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1. Das Badnerland - S. 84

1911 - Weinheim [u.a.] : Ackermann
— 84 — Massen des Innern weit in die Höhe. Dampf, Rauch, verbrannte Steine, Asche, ja sogar ein feuriger, flüssiger Brei kam hervor, der an der Luft erkaltete. (Lava — Vulkane!) Iii. Fragei Was sieht man von den Bergen ans? Der schönste Punkt des Hegaus ist der 690 m hohe Hohentwiel bei Singen, der rings von badischem Gebiet umgeben ist, aber zu Württemberg gehört. (Enklave!) Vor etwa 300 Jahren kam er durch Kauf an Württemberg. Den Gipfel schmücken die alten Ruinen der einstigen starken Festung. Singen mit Hoyeniwiel. (Nach einem Original aus dem Verlage von A. Weber in Singen a. £u Vom Hohentwiel hat man eine wunderbare Aussicht nach allen Seiten. Fruchtbare, mit vielen Obstbäumen bewachsene Felder wechseln mit saftigen Wiesen und dichten Wäldern. Zahlreiche Dörfer und freundliche Städtchen breiten sich vor uns aus. Reben- bewachsene Hügel, die mit Burgruinen geschmückt sind, erhöhen das Liebliche des Landschaftsbildes. Besonders schön ist der An- blick des Bodensees (Untersee — Reichenau) Hinter dem See, dem Rhein und den grünen Vorbergen der Schweizer Alpen ragen die schneebedeckten Häupter der mächtigen Alpen empor und erglänzen im Sonnenlicht. (Alpenglühen?) Der Hegandichter Scheffel singt: „Seid mir gegrüßt im Sonnenglanz, Du ferner Alpenschnee, Ihr Berge meines Heimatlands Und Du mein blauer Seet~

2. Das Badnerland - S. 8

1911 - Weinheim [u.a.] : Ackermann
— 8 — 3. Die wichtigsten Orte: Heidelberg, Schlierbach, Ziegel- hausen, Neckargemünd, Dilsberg, Neckarsteiuach, (Schwalbennest) Hirschhorn, Eberbach, Neckarelz, (Hornberg) Hochhausen. Burg Hornberg. Ii. Frage: Warum sind im Neckar- tal so viele Burgen? Hier fanden die Ritter in einem verkehrsreichen Tale steile Felsen und Steine genug, um ihre Burgen fest und sicher erbauen zu können. Auch konn- ten sie diese besser verteidigen, da sie gewöhnlich nur an einer Seite (Gebirge) zugäng- lich waren. In Friedens- zeiten gingen die Ritter in dem nahen Odenwald auf die Jagd. In der späteren Zeit benützten sie die günstige Lage der Burgen, um die den Neckar hinauf und hiuuuter fahrenden Kaufleute zu über- fallen und zu plündern. Viederholungssragen. Welches Tal haben wir im Geiste bereist? Zeige nochmals das Tal auf der Landkarte! Welche Gebirge durchfließt der Neckar? Wie nennt man eine Fahrt gegen den Strom? Wie nennt man die Fahrt zur Mündung? Wie nennt man einen Schiffszug? Woran windet sich der Dampfer fort? Welche Waren werden stromaufwärts befördert? Welche Waren werden stromabwärts befördert? Warum können die Waren auf dem Wasser billiger befördert werden, als mit der Bahn? Nenne nochmals die wichtigsten Orte, die wir auf unserer Reise sahen !

3. Das Badnerland - S. 74

1911 - Weinheim [u.a.] : Ackermann
Daher singt Hebel mit Recht: ,,Z' Friburg in der Stadt Suser isch'6 und glatt." Die großen Zierden der Stadt sind das Münster, das Kauf- haus, das Rathaus, das Siegcsdenkmal, das Denkmal von Berthold Schwarz (Erfinder des Schießpulvers), das Universitätsgebäude und der Palast des Erzbischofs. Freiburger Münster. (Phot. von Gg. Röbcke in Freiburg.) Iii. Frage: Wem verdankt Freiburg seine Entstehung? Freiburg ist aus einem Dorfe am Fuße des Schloßberges hervorgegangen. Herzog'bertold Jij. ließ diesen Ort mit Mauern umgeben und erhob ihn zur Stadt. Sie sollte eine Freistätte für gewerbe- und handeltreibende Bürger sein, daher gab er ihr den Namen Freiburg, d. h. Burg der Freien. Als Gründungsjahr wird das

4. Bilder aus Amerika - S. 5

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 5 — die Luft reich an Feuchtigkeit ist, begünstigt die Entwickelnng der Pflanzen natürlich gleichfalls. Höchst selten finden wir völlig kahle Strecken; wenigstens einige Grashälmchen, einige verkrüppelte Weiden oder ein kleines Lichtnelkenpolster treffen wir fast überall. In den warmen und geschützten Thalgründen lenchtet allerorten freudiges Grün; Moose und Gräser, unter denen auch bei uus heimische Arten vertreten sind, bilden die hübsche smaragdne Decke. Da finden wir unser Woll-, Fuchsschwanz- und Schwingelgras nebst verschiedenen Seggen; da steht der nordische Mohn, der Löwenzahn, die Ranunkel, der Steinbrech, die Glockenblume und eine Art Immergrün; da wachsen settes Löffelkraut und Sauerampfer, und Heidegewächse wuchern in Menge. Die Rauschbeere, die Moos- und Heidelbeere werden gern gepflückt und liefern eine sehr erwünschte Ab- wechselnng im nordischen Küchenzettel. Auch Alpenrosen erfreuen uns auf unserer Streise, und mit Ergötzen betrachten wir die winzigen Zwergbirken und Kriechweiden, die das Reich der Bäume hier vertreten sollen. Sie sind ohne Ausnahme so klein und niedlich, daß wir dem Polarforscher Hayes lächelnd recht geben muffen, der von diesen Knirpsen behauptete, man könne einen ganzen daraus bestehenden Wald mit einer Mütze zudecken. Die eingewanderten Europäer haben auch allerlei Nutzpflanzen eingeführt. Aber welche Mühe erwächst ihnen ans dem Anban der meisten unter diesen Pslanzensremdlingen! Rüben und Radieschen gedeihen leidlich; Grünkohl, Spiuat, Salat, Kerbel und Petersilie aber entarten völlig, sie schmecken grasartig und erinnern in dieser Hinsicht gar nicht mehr an das ursprüngliche Gewächs. Möhren werden nicht viel länger als 4 cm, die Kartoffeln erreichen die Größe von Haselnüsfen. In Treibbeeten aller- diugs werden als besondere Leckerbissen auch Erdbeeren und Gurken ge- zogen. Die Frauen der Einwanderer pflegen im Schutze der Häuser auch allerlei Blumen, z. B. Geranien, Fuchsien und Rosen; aber im Freien würden solche zartere Gewächse zu Grunde gehen. Einst war Grönland anders beschaffen als heute; das Klima hatte in jenen glücklicheren Tagen den Charakter des im südlichen Deutschland herrschenden; die Temperatur muß damals 16° des hundertteiligen Thermo- meters höher gewesen sein. Unser freundlicher Wirt erzählt uns als Beweis dafür, daß der gelehrte Schweizer Oswald Heer einen an der Westküste bei Atanakerdlnk gesnndenen versteinerten Wald beschrieben habe, der jene Behauptung zur volleil Gewißheit mache. Es finden sich 66 verschiedene Pflanzenarten darin. Da, wo gegenwärtig Eis, Gletscher und Schnee einen großen Teil des Jahres hindurch deu Boden voll- ständig bedecken, wölbten einst mächtige Bäume ihre Kronen. Es besand sich eine Riesenfichte, die dem höchsten Gewächse der ganzen Erde, dem kalifornischen Mammutbaume, nah verwandt ist, unter ihnen. Eine andere Art Nadelholz ist jetzt nur noch im milden Japan anzutreffen. Immergrüne Eichen, Magnolien, Platanen, Pflaumenbäume mit immer- grünem Laube, Wallnüsse, Haselnußsträucher, von Ephen umwunden^

5. Bilder aus Amerika - S. V

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
y tümlichen Verhältnissen und Schwierigkeiten die Eroberung und Besiedeluug mancher Gebiete erfolgte. Die Zustände in den Vereinigten Staaten z. B. sind gegenwärtig himmelweit von denen verschieden, die von den ersten Ansiedlern angetroffen wurden. Um nun darzuthun, mit welchem Mut und welcher Zähigkeit die Angloamerikaner die ungeheuren Räume erobert, behauptet und bebaut haben, ist die Besiedelnng Kentuckys durch Dauiel Booue und seine Gefährten in knappem Rahmen gezeigt worden. Sie ist sozusagen typisch für die gesamte Besitznahme der Landschaften jenseits der Alleghanys, zeigt den Reichtum an Naturprodukten, namentlich an Wild, aber auch die mancherlei Gefahren, von denen sich die Eindringlinge bedroht sahen, sowie ihr eigentümliches Hausen in der Einöde. Wilde Stämme sind nnr insofern berücksichtigt worden, als sie in irgend einer Beziehung besondere Beachtuug verdienen; es hat für die große Masse des Volkes keinen Zweck, sich mit Einzelheiten ans dem Leben ganz roher, vielleicht überdies aussterbender Völkerschaften bekannt zu machen, wohl gar die Namen einzelner unbedeutender Horden zu merken. Dafür habe ich interessanten, verhältnismäßig wenig bekannten Gebieten größere Beachtuug geschenkt, als sie gewöhnlich erfahren und in verschiedener Hinsicht doch verdieneu, so dem Territorium Alaska, der Nordwest- und Westküste des Britischen Nordamerika, dem Feuerlandsarchipel. Daß ich den Ländern, nach denen die deutsche Auswanderung vorwiegend gerichtet ist, besondere Aufmerksamkeit zugewendet und ihnen dementsprechend großen Ranm ge- gönnt habe, wird hoffentlich niemand ungerechtfertigt finden, da es sich hier um eine Angelegenheit von der größten praktischen Bedeutung handelt. Canada, die Vereinigten Staaten von Nordamerika, Brasilien und Chile sind ans diesem Grunde bevorzugt worden. Bezüglich der Darstellung habe ich mich für die mit Recht beliebte Form der gemeinsam unternommenen Reise entschieden, weil ich immer finde, daß die Schüler dadurch lebhafter augeregt werden. Nur da, wo es sich um Zusammenfassungen und dergleichen handelte, wich ich absicht- lich vou diesem Verfahren ab. Knappe Beschreibungen von Jagden und Ausflügen, Unterredungen mit Laudsleuteu, die ja bekanntlich in jedem Lande der Erde zu fiuden sind, sollen erwünschte Abwechselung in die Er- zählnng, beziehungsweise Schilderung, bringen. Zunächst war ich bemüht, ein allgemeines Bild vom Bau des betreffenden Landes zu geben; daran schließen sich Mitteilungen über alles, was in Bezug auf Land und Leute besonders charakteristisch und eigentümlich erschien; dabei mußte ich aller- dings in Rücksicht auf den Raum Beschränkung üben. In einheitlichen, abgerundeten Bildern soll der Schüler erfahren, wie es in dem fremden Lande aussieht, welche Menschen darin leben und wie ihr Dasein verläuft. Um das Verschwimmen des Stoffes zu verhüten und leicht möglichen Ver- wechseluugeu vorzubeugen, wurde das Material nach Staatengebieten ge- ordnet. Redlich war ich bemüht, Licht und Schatten der Wahrheit ent- sprechend zu verteilen, wie namentlich das Kapitel über die Union zeigen wird. Mancher Zug darin wird dem Amerikaschwärmer zu scharf gezeichnet

6. Bilder aus Amerika - S. 80

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
Iii. In den 'Dereinigten Staaten von Nordamerika. „Nach Amerika!" Wie ein Zauberwort klang dieser Ruf viele Jahr- zehnte hindurch iu die Ohren der Europäer, mit magischer Gewalt wirkt er heute noch auf unzählige Herzen. Hunderttausende und Aberhundert- tausende hat er im Laufe der Zeit vou der heimatlichen Erde fortgelockt, sie den heimatlichen Verhältnissen entfremdet und in den Wogen fremden Volkstums untergehen lasten. Sogar die gelben Söhne des Blumenreiches der Mitte sind dem verführerischen Reiz jenes Wortes erlegen, obwohl für sie alles Nichtchinesische mit Barbarei gleichbedeutend ist. Der Haupt- ström der Auswanderung ist gegenwärtig noch nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika oder der Union gerichtet, jenem nnge- heuren Gebiete, von dessen Naturwundern, natürlichem Reichtum und er- staunlich rasch vorschreitender Kultur die Reisenden nicht genug erzählen können. Den Knaben und Jüngling bethören die Schilderungen roman- tischen Jagd- und Kriegslebens in den Urwäldern und Prairien und verleiten ihn zur Auswanderung, nicht selten gegen den Willen und zum großen Schmerze der Seinen. Andere, die daheim nicht arbeiten und sich der staatlichen Ordnung nicht fügen mögen, verlassen ihr Vaterland in dem trügerischen Wahn, in ein Land voll unbedingter Freiheit, voll ' Lebensgenuß und sorglosen Dahinlebens zu kommen. Noch andere treibt das Verbrechen oder die bittere Not fort; aus gruud der Schicksale von anderen glaubt der fleißige aber mittellose Arbeiter, der wenig begüterte Landmann zu der Hoffnung berechtigt zu sein, es werde ihm bei Regsam- keit und Ausdauer gleichfalls geliugeu, sich iu der neuen Welt ein glück- licheres Dasein zu schaffen, als es ihm die Heimat zu gewähren vermag. Darum sehen wir jeht noch alljährlich viele Taufende in die große Republik auswandern. Aber schon macht sich eine Stauung, ja eine Rückflutuug bemerkbar, namentlich seitdem die Regierung der Vereinigten Staaten kein Land mehr unentgeltlich abgiebt. In den Oststaaten wird es dem mit Landessitte, Sprache, Lebensgewohnheiten, Denkart und Geschäftsbrauch nicht vertrauten Fremdling gegenwärtig schon schwer, sich im wilden Strome amerikanischen Treibens und Riugens zu behaupten. Gar mancher, der voll stolzer

7. Bilder aus Amerika - S. 50

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 50 — bilden wunderbare Wasserfalle. Mit kluger Berechnung haben sich die Bewohner des Landes die ungeheure Krast solcher Wasserstürze zu nutze gemacht, indem sie dieselben zwingen, ihre zahlreichen und bedeutenden Sägewerke zu treiben. Die erste Stadt von Bedeutung, die wir auf uuserer Fahrt ström- aufwärts treffen, ist Quebec, in dem früher Unter-Eanada genannten Teile des Landes. Dieses Gebiet erfreut sich äußerst gesunden Klimas; seine Winter sind allerdings lang und kalt; aber der Sommer gleicht demjenigen Frankreichs, nur daß hier die Nächte kühler sind. Dem kurzen Frühjahr folgt ein heißer Sommer. Die Stadt, gegründet im Jahre 1608, liegt herrlich auf eiuer Halbinsel, die von dem Lorenzstrome und dem St. Charlesflusse gebildet wird. Sie ist au der Nordseite eines Vorgebirges erbaut, das sich einige Meilen weit am linken User des Stromes hinzieht. Das Gestade erhebt sich hier bis zu 170 Meter über den Spiegel des Flnsses und ist von einer stark befestigten Citadelle ge- krönt, die 40 Acker Flächenraum einnimmt und für uneinnehmbar gehalten wird; mit Rücksicht daraus nennt man die Stadt wohl auch das „ameri- kanische Gibraltar." Enge, gewnndene, meist nngepslasterte und mit hölzernen Fußsteigen versehene Straßen führen aus der Unterstadt in die Oberstadt. Letztere enthält die öffentlichen Gebäude, den Residenz- palast des General-Gouverneurs, die Residenz des Erzbischoss, die 4000 Menschen fassende Kathedrale, das Theater, Hospital, Stadthaus u. s. w. Große und schöne öffentliche Plätze gereichen diesem Teile der Stadt zur besonderen Zierde. Die Unterstadt liegt um deu Fuß des Vorgebirges her; in ihr regt sich das rührige Handels- und Geschäftsleben. Ganz im Süden gewahren wir den Hafen mit seinen riesigen Warenhäusern, seinen Werften und Docks. Daß in Canada für Bildungszwecke viel geschieht, erkennen wir schon in der unvergleichlich schön gelegenen Hauptstadt von Untercanada; eine stattliche Anzahl von Lehranstalten aller Art ermöglicht dem Streb- samen, ganz wie in Europa, sich allerlei nützliche Kenntnisse und Fertig- fetten anzueignen. Von der Volksschule bis zur Universität hinauf sind alle Schulanstalten vorhanden. Nach der letzten Volkszählnng waren in Ober- und Untercanada allein 8500 Gemeindeschulen mit 500,000 Schülern vorhanden — gewiß ein gutes Zeichen für den Bildungstrieb der Bevölkerung. Auch mancherlei andere Thatsachen beweisen nns, daß wir es mit einem regsamen, fortgeschrittenen Gemeinwesen zu thun haben. Ackerbau, Viehzucht, Fischerei, Seehandel, Holzhandel, Schiffsbau werden eifrig, mit Geschick und Erfolg betrieben; ja, die Stadt besitzt sogar bereits eine stattliche Anzahl Fabriken, in denen Holz- und Schuhwaren, Maschinen und Eisengußwaren von hervorragender Güte hergestellt werden. Um die herrliche Lage der Stadt ganz zu würdigen, begeben wir uns aus die nach einem früheren Gouverneur genannte Dnrham-Terrasse, eine sich 60 Meter über dem Lorenzstrom hinziehende Plattform. Eine entzückende Anssicht öffnet sich stromanf und stromab vor unseren Angen.

8. Bilder aus Amerika - S. 100

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 100 — starker Befestigungen eilt der Dampfer vorüber, geschmückt mit Flaggen fährt er in den Hafen ein. Ungezählte Masten, Schornsteine, Turmspitzen in buntem Durcheinander vor dir, zahllose stolze Dampfer, Dreimaster und kleinere Fahrzeuge um dich her, grüßend im Flaggenschmucke fast aller Völker des Erdballs! Jetzt liegt Castle-Garden vor uns, eine Anzahl von Gebäuden, die bestimmt sind, den Auswanderern zu dienen. Hinter den Baumgruppen ragen die stolzen Paläste der Wunderstadt empor, so das Stadthaus, die Post, das Telegraphenamt, die stolzen Bauten, in denen zwei der größten Zeitungen ihr Heim haben. Im herrlichen gotischen Baustil ausgeführt, ragt der 84 m hohe Turm der Dreieinigkeitskirche himmelan. Auf der rechten Seite siehst du die Häusermassen von Brooklyn, einer Art Vorstadt von New-Iork, die 1850 schon 97 000 Einwohner zählte, gegenwärtig aber von 500 000 bewohnt wird; schanst du nach links, so gewahrst du die Städte Jersey-City und Hoboken. Und nun die Riesin New-Aork selbst! Ans einem Mittelstädtchen von 22 000 Ein- wohnern ist sie im Laufe eines Jahrhunderts zu einer Millionenstadt geworden, in der gegenwärtig mehr als iy2 Millionen Menschen leben. Wo hat die Welt ähnliches Wachstum städtischer Gemeinwesen aufzuweisen? Die Gründe dieser erstaunlichen Entwickeluug wurzeln namentlich in der überaus günstigen Lage New-Iorks. Der herrliche, von großen Dampfern befahrene Hudfoufluß umschließt die Halbinsel Manhattan, woraus die Stadt gebaut ist, auf der eiueu, der East-River (Ostfluß) auf der anderen Seite. Überall erlaubt das tiefe Fahrwasser deu gewaltigsten Schiffs- kolossen den Zugaug, und eine Anzahl kleiner Inseln vor der Mündung des Hudson schützt vor Wind und Wogen, sodaß die zahllosen Docks und Hafenanlagen deu großen transatlantischen Dampfern gestatten, in voller Sicherheit nach langer Fahrt hier zu rasten. Ihre schwarzen Leiber sind überall zu finden. Immer farbiger, bunter, lebhafter wird das Bild, je mehr wir uns der Stadt nähern. Endlich legt nnfer stattliches Schiff in Hoboken, wo auch die Hamburger Linie landet, am Hafendamm an. Hier merkst du sofort, daß Landsleute in beträchtlicher Zahl in der Stadt wohnen, daß sie hier ihre eigenen Vereine haben, in denen sie edle Ge- selligkeit pflegen, deutschen Sinn und deutsche Sitte wachzuerhalteu suchen. Die ganze Gegend umher, die Hügel bis zu deu Pallisaden des Hudson im Norden, sind mit zierlichen Landhäusern und Städtchen be- deckt, und all' die Menschen, die darin leben, haben zum Mittelpunkt ihres Daseins, zur nährenden Mutter die Riesin New-Aork. Von ihr gehen die Pulse aus, durch die alles rund um sie her mit Leben erfüllt wird. Vorsicht, wenn du ans Land trittst! Mißtrauen gegen fremde Menschen ist in Amerika mehr am Platze, als in irgend einem anderen Lande der Welt. Zahllose Gauner aller Nationen, leider auch herunter- gekommene Deutsche, lauern hier wie gefräßige, heißhungrige Haifische auf den mit amerikanischen Verhältnissen noch nicht vertrauten Neuling, aus das „Grünhorn", um das ahnungslose Opfer zu belügen, zu betrügen,

9. Bilder aus Amerika - S. 136

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 136 — antretenden ihren Dienst beginnen, haben sie mühsam über das Gepäck wegznklettern, um zu den einzelnen Reisenden zu gelangen, die alsdann ziemlich rauh aus dem ohnehin leichten Halbschlummer aufgerüttelt werdeu. Wie kann unter solchen Verhältnissen von Nachtvuhe die Rede sein? Nnn führt uns der Zug durch die mit Recht gepriesenen schönen Landschaften Pennsylvaniens; aber wir können uns nicht so dafür begeistern wie der Amerikaner. Es fehlt diesen Gegenden etwas, fehlt jener nnfag- bare, geheimnißvolle Reiz, den Geschichte und Sage über unsere lieblichen deutschen Gegenden verbreiten. Da ist keine Kloster- oder Burgruine, die stnmm und doch beredt von alter, längst vergangener Zeiten Macht und Herrlichkeit erzählt; da ist kein Fels, kein Berg, kein ehrwürdiger Baum, keine Quelle, kein Strudel im Fluß, woran die Sage das oder jenes wuudersame Geschehnis, die oder jene wunderbare Eigentümlichkeit knüpft. Die duftigeu Gewinde, womit in der Heimat unzählige Gegenden und Dinge geschmückt sind, fehlen in diefen, von gesitteten Menschen erst seit so verhältnismäßig kurzer Zeit besiedelten Gebieten ganz; und das Volk, das hier daheim ist, zeigt sich seinem ganzen Wesen nach überdies nüchtern, praktisch, allem Romantischen kühl abgeneigt. Sein Götze ist der rollende Dollar; der aber duldet keiue anderen Götter neben sich, weder lustiges Zwergengesindel noch gewalttätige Riesen, weder leicht- schwebende Elfen noch wnnderthätige Feen, weder neckische Waldgeister noch verführerische Flußjungfrauen. Unter solchen und ähnlichen Betrachtungen gelangen wir in den schönen Staat Ohio, genannt nach dem Flusse gleichen Namens, den die Franzosen einst bewundernd mit Recht „la belle riyiere" (der schone Fluß) tauften. Hier erweckt so manches Erinnerung an das ferne Vater- land, hier wird es nns fast zu Mute, wie wenn uns deutsche Luft umwehte. Ganz gewiß trägt dazu auch der Gedanke bei, daß hier die meisten deutschen Farmer wohnen. Die ganze Bahnstrecke entlang solgt eine schöne Siedelung auf die audere, behäbigen Wohlstand der Besitzer verratend. Ja, das sind deutsche Männer, Frauen und Kinder, die wir zahlreich zu Gesichte bekommen! Sie haben sich, auch in ihrem Äußern, amerikanisiert; aber die Eigenart des germanischen Stammes ist doch noch nicht völlig verloren gegangen. Chicago, die Nebenbuhlerin aller großeu amerikanischen Städte, ist erreicht. Sie hat im Jahre 1893 die Augen der ganzen gebildeten Welt auf sich gelenkt und Millionen von Neugierigen und Wissensdurstigen angelockt, denn in ihr prangte die große Weltausstellung, die zur Erinnerung an die Entdeckung des Weltteils (dnrch Christoph Columbus) ins Leben gerufen ward. Doch nicht aus diesem Grund allein verdient sie, daß wir uns einige Zeit in ihr verweilen. Gehört sie doch, wie San Francisco und unzählige andere Städte der Union, zu den Ort- schaften, die wie durch Zaubergewalt aus dem Boden emporgewachsen sind und heute eine Stellung einnehmen, die Gegenstand des heftigsten Neides ist. Im Jahre 1830 gegründet, zählt Chicago jetzt über eine

10. Bilder aus Amerika - S. 151

1894 - Weinheim (Baden) : Ackermann
— 151 — schiedenen Religionsgemeinschaften empor, in Größe und Bauart sehr ver- schieden, manche nur einfache Bethänser, andere etwa unseren deutschen Dorfkirchen vergleichbar, noch andere großartige Prachtbauten. Stattliche, gut eingerichtete Schulhäuser finden sich in beträchtlicher Anzahl, und die deutsche Sprache wie die deutsche Erziehuugskuust haben sich darin erfreulichen Einfluß errungen. Der Katholizismus gebietet in der ursprünglich fran- zösischen Stadt über 30 Kirchen, zahlreiche Klöster und viele katholische Schulen; auch die Universität befindet sich in den Händen der Jesuiten. Ein Bürger der Stadt, Mullauphy mit Namen, hat eine Stiftung im Betrage von 2 400 000 Mark dazu bestimmt, alle unbemittelten Ein- Wanderer, die mit der Absicht, sich im Westen anzusiedeln, durch St. Louis kommen, aus den Erträgnissen zu unterstützen. In dem nach ihm benannten Einwandererhanse finden die armen Leute mehrere Tage uueutgeltliche Verpflegung, im Bedürfnisfalle kleidet man sie auch neu und gewährt ihnen Geldvorschüsse. Großartig ist es überhaupt, was in den Vereinigten Staaten für Arme und Hilfsbedürftige gethau wird; dieser Zug unbegrenzt freigebiger Wohlthätigkeit ist einer der rühmeswertesteu im Wesen des Amerikaners. Man darf kühn behaupten, daß in keinem Lande der Welt so viel für Notleidende geschieht, wie gerade in der Union. Derselbe Mann, der den ihn um Hilfe angehenden, ins größte Elend geratenen Einwanderer kühl abweist, weil er für folche Dinge keine Zeit hat; der- selbe Mann, der im Geschäfte eigennützig und hart ist, hat stets eine offene Hand, wenn es etwas für die Armen zu thun gilt. Er meint, wer im Unglück sitze, solle Zuflucht bei den zahlreichen, mit großen Mitteln aus- gestatteten Wohlthätigkeitsanstalten suchen und ihn in seinem rastlosen Schaffen unbehelligt lassen. Dabei kommen freilich die ehrliebenden Leute, hie uur Arbeit suchen und nicht der öffentlichen Wohlthätigkeit anheimfallen wollen, herzlich schlecht weg. Trotzdem kann nicht genug gerühmt werden, daß fast alles, was für Unglückliche geschieht, durch freiwillige Beiträge er- möglicht wird. Der Staat gründet und unterhält die Blinden- und Taub- stummenanstalten, sowie die Irrenhäuser; die Städte sorgen für Hospitäler, in denen Kranke oder Verunglückte entweder vollkommen freie Unterkunft finden, oder wenigstens nur geringe Verpflegungsgelder zu zahlen haben. Jeder Bezirk hat fein Armenhaus; es ist aber meist so schlecht, daß nur Vagabunden und verkommene Subjekte der schlimmsten Art hineingehen. Überaus groß ist die Zahl der Gesellschaften, die sich die Fürsorge für verlassene, unglückliche Mädchen, für verwahrloste Kinder, für Trunkenbolde, ia sogar für Verbrecher und für die Tiere zur Aufgabe gemacht haben und die alljährlich bedeutende Summen aufbringen. Es ist ein in den Kreisen der Reichen nicht allzuselten vorkommender Gebrauch, daß sie einen beträchtlichen Teil ihres Vermögens für gemeinnützige Zwecke oder für Wohlthätigkeitsanstalten hinterlassen. Nur für arme alte Leute geschieht nichts; bei uns finden sich überall Asyle für diese Bedauernswerten, in Amerika sind kaum einige kleine, von einzelnen Personen errichtete Anstalten solcher Art vorhanden. In demselben Lande, wo Millionen für höhere
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