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älteste Staatsform die rein theocratische oder hierarchiset) e Verfassung,
den Priesterstaat, wo die Priester als Wächter und Bewahrer der Ge-
setze und ausschließliche Inhaber aller Bildung und Kenntnisse allein herrsch-
ten. Wenn die Priester mit der Kriegerkaste die Herrschaft theilten, entstan-
den prie st erliche Krieger st aaten; wenn aber die Kriegerkaste in einem
ihrer Häupter die Macht allein an sich riß, so erhob sich eine rein weltliche,
auf der Willkühr des Schwertes ruhende Despotie.
Den drei großen Geschlechtern der Menschen ist eine sehr verschiedene
Lebensbestimmung geworden und damit in Erfüllung gegangen, was Noah
über ihre Ahnherrn als Segen oder Fluch ausgesprochen. Die Kinder
Japhet's sind frei und weit über die Erde gewandert und haben ein kräfti-
ges und frisches Leben gewonnen. Unter den Semiten ist Erkenntniß Got-
tes vornehmlich geblieben, und ein semitisches Volk hat er sich erwählt, bei
ihm zu wohnen. Auf Hain's Nachkommen lastet der Fluch leiblicher und
geistiger Knechtschaft, bis auch sie in Christus frei werden von aller Knecht-
schaft.
Zwar nahmen alle Geschlechter der Erde als Mitgift aus dem Vater-
bause die Erinnerungen der Urzeit und das ihnen ins Herz geschriebene
Gesetz mit, jene Erinnerungen an Schöpfung und Sündenfall, Strafe und
Verheißung, Gericht und Errettung; aber da die Menschen in Folge der
Sünde der innern Gemeinschaft mit Gott ermangelten, so wußten sie bald
den Schöpfer von seinen Geschöpfen nicht mehr zu unterscheiden, sie verloren
bei der Zerstreuung über den Erdboden den ursprünglichen Glauben an den
Einen wahren Gott (Monotheismus) und versanken in Vielgötterei
(Polytheismus), indem sie statt des Schöpfers dessen sichtbare Werke
anbeteten oder die in der Natur wirkenden Kräfte als göttliche Wesen ver-
ehrten. Selbst unter die Völker Sem's war der Götzendienst wieder einge-
drungen, bis Gott einen Mann erwählte, um in seine und seiner Nachkom-
men Hände die Pflege des Heiligthums zu überantworten, und für diesen
Mann und seine Nachkommen ein zwar abgeschlossenes, aber doch zugleich
im Mittelpunkt der alten Welt liegendes Land (Kanaan, Palästina) be-
stimmte, in welchem sie von andern Völkern abgesondert wohnen und erzogen
werden sollten. Dieser Nachkomme Sem's im zehnten Gliede war der Vater
der Gläubigen, Abraham (etwa 400 Jahre nach der Sündfluth, 2100
v. Chr.), der Träger der göttlichen Offenbarung für das jüdische Volk und
durch dasselbe für alle Völker der Erde. Während nun die biblische Ge-
schichte das auserwählte Volk Gottes in den Mittelpunkt der Völker stellt
und die Offenbarungen und Voranstalten des Heils erzählt, bis das Reich
Gottes innerlich gekräftigt und vollendet alle Völker in sich aufnehmen kann;
führt uns die Weltgeschichte hinaus auf die Wege der Heiden. Auch sie
waren dazu bestimmt, Bausteine zu dem großartigen, Alles umfassenden Bau
des Reiches Gottes herbeizubringen, und sie haben in Kunst und Wissen-
schaft und überhaupt in weltlicher Beziehung Großes geleistet. Allein sie
mußten nach langen und mannichsachen Jrrgängen zur Erkenntniß ihrer geist-
lichen Armuth und Hülflosigkeit gelangen, und diese Erkenntniß mußte sie
geneigt machen, das Heil von den Juden anzunehmen. Das ist die weltge-
schichtliche^ Bedeutung dieses Volks, welches als staatlich und sprachlich ver-
einigtes Volk zu bestehen aufgehört, nachdem es sein Prophetenthum für alle
Volker der Erde in Christus erfüllt hat.
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machte dem Reiche Juda ein Ende (586 v. Chr.), belagerte dreizehn Jahre
lang Phöniziens Hauptstadt Tyrus und ließ in Arabien, Aegypten und Li-
byen seine Fahnen wehen. Allein Nebukadnezar's kriegerischer Geist ging
nicht auf seine Nachfolger über, und so kam es, daß kaum ein Menschenalter
nach seinem Tode unter seinem jüngsten Sohne Belsazar (Naboned)
die Herrschaft von Asien au Cyrus, den König der Perser und Meder,
überging (537 v. Chr.).
Die Babylonier verehrten mit einem höchst unzüchtigen Götzendienst die
Sterne als Götter (Sabäismus) und beteten außer dem Bel oder Baal
vorzüglich die Baaltis oder Mondgöttin an, die als Symbol (Sinnbild)
der gebährenden Naturkrast den Namen Mylitta führte. Diesen Stern-
göttern schrieben sie die Lenkung der menschlichen Schicksale zu und vermein-
ten ihre zukünftigen Schicksale in den Gestirnen zu lesen. Darum legten
sie sich mit Eifer auf die Beobachtung derselben und erfanden die Astro-
logie (Sterndeutekunst), deren Pflege sich in den Händen der Pricsterkaste
(Chaldäer, Magier) befand. Besonders trieben sie die Nativitäts-
stellerei, die auf der abergläubischen Annahme beruhte, daß die Stellung
der Gestirne bei der Geburt eines Menschen auf Glück und Unglück, Leben
und Tod des Neugebornen Einfluß hätte.
Babylon war auch ein Hauptstapelplatz des orientalischen Handels, es
empfing über den persischen Meerbusen her die Produkte Indiens und ver-
sandte sie nach dem vordem Asien. Ebenso war der Kunststeiß bedeutend,
und babylonische Gewänder, Teppiche und geschnittene Steine waren im
Alterthume berühmt. Indessen traten im Gefolge des Reichthums Pracht-
liebe, Ueppigkeit und Verweichlichung ein und bereiteten den Babyloniern
den Untergang, als ein kräftigeres und kriegerisches Geschlecht, das Volk
der Perser, über sie kam.
§ 7. Aethiopier. Aegypter.
Aehnliche Denkmale der Baukunst, wie in Indien, finden sich in einem
andern Laude, welches uns schon aus der biblischen Geschichte bekannt ist,
ich meine in Aegypten. Wenn man aus dem Lande Kanaan oder Pa-
lästina in südwestlicher Richtung fortgeht, so gelangt man über die Landenge
von Suez zwischen dem rothen und dem mittelländischen Meere in das
große Thal Aegytens, welches im Osten von der steilen arabischen, im We-
sten von der sauft ansteigenden libyschen Bergkette eingefaßt und vom Nil
durchströmt wird. Dieses Thal erstreckt sich vom letzten Wasserfall des
Nils bei Syene (Insel Elephautine) au in einer Länge von 150, in einer
Breite von 2 — 5 Meilen und läuft in ein 15 Meilen breites, 20 Meilen
langes, feuchtes und ungesundes Küstenland (das Nildelta, von der
Aehnlichkeit des griechischen — D so genannt) aus. Dem Nil verdankt
Aegypten seine Fruchtbarkeit und würde ohne denselben eine dürre Sand-
wüste sein. Wenn nämlich aus den Hochgebirgen Abessiniens der Schnee
schmilzt, so schwillt der Nil von der Mitte des Augustmonats bis Ende
Octobers gewaltig an und setzt fast das ganze Land unter Wasser. Wo
der Strom nicht von selbst hindrang, wurde er durch künstliche Bewässe-
rungsanstalten hingeleitet. Das ganze Land glich dann einem See, aus
welchem die Städte und Dörfer wie Inseln hervorragten, Freudenfeste und
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Extrahierte Personennamen: Cyrus Cyrus
Extrahierte Ortsnamen: Juda Tyrus Asien Indiens Asien Indien Kanaan Suez Syene Nildelta Abessiniens
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Grad von Ausbildung erlangt. Nur in der Darstellung der menschlichen
Gestalt blieben die Aegypter auf der Stufe der Kindheit zurück und über-
ließen es den Griechen, hierin die ersten und bleibenden Muster aufzu-
stellen.
Auch in Aegypten finden wir die Einteilung des Volks nach Kasten
wieder. Obenan standen die Priester: sie waren nicht nur im Besitz groß-
ßer Reichthümer und Ländereien, sondern besaßen auch fast ausschließlich
alle höhern wissenschaftlichen Kenntnisse; sie verrichteten nicht blos den Dienst
der Götter und die religiösen Ceremonien, sondern waren auch Richter,
Aerzte, Naturforscher, Baumeister und Räthe des Königs. Sie trugen ge-
schorenes Haupt, weißleinene Kleidung und beobachteten in Bezug auf Speise
und Trank eine strenge Lebensweise. Auf sie folgte die Kaste der Krieger,
aus deren Mitte, als Heerführer und Beschützer des Landes, die Könige
hervorgingen. Die Krieger waren in gewissen Landstrichen angesiedelt, von
deren Ertrag sie lebten, und durften kein anderes Gewerbe treiben. Zur
dritten Kaste gehörten die Handwerker, Künstler, Krämer und Kaufleute,
wahrscheinlich auch die Ackerbauer. Von der vierten Kaste, den Viehhirten,
heißt es in der Bibel, daß sie den Aegyptern ein Greuel waren. Sogar
der Zutritt zu den Tempeln war ihnen untersagt. Zu diesen vier Kasten
kamen später noch die der Dolmetscher und Schiffer.
Unter den Gesetzen und Einrichtungen der alten Aegypter waren manche
weise und gut, viele auch ganz eigenthümlich und absonderlich. Ihre Re-
ligion Bestaub wesentlich in Natur- und Thierdienst. In der äthiopisch-
ägyptischen Götterlehre hieß das höchste oder Urwesen Jao, das wie der
indische Brahma unsichtbar ist, aber gleichfalls in der Erscheinung als Sonne
sich darstellt, und zwar zuerst in der Sommersonne als Osiris oder Gott
des Lichts und Lebens, und dann in der Wintersonne als Ser apis oder
Gott der Finsterniß und des Todes verehrt wurde. Im Winter wird
Osiris (auch Sinnbild des Nils) von seinem Bruder Typ hon, dem
Gott alles Bösen, der Wüste und des Meeres, getödtet und geht in die
Unterwelt. Der Mond und die befruchtete Erde wurde unter dem Namen
Isis und so die übrigen Planeten als besondere Götter verehrt. Trotz
dieser höhern, mehr nur den Priestern bekannten Götterlehre artete die Re-
ligion der Aegypter doch in den seltsamsten, häßlichen Thierdienst aus, der
selbst andern heidnischen Völkern zum Gespött wurde. Als besonders heilig
galten Krokodile, Katzen, Ichneumon, Schlangen, Hunde, Ibis, Sperber
u. a. m. Wer eines dieser Thiere mit Vorsatz tödtete, mußte sterben;
einige Thiere wurden von angesehenen Männern bedient, mit kostbaren Spei-
sen gefüttert, gesalbt, gebadet und wenn sie starben, mit kostbaren Speze-
reien einbalsamirt. Uebrigens wurden nicht in allen 36 Bezirken des Lan-
des dieselben Thiere verehrt, sondern oft sehr verschiedene. Nur allein dem
Stier, als dem Sinnbilde des Osiris oder der Sonne, wurde unter dem
Namen Apis die allgemeinste und höchste Verehrung gewidmet. Wenn er
starb, so herrschte allgemeine Trauer in Aegypten, bis die Priester seinen
Nachfolger (einen schwarzen Stier mit einem weißen Dreieck auf der Stirn,
einem halbmondförmigen Fleck aus der rechten Seite und einem käferartigen
Knoten unter der Zunge) aufgefunden und in feierlicher Procession einge-
holt hatten.
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rezenten und öffnete so das den Fremden bisher verschlossene Aegypten.
Sein Sohn und Nachfolger Necho suchte, wiewohl vergeblich, das rothe
mit dein mittelländischen Meere durch einen Kanal zu verbinden und ließ
— ein großartiges Unternehmen, welches ganz vereinzelt in der alten Ge-
schichte dasteht — ganz Africa durch phönizische Seefahrer umschiffen. Fast
ebenso glänzend waren seine Kriegsthaten, ausgenommen daß er gegen den
wilden Nebucadnezar von Babylon unglücklich war und bei Karche-
misch (Circesium) am Euphrat geschlagen wurde (601 v. Chr.). In-
dessen folgten noch mehrere Könige auf ihn, bis endlich Aegypten, durch
Zwietracht und bürgerliche Kriege geschwächt, unter seinem letzten unglück-
lichen König Psammenit, dem Sohne des Amasis, eine Beute der
Perser wurde (524 v. Chr.)
§ 8. Phönizier.
Auch das Volk der Phönizier kennen wir schon aus der biblischen Ge-
schichte als ein den Israeliten benachbartes. Wir verweilen bei diesem
Volke um so lieber, da es seinen Ruhm nicht etwa der Schärfe des Schwerts
und der rohen Kriegsgewalt verdankt, wie die erobernden Assyrer und Ba-
bylonier, sondern vielmehr seinem unternehmenden Handelsgeiste, seiner Be-
triebsamkeit und seinen Erfindungen. Phönizien, der Saum von Syrien-
war ein schmales Küstenland (25 Meilen lang, 5 Meilen breit) am mittel,
ländischen Meere, das im Süden von Palästina, im Osten vom Gebirge
Libanon begrenzt wurde. Die Phönizier waren eigentlich die nördlichen Ka-
naaniter und leiteten mit den übrigen Kanaanitern ihren Ursprung von Ka-
naan, Ham's jüngstem Sohne, her. Die Sprache der Phönizier war übri-
gens auch die der Juden. Sie gehörten ohne Zweifel mit zu den ältesten
Völkern; denn Sidon, eine der bedeutendsten Städte Phöniziens, heißt
in. der Bibel Kanaan's ältester Sohn. Jünger und wahrscheinlich eine
Pflanzstadt (Colonie) von Sidon war das noch berühmtere und mächtigere
Tyrus, in der blühendsten Zeit des Volks das Haupt und der Vorort
des phönizischen Städtebundes. Phönizien bildete nämlich nicht Einen Staat,
sondern bestand aus einer Anzahl unabhängiger, zu einem Bunde vereinig-
ter Städte, welche mit ihren Gebieten von erblichen, durch einen Rath der
Priester und Vornehmsten beschränkten Königen regiert wurden. Durch die
Nähe des Meeres und des holzreicheil Libanon wurden die Phönizier schon
frühzeitig auf Handel und Schifffahrt hingewiesen und waren auf eine ge-
raume Zeit die erste Handels- und Seemacht der alten Welt, so daß der
Prophet Jesaias von ihnen sagen konnte: „ihre Kaufleute sind Fürsten und
ihre Krämer die vornehmsten im Lande." Ueber den persischen Meerbusen
und das rothe Meer und dann weiter auf Karavanenwegen gelangten die
Schätze Arabiens und Indiens zu ihnen, und sie führten sie dann nach
allen Richtungen über das Mittelmeer. Um für ihren Handel feste Punkte
und Niederlassungen zu gewinnen, legten sie an den Küsten der entfernten
Länder und Inseln Colonien an: auf Cypern, Creta (Candia), Sicilien
und Sardinien, an den südlichen und westlichen Küsten des silberreichen
Spaniens und an der Nordküste von Africa, wo sie das späterhin meerbe-
herrschende Karthago gründeten (878 v. Chr.). Ja, sie drangen über
die Säulen des Hercules (die Meerenge von Gibraltar) hinaus, holten
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flohen nach einer Lcnachlarten Insel und gründeten das meerumfluthete
Neu-Tyrus. Späterhin aber theilte Phönizien mit ganz Vorderasien
und Aegypten das Schicksal der persischen Unterjochung.
§ 9. Griechen.
I. Land und Volk.
Der Lauf unserer Erzählung führt uns nun weiter nach dem kleinen,
aber vielgestaltigen Europa, dessen südliche Halbinseln vom mittelländischen
Meere bespült werden, und zwar zunächst nach Griechenland, welches dem
asiatischen Despotismus einen mächtigen Damm entgegen stellte. Dort in
den Reichen des Orients, in Indien, Assyrien, Babylonien und Aegypten,
begegneten uns nur Despoten und Sclavenheerden, hier in Griechenland,
nach Freiheit ringende Menschen und Völker; dort erstarrte bei der Kasten-
einrichtung die Bildung Jahrtausende lang in trauriger Einförmigkeit und
wurde aller Fortschritt zum Bessern durch die Fesseln der Kaste gehemmt,
hier trieb das Streben nach vielseitiger volksthümlicher Entwickelung die
herrlichsten Blüthen in überraschender Mannichfaltigkeit. Erst im weitern
Verlauf der Geschichte wird es uns klar werden, wie gerade die Grie-
chen, das erste und älteste weltgeschichtliche Volk Europas, durch ihre Sprache
und Bildung nach Gottes Rath dazu bestimmt waren, das Heil, das von
dem Welterlöser aus Juda kommen sollte, für die übrige Heidenwelt zu
vermitteln.
Unter Griechenland im Allgemeinen versteht man die Halbinsel, welche
südlich vom Hämusgebirge (Balkan) in das mittelländische Meer sich erstreckt,
im Westen vom ionischen, im Osten vom ägeischen Meere und im Norden
von Macedonien begrenzt. In dieser Ausdehnung mag das Land etwa
2000 Quadratmeilen umfassen. Die kleine Halbinsel im Süden, der Pe-
loponnes (das heutige Morea), bestand aus acht Landschaften, unter
welchen Laconica mit der Hauptstadt Sparta oder Lacedämon.
Ueber die Landenge von Korinth gelangte man in das eigentliche Griechen-
land, Hellas (heutzutage Livadien), welches ebenfalls acht Landschaf-
ten enthielt, darunter Attica mit der Hauptstadt Athen. Nordgriechen-
land bestand aus den beiden, von hohen Gebirgen umschlossenen Landschaften
Thessalien und Epirus. Außerdem waren noch die Inseln im ionischen
und ägeischen Meere von Griechen bewohnt.
Griechenland war in den ältesten Zeiten von Nachkommen Japhet's, den
Pelasgern und Hellenen, besetzt. Die Hellenen verdrängten nach
und nach die stammverwandten Pelasger oder verschmolzen mit ihnen. Um
den gemeinschaftlichen Namen der Hellenen zu erklären, erzählen die spätern
Griechen, daß sie alle von einem alten Könige Deucalion herstammten
und zwar von dessen zweitem Sohne Hellen. Dieser Hellen hatte drei
Sühne: Aeolus, Dorus und Ruthus, und letzterer wiederum zwei:
Jon und Ach aus. So führten also die vier Hauptstämme der Hellenen:
die Aeoler, die Dorer, die Ionier und Achäer ihren gemeinsamen
Ursprung aus Hellen zurück. Zu diesen Ureinwohnern Griechenlands kamen
späterhin über das Meer her eingewanderte Ausländer, welche mancherlei
Kenntnisse mitbrachten: der Aegypter Cecrops, welcher um 1582 v. Chr.
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Extrahierte Personennamen: Jon
Extrahierte Ortsnamen: Europa Griechenland Indien Assyrien Babylonien Griechenland Europas Gottes Juda Griechenland Balkan Macedonien Sparta Korinth Athen Thessalien Epirus Griechenland Griechenlands
Priester des Apollo übten oft durch Ertheilung weiser Sprüche einen heil-
samen Einfluß aus. _ Mit dem Verfall der Volksreligion und der Volks-
traft verfielen auch die Orakel, habsüchtige Priester ertheilten und ehrgeizige
Staatsmänner erkauften für Geld Orakelsprüche, wie man sie gern hörte,
und so ging die Ehrfurcht, die man ehedem vor dem Orakel gehegt hatte,
in Spott über die eigne Leichgläubigkeit über.
Zweite Periode der Geschichte der alten Zeit.
Voncyrus dem Perser bis aufilerander den Großen (560—336 v. Chr.).
§ 11. Die Meder und Perser.
I. Astyages und Eyrus.
Wir erinnern uns, daß Eyrus (in der Bibel Ko res) es war, wel-
cher das chaldäisch-babylonische Weltreich unter Belsazar zerstörte und das
medisch-persische Weltreich gründete. An die Perser ging also nach
dem Falle Babylon's die Herrschaft Asiens über, und es ist daher nöthig,
daß auch unsere Erzählung auf sie übergehe.
In dem großen Landstriche zwischen dem Tigris und dem Indus (Sind),
dem Aralsee und dem indischen Ocean wohnte, wie wir schon früher erzählt
haben, ursprünglich ein Volksstamm, die Arier, nach seiner Sprache, dem
Zend, das Zend-Volk genannt, und Meder, B a c t r e r und Perser
waren nur drei Zweige dieses einen Urstammes. Die wilden kriegerischen
Horden der Meder im Norden dieses Landstrichs erscheinen zuerst als Un-
terthanen des neu-assyrischen Reichs, schüttelten aber bald das verhaßte Joch
ab und wählten den weisen und gerechten Dejoces zu ihrem Könige
(710 v. Ehr.). Er gründete in einer reizenden Berggegcnd die prächtige
Stadt Ekbatana und erbaute sich eine stolze Königsburg, welche mit
siebenfacher Ringmauer, von verschiedenen Farben glänzend, umgeben war
und weithin wie ein Zauberschloß strahlte. Dejoces' Sohn Phraortes
besiegte die Perser, die aber unter des Phraortes Enkel, dem Mederkönig
Astyages, sich wieder frei machten und sogar die Meder unterwarfen.
Dies geschah also.
Der König Astyages hatte eine Tochter M and ane. Einst träumte
ihm, aus dem Schooße seiner Tochter wüchse ein Weinstock empor, welcher
ganz Asien überschattete. Durch diesen Traum erschreckt, ließ er seine Ma-
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feit und konnte nur mit Hülfe einer Flotte und eines vom Lande her auf-
geschütteten Dammes erobert werden (332). Nach der Eroberung und gänz-
lichen Zerstörung von Tyrus ging der Macedonier, für die Verweigerung
von Hülfstruppen Rache fordernd, auf Jerusalem los. Das Volk fastete
und betete, und der Hohepriester zog im vollen Ornate an der Spitze
der Priester und Leviten in weißen Kleidern dem Eroberer in feierlichem
Zuge entgegen. Alexander's Zorn war verschwunden, er begrüßte freundlich
den Hohenpriester, gab ihm die Hand und verbeugte sich vor dem Namen
Jehova h an der Goldplatte des hohenpriesterlichen Kopfschmucks. Denn
schon in Macédonien, erzählte er, wäre ihm im Traume ein Mann mit
derselben Tracht erschienen und hätte ihm verkündigt, sein Gott hätte ihm
die Herrschaft über ganz Asien übergeben. Den Aegyptern erschien er als
Retter und Befreier von den Persern, welche ägyptische Art und Göttcr-
verehrung immer mit feindseliger Verachtung betrachtet hatten, und bekundete
durch Anlegung der nach seinem Namen genannten Stadt Alexandria
(331), an der westlichen Nilmündung, daß er für seine großen Pläne, das
Morgenland mit dem Abendlande zu vereinigen, mit großartigem Blicke die
rechten Mittel zu wählen wußte. Mit großer Klugheit überließ er die bür-
gerliche Verwaltung der einzelnen Länder den Eingebvrnen derselben und
nur die militärische Besatzung feinen Feldherrn. Auf einem abentheuerlichen
Zuge zum Orakel des Jupiter Ammon in der libyschen Wüste erfuhr
er von den dortigen Priestern, daß er ein Halbgott, der Sohn des Jupiter
sei, und wenn er es auch selbst nicht glauben mochte, so schien doch die
Verbreitung eines solchen Glaubens unter den abergläubischen, phantasie-
vollen Morgenländern seinem weitern siegreichen Vordringen in Asien nur
nützlich sein zu können.
Da Alexander alle Friedensanträge zurückwies, so raffte sich der Pcr-
scrkönig noch einmal zusammen und sammelte ein großes Heer in Babylon,
mußte aber vor dem vordringenden Weltstürmer jenseit des Tigris entwei-
chen. Hier bei dem assyrischen Flecken Gaugamela oder Arb ela erreichte
Alexander endlich den Feind, dessen 500,000 Mann Fußvolk und 20,000
Reitern, 200 Sichelwagen und 15 Elephanten er nur 40,000 Mann zu
Fuß und 7000 Reiter entgegenstellen konnte. Das Mitteltreffen des Da-
rius bildeten seine Leibwache zu Pferde und griechische Soldtruppen, welche
der macedonischen Phalanx (einer großen in einem länglichen Viereck 16
Mann tief aufgestellten Truppenmasse) gegenüber standen. Nach einigem
Schwanken entschied sich der Sieg vollständig für die Macedonier (2. Oct.
331). Mit wenigen Getreuen rettete sich Darius durch schleunige Flucht
nach den medischen Gebirgen, Alexander aber nahm nun erst die unverthei-
digten alten Königsstädte Babylon, Susa mit ihren königlichen Schätzen
und nach einem harten Kampf an den persischen Pforten mit den eigentlichen
Persern die heilige Stadt Perse polis mit ihren Königsgräbern ein. Auf
dem Zuge nach letzterer Stadt erhielt er die Nachricht, daß der König Agis
von Sparta an der Spitze von 22,000 Mann Spartanern und Peloponne-
siern gegen die überlegene Macht des Antipater Treffen und Leben verloren,
und ries spottend aus: „Während wir hier den Darius besiegen, scheint in
Arcadien ein Mäusekrieg vorgefallen zu sein." Die eroberten Reichthümer
übrigens vertheilte er mit königlicher Freigebigkeit an seine Feldherrn und
Soldaten.
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Extrahierte Personennamen: Ammon Alexander Alexander Alexander Alexander Darius Darius Alexander Alexander Darius
Extrahierte Ortsnamen: Tyrus Jerusalem Asien Alexandria Asien Sparta Arcadien
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§ 33. Jerusalem's Zerstörung (70 n. Chr.). Titus.
Da mit dem Aussterben des Augusteischen Hauses alle Erbberech-
tigungen wegfielen und die Legionen immer mehr erkannten, daß die höchste
Gewalt bei ihnen stehe, so glaubte jedes Heer ohne Unterschied seinen An-
führer als Imperator oder Cäsar Augustus (woher der Name Kai-
ser) begrüßen zu können. Somit waren, wenn die Einheit des Reichs
fortbestehen sollte, bei fast jeder Thronveränderung Thronfolgekriege unver-
meidlich. So starben in den anderthalb Jahren nach Nero's Tode drei
Kaiser: Galba, Otho und der Schlemmer Vitellins, der vor dem
hungernden Volke in vier Monaten 42 Millionen Thaler verfraß, eines
gewaltsamen Todes, von welchen der erste durch die spanischen, der letzte
durch die rheinischen Legionen zum Kaiser ausgerufen worden war.
Als diese Dinge im Westen des Reichs vorgingen, wurde der Feldherr
Titus Flavius Vespasianus, welcher mit seinen Legionen eben vor
dem aufständischen Jerusalem lag, von seinem Heere zum Kaiser ausgerufen
(69 n. Chr.). Auch die Legionen an der Donau erklärten sich für ihn und
brachen zum Sturz des Vitellius gegen Italien und Rom auf. Vespafian
überließ die Belagerung der jüdischen Hauptstadt seinem Sohne Titus und
reiste nach Alexandrien, wo er des Vitellius Ermordung und seine Anerken-
nung von Senat und Volk erfuhr.
Unterdessen setzte Titus den Krieg in Judäa fort, und das prophetische
Wort, welches der Erlöser einst weinend über Jerusalem gesprochen, ging
bald in Erfüllung. Unter Herodes Agrippa I. nämlich, Hcrodes des
Großen Enkel, war Palästina wieder auf einige Zeit vereinigt gewesen
(37 — 44 n. Chr.), aber nach seinen: Tode war die Verwaltung fast des
ganzen Landes wieder an die Römer übergegangen und dem jugendlichen
Agrippa Ii. erst im Jahre 53 n. Chr. ein kleiner Theil des väterlichen
Reichs, das Nordost-Jordanland, eingeräumt worden. Die römischen Land-
pfleger zu Cäsarea übten wieder harten Druck und schürten das unter
der Asche glimmende Feuer der Empörung. Falsche Messiasse traten auf
und erhitzten die Einbildungskraft des unterdrückten Volks, viele Juden zogen
sich in die Wüsten und Höhlen zurück und die Zahl der Eiferer (Zeloten),
die den Verzweiflungskampf wagen wollten, ward immer größer. Endlich
loderte unter dem tyrannischen Landpfleger Gessius Florus (65 n. Chr.)
der Aufruhr in hellen Flammen auf. Dazu drängte die pharisäische Par-
tei der Zeloten, welche den großen Hausen mit immer wilderen Hoffnungen
auf einen Messias, einen Führer zu Sieg, Beute und Herrschaft, fanatisir-
ten und auch die Verbindung mit jenen Räubern und Meuchelmördern in
den Wüsten und Höhlen nicht verschmähten. Gegen diese Partei, welche
bald ganz Jerusalem innehatte, erhob sich eine andere römisch gesinnte,
sadducäische Partei, und es kam zum Bürgerkriege. Noch vor Ausbruch
desselben, noch ehe die Adler geflogen kamen, um sich über dem
Aase zu schaaren, hatte der Herr seine Taube, die Christeilgemeinde gebor-
gen. Sie war aus Jerusalem nach Pella am todten Meere gezogen, wo
König Arctas von Arabien ihr eine Freistätte einräumte. Endlich erschien,
vom Kaiser Nero zur Unterdrückung des bedenklichen Aufstandes gesendet,
Vespasian mit einem ausgesuchten Heere, eroberte Galiläa (68 n. Chr.) und
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Extrahierte Personennamen: Titus Cäsar Augustus Galba Otho Schlemmer_Vitellins Titus_Flavius_Vespasianus Titus Titus Palästina Agrippa Gessius_Florus
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Donau Italien Rom Judäa Jerusalem Jerusalem
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fast ganz Judäa. Nur die Hauptstadt und einige sehr feste Plätze wider-
standen noch.
Als nun Titus nach seines Vaters Abgänge im Jahr 70 n. Chr. Je-
rusalem umzingelte, war gerade zum Paschafeste eine ungeheure Menschen-
menge innerhalb der Mauern der Stadt zusammengedrängt, und Verwirrung
und Elend erreichten bald den höchsten Grad. Drei Parteien machten sich
den Besitz der Stadt und des Tempels streitig. Im Heiligthume floß Blut
in Strömen, man machte Hohepriester und Beamte^ aus der Hefe des Volks
und fraß sich, nach einem Ausdrucke des jüdischen Geschichtschreibers Josephus,
gegenseitig wie wilde Bestien auf. Titus, der nach Einnahme der äußern
und der zweiten Mauer an der Eroberung der festen Stadt durch Waffen-
gewalt verzweifelte, bot den Belagerten Verzeihung an, aber umsonst. Desto
mehr Erfolg erwartete er von der Hungersnoth und den Seuchen, die jetzt
gräßlich zu wüthen anfingen. Noch einmal kam in diesen letzten Zeiten eine
Maria vor, aber eine, — die ihren eigenen Sohn schlachtete, kochte und
zur Hälfte aufaß. Noch einmal kam ein Jesus vor, ein Sohn des Ana-
nus, aber einer, der wie ein Rasender mit dem Weheruf über Jerusalem
und zuletzt über sich selbst herumlief, bis er durch einen schweren Stein von
einer römischen Wurfmaschine getödtet wurde. Noch einmal kamen, gleichsam
als Spottbilder auf die heiligen Apostel, welche das Volk verachtet hatte,
die Namen Johannes und Simon vor. So hießen die Häupter der
fanatischen Parteien, welche Jedem den Tod droheten, der zu friedlicher
Ucbergabe rathen wollte. Ueber eine halbe Million Menschen sollen durch
Hunger und Seuchen umgekommen sein. Was sich durch die Flucht zu
retten suchte, ward ergriffen, verstümmelt, gekreuzigt.
Selbst nach dem Fall der Burg Antonia dachten die durch die äußerste
Noth vereinigten Parteiführer, Simon und Johannes, an keine Uebergabe.
Der Verzweiflungsmuth und die trotzige Todesverachtung der Zeloten stei-
gerte sich durch Greuel und Verbrechen zum Wahnsinn. Bald hieß es, ein
jüdisches Ersatzheer aus Babylon eile heran, bald der Messias müsse er-
scheinen und Gott, den sie doch schon längst verworfen hatten, müsse sie
in seinem Heiligthume schützen. Aber nun drang Gottes Gericht auch heran
bis zu der heiligen Stätte, und am 10. August 70 nach der Geburt unsers
Herrn und Heilandes, an demselben Jahrestage, an welchem einst Nebu-
cadnezar auch den ersten Tempel verbrannt hatte, wurde bei einem Haupt-
sturme auch der Tempel eingenommen. So sehr auch der römische Feldherr
das prächtige Gebäude zu erhalten wünschte, so gerieth es doch durch die
Brandfackel eines Soldaten in Flammen und wurde ganz ein Raub dersel-
den. Im September desselben Jahres ging auch die obere Stadt an die
Römer über. Darauf ließ Titus alle Gebäude, die noch standen, der Erde
gleich machen. So ging das Wort des Herrn in Erfüllung: „Es wird kein
Stein auf dem andern bleiben! “
Während der Belagerung und der Eroberung der Stadt Zkamen mehr
als eine Million Juden durch Hunger, Seuchen und das Schwert um,
97,000 Gefangene wurden als Sclaven verkauft oder zu blutigen Fechter-
spielen bestimmt. Bei dem Triumphzuge, welchen Titus zu Rom hielt, wur-
den der Schaubrottisch, der Leuchter und ein Gesetzbuch zur Schau getragen,
auch Simon, der aus einer unterirdischen Höhle lebendig hervorgezogen wor-
den war, wurde mit im Triuniphe aufgeführt und dann getödtet. Noch
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Extrahierte Personennamen: Titus Josephus Titus Maria Apostel Johannes Simon Simon Johannes August Titus Titus Simon
Extrahierte Ortsnamen: Heiligthume Jerusalem Burg_Antonia Rom
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steht zu Rom bis auf den heutigen Tag der große steinerne Triumphbogen,
der für diesen feierlichen Siegeszug gebaut worden ist, und auf der Gedächt-
nißmünze, welche zu Ehren dieses Siegs geschlagen wurde, sieht man die
Tochter Zions trauernd unter einem Palmbaume sitzen, und die Umschrift
lautet: Judæa victa (das besiegte Judäa). — Wohl mögen Einzelne, von
dem tieferschütternden Gottesgerichte über die heilige Stadt und den Tempel
betroffen, im Glauben den Herrn erkannt haben, dessen Blut über Die,
welche ihn an das Kreuz geschlagen hatten, und über ihre Kinder gekommen
war; allein die Masse des übriggebliebenen Volkes blieb ungebeugt und
ungebrochen, und durch dasselbe ging fort und fort ein tiefes Gefühl der
Rache und des bittersten Ingrimms, das bald wieder in den Flammen neuer
Empörungen aufschlug. So gegen das Ende der Regierung Kaiser Hadrian's,
als ans den Trümmern Jerusalems eine dem Jupiter geweihte römische
Coloniestadt (Aelia Capitolina) gegründet worden war und ein vorgeblicher
Messias Bar Kochba (Sohn des Sterns) durch seine Helden- und Greucl-
thaten bis nach Syrien hin Schrecken verbreitete. Erst nach drei Jahren
konnte der Aufstand gedämpft werden, Bar Kochba fiel in der Schlacht
(135 n. Ehr.). Abermals war eine unzählbare Menge Juden durch Hun-
ger, Pest, Feuer und Schwert umgekommen, Palästina schrecklich verwüstet
und den Juden bei Todesstrafe verboten, die Stadt Jerusalem zu betreten;
nur am Jahrestage ihrer Zerstörung durften sie von den fernen Bergen sie
sehen und beweinen.
Seit jener Zeit lebt Israel unter allen Völkern der Erde zerstreut und
wandelt durch die Jahrhunderte der Geschichte als ein lauter Zeuge von der
Gerechtigkeit und der Wahrhaftigkeit Gottes wie in seinen Verheißungen, so
in seinen Drohungen, zugleich allen Völkern zum Denkmal, daß sie ein um
so unbarmherzigeres Gericht erfahren werden, je größere Gnadengüter sie
verscherzt haben.
§ 34. Herculannm's und Pompeji's Untergang (79 n. Chr.).
Kaiser Vespasian der Strenge führte zehn Jahre lang das
Staatsrudcr mit kräftiger Hand. Er war als Privatmann mäßig, als Rich-
ter gerecht, als Feldherr glücklich. Von ihm rührt das große Colosseum
in Rom hei, ein steinernes Theater, in welchem 80,000 Menschen Platz
hatten, und das noch jetzt zu sehen ist. Ihm folgte sein Sohn Titus
der Menschenfreund, der von seinen Zeitgenossen die Wonne des
Menschengeschlechts genannt wurde, und der jeden Tag für verloren hielt,
an dem er nicht Jemandem eine Wohlthat erwiesen hätte. Unter seiner nur
dreijährigen Regierung (79 — 81 n. Chr.) ereigneten sich viele schwere Un-
glücksfälle, besonders ein schreckliches Erdbeben, welches, während der Vesuv
seine feurigen Fluthen ausströmte, die blühenden Städte Herculanum,
P o m p e j i und S t a b i ä in Campanien, in der Gegend des heutigen Nea-
pels, verschlang.
Das letztere große Naturereigniß, bei dem der wißbegierige Naturforscher
Plinius der Aeltere seinen Tod fand, ist uns von einem Augenzeugen,
seinem Neffen, Plinius dem Jüngern, in zwei Briefen an den Ge-
schichtschreiber Tacitus näher beschrieben worden. Der Vesuv hatte, schreibt
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