Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
— 88 — 184. u. 185. Eisenhut.
186. Pickelhaube.
Die ersten Schilde waren ein Flechtwerk, mit Tierhäuten überzogen und sehr groß. Man konnte auf ihnen über den Strom schwimmen. Später aus weichem Lindenholz geschnitten. Überzug von geleimter Leinwand oder Leder, mit Wappen geziert. In der Mitte der Außenseite eine Spitze oder Wölbung (Schildbuckel), der eine Höhlung mit der Handhabe auf der Innenseite entsprach. Große Setzschilde von 1,80 m Höhe und 1,20 m Breite in Gebrauch. Die vorderen Reihen konnten sie vor sich, die dahinterstehenden über sich halten (Schildburg). Durch das Schildband auf dem Rücken befestigt.
Auf dem Schilde wurden die Beute und die Toten weggetragen. Der neue König wurde auf den Schild gehoben und dreimal im Kreise des Volkes herumgetragen.
187. Setzschild.
188. Schild, von innen gesehen, mit Schildband.
189. Schild, Seitenansicht mit Schildbuckel.
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
— 80 —
164. Panzermithorn-odermetallplatten.
Die ersten Panzer bestanden wohl aus hörnernen Schuppen, die auf Leder oder Leinwand genäht waren. Später traten an Stelle der Hornplatten mettallene Schuppen: das Schuppenwams.
Wohlhabende Krieger fügten eiserne Ringe (Figur 165,166) zu einem Panzer zusammen und warfen ihn wie ein Hemd über sich. Die Brünne bot jedoch Hals und Nacken, Arm und Brust nicht genügend Schutz. Hals und Nacken suchte
TM Hauptwörter (50): [T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T123: [Haar Mann Kopf Frau Hand Fuß Kleidung Mantel Hut Schuh], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital]]
5
Lose benrenki, söse bluotrenki,
8086 lidirenki:
den zi bena, bluot zi bluoda,
lid zi geliden, söse gelimida sin.
Ob Bein (— Knochen)verrenkmig, ob Blutverrenkung,
Ob Gelenkverrenkung:
Bein zu Beine, Blut zu Blute,
Gelenk zu Gelenken, als ob sie geleimt wären.
3. Aus dem Heliand.
Die Flucht nach Ägypten.
Tho uuard sän aftar thiu uualdandes
godes engil kumen Jösepe te spräcun,
sagde im an suuefne släpandium an naht,
bodo drohtines, that that barn godes
5 sliomöd cuning sökean uuelda,
ähtean is aldres: ‘Nu scaltu ine an Aegypteo
land antlédean endi undar them liudiun uuesan
mid thiu godes barnu endi mid theru gödan thiornan,
uuönon undar themu uuerode, und that thi uuord cume
10 herrón thines, that thu that helage barn eft
te thesum landscepi ledian mötis
drohtin thinen.’ Thö son them dröma anspranc
Joseph an is gestseli, endi that godes gibod
Sän autkenda : ginnet im an than sid thanen
Da kam bald nachher des waltenden
Gottes Engel dem Joseph zum Gespräch,
sagte ihm im Schlummer, dem Schlafenden in der Nacht,
der Bote des Herrn, daß das Kind Gottes
5 der arggesinnte König suchen wollte,
trachten nach seinem Leben: „Nun sollst du ihn in der Ägypter
Land entführen und unter den Lenten sein
mit dem Gotteskinde und mit der guten Magd,
wohnen unter dem Volke, bis daß dir Wort komme
10 deines Gebieters, daß du das heilige Kind wieder
zu dieser Landschaft leiten darfst,
deinen Herrn." Da von dem Traum aufsprang
Joseph in seinem Gastsaal und Gottes Gebot
sogleich erkannte, ging (sich) auf den Weg von dannen
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]
TM Hauptwörter (100): [T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T26: [Gott Christus Christ Volk Herr Jahr Kirche Land Zeit Jude], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume]]
TM Hauptwörter (200): [T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch], T167: [Fest Tag Kirche Jerusalem Spiel Stadt Hofer Volk Jahr Zeit], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T26: [Kaiser Luther Papst König Wort Gott Tag Sache Fürst Schrift]]
Extrahierte Personennamen: Joseph Joseph_zum_Gespräch Joseph
282
auf dessen linker Kante Laokoon niedergesunken ist und festgehalten wird,
nachdem während der Darbringung des Opfers Vater und Söhne von
den Plötzlich herbeieilenden Schlangen überrascht worden waren. In der
Wahl des blitzartigen Moments und in der Vergänglichkeit des Vorgangs
ist ein wesentliches künstlerisches Verdienst der Gruppe begründet; be-
wundernswert sind die bei richtiger Ergänzung der fehlenden Teile noch
wirksamere Geschlossenheit der Gruppe und der Aufbau zu einem schiefen
Dreieck, welches die mächtige Gestalt des Vaters durchschneidet, ferner
die äußerst einfache, auf einen Blick zu überschauende, von jeder Über-
ladung mit Details freie Komposition, der innerhalb der Gebundenheit
dargestellte lebhafte Kontrast in Stellung und Bewegung der Figuren und
die trotz scheinbarer Regelmäßigkeit des Ganzen im einzelnen vorherr-
schende Mannigfaltigkeit der Motive, endlich die Abstufung der Gefahr
und der Wechsel in dem Ausdruck der Gefühle. Durch die fast gänzliche
Abstreifung der Gewandung haben die Künstler ihre durch genaueste ana-
tomische Kenntnis des menschlichen Körpers erreichte Virtuosität in der
Behandlung des Nackten absichtlich zur Geltung gebracht; vermutlich
haben die Bildhauer dieser Epoche von der damals namentlich in Alexandria
mächtig aufblühenden medizinischen Wissenschaft eingehend Kenntnis ge-
nommen und für die Technik großen Gewinn daraus gezogen. Jenen
großen Vorzügen gegenüber wird man einzelne Unrichtigkeiten in den
Proportionen, wie die übertriebene Länge des linken Beines des Vaters
und die Verkürzung des linken Unterschenkels am älteren Sohn, mehr
als den Ausfluß einer mit Michelangelo vergleichbaren, über Kleinigkeiten
sich hinwegsetzenden künstlerischen Genialität betrachten, als einen das
Auge wirklich störenden Fehler darin finden; inbesondere ist die Kleinheit
der Knabengestalten im Verhältnis zu dem mächtigen Körper des Vaters
das Ergebnis wohlerwogener Berechnung, welche Laokoon als die Haupt-
person der Gruppe hervortreten zu lassen bezweckt hat. Die Bewunderung
des Gesamtwertes wird gesteigert durch die Betrachtung der einzelnen
Figuren. Die ganze Bewegung des überaus kräftig gebildeten, in reifem
Mannesalter gedachten Vaters ist veranlaßt durch den plötzlichen Biß der
Schlange. Laokoon, der mit dem ganzen Aufgebot der Kraft seiner starken
Arme Angriff und Umschlingung abzuwehren sucht, zieht unwillkürlich die
linke Seite und den Unterleib ein, preßt Brustkasten und Rippen fast
übertrieben heraus, wirft den Kopf weit zurück, um seinem maßlosen
Schmerze in einem aus dem Innersten tief ausgeholten Seufzer, den
man aus dem lebensvollen Marmor beinahe zu vernehmen glaubt, Luft
zu machen. Der Schmerz prägt sich auf dem in allen seinen Flüchen
durchfurchten Gesichte, sowie in dem wirr bewegten Kopf- und Barthaar
aus, sammelt sich aber in den verzogenen, nach aufwärts wie nach höherer
Hülfe gerichteten Augen. So wird trotz des Mitleid weckenden Jammers
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
TM Hauptwörter (100): [T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T82: [Hand Pferd Schwert Fuß Schild Kopf Waffe Lanze Ritter Mann], T42: [Körper Wasser Luft Blut Mensch Pflanze Haut Tier Speise Stoff]]
TM Hauptwörter (200): [T136: [Leben Mensch Geist Natur Zeit Volk Welt Kunst Sinn Wesen], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T115: [Tempel Stadt Rom Zeit Athen Pyramide Bau Ruine Denkmal Säule], T116: [Vater Kind Mutter Sohn Bruder Herr Mann Auge Frau Hand], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]
Frankreich. sz?
f,mq einc^ von dem Könige abhangigen Ausschuß
ses der Stünde (Versamnilnng der Notable n),
statt der großen Reichs - Versammlungeii;
Z. durch vollige Abhängigkeit aller militärischen
Macht von der Krone, da die Vasallen, statt der
Lehndienste, Steuern zur Unterhaltung der vom
Könige geworbenen Truppen beitragen mußten.
Damit indeß Die königl. Macht nicht ganz will-
kübrlich wurde, strebte das pariser Parlanunt,
obwohl ein bloßer Gerichtshof, nach Einfluß ans
die Gesetzgebung. Ohne daß etwas darüber ge-
setzmäßig bestimmt wurde, fing man an das Pars
lament als eine Repräsentation der Nation zu be-
trachten, wozu die seit Karl Vi. aufgekommene
Sitte, königlich? Verordnungen ^in oie Register
oder Vücber des Parlaments eintragen zu lassen,
die natürliche Veraiilüssung wurde. Die Konige
fanden rathsam, das Parlament zu schonen; und
das Parlament ging ebenfalls belmtsam zuwerle^
und sah sich nur als Aufbewahrcr und Beschützer
der Gesetze an.
44„ Nach Franz I. zog sich Frankreich von dem
großen Schauplatz der europäischen Staatshandel auf
sich selbst zurück, mit Unterdrückung seiner Protestan-
ten beschäftigt. Schon unter Franz fand die Reforma-
tion in Frankreich Eingang, besonders weiterhin die
Calvinisten (Hugenotten), die aber mit Harte ver-
folgt wurden. In demselben Geist handelte Hein?
«ich Ii. (1547 — i55y), seine Gemahlin Katha-
rinavon Medicis, und seine 3 Söhne und Nach-
folger, Franz Ii. (f i56o). Karl Ix. <f 1374)
«und Heinrich Iii. (*]- i58g), auf deren Regierung
die herrschsüchtige, eifrig katholische Konigin Mutter
den größten Einfluß hatte. Bald aber diente die Re-
Ijgio» den verschiedenen Hofpartheien Vorwande,
Absich-
TM Hauptwörter (50): [T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T31: [König Ludwig Karl Sohn Maria Frankreich Kaiser Tod England Philipp], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T41: [Staat Recht Volk Adel König Land Verfassung Gesetz Stand Verwaltung], T20: [König Sohn Maria Heinrich Tochter Karl Herzog England Haus Gemahlin], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann]]
TM Hauptwörter (200): [T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung], T16: [König Heinrich Karl Frankreich Neapel Sohn England Philipp Herzog Bruder], T182: [Krieg Jahr Zeit Land Deutschland Regierung Frankreich Volk Folge Revolution], T132: [König Karl Italien Otto Kaiser Papst Reich Sohn Rom Jahr], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut]]
Extrahierte Personennamen: Karl_Vi Karl Franz_I. Franz Franz Franz_Ii Franz Karl_Ix Karl Heinrich_Iii Heinrich
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Frankreich
Iii. Die heimatliche Flur im Jahreslaufe.
171
bald weißlich, bald bläulich schillert und wie ein Pelz behaart ist. Wenn
er anfängt, ein halbes Meter unter der Erde zu arbeiten, hält er sich
an einem Orte mit seinen Schaufelhänden fest, bohrt seine rüsselartige
Schnauze in den lockeren Boden, zerscharrt dann mit den Grabfüßen
die Erde und wirft sie mit außerordentlicher Schnelligkeit hinter sich.
Wenn er nun in diesem seinem Schachte arbeitet, so fallen nicht selten
Sandkörner, Bodenstücke von der Decke des Ganges herunter, aber das
erschreckt ihn nicht. Seine kleinen schwarzen Augen, die er selten braucht,
sind geschützt und liegen unter dem Pelze verborgen. Auch die Ohren
— Ohrmuscheln hat er gar nicht — sind gut verwahrt; aber er hat
dennoch ein sehr scharfes Gehör. Er hört die leiseste Erderschütterung,
und jeden verdächtigen Ton vernimmt er und macht sich schnell davon.
Sein ganzes Bergwerk legt er wohl ein Meter tief unter der
Erde an. Die vielen Gänge und Röhren, welche zu seiner Wohnung
führen, sind gleichsam die Stollen seines Bergwerkes; er benutzt sie,
wenn er auf die Jagd geht, und er geht sehr fleißig auf Raub der
unter der Erde befindlichen Tiere aus; denn er hat immer Hunger.
Seine eigentliche Behausung zeichnet sich durch einen gewölbten Erd-
haufen von auffallender Größe aus. Dort hat er im Innern seine
Kammer angelegt, die er zum Lager auspolstert mit weichen Blättern
von Gräsern, jungen Getreidepflänzchen, Laub, Moos, Stroh oder zarten
Wurzeln, welche Dinge er sich größtenteils von der Oberfläche der Erde
holt. Um diese kesselförmige Wohnung, wo er sich sicher dem Schlafe
und der Ruhe hingeben kann, führen zwei Rundgänge, die miteinander
verbunden sind. Die weiteren Gänge oder Laufröhren sind nicht selten
über 30 Meter lang, und wehe, wenn ihm beim Herumspazieren in
denselben ein Mäuschen begegnet, es wird sofort verspeist. Seine
Nahrung, die er reichlich braucht, besteht aus lauter Tieren; Pflanzen
frißt er nicht, und man hat in dem Magen des toten Maulwurfs nie
Wurzelfasern, aber immer Häute von Engerlingen, Regenwürmern und
anderem Ungeziefer gefunden. Auch einen Frosch zieht er nicht selten
an den Beinen zu sich, schlachtet ihn und verzehrt ihn mit Genuß. Der
Naturforscher Lenz fing einen Maulwurf und tat ihn in ein Kistchen
hinein. Schon nach einer Stunde fraß er Schnecken, Käfer, Maden,
Raupen, Regenwürmer, Fleisch von Vögeln und Säugetieren; auch mit
einer Blindschleiche wurde er bald fertig.
Der Maulwurf braucht viel Wasser, er sammelt es sich in senk-
rechten Röhren, oder er gräbt sich einen Schacht nach einem nahen Bache.
An Feinden fehlt es leider dem kleinen Bergmanne nicht. Der
Iltis, das Wiesel, die Eulen, die Falken, der Bussard, die Raben und
der Storch lauern ihm auf und töten ihn, auch die Pinscher machen
sich ein Vergnügen daraus, ihn mit einem plötzlichen Wurfe aus der
Iii. Die heimatliche Flur im Jahreslaufe.
173
Burg und putzt sich mit den Pfoten den Tau vom Barte ab. Da
springt ihm der Iltis von hinten auf das Genick, und ehe der
Erschreckte noch Zeit hat, sich mit den kräftigen Zähnen zu
wehren, sind ihm schon die Halsadern zerbissen, und er verblutet.
„Die Mahlzeit ist schon besser,“ denkt der Mörder, „das Beste
ist aber das weiche Nest; es gibt ein hübsches Sommerquartier
und während des hellen Tages eine sichere Schlafstelle.
Die Mordlusf treibt den Iltis weiter. Ein Aal ist ans Land
spaziert und macht einen Gang nach dem Erbsenfelde; er will
nach der Fischmahlzeit jetzt etwas Grünes genießen. Plötzlich
sitzen ihm die scharfen Zähne des Iltis im Fleische. Es gibt einen
wilden Kampf; denn der Aal ist ein kräftiger Gegner. Aber der
Iltis faßt den glatten Gesellen so, daß dieser sein Gebiß gar nicht
gebrauchen kann. Trotz allen Sträubens und Windens zerbeißt er
ihm den Schädel und schleppt ihn dann in die Vorratskammer
des Hamsters.
Wenige Minuten später ist er schon wieder auf der Jagd.
Diesmal hat er Spuren von Rebhühnern entdeckt, und er verfolgt
sie leise und vorsichtig wie ein Spürhund. Dort hinter dem Klee
hat die alte Henne ihr Nest; sie sitzt auf den Eiern. Der Iltis
faßt und tötet sie im Augenblick. Er nimmt nur das Leckerste,
das Blut und das Hirn, und schleppt dann das Rebhuhn nach
Hause. Dann kehrt er zurück und holt auch die Eier, eins nach
dem andern; geschickt drückt er sie mit dem Kinn gegen die
Brust und trägt sie in seinen Schlupfwinkel, ohne eins zu zer-
brechen. Hindert ihn morgen etwa schlechtes Wetter am Ausgehen,
so öffnet er sie vorsichtig mit den Zähnen und leckt sie aus.
Kein Tier des Feldes ist vor dem Iltis sicher. Er würgt
Wachteln, Lerchen, Hasen und Kaninchen. Nur Maulwürfe und
Spitzmäuse frißt er nicht; doch hindert ihn das nicht, sie zu
morden. Wehe dem Taubenschlage, in welchen der Iltis gelangen
kann! Wären hundert Tauben darin, er mordete sie in einer
einzigen Nacht. Und ein kleines Loch schon genügt, ihn einzu-
lassen. Wo er seinen Kopf durchstecken kann, schlüpft auch der
übrige Körper leicht nach.
Wegen seiner Räubereien ist jedermann dem Iltis bitter
feind. Man tötet ihn, wo man seiner habhaft werden kann. Nur
ist das gar nicht so leicht. Denn er kommt nur bei Nacht zum
Vorschein und sieht dann besser als seine Verfolger. Auch weiß
er schlau genug die Fallen und Fußeisen zu umgehen, die man
ihm in den Weg legt. Am leichtesten gerät er hinein, wenn man
ihm ein Ei oder einen gebratenen Fisch als Lockspeise legt.
Das Fleisch des schlimmen Kunden mag selbst ein Hund
nicht fressen. Der braunschwarze Pelz aber mit dem weichen,
TM Hauptwörter (50): [T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T16: [Auge Kopf Körper Hand Haar Fuß Gesicht Blut Haut Brust]]
Iii. Die heimatliche Flur im Jahreslaufe.
1)7
künstlich aus Wachs geformt haben. Jede Zelle ist sechsseitig und steht
senkrecht. Eine Menge solcher Zellen mit Honig nennt man eine Wabe.
Zwischen den Waben oder Kuchen lassen sie freie Gange, daß sie von
einem Orte zum andern leicht kommen und bald die Magazine und
Vorratszimmer, bald die Paläste für die Vornehmen erreichen können."
Knabe: „Das könnte man ja eine kleine Fabrikstadt nennen mit
Häusern und Straßen."
Onkel: „Und in jeder solcher Bienenstadt wohnt eine Königin mit
ihren Prinzessinnen. Schaut her! Hier läuft eine im Stocke herum, die
hat einen sehr schlanken Leib, kurze Flügel und keine Schaufel und
Haarbürste. Das ist eine solche Königin. Sie wird von ihrem Volke
außerordentlich geachtet. Sie bieten ihr Honig an, sie wärmen sie, stäuben
sie ab, wenn sie unrein ist, und tun ihr zuliebe, was sie nur können.
Sehen wir nun, was unsre Königin in ihrer Residenz anfängt. Sie
schaut sich sorgsam in den Zellen um, als wollte sie prüfen, ob darin
alles fein säuberlich in Ordnung ist. Nun kriecht sie hinein. Sie legt
Eier in die Zelle, und zwar an einem Tage wohl über tausend Stück.
Aus jedem Ei kommt eine Larve, die ist mit einem Brei umgeben, damit
sie sich eine Zeit lang nähren kann. Nachdem die Larve in eine Puppe
sich verwandelt hat, bildet sich in dieser Puppe ein junges Bienchen,
welches nach zehn Tagen durch die Hülle sich durchbeißt."
Kinder: „Vertragen sich denn die Bienen oder zanken sie sich wie
andere Tiere?"
Onkel: „Die Bienen, welche viel zu tun haben und fleißig neben-
einander arbeiten, sind friedlich und verträglich. Das ist ja auch in eurer
Schule so, die fleißigen Kinder sind in der Regel keine Zänker. Aber
betrachtet einmal die Biene, welche hier am Rande herumläuft! Sie ist
größer als die Arbeitsbiene und gehört zu den Männchen oder Drohnen.
Diese haben keinen Stachel, doch ragen ihre Flügel über den Leib
hinaus. Die kümmern sich um gar nichts und sind arge Faulenzer. Das
gefällt den übrigen tätigen Fabrikarbeitern gar nicht, und wenn der
Winter kommt, werfen sie die Müßiggänger aus der Fabrik hinaus.
Diese lassen sich das freilich nicht gutwillig gefallen, und so kommt es
oft zu förmlichen Kämpfen, die man Drohnenschlachten nennt.
Wenn sich zu viel Bienen in einem Stocke befinden, dann fehlt
es natürlich an Platz; dann muß ein Teil weichen. Es stellt sich in
der Regel eine Königin an die Spitze der Auswanderer, die sich anderswo
anbauen. Zwei Königinnen vertragen sich nicht in einem Stocke; eine
muß weichen. Man sagt, wenn eine solche Auswanderung eintritt: Die
Bienen schwärmen."
Kinder: „Wenn sie nun nicht ein neues Bienenhaus für ihre Arbeit
finden, was machen sie da?"
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T84: [Körper Kopf Tier Fuß Bein Insekt Eier Zahn Nahrung Haut], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann]]
Iii. Die heimatliche Flur im Jahreslaufe.
139
oft er es schon versucht hat. Endlich! Sieh, da kommen seine eigent-
lichen Flügel hervor! Das sind feine Häutchen, wie bei einer Fliege,
aber größer. Er kann sie nicht gleich in Ordnung bringen; doch jetzt
ist's gut, hin fliegt er; hör' nur, wie er summt!
Aber wo bleibt er denn? Ah, dort fliegt er ins frische Eichen-
laub. Da setzt er sich auf ein Blatt, das ist sein Eßtisch, und das
Blatt über ihm ist sein Sonnenschirm. Was wird ihm denn aufgetragen?
Nichts, gar nichts; er verzehrt den Eßtisch selber. Ein Blättlein und
noch eins könnte man ihm schon gönnen; aber wo so viel tausend Mai-
käfer zehren, da werden die armen Bäume doch schier so ausgeplündert,
daß es ein Jammer ist, sie anzusehen.
Besonders an schönen, warmen Abenden fliegen die Maikäfer leb-
haft umher, um Nahrung zu suchen, und erst in später Nacht begeben
sie sich zur Ruhe. Am frühen Morgen sowie an rauhen Tagen fliegen
sie nicht; dann hangen sie mit angezogenen Beinen lose an den Pflaumen-
und den Kirschbäumen unserer Gärten oder an den Eichen, Roßkastanien
und andern Bäumen. Zum Glück kommen die Sperlinge den Bäumen
zu Hilfe und stechen und spießen unter den Räubern herum, daß ihnen
Hören und Sehen vergeht; die Hühner aber können's noch besser. Auch
den Fledermäusen sind die Maikäfer, wenn sie abends umherschweifen,
fette Leckerbissen.
Gibt es aber ein paar frostige Nächte oder kalte Regenschauer, so
werden die Maikäfer steif und starr und fallen zu Tausenden aus die
Erde und sterben wohl gar vor Kälte. Der Landmann und der Gärtner
haben darüber herzliche Freude. Sie sammeln von diesen schädlichen
Tieren so viele, als sie nur finden können, und schütteln sie frühmorgens,
wenn sie noch halb erstarrt sind, von den Zweigen der Bäume. Läßt
man die Maikäfer ruhig das Laub abfressen, so ist an eine Obsternte nicht
zu denken. Die Bäume müssen dann alle ihre Kräfte verwenden, um neue
Blätter hervorzubringen, ohne welche sie im Sommer nicht bestehen können.
2.
Da du die Maikäfer nur im Mai siehst, könntest du leicht glauben,
ihr Leben währt nur einen Monat. O nein, bereits vor drei Jahren
lebten die Tierchen, die du jetzt fliegen siehst! Damals schlüpften sie
aus den weißen Eierlein, welche die Maikäferweibchen in das lockere
Erdreich gelegt hatten, aber nicht als Käfer, sondern als Tierchen, die
weißen Raupen gleichen. Diese Larven, auch Engerlinge genannt, ließen
es sich in ihrem dunkeln Gefängnis unter der Erde ganz wohl sein.
Mit ihren kräftigen Kinnbacken zerfraßen sie alle Wurzeln, die sie fanden,
von den feinen Fasern des Getreides, Kohls oder Salats bis zu den
starken Wurzeln der Bäume.
140
Iii. Tie heimatliche Flur im Jahreslaufe.
Solche zerstörende Arbeit treibt der Engerling drei volle Jahre
lang und gönnt sich dazwischen auch mehrmals einen tüchtigen Winter-
schlaf zur Erholung. Wie zürnt der Landmann dem gefräßigen, dreisten
Burschen, der ihm so viel Schaden an seinen Pflanzen anrichtet! Es
ist noch ein Glück, daß die Maulwürfe, Mäuse und Raben so viele
Engerlinge herausgraben und verzehren! Wenn der Landmann pflügt,
so kommen mit der emporgehobenen Erde oft ihrer gar viele an das
Tageslicht, und manchmal läßt er die bösen Gesellen einsammeln und
töten, damit sie nicht wieder in den Erdboden zurückkehren. Häufig sieht
man auch die Saatkrähen dem Pfluge folgen und sich ihr gutes Teil
von der leckeren Speise nehmen.
3.
So gehen drei Jahre hin. Dem Engerling ist während dieser
Zeit mehrmals unter seinem alten Kleide ein neues gewachsen. Da platzt
denn ganz von selbst das alte Wams, und der Engerling schlüpft in
seinem neuen Röcklein heraus. Gegen Ende des letzten Sommers aber,
den er in der Erde zubringen muß, bohrt er sich tiefer in diese hinein
und hört nun auf zu fressen. Er kleistert um sich herum einen kleinen
Ball von Erde zusammen; darin schläft und schläft er bis zum Herbste.
Dann kommt er wieder aus seinem Bette hervor. O, wenn der einen
Spiegel hätte, der würde sich die Augen reiben und gucken und würde
denken: „Bin ich's, oder bin ich's nicht?" Denn ein kriechender Wurm
ist er nicht mehr. Mit seinen sechs Füßen kann er jetzt tüchtig mar-
schieren; auch trügt er keinen weißen Rock mehr; überhaupt: der Käfer
ist fertig. Aber der Küfer ist gescheit und bleibt tief unter der Erde;
denn wenn er herauskäme, möchte er oben keine warme Stube haben
und erfrieren. Darum bleibt er unten, und wenn der Schnee über
seinem Kopfe knirscht, dann freut er sich, daß er so warm sitzt.
Wenn aber im Frühjahr die Sonne anklopft und spricht: „Erde,
tue dich auf!" und „Legt euer grünes Festkleid an, ihr Bäume!" dann
denkt er: „Nun ist's Zeit." Er bohrt sich ein rundes Loch, immer höher
herauf, bis er oben ist. Wenn's noch Tag ist, wartet er fein; denn es
ist ihm zu hell, und seine Augen sind es noch nicht gewohnt. Aber am
?lbend schlüpft er hervor und versucht geschwind, ob man in den schattigen
Bäumen nicht noch besser sitzen kann als in der dunkeln Erde.
Nach E. Quietmeyer.
116. Sehet die Lilien.
1. Du schöne Lilie auf dem Feld',
Wer hat in solcher Pracht
Dich vor die Augen mir gestellt,
Wer dich so schön gemacht?
2. Wie trägst du ein so weißes Kleid,
Mit goldnem Staub besät,
Daß Salomonis Herrlichkeit
Vor deiner nicht besteht!
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand]]