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Napoleon übertrug es als Großherzogtum Berg seinem Schwager Murat. Dieser wohnte gewöhnlich im Schlosse zu Benrath. An Sonn- und Festtagen ritt er in prunkvollem Gewände zur Stadt, um dem Gottesdienste in der Hofkirche beizuwohnen. Als tüchtiger Reüer legte er den Weg von Benrath bis Düsseldorf in einer Viertelstunde zurück, sein Gefolge weit hinter sich lassend. Unter seiner Regierung wurde eifrig an der weiteren Abtragung der Wälle und Mauern gearbeitet. Es entstanden die Breite und die Elberfelder Straße sowie die ersten Bauten an der Lindenallee, damals boule-vard Napoleon genannt.
Berg unter Napoleonischer Verwaltung. Murat regierte nur bis zuin Jahre 1808 in Berg. Auch als Herrscher dieses Landes nahm er an den Kriegszügen fernes mächtigen Schwagers teil. Nachdem er im Jahre 1808 zum Könige von Neapel ernannt worden war, übernahm zunächst Napoleon selbst die Regierung des Großherzogtums, verlieh es jedoch wenige Monate später seinem fünfjährigen Neffen, einem älteren Bruder Napoleons Iii. Dieser neue Herrscher hat sein Land nie betreten. Statt seiner regierte in Düsseldorf der Statthalter Graf Be uguot. Mehr noch als unter Murat wurden nun die Geschicke des Laudes in Wirklichkeit von Napoleon selbst geleitet. Sein Wille wurde Gesetz im Bergischen Lande. Ein frischer Zug kam in die Verwaltung. Das ganze Gebiet wurde ucich französischem Vorbilde eingeteilt und verwaltet. Unsere noch jetzt bestehende rheinische Städteordnung mit der Bürgermeister-Verfassung (ohne Magistrat) stammt aus dieser Zeit. Unter dem Namen co<le Napoleon wurde das französische Recht bei uns eingeführt, für die damalige Rechtsprechung ein großer Fortschritt. Es blieb auch hier zu Lande in Kraft bis 1900, wo das Bürgerliche Gesetzbuch die deutschen Stämme auch aus dem Gebiete der Rechtsprechung einte. Mit der Einführung des französischen Gesetzbuches war eine Umgestaltung und Vermehrung der Gerichte verbunden. Jeder bedeutendere Ort erhielt ein Amtsgericht; Städte wie Elberfeld und Essen ein Landgericht, Dusteldors aber außer den genannten Gerichten ein Cberlcindesgericht, das 1815 nach Eöln verlegt nntrde.
^ Von der Hauptstadt Spaniens aus verfügte der mächtige Franzosenkaiser 1808 die Aufhebung der Leibeigenschaft im Großherzog-tum. Im nächsten Jahre erfolgte die Abschaffung des Lehnswesens und aller Standesvorrechte im Bürger- und Bauernstande. Dies war die Befreiung des Volkes aus drückenden Verhältnissen, wie sie in Preußen Napoleons größter Gegner, der Ministerpräsident Freiherr vomstein, durchführte und dadurch fein Volk für die Freiheitskämpfe erzog.
Um den Handel zu fördern, wurde ein größerer Hafen nördlich der Kunstakademie angelegt. Zu den gewaltigen Erdarbeiten verwandte man französische Galeerensträflinge, die mit den ausgegrabenen Erdma^en den Napoleons- und den Änanasberg anschütteten.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleon Napoleons Napoleon Napoleon Napoleons
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betrachtet. Ihre eigene Macht wird dadurch noch größer, daß sie dicht beieinander wohnen.
Nun steigern aber noch zwei Umstände ihre Macht.
Die Ungarn standen für sich allein; die Tschechen aber fanden und finden Unterstützung, teils bei den russischen Slaven, die sie als die Vorposten gegen den gehaßten deutschen Feind betrachten, teils auch seltsamerweise bei dem überreichen, deutschen Adel, der in Böhmen die eigene Nation bekämpft. An der Spitze stehen die Schwarzenberg, die 3 % des böhmischen Bodens besitzen; dazu kommen die Taxis, die Grafen Harrach, Schönborn, Clam-Martinitz, Thun-Tetschen und wie sie alle heißen.
Sind da die Ansprüche der Tschechen so unbegreiflich?
Die Tschechen weisen aber, abgesehen von ihrer großen Zahl (sechs Millionen), noch auf mancherlei für ihre Forderungen hin. Sie berufen sich ebenso, wie die Ungarn, auf ihre große Vergangenheit. Schon 1409 entschied das Kuttenberger Dekret Wenzels, daß die Tschechen das Uebergewicht haben sollten. Daraufhin konnten sie damals die deutschen Studenten zur Auswanderung nach Leipzig zwingen. Die folgenden husitischen Kämpfe und der 30jährige Krieg haben dann freilich gewaltsam manche Verhältnisse geändert, aber die glänzende Darstellung ihrer Geschichte (Palacky, Gindely) und eine rührige Agitation haben ihnen doch das alte Vertrauen zurückgegeben, und mit größter Leidenschaft kämpfen sie heute in dem gemischten Lande für ihre Nationalität; auch bekräftigen sie ihre Ueberzeugung durch namhafte Opfer. So brachten sie für die tschechische Volksschule in einem Jahre 701 757 Kronen auf, denen nur 78 783 Kronen von seiten der Deutschen gegenüberstehen. Auch ihre höheren Schulen mehrten sie fleißig, und 1882 erreichten sie sogar, daß die bis dahin deutsche Universität Prag ihnen zur Hälfte wieder eingeräumt werden mußte.
Durch ihr leidenschaftliches Fordern haben die Tschechen • es erreicht, daß sie, obschon die Deutschen von der Steuerleistung Böhmens 65 °/o aufbringen, doch weitaus die meisten Beamtenstellen ihren Landsleuten zuwenden konnten, ja, daß sogar der Staat, der doch die Unterdrückten schützen will, von 213 Beamtenstellen nur 54 den Deutschen zugewendet hat.
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gemacht, den 100 Geschütze der Garde mit dem so gefürchteten Kartätschenfeuer unterstützten. Der Stoß galt Güldengossa und sollte die feindlichen Linien durchbrechen. Und der Angriff würde schließlich geglückt sein, wenn Blücher nicht so energisch Möckern hätte stürmen lassen und dadurch den Abzug des Marmontschen Korps, das Napoleon so dringend zur Vollendung seiner Erfolge verlangte, unmöglich gemacht hätte. So war das Ergebnis des 16., daß erstens die schlesische Armee bis dicht an Leipzig kam, und zweitens Napoleon bei Güldengossa nicht gewann. Und damit war, da am 17. stündlich neue Truppen, namentlich Bennigsen und auch der immer zögernde Bernadotte erschienen und den Kreis im Osten und Nordosten schlossen, gegen Napoleon die Sache eigentlich entschieden. Die Bedenken des Kronprinzen von Schweden, der immer noch \ orwände gefunden sich zurückzuhalten, hatte Blücher selbstlos damit entkräftet, daß er von seinen drei Korps eines ihm abgetreten. Durch die allseitige Umschließung aber war die Lage Napoleons allmählich fast dieselbe geworden, wie später die seines Neffen bei Sedan. Das Uebergewicht in der Zahl (290 000 Verbündete, 190 000 Franzosen) war zweifellos vorhanden, die Einkreisung vollständig. Da geschieht durch Schwarzenberg das Gegenteil von dem, was Moltke 1870 wagte. Er ruft Gyulai am 17./10. von Lindenau fort und macht damit die Straße nach Westen offen, denn — „dem fliehenden Feinde soll man goldene Brücken bauen“! Man fürchtete sich wohl vor den Gewaltangriffen, die bei Austerlitz so wirksam gewesen und auch noch am 16. Oktober bei Güldengossa so erschütternd gewirkt. Und zweifellos hätte ein Verzweiflungskampf des großen Kaisers auch jetzt manche Verluste gebracht, schwerlich aber so viel, wie der ganze nachfolgende Feldzug des Jahres 1814 noch kosten sollte.
Die Kämpfe am 18. drehen sich in erster Linie um Probstheida, wo sich Napoleon auf hielt und eine stark befestigte Stellung hatte. Als aber das Eingreifen der Nordarmee sich stärker geltend machte, als Bülow Paunsdorf stürmte und dann die Sachsen und Württemberger übergingen und als Langeron Schönfeld nahm und Napoleons linke Seite immer mehr nach Leipzig hin eingedrückt wurde, da mußte der Kaiser sich endlich doch entschließen, auch diese Entscheidungsschlacht aufzugeben. Er befahl den allgemeinen Rückzug und entwich über
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Güldengossa Napoleon Napoleons Schwarzenberg Gyulai Napoleon Bülow_Paunsdorf Langeron_Schönfeld Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Schweden Napoleons Sedan Güldengossa Sachsen Napoleons Leipzig
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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halten möchten und kam dabei auf diejenigen Einrichtungen, in denen auch der moderne Staat das Allerwesentlichste der Einheit sieht: Einheit im Kriegswesen, im Recht, in den Finanzen und im Verkehrswesen. Auch sollte das Volk in irgend einer Art an der Regierung beteiligt werden. Dazu verständigte man sich 1495 in Worms.
Zunächst bestimmte man, daß zur Sicherung von Ordnung und Verkehr ein ewiger Landfriede walten solle. Ferner solle eine oberste Rechtsinstanz eingesetzt werden. Für die Unkosten wollte man Matrikularbeiträge erheben. Für die Besoldung der Reichsrichter sollten „die Kammerzieler“ dienen, eine Bezeichnung, die aus den Fälligkeitsterminen für die Kosten des Kammergerichts stammt. Für das Reichsheer aber waren die Römermonate bestimmt, die mit ihrem Namen an die alten Romlahrten erinnerten, zu denen ja die Vasallen verpflichtet waren. Zur Sicherung der Ausführung sollte das Reich in zehn Kreise geteilt werden, in denen der Kreisoberste mit den Ständen die nötigen Beschlüsse faßte.
Das waren gutgemeinte Beschlüsse. Da es aber an jeder Macht der Durchsetzung fehlte, wirkten sie vielfach mehr hemmend als wie verbindend. Die Aussichten auf Steuern und '\ eipflichtungen hatten schon damals nichts Verlockendes, und manche, wie die Schweizer, lösten darum noch mehr die Beziehungen zum Reiche.
Und zu all den trennenden Umständen kam nun noch das Schlimmste, die konfessionelle Spaltung. Mögen die Freunde der Reformation ihren Segen auch noch so hoch einschätzen und mögen auch ihre Gegner ihre guten Anregungen jetzt allgemeiner zugeben, so war ihre Wirkung für das Einigungs-bestieben im \olke doch so nachteilig wie möglich. Das deutsche \ olk hätte auch politisch von dieser gewaltigen Bewegung den größten "\ orteil gehabt, wenn sie allgemein durchgedrungen und das ganze Volk erfaßt hätte. Jetzt aber, da die einen übertraten, die ändern nicht, brachte sie die furchtbarste Spaltung, und mehr noch, sie weckte die heftigsten Leidenschaften und erzeugte die entsetzlichsten Kämpfe.
Ihre letzte Folge war der 80 jährige Krieg, der mit seinen umfassenden Verheerungen zu der Entfremdung die Erschöpfung brachte. Das entscheidende Wort beim Friedensschluß in Münster
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Kurfürsten und sollte ein Mittelpunkt für die besten nationalen und geistigen Bestrebungen in den weltbürgerlich angehauchten, westlichen Landen werden. Wie kleinlich erschienen diesem geistigen Mittelpunkte gegenüber die Universitäten, die früher hier die Erziehung vollendeten, Duisburg und Düsseldorf, Köln und Bonn! Auch andere Hochschulen wurden geplant. Eine technische Hochschule wurde allerdings erst viel später in Aachen eingerichtet, aber Düsseldorf, das seine weltberühmte Bildergalerie verloren hatte, bekam doch jetzt schon zur Entschädigung eine bald zu hohem Ansehn gelangende Malerei-Akademie. (1819.) Auch manche verwandte Kunst sollte sich hier in Anlehnung an diese Pflege des Schönen entwickeln. Denn Musik, Schauspielkunst, Poesie u. a. fanden hier glückliche Vertreter. (Mendelssohn, Immermann, R. Reinick usw.)
In viel größerem Umfange erfolgte natürlich die Begründung der sogenannten höheren Schulen. Die Provinzialschulkollegien wurden 1825 eingerichtet. Als dann 1832 die Abiturientenprüfungen*) geregelt wurden, war die Zahl der Gymnasien durch den Zuwachs der 70 neuen Anstalten, namentlich am Rhein und im Osten, bereits auf 110 gestiegen. (85 ev., 21 kath., 4 sim.) Neben diesen gelehrten Schulen forderte man aber auch die Einrichtung von Bürger- oder Realschulen. Und das mit vollem Recht. Die Zahl derjenigen Schüler aus bürgerlichen Kreisen, die sich mit der Bildung der Volksschulen nicht begnügen wollten, anderseits aber auch nicht später die Universität zu besuchen gedachten, wuchs in demselben Maße, wie sich das Städtewesen mehr und mehr entwickelte. Für solche Schüler wurden Anstalten gesucht, die eine zweckmäßige Vorbildung für Handel und Gewerbe ermöglichten; dazu wurden die Bürgerschulen eingerichtet. Leider aber wurde ihre Entwicklung immer wieder mit der Frage der Berechtigungen verquickt, und um diese zu erweitern, der ursprüngliche Zweck immer wieder aus dem Auge verloren. Aus den Bürgerschulen nach den Vorschriften des Jahres 1832, die schon Latein zuließen und daher „berechtigte höhere Bürgerschulen“ geworden,**) wurden 1859 neunjährige
•) Zuerst eingeiührt 1789. Die neuen Bestimmungen kamen namentlich der Beschäftigung mit griechischer Sprache und Literatur zustatten.
**) Sobald 1832 die Berechtigungen zugestanden waren, wuchs die Zahl dieser Anstalten in 10 Jahren von 9 auf 41.
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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friedliche Kaufleute und feindliche Heere sich trafen, sondern auch als Sitz einer Universität das Ziel der Lernbegierigen. Hier war die feine Bildung zu Hause; es war ein „Klein-Paris“, das zeitweilig literarisch und gesellig den guten Ton angab. Auf dem Gebiete des Buchhandels führte es sogar die erste Einigung Deutschlands herbei. Seine Bildungsanstalten waren schon früher
die am stärksten besuchten, wie sie es heute noch sind. Für
kaufmännische Zwecke aber, namentlich für den Geldhandel übertraf schon früher Frankfurt a. M. die Stadt an der Pleiße. Die seit 1240 eingerichteten Messen begründeten die erste Blüte. Die Goldene Bulle machte sie 1356 zur ideellen Hauptstadt Deutschlands, wo in der Regel auch die Kaiserkrönung stattfand. Im Geldgeschäft behauptete sich Frankfurt auch noch in der Zeit des Bundes an der Spitze, und als der Ausgleich der Taler-und Guldenrechnung hier überflüssig wurde, entwickelte sich doch der einmal gewonnene Wohlstand weiter, so daß sie auch jetzt noch im Geldgeschäft maßgebend ist. Die gefeiertste Stadt aber war wohl Nürnberg. Sie war die erste freie Stadt gewesen, die sich friedlich von der Verwaltung der burggräflichen Beamten befreite. Innere Kämpfe zwischen Patriziern und Handwerkern waren hier kaum vorgekommen. So konnte eine li iedliche und harmonische Entwicklung der Talente sich vollziehen, die nicht bloß dem Handel, sondern auch der Pflege alles Schönen zugewendet war. Das Kunstgewerbe wurde hier im Großen wie im Kleinen betrieben, und zugleich mit den Erzeugnissen des Orients sendete Nürnberg seine eigenen Kurzen Waren*) in alle Welt hinaus. Die Namen von Peter Vischer und Albrecht Dürer, von Adam Krafft und Veit Stoß mögen wenigstens andeuten, wie vielseitig hier die Pflege des Schönen war. Auch das Handwerk wurde durch die Kunst veredelt (Hans Sachs) und der Kaufmann wetteiferte im Wissen mit den gelehrten Humanisten (Martin Behaim, Willibald Pirck-heimer). Daß aber das alte Nürnberg in dem neuen weiterlebt, verrät uns ein Gang durch seine heutigen Straßen und ein Blick in seine durchgeistigte Industrie.
So ist die alte Zeit wieder lebendig geworden. Es sind dieselben Plätze, die einst blühten und dieselben Linien, auf
*) Für große, umfangreiche fehlten hier die Transportmittel; es waren „Kurze“ Waren, denen ihre geistige Arbeit den Wert verlieh.
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Extrahierte Personennamen: Nürnberg Peter_Vischer Albrecht_Dürer Albrecht Adam_Krafft Hans_Sachs Martin_Behaim Willibald_Pirck-heimer
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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und Osnabrück sprachen nunmehr die Gesandten des Auslands. Und als dann Ludwig Xiv. die Ohnmacht Deutschlands noch weiter auszubeuten für gut hielt und seine Raub- und Verwüstungszüge überall in das Nachbarland hinein ausführen ließ, da zeigte sich bald, wie unsäglich traurig alle die Einrichtungen waren, die zum Schutze deutschen Wesens dienen sollten. Man muß diese Zustände sich vergegenwärtigen, um den später beim Erwachen des Volkes so dringenden Schrei nach Einigung zu verstehen.
Zunächst die Reichsarmee! Zur Veranschaulichung diene die Darstellung der Zustände im schwäbischen Kreis, der der französischen Kriegsgefahr am meisten ausgesetzt war.
Schon hatte Ludwig Xiv. die berüchtigte Einziehung der Dependancen vollzogen. 1681 war auch die freie Reichsstadt Straßburg gefallen, deren Bedeutung für die Verteidigung des Reiches kaum hoch genug eingeschätzt werden konnte. Da beschloß das Reich, das seit 1663 „permanent“ in Regensburg vertreten war, drei sogenannte Simplen zu fordern. Ein Simplum betrug 40 000 Mann; 4028 davon hatte Schwaben zu stellen. Für drei Simplen betrug die Zahl demnach 12 084 Mann.
Von diesen blieben aber 4124 Mann aus. Was zusammenkam, wurde von 96 (!) Gruppen tropfenweise gestellt. Oft war eine Kompagnie aus zehn oder mehr Kontingenten zusammengesetzt. Alle zehn aber waren verschieden an Ausrüstung und verschieden an Bewaffnung, so daß einige Munition im Ueberlluß haben konnten, während ändern sie völlig fehlte; das eine Kaliber stimmte ja nicht mit dem der anderen. Besonders ungleich war auch die Ausbildung; oft fehlte sie vollständig, denn man nahm die Leute, wo man sie bekam; auch aus den Zuchthäusern. Das Gleiche galt von der Kleidung wie von der Bewaffnung. Man nahm die Sachen, wo man sie land, oft aus den alten Rüstkammern. Wenn daher bei Roßbach von 100 Gewehren nur 20 losgingen, konnte das nichts Leberraschendes haben. Man begreift, daß diese Reichsarmee den neu geordneten Heeren Ludwigs Xiv. nicht schädlich sein konnte.
Aehnlich trostlos sah es mit dem Reichskammergericht aus. Fünfzig Beisitzer sollten da sein und von den „Kammerzielen“ besoldet werden. Da aber dies Geld nicht einkam, setzte man die Zahl der Richter auf 25 herab, von denen indes nur 17
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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einen Sold erhalten sollten, ihn aber auch noch oft nur unvollständig erhielten. Acht bekamen überhaupt nichts. Die Folge war, daß die Prozesse mehr und mehr unentschieden blieben und daß zuletzt die Zahl der „Reste“ auf 50- bis 60 000 stieg. Gegen fürstliche Willkür sollte das Reichskammergericht besonders schätzen. Nun behaupteten die Kurfürsten, durch die Goldene Bulle das privilegium de non appellando zu besitzen. Die höchste Rechtsinstanz sei demnach im eigenen Lande, das Reichskammergericht sei für sie nicht da.
So war gegen sie ein Schutz durch das höchste Reichsgericht überhaupt nicht zu erreichen. Die anderen größeren Reichsfürsten wollten aber nicht weniger sein und beanspruchten das gleiche Vorrecht. Es war somit tatsächlich die Rechtlosigkeit nach oben hin eine vollständige. Und wie weit sich die absoluten Herrscher vergriffen, davon erzählt überzeugend die Zeitgeschichte. Man denke nur an die Landgrafen von Hessen-Kassel und an Seume, oder an Karl Eugen von Württemberg und seine Opfer: Schubart, Schiller u. a. Hier gab es Despotenlaunen, aber keine Rechtssicherheit.
Was aus Handel und Verkehr geworden, das zeigt ein Blick auf Deutschlands herrlichste Verkehrsader, den Rhein. Statt seine Ufer zu sichern und sein Fahrwasser in Ordnung zu halten, fühlten die anwohnenden Fürsten sich nur dazu berufen, aus dem Flusse eine Geldquelle zu machen, indem sie vom vorbeifahrenden Kaufmann Zölle erhoben. Bei dem Mangel an guten Landwegen mußten die Handeltreibenden für umfangreichere Waren ja diese Wasserstraße benutzen. So machte sich die Zollerhebung hier ebenso leicht, wie sie einträglich war. Es nahm der Mainzer Kurfürst seinen ersten Zoll schon in Gernsheim. In Mainz mußte der Stapel dann beachtet und die Ware zum Ankauf ausgeboten werden. Bei dem Mäuseturm (Mauth-turm) wurde dann wiederum ein Mainzer Zoll erhoben, und zwar so kräftig, daß auf dem überragenden Ehrenfels, wo die Schätze gesammelt wurden, die Einnahmen in einem Jahre (1377) 200 000 Mark betrugen. Die Plünderung der Kaufleute ging dann weiter. Von Mainz bis Köln hatten sie 13 Zollstätten zu berühren; am ganzen Rhein waren es 45.
Nach Möglichkeit besetzt war auch das Binnenland mit Zöllen und Akzisen; oft mußte schon beim Uebergang von
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Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
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linksrheinisch zu Schaden gekommen, sollten nun rechtsrheinisch Ersatz erhalten. Dasselbe sollte aber hier auch noch für die Herzöge von Toscana und Modena geschehen, die im österreichischen Kaiserhause warme Fürsprecher hatten. Und fast alle diese Entschädigungen sollten dazu überreichlich sein! Woher nun die Länder nehmen und nicht andere berauben?
Die Sache machte sich doch überraschend einfach. Bei der „Aufklärung der Zeit“ fand man dazu die geistlichen Länder, in denen es sich unter dem Krummstab so gemächlich, aber auch so tatenlos gelebt hatte, ferner die der zahllosen Reichsgrafen, Reichsritter, Reichsdörfer äußerst geeignet. Verschwinden mochten Gebiete, die oft nur „zehn Untertanen und einen Juden“, oft auch noch weniger Einwohner hatten. Sie waren in der Tat nicht mehr lebensfähig und wurden auch nur dann noch gehalten, wenn recht mächtige Beschützer wie Kaiser Franz und Kaiser Paul für sie eintraten. Noch wirksamer war freilich der Wille Bonapartes, bei dem Talleyrand besonders dann ein Fürwort einlegte, wenn man die Stärke der Gründe durch möglichst hohe Geldbeilagen noch recht zu steigern vermochte. Oft überbot ein Bewerber den ändern. Wer am meisten gab, erhielt das Begehrte.
Der oberste Gesichtspunkt Bonapartes bei der Verteilung war natürlich der Vorteil Frankreichs; demgemäß sollte aus „Gründen des europäischen Gleichgewichtes“ Preußen, das für einen Verbündeten Frankreichs galt, erheblich vergrößert werden. Es erhielt für 48 linksrheinische Quadratmeilen 150 im Osten des Flusses, aber nur im Norden Deutschlands, nicht Bamberg oder Nürnberg, das zur Abrundung Ansbach-Bayreuths begehrt wurde.
Im Süd westen Deutschlands dagegen wurden Staaten geschaffen, die vereint und unter der Leitung Frankreichs eine starke Wehr gegen Oesterreich bilden konnten. In der nun durchgeführten Dreiteilung Deutschlands sollten sie scheinbar lebenskräftig und selbständig, doch nur eine weitere Steigerung der ohnehin so gemehrten französischen Macht sein. Noch bestimmter kam dies in dem bald darnach gestifteten Rheinbund zum Ausdruck.
Und doch war es schließlich ein Segen, daß jetzt größere Verbände entstanden, die in abgerundeten Grenzen eine ziemlich gleichartige Bevölkerung erhielten und den Aufgaben Staat-
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Christen im Morgenlande von den Türken zu erdulden hatten. Sie halten den Zweck, die H. Stätten aus der Gewalt der Ungläubigen zu befreien. (Peter von Amiens und das Concil von Clermont 1095.) Der erste Kreuzzug wurde im Jahre 1096 unter der Führung des tapfern Herzogs von Niederlothringen, Gottfried von Bouillon, unternommen. Das Kreuzheer eroberte Edessa und Antiochien in Kleinasien, und nach unsäglichen Mühen und Anstrengungen endlich auch Jerusalem im Jahre 1099. Die Kreuzfahrer gründeten nun ein Königreich Jerusalem, dessen erster Beherrscher Gottfried war. Im Ganzen wurden sechs Kreuzzüge unternommen, aber sie hatten alle nicht den gehofften Erfolg. Schon im Jahre 1187 wurde Jerusalem von den Türken wieder erobert; 1291 verloren die Christen auch die letzte feste Stadt in Palästina, Ptolemais. Die Kreuzzüge übten einen großen Einfluß auf den Handel, die Künste und Wissenschaften des Abendlandes aus. Während der Kreuzzüge entstanden im h. Lande die Ritterorden der Johanniter (Malteser), Templer und Deutschritter, und das Ritterthum entfaltete sich zur größten Blüthe.
12. Friedrich I. (1152-1190).
Friedrich I., Barbarossa genannt, war ein Herzog von Schwaben aus der Familie der Hohenstaufen. Er wurde von den deutschen Fürsten zum Kaiser erwählt. Schon gleich nach seiner Erhebung auf den Thron hatte er schwere Kämpfe mit den abtrünnigen, lombardischen Städten zu führen. Die stets widerspänstige Stadt Mailand zerstörte er von Grund aus. Auch die Raubritter ließ er seine Macht fühlen und zerstörte über 60 ihrer Burgen. Selbst über die Nachbarländer erstreckte sich sein Ansehen. Schon hochbetagt, unternahm er noch einen Kreuzzug, um Jerusalem wieder zu befreien, ertrank aber in einem Flusse Kleinasiens und wurde zu Tyrus begraben. (Sage vom Kyffhäuser.)
13. Konradin.
Der letzte Kaiser aus dem Hause der Hohenstaufen war Konrad Iv. Dieser starb 1254 und hinterließ einen unmündigen Sohn, Konradin. Während dieser in Deutschland erzogen wurde, übertrug der Papst die Länder Neapel und Sicilien, welche Konrad besessen hatte, dem französischen
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Extrahierte Personennamen: Peter_von_Amiens Gottfried_von_Bouillon Gottfried Friedrich_I. Friedrich_I. Friedrich_I. Barbarossa Barbarossa Konradin Konrad_Iv Konrad Konradin Konradin Konrad Konrad