Rad Fuß Maschine Pferd Bewegung Hand Schiff], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld]]
Extrahierte Personennamen: Fritz Fritz Fritz Fritz Fritz_Gebnrts-
— 99 —
sucht, darin zu lesen. Habt ihr euch aber schon gefragt, wie die Zeitung
eigentlich entsteht? Nun, ihr sollt es jetzt hören.
In der Schulstraße steht ein großes, rotes Haus. Das ist die Druckerei
des Herrn Schmäling. Da wird das Gütersloher Tageblatt gedruckt.
Wenu ihr da vorbeikamt, habt ihr oft hinter den Fenstern Männer ge-
sehen, die vor einem hohen Kasten standen und arbeiteten. Sie nahmen
mit der rechten Hand immer etwas aus dem Kasten und legten es auf einen
Gegenstand, den sie in der linken Hand hielten. Was die Männer da wohl
inachen? Wir werden es noch erfahren. Steigen wir die paar Treppen--
stuseu vor dem Hause des Herrn Schmäling empor, dann gelangen wir
durch die Haustür in einen großen Raum. Au einem Pulte steht ein
junger Mann und schreibt. Dicke Bücher liegen auf dem Pulte. In eins
schreibt er, was der Fuhrmann eben mit dem Wagen gebracht hat. An
der Wand hängen viele bunte Bilder; Schränke, Pulte, Tische, ein Bücher-
brett und andre Gegenstände erblicken wir noch in dem Zimmer. In der
Nähe der Tür hängt ein Kasten an der Wand. Plötzlich klingelt es darin.
Der junge Mann geht darauf zu, nimmt ein Hörrohr von dem Haken, hält
es an das Ohr und spricht in den Kasten hinein. Dann horcht er und
spricht wieder. Es ist ein Fernsprecher. Durch ihn kann er mit einem
andern Mauu sprechen, der gar nicht in Gütersloh, sondern in einer weit-
entfernten Stadt ist.
Eben fängt der juuge Manu wieder an zu schreiben, da öffnet sich
die Tür und ein Kaufmann von der Berliner Straße tritt herein. Er
will morgen einen großen Ausverkauf in der Zeitung bekannt machen.
Aus seiner Tasche zieht er einen großen Bogen Papier, aus den er ge-
schrieben hat, was er verkaufen will und wieviel es kostet. Der junge
Mann zählt die Reihen und rechnet aus, was die Anzeige kostet. Für eine
Druckzeile muß der Kaufmann 40 Pfennig bezahlen. Kaum ist er fort-
gegangen, da kommt eine Frau in das Zimmer. In ihrem Hause ist eine
alte Großmutter gestorben. Damit die Leute es erfahren, soll es morgen
in der Zeitung stehen. Sie gibt einen Zettel ab, auf den die Todesanzeige
geschrieben ist. Wieder zählt der Mann die Zeilen und sagt der Frau, was
sie bezahlen muß. Eine Zeile kostet 12 Pfennig. So geht es immer fort.
Bald kommt jemand und will eine Anzeige aufgeben, ein andrer' möchte
gern eine Auskunft haben, ein dritter erkundigt sich nach Arbeitsgelegenheit.
Da kommt ein Mann mit einem Vollbart herein. Er tritt an ein Pult,
und der juuge Mann gibt ihm die angekommenen Briefe, Zeitungen und
Anzeigen. Der Mann ist der Leiter oder Redakteur der Zeitung. Alle
Briefe, Zeitungen, Anzeigen, Polizeiverordnungen und Bekanntmachungen
sieht er durch und bestimmt, was morgen in der Zeitung stehen soll.
Die eingelaufenen Anzeigen, Nachrichten, Bekanntmachungen und
Zeitungsausschnitte werden in einen daneben liegenden Saal gebracht.
Da sollen sie gedruckt werden. Wir treteu mit ein und sehen nns darin
um. In uusrer Nähe stehen die Männer, die wir schon vorher von der
Straße aus sehen konnten. Dort hinten sind noch mehrere. Jeder steht
vor einem Kasten, der schräg wie ein Pult auf einem Regal ruht und viele
kleine Kästchen enthält. In den kleinen Kästchen sind Buchstaben, in jedem
7*
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T16: [Ende Körper Strom Bild Hebel Hand Auge Wasser Gegenstand Seite], T87: [Tag Tisch Haus Frau König Mann Gast Herr Hand Abend], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
— 144 —
das Fest der tausendjährigen Einführung des Christentums im Sachsen-
lande gefeiert.
Die vielen Streitigkeiten, die bei der Besetzung der evangelischen
Pfarrstelle in Gütersloh und zwischen Rheda und Wiedenbrück dadurch
hervorgerufen wurden, daß das Kapitel in Wiedenbrück das Besetzungs-
recht bis weit ins l8. Jahrhundert behalten hatte, wurden endgültig durch
Zahlung einer Ablösungssumme von 1800 Reichstalern an das Wieden-
brücker Kapitel beigelegt. Die Auszahlung des Geldes erfolgte im Jahre
1780.
Die Zeit der napoleonischen Knechtschaft und der Befreiung.
Das 19. Jahrhundert brach an. Napoleon, der gewaltige Kaiser der
Franzosen, der wie eine zweite Gottesgeißel die Völker Europas zu Boden
warf und Reiche und Throne zerbrach, rief auch in Deutfchlaud eine voll-
ständige Neuordnung der Dinge hervor. Das alte heilige römische Reich
glich einer Rumpelkammer, schwach und ohnmächtig siechte es schon seit
1648 dahin, ohne leben und sterben zu können, bis es sang- und klanglos
1806 zu Grabe getragen wurde. Der Reichsdeputationshauptschluß des
Jahres 1803 bewirkte die Aufhebung vieler geistlicher Güter und Herr-
fchaften. Zu ihnen gehörten auch die Klöster Marienfeld, Herzebrock und
Clarholz. Blüchersche Husaren vertrieben in Marienfeld die Mönche und
hoben das Kloster aus. Den Meierhof zu Gütersloh, der jahrhundertelang
dem Kloster gehört hatte, erwarb Drewer für noch nicht 10 000 Mark.
1809 machte ein Federstrich Napoleons auch der Grafschaft Rheda ein Ende.
Sie wurde zu dem Großherzogtum Berg mit der Hauptstadt Düsseldorf ge-
schlagen. Gütersloh bekam einen Maire Lehmann und einen früheren
Schneider Sundermann als Polizeidiener. In der Nähe Güterslohs war
die Grenze zwischen dem Großherzogtum Berg und dem Königreich West-
salen, zu dem Wiedenbrück, Brackwede und Bielefeld gehörten. Hier an
der Grenze wurde der Zoll erhobeu, und damals entfaltete sich ein leb-
hafter Schmuggelhandel in Gütersloh. Wenn die neue Herrschaft auch
viel Gutes gebracht hatte, so wurden doch viele waffenfähige junge Männer
ausgehoben, um unter Napoleons Fahnen zu kämpfen. Auch aus Güters-
loh mußten juuge Leute unter die Waffen treten. Darunter finden sich
*Namen, die heute noch hier vorhanden sind, wie Strenger, Benkert, Jacke,
Angenete. Viele mußten mit nach Rußland hinein, und nur wenige sahen
ihre Heimat wieder. Nach der Schlacht bei Leipzig kamen die Kosaken
durch Gütersloh. Unter Glockengeläut ritten sie ein und wurden mit
lautem Jubel empfangen. Die Frende dauerte aber uicht sehr lauge; denn
die Kosaken verübten viele Gewalttätigkeiten und nahmen mit, was sie
bekommen konnten. In diesen Zeiten wurde die alte Kirche oft als Ge-
fängnis für die gefangenen Franzosen benutzt.
Güterslohs Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert.
Nach dem Kriege kam die Herrschast Rheda an Preußeu. 1816 wurde
Wiedenbrück Kreisstadt und Sitz des Landrats. Die Herrschaft der Grasen
von Rheda war eine milde gewesen. Die Gemeinde Gütersloh hatte
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
TM Hauptwörter (100): [T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T29: [Napoleon Heer Schlacht Preußen Franzose General Mann Armee Sieg Bluch], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T66: [Stadt Kreis Einw. Berlin Einwohner Schloß Regierungsbezirk Sitz Provinz Düsseldorf], T71: [Deutschland Krieg Preußen Volk Napoleon Frankreich Macht Frieden Europa Land], T39: [Million Mark Geld Jahr Summe Steuer Thaler Staat Ausgabe Einnahme], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht]]
Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleons Gütersloh Lehmann Schneider_Sundermann Napoleons Benkert Güterslohs
— 148 —
Härte des Bodens. Auf der festen Straße waren sie klein und flach, auf
dem weichen Acker tief. Am steilen Grabenrand sind tiefe Furchen, an
dem allmählichen Hang flache. Hier geht eine kleine Rinne in eine größere
über, dort laufen noch mehrere der Hauptrinne zu. Es ist eiu ganzes
Netz von Wasseradern, ein Flußsystem im kleinen. Überall hat das Wasser
Erde weggeschwemmt und mit fortgeführt. So hat es die Erde ausgenagt
und sich eine Rinne gegraben. Der steile Hang des neuen Dammes
war uoch weich. Dort sind die Furchen sehr ties und groß, viel Erde
und Steine sind heruntergespült. Runde Kieselsteine, Sand und Pslänzchen
liegen jetzt unten im Tale am Räude des kleinen Sees, der sich hier ge-
bildet hat. Wir erkennen: In weiches Erdreich gräbt das Wasser tiefere
Furchen als in festes. Auf abschüssigem Bodeu sind die Rinnen tiefer als
auf ebener Erde. Sehr tief sind sie in weichem Gestein, wenn es am
Abhang liegt. Das Wasser trägt Sand, Pflanzen, Holz, Steinchen mit
fort. Je größer das Gefälle des Wassers ist, desto mehr Kraft hat es,
desto größere Lasten schleppt es. Die schweren Steine bleiben unten am
Hang liegen, kleinere werden weiter fortgeführt, Holzstückchen, Pflänzchen
und Sand noch weiter.
Wir kommen zum Bach. Er ist angeschwollen und führt heute
schmutziges Wasser. Wir können den Grund nicht sehen. Das Wasser
gurgelt und gluckst, fast unheimlich sieht es ans. Was sühn es alles mit!
Ganze Ladungen von kleinen Tier- und Pslanzenteilchen, Blätter, Heu-
und Strohhalme! Die munteren Stichlinge und die schnellen Wasser-
spinnen sind heute nicht vorhanden. Wir nehmen auch heute eine Flasche
voll des trüben Wassers mit wie vor einigen Tagen, als es heiterer
Himmel und das Wasser so klar war, daß wir die Kiesel auf dem Grunde
sahen. Sie waren alle rund, glatt und blank gerieben. Das nächste Mal
werden wir sehen, ob die bezeichneten Steinchen noch an ihrem alten
Platze liegen. Auf der harten Fahrstraße steht noch Wasser in den Dellen
und Löchern, der sandige Fußweg ist ganz trocken, alles Wasser ist ein-
gedrungen. In der nahen Sandgrube sehen wir eine rotbraune Schicht.
Wir versuchen, ein Loch hineinzubohren; es geht schlecht. Der Stock
gleitet ab. Die Schicht ist hart und fest. Der Sand nah darüber ist naß,
höher hinauf ist er ganz trocken. Das Rotbraun ist Ortstein. Er läßt das
Wasser nicht eindringen und die Wurzeln nicht hindurchwachseu. Meier
Raßseld ließ viel Sandland im Herbst tief durchpflügen. So kam der Ort-
stein nach oben. Da ließ er ihn lange Wochen liegen. Wir wollen sehen,
wie er jetzt ist! Wärme, Kälte und Wiud haben ihn weich und mürbe ge-
macht, so daß er in Staub zerfällt. Er verwittert. Jenes Feld ließ er
vor ein paar Jahren durchpflügen. Wie sieht der Boden jetzt aus? Was
trägt er schon? So ist fruchtbares Ackerland daraus gewordeu. Wir
gehen nun an der Kleinbahn entlang. In der Nähe der Blankenhagener
Schule ist eine tiefe Mulde. Hier ist es sumpfig. Souueutau, Wollgräser,
Moos und Erlenbüsche stehen dort. Die Kühe fressen nichts davon; es ist
unfruchtbares Land. Wie kommt es? Wir graben nach. Es ist Sand-
boden, kein Gefälle, das Wasser sammelt sich hier. Da stoßen wir auf
festen Boden. Es ist der Ortstein. Stücke nehmen wir mit nach Hause.
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und Zeugen der Heimatgeschichte sein, von denen Ströme reichsten Segens
ausgehen. Sie tun unserm Vaterlande not.
Die Schwierigkeiten des Heimatunterrichts sind für den Anfänger
sehr groß. In der unendlichen Fülle der Erscheinungen auf dem Heimat-
licheu Boden, in dem Reichtum an Bildungsschätzen, der offen daliegt und
deshalb so leicht übersehen wird und nutzlos liegen bleibt, muß der an-
gehende Lehrer sich zurechtfinden lernen. Er muß sich daran gewöhnen,
mit offenen Augen frisch umherzuschauen, damit er wahrnimmt und er-
kennt, was in Stadt und Land, in Feld und Wald ihm entgegentritt, und
er imstande ist, auch feine Schüler zu sehenden, denkenden Menschen heran-
zubilden. Dazu möchte dies Buch beitragen. Es will an einem Beispiel
zeigen, wie es gemacht werden kann.
Die Berechtigung der zahlreichen heimatkundlichen Literatur liegt
in der ungeheueren Bedeutuug, die die Heimat für jedeu Einzelnen und
für das ganze Volk hat. Der Mensch ist nicht nur ein Kind seiner Zeit,
sondern in viel weiterem Sinne ein Kind des Bodens, dem er entsprossen,
der Scholle, auf der er herangewachsen ist. Da sind die starken Wurzelu
seiner Kraft. Zeitlebens wird er nicht ganz frei vom Erdgeruch der
Heimat. Wo ihm Gottes Sonne zuerst scheint, wo er die Wunder der
Natur zuerst mit großen Kindesaugen anschaut, wo er unter dem Schutz
der Elternliebe zuerst die tausend kleinen Freuden und Bekümmernisse der
Kindheit erlebt, da bildet der Erdensohn sich seine Welt.
Der gesamte Schatz der Jugendeindrücke ist des Menschen festestes,
uuverlöschliches, geistiges Eigentum. Die Heimat ist ihm das Mittel der
Welterkenntnis. Wie sie sich in seinem Kopfe malt, so malt sich auch die
Welt darin. Nur dann ist ihm die Erkenntnis der Fremde, der Welt
möglich, wenn er seine Heimat kennt und versteht. Darum mutz der
Heimatunterricht Grundlage und Mittelpunkt des gesamten Unterrichts
sein. Nicht nur iu der Erdkunde, sondern auch in der Naturkunde, iu der
Geschichte, im Deutschen, im Rechnen ist dies zu erstreben. Noch sind wir
nicht so weit. Darum gilt es, sich den bestehenden Verhältnissen anzu-
passen. Die Heimatkunde ist neben den andern Fächern als selbständiges
Fach zu behandeln.
Der heimatkundliche Unterricht beginnt im 3. Schuljahr. Iu ihm
erwandern die Schüler sich die Kenntnis ihrer Heimat, erarbeiten sich die
geographischen Grundbegriffe durch anschauende Betrachtung, formen
heimatliche Höhen, Täler und Wasserläufe, beobachten den heimatlichen
Himmel und das tägliche Wetter, skizzieren Grundrisse und Wanderungen,
gewinnen durch Schätzen, Messen, Schreiten und Modellieren, durch
Zeichnen und Lesen der Grundrisse und Pläne Kartenverständnis und
erkennen die Abhängigkeit der Pflanzen-, Tier- und Menschenwelt vom
Erdboden und die Veränderungen, die der Mensch auf ihm hervorzubringen
vermag. Ferner wird der Schüler mit den einfachsten Verhältnissen der
Volkswirtschaft, der Verwaltung und Bürgerkuude bekannt, er lernt
heimatliche Sitten und Gebräuche, ehrwürdige Zeugen längstvergangener
Tage, Glaube und Sprache der Väter achten und liebeu. Aus den Straßen
der Stadt, in Werkstätten und Fabriken, draußen in Wald und Feld, in
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TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
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