feierlich enthüllt. Nach einer Ansprache des Kaisers übergab er das
Denkmal seines Ahnherrn der Stadt Bielefeld. Als der Oberbürger-
meister dem Herrscher den Dank der Stadt für das herrliche Denkmal
ausgesprochen hatte, reichte er ihm den Ehrenpokal. Der Kaiser trank
mit den Worten: „Der Graf von Ravensberg den Ravensbergern!"
Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst, steht fest und frei auf
einem 1 % ra hohen Sockel. Auf dem Haupte trägt er einen breit-
krämpigen Hut mit einer wallenden Feder. Das von langen Locken
umrahmte Gesicht mit der kühnen Adlernase schaut über seiu liebes
Spinner- und Linnenland hinaus in die weite Ferne. In der Rechten
hält er den kräftigen, langen Stock.
Ans einer Marmortafel des Sockels steht in lateinischer Schrift:
„Herr, lehre mich den Weg, den ich wandeln soll!" Der Spruch er-
innert uns an die Frömmigkeit des kaiserlichen Ahuherru. Wie jetzt
in Erz gegossen, hat der Große Kurfürst früher oft von dieser Burg
herabgeschaut auf seiu liebes Ravensberger Ländchen. Gern und oft
hat er auf der Sparenburg gewohnt. Hier sorgte und sann er für
Brandenbnrg-Prenßens Größe. Durch seine Tatkraft, seine Siege
und sein Mühen wurde er der Begründer der heutigen deutschen Größe.
In der Nähe des Denkmals steht eine Kaisereiche, die an den«
Tage der Denkmalsenthülluug gepflauzt wurde. Als Priuz hatte der
Kaiser sie im Jahre 1876 im Garten des Fürstenhauses zu Kassel als
Eichel gepflanzt und fpäter als kleines Bäumchen seinem Lehrer, dem
Geheimrat Hinzpeter, geschenkt. Der Kaiser und die Kaiserin warfen
beide eine Schaufel Erde auf die Wurzeln des schlanken Eichbaumes.
Der Eiche gegenüber steht eine Halle. In der Rückwand ist eine
Marmortafel eingelassen. Darauf lefeu wir, daß hier der Vater uufers
Kaisers als Kronprinz die Huldigung der Stadt am 16. Juli 1883 ent-
gegennahm.
In dem Hauptgebäude ist eiu völkerkundliches Museum. Hier
sehen wir allerhand Geräte und Massen fremder Völker. Am Gebäude
ist eiue Brouzetafel eingelassen. Darans steht die Inschrift: „Kaiser-
Wilhelm Ii. und Kaiserin Auguste Viktoria nahmen hier am 18. Juni
1897 die Huldigung der Stadt Bielefeld entgegen." Durch einen
Torbogen kommen wir an dem 61 m tiefen Brunnen vorbei zum
Turme. Auf vielen Stufen gelangt man zu dem Rundgang. Von hier
hat man einen prächtigen Ausblick auf die ganze Burg, die uähere
Umgebung, die Stadt Bielefeld und die gauze Umgegend. Steigen
wir über 120 Stufen empor, dauu kommen wir auf die Plattform
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Eichel Hinzpeter Wilhelm Auguste_Viktoria
— 132 —
90. Bielefeld zur Zeit des Großen Kurfürsten.
Jahre 1640 folgte Friedrich Wilhelm der Große Kurfürst
seinem schwachen Vater. Seit 1645 unterhandelte er mit Pfalz-
Neuburg und am 10. April 1647 siel durch Vertrag die Grafschaft
Ravensberg an den Großen Kurfürsten. Am 23. April, dem Dienstag
der Osterwoche, nahm Konrad von Burgsdorf, der für den Kurfürsten
auch die Verhandlungen mit dem Pfalzgrafen in Düsseldorf geführt
hatte, die Ritterschaft durch Handschlag, den Magistrat und die Bürger-
schast durch Eid für Brandenburg in Pflicht. Am folgenden Tage be-
setzten brandenburgifche Truppen den Sparenberg, und der ravens-
bergische Edelmann Heinrich von Ledebur wurde Droste des Amtes
Sparenberg. Endgültig kam indes die Grafschaft Ravensberg erst im
Herbst des Jahres 1666 an Brandenburg. Im November nahm der
Große Kurfürst aus dem Marktplatze der Stadt Bielefeld ihre Huldi-
guug entgegen und bestätigte die Rechte Bielefelds. Siehe die Ge-
mälde in der Aula des Gymnasiums!
Schou im November 1647 durfte die Burg den neuen Herrn in
ihren Mauern beherbergen. Er kam mit seiner jungen Gemahlin Luise
Henriette aus den Niederlanden und konnte hier zum ersten Male auf
der langen Reise auf eignem Grund und Boden Rast machen. Bis
in den Dezember verweilte er auf der Burg, die kurz vorher wieder
wohnlich eingerichtet war. Noch oft ist er auf dem Sparenberge einge-
kehrt, wohl zehnmal hat er auf ihm Wohnung genommen. Oft und gern
fchante er von der Höhe des Berges herab auf sein geliebtes „Spinn-
und Linnenländchen". Mochte ihm der Reiz der Landschaft den
Sparenberg lieb und wert machen, so war er durch seine Lage zwischen
Brandenburg und den rheinischen Besitzungen so recht geeignet zu
gesammelter, ruhiger Beobachtung. Hier spann der Große Kurfürst
kühne Träume künftiger Größe und faßte manchen wichtigen Entschluß.
Seine zweite Gemahlin Dorothea gebar ihm ans dem Sparenberge zwei
Kinder. 1673 erblickte hier Prinz Karl Philipp das Licht der Welt.
Er starb mit 22 Jahren bei der Belagerung von Easale in Italien.
Zwei Jahre später schenkte hier die Kurfürstin ihrem Gemahl eine
Tochter, die aber sehr früh starb.
Wie die Burg, so hatte der Fürst auch Bielefeld lieb gewonnen.
Als er mit den Schweden im Kriege lag, da führte ein Fahrzeug der
braudeuburgischeu Flotte am Bug den Namen „Bielefeld".
Väterlich sorgte der Große Kurfürst für Ravensberg. Er richtete
die durch den Dreißigjährigen Krieg zurückgegangene Leinenindustrie
wieder auf. Bielefeld wurde der Mittelpunkt des Leinenhandels in
Ravensberg. Damit gutes und gleichmäßiges Leinen geliefert würde,
richtete er Leggen oder Schauämter ein. Siehe Seite 31. Weil
Handel und Gewerbe auf dem freien Lande nicht so wie in der Stadt
der Besteuerung unterworfen werden konnten, hielt der Kurfürst an
der bestehenden Beschränkung beider auf die Städte fest. Auch der
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Wilhelm Friedrich Wilhelm Konrad_von_Burgsdorf Konrad Heinrich_von_Ledebur Heinrich Luise
Henriette Dorothea Karl_Philipp Karl Philipp
— 145 —
An der Spitze der Kreise stehen Landräte, die vom Könige er-
nannt werden. Vorgeschlagen werden sie von dem Kreistage, der sich
aus Vertretern des Großgrundbesitzes, der Städte und des bäuerlichen
Besitzes des Kreises zusammensetzt. Die Kreise zerfallen wieder in
Ämter, die aus Gemeinden und Gutsbezirken bestehen. An der Spitze
des Amtes steht ein Amtmann, der vom Oberpräsidenten ernannt wird.
Er verwaltet auch die Ortspolizei. Die Vertretung des Amtes ist die
Amtsversammlung. Die Leitung der Gemeinde besorgt der Gemeinde-
vorstand mit dem Gemeindevorsteher. Aus den Gemeindemitgliedern
wird die Gemeindevertretung gewählt. Die Steinsche Städteordnung,
die 1831 durchgesehen wurde, wurde 1835 Bielefeld verliehen.
Die allgemeine Wehrpflicht und Neuordnung des Heeres.
Durch Scharnhorst wurde die allgemeine Wehrpflicht eingeführt.
Jetzt mußte jeder waffenfähige Mann Soldat werden, und es wurde
eine Ehre, des Königs Rock zu tragen. Taufende und Abertausende
sind seitdem aus Bielefeld und Umgegend in die Armee eingetreten.
Viele dienten bei der Garde in Berlin und Potsdam und viele in der
Kavallerie, bei den Jägern oder andern Regimentern. Die Regi-
menter aber, die mit Bielefeld am engsten verbunden wurden, sind das
15. und das 55. Infanterieregiment. Das 15. Infanterieregiment
wurde 1813/14 gebildet. 1816 kam eiu Bataillou der Fünfzehner nach
Bielefeld. 1877 wurden die Fünfzehner nach Minden verlegt.
Bei der Neuordnung des Heeres unter Wilhelm I. wurde eiu
neues Regiment gebildet, das 1860 den Namen 6. westfälisches
Infanterieregiment Nr. 55 bekam. Das 2. Bataillon der Fünsnnd-
fünfziger kam 1877 nach Bielefeld. Seit 1889 führen die Fünfnnd-
fünfziger den Namen: Graf Bülow von Bennewitz. Heute besteht das
2. Bataillon zu eiuem großen Teile ans jungen Leuten des Stadt- und
Landkreises Bielefeld
B
98. Trübe und unruhige Jahre unter Friedrich
^ Wilhelm Iv.
Wilhelms Iv. Regierungsantritt wurde freudig begrüßt.
Ksps 1842 besuchte er mit seiner Gemahlin Bielefeld und hielt auf
dem Johannisberge Parade über das Schützenbataillon der Schützen-
gesellschaft ab, die 1831 gegründet worden war. Man erwartete von
dem geistig bedeutenden Könige, daß er sein Volk einer glänzenden Zeit
entgegenführen und es von allen drückenden Fesseln befreien würde.
Es follten aber noch schwere, trübe Jahre kommen. Der Haupt-
erwerbszweig der Ravensberger, die Spinnerei und Weberei, lag da-
nieder. Schou iu den unaufhörlichen Kriegen Napoleons hatte die
Leinenindustrie schwer gelitten, besonders durch die Kontinentalsperre.
Dazu kamen der Wettbewerb der Baumwolle und der durch Maschinen
Verleger, Heimatkunde von Bielefeld. 2. Teil. 10
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Extrahierte Personennamen: Wilhelm_I. Graf_Bülow_von_Bennewitz Friedrich
^ Friedrich Wilhelm Wilhelms Wilhelms Napoleons
Extrahierte Ortsnamen: Bielefeld Bielefeld Berlin Potsdam Bielefeld Bielefeld Bielefeld Bielefeld
B Bielefeld Napoleons Bielefeld