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nebenbei fei hier auch das sog. freie Reichstal Harmersbach angeführt. Diese Städte haben weniger eine politische, denn eine kulturgeschichtliche und wirtschaftliche Bedeutung als selbständige Glieder des Reiches gehabt. Selbst in den kleinen Verhältnissen, wie wir sie in den genannten Orten treffen, entwickelte sich unter einer freien Verfassung ein frischer Bürgersinn, der manche schöne Blüte für die Kultur unserer Heimat gezeitigt hat. Noch zeugen davon ehrwürdige Bau-und Kunstdenkmäler, so das im 14. Jahrhundert begonnene gotische Münster zu Überlingen, das prächtige Rathaus ebenda u. a. Überlingen, einer der ältesten Orte der Gegend, wurde 1397 zur freien Reichsstadt erhoben. Ohne Anteil an der Reformation zu nehmen, wurde die Stadt lebhaft in den Bauernkrieg verwickelt und hatte im dreißigjährigen Krieg eine zweimalige Belagerung auszuhalten, vermochte aber in den folgenden Kämpfen allen feinden gegenüber feine Freiheit zu behaupten. Die Überlinger Fruchtmärkte wie fein sonstiger Handelsverkehr hatten eine ansehnliche, weit über feine Mauern hinausreichende Bedeutung. Pfulleudorf, einst der Sitz gleichnamiger Grafen, kam im 12. Jahrhundert an die Hohenstaufen und erhielt 1220 die Reichsfreiheit. Die aut katholisch gebliebene Stadt wurde im Bauernkrieg eine Beute der Aufständischen und auch in den fortgesetzten kriegerischen Unruhen des 17. Jahrhunderts schwer heimgesucht. So erlebte sie keinen rechten Aufschwung und blieb im ganzen nur ein bescheidenes Landstädtchen. Offen bürg, dessen Ursprung in die Römerzeit zurückreicht, wurde nach Wechselbörsen Schicksalen gegen Ende des 13. Jahrhunderts freie Reichsstadt. In der Folgezeit mußte fichs die Stadt unzählige-mal gefallen lassen, als Pfandobjekt für die geldbedürftigen Kaiser zu dienen; sie kam dadurch vorübergehend an den Bischof von Straßburg, an die Kurfürsten von der Pfalz, an das Haus Fürstenberg und wiederholt an die Markgrafen von Baden. Von der Mitte des 16. Jahrhunderts an endlich bleibt ihr die Freiheit, anfangs unter österreichischem, später unter badenbadischem Schutze erhalten. Derartiger häufiger Wechsel war begreiflicher Weise einer günstigen Entwicklung des Gemeinwesens sehr im Wege. Das gleichfalls alte Gengenbach gehörte seit dem 11. Jahrhundert dem Bistum Bamberg und wurde gegen Ende des 13. Jahrhunderts reichsfrei. In der Folgezeit teilte es die Schicksale des nahen Offenburg, mit dem es schließlich gemeinsam an Baden kam. Gleiches Los erlebte auch die dritte Reichsstadt der Ortenau, Zell a. H.
Noch manche andere Stadt des heutigen Großherzogtums war einst außerhalb der fürstlichen Macht, unmittelbar unter dem Reiche gestanden, hatte diese Freiheit aber früher schon
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eingebüßt. Die namhafteste derselben war das alte Konstanz, das schon 1192 zur Reichsstadt erhoben worden war und als solche einen glänzenden Aufschwung genommen hatte. In ihren Mauern fand 1414—1418 das berühmte Konstanzer Konzil statt, die größte Kirchenversammlung des Mittelalters, an der, wie berichtet wird, Wohl mehr als 80000 Fremde der verschiedensten Nationen teilnahmen. Mit voller Begeisterung schloß sich die Bürgerschaft der Reformation an und stellte sich auch im fchmalkaldifchen Krieg auf die Seite der Protestanten. Dafür verfiel es der Rache des Kaisers Karl V., der mit blutiger Strenge 1548 das neue Bekenntnis ausrottete, die Stadt ihrer freien Verfassung beraubte und sür das Habsburgische Haus in Besitz nahm. Seitdem war Konstanz als österreichische Landstadt in jeder Hinsicht zurückgegangen und blieb bis zum Anfall an Baden ziemlich unbedeutend.
5. Die geistlichen Herrschaften.
Eine beträchtliche Gebietsvermehrung hat Baden durch die Zuteilung ehemals geistlicher Herrschaften erfahren. Nicht weniger als 6 Bistümer haben dazu beigetragen; eine ganze Reihe von Abteien, sowie Besitzungen des Dentschberren- und des Iohanniter-ordens wurden Baden einverleibt. Mit diesen geistlichen Herrschaften hat es eine besondere Bewandtnis. Nach der Verfassung des alten Reiches waren die Bischöfe und bedeutenderen Äbte nicht nur die geistlichen Häupter ihrer Diözese oder ihres Klosters, sondern sie besaßen auch über ein bestimmtes Gebiet volle landesherrliche Gewalt. Hier waren sie Fürsten, so gut wie die weltlichen Herzöge. Unsere Gegend war besonders reich an solchen geistlichen Territorien, die samt und sonders im Jahr 1803 durch Napoleon I. aufgehoben, säkularisiert (verweltlicht), wie man es nannte, und weltlichen Herren zugewiesen wurden.
Das Bistum Konstanz, eines der ältesten und ausgedehntesten in Deutschland, umfaßte ein weites Gebiet und hatte eine wechselvolle Geschichte. Seine Fürstbischöfe übten nicht selten entscheidenden Einfluß in Reichsangelegenheiten. Frühzeitig machte sich die Stadt Konstanz von der Bischofsgewalt frei und ging, wie wir gesehen haben, ihre eigenen Wege. Das einst hochberühmte Kloster Reichenau wurde 1541 dem Bistum einverleibt. Zur Zeit der Reformation wurde die Residenz anfangs nach Überlingen, später nach Meersburg verlegt, wo der Bischof bis zur Auflösung des Hochstifts seinen Sitz behielt und auch die fürstliche Begräbnisstätte sich befand. Der letzte Fürstbischof von Konstanz war der bekannte Karl Theodor von Dalberg, gleichzeitig als Erzbischof von Mainz des heiligen römischen Reiches letzter Kurerzkanzler.
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Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Napoleon_I. Karl_Theodor_von_Dalberg Karl
Extrahierte Ortsnamen: Habsburgische_Haus Baden Deutschland Meersburg Konstanz Mainz
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Ein kleines Stück des Hochstifts Basel, die auf dem rechten Rheinufer liegende Landvogtei Schliengen, die seit 1400 vom Hauptort gleichen Namens aus verwaltet wurde, gehört jetzt gleichfalls zu Baden.
Bedeutender ist das ehemals bischöflich Straßburgische Gebiet, nämlich die Herrschaften Ettenheim und Oberkirch mit den Klöstern Ettenheimmünster und Allerheiligen; erstere stand seit der Gründung des Ortes im 8. Jahrhundert unter dem Bistum Straßburg und erfreute sich einer günstigen Entwicklung. Nach Ausbruch der französischen Revolution nahm der letzte Bischof, Kardinal von Rohnn, nach Ettenheim seine Zuflucht und residierte in dem einfachen Schlößchen 1790 —1803. Stadt und Herrschaft Oberkirch waren ursprünglich im Besitz der Zähringer, dann der Fürsteuberger, die sie an den Bischof von Straßburg verkauften; lange Zeit mußten sie als Pfaudschafteu dienen, bis endlich vom Jahr 1697 an das erwähnte Hochstist sie dauernd behielt.
Der größte Zuwachs rührt von dem Bistum Speyer her, dessen rechtsrheinischer Teil als Fürstentum Bruchsal bezeichnet wurde, nach der gleichnamigen Stadt, die einen alten Königshos besaß und im Jahr 1056 von Heinrich Iii. dem Speyrer Bischos verliehen wurde. Infolge ernster Zerwürfnisse mit den Bürgern der Stadt Speyer siedelte der Bischos 1722 von da nach Bruchsal über, wo unter Damian Hugo von Schön bor u und Franz Christoph von Hutten ein prachtvolles Residenzschloß erbaut wurde, das noch heute den Gegenstand allgemeiner Bewunderung bildet. Diese Gegend war ein Hauptherd des Bauernkrieges.
Die zwischen Neckar und Main gelegenen Ämter Tauber-bifchofsheim, Hardheim und Lauda hatten früher zum Erzbistum Mainz und zum Bistum Würzburg gehört, nach deren Säkularisation (1803) sie an das neugebildete Fürstentum Leiningen (siehe u. S. 42) und von diesem nach wenigen Jahren an Baden kamen. Hier machte sich die ausständige Bewegung der Bauern beim Ausgang des Mittelalters ganz besonders bemerkbar. Einer der Führer dieser Bewegung war der volkstümliche Johann Böhm, der „Pseiser von Niklashausen."
Unter den größeren Klöstern mit ansehnlichem Besitz, die an Baden sielen, verdient zunächst St. Blasien Erwähnung. Zu ihm gehörten die Herrschaften Bonndorf und Blumegg. Die irrt 10. Jahrhundert gegründete Benediktinerabtei war eine der angesehensten ihres Ordens und erwarb sich namentlich durch die Gelehrsamkeit seiner Mönche einen hohen Ruhm. Der Bauernkrieg spielte ihr Übel mit; auch sonst wurde das Kloster vielfach in die kriegerischen Unruhen hineingezogen. Gleichwohl
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Extrahierte Personennamen: Heinrich_Iii Heinrich Damian_Hugo_von_Schön Franz_Christoph_von_Hutten Franz Johann_Böhm Johann
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hänge dieses Hügellandes. Die herrliche, aus Laub- und
Nadelholz bestehende Waldung wird häufig von denjenigen
aufgesucht, die dem geräuschvollen Treiben der Stadt entfliehen
und frische Waldluft atmen wollen. Einige Punkte des Ge-
Hölzes sind besonders schön, z. B. die „majestätische Aussicht",
von deren Aussichtsturm man eine prachtvolle Fernsicht über
die ganze Umgegend hat. Von der Rainville-Terrasse aus
sieht man deutlich, wie er über seine Umgebung hervorragt.
In den Ortschaften Hausbruch und Ehestorf findet man
nach einer Tour durch den Wald Erquickung. Die Hake ist
reich an Bickbeersträuchern. Die Aufsicht über den Wald führt
der Förster, der meistens zugleich Jäger ist.
Von der Rainville-Terrasse aus gesehen, giebt der Höhen-
zug jenseit der Elbe den Schülern ein einfaches Bild einer
Gebirgskette.
31.
Von Blankenese nach Wedel.
Westlich von Blankenese liegt die kaum 2000 Einwohner
zählende Stadt Wedel, nicht unmittelbar an der Elbe, sondern
ungefähr zwei Kilometer landeinwärts, an der Wedeler Au,
die in südwestlicher Richtung der Elbe zufließt. Die Eisenbahn
dahin führt über Sülldorf und Rissen. Ein Fußweg führt
unmittelbar an der Elbe entlang nach Schulau, dem Hafen
von Wedel. Bis Wittenbergen führt dieser Weg am Strand
entlang. Nachdem man hier die Höhe erstiegen hat, wandern
wir unmittelbar an dem schroffen Abhang einer Hochebene
entlang nach Tinsdahl, wo sich eine Pulverfabrik befindet.
In Schulau steht am Ufer der Elbe ein Leuchtturm.
Beim Untergang der Sonne wird in der Spitze des Turins
ein Licht angezündet und mit Tagesanbruch wieder ausgelöscht.
Es ist dazu bestimmt, dem Schiffer während der Nacht das
Fahrwasser, den Hafen, zu zeigen. Damit das Feuer während
der Nacht nicht verlöscht, wird es vom Turmwärter sorgfältig
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Stift liegt die Baptisten-Kapelle. In nördlicher Richtung
treffen wir auf das Reventlowsche Armenstift, an der
Westseite der Adolfstraße belegen. Es verdankt seine Ent-
stehung dem Grafen Reventlow, welcher im Jahre 1713,
nachdem der schwedische General Steenbock in einem Kriege
zwischen den Dänen und Schweden die Stadt fast gänzlich
hatte einäschern lassen, Oberpräsident von Altona wurde.
Durch den sog. Schwedenbrand war unter den Bewohnern
große Armut entstanden. Um ihr abzuhelfen, ließ Graf
Reventlow an der Königstraße, dem jetzigen Stadttheater gegen-
über, ein Armenstift mit Kirche, Waisenhaus und Waisenschule
erbauen, und zwar teils aus eigenen, teils aus städtischen
Mitteln. Vor mehreren Jahren wurde das Stift abgebrochen
und an der Adolfstraße neu aufgebaut. Von den alten Ge-
bäuden hat man nur das ehemalige Waisenhaus und die
Kirche (Heiligengeistkirche) stehen lassen. In dem ersteren
befindet sich jetzt das Polizeiamt, die letztere dient als Kunst-
halle. Nordwestlich von dem neuen Stift liegt der Reventlow-
platz, der durch die Stiftstraße nach W. hin mit Wohlers
Allee, nach N. hin mit der kleinen Gärtnerstraße in Ver-
bindung steht. Verfolgt man die letztgenannte Straße in
nordwestlicher Richtung über den sog. Stern hinaus, so gelangt
man nach dem Lazarett (Krankenhaus für Soldaten) an der
Ecke der grünen Twiete. Diesem gegenüber liegt der Holsten-
bahnhof, die erste Station oder Haltestelle der Hamburg-
Altonaer Verbindungsbahn. — Beschreibe, welchen Weg du
gehen und welche Richtung du einschlagen mußt, um von
deinem Wohnhause nach der Schule zu gelangen!
10.
Der Osterteil.
Beim ersten Hinweis auf diesen Stadtteil bezeichnen ihn
die Schüler, nach der Lage befragt, häufig als den Südoster-
teil. In solchem Falle lasse man sie nach der Karte selbst
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Wilhelm I. geschenkt. Es sind Kanonen, welche das neunte
Armeecorps bei Orleans eroberte. In der Mitte der Pal-
maille steht ein zweites Denkmal, das bronzene Standbild des
Grafen Conrad v. Blücher, welches die Stadt Altona
ihrem früheren Oberpräsidenten, dem Vetter des preußischen
Feldmarschalls v. Blücher, in dankbarer Anerkennung errichtet
hat. Die Inschrift am Sockel des Denkmals lautet:
„Graf Conrad v. Blücher-Altona,
geb. d. 29. Febr. 1764, gest. d. 1. Aug. 1345,
Oberpräsidcnt in Altona von 1808 bis an seinen Tod."
Darunter stehen die Worte:
„So klug im Rat
Als kühn in That,
Ein Staatsmann
Und ein Ritter."
Das Lob, das diese Worte dem Manne spenden, ist ein
wohlverdientes. Klug und kühn schützte er Altona im
Jahre 1813, als die Franzosen in Hamburg h.austen und
diese Stadt von den Russen, belagert wurde. Obgleich unsere
Vaterstadt sowohl von den Franzosen als von den Russen das
Versprechen erhielt, daß sie nicht als feindlicher Ort be-
trachtet werden solle, hatte sie doch von beiden Seiten viel
zu leiden. Die russischen Generale verlangten häufig die
Lieferung verschiedenartiger Gegenstände, und etwas mußte
immer geliefert werden, um den guten Willen zu zeigen. Jede
derartige Unterstützung erfuhren aber die Franzosen durch
ihre Spione (Kundschafter), und unter den schlimmsten
Drohungen verbot der französische Marschall Davoust, der in
Hamburg den Oberbefehl hatte, dem Oberpräsidenten Blücher
jede Lieferung an die Russen. Einmal drohte er ihm sogar,
er werde die Stadt beschießen und sein eigenes Haus ein-
äschern lassen; aber durch sein furchtloses Benehmen flößte
Blücher den Franzosen soviel Achtung ein, daß Altona ver-
schont blieb. Nicht immer erfüllte er die Forderungen
der Russen. So gab er einmal einem russischen Ge-
sandten, der auf der Stelle zwei Reitpferde mit Sattel und
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— 65 —
Rechte gewährten (S. 35). Besonders hervorzuheben ist das
Recht, daß Altona die um ihres Glaubens willen Verfolgten
aufnehmen durfte. So fanden z. B. 1567 die Flüchtlinge
aus den Niederlanden hier Schutz und lohnten dem Ort durch
regen Gewerbfleiß. Zwischen den Hamburger und Altonaer
Gewerbetreibenden entstanden langwierige Streitigkeiten, weil
die Altonaer ihre Waren in der benachbarten Stadt zum
Verkauf brachten. Es wurde daher vom Hamburger Rat
der strenge Befehl erteilt, daß niemand in Altona oder Ottensen
etwas anfertigen lassen solle. Übertretungen wurden mit
Geldstrafe und mit Verlust des Werkes bedroht. Der häßliche
Streit fand erst ein Ende, als der Zunftzwang (S. 35) auf-
hörte und völlige Gewerbefreiheit eingeführt wurde. Schwere
Drangsale hatte der Ort zum erstenmal in der Zeit des
dreißigjährigen Krieges zu bestehen.
Im Jahre 1640 kam Holstein und damit auch Altona
unter die Herrschaft der Könige von Dänemark. Der da-
malige König Christian Iv. bestätigte alle Freiheiten und
Rechte, welche dem Orte durch die Schauenburger Grafen
gewährt worden waren. Im Jahre 1648 bestieg König
Friedrich Iii. den Thron. Bis dahin hielten sich die
lutherischen Einwohner nach Ottensen zur Kirche, während
schon die Reformierten und die Juden ihre eigenen Gottes-
Häuser hatten. Den ersten Beweis seiner königlichen Huld
gab Friedrich Iii. dadurch, daß er schon 1649 eine lutherische
Kirche erbauen ließ, die „Dreifaltigkeitskirche" genannt
wurde. Erst im Jahre 1688 konnte man mit dem Bau eines
Turmes beginnen. Es ist derselbe, der noch jetzt die Haupt-
kirche ziert. Die Kirche selbst wurde später, als sie baufällig
und zu klein geworden war, niedergerissen und an ihrer Stelle
eine neue aufgebaut. Am 23. August 1664 wurde Altona
durch König Friedrich Iii. zur Stadt erhoben. Als höchster
Beamter der neuen Stadt wurde ein Präsident eingesetzt.
Der erste Präsident war der frühere Lehrer des Königs,
Rudolf Roland. Nach ihm haben die Rolandstraße und
5
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Extrahierte Personennamen: Christian_Iv Friedrich_Iii Friedrich Friedrich_Iii Friedrich August Friedrich_Iii Friedrich Rudolf_Roland Rudolf
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 57 —
Hamburger, der Holsteiner, Ditmarschen, Bremer, Lübecker und
Mecklenburger und zog dem Dänenkönig im Jahre 1227 kühn
entgegen. Bei Bornhöved trafen sich die beiden Heere. Es
kam zu einer blutigen, mörderischen Schlacht. Wenn die Ver-
Kündeten, unter ihnen die Hamburger, auch uoch so tapfer stritten,
so waren die Dänen doch allzu stark. Immer wieder errangen
sie Vorteile und waren schon nahe daran zu siegen. Das konnte
ein sehr schlimmer Tag werden. Es war der 22. Juli, der
Maria-Magdalenen-Tag.
Als das Schlachtgetümmel am heftigsten tobte und die
Dänen mit neuer Macht vordrangen, fiel Graf Adolf auf feine
Knie und betete mit lauter Stimme zu der heiligen Maria
Magdalena. Er betete so: „O du Heilige, sieh erbarmend vom
Himmel herab auf uns und steh uns bei in unserer Not; stärke
unsern Mm und gieb uns neue Kraft; laß uns heute siegen
über diesen treulosen und schrecklichen Dänenkönig, damit die
deutschen Städte und Lande frei und ledig werden des fremden,
schmachvollen Joches! Ich aber will dir sodann in dankbarem
Gedenken an deine gnädige Hilfe ein Kloster erbauen in der
guten und rechtschaffenen Stadt Hamburg".
Kurze Zeit nach dem Gebete mußte der Feind überall zu-
rückweichen, und ehe es Abend ward, hatte Graf Adolf den
schönsten Sieg erfochten.
Er vergaß seines Versprechens nicht. In der Gegend, wo
heute unser neues Rathaus und die Börse stehen, erbaute er
bald nach dem Siege bei Bornhöved ein Kloster, welches er
Maria-Magdalenen-Kloster hieß, übergab es frommen Mönchen,
damit sie hier ihr Leben dem Dienste Gottes weihen könnten,
und errichtete ihnen bei dem Kloster die Maria-Magdalenen-
Kirche. Graf Adolf war seit der Erhörung seines Gebetes ein
gar frommer Herr. Nach einiger Zeit gründete er nahe bei
dem ersten ein zweites Kloster, das er zu Ehren Johannes des
Täufers das Johanneskloster nannte. Es stand in der Nähe
der jetzigen großen und kleinen Johannisstraße.
Die Klöster waren mit einer hohen Mauer umgeben, da
die Mönche von der Welt abgeschieden sein mußten. Um aber
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Extrahierte Personennamen: Graf_Adolf Adolf Maria
Magdalena Maria Graf_Adolf Adolf Adolf Adolf Johannes
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Hamburg
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 144 —
nicht zu Willen war, faßten sie den Beschluß, es solle bei hoher
Strafe kein Hamburger irgend etwas bei den Altonaern der-
fertigen lassen oder kaufen dürfen. Auch in späterer Zeit ent-
standen noch einigemal Streitigkeiten zwischen Hamburg und der
kleinen, aber stetig wachsenden Nachbargemeinde.
Im Jahre 1664 wurde Altona zur Stadt erhoben. Die
dänischen Könige, denen die Länder Schleswig und Holstein mit
Altona lange Zeit gehörten, machten mehrfache Versuche, den
Handel Hamburgs nach Altona zu ziehen, und auch fönst zu
Gunsten Altonas die Stadt Hamburg zu schädigen, die sich ihnen
nicht unterwerfen wollte, und die alle Angriffe tapfer zurück-
schlug. Eine Feindseligkeit bestand jetzt nur noch zwischen Ham-
bürg und den Tänenkönigen. Zwischen den beiden benachbarten
Städten selbst war jeder Haß und Groll begraben. Jede von
ihnen stand vielmehr der anderen in Zeiten der Not schwesterlich
bei. So fanden die Altonaer freundliche Aufnahme in Hainburg,
als im Jahre 1713 ein furchtbarer Brand den größten Teil
ihrer Stadt verzehrte, und viele Hamburger fanden eine Zu-
fluchtsstätte in Altona zur Franzosenzeit und bei der Fenersbrunst
von 1842. Das freundschaftliche Verhältnis beider Städte zu
einander ist nicht wieder ernstlich gestört worden. Jede gönnt
der anderen ein weiteres Ausblühen von ganzem Herzen.
Wandsbek ist unser sauberes, liebliches Nachbarstädtchen im
Osten. Sein Name weckt bei einer großen Zahl von Ham-
burgern die Erinnerung an fröhliche Stunden. Sein prächtiges
Gehölz, in welchem vornan das Denkmal des Dichters Claudius
steht, und wo weiterhin die beiden Vergnügungslokale „Klein- und
Groß-Jüthorn" liegen, ist das Ziel vieler Hamburger Spazier-
gänger. Die großen Pferderennen zwischen Wandsbek und Horn
locken Tausende von Hamburgern hinaus. Wandsbek ist erst im
Jahre 1869 eine Stadt geworden. Als Dorf wurde es aber schon
vor 600 Jahren genannt. Es zahlte damals Zehnten, das sind
Abgaben in Getreide, an das hamburgische Kloster Herwerdes-
Hude, nach welchem unser Stadtteil Harvestehude benannt ist, und
von dessen Park noch jetzt einige alte Eichen auf der Krngkoppel
bei der neuen Nisterbrücks stehen. Wandsbeks schnelles Wachsen
TM Hauptwörter (50): [T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler]]
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62
Die früher als Vororte bezeichneten Stadtteile.
13. Eilbeck, 179,02 ha, davon 2,42 ha Wasserfläche, 58232 Einwohner-
nach Nw zum Eilbeck von 21 m auf 9 m sich abdachend.
Grenze: Eilbeck-Kanal, Gebietsgrenze gegen Wandsbek, dann die Nordseite
der Lübecker Eisenbahn, Ostseite der Landwehr und der Marienau.
In politischer Beziehung hat dieser Stadtteil die Geschicke von Barmbeck
geteilt. - Hauptverkehrsader desselben ist die Wandsbeker Chaussee-
an dieser liegen auch die Begräbnisplätze der St. Iakobi- und der
Hammer-Gemeinde^. Zu beiden Seiten der genannten Straße und unfern
voneinander erheben sich seit 1883 das schon vor 1247 am Rödingsmarkt
gegründete neue Hospital zum Heiligen Geist und die zierliche Friedens-
Kirche, die 1884 eingeweiht ist.
y. Früher als Vororte bezeichnete Stadtteile zwischen der
Lübecker Eisenbahn und der Elbe.
14. Borgfelde, 123,40 ha, davon 7,52 ha Wasserfläche, 33 934 Ein-
wohner. Die Grundfläche dieses Stadtteiles hat die Gestalt eines rechtwinklig
gebogenen Knies; der nördliche Teil gehört der Geest an, an deren steilem
Abhänge die Borgfelder Straße (ein Teil der alten Landstraße über Hamm
und Steinbeck nach Bergedorf) entlang führt, während der südöstlich bis zur
Bille^ reichende, tiefgelegene Marschteil die westliche Hälfte des Äußeren
Hammerbrooks begreift (4-21 m).
Grenze: Berliner Tor, Nordseite der Lübecker Eisenbahn, Ostseite der Landwehr,
Borgfelderstraße, Ausschlägerweg, quer über den Hammerdeich zurbille, diese selbst, Hoch-
wasserbassin und das nördliche Ende des Heidenkampsweges bis zur Lübecker Eisenbahn.
An der Bürgerweide liegt die 1873 hierher in ein neues Gebäude ver-
legte Taubstummenanstalt, ferner das Alida Schmidt- und das Robert
Adickes-Stift, an der Burgstraße das Diakonissen-Mutterhaus Bethesda,
während für das Kinder-Hospital, das Martha-, das Anna- und das
Matthias-Stift Gebäude an der Baustraße errichtet sind. Im südlichen
Teile von Borgfelde nahe dem Nordufer der Bille sind neben vielen gewerb-
lichen Anlagen die Desinfektions-Anstalt und die Berbrennungs-Anstalt
für Abfallstoffe erbaut worden. Nahe der Lübecker Bahn, auf dem freien
Platze zwischen der Claus Groth-Straße und der Wallstraße, erhebt sich seit 1903
der Kuppelbau der Erlöserkirche.
Borgfelde zusammen mit dem jetzt zu St. Georg gehörigen Borgesch
bildete eine große Gemeindeweide der Hamburger Bürger, welche erst 1679
durch die Befestigungsanlagen des ,.Neuen Werkes" (um St. Georg) in die
genannten Teile getrennt wurde.
1 Auf dem Iakobikirchhofe ruht Major Iungmann, der Sieger von Eckernförde
(5. April 1849).
2 Unfern des Billbracks, an der Ecke des Ausschlägerweges und des Brackdammes,
steht der vom Hammerdeich neuerdings hierher versetzte, „für die gesamte Kinderwelt
des Erdballes bedeutsame Denkstein" I.h.camp es, des Verfassers von „Robinson
der Jüngere". Eampe lebte 1778-83 bei Hamburg und schrieb 1779 dieses sein
bekanntestes Werk.
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Extrahierte Personennamen: Steinbeck Alida_Schmidt- Claus_Groth-Straße Georg Georg) Major_Iungmann