245
Lange war China für die Europäer verschlossen; jeder neuen Sitte
oder Kunst und Wissenschaft war der Eingang streng gewehrt, und auf
der Auuahme des Christentums stand Todesstrafe. Seit 1831 versuchte
es Gützlass, ein Missionar ans Pommern, in das Innere des chinesischen
Reiches einzudringen. In hohem Grade der chinesischen Sprache mächtig,
in Sitten und Gebräuchen ganz ein Chinese geworden, mit der Liebe
Christi im Herzen, bereiste er mehrere Jahre lang die Küstenländer sowie
das Innere Chinas. Er verkehrte mit kleinen und großen, ward geachtet,
gefürchtet, aber auch geliebt. Für viele war es ein Freudenfest, wenn er
ankam. Der Umstand, daß er Arzt war, verschaffte ihm oft Eingang, wo
er ihn sonst nicht gefunden hätte. Die Nachricht von seinen gesegneten
Erfolgen drang nach Europa, und neue Sendboten folgten ihm und setzten
das Werk nach seinem Tode fort. China verspricht ein ergiebiges Missions-
feld zu werden, da die Bekehrten den Drang haben, ihren Landsleuten das
Evangelium zu verkündigen. Hierzu kommt noch, daß der Kaiser seit 1860
erlaubt hat, daß jeder Chinese ungestraft Christ werden könne.
Eines der merkwürdigsten Bauwerke der alten Welt ist die chinesische
Mauer, welche sich an der nördlichen Grenze Chinas hinzieht und 300
Meilen lang ist. Sie soll 200 Jahre vor Christi Geburt gebaut sein.
Bald steigt sie tiefe Thäler hinab, bald erklettert sie hohe Gipfel. Ehedem
war sic dazu bestimmt, feindlichen Völkerschaften den Einfall in China zu
wehren. Nach Bock u. a.
56. Sibirien.
Sibirien, der nördliche Theil von Asien, gehört Russland. Es
umfasst ein Drittel von Asien und ist grösser als Europa. Dennoch
hat es nur drei Millionen Bewohner, denn es ist grössten theils ein
kaltes, unwirtbares Land. Der Südwesten ist noch am fruchtbarsten.
In seinen Elussthälern wird viel Korn gebaut, und auf den Höhen
gibt es Wälder von Tannen, sibirischen Cedern und Ulmen; der
übrige Theil desselben ist aber nur im Frühjahr eine gras- und
kräuterreiche Steppe. Weiter gen Osten hegen die weiten Ver-
zweigungen des Altai mit ihren grossen Nadel- und Birkenwäldern,
die aber nach Norden zu nach und nach verkrüppeln. Jenseit des
60. Grades nördlicher Breite ist gar kein Anbau mehr möglich, und
innerhalb des Polarkreises breiten sich grosse, mit Moos bedeckte
Sümpfe aus, welche nur im Winter gangbar sind. Den rauhen Nord-
winden steht das Land offen, aber den erwärmenden Südwinden ist
es durch die hohen Schneegebirge Asiens verschlossen. Der Sommer
ist freilich heiss und bringt Pflanzen und Thiere in Bewegung; aber
er ist kurz, und der lange Winter mit seinen entsetzlichen Schnee-
stürmen führt rasch alles Leben in Nacht und Erstarrung zurück.
In solch einem Lande können auch die vielen und grossen Flüsse
wenig zur Befruchtung nützen. Ihr Unterlauf ist ein halbes Jahr
lang zugefroren; dann staut sich das Wasser im Oberlaufe, tritt aus
und bildet eine Menge natürlicher Kanäle von Fluss zu Fluss. An
den Ufern der Flüsse sind in der Erde grosse Lager von Thieren,
die vor der Sintflut hier gelebt haben, und daneben grosse Lager von
Wäldern solcher Bäume, welche jetzt nur in den heissen Ländern
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Extrahierte Personennamen: Christi
Extrahierte Ortsnamen: China Pommern Chinas Europa China Christi China Sibirien Sibirien Asien Russland Asien Europa Asiens
232
Die Bewohner Norwegens und Schwedens gehören wie die Dünen
der lutherischen Kirche an. Ihre Vorfahren, die Normänner, machten häufig
unter ihren -seekönigen weite Seefahrten, plünderten die fremden Küsten,
und setzten sich auch zuweilen auf ihnen für immer fest. Noch heutigen
Tages liefert das Land viele tüchtige Seemänner, die im Kampfe mit
Klippen und Wellen stark, gewandt und kühn geworden sind. Wie ihr
Land, obwohl an Naturschönheiten reich, wenig Heiteres hat, so ist auch ihr
Sinn ernst und tief und dem Ewigen zugewandt.
Flügge.
47. Rußland.
Rußland nimmt den ganzen Nordosten Europas ein. Es hat außer-
dem ungeheure Landstrecken in Asien, von denen es durch den Ural, ein
er;- und waldreiches Gebirge, geschieden ist. Sein Boden ist meist eine
weite Ebene, von Hügelketten durchzogen. Seine vielen Flüsse strömen gen
Süden und Südosten ins schwarze und kaspische Meer, gen Norden und
Nordwesten ins weiße Meer und in die Ostsee. Wegen seiner großen Aus-
dehnung von Norden nach Süden hat es große Unterschiede im Klima.
Es besitzt Landstriche, die zu den wärmsten, und solche, die zu den kältesten
Ländern Europas gehören, und auch in seinen mittleren Landschaften wird
es im Sommer sehr warm, im Winter dagegen sehr kalt. Unsere Ostwinde,
welche im Winter oft schneidend sind, kommen über Rußland. Am wärmsten
sind die Steppenländer, welche sich am schwarzen und kaspischen Meere
ausbreiten. Da gedeihen Wallnüsse, Granaten, Feigen, Obst, Kastanien,
Öl- und Cypressenbämne und der Weinstock, und ans den fruchtbaren
Stellen prangen gesegnete Weizenfelder. Doch meist ist der Boden dürr
und öde; man erblickt nur unermeßlich weite Grasfelder, in denen Herden
von Rindern, wilden Pferden und Schafen umherstreifen; alles einsam,
selten ein Dorf oder ein einsames Posthaus. Die Natur schläft hier einen
langen Winterschlaf. Schmilzt endlich im Frühling der Schnee, so wird
der Boden überall weich; von allen Rücken und in allen Thälern fließt
schmutziges Wasser und ergießt sich mitten durch die Dörfer. Darnach
kommt die angenehmste Zeit für das Leben in der Steppe. Das Gras
sprießt Halm an Halm empor und dazwischen große, grobe Kräuter. Noch
gibt es Regen und des Nachts Thau. In der Mitte des Juni hört
jedoch beides auf. Dann beginnt die Sommerhitze, die alles versengt und
die Steppe zur Wüste macht; meilenweit kann man wandern, ehe man eine
Quelle stndet.
Mittelrußland hat sehr fruchtbaren Boden, auf welchem besonders
Roggen, Lein und Hanf gebaut wird; auch beginnen hier schon die großen
Waldungen, welche nach Norden zu sich immer weiter verbreiten. Da liegt
Moskau, die alte Hauptstadt Rußlands. Sie hat fünf Meilen im Um-
fange. Aus ihrer Hüuscrmasse erheben sich 300 Kirchen, deren Kuppeln
und Thürme vergoldet und angestrichen siá Paläste, Hütten, ^>een, Fel-
der und Gärten wechseln mit einander. Sie treibt Handel nach allen
großen Städten der Erde. Eine Eisenbahn verbindet sie mit Petersburg,
der kaiserlichen Residenz. Der sieht man es gleich an, daß sie eine neue
Stadt ist; Peter der Große hat sie zu Anfang des vorigen Jahrhunderts
erbaut. Sie hat schnurgerade Straßen, herrliche Paläste und prächtige
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Extrahierte Ortsnamen: Norwegens Schwedens Europas Asien Ostsee Europas Moskau Petersburg
Patagonien. Falklattd. Feuerland, sir
t. Patagonien oder Magellänien.
Dieses über 22,000 Q. M. große Land begreift den
südlichsten Theil des festen Landes von Amerika, von dem
la Plataflusse bis zur Mageuansstraße.
Die vornehmsten Flü sse: der Hueuquo Colara-
do, Rio Negro und Ga lieg os, fließen in das Atlan-
tische Meer. Auf der Küste sind viele große, dürre Sand-
flachen, im Innern viele Moraste. Mehrere Bergreihen,
wovon viele schon mit Schnee bedeckt sind, durchziehen
den westlichen Theil des Landes. Das Klima ist schon
rauh. Die Hauptprsdükte sind: Pferde, Rindvieh, Vl-
cugnas, Seevogel, Honig und Wachs. Das Pflanzen-
reich ist arm. Die Einwohner sind Indianer. Man
hielt die Patagonier sonst für Niesen, aber sie sind nicht
größer, als andere wohlgewachsene Personen. Außer den
Jndianerdörfern findet man keine bewohnten Oerter.
L. Die Falklands - oder Malouini-
schen Inseln.
Diese unbewohnten Inseln bestehen aus 2 großen und
vielen kleinen Inseln, mit einem felsigen, jedoch des An-
baues nicht unfähigen Boden und einem gemäßigten
Klima.
3. ^Feuerland oder Terra del Fuego^
Es enthalt 1500 Q. M. und besteht aus einer groß-
ßen und mehreren kleinen Inseln, und wird durch die 100
M. lange Magellanifche Straße vom festen Lande
geschieden. Es ist eins der traurigsten Länder, und des-
sen ungeachtet bewohnt. Die Nordseite hat hehe kahle
Gebirge, in deren Nahe die Thaler sogar mitten im Som-
mer mit Schnee bedeckt sind. Die Ostseite ist milder, hat
Gras und Baume; doch herrscht daselbst auch mitten im
Sommer des Nachts eine Kälte zum erfrieren. Außer
verschiedenen Krautern findet man Hunde, Habichte, Gei-
er, viele Seevögel, Seelöwen, Robben undmuschelthiere.
14 *
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Extrahierte Ortsnamen: Patagonien Feuerland Patagonien Amerika
i9° Amerika»
Diele Gegenden sind unermeßliche Waldungen, und die
nördlichsten Lander sind traurige, Unwirthbart Einöden.
Auch Moraste bedecken manche Landstriche. Im Ganzen
jedoch ist der Boden sehr fruchtbar. Das Klima ist
sehr verschieden- von der strengsten Kalte bis zur äußer-
sten Hitze.
Die Zahl der Einwohner beträgt nur 30 Millio-
nen. Sie ,md entweder Eingebohrne, oder Ankömm-
linge, dahin die Europäer von verschiedenen Völker-
schaften und die Neger gehören. Kreolen nennt man
die von Europäerinnen Gebornen, Mulatten diejenigen,
welche von Europäern und Negerinnen abstammen, und
Mestizen diejenigen welche Europäer und Amerikanerin-
nen zu Aeltern haben. Die Eingebornen oder Ureinwoh-
ner, gemöhntich Indianer genannt, befinden sich noch
im Zustande der Wildheit, und reden eine Menge von
verschiedenen Sprachen und Dialekten.
Die Landenge von Panama oder Darren theilt die-
sen Erdtheil in zwei große Halbinseln, Nord- und Süd-
amerika. Zwischen beiden, in dem großen Mexikani-
schen Meerbusen, liegen ansehnliche Inselgruppen, die man
Westindien nennt. So zerfällt also Amerika in drei
Haupttheile, Nord- und Südarnerika und West-
indien.
I. Nordamerika.
Die Länder an der Baffin §bai..
Die Küsten, welche diesen innerhalb des nördlicheni
Polarzirkels befindlichen Meerbusen umgeben, starren von >
Eis und Schnee. Zwei Straßen, die D a v i s str a ße und»
die Baffinsbai, welche durch die noch nickt ganz ent--
deckte Insel James getrennt werden, führen in diese;
Bai. Das bekannteste von diesen Landern ist:
Grönland.
Dieses Land, von dem man noch Nicht weiß, ob esx
eine Insel oder Halbinsel ist, grunzt gegen W. an die-
Davisstraße»
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Extrahierte Ortsnamen: Panama amerika Westindien Amerika Südarnerika Nordamerika
Viertes Kapitel: Von den Erzeugnissen. 17.5
einer Beziehung merkwürdig sind. Auch sind in der Geogra-
phie die Produkte vorzugsweise als Gegenstände der menschli-
chen Betriebsamkeit ins Auge zu fassen.
Das Klima hat auf die Erzeugnisse der Erde einen we-
sentlichen Einfluß. Einige derselben findet man in allen Zonen;
andere sind nur einer gewissen Zone eigenthümlich, und gedeihen
in einer anderen wenigstens nicht so vollkommen, oder nicht ohne
künstliche Wartung und Pflege. — 1) Die Mineralien
sind über die ganze Erde verbreitet; doch finden sich die edlen
Metalle und Edelsteine nur in den gemäßigten und in der hei-
ßen Zone. Unter allen Metallen ist das Eisen am weitesten
auf der Erde verbreitet. — 2) Das Pflanzenreich bietet,
nach Verhlltniß der geographischen Breite, eine große Verschie-
denheit dar. Die heiße Zone hat mehr Bäume und Sträu-
cher, als die gemäßigte, indem ganze Pflanzenfamilien, welche
in den gemäßigten Zonen blos Kräuter sind, in der heißen Zone
baumartig aufwachsen. Die Blätter der Bäume und Sträu-
cher, welche in der heißen Zone während des ganzen Jahres
nicht abfallen, werden nach dem Äquator hin immer breiter und
zusammengesetzter, und die Blumen erscheinen immer größer und
lebhafter gefärbt. Auch hat die heiße Zone viele Pflanzenfa-
milien, welche derselben ausschließlich angehören, wie z. B. die
Palmenarten, den Kaffee, den Brodfruchtbaum, das Zuckerrohr,
den Thee, die saflreichsten und kühlendsten Früchte (Pisang,
Ananas), die kräftigsten Gewürze und Arzneigewächse, die schön-
sten Tischler- und Farbehölzer rc. — Die gemäßigten Zo-
nen haben besonders alle Arten von Getreide, Obst, Hülsen-
früchten, Küchen- und Olgewächsen, Flachs, Hanf, Hopfen,
Waldbäumen, und die wärmeren Gegenden die unter dem Na-
men der Südfrüchte bekannten feineren Obstsorten, Wein rc.
— Die kalte Zone hat blos Gräser, Flechten, Moose, Farren-
kräuter und verkrüppelte, zwergartige Bäume. — 3) Das
Thierreich bietet eine noch weit größere Mannichfaltigkeit dar,
als das Pflanzenreich, obschon die Thiere, wegen des Vermö-
gens einer willkürlichen Bewegung, weniger an bestimmte Lan-
der gebunden sind, als die Erzeugnisse des Pflanzenreiches. Viele
derselben sind jedoch auch in Hinsicht ihrer Nahrung und Le-
bensweise an ein gewisses Klima gewiesen, und darum verlassen
einige Arten derselben bei dem Herannahen des Winters ihren
Aufenthalt, und begeben sich in wärmere Gegenden. Die heiße
TM Hauptwörter (50): [T15: [Wein Getreide Baumwolle Tabak Kaffee Obst Weizen Reis Zucker Kartoffel], T49: [Land Klima Europa Meer Lage Asien Winter Insel Afrika Zone]]
TM Hauptwörter (100): [T11: [Wein Getreide Boden Viehzucht Weizen Land Pferd Obst Kartoffel Ackerbau], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T83: [Klima Winter Sommer Land Meer Wind Regen Niederschlag Zone Gebirge], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T113: [Wein Seide Baumwolle Handel Zucker Kaffee Wolle Tabak Reis Getreide], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne], T101: [Baumwolle Kaffee Tabak Getreide Reis Zucker Holz Ausfuhr Wein Zuckerrohr]]