165
(der Hammer). Anfangs von den Westfranken (Neustrasiern und Aqui-
taniern) nicht als Majordom anerkannt, wußte sich Karl Martell durch
mehrere Schlachten im ganzen Frankenreiche Anerkennung zu verschaffen und
brachte durch kühne und glückliche Unternehmungen gegen die verbündeten
Baiern und Allemannen, sowie gegen die noch unabhängigen Friesen und
Sachsen das ganze Reich zu solcher Ordnung und Einheit zurück, daß er
im Stande war, der größten Gefahr zu begegnen, welche dem Christenthum
und dem germanisch-christlichen Europa drohte. Diese Gefahr kam von den
Arabern (Sarazenen), jenen fanatisirtcn Anhängern des falschen Propheten
Muhammed, welche nach merkwürdigen und wunderbaren Ereignissen jetzt
von Spanien her über die Pyrenäen vordrangen.
§ 46. Muhammed und die Araber.
I Muhammed und seine neue Religion (der Islam).
Hedschra (622).
Während im Morgenlande Kaiser Heraklius (621 — 628) Jeru-
salem wieder von den Persern befreite und das entführte Kreuz siegreich
zurückbrachte, und im Abendlande in den Gauen des südwestlichen Deutsch-
lands die christlichen Glaubensboten Cvlumban und Gallus den Sa-
men des Evangeliums ausstreuten; stand im fernen Süden ein Mann und
ein Volk auf, welches den christlichen Namen vertilgen zu wollen schien,
dies war Muhammed und seine Araber.
Die große Halbinsel Arabien, eine Fortsetzung afrikanischer Wüstennatur,
setzte dem Eindringen fremder Eroberer in ihren brennenden Sandwüsten und
steilen Gebirgen unübersteigliche Hindernisse entgegen, weßhalb denn auch
Perser, Macedonier und Römer nur am Nordrande der Wüste vorüberzogen.
An den Küsten gab es nicht wenige Städte mit handelnden und ackerbauen-
den Stämmen (Fellah's), im Innern wohnten jene Söhne der Wüste, die
Beduinen, welche sich für die ächten Nachkommen Jsmael's halten. Un-
ter den Arabern hatten sich Ueberreste der patriarchalischen Urreligion er-
halten, die aber unter der Masse des Volks zum Stern- und Fetischdienst
herabgesunken war. Zu Mekka im steinigen oder peträischen Arabien,
jetzt der Landschaft Hedschas, stand ein uraltes Heiligthum, die Kaaba,
(ein von einem Tempel umschlossener schwarzer Meteorstein), wo unter
den Hunderten von Götzenbildern jeder Stamm seine ihm eigenthümlichen
Götter fand. Juden, Christen, auch persische Magier lebten zahlreich in
Arabien.
Aus dem edlen Stamme der Koreischiten, welchem die Bewahrung
der Kaaba erblich zustand, wurde Muhammed (der Ruhmwürdige) ge-
boren (569 oder 571). Sein Vater Abdallah hinterließ der Mutter nur
fünf Kameele und einen äthiopischen Sklaven, welcher geringe Nachlaß sich
bald aus den Knaben vererbte, als er in seinem achten Jahre auch die
Mutter Ami na verlor. Sein Oheim, Abu Taleb, geistlicher und welt-
licher^ Fürst von Mekka, erzog den verwaisten Knaben zu Handelsgeschäften
und sandte ihn mit seinen Karavanen nach Palästina, Syrien, Mesopota
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
TM Hauptwörter (100): [T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft], T83: [Karl Heinrich König Otto Sohn Reich Kaiser Sachsen Ludwig Herzog]]
TM Hauptwörter (200): [T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T10: [Sachsen Karl Franken König Land Jahr Chlodwig Reich Krieg Volk], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Martell Karl Muhammed Muhammed Muhammed Gallus Muhammed Muhammed Muhammed Abdallah Abu_Taleb
258
ihrer Lagerstadt Karakorum zum allgemeinen oder Dschingis-Chan
erhoben und von einem Wahrsager und Zauberer als der Wille des Him-
mels verkündigt wurde, daß Dschingis-Chan und sein Volk die ganze Erde
erobern und beherrschen sollten. Von ihm erzählte man, daß er als neu-
gebornes Kind einen Klumpen Blut in seiner Hand gehalten und nachmals
bei einem über eine Horde erfochtenen Siege die angesehensten Gefangenen
in 70 Kesseln habe sieden lassen, — Dinge, welche zeigten, was die Welt
von ihm zu erwarten hatte. Seit jener Zeit nun brachen die Mongolen
aus ihren wüsten Höhen nach allen Seiten zum Schrecken der Völker in
die tiefern, reichern Länder ein. Zuerst drang Dschingis-Chan mit seinen
ungezählten Schaaren über die große Mauer in China ein und eroberte
einen großen Theil desselben unter furchtbaren Greueln und Verwüstungen
(1215). Darauf rückte er in südwestlicher Richtung vor und schlug (1218)
in den Ebenen nördlich des Jaxartes mit 700,000 Mongolen die 400,000
Streiter des Sultans von Chowaresm, der vom kaspischen Meer bis
zum Indus herrschte. Mit Hülfe chinesischer Baumeister brach er selbst die
Mauern der hochberühmten Städte Bochara, Samarkand, Herat,
Balk, Kandahar u. a. Die eroberten Städte wurden ausgeplündert,
verbrannt, die Denkmale menschlichen Fleißes zerstört, die Einwohner theils
erbarmungslos niedergehauen, theils in die Sclaverei verkauft. In Bochara,
einem Hauptsitze muhammedanischer Gelehrsamkeit, machte man Ställe aus
den Büchersälen und zerriß die Bücher, Dinge, welche keiner von den Sie-
gern je gesehen hatte. Ja, als Chan Oktal Nordchina erobert hatte,
machte in dem Rathe seiner Großen einer den Vorschlag, die ganze Be-
völkerung dieses weiten, menschenreichen Landes auszurotten, um einen freien
Weideplatz für die Heerden der Sieger zu gewinnen, und nur die beredten
Vorstellungen eines edlen Mandarinen retteten mit Mühe das schwerbe-
drohte Volk. Nachdem Muhammed, der Sultan der Chowaresmier, auf
einer wüsten Insel des kaspischen Meeres seinen Tod gefunden, wurde sein
heldenmütiger Sohn und Nachfolger, Dschelaleddin, bis über den In-
dus gedrängt, und auch hier hätten die mongolischen Züge noch kein Ende
erreicht, wenn nicht der Würger der Nationen selbst, Dschingis-Chan, im
Jahre 1227 im dreiundsiebzigsten Lebensjahre gestorben wäre.
Allein seine Söhne und Nachfolger setzten seine Eroberungen mit glei-
chem Glück und gleicher Grausamkeit fort: Oktai sandte seinen Neffen
Batu mit 506,000 Streitern gegen die Reiche des Nordens und Westens
aus. In weniger als sechs Jahren (1236 •— 1242) durchzog Dieser in
beispiellosem Siegesläufe den vierten Theil des Umfangs der Erde und
eroberte die Gebiete der Großfürsten Rußlands vom schwarzen bis zum bal-
tischen Meere mit den Städten Moskau, Rjäsan, Wladimir, Kiew.
Endlich wälzte sich das durch die unterjochten Völker verstärkte Heer in die
weiten Ebenen von Polen. Das mongolische Heer bedeckte, so hieß es,
zwanzig Tagereisen in der Länge und fünfzehn in der Breite, es wurde
weder durch Berge noch Wälder noch Flüsse aufgehalten. Aus der Hölle,
dem Tartarus, meinten Viele, wären diese Tartaren entsprossen. Die
Schrecken des mongolischen Namens durchschauerten schon ganz Europa.
Eine Gesandtschaft des Papstes an den Großchyn hatte weiter keinen an-
dern Erfolg, als Bereicherung der Länder- und Völkerkunde. Noch weniger,
als die Russen, waren die unter ihrem König Boleslav V. uneinigen
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T17: [Meer Fluß Gebirge Land Hochland See Halbinsel Osten Norden Süden]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T143: [Stadt Kind Tag Haus Straße Mann Mensch Weiber Nacht Soldat], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T64: [Vater Sohn Jahr Tod Mutter Regierung König Kind Heinrich Bruder], T87: [Meer Rußland Wolga Stadt Petersburg Moskau See Ostsee Hauptstadt Ural]]
Extrahierte Personennamen: Balk Muhammed
Extrahierte Ortsnamen: China Samarkand Herat Kandahar Bochara Nordchina Dschingis-Chan Moskau Rjäsan Kiew Polen Europa
330
feit verrichteten, entschied der Abfall der krimmschen Tartaren, welche von
Bajazeth zu Timur übergingen, den Sieg des Letztem. Bajazeth selbst
wurde auf der Flucht eingeholt, anfangs mit Großmuth behandelt, nach-
mals aber, wie die Sage geht, in einen eisernen Käfig gesperrt und auf
einem Karren im mongolischen Lager herumgeführt — ein auffallendes Bei-
spiel von dem Wechsel menschlicher Schicksale. Uebrigens ließ sich Timur
durch die Bitten und den Tribut der osmanischen und mamlukischen Sul-
tane wie der christlichen Kaiser bewegen, nicht weiter gegen Westen vorzu-
dringen, und starb schon 1405, als er im Begriff stand, China anzugreifen.
Durch die Uneinigkeit seiner Söhne löste nach seinem Tode sein Reich sich
auf. Einer seiner Nachkommen, Babur, zog, gedrängt von den Waffen
der Usbeken, gegen Süden über die Gebirge nach Indien, eroberle Delhi
(1498) und legte den Grund zu dein lange glorreich bestandenen Reiche
des „Großen Moguls." Sonst war eine der bleibendsten Wirkungen
von Timur's Kriegen die, daß durch ihn Muhammed's Lehre in Asien be-
festigt, unter vielen Stämmen der Tartaren und Mongolen und in Indien
mächtig ausgebreitet, die Hoffnungen der Christen aber auf die Bekehrung
der Mongolen, und was sie hin und wieder schon gesäet oder erbaut hatten
in Asien, meist durch ihn vereitelt wurden.
Iii. Konstantinopels Eroberung durch die Türken (1453).
Nach dem Abzüge der Mongolen entstauben unter Vajazeth's Söhnen
brudermörderische Kämpfe. Allein die Grieehen benutzten die dargebotene
göttliche Gnadenfrist zur Erhaltung und Erhebung ihres Reichs sehr sehlecht,
und das Verderben ging in alter Weise fort: der Kaiser Manuel ver-
folgte nur kleinliche Zwecke; der Hof gab sich mit bettelhafter Pracht allen
Lüsten hin; die Geistlichkeit erschöpfte sich fortwährend mit unfruchtbaren
Religionszänkereien; das Heer, aus Barbaren aller Art bestehend, hatte
nur den Zweck zu rauben und zu plündern, und das Volk, ermüdet durch
den Druck der Zeiten, sah mit Gleichgültigkeit und Sklavensinn den kom-
menden Ereignissen entgegegen. Als daher Bajazeth's jüngster Sohn, Mu-
hammed I., wieder zur Alleinherrschaft der Türken gelangte (1413), be-
gannen die Feindseligkeiten gegen die Grieehen von Neuem, und in den
vier letzten Jahrzehnten beschränkte sich das Reich nur noch auf die Haupt-
stadt Konstantinopel und den kaiserlichen Namen. Noch einmal suchte man
fremde Hülfe: der Kaiser Johannes Vi. Paläologus reiste selbst zu dem
päpstlichen Concil nach Florenz, und die Häupter der griechischen Kirche unter-
zeichneten die Urkunde der Vereinigung der griechischen mit der lateinischen
Kirche, d. h. ihre Unterwerfung unter den Papst als Vorbedingung der gu
erwartenden Hülfe (1439). Das griechische Volk jedoch mißbilligte die Union,
die somit eine papierne blieb, und die Hülfeleistung der Lateiner war karg und
unzureichend. Zwar suchte Papst Eugen Iv., treu seinem Bunde mit dem
griechischen Kaiser, einen allgemeinen Kreuzzug wider die Türken zu Stande
zu bringen und sandte den Cardinal Julian Cesarini durch die Länder
Europas. Aber nur einige italiänische Staatei:, die Rhodiser-Ritter und
der junge König von Ungarn und Polen, Wladislaw Iii., unternahmen
den Krieg; jedoch der Unglückstag von Varna (1444), an welchem Wla-
dislaw gegen Murad Ii. Schlacht und Leben verlor, machte auch die letzten
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr]]
TM Hauptwörter (100): [T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste]]
TM Hauptwörter (200): [T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T19: [Reich deutsch Kaiser Reiche Zeit Karl Jahr Ende Konstantin groß], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Extrahierte Personennamen: Bajazeth Bajazeth Manuel Johannes Paläologus Eugen_Iv. Eugen_Iv. Julian_Cesarini Wladislaw
Extrahierte Ortsnamen: China Indien Asien Indien Asien Konstantinopel Florenz Europas Ungarn Polen Varna
9
neu erneuert hatte, sehen wir die Menschheit in eine neue Bahn der Ent-
wicklung eintreten. Von der, Hochebenen Armeniens wandten sich Noah's
Nachkommen zunächst südöstlich und wohnten in einer Ebene des Landes
Sinear zwischen Euphrat und Tigris (Mesopotamien, Mittelstromland).
Hier von Babel (Babylon) aus, der Stadt der Verwirrung, läßt
dann die Schrift den Strom der dicht gedrängten Bevölkerung, welche nun
durch die Verschiedenheit der Sprachen in verschiedene Völker und Nationen
zerfällt, in mehrere Arme sich theilen. Japhet's Nachkommen besetzten
die Halbinsel zwischen Ganges und Indus, die Steppen Hochasiens, das
kaukasische Gebirgsland, die kleinasiatische Halbinsel und fast ganz Europa.
Die von Sem herstammenden Völker bewohnten Babylonien lind Mesopota-
mien, Syrien oder das Land- zwischen dem Euphrat, dem mittelländischen
Meere und dem Taurusgebirge, die arabische Halbinsel und Assyrien auf
der Ostseite des Tigris. Ham's Nachkommen bevölkerten Afrika, die
Länder östlich vom Ganges und die Steppen Hochasiens im Norden des
Himmalaya.
ir. Die M e n s ch e n r a s s e n.
Nach den Verschiedenheiten, welche unter den Bewohnern des Erdkrei-
ses in Beziehung auf ihre geistigen und körperlichen Eigenschaften obwalten,
nimmt man fünf Menschenstämme oder Menschenrassen an: die kaukasische,
die äthiopische oder Ncgerrasse, die mongolische und die zwei untergeord-
neten Mittelrassen: die malayische oder australische und die amerikanische.
Japhetiten und Semiten haben die regelmäßige Körperbildung, welche man
die kaukasische nennt, wogegen die mongolische und äthiopische Körperbildung
überall die Nachkommenschaft Ham's verräth.
Zwar haben nun manche Gelehrte wegen der Nassenverschiedenheit der
Menschen von verschiedenen Menschenpaaren gefabelt, von welchen die Be-
wohner jedes Erdtheils oder jeder größern Inselgruppe abstammen sollten;
allein die Humanität fordert, und die Wissenschaft bestätigt die biblische
Wahrheit, daß von Einem Blute aller Menschen Geschlechter
aus dem Erdboden wohnen. Sie erweist die Einheit des Menschen-
geschlechts aus der Aehnlichkeit des Lebensprocesses bei allen Stämmen, aus
der Uebereinstimmung des innern Baues und Knochengerüstes und erklärt
hinreichend aus der Einwirkung der Klimate, der Sitten, Gebräuche und
Lebensarten, wie aus einem und demselben Urstamme jene Abarten oder
Varietäten haben entstehen können.
C. Wohnsitze und Lebensweisen der Völker.
Nach der Verschiedenheit der Wohnsitze, welche die Menschen einnah-
men, wählten sie auch verschiedene Lebensweisen und Beschäftigungen. Die
Bewohner der Steppen und Wüstw, wo sich nur hie und da fruchtbare
Weideplätze finden, wählten ein Hirtenleben und zogen als wandernde Stäm-
nw, N o m a d e n, unter einem Stammes-Aeltesten oder Patriarchen mit
ihren Zelten und Heerden von Ort zu Ort. Die in fruchtbaren Ebenen
wohnten, widmeten sich dein Ackerbau und den Künsten des Friedens,
während die rauhen abgehärteten Bergbewohner sieh der Jagd erga-
den und an Raub und Krieg Gefallen fanden. Ost versanken solche Jagd-
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
Extrahierte Personennamen: Babel
Extrahierte Ortsnamen: Armeniens Mesopotamien Europa Babylonien Syrien Assyrien Afrika Wüstw
12
§ 4. Chinesen. Confucius.
Von der armenischen Hochebene also und dem Lande Sinear, als der
Wiege des neuen Menschengeschlechts nach der Sündfluth, theilte sich der
Strom der Völker nach verschiedenen Richtungen. Dabei waren die hohen
Gebirge Asiens in den Urzeiten gleichsam die Brücken, welche die einzelnen
Hochlande verbanden, während die Niederungen nur allmälig austrockneten.
Auch weisen die Erinnerungen und Sagen, welche sich bei den Culturvölkern
der alten Welt über ihre Herkunft erhalten haben, noch deutlich genug auf
Mittelasien hin. So kam von der Wüste Ko bi oder Sch amo herab,
welche mit dem großen Gebirgsrücken Mittelasiens zusammenhangt, in uralter
Zeit ein Volk mongolischer Nasse in das weite, wohl bewässerte und an allen
Naturerzeugnissen reiche China im äußersten Osten Asiens und machte die-
ses durch Gebirge, Wüsten und Meere begrenzte Land zu einem Schauplatz
eigenthümlicher, bis auf den heutigen Tag unverändert gebliebener Bildung.
Wann Dies geschehen, wissen wir nicht genau; denn die älteste Geschichte
des chinesischen Reichs, das erst seit den Zeiten der Kreuzzüge den Euro-
päern einigermaßen bekannt geworden ist und das setzt mit seinen zinsbaren
Ländern im Ganzen 250,000 Quadratmeilen mit gegen 200 Millionen Ein-
wohnern umfaßt, verliert sich in eine sagenhafte (mythische), von den chine-
sischen Schriftstellern zu Jahrmillionen ausgedehnte Zeit, in welcher der
angebliche Gründer des Reichs China, der an Noah erinnernde und als
Erfinder der Schrift, der Musik und Zeitrechnung verehrte Kaiser Fohi
lebte. Erst mit dem berühmten Kaiser Mao um 2207 v. Chr. beginnt eine
lichtere Periode. Um das Jahr 500 v. Chr. lebte am Hofe des Fürsten
von Lou der berühmte chinesische Weise Confucius (Kong-fn-tse), der
als Religions- und Staatsverbesserer austrat und wegen seiner Sittenstrenge
verfolgt wurde, aber noch als Flüchtling und Verbannter Tausende von An-
hängern fand und nach seinem Tode eine bleibende Verehrung, ja Tempel
und Altäre erhielt. Seine Lehren sind niedergelegt in vier heiligen, von ihm
verfaßten oder gesammelten Büchern (Kings), von denen der Schu-
king das berühmteste ist. Diese Religion ist ihrem Wesen nach Natur-
und Menschenvergötterung (Pantheismus), welche in ihrer Sittenlehre alle
Freiheit und Würde des Menschen aufhebt und nebenbei eine abergläubische
Natur- und Schutzgeisterverehrung zuläßt; denn nach ihr wird der Himmel
(Thien) und die Naturordnung als Gott angeschaut, der sich in dem jedes-
maligen Kaiser, „dem Sohne des Himmels," verkörpert. Dabei stellt sie
als höchsten sittlichen Grundsatz eine maßlose Unterwürfigkeit der Kinder
gegen die Eltern, der Weiber gegen die Männer, der Unterthanen gegen
ihre Fürsten auf. Im Jahr 256 v. Chr. wurde zum Schutz des Reichs
gegen die Tartaren der Bau jener weltberühmten chinesischen Mauer begon-
nen, welche, 30 Fuß hoch und 5 Fuß breit, im Norden China's in einer
Länge von 300 deutschen Meilen über hohe Gebirge und durch tiefe Thäler
und mittelst Bogen über breite Ströme hinläuft, was jedoch nicht verhindern
konnte, daß im 13. Jahrhundert n. Chr. China eine Beute der Mongolen
wurde und im 17. Jahrhundert n. Chr. die tartarischen Mandschu das
Reich eroberten und das noch jetzt bestehende Herrschergeschlecht (Dynastie)
Taitsing gründeten.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T43: [Zeit Volk Jahrhundert Geschichte Reich Staat Leben Kultur Deutschland Mittelalter], T25: [Wissenschaft Kunst Zeit Sprache Geschichte Schrift Buch Werk Jahrhundert Erfindung], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T187: [Religion Christus Christ Christentum Zeit Jahr Volk Christenthum Heide Geburt], T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe]]
Extrahierte Personennamen: Confucius Fohi
Extrahierte Ortsnamen: Asiens Mittelasien Mittelasiens China Asiens China China
Schon sehr früh kannten die Chinesen den Comp aß, das Schieß-
pulver und eine Art Bücherdruck, und waren von Alters her berühmt
im Seidenbau, in der Bereitung von feinem Porzellan, von Schreib-
materialien, Lackwaarcn und anderen Gewerbserzeugnissen. Der Ackerbau
wurde von jeher mit ungemeinem Fleiße betrieben und steht unter der unmit-
telbaren Obhut des Kaisers, der jährlich ein bestimmtes Stück Land selbst
bebaut und bepflügt. Als ein treuer Abdruck des Wesens und Charakters
der Chinesen erscheint ihre seltsame Sprache und Schrift. Ihr ganzer
Sprachschatz besteht nämlich nur aus 450 einsylbigen Wörtern, die durch
vier verschiedene Betonungen 1203 Wortlaute geben und, genau auf dieselbe
Weise ausgesprochen, manchmal 30 — 40 verschiedene Bedeutungen haben,
was die Verständigung außerordentlich erschwert. Ihre Schrift besteht nicht
aus Buchstaben, sondern aus 80,000 künstlich zusammengesetzten, einen Be-
griff, nicht ein Wort oder einen Laut, ausdrückenden Zeichen oder Bildern
(Chiffern), so daß zum bloßen Lesenlernen Jahre erforderlich sind!
Trotz ihrer uralten Bildung sind die Chinesen früh stehen geblieben
und schon seit Jahrtausenden in eine geistige Erstarrung gefallen, so daß sie
jene Erfindungen weder zu rechter Entwicklung gebracht, noch in den bilden-
den Künsten die Stufe treuer, aber steifer Naturnachahmung überschritten
haben. Der fast göttlich verehrte Kaiser und ein in neun Rangstufen ge-
theilter Gelehrten- und Beamtenstand (Mandarinen) halten das mit
großer Verachtung behandelte Volk bei dem Herkömmlichen fest und schließen
es ängstlich von allem Verkehr mit andern Völkern ab. So kommt Vieles
zusammen, um dieses Volk zu einem Volke feiger und kriechender Knechte
ohne Thatkraft, Ehrgefühl und geistigen Aufschwung zu machen, das aber
dennoch in dünkelhafter Selbstbewunderung und hochmüthiger Verachtung
andere Völker insgesammt Barbaren nennt. Aber auch für dieses Land und
Volk ist das freimachende Evangelium von Jesus Christus die Macht, welche
den seit Jahrtausenden auf ihm ruhenden Zauber lösen und seine Geistes-
fesseln sprengen wird, wozu jetzt um so größere Hoffnung vorhanden ist,
nachdem das Schwert und die Kanonen der Engländer seit 1842 allen
europäischen Flaggen den Zugang zum „himmlischen Reiche" erzwungen
haben.
§ 5. Arier. Inder.
Gleichfalls in uralter Zeit finden wir im tibetanischen Hochlande, in
den Quellgebieten der Flüsse Dsjihun und Gihun (des Opus und
Japartes der Alten, des Amu und Sir der Neuern) ein wohlgestaltetes,
bildungsfähiges Nomadenvolk, die Arier. Als sie späterhin ihre Ursitze
verließen, siedelte sich ein Theil von ihnen in dem nordwärts vom Hindu-
kuschgebirge (dem Paropamisus der Alten) gelegenen Niederungen des Opus
und Jaxartes, in den nachmaligen Landschaften Sogdiana, Bactrien, Hyrca-
nien und Arachosien an, ein anderer Theil aber durchwanderte die südwest-
lichen Pässe dieses Gebirgs und bemächtigte sich des reichen und fruchtbaren
Vorderindiens. Jene, auch Jranier oder von ihrer Sprache das Zend-
Volk genannt, bildeten unter dem Priesterkönig Dsjemschid und seinen
Nachkommen einen Priesterstaat, dessen durch Zoroaster reformirte Religions-
und Rechtsverfassung auf die späteren Besieger des Zend-Volks, die Meder
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T47: [Wüste Meer Land Nil Hochland Fluß Gebirge Euphrat Tigris See], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T179: [Gott Mensch Wort Welt Erde Glaube Herr Sünde Himmel Satz]]
Streitbaren, seines Herzogthums zu entsetzen und seinen zweiten Sohn
Konrad aus einem Reichstage zu Speier durch die vornehmsten Fürsten
des Reichs zum deutschen König und künftigen Kaiser wählen zu lassen.
Leider ließ sich der Kaiser nach seiner Rückkehr nach Italien nach einem
großen Siege über die Lombarden >zu Uebermuth und Hohn verleiten und
trieb die noch nicht unterworfenen Städte (Mailand, Bologna, Piacenza,
Brescia) zu Entschlüssen der Verzweiflung. Und als der Kaiser fortfuhr
den Papst zu reizen, erklärte sich dieser entschieden für die Lombarden und
belegte Friedrich Ii. mit dem Bann (1239). So gingen denn von Neuem
die wildesten Parteikämpfe der Welfen und Ghibellinen durch ganz Italien
hindurch, und die Häupter der Christenheit überhäuften sich gegenseitig mit
so giftigen Schmähungen, daß nothwendig beide in den Augen der Welt
sanken. Sogar die ungeheure Gefahr, welche damals (1240) durch die
wilden mongolischen Horden, von Dschingis-Chans Weltsturm bis an
die Grenze Deutschlands geführt, dem Christenthum und aller abendländi-
schen Bildung Verderben drohte, vermochte die Häupter der christlichen Welt
nicht einmal zu einer augenblicklichen Versöhnung zu bringen.
V. Dschingis-Chans Weltsturm. Die Mongolenschlacht
auf der Wahl statt bei Liegnitz (1241).
Auf der ungeheuern steppenariigen Hochebene nämlich, welche im Nor-
den der großen Bucharei und der Wüste Kobi, im Süden Sibiriens 300
Meilen lang sich hinzieht, d. h. auf dem Maischen Gebirgsrücken streiften
von Alters her mongolische Völkerstämme nomadisch herum. Diese Mon-
golen waren von Natur häßlich, von nur mitteler Größe, mit blassem bart-
losem Gesicht, breiten, eckigen Backenknochen, kleinen schiefen blinzelnden Au-
gen und langen zusammengedrehten Zöpfen hinter den Ohren. Auf ihren
magern raschen Pferden waren diese Gestalten, sowohl Männer als Weiber,
fast in steter Bewegung. Ihre Häuser oder vielmehr Zelte von wasser-
dichtem Filze fuhren sie bei ihren Wanderungen auf kleinen zweiräderigen
Karren von Ort zu Ort. Brod und Wein kannten sie nicht; am liebsten
aßen sie Pferdefleisch und tranken den berauschenden Kamus aus Stuten-
milch, verschmähten aber auch Huude, Katzen, Ratten, Mäuse und noch
Ekelhafteres nicht. Ihre Waffen bestanden aus Spießen, Schwertern und
Keulen, selbst ihre Weiber waren treffliche Bogenschützen. Gegen Hitze und
Kälte gleich abgehärtet, waren sie auch in sittlicher und geistiger Hinsicht
ganz roh: abwechselnd stolz und unterwürfig, genügsam und unmäßig. Ihre
Sprache war steif und hart, an lesen und schreiben nicht zu denken. Ihre
Religion war ein wunderliches Gemisch von abergläubischen Vorstellungen,
indem sie den guten und bösen Geistern in der Luft bald angstvoll dienten,
bald, wenn sie ihnen nicht halfen, mit gänzlicher Verachtung begegneten.
In ihren Priestern, den Schamanen, verehrten sie Zauberer, welche die
Gottheit bannen und beschwören könnten. Gegen Andersgläubige übrigens
waren sie duldsam aus Gleichgültigkeit oder Stumpfsinn.
So waren die wilden von einzelnen Chanen beherrschten Horden der
mit den alten Hunnen verwandten Mongolen, als im Jahre 1206 einer
ihrer Chane, Temudschin, auf einem großen Kurultai oder Reichstage in
17
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T56: [Papst Kaiser Rom Heinrich König Kirche Gregor Bischof Italien Papste], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T158: [Papst Kaiser Iii Vii Gregor Heinrich Rom Friedrich Italien Jahr], T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm]]
Extrahierte Personennamen: Konrad Konrad Friedrich_Ii Friedrich Dschingis-Chans_Weltsturm Dschingis-Chans_Weltsturm
------ 259 --------
Polen im Stande, den wilden Strom jener Kinder der Maischen Hoch-
steppe aufzuhalten. Im Februar 1241 erreichten die Mongolen Krakau, das
die Bürger aus Furcht verlassen, und steckten es in Brand. Boleslav ent-
floh nach Ungarn. Was sonst von den Einwohnern fliehen konnte, flüchtete
znm Herzog Heinrich dem Frommen von Niederschlesien, einem
Sohne Heinrich's des Bärtigen und der heiligen Hedwig. Um diesen sam-
melten sich ferner seine Vettern Boleslav von Mähren und Mies-
lav von Oberschlesien, Poppo von Osterne, der Landmeister
des deutschen Ordens in Preußen, und viele andere deutsche und slavische
Ritter. Jedoch stieg ihr ganzes Heer nicht über 30,000 Mann.
Anfangs April gingen die Mongolen trotz allem Widerstände über die
Oder, verbrannten Breslau, dessen Bürger sich in die Burg zurückgezogen,
und wandten sich gen Liegnitz, wo Herzog Heinrich's Macht versammelt war.
Am Morgen des 0. April zog Dieser muthig mit seinen Schaaren in die
nahe Ebene von Wahl statt, um dem Heere der Mongolen, das fünfzehn
Mal so groß wie das christliche gewesen sein soll, eine Schlacht zu liefern.
Er theilte, wie der mongolische Feldherr Peta mit dem seinen gethan,
dasselbe in fünf Schlachthaufen. Mit dem ersten, der aus deutschen Frei-
willigen, Kreuzfahrern und goldberger Bergleuten bestand, rückte Boleslav
gegen den Feind und trieb den ersten Heerhausen desselben in die Flucht.
Als er aber die vielleicht in verstellter Flucht Fliehenden zu rasch verfolgte,
gcrieth er in den Pfeilregen der zweiten und dritten feindlichen Abtheilung.
Jetzt wurde durch Theilnahme der übrigen deutschen und slavischen Schaaren die
Schlacht allgemein. Der Meister Poppo und Herzog Heinrich fochten mit
ausdauernder Tapferkeit. Als aber Jener verwundet und Dieser getödtet
war, ging die Schlacht rettungslos verloren. Die Mongolen hieben dem
gefallenen Herzoge den Kopf ab, steckten ihn auf eine Lanze und rückten
damit vor die Burg von Liegnitz, die Herzogin Anna zur Uebergabe auf-
fordernd. „Noch sind vier fürstliche Erben am Leben," war die männliche
Antwort, „und die Besatzung ist bereit, Gut und Blut für sie einzusetzen."
So gewaltig aber war der Eindruck, welchen die ritterliche Tapferkeit der
Deutschen und der Anblick der zahlreichen festen Burgen auf die Mongolen
machte, daß sie sich durch Oberschlesien nach Mähren, dann zu ihrem Haupt-
anführer Batu nach Ungarn und endlich nach Asien zurückwandten, keine
andern Siegeszeichen mit sich nehmend, als mehrere Säcke voll abgeschnitte-
ner Ohren der Erschlagenen. Dort in Asien eroberten Oktai's Nachfolger
auch Kleinasien und Syrien, zerstörten das Chalifat Bagdad und unter-
warfen Tibet und das südliche China. Doch schon am Ende des
dreizehnten Jahrhunderts begann wieder der Verfall des nur durch das
Schwert gegründeten großen Mongolenreichs, und es bildeten sich die von
Dschingis-Chans Söhnen und Enkeln beherrschten vier Khanate: China,
Persien oder Iran mit dem Hauptsitz Tauris (wo während der Mon-
golenherrschaft die schon früher dort einheimische Dichtkunst in dem lyrischen
Divan des geistreichen Dichters Hafiz aus Schiras, gest. 1389, ihre
höchste Blüthe trieb), Kaptschack im Norden des kaspischen und schwarzen
Meeres und in Rußland mit dein Thron in Sarai, und Dschagatai,
welches die tartarischen Länder im Osten des kaspischen Meeres und in den
Gegenden des Mustag begriff. —
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit], T40: [Polen Ungarn Land Rußland Preußen Stadt Donau Provinz Hauptstadt Königreich], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T78: [Polen Rußland Preußen Land Orden Russe Stadt Reich Warschau Weichsel], T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T57: [Orden Polen Preußen Land Hochmeister Ritter Marienburg Stadt deutsch Jahr], T156: [Schlacht Sieg Feind Heer König Mann Kampf Tag Tapferkeit Franzose], T121: [Feind Reiter Pferd Heer Mann Flucht Lager Soldat Seite Reiterei], T191: [Karl Sohn König Tochter Haus Kaiser Ludwig Herzog Tod Johann]]
Extrahierte Personennamen: Heinrich Heinrich Hedwig Poppo_von_Osterne Heinrich's Heinrich Heinrich Anna
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Niederschlesien Oberschlesien Breslau Liegnitz Liegnitz Ungarn Asien Asien Kleinasien Syrien Bagdad Tibet China China Persien Rußland Sarai
329
Norwegen brachten, deren man sich damals zur Jagd bediente; ferner pracht-
volles scharlachrothes Tuch aus Rheims und Tapeten von Arras, auf wel-
chen die ganze Geschichte Alexander's des Großen abgebildet war. Der
Sultan warf nur einen flüchtigen Blick auf diese Geschenke; aber was ihn
am meisten entzückte, waren die Haufen von Gold und Silber, welche Kauf-
leute aus Genua als Lösegeld überbrachten.
Jetzt würde Bajazeth auch das griechische Kaiserthum gestürzt haben,
wenn nicht im fernen Orient für Konstantinopel ein Retter und für die
Besiegten von Nikopolis ein Rächer aufgetreten wäre. Dieses war der
mongolische Eroberer Timurlenk oder Tamerlan.
Ii. Timurlenk oder Tamerlan. Schlacht bei Angora.
(1402).
Um die Zeit, als die Türken in Europa festen Fuß faßten, hatte sich
auch von dem Reiche Dschagatai aus noch einmal die mongolische Macht
erhoben durch den furchtbaren und grausamen Timur oder Tamerlan,
der 1369 den letzen Chan von Dschagatai, seinen Schwager, stürzte, die
Residenz des Reiches nach Samarkand verlegte und darauf neun andere
Reiche, darunter Persien und Indien, eroberte. Seine Herrschaft erstreckte
sich von China's Grenze und voin Ganges bis zum Mittelmeer und er-
reichte im Süden Aegypten, im Norden Sibirien und Rußland. Ueberall
begleitete der Sieg seine Waffen. Delhi, die Hauptstadt von Indien,
Bagdad, die ehemalige Residenz der Chalisen, Jspahan, die neue
Hauptstadt Persiens, Moskau, die älteste Stadt Rußlands, zitterten bei
seiner Annäherung oder fielen in seine Gewalt. An allen Orten waren
seine Züge durch Plünderung und Verheerung bezeichnet. Pyramiden von
Menschenschädeln deuteten den Ort der Städte an, welche er zerstört hatte.
Seine Mongolen waren mit der Beute von ganz Asien beladen: die einen
keuchten unter der Last der feinsten Pelzwerke, welche sie aus den Gegenden
des Nordens zusammengeschleppt; die andern waren mit kostbaren Stoffen
bekleidet, welche sie in Indien geraubt hatten; Gold und Edelsteine glänzten
an den Griffen ihrer Säbel und Dolche, und die Harnische ihrer Pferde
strahlten vom Glanze derselben.
Inmitten dieser schnellen Eroberungen erreichte den Timur das Gerücht
von der Größe Bajazeth's und seinem glänzenden Siege bei Nikopolis.
Bald darauf erschienen mehrere Fürsten Kleinasiens, welche Bajazeth aus
ihren Staaten vertrieben hatte, auch Gesandte des griechischen Kaisers und
anderer christlicher Fürsten, welche alle Timur's Hülse wider den furchtbaren
Bajazeth ansiehten. Mit einem ungeheuern Heere brach der mongolische
Weltstürmer, nachdem er den vsmanischen Sultan in einem hochmüthigen
Schreiben zur Unterwerfung aufgefordert und ihm gedroht hatte, ihn zu
zermalmen, wie ein Elephant eine Ameise mit seinen Füßen zertritt, mit
ungeheurer Macht nach Westen aus, verbrannte Aleppo in Syrien und
das reiche Damaskus und traf endlich bei Angora in Kleinasien mit Ba-
jazeth's Schaaren zusammen (1402). Viermalhunderttausend Türken foch-
ten hier gegen achtmalhunderttausend Mongolen. Nach einem mörderischen
Kampf, in welchem die Janitscharen und die Mongolen Wunder der Tapfer-
TM Hauptwörter (50): [T11: [Reich König Land Stadt Jerusalem Jahr Syrien Sohn Aegypten Zeit]]
TM Hauptwörter (100): [T97: [Stadt Hauptstadt China Reich Land Handel Meer Einw. Türkei Sultan], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat], T67: [Kaiser Türke König Jahr Ungarn Heer Land Friedrich Kreuzzug Jerusalem], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T89: [Stadt Spanien Insel Land Jerusalem Reich Afrika Jahr Araber Herrschaft]]
TM Hauptwörter (200): [T134: [Land Meer Hochland Persien Tigris China Euphrat Iran Asien Armenien], T88: [Türke Ungarn Krieg Rußland Kaiser Sultan Wien Jahr Frieden Polen], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T48: [Christ Jerusalem Sultan Mekka Araber Land Jahr Stadt Mohammed Türke], T112: [Schwert Ritter Schild Waffe Lanze Pferd Speer Hand Helm Pfeil]]