58 Der Harz.
von ihm oft meisterhaft gespielt. Seine Vorliebe znr Jagd läßt ihn nicht
selten zum Wilddieb werden. Er hält zäh sest an den Sitten der Vor-
eltern. Der Sohn wird, was der Vater war. Von seinen Bergen kann
er sich nicht lange trennen. Wie die Väter, so hegt er alte Festgebräuche.
Am Osterheiligabend zündet er auf den Bergen Osterfeuer an urib ver-
zehrt am ersten Festtage sein „Osterlamm", am Johannistage seiert er
unter grünen Tannenbäumen das Johannisfest und schmückt die Häuser
mit Blumen und Kränzen.
F. Geschichtliches.
Das Harzgebirge war lange Zeit unbewohnt. Am frühesten wurde sein
Fuß — Quedlinburg, Werla, Bodfeld waren um 900 die Lieblingsorte Heinrichs t.
und Otto I- — am spätesten der Oberharz besiedelt (Anfang 1300). Als die ersten
Um- und Anwohner nennt die Geschichte die Ehernster, d. h. Schwertmänuer, dann
folgen die Sachsen, die Thüringer, die Hessen, die Friesen, die Flamländer. Etwa
im 7. Jahrhundert ließen sich auch slavische Völker, die Sorben, an: Harze nieder.
Ans der Endung der Ortsnamen kann man häufig auf die ersten Bewohner
schließen. So waren die jetzt auf itz, ifch endigenden Orte ehemals Wohnstätten
der korben- Die von den Sachsen stammenden Ortsnamen endigen meist auf Hansen
und heiin, während die Thüringer leben und stedt (Wohnstätte, Hans) wählten oder
die Bodenbeschaffenheit berg, dach, berücksichtigten. Die ersten Anfänge der Orte
waren Einzelgehöfte, erst die Endung -dorf deutet ein gemeinsames Znfammen-
wohnen vieler an. Als die Bevölkerung wuchs, wurden die schmalen Täler zu
eng und konnten die Menge nicht mehr ernähren, da mnßte man das Gebirge
beziehen. Wo aber Dickicht das Vordringen und die Besiedelung hinderten,
rodete man den Wald mit der Axt (Jener) und entwässerte die Moräste. Die
neuen Befiedelnngen, die entstanden, erhielten meist die Endnng -rot (-rode), -holz,
-loh, -seld, -Hagen, -Hain, -schwende (durch Fener verschwunden). Die Kuude von
den reichen Erzlageru lockte vom zwölften Jahrhundert an aus den verschiedensten
Gegenden Einwanderer herbei, so die Flamländer, die Obersachsen. Die Schrecken
des 30 jährigen Krieges verbreiteten sich anch über das Harzgebiet. Der Herzog
Friedrich Ulrich richtete eine herzbrechende Klageschrist an den Kaiser und bat um
Beistand. Vergeblich! In ihrer Verzweiflung taten sich die Banern zusammen,
um sich selbst ihrer Peiniger zu erwehren. Sie nannte» sich „Harzschützen" und
waren den wilden Kriegern ein schlimmer Feind, weil sie jeden Schlupfwinkel
kannten. Was sie dem Feinde abnahmen, teilten sie mit der armen Bevölkerung.
(Rod) jetzt heißt die Straße, die vom Auerberge nach Stiege führt, die Harzschützen-
straße.) Am 27. Angnst .1626 wurde an: nordwestlichen Fuße des Harzes bei
Lntter eine Schlacht geschlagen, die für die Evangelischen verloren ging. Die
Bevölkerung des Harzes ist größtenteils evangelisch. Der Harz gehört jetzt zu
3 Ländern, zum Königreich Prenßen, zu deu Herzogtümern Brannschweig und Anhalt.
Gr. Ortslnmde.
a) Am Nordrande des Karzes.
^Goslar, d. h. Niederlassung am Flüßchen Gose. Bergbau: Silber, Blei.
Baudenkmäler: Dom, Kaiserhans, Rathans, die Kaiserworth. Geschichtliches:
vom Kaiser Heinrich L Es war Hauptstadt der Frankenkaiser.
*Harztmrg, d. h. Waldbnrg. Hart am Fnße des ^Gebirges im engen Tale
der Radau. Bei H. sprudelt eiue Solquelle, die das Solbad Juliusthal speist.
Badeort. Wegeu des Burgberges wird Harzburg viel besucht. Aus ihm liegen die
Ruinen der Kaiserburg. Uhland- und Bismarckdenksteine. Unweit H. liegt das
Eisenhüttenwerk „Mathildenhütte".
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Extrahierte Personennamen: Heinrichs Heinrichs Otto Hans Friedrich_Ulrich Friedrich Baudenkmäler Heinrich_L Heinrich
78 Das Eichsfeld und das Thüringer Stufenland.
als Fabrikarbeiter, Handwerker, Dienstboten und Musikanten Verdienst
suchen. Am häufigsten trifft man die Hausierer, die gesponnene, gewebte,
geflochtene und geschnitzte Waren (Klammern, Quirle, Löffel) in Dorf und
Stadt feilbieten. Im Unteren Eichsfelde sind die Bewohner meist Acker-
bauer und Gewerbetreibende. An vielen Orten hat man Cigarren-
sabriken errichtet. Auch gibt hier der Wald großen Verdienst. Die Hanpt-
beschäftigung der Bewohner in: Gebirge und in der Ebene gab dem launigen
Volksmunde häufig Veranlassung zu Beinamen. So werden die Bewohner
der beiden Gebradörfer wegen des Obstbaues „Hotzelsäcke" genannt, die
Northeimer wegen der früheren Töpfereien „Pottheimer", die Heldruuger
„Zwiebelkönige", die Wülfingeröder „Ziegenböcke", die Krombacher „Gänse",
die Banteröder „Kaninchen", Büttstedt heißt „Ochsenbutfchd", Kölleda „Kuh-
källn", Sömmerda „Zägeusämmeru" und die durch die mit Arzneikräutern
bestandenen Felder führende Eisenbahn die „Pfeffermünzbahn".
„Jngergräber hebfch und blank,
Aebbergräber Sauebank,
Mehlengan ist äne Büttel- (d. h. kleine) stadt,
Uff Lohre han se nich Wasser satt-"
Treffen diese alten Behauptungen noch auf die Gegenwart zu?
b) Im Thüringer Stuftulande.
Im Thüringer Stufenlande steht die Bewirtschaftung des Bodens
oben an. Acker, Wiese und Gartenland wechseln mit einander ab und
geben reiche Erträge. Der Gartenbau liefert besonders herrliches Gemüse
(Groß-Gottern, Langensalza), Blumen aller Art (Erfurt), saftiges Obst
und schmackhaften Wein. Von den Höhen gewinnt man branchbare Bau
und Pflastersteine (Gotha) und Bauholz. Aber anch unterirdisch ist
eine große Zahl der Thüringer tätig, um hier Brannkohlen, dort Stein
und Düngesalze zu Tage zu fördern. In den Städten sind neben dein
Ackerbau die Fabriktätigkeit, das Gewerbe und der Handel Nähr-
zweige. Weit und breit sind bekannt die Thüringer W oll waren (Apolda,
Mühlhausen) und die Sömmerdaer Eisenwaren. Welche Eisenbahnlinien
und Heerstraßen durchschneiden das Gebiet?
E. Sprache, Sitten und Gebriinche der Kewohner.
Die Bewohner zwischen dem Thüringerwalde, der Unstrut und der
Werra heißen seit nahezu 2000 Iahren Thüringer. Ihre Sprache ist die'
obersächsische, die als thüringische Muudart gesprochen wird. Aussallend
sprechen die Bewohner der Vogtei südlich von Mühlhausen (Ober- und
Nieder-Dorla, Langula). In Kleidung, Sprache, Sitten und Gebräuchen
weichen sie von den Umwohnern ab. Die Männer tragen einen blauen,
hemdartigen Leinenkittel, der bis übers Knie reicht, auf deu Schultern und
der Brust gelb-rot bestickt ist und durch einen Gürtel zusammengehalten
wird. Die gewöhnliche Kopfbedeckung ist die Zipfelmütze. Die Frauen tragen
kurze Röcke und eine Haube. Die Sprache der Vogteier klingt etwa so:
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