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Plinius, damals seit undenklichen Zeiten nicht gespieen, und darum kam der
entsetzliche Ausbruch am 24. August 79 n. Chr. um so unerwarteter. Der
ältere Plinius befand sich am 23. August zu Misenum (drei deutsche
Meilen von Pompeji), wo er die im Meerbusen von Neapel liegende
Flotte befehligte, als ihm eine Stunde nach Mittag angezeigt wurde, daß
eine Wolke von ungewöhnlicher Größe und Art sichtbar sei. Sofort begab
er sich auf eine benachbarte Anhöhe und fand bei näherer Beobachtung, daß
es eine ungeheure Rauchwolke war, welche, einer kolossalen Pinie ähnlich,
aus dem Krater des Vulkans senkrecht emporstieg und dann in mehrere Aeste
und Zweige sich ausbreitete. Bald war sie weiß, bald schmutzig und grau,
je nachdem sie Erde und Asche mit sich in die Höhe geführt. Um das merk-
würdige Phänomen in der Nähe zu sehen, bestieg er eine Quadrireme (ein
großes Schiff mit vier Ruderreihen) und steuerte furchtlos gerade auf den
Vesuv an der andern Seite des Meerbusens zu. Eine Menge Fahrzeuge
mit Flüchtlingen begegnen ihm, schon fällt aus der Luft heiße Asche auf die
Schiffe und eilt Regen von glühenden Bimssteinen. Der Steuermann mahnt
dringend zur Rückkehr; allein der kühne Naturforscher rüst: „Mit dem Mu-
thigen ist das Glück!" — und befiehlt geradewegs itach dem nahen Ufer,
nach Stabiä zu steuern, wo er bei eitlem lieben Freunde, Pomponianus,
die Nacht zubringen will. Aber auch hier trifft er schon Alles in der größ-
ten Bestürzung, läßt sich, um den Verzagenden Muth zu machen, mit großer
anscheinender Gemüthsruhe ein Bad zubereiten und speist dann vergnügt zu
Abend. Unterdessen schlugen aus dem Vesuv an vielen Stellen große Feuer-
ströme hervor und Flammen durchzuckten gleich gewaltigen Blitzen die Fin-
sterniß. Dennoch legte sich Plinius ruhig zu Bette, wahrend die Uebrigen
wachend blieben und von Zeit zu Zeit ängstlich hinaussahen. Nach einigen
Stunden aber mußte man ihn wecken; denn die Asche und die Steine sielen
so dicht, daß man fürchtete, er möchte in seinem Zimmer lebendig begraben
werden. Nun wurde überlegt, ob man unter Dach bleiben oder ins Freie
gehen sollte, was beides fast gleich gefahrvoll schien, da hier die Gebäude
durch häufige und starke Erdstöße ins Schwanken geriethen, und im Freien
glühende Steine immer dichter herabfielen. Endlich entschloß man sich zum
Aufbruch. Jeder band sich ein Kissen auf deu Kopf, um die Steine abzu-
wehren, und mm ging die Reise durch die stockfinstere Nacht dem Hafen zu,
voraus Sclaven mit Fackeln. An Abfahrt war nicht zu denken, so aufge-
regt war das Meer. Neue Flammen und der ihnen vorangehende Schwefel-
qualm trieben die Fliehenden vom Strande zurück, auch der wohlbeleibte
Plinius, auf zwei Sclaven gestützt, eilt ihnen nach, sinkt aber, vom Qualm
erstickt, todt zu Boden.
Auch in Misenum, wo der jüngere Plinius zurückgeblieben, war
inzwischen das Erdbeben stündlich ärger geworden und hatte in der Nacht
eine solche Stärke erreicht, daß alles Hausgeräth sich bewegte und die Häu-
ser einzustürzen drohten. An Schlaf war nicht zu denken. Morgens 6 Uhr
eilte er mit seiner alten Mutter zum Meere, wo sie die Natur in einem
fürchterlichen Aufruhr fanden. Noch dämmerte es kaum,- so wenig konnte die
Sonne durch den Aschenregen durchdringen. Endlich verließen sie die Stadt,
und das erschrockene Volk drängte in regellosen Haufen nach. Aber der
Boden war in einem fortwährenden Schwanken, das Meer schien sich selbst
verschlingen zu wollen und gleichsam von den Stößen der Erde zurückgeschla-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
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die Karthager heldenmütig kämpfend räumten, um sich in die obere Stadt
und die Burg Byrsa zurückzuziehen. Drei Straßen mit hohen Häu-
sern, welche dorthin führten, mußten Hans für Hans genommen werden
und nur über rauchenden Trümmern und Leichenhaufen rückten die Rö-
mer vor.
Sechs Tage und sechs Nächte hatte dieser fürchterliche Kampf ge-
dauert, als endlich die Burg erreicht war. Da baten 50,000 Männer
und Weiber, welche dorthin geflüchtet waren, der Rest von den 700,000
Einwohnern Karthago's, um Gnade und erhielten sie, Andere zogen den
Tod in den Flammen der Schmach der Knechtschaft vor. Siebenzehn Tage
lang brannte die ungeheure Stadt, welche einst das Meer weithin beherrscht
hatte, und Scipio selbst konnte bei dem Anblick des Feuermeers einer dü-
steren, wehmüthigen Ahnung sich nicht erwehren, als er an Nom und sein
künftiges Schicksal dachte und in die Worte des Dichters ausbrach:
„Einst wird kommen der Tag, da die heilige Jlios hinsinkt,
- Priamus selbst und das Volk des lanzenkundigen Königs."
Rom dagegen jubelte bei dem Empfange der Siegesnachricht und froh-
lockte über den Untergang eines Staats, mit welchem es durch hundert
und achtzehn Jahre im Kriege oder in Vorbereitung zum Kriege oder in
einem unstchern Frieden gelebt hatte. Das Gebiet von Karthago wurde
römische Provinz. Auf den Trümmern des alten erhob sich anderthalb-
hundert Jahre später ein neues Karthago, das bis in das siebente Jahr-
hundert nach Chr. blühte und dann durch die Araber ebenfalls wieder zur
Ruine wurde.
§ 27. Die beiden Gracchen (133 — 121 v. Chr.).
Nach Karthago's und Korinth's Zerstörung dämpften die Römer eine
furchtbare Volkserhebung zum Wiedergewinn der Freiheit unter den Völker-
schaften Spaniens und Lusttaniens (Portugals) durch die meuchlerische Er-
mordung des edlen Lusitaniers Viriathus (140 v. Chr.), welcher den
römischen Legionen acht Jahre lang siegreich gegenüber gestanden hatte,
und durch die Vertilgung des kleinen, aber heldenmüthigen Numantia
(im heutigen Alt-Kastilien), dessen 8000 Bürger vierzehn Jahre lang groß-
ßen römischen Heeren Widerstand leisteten und sich zuletzt unter den Trüm-
mern ihrer Stadt und der Freiheit begruben (133 v. Chr.). Noch in
demselben Jahre ward das Königreich Pergamum, welches der blödsinnige
Attalus dem römischen Volke vermachte, unter dem Namen Asien zur
römischen Provinz.
So unterwarf Rom mehr und mehr die Welt, plünderte die Länder,
zertrat mit eisernem Fuße die Freiheit der Völker und sog sich voll von
dem Blute der Unterdrückten. Dadurch flössen in Rom unermeßliche Reich-
thümer zusammen, es schwand der Sinn für Volk und Vaterland und
richtete sich nur aus Herrschaft und Gewalt. Ein greller Gegensatz erhob
sich zwischen Reich und Arm, in Rom und Italien gab es nur noch we-
nige mächtige Herren, einen hungrigen und feilen Pöbel und eine schreck-
liche Menge Sclaven. So von Parteien zerrissen, mußte die Republik zu-
sammenstürzen.
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Wißbegierde aus. Gleich am Anfange seiner Alleinregierung hatte er viele
und schwere Kämpfe zu bestehen, theils zum Schutz 'der Kirche wider die
Heiden, theils zum Beistände der Schwachen wider übermüthige Feinde.
Unter allen Kriegen aber, welche Karl der Große geführt hat, waren
die gegen die mächtigen Sachsen, welche zwischen dem Rhein und der Elbe
wohnten und von alten Zeiten her Feinde der Franken waren, die schwer-
sten und langwierigsten. Erst nach zweiunddreißigjährigen blutigen Kämpfen
gelang es ihm, den Widerstand derselben zu breche», ihnen mit dem Christen-
thum die fränkische Lehensverfassung aufzunöthigen und sie zur Einheit des
fränkischen Reichs zu bringen. Die Sachsen, in ihrem Heiligsten, in ihrer
Religion, in ihrer väterlichen Sitte, in ihrer Freiheit angegriffen, führten
den Krieg volksmäßig und waren durch die Natur ihres Landes, seine
Wälder, Moräste und Wüsteneien vor einem geordneten Heere ziemlich ge-
deckt, während das Heer der dienstpflichtigen Franken nur im Sommer focht
und dann sich wieder in seine Heimath zerstreute. An der Spitze der Sach-
sen standen die tapfern Herzöge Wittekind und Albion, welche überall
im Osten und Norden die heidnischen Völker, die Dänen und Wenden
gegen die christlichen Franken aufregten; sie verschwanden nach jedem großen
Siege Karl's, erschienen aber immer wieder nach seinem Abzüge und machten
verheerende Einfälle in das fränkische Gebiet.
Aus dem Reichstage zu Worms im Jahre 772 wurde der heilige Krieg
gegen die räuberischen und christenfeindlichen Sachsen mit allgemeiner Zu-
stimmung beschlossen. Karl drang mit Heeresmacht in Sachsen ein, eroberte
ihre Heerblirg (Eresburg) an der Diemel, zerstörte die Jrminsäule,
ein vorzüglich heilig gehaltenes Götterbild der Sachsen, drang bis an die
Weser vor und ließ sich zwölf Geißeln für die Haltung des Friedens
stellen.
Von diesen Siegen ward unser Held abgerufen nach Italien, wo der
Longobardcukönig Desiderius dem Papste mehrere Städte entrissen hatte
und selbst Rom bedrohte. Schon im Jahre 773 überstieg Karl mit seinem
Heere die Alpen und drang trotz des lombardischen Helden Adelgis mit
dem eisernen Stecken bis Pavia vor, der festen Hauptstadt des Königs.
Als dieser vom höchsten Thurme der Stadt den König Karl erblickte mit
glänzendem Helmschmuck, wie er weit kenntlich vor den andern hoch auf
seinem Rosse saß mit dem Speer in der Hand, erschrak er über den gewal-
tigen Mann und stieg verzagend vom Thurme herab. Bald darauf wurde
Pavia erobert und das ganze Reich der Longobarden. Der gefangene De-
siderius mußte in ein Kloster wandern. Die lombardischen Herzöge schwuren
dem neuen Könige den Eid der Treue, und eine fränkische Besatzung zu
Pavia wurde für hinreichend erachtet, das eroberte Italien im Zaume zu
halten. Zu Rom wurde Karl feierlich als der Befreier Italiens begrüßt,
kniete betend am Grabe des heiligen Petrus und schwur über dem Sarge
des Apostelfürsten dem Papste unzertrennliche Freundschaft.
Unterdessen standen die Sachsen von Neuem auf, dehnten ihre Raub-
züge bis nach Hessen, Thüringen und über den Rhein aus, erschlugen die
christlichen Priester und feierten ihre heidnischen Opferfeste aus ihrem hei-
ligen Harzberge. Allein der Rächer Karl erschien bald wieder mit Sturmes-
eile, warf die Empörer zu Boden, bauete Zwingburgen und zwang die
nächstwohnenden Sachsen zur Taufe. Da erschienen auf einem Reichstage
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Extrahierte Personennamen: Karl_der_Große Karl Karl Longobardcukönig_Desiderius Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl Karl
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so verweichlicht und der Kriegsstrapatzen entwöhnt, das; der Kaiser außer
2000 Söldnern kaum 5000 waffenfähige Männer zusammenbringen konnte.
Was den Griechen am meisten zu Statten kam, war übrigens der Um-
stand, daß Konstantinopel auch von der Seeseite her angegriffen werden
mußte, und die Türken zwar zahlreiche, aber nur schlecht gebaute und
schlecht bemannte Schiffe hatten. Um daher in den Besitz des ' durch starke
Ketten von Außen gesperrten Hafens zu kommen, entwarf und vollführte
Muhammed den kühnen Plan, in Einer Nacht 70 zweiruderige Schiffe vom
Bosporus aus auf fettgetränkten Bretern über eine Landzunge von einer
Meile Länge in den Hafen zu bringen. Groß war darüber der Jubel
der Türken, nicht minder groß die Bestürzung der Griechen, in deren
Mauern überdies auch jetzt noch das Gift der Uneinigkeit die letzten Kräfte
verzehrte.
Indessen verbreitete sich das Gerücht von herannahender italiänischer
und ungarischer Hülfe, und drei Tage lang herrschte Muthlosigkeit im tür-
kischen Lager. Am Abend des dritten Tages aber flammte ein blitzendes
Nordlicht durch den Himmel über die Stadt, welches die Türken als ein
den Christen ungünstiges Zeichen deuteten und neuen Muth schöpften. Nach-
dem zuletzt noch in einem Kriegsrathe sich die Mehrheit der Stimmen für
den Angriff ausgesprochen hatte, bestimmte Muhammed den 29. Mai 1453
als einen von den Sternen besonders begünstigten Tag zum allgemeinen
Sturm auf Konstantinopel und entstammte den Muth der Seinen durch
das Versprechen, daß Gefangene und Beute ihnen gehören sollten.
Am Abend vor dem verhängnißvollen Tage versammelte auch Kon-
stantin, welcher den Antrag des Sultans, ihm gegen Ocffnung der Thore
freien Abzug mit seinen Schätzen zu gewähren, mit Stolz von sich gewiesen
hatte, sein Volk und seine Krieger auf einem großen Platze und richtete
von einem erhöheten Orte aus begeisterte Worte an sie. Von den Seinen
nahm er rührenden Abschied, begab sich mit seinen Generalen in die So-
phienkirche, um die heilige Kommunion zu empfangen, und ritt dann mit
seinen Begleitern, zu denen auch der Geschichtschreiber Phranza gehörte,
die Mauern entlang, um die Wachen an ihre Pflicht zu mahnen. Die
ganze Nacht verstoß unter ängstlichem Harren der Dinge, die da kom-
men sollten, für die Christen; aber in dem Lager der Türken war sie durch
eine Menge Wachtfeuer erleuchtet, welche weithin aus die Thürme und Ge-
bäude von Konstantinopel einen röthlichen Schein warfen, ähnlich dem von
einer ungeheuern Feuersbrunst.
Mit dem ersten Hahnenruf des 29. Mai war der Kaiser auf seinem
gewöhnlichen Posten am Thore des heiligen Romanos angekommen, und mit
dem zweiten Hahnenrufe des verhängnißschweren Tags begann der Sturm
von allen Seiten, so zu Lande, wie im Hafen zugleich. Aber trotz der
fünfzigfach überlegenen Macht machten die Stürmenden doch nur geringe
Fortschritte, bis endlich der edle Genuese Giustiniani, die Seele der
Vertheidigung, verwundet nach der Vorstadt Galata eilte und nicht wieder-
kam. Da verbreitete sich Muthlosigkeit und Ratlosigkeit in den Reihen
der Griechen, die Türken aber verdoppelten ihre Anstrengungen, drangen
nach einem mörderischen Kampfe durch mehrere Thore in die Stadt ein
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Extrahierte Personennamen: Muhammed Muhammed Phranza Giustiniani
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Anstrengungen des Reichsverwesers in Ungarn, Johannes Corvinus
Hunyades, zu Gunsten der Griechen und die abentheuerlichen Thaten
des gewaltigen Albanerfürsten Skanderbeg (Alexander Kastriota)
zu Schanden. Noch 1450 sandte der Papst den Barfüßermönch Johann
Capistran nach Deutschland, welcher durch seine ganze Erscheinung, seine
strenge Lebensart und das Feuer seiner Beredsamkeit, wiewohl er nur in
lateinischer Sprache zum Volke redete, zu Wien, Olmütz, Breslau großen
Eindruck machte; allein zu einer eigentlichen Volkserhebung, wie zu den
Zeiten Peter's von Amiens oder Bernhard's von Clairvaux, kam es nicht.
Und so nahte denn die letzte Stunde, welche dem griechischen Reiche einen
wohlverdienten, aber nicht ganz unrühmlichen Ausgang brachte.
Nach Murad's Ii. Tode hatte sein einundzwanzigjähriger Sohn, der
herrschsüchtige, grausame und wollüstige Muhammed H. den Thron von
Adrianopel bestiegen (1451). Dieser Fürst hatte von seiner zarten Jugend
an das große christliche Konstantinopel, welches trotz aller erfahrenen Un-
glücksfälle sich immer noch stolz inmitten der osmanischeu Gebiete erhob,
mit Neid und Unwillen angesehen. Die leidenschaftliche Begierde, diese
alte Hauptstadt des griechischen Reichs zu besitzen, wurde mit ihm groß
und größer und ließ ihn zuletzt gar uicht mehr schlafen. Eines Nachts, da
er, mit dem Gedanken an Koustantinopel beschäftigt, in feinem Palaste zu
Adrianopel kein Auge zuthun konnte, stand er plötzlich auf und ließ seinen
Vezier rufen, einen ehrwürdigen Greis, der vormals sein Lehrer gewesen
war. Der Vezier, bleich vor Schrecken, zu so ungewöhnlicher Stunde von
seinem Herrn gerufen zu werden, warf sich ihm zu Füßen und bot ihm,
um seinen Zorn zu besänftigen, eine große, ganz mit Goldstücken gefüllte
krystallene Schale dar. Der Sultan hob ihn gütig auf und gab ihm die
Schale mit den Worten zurück: „Behalte dein Gold, ich will nicht wieder
nehmen, was ich dir gegeben habe, ich will dich vielmehr mit neuen Wohl-
thaten überhäufen; aber ich verlange auch, daß du mir giebst, was ich am
meisten in der Welt wünsche: Konstantinopel." Als der feste Entschluß des
Sultans, Konstantinopel um jeden Preis zu erobern und zur Hauptstadt
seines Reichs zu machen, bekannt wurde, strömte aus allen Provinzen des-
selben unter den Mauern von Adrianopel ein ungeheures Heer zusammen,
welches beutegierig nach dem reichen Konstantinopel ausschaute.
Dort saß seit dem Tode Johann's Vi. (1448) auf dem alten Thron
der Cäsaren Konstantin Ix. Paläologus mit dem festen Entschlüsse,
diesen Thron wenigstens muthvoll zu vertheidigen. Muhammed begann die
Feindseligkeiten damit, auf dem europäischen Ufer dicht bei Konstantiuopel
eine Festung zu bauen. Alsdann ließ er durch einen ungarischen Stück-
gießer eine ungeheure Kanone gießen, welche steinerne Kugeln von 12 Cent-
nern schleudern konnte und von hundert Ochsen gezogen wurde, und am
0» April 1453 die Stadt von inehr als 250,000 Mann einschließen. In
dieser äußersten Noth sandte Konstantin noch einmal, Gesandte an die Könige
Europas und an den Papst selbst und ließ sie inständig bitten, doch ja
den Muselmännern die einzige christliche Stadt des Orients nicht preiszu-
geben. Allein seine Bitten verhallten ungehört, und nur die einzigen Re-
publiken Genua und Venedig sandten einige Schiste und Mannschaften,
^omit waren die Griechen nur an ihre eigne Kraft gewiesen; allein die
reichen Bürger von Konstantinopel waren so wenig zu Opfern bereit und
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Extrahierte Personennamen: Johannes_Corvinus
Hunyades Alexander_Kastriota Alexander Johann
Capistran Johann Bernhard's_von_Clairvaux Muhammed_H. Muhammed Konstantin_Ix Muhammed Konstantin
Extrahierte Ortsnamen: Ungarn Deutschland Wien Olmütz Breslau Amiens Konstantinopel Konstantinopel Konstantinopel Europas Genua Venedig Konstantinopel
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lassen. Als Teil sah, daß bei diesem Menschen kein Erbarmen war, bat
er Gott inniglich, daß er ihn und sein liebes Kind behüten möge, nahm
seine Armbrust, legte den Pfeil aus, steckte noch einen andern Pfeil in den
Gürtel seines Kollers und schoß, wie wenn ein Engel des Himmels das
spitze Geschoß getragen, den Apfel mitten durch, ohne das Kind im Minde-
sten zu verletzen. Der erstaunte Landvogt lobte den Tell wegen des meister-
lichen Schusses und fragte ihn, was denn das bedeute, daß er noch einen
Pfeil in seinen Koller gesteckt hätte? Das wäre so Schützen Art, sagte
Tell. Geßler ließ diese Antwort nicht gelten und versprach ihm seines
Lebens zu schonen, wenn er die Wahrheit sagte. „Wohlan Herr," erwiederte
Tell, „so will ich euch die gründliche Wahrheit sagen: Wenn ich mein Kind
getroffen hätte, so hätte ich euch mit dem andern Pfeil erschossen, und euer
hätte ich ohne Zweifel nicht gefehlt!"
„Nun wohl," sagte der Landvogt, „ich habe dich deines Lebens ver-
sichert, aber weil ich deinen bösen Willen gegen mich kenne, so werde ich
dich an einen Ort bringen, wo du weder Sonne noch Mond erblicken sollst."
Zugleich befahl Geßler, ihn zu Linden, in ein Schiff zu werfen und über
den Waldstädtersee nach Brunnen überzusetzen, um ihn von da durch das
Land Schwyz nach seinem Schloß Küß nach zu führen und allda in einem
finstern Thurm sein Leben enden zu lassen. Der Landvogt selbst mit seinen
Dienern war auf dem Schiff. Schon war man jenseit des Rütli gekommen,
als plötzlich ein furchtbarer Sturm (Föhn) losbrach und den Leuten auf dem
Schifflein den Untergang drohte. In dieser Noth wagte cs einer der Die-
ner des Vogts darauf aufmerksam zu machen, daß nur der Tell, als ein
starker Mann und kundiger Schiffer, im Stande wäre, sie alle von einem
sichern Tode zu retten. Da hieß der Geßler den Tell losbinden, aus dem
Raum auf das Verdeck führen und verhieß ihm, ihn seiner Bande zu ent-
ledigen, wenn er ihnen treulich aus dieser Gefahr hälfe. Mit Gottes Hülfe
getraute sich auch der schiffskundige Tell ihnen von dannen zu helfen, stellte
sich an das Steuerruder und fuhr ain Felsenufer hin nach Axemberg zu.
In der Nähe einer Felsenplatte angekommen, ersah er eine günstige Gelegen-
heit zur Flucht, schrie den Knechten zu, scharf zu rudern, ergriff sein Schieß-
zeug und that einen gewaltigen Sprung hinaus auf die Platte, das Schiff-
lein mit aller Macht zurückstoßend. Wie eine gejagte Gemse kletterte Tell
den Felsen hinan und lief durch das Land Schwyz, bis er an die hohle
Gasse kam, welche nach Küßnach führt, während der Landvogt mit seinen
Dienern nach großer Noth über den See nach Brunnen gelangte und mit
Rachegedanken durchs Schwyzcr Land gen Küßnach ritt. In der hohlen
Gasse angekommen, erreichte ihn Tell's sichrer Pfeil, daß er todt von seinem
Rosse sank.
Der Ruf von Tell's That scholl durch das ganze Land, und Die,
welche den geheimen Bund beschworen, dachten jetzt mit Ernst daran, die
österreichischen Zwingburgen zu brechen. In der Neujahrsnacht 1308 zog
ein Mädchen auf Burg Roßberg einen Jüngling, der im Bunde vom Rütli
war, aus ein gegebenes Zeichen in das Innere der Burg. An demselben
Seile, woran er selbst gekommen war, erstiegen noch 20 Bewaffnete die
Mauern des Schlosses und bemächtigten sich des Schloßvogts und seiner
Knechte. Dann warteten sie bei verschlossenen Thoren in geräuschloser
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