224
finster, schien über ihn gekommen. Die Ruhe floh ihn. Das alte Vertrauen
auf das Glück und ans die eigene Kraft kehrte nicht wieder. Den inneren
Halt, den er verloren hatte, suchte er durch einen äußeren zu ersetzen. Er
ergab sich der Astrologie. Das Schicksal der Welt und seines suchte er ans
den Sternen abzulesen. Von ihnen erwartete er Rat, wo er selber schwankte.
Die Rückbernfung zum Oberbefehl machte nichts besser. Sic erfolgte nicht
ans Neigung, nicht ans gutem Willen, sondern ans Not: der Kaiser bedurfte
seiner, und er verhehlte nicht, daß er nur sich selbst gehorchen und sich das
Gesetz des Hofes nicht mehr auferlegen lassen wolle. Er fühlt sich von nun
an nicht mehr als Diener der kaiserlichen Politik; er bedient sich des kaiser-
lichen Amtes, um seine eigene Politik zu machen. Er schont die Schweden, er
mißachtet kaiserliche Befehle; er unterhandelt mit den Feinden, zunächst nur
in der Absicht, die Macht, die in seiner Hand ruht, zu verstärken, immer noch
mehr Menschen zu seinen Werkzeugen herabzudrücken, sich alle Wege offen zu
halten und schließlich so oder so mit dem Frieden eine Königskrone zu erlangen.
Er spielt mit dem Gedanken einer ungeheuren Tat ohne den ernsten Willen
sie zu tun. Aber schon der böse Gedanke schafft gespannte Verhältnisse, die
auf ihn zurückwirken und seine Wahlfreiheit beeinträchtigen. Er ist zu stolz,
um die kühn umgreifende Gemütsart zu verbergen. Er braucht Vermittler,
Unterhändler, ergebene Diener. Die Jllo und Terzky drängen ihn zum Ab-
fall, weil sie ihren eigenen, niederen Vorteil dabei sehen. Dem Octnvio
Piccolomini vertraut er, einem lügenhaften Traumorakel folgend, unbedingt;
und eben dieser Octavio meldet jede unmutige Äußerung, jeden verwegenen
Schritt des Feldherrn nach Wien. Auch sonst ist er von Spionen umstellt.
Der Hof hält ihn für einen Hochverräter, lang eh er es wirklich ist. Seine
Frau empfindet die veränderte Stimmung bei der Durchreise durch Wien.
Man will sein Heer schwächen; man bereitet eine neue Absetzung vor; durch
wiederholte Anforderungen erregt man von neuem seinen Zorn und provoziert
von neuem seinen Ungehorsam. Wallensteins Unterhändler wird von den
Kaiserlichen gefangen; jetzt erst liegen Beweise gegen ihn vor; zugleich werden
die Schweden ungeduldig, ein Bevollmächtigter findet sich ein: Wallenstcin
muß sich entscheiden. Die Sterne scheinen ihm günstig. Aber noch ist die
Treue in ihm mächtig, noch scheut er den Verrat, noch halten die sittlichen
Bande, die ihn an die Pflicht fesseln. Er hat einen bösen Genius in seiner
Schwägerin, der Gräfin Terzky, und einen guten in dem jungen Max
Piccolomini zur Seite. Um wenige Minuten kommt die Schwägerin dem
warnenden Freunde zuvor; und diese wenigen Minuten entscheiden sein
Schicksal. Er läßt den Schweden rufen. Er schließt den Vertrag. Er zer-
reißt die Fesseln der Pflicht.
Alles aber wird erst verständlich, wenn wir anschauend erkennen, welche
ungeheure Macht Wallenstein in seiner Hand vereinigt, wie sehr diese Macht
seine persönliche Schöpfung ist und wie dadurch die Versuchung für ihn ge-
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
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Extrahierte Personennamen: Octnvio
Piccolomini Octavio Max
Piccolomini Max
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Wien Wien Schweden
225
steigert wird. „Seine Macht ists, die sein Herz verführt, sein Lager nur
erkläret sein Verbrechen . . ."
Der Idealist ist einseitig, und der Realist ist einseitig, lehrt Schiller:
nur beide zusammen gewähren das vollkommene Bild der Menschheit. Die
Aufgabe der Poesie aber ist nach Schiller, der menschlichen Natur ihren
möglichst vollständigen Ausdruck zu geben. Diese Aufgabe will auch sein
„Wallenstein" lösen. Deshalb muß Venus neben Mars stehen und die Liebe
ihren Thron mitten im Kriegsleben aufschlagen. Deshalb muß schon im
„Lager" ein Idealist, der wallonische Kürassier von Max Piccolominis Regi-
ment, mit seinen Kaineraden kontrastieren. Deshalb bilden Max und Thekla
die notwendige Ergänzung zu den übrigen Gestalten. Deshalb insbesondere
steht der Idealist Max dem Realisten Wallenstein gegenüber und ist kein
Gegensatz wichtiger als dieser. Schon in den Gesprächen des ersten Stückes
tritt Max neben Wallenstein bedeutend hervor. Im zweiten Stück möchte
man ihn als den Helden, und Wallenstein selbst erst für den Helden des
dritten Stückes ansehen. Max ist wesentlich jünger als Wallenstein: er hat
Wähltatell von ihm empfangen; er trägt ein verschönertes Bild von ihm in
seiner Seele. Was der Realist liebt, sagt Schiller, wird er zu beglücken, der
Idealist wird es zu veredeln suchen; der Realist beweist seine Zuneigung
immer dadurch, daß er gibt, der Idealist dadurch, daß er empfängt. Der
Realist kann selbst das Niedrige im Denken und Handeln verzeihen, nur das
Willkürliche, das Exzentrische nicht: so duldet Wallenstein die Jllo und Terzky
um sich, so hat er ans Dank von einem Jsolani nicht gerechnet, aber gegenüber
Octavios Falschheit ist er fassungslos: „Das ist geschehen wider Sterncn-
lauf und Schicksal!" ruft er aus. Der Idealist wird sich selbst mit dem Extra-
vaganten und Ungeheuren versöhnen, wenn es nur von einem großen Ver-
mögen zeugt: so würde Max selbst Wallensteins Empörung begreifen. Aber
wenn der Realist fragt, wozu eine Sache gut sei, so wird der Idealist fragen,
ob sie gut sei. Wenn Wallenstein zweckmäßig zu handeln sucht, so möchte
Max moralisch handeln. In dem Gegensatz gegen die alten Ordnungen sind
Max und Wallenstein einig. Max setzt ihnen die Vernunft, Wallenstein die
natürliche Notwendigkeit entgegen. Max verlangt für den Feldherrn, daß er
nur das Orakel in seinem Innern zu fragen habe; er selbst folgt der Stimme
seines Herzens; dieses Herz aber entscheidet für die Pflicht. Die menschliche
Natur ist eines konsequenten Idealismus gar nicht fähig. Auch der Idealist
muß, um moralisch zu handeln, einen Schwung nehmen, er muß augen-
blicklich seine Natur exaltieren, und er vermag nichts, als insofern er begeistert
ist. Alsdann freilich vermag er um so mehr, und sein Betragen wird einen
Charakter von Hoheit und Größe zeigen, den man in den Handlungen des
Realisten vergebens sucht. Auch Max ist nicht geschaffen, um kalt den Weg
der Pflicht zu gehen. Auch er kämpft mit sich selbst. Auch ihn zieht es zu
Wnllenstein, den er verlassen soll. Erst die Geliebte muß ihn sicher machen,
15
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Extrahierte Personennamen: Schiller Schiller Max_Piccolominis Max Max Thekla Max Max Max Max Schiller Max_selbst_Wallensteins Max Max Max Max Max Max Max
Das deutsche Reich. 107
Nur der Kurfürst von Brandenburg brache fte von die-
sem Entwürfe zurück, und man ließ es mit einem
Schreiben an den Kaiser, voll bitterer Klagen und Be-
schwerden über den klaglichen Austand des Reicks, be-
Wenden. Aber selbst in seinen Erblanden, die 1457
durch Niederostreich vermehrt waren, genoß Fried-
rich Iii. keine Achtung. Nicht nur der Adel, sondern
auch d'. Stadt Wien, und sein eigner Bruder Albrecht
in Oberöstreich, von seinen unbezahlten und vom Raube
lebenden Soldnern verletzt, wurden ft ine Feinde, und
belagerten ilm 2 Monate lang in der Burg zu Wien
1462. Mehrere Reichstage^ wo man sich zu einer
Hülfe der von<den Türken schon bedroheten Reichs-
lande vereinigen wollte, waren vergeblich, weil man
znvor die innere Ordnung befestigen wollte, und damit
nicht zu Stande kommen konnte. Constantinope! war
bereits 1453 von den Türkenervbert, ohne vom We-
steil Hülfe zu erhalten. Im I. 1469 drangen die Tür-
ken in Krain ein; Ungern war langst von ihnen über-
schwemmt. Dennoch wurde kein Heer wirklich zusam-
mengebracht. Dazu kamen nun noch durch Friedrichs
zweideutiges Benehmen gegen K. Matthias von Un-
gern, Feindseligkeiten von Seiten dieses mächtigen
Nachbars, der ganz Niederostreich und selbst Wien er-
vberte und bis an seinen Tod (1490) behielt. Fried-
richs Sohn, der tapfere Erzherzog Maximilian,
(Friedrich hatte seinem Hause diesen erblichen Titel ge-
geben) der bereits i486 zum romischen Konig gewählt
war, wnrde durch seine Kriege mit den französischen
Königen, wegen der burgundischen Länder, die er durch
Heirath erworben hatte, gehindert, dem Vater beizu-
stehen. Als Kaiser aber setzte er in der Folge durch,
was
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T46: [Heinrich König Otto Kaiser Sohn Herzog Karl Ludwig Sachsen Jahr]]
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Albrecht Friedrichs Matthias_von_Un- Maximilian Maximilian Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Brandenburg Niederostreich Wien Oberöstreich Wien Krain Friedrichs Niederostreich Wien
Die drei nord» Reiche während der Union. 179
Herzogtum erhobene Holstein und Schleswig theilen
mußte 1490, und in Schweden, bei den Kunstgriffen
und ehrgcitzigen Absichten des altern Sture, erst 1497
zur Huldigung, niemahls aber zu rechtem Ansehen ge-
I langte. Die Sturen herrschten in diesem Reich als
l R e i ch s v 0 rsi e h e r ( den königlichen Titel mißgönnte
»seines Gleichen der übermächtige Adel). Swante
> Sture folgte 1604 dem altern Sten, ihm selbst i5i2
» sein Sohn, Sten Sture der Jüngere, den mehr
Vaterlandsliebe, als Eigennutz und Ehrgeitz leitete.
. K. Johann wurde von den Schweden undankbar ver-
ikannt. Er regierte niit Gerechtigkeit, Milde und va-
1 terlicher Fürsorge. Der Ehrgeiz der Großen nährte
i die Unzufriedenheit eines reitzbaren Volkes, und die
.Handelspolitik der deutschen Hanse zeigte sich immer
t geschäftig, sobald eine Gelegenheit sich darbot, die
Zwietracht im Norden zu unterhalten. Gegen ihre An-
l griffe war Johann, glücklicher (Friede zu Malmde
: i5i2), als gegen das kriegerische Völkchen der Dit-
l marsen, die bei Meldorp i5oo den Danebrog er-
! deuteten, und die alte Unabhängigkeit befestigten.
161. Obgleich Christian Ii. (i5i3 — id23)
| schon bei Lebzeiten seines Vaters in allen drei Reichen
^gewählt war, so gelangte er doch in Schweden nach
l langen Unterhandlungen erst durch einen blutigen Sieg
t i520 über den jüngern Sture zur Regierung. Allem
l durch Wortbrüchigkeit und Grausamkeit gegen die Pars
tthei der Sturen, Ik durch das Stockholmer Blut«
l bad 8. und y. Nov. 1520 vertilgt werden sollten, gab
» er dieser Nation gerechte Ursache zum Ausruhr, der mit'
tider völligen Auslösung der Union endigte, indem man
^Gustav Wasa i52i zum Reichsvorsteher/ und
M & ?52z
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: K._Johann Johann Johann Johann Christian_Ii Wasa
266 Neuere Geschickte.
Ma? von Barern, ohne auf Sachsens und Brande«
burgs Widerspruch zu achten, welche die Herstellung
des geachteten Friedrichs verlangten.
8r. Dem Sieger preisgegeben, sah sich die pro-
testantische Parthei nach auswärtiger Hülfe um. Kön.
Gustav Adolph von Schweden, siegreich über Russen
und Polen, war dazu erbotig, aber bereitwilliger noch
der danische König Christian Iv., der bei größerer
Verbindlichkeit, als Mitstand des niedersachsischen
Kreises, mindere Takente als Feldherr besaß. Er schloß
1625 Dec. im Haag ein Bündniß mit Friedrichs
Schwiegervater, Kon. Jacob I. von England, und
mit den Niederlandern , wurde zum Kreis ob ersten des
niedersachsischen Kreises ernannt, und brachte ein an-
sehnliches Heer zusammen, um zunächst Niederdeutsch»
land von der Armee der Lige, die der baiersche Gmeral
Tilly anführte, zu befreien, und sodann diese Armee
selbst aufzureiben. Mansfeld und H. Christian von
Braunschweig verstärkten ihn. Andererseits ließ der
Kaiser, um in seinen Eroberungsplanen nicht ganz
von der Lige abhangig zu seyn, bei den erschöpften
Kräften seiner Lander, durch den böhmischen Grafen
Albrecht von Walkenstein ein Heer aufbringen, dessen
Ausrüstung und Unterhaltung ihm nichts kostete, und
dem er doch die größten Vortheile verdankte. Nur
Deutschland empfand anfs tiefste dte Ungebundenheit
und Raubsucht dieses kaiserlichen Heeres.
82. Wallenstein verfolgte den bei Dessau 1626
geschlagenen Grafen von Mansfeld durch Schlesien bis
Ungern, wahrend Tilly den König von Dänemark bei
Luther am Barenberge 27. Aug. 1626 so ent-
scheidend schlug, daß er alle seine Besitzungen diesseits
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Extrahierte Personennamen: Friedrichs Gustav_Adolph_von_Schweden Gustav Christian_Iv. Friedrichs Jacob_I._von_England Tilly Christian_von
Braunschweig Albrecht_von_Walkenstein Albrecht Tilly
Das deutsche Reich. 267
des Velt dem aus Ungern zurückkehrenden Wallenstein
preisgeben mußte. Auch Brandenburg, Pommern
und Meklenburg wurden von seinen Truppen über-
schwemmt und ausgesogen, die Herzoge des lctztern
Landes als Theilnehmer am niedersächsischen Kriege
vom Kaiser qeächtet 1628, und Wallenstein mit ihren
Ländern belehnt 1629, und zum Admiral des baltischen
Meeres ernannt. Jndeß wurde Stralsund vergeblich
belagert, und mit Danemark zu Lübeck 12. Mai 1629
Friede geschlossen, wodurch Christian Iv. alle seine
Lander zurückbekam, aber die Herzoge von Meyenburg
im Stich ließ.
83. So hatte also der Kaiser auch den zweiten
Act des Krieges glücklich beendet, und es stand bei
ihm, dem langen Elende durch einen billigen Religions-
frieden ein Ende zu machen. Allein dazu fehlte cs ihm
an Duldung und Mäßigung. Von einem Jesuiten
verleitet, machte er ein Restitutionsedict bekannt.
(6. März 1629), das alle seit dem Passauer Ner-
trage eingezogene Stifter den Katholiken zurückgab,
und die Resormirten vom Religionsfrieden ausschloß.
Noch mehr aber als das Edict selbst erbitterte die Art
der Ausführung und die Gewalttätigkeiten der kaiser?
lichcn Truppen, die den katholischen Ländern fast eben
so lastig, als den protestantischen wurden. Die K!a-
gen der Kurfürsten bewirkten Wallensteins Abdankung
Sept. i63o; der Kaiser entließ einen großen Theil sei-
uer Truppen, und verband die übrigen mit dem ligi-
stischen Heere unter Tilly. Indessen eröffnete Gustav
Adolph zur Befreiung der Protestanten den dritten Act
des dreißigjährigen Krieges.
% Nack
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Extrahierte Personennamen: Jndeß Christian_Iv Meyenburg Tilly Gustav
Adolph Gustav
292 Neuere Geschichte.
kielt, und dafür durch eine Geldsumme von Pf.
Neuburg entschädigt wurde.
ii3. Schon in dem Kriege, den Fr. Will?. alö Bun-
desgenosse der Holländer gegen Frankreich führte 1672,
erscheint er als der bedeutendste Reichsfürst. Sein
Hülfsheer bestand aus 20ooo Mann, und er selbst war
Feldherr. Dennoch nbthigte ihn Turenne bald zu dein
Frieden zu Vossen 6. Iun. 167.3, durch Erobe-
rung seiner westfälischen Provinzen. Bald aber nahm
er als Mitglied des deutschen Reiches von neuem An-
tbeil an diesen, Kriege, und Luvwigxlv. empfand
das Gewicht seiner Theilnahiue so, daß er die Schwe-
den zu einem Einfall in Brandenburg bewog, um den
Kurfürsten zur Beobachtung des Vertrages von Vos-
sem zu zwingen i6j4. Man bewundert mit Recht die
Kiugheit und Größe, die der Kurfürst in dieser Lage
zeigte. Erst im Iuuius 1675 brach er aus Franken
nach feinen Staaten auf, übersiel durch Verhumli-
chung seiner Annäherung und Raschheit der Bewegun-
gen die Schweden in Rathenow, und schlug sie bei
Fehrbellin mit der Reuterei 28. Jun. 1676. Durch
diesen herzhaften Angriff wurde die Mark von den
schwedischen Truppen befreit. Fr. Will), verband sich
mit Dänemark, drang in Vorpommern ein, eroberte
Wi lgast und Wollin i6/5, und in den 3 folgenden Feld-
zügen die wichtigsten Platze des Landes, Anklam,
Stettin, Stralsund und Greifswald. Eben so glück-
lich und ruhmvoll trieb er den Angriff der Schweden
auf Preußen im Winter 7678 zurück. Auf Schlitten
legte das Fußvolk den Weg auf dem frischen und kuri-
schen Haf zurück; man erreichte unv schlug die Schwe-
den
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T19: [Wasser Luft Eisen Körper Silber Gold Kupfer Metall Stein Erde]]
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Das deutsche Reich. 26)
Werbung (25. Febr. ,634) den Erzherzog Ferfetiuv d
zum Anführer, Seil, Sieg bei Nördlingen 6. Sept.
i634 brachte die Schweden in Gefahr, zumahl oc,
Sachsen zu Prag nnt dem Kaiser Frieden schloß Mai
Z635 und dle meisten protestantischen Fürsten nach
Luid nach diesem Frieden beitraten. Allem nun nahm
Fraickreich thatigeu Antheil am Kriege, unv Schwede»
führte den letzten Act des .Kriegs (i636—1648 ) den-
tioch glorreich. Das Tressen bei Wittsiock i636 m.t
den Sachsen war der Anfang einer lange», Reihe neuer
Siege.
87» Der von den Jesuiten geleitete, despotische
Ferdinand Ii. starb ,5. Febr. 1637. Kurz vorher
war es ihm dennoch gelungen, seinen Sobn^Ferdi-
1,anb Iii. ( i637— 1667 ) als Kaiser gekrönt zu s-
hen. Nun fing man an Friedenshoffnungen zu schö-
pfen. Allein der Tod des Herzogs Bogislav X ! V,
von Ponimern 10. Marz ,637 eröffnete einen neuen
Kamps, da Schweden das erledigte Land zur künfti-
gen Entschädigung für seine Aufopferungen besetzte.
Auch Frankreich hatte Eroberungsplane, und der Krieg
»uußte sich durch die Theilnahme dieser Macht und durch
seine Verschmelzung mit den» spanisch-niederländischen
Kriege nothwendig verlängern. Die Friedensunter-
Handlungen Zu Hamburg 1636 —1640 hatten keiiren
Erfolg; unter wenig günstigern Aussichten wurde ein
Congreß zu Münster und Osnabrück eröffnet 1645.
Da sich nun auck hier die Unterbandlungen in die-Lange
zogen, so mußten endlich doch die Waffen die Ent-
scheidung geben. Schon 1641 betrat der schwedische
Feldmarschall Torsten so n seine Siegesbahn in Schle-
sien und Mähreu, und streifte 164.3 bis in die Nähe
U'or.
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Extrahierte Personennamen: Ferdinand_Ii Ferdinand Ponimern Kamps
Extrahierte Ortsnamen: Schweden Sachsen Wittsiock Sachsen Frankreich Hamburg
Schweden. 42^
den 5 Mill. bewilligter Subschien dem geldarmen
Schweden sehr zu Hülfe kommen mußten. — Aber
leider wurde der Staat erschöpft durch die Versckwen-
dung und Prachtliebe einer Königin, die zu Regie-
rungssorgen eben so wenig Neigung als Geschicklichkeit
hatte. Ihre schlechte Staatswirtl>schaft stürzte das
Reich in Schulden, u>^) ihre Schenkungen und Veräu-
ßerungen von Krongütern verminderten nicht bloß die
Einkünfte der Kröne, sondern vermehrten auch den
Druck der steuerpflichtigen Stande. Sie wollte vom
Auslände, bewundert werden, und wurde von dem
großern Theil ihrer Nation nicht geliebt. Nur der Adel
galt ihr etwas.sie erwiest daher der Nation eine
Wohltbat, daß sie die Regierung ihrem Vetter, dem
Pfalzgrafen, Karl Gustav (1654 — 1660), über-
gab, der, wenn gleich mehr Krieger und Eroberer, als
Staatsmann, doch die Notwendigkeit der Einziehung
der verschenkten Domänen so richtig einsah, daß er sie
gleich im Anfange seiner Regierung mit Eifer betrieb.
Unter ihm erwachte der Successionskrieg mit Polen
aufs neue, der bisher durch erneuerte Stillstände unter-
krochen war. Karl X. führte ihn mit nocl) großerm
Glück, als Gustav Adolph, aber niit minderer Beson-
nenheit 1655 — 1637. Bald mußte er doch die Er-
fahrung machen, daß ein Land wie Polen schwerer zu
behaupten, als zu erobern ist. Daher war seinem
Kriegsruhm vielleicht kein Umstand günstiger, als daß
Danemark gerade jetzt den Krieg erklarte Inn. i65/.
Plötzlich rückte Karl X. durch Pommern nach Holstein
vor, und noch vor Ende des Jahres waren alle danische
Besitzungen diesseit des Veits, bis auf Glückstadt und
Renosburg, erobert. Die strenge Kälte begünstigte
sogar
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Extrahierte Personennamen: Karl_Gustav_( Karl Gustav Karl_X Karl Gustav_Adolph Gustav Karl_X Karl
- 4^2 Neuere Geschichte.
iegte die Constitution von 1772 zum Grunde, und de-
wittigte nur dem Könige das Recht, einen Krieg anzu-
fangen und überhaupt das R-ich nach seinem
Gutdünken zu regieren. Der Rcichörath wurde
in einen höchsten Gerichtshof verwandelt und völlig
von dcr Regierung ausgeschlossen. Das Recht zu
Reichsbedienungen und Güterbefih wurde ohne Unter-
schied allei: Ständen bewilligt.
260. In dem nun fortgesetzten Kriege mit Ruß-
land erneuerten die Schweden dm Ruhm ihrer alren
Tapferkeit in See- und Landgeftchten. Allein die
Streitkräfte waren zu ungleich, und der günstige Mo-
Nlent war vorüber. Die schwedische Flotte mußte sich
ni;t großem Verlust ans der Bucht von Wiborg durch-
schlagen, und hatte nicht Gustav noch bei Suenske-
sund 9. und 10. Inl. 1790 einen entfcheidendei'. Sieg
erfochten, so würde der Frieden wahrscheinlich nicht
vlme ülusopfernngen gewonnen seyn. So blieben die
(Kränzen unverändert; die vermehrte Reichsschnld
übernahmen die Stande 1792. Bald nachher wurde
der ran lose, talentvolle, aber deni Adel stets verhaßte
Konig von Anker ström auf einem Maskenball tbdt-
lich verwundet id. Marz, und starb l3 Tage nach-
her, nachoem er seinen Bruder, H. Karl von Süder-
niaiinlaud, zum Regenten und Vormund seines da-
mahls ^zührigen Sohnes, Gustav Adolph (1792
—1809; ernannt hatte. Diese vormundschastliche
Regierung dauerte bis 1796. und brachte Gustavk
Manen eas verdiente Opfer. Gustav I V. hatte zwar
fc*n Haß gegen die republikanische Parthei in Frank-
nich von seinem Vater geerbt, aber nicht dessen be-
jonnene Klugheit. Sein System war deu Kräften ici=
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien]]
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Extrahierte Personennamen: Gustav Gustav Karl_von_Süder- Karl Gustav_Adolph_( Gustav Gustavk Gustav_I_V. Gustav