— 32 —
2. Spaziergang: Schulhof. Gesichtskreis. Stand der Sonne.
Bestimmung der Lage des Schulhauses und der Nachbargebäude, der
Windrichtung nach dem Hahn der Münster- und Neustädter Kirche und
dem Rauch aus Stüssels und Kopkas Fabrikschornstein. „Sieben Sonnen"
an der Münsterkirche und ihre Sage. Grabsteinplatten mit Figuren in
den Mauern der Kirche. Spitz- und Rundbogen. Wolderuskapelle.
Efeu daran. Zigarrenfabrik von Böckelmann (jetzt Rathaus Iii).
Färberei von Höpker. Blick durch die halbgeöffneten Fenster in die
Färbebottiche. Post; Uhr, Hermes, Turm für die Fernschreib- und Fern-
sprechleitungen. Herforder Bank. Gesichtskreis. Bowerre: Flußlauf, Ufer;
Gang in den Hof der Höpkerfchen Fabrik; Ausnutzung der Wasser-
kraft durch Caafe Nachfolger. Auf der andern Seite der Hämelinger
brücke, neben Steinmeier: Mündung der kleinen Werre. Neustädter
Kirche: Spitzbogen, Wasserspeier, Glocke über dem Zifferblatt, Schall-
löcher; die Giebel der alten Häuser von Titgemeier aus dem Jahre 1695,
von Ellersiek (zwischen Titgemeier und Kaiserhof), Biermann und Recken-
dorf (Ratskeller). Große Fuhrwerkswage vor Biermann. Eßwaren-
gefchäft von Maßmann. Ledergeschäft von Weingarten. Altes Haus von
Schlachter Reckendorf in der Komturstraße. Katholische Schule und
Kirche. Synagoge. Katholisches Waisenhaus. Gegenüber altes Haus
von Bäcker Titgemeier aus dem Jahre 1731. Bowerre: Blick von der
Brücke auf den Fluß hinter dem katholischen Waisenhaus: Hinweis auf
die Wasserstraßen in Venedig; Blick nach der Abzweigung der Bowerre
und der kleinen Werre. Menckhoffs Leinenfabrik. Wäscherei von Landre.
Gesichtskreis.
3. Spaziergang: Stand der Sonne. Aufsuchen eines Buchfinken-
nestes, das ich an der Vlothoer Straße — sie läuft von der Abzweigung der
Waldfriedenstraße an etwa 300 m ziemlich genau nach Osten — wußte.
Zuerst fanden es zwei Knaben, beide vom Lande; zuletzt blieben noch fünf
Schüler übrig, die es überhaupt nicht finden konnten, darunter aber auch
einer vom Lande. Schutzfarbe. Art des Nestes. Beobachtung eines
Buchfinken, seine Farbe; wie er von einem Baume Raupen absuchte.
Nutzen der Vögel. — Wasserbehälter des Städtischen Wasserwerks.
Wasserleitung. Gesichtskreis. Steingrube, Schichtenlagerung. Ver-
Witterung der Steine durch Sonne, Frost, Waffer. Bei Steinmeier:
Holztauben, Kaninchen, Lachtauben. Prachtvolle Aussicht nach Westen
und Süden. — Steinbruch: wieder Schichtenlagerung, Verwitterung;
viele Quellen aus den Wänden; Entstehung dieser Quellen. Feuer-
salamander. — Gang am Oberlauf des Baches, von der Quelle bis
TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T119: [Fluß See Kanal Strom Lauf Wasser Land Ufer Mündung Elbe], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone]]
— 45 —
Eroberung der Burg. Lage der Burg. Eingangstor. Hinweis auf
Zugbrücken. Dicke Burgmauern. Torwächter in der mittelalterlichen
Burg. Burghof. Kurfürstendenkmal. Erinnerungsplatten an den
beiden Standorten Kaiser Friedrichs Iii. und Kaiser Wilhelms Ii.
und Gemahlin gelegentlich der Entgegennahme der Huldigung. Museum.
In der völkerkundlichen Abteilung: Einbaum, geflochtene und ge-
webte Matten, Pfeile, Musikgeräte und Götzen von Bewohnern der
Südsee. Kopra. Indische Webereien. Japanische Ritterrüstung. —
Mittelalterliche Stein- und Eisenkugeln, die man auf der Burg ge-
funden hat. Unterirdische Gänge: Burgverlies, Ausfalltore, Schieß-
scharten, Küche, Backofen, Weinkeller, Rauchfänge, Luft- und Licht-
schächte, „Fallen", Wasserleitung von Quell- und Regenwasser. Blick
in den Paß von Bielefeld zwischen Sparren- und Johannisberg;
Bedeutung für den Verkehr: Straßen, Eisenbahn, Lutterbach. Übungen
im Zurechtfinden. Himmelsrichtungen. Bethel. Spinnerei Ravensberg.
Kalkofen halbwegs Brackwede; links von der Straße. Kalksteine:
Art der Steine, Lagerung in dem Bruche. Kalkofen. Versteinerungen
gesucht, nur eine gesunden. Rückmarsch: Kaserne, Neustädter Kirche
mit dem Doppelturm — an der Münsterkirche in Herford fehlt der
zweite Turm! —, gotische Fenster. Landgericht. Ulmenstraße. Schiller-
platz: Büsten von Schiller und Goethe vor dem Theater. Beachtung
des Sonnenstandes auch bei der Rückkehr 1. vom Vorplatz des Bahnhofs
in Bielefeld aus, 2. in Herford.
18. Spaziergang (Turnfahrt): Sonnenstand am Morgen gegen
6 Uhr. Fahrt mit der Kleinbahn bis Wehrendorf. Bahnhöfe bis
dahin. Marsch über Steinbrünndorf nach dem Bornstapel. Richtung.
Hohe, starke und besonders schöne Erlen, ihr Standort. Birken,
Kopfweiden. Entstehung der Moore. Wiese mit Findlingen, wie
Heuhaufen anzusehen, Steinbruch, ganz schräg liegende Schichtungen,
Täler, Laub- und Nadelwald. Risse und Spaltungen auf den Wegen
infolge der Trockenheit. Hinweis auf die Erdrisse in Südwestafrika
und Australien bei der Dürre und ihre Bedeutung als Verkehrs-
Hindernisse. Spiel am Bornstapel. Schöne Lage. Gesichtskreis.
Himmelsrichtungen. Sage. Vogelnest mit drei Jungen. Weg über
Bentorf nach Calldorf. Stand der Sonne um 12 Uhr. Außer-
ordentlich tiefes Tal mit sehr steilen Ufern an den beiden Seiten.
Hohe Bäume an den Ufern. Lichthunger der Pflanzen. Zahlreiche
Quellen in Calldorf; eine besonders starke; Klarheit und Kälte des
Wassers. Landstraße an der Weser entlang nach Vlotho. Richtung.
Eisenbahnbrücke über die Weser. Fahrt über die Weser und sofort
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T57: [Weser Stadt Hannover Harz Osnabrück Leine Kreis Aller Land Elbe], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland]]
TM Hauptwörter (200): [T25: [Stadt Schloß Straße Garten Berg Dorf Nähe Park Ufer Haus], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T95: [Gestein Schicht Wasser Boden Erde Granit Gebirge Masse Sand Teil], T32: [Wald Baum Boden Eiche Steppe Höhe Ebene Wüste Teil Tanne]]
— 34 —
Hause, Übung im Zurechtfinden, auch nach dem Stande der Sonne;
weiterer Verlauf der kleinen Werre an der Bergertormauer. —
Vorderansicht des Hauses von Sanitätsrat Dr. Nolting: Leggehaus,
seine Bedeutung, Hinweis auf die Bauart: Fachwerk, malerisch, vor-
springender 1. Stock beim Anbau, Rolle, Tür und Boden zum Hinauf-
ziehen und Verstauen der Waren; Erklärung der Sinnbilder an der
Vorderseite von links nach rechts:
1. Lippische Rose: fünfblättrig, rot.
2. Taube mit Zweig im Schnabel = Friede.
3. Knabe mit einem Füllhorn in der linken Hand, aus dem
Blumen fallen, und mit einem Kranz in der rechten ^Frühling.
4. Knabe mit einer Sichel in der linken Hand und mit einer
Roggengarbe in der rechten — Sommer.
5. Sonnenuhr.
6. Knabe mit einem Weinglas in der rechten und mit einer
Traube in der linken Hand — Herbst.
7. Knabe mit Schlittschuhen und Muff = Winter.
8. Preußischer Adler.
9. Wage = Gerechtigkeit.
10. Zwei Äskulapschlangen = Heilkunde.
11. Eule = Weisheit.
12. Wappen von Herford (rot).
13. Spinnrad: Erinnerung an die Flachsspinnerei, Leggehaus.
14. Geschnürter Ballen, Tonne, Anker — Handel.
15. Zahnrad, zwei sich kreuzende Hämmer, zwei Sicherheitsventil-
kugeln — Industrie.
16. Ähren, Spaten, Sense, Beil — Landwirtschaft.
17. Anker, Herz, Kreuz = Glaube, Liebe, Hoffnung.
18. Springendes, weißes Westfalenroß auf rotem Felde. '
19. vierblättriges Kleeblatt = Glück.
Blick in die Johannis-, Creden- und Komturstraße, Vorderseite
und Stand der Häuser, Fluchtlinie. Bestimmung der Richtung. —
Leinenverein. Blick auf die Bowerre aufwärts nach der Brücke und
Abzweigung der kleinen Werre, wo wir eben vorher waren. Nist-
gelegenheit im Gebüsch. Beobachtung der Vögel. — Schecke = buntes
Pferd vor einem Wagen. — Brücke über die Bowerre in der Johannis-
straße, Blick von da die Bowerre abwärts, die Häuser an beiden Ufern:
Hinweis auf den Spreewald, Venedig, Fleets in Hamburg. — Gang
nach der Bergertorinfel: Akzisehaus, Bauart, Bedeutung, jetzt Polizei-
wache. Die beiden Bergertorbrücken. Aufstauung des Wassers: Zweck.
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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§ 9. Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte.
39
zu erhalten, nämlich 9 Reichsstädte: Aalen, Eßlingen, Giengen, Gmünd, Hall,
Heilbronn, Reutlingen, Rottweil, Weil, die Propstei Ellwangen und einige
Klöster mit einer Bevölkerung von 125000 E. Zugleich wurde Friedrich zum
Kurfürsten erhoben. Er vereinigte die neuen Erwerbungen zu einem eigenen,
vom alten Herzogtum getrennten Staat „Neuwürttemberg".
Ii. Friedrich als König. 1. Die Aufrichtung des Königreichs.
Am 2. Dezember 1804 fetzte sich Napoleon I. die Kaiserkrone aufs Haupt.
Dies gab Anlaß zu einem abermaligen Bündnis Österreichs, Rußlands und
Englands gegen Frankreich und zu einem neuen Krieg i. I. 1805. Friedrich
suchte sich vom Kriege fernzuhalten. Aber Napoleon, der mit unerhörter
Schnelligkeit seine Truppen nach Deutschland geworfen hatte, erschien uuer-
wartet in Ludwigsburg, erklärte dem Kurfürsten: „Wer nicht für mich ist, ist
wider mich", und dieser hatte keine andere Wahl, als sich an Napoleon an-
zuschließen und feine Truppen unter französisches Kommando zu stellen. Un-
aufhaltsam rückte Napoleon vor; nach feinem glänzenden Siege in der Drei-
kaiferschlacht bei Austerlitz lag Österreich besiegt zu seinen Füßen; der
Friede von Preßburg brachte Napoleon die erwünschten Früchte seines
Sieges, er brachte auch dem Kurfürsten die in Aussicht gestellte Belohnung
für den Anschluß an Napoleon. Württemberg erhielt eine weitere Vergröße-
ruug aus dem vorderöfterreichifcheu Besitz, die Donaustädte Ehingen, Munder-
kingen, Riedlingen, ferner Sanlgau, Mengen u. a. mit zusammen 150000
Einwohnern und wurde zum Königreich erhoben. Am 1. Januar 1806
nahm Kurfürst Friedrich feierlich die Königswürde an und ließ sich den
Eid der Treue und Untertänigkeit schwören. Im gleichen Jahre trat Württem-
berg dem Rheinbunde bei, der aus 16 deutschen Staaten bestand, die sich
vom Reiche loslösten und unter Napoleons Schutz stellten. Infolgedessen hörte
das Deutsche Reich nach einem Bestände von 1000 Jahren aus. Württem-
berg erhielt dafür abermals einen Zuwachs: es bekam die Herrschaft über
eine Anzahl bisher reichsunmittelbarer Fürsten und Grasen ^Hohenlohe, Wald-
bürg, Limpurg u. a.) und andere Gebiete mit etwa 180000 Einwohnern, und
i. I. 1809 und 1810 kamen an Württemberg Ulm, Ravensburg, Leutkirch,
Tettnang, Mergentheim, Crailsheim, Gerabronn, Geislingen n. a., so daß
Württemberg in wenigen Jahren aus einem Lande von 150 Quadratmeilen
mit 650000 Einwohnern zu dem jetzigen Umfange von 354 Quadratmeilen
mit 1400000 Einwohnern angewachsen war.
2. Jnnereregiernng. Mit der Annahme der Königswürde hob Friedrich
die alte Verfassung auf, wonach die „Landschaft", d. h. die Versammlung der
Prälaten und der Abgeordneten der Städte und Ämter, gewisse Rechte wie
das der Stenerverwillignng gehabt hatte, und regierte unumschränkt als
gewaltiger Selbstherrscher. Er ordnete nun das ganze Staatswesen, um
aus Alt- und Neuwürttemberg einen einheitlichen Staat zu machen. Das
Land wurde in 12 Kreise eingeteilt, diese wiederum in Oberämter; die höchste
Behörde wurden die 6 Ministerien. Auch die Verhältnisse der Kirche wurden
neu geregelt; das Kirchengut wurde vom Staat eingezogen, wogegen dieser
die Ausgaben sür die Kirche übernahm. Dem katholischen Glaubensbekenntnis
wurde gleiches Recht mit dem evangelischen zuerkannt, überhaupt die Gleich-
heit aller vor dem Gesetze streng durchgeführt. Das Schulwesen wurde ge-
hoben und 1811 das erste evang. Lehrerseminar in Eßlingen eröffnet. Der
Rechtspflege wurde besondere Sorgsalt zugewendet. Für Hebung von Gewerbe,
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T25: [Kaiser König Reichstag Recht Reich Verfassung Staat Regierung Jahr Fürst], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T9: [Frieden Napoleon Krieg Kaiser Frankreich Friede Preußen Rußland Jahr Franz], T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T7: [Staat Gesetz Verfassung Recht Reichstag Reich König Regierung Volk Verwaltung]]
Extrahierte Personennamen: Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Napoleon_I. Friedrich Friedrich Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Napoleon Friedrich Friedrich Napoleons Jnnereregiernng Friedrich Friedrich
§ 9. Die Hauptgestalten d. Württembergs Geschichte. — Die Hohenzollernschen Lande. 43
Königs Karl erfreuliche Fortschritte gemacht. Die Industrie nahm einen
ungeahnten Aufschwung; das Eisenbahnnetz dehnte sich immer weiter aus;
das segensreiche Werk der Albwafserverforgnng wurde durchgeführt, Stutt-
gart durch zahlreiche Bauten und Denkmäler verschönert, das Münster in
Ulm vollendet. Auch auf dem Gebiete des Schulwesens wurde weiter-
gearbeitet, namentlich die Universität Tübingen, welche i. I. 1877 die
400jährige Jubelfeier beging, bedeutend erweitert. Dabei erfreuten sich alle
wohltätigen Anstalten der Fürsorge der edlen Königin Olga, deren Name in
einer Reihe von hochherzigen Stiftungen fortlebt, wie z. B. dem Olgastift,
einer Höheren Mädchenschule, welcher die geistvolle Fürstin besonderes Interesse
zuwandte.
Als König Karl am 6. Oktober 1891 kinderlos starb, folgte ihm sein
Nesse Wilhelm Ii. (geb. am 25. Februar 1848). Bei feinem Regierungs-
antritt erklärte er, daß er Frömmigkeit und Gottesfurcht Pflegen, den Armen
und Schwachen ein Freund und Helfer, dem Recht allezeit ein eifriger Hüter
sein wolle, daß er mit unerschütterlicher Treue an den Verträgen, die unser
großes deutsches Vaterland begründeten, festhalte, und daß er in der Förderung
der Wohlfahrt und des Glückes seines Landes das höchste Ziel seines Lebens
erblicke. Möge es dem Könige beschieden sein, in einer langen und gesegneten
Regierung dieses Ziel zu erreichen, damit auch in Zukunft der alte Wahlspruch
gelte: „Hie gut Württemberg allewege!"
B. Die Hohenzollernschen Lande.
§ 1. Lage und Grenzen.
Die Hohenzollernschen Lande liegen im südlichen Teile des Deutschen
Reiches und grenzen im O. und N. an Württemberg, im W. an Württemberg
und Baden, im S. an Baden (5 Exklaven in Baden, 2 in Württemberg,
1 zwischen Württemberg und Baden; 3 württembergische Enklaven).
§ 2. Größe.
Der Flächeninhalt beträgt 1142 qkm, die Einwohnerzahl 66 780.
§ 3. Bodenkunde und Bewässerung.
Hohenzollern beginnt auf der Oberschwäbischen Hochebene nördlich von der
Ostrach, zieht sich nordwärts über die Schwäbische Alb, dann westwärts über
den Neckar bei Horb bis auf den Oftrand des Schwarzwaldes, nimmt somit
an den vier natürlichen Gruppen Württembergs teil.
Es ist durchflössen im N. vom Neckar und dessen Zuflüssen: Eyach und
Starzel rechts, Glatt liuks; im S. von der Donau und deren Zuflüssen:
Ablach und Ostrach rechts, Schmiecha und Lauchert links.
§ 4. Die Bevölkerung.
Die Bevölkerung ist schwäbischen Stammes, zum größten Teil katholisch,
nur etwa 2800 sind evangelisch und etwa 500 jüdisch. Sie beschäftigt sich meist
TM Hauptwörter (50): [T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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TM Hauptwörter (200): [T70: [Stadt Donau München Stuttgart Neckar Nürnberg Ulm Schloß Augsburg Regensburg], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T139: [Donau Rhein Main Tiefebene Teil Jura Alpen Tiefland Gebiet Fluß], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Württembergs Karl Karl Königin_Olga Karl Karl Wilhelm
52
Landeskunde des Königreichs Württemberg.
10. Das Kloster Maulbronn. (Vgl. S. 11.)
Das Kloster Maulbronn, gegründet i. 1.1146, ist kunstgeschichtlich von besonderer Be-
deutung dadurch, daß es die Entwicklung der Baukunst des Mittelalters vom früh-
romanischen Stil bis zum Ausklingen des gotischen auf engem Raum in ausgezeichneten
Gebilden zur Anschauung bringt.
TM Hauptwörter (50): [T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
TM Hauptwörter (100): [T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T66: [Geschichte Iii Vgl Nr. Aufl Gesch Lesebuch Bild fig deutsch], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
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38
§ 9. Die Hauptgestalten der Württembergischen Geschichte.
Jugendvergehen bereute und versprach, daß die Zukunft einzig dem Wohle der
Untertanen gewidmet sein solle.
Die guten Vorsätze hielten allerdings nicht immer stand. Es fehlte
nicht an Rückfällen in die frühere Willkürherrschaft; so wurde z. B. der Dichter
Schubart auf hinterlistige Weise gefangen genommen und zehu Jahre laug
auf dem Asperg eingekerkert. Soldaten wurden an die Holländer verkauft
und fanden größtenteils in fernen Ländern ein beklagenswertes Ende. Ämter-
verkauf, Jagdlasten und Wildschaden hörten nicht auf. Aber Herzog Karl war
jetzt doch auch darauf bedacht, das Wohl feines Landes zu fördern. Er richtete
feinen ganzen Eifer auf das Erziehungswesen und die Pflege der Wiffen-
schaften und Künste; er gründete die öffentliche Bibliothek, die er beständig
mehrte, errichtete die Hohe Karlsschule, die aus einem Waisenhans sür
Soldatenkinder auf der Solitude zu einer Hochschule in Stuttgart heran-
wuchs, auch im Ausland einen großen Rus genoß und manche berühmte
Männer zu ihren Zöglingen zählte, so Schwabens größten Dichter Schiller
und den Bildhauer Dannecker. Vieles geschah für die Verbesserung der
Rechtspflege und der Polizei wie für Förderung der Landwirtschast,
der Gewerbe und des Handels, dem die neuen Kunftstraßeu zugute
kamen. Der Herzog nahm sich selbst aller Geschäfte eifrig an, gab jede Woche
Audienzen, zu denen auch die Geringsten freien Zutritt hatten, und so gelang
es ihm, die Erinnerung an die frühere schlimme Zeit bei dem Volke zum
Teil zu verwischen. Die letzten Jahre seines Lebens brachte Karl Eugen meist
in Hohenheim zu; er starb daselbst i. I. 1793 uach eiuer mehr als 50jährigen
Regierung.
König Friedrich (1797—1816).
I. Friedrich als Herzog und Kurfürst. Friedrich, ein Neffe des Herzogs
Karl Eugen, wurde i. I. 1797 Herzog von Württemberg. Er war ein hoch-
begabter Fürst, der überdies in preußischen und russischen Diensten sowie auf
Reifen reiche Erfahrung gesammelt hatte, aber auch hart und gewalttätig.
Freilich brauchte damals Württemberg einen kraftvollen Herrscher, um glücklich
durch die Stürme der Zeit hindurchgerettet zu werden. Wenige Jahre zuvor
war in Frankreich die Revolution ausgebrochen, die Europa in eiue eud-
lose Reihe von Kriegen stürzte, unter denen namentlich Deutschland schwer
zu leiden hatte. Ein Jahr vor dem Regierungsantritt Friedrichs drangen die
Franzosen über den Kniebis herüber in Württemberg ein; trotz der Losung
„Krieg den Palästen, Friede den Hütten" durchzogen sie plündernd das Land,
besetzten Stuttgart, und Württemberg mußte den Frieden mit 8 Millionen
Franken erkaufen. Im Jahre 1799 brach abermals ein großer Krieg aus.
Österreich, Rußlaud und England verbündeten sich gegen Frankreich,
und auch Württemberg trat dem Bündnis bei. Allein die Franzosen drangen
siegreich vor. Die Festung Hoheutwiel ging aus schmähliche Weise verloren
und wurde in die Lust gesprengt, das Land vom Feinde überschwemmt und
gebrandschatzt. Der Herzog flüchtete und konnte erst nach Abschluß des
Friedens von Lüneville (1801) wieder zurückkehren. Durch diesen Frieden
kam das linke Rheinufer au Frankreich, und Württemberg verlor die Graf-
schast Mömpelgard. Allein es gelang Friedrich, unterstützt von dem russischen
Kaiser, nach langen Unterhandlungen, die i. I. 1803 durch die Reichs-
deputation in Regens bürg zum Abschluß kamen, eine reiche Entschädigung
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T34: [Krieg Frankreich England Deutschland Preußen Frieden Rußland Napoleon Kaiser Jahr], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land]]
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Extrahierte Personennamen: Schubart Karl Karl Schiller Dannecker Karl_Eugen Karl Eugen Friedrich_( Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Friedrich Karl_Eugen Karl Eugen Friedrichs Friedrich Friedrich
Extrahierte Ortsnamen: Asperg Stuttgart Schwabens Hohenheim Württemberg Frankreich Europa Deutschland Württemberg Stuttgart England Frankreich Frankreich
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Geographie und Geschichte
der
heimathlichen Provinz.
Ein Anhang zum Volksschul-Lesetmche.
Sachsen.
A. Wie es in der Provinz Sachsen aussieht.
1. Umschau im Lande.
!^ie Provinz Sachsen ist ein schönes und gesegnetes Land. Von
den bewaldeten Bergen Thüringens und des Harzes breitet sie
sich weit gegen Norden und Osten bis zur Elve und über dieselbe
bis an die Provinz Brandenburg und das Königreich Sachsen
aus; selbst mit Schlesien hängt sie im äußersten Osten eine kleine
Strecke zusammen. Doch nicht Alles, was zwischen ihren Grenzen
liegt, gehört zu ihr. Sie umschließt auch Besitzungen fremder Fürsten.
So haben die Herzöge von Anhalt-Dessau und Köthen und
von Anhalt-Be rn bürg an der Elbe, Mulde und Saale bis
in den Harz hinauf ihre Länder; durch sie werden die Regierungs-
bezirke Magdeburg und Merseburg von einander getrennt,
welche nur bei Aschers leben durch einen schmalen Streifen Zu-
sammenhängen. In Thüringen sind Schw arzburgische Länder
und ein Stück vom Großherzogthum Weimar bei Allstedt von
der Provinz ganz umschlossen. Nach Süden hin, von der Werra
bis über die Elster hinaus, grenzen die sächsischen Herzogthümer:
Weimar, Gotha, Meiningen und Altenburg, an unsere
Provinz. Es gehören aber zu ihr auch einige Stücke, die von
ihrem zusammenhängenden Gebiete ganz getrennt sind; es ist der
Kreis Schleusin gen mit den Städten Schleusingen und Suhl
im Thüringer Walde, und der Kreis Ziegenrück im Voigtlande
Sachsen. 1
TM Hauptwörter (50): [T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Saale.
11
Aber die Gegend ist durch die Schlachtfelder, die sich hier aneinander
reihen, ausgezeichnet. Da, wo der hohe Kirchthurm von Reichardts-
werben herüberschaut, schlug in der Schlacht bei Roßb a ch Friedrich Ii.
mit seinem Reitergeneral Seydlitz die Franzosen am 5. November
1757 in eine schmachvolle Flucht. Am Wege nach Leipzig hin
bei Großgörschen ist das Schlachtfeld, welches 30,000 Krieger birgt,
die hier am 2. Mai fielen, wo die preußischen Freiheitskämpfer im
Verein mit den Russen die erste heldenmütige Schlacht lieferten;
hier war auch unser jetziger König mit dabei. Eine 80 Fuß hohe
eiserne Säule trägt die Inschrift: „Die gefallenen Helden ehrt dank-
bar König und Vaterland. Sie ruhen in Frieden! Den 2. Mai 1813."
Ein Stunde davon bezeichnet ein thurmartiges Denkmal aus Guß-
eisen die Stelle, wo der Schwedenkönig Gustav Adolph den Sieg
über Wallenstein mit seinem Tode erkaufte. Da, wo die hohen
Gradirwerke von Dürrenberg sich über die ebene Gegend erheben,
und bei dem nahe gelegenen Dorfe Keuschberg findet man heute
noch hohe Erdwälle und Schanzen; sie sind Ueberreste einer Schlacht,
in welcher König Heinrich I., der Vogelsteller genannt, die in
Deutschland eingebrochenen Horden der Ungarn so gänzlich schlug,
daß sie in ihre Heimath zurückeilten. Noch jetzt wird alljährlich ein
Dankgottesdienst zum Gedächtniß dieser Schlacht in der Kirche zu
Keuschberg gehalten.
Im Dom zu Merseburg wird die rechte Hand des Herzogs
Rudolph von Schwaben aufbewahrt. Dieser hatte sich gegen seinen
rechtmäßigen Herrn, den Kaiser Heinrich Iv., empört und sich selbst
zum Kaiser gemacht. In der Schlacht wurde ihm die Hand ab-
gehauen, mit der er Treue geschworen hatte. Die Domkirche hat
eine der größten Orgeln in Deutschland und schließt sich an das alte,
geräumige Schloß an, das aus einem Hügel an der Saale liegt
und mit seinen Thürmen und Spitzen weithin gesehen wird. Es
war 300 Jahre lang der Sitz eines Bischefs; nachher residirten
Herzöge von Sachsen-Merseburg darin, und jetzt ist es das Gebäude
der Königlichen Regierung des Regierungsbezirks Merseburg. Im
Schloßhofe wird in einem großen Käfige ein Rabe gehalten, weil,
wie die Sage erzählt, der Bischof Thilo von Trotta einen seiner
Kammerdiener auf den bloßen Verdacht hin, einen kostbaren Ring
gestohlen zu haben, hinrichten ließ. Derselbe Ring wurde aber später
von einem Schieferdecker auf der Spitze eines Thurmes der Dom-
kirche in dem Neste eines Raben gesunden. — Zwischen Merseburg
und Halle mündet die weiße Elfter in die Saale.
Nächst Magdeburg ist Halle die größte Stadt in der Provinz;
sie gehört zum Regierungsbezirke Merseburg. Wer nach Halle
kommt, darf nicht vergessen, sich das Waisenhaus anzusehen. Zeigen
wird es ihm jedes Kind. Davor ist ein freier Platz. Es erhebt
sich hoch i'cher die andern Häuser. Mit großen, goldenen Buchstaben
sieht man auf demselben die Inschrift: „Die aus den Herrn harren,
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Gustav_Adolph Gustav Heinrich_I. Heinrich_I. Rudolph_von_Schwaben Heinrich_Iv. Heinrich_Iv. Thilo_von_Trotta
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Großgörschen Dürrenberg Dorfe_Keuschberg Deutschland Ungarn Keuschberg Merseburg Deutschland Sachsen-Merseburg Merseburg Merseburg Magdeburg Merseburg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Wie e» in der Rhnnprovinz ausfieht.
User gehören sie zur Eifel, auf dem östlichen zum Westerwalde.
Rauhe Schluchten öffnen sich zu beiden Seiten; wo die Höhen der
Eifel beginnen, liegt Andernach mit seinen grauen Thürmen. Die
Stadt wurde von den Römern als Castell gebaut; Burgruinen aus
der Zeit des Mittelalters liegen dicht am Rheine. Ein Stück strom-
abwärts bei Remagen beginnt wieder eine der anmuthigsten Ge-
genden des Rheines. Der schönste Theil des Westerwaldes näm-
lich ist das Siebengebirge; so heißen die Bergkuppen, welche sich
wie Kegel dicht neben einander am westlichen Ufer erheben; aus der
Ferne sieht man ihrer sieben; daher rührt auch der Name, obgleich
ihre Zahl sieben übersteigt. Es erstreckt sich bis in die Nähe der
Mündung der Sieg in den Rhein. Dicht am Rheine erhebt sich
steil und kühn mit einer Burgruine der Drachenfels; daneben ist
die Wolkenburg, und weiter entfernt vom Flusse die Löwen bürg.
Auf der anderen Seite steht dem Drachensels der Godesberg ge-
genüber, so daß beide das weite Thor zu dem engen Rheinthale
bilden, welches wir bisher durchwandelt haben. Daneben liegt die
düstere Ruine Rolandseck und unter ihr im Rheine die Insel
Nonnenwerth mit einem früheren Klostergebäude.
Nun tritt der Rhein für immer aus den Bergen heraus; er
nimmt von hier an seinen Lauf durch eine weite Ebene, die immer flacher
und gleichförmiger wird. Zunächst fließt er an dem freundlichen
Bonn mit seinen Landhäusern vorüber; reiche Getreidefelder und Obst-
alleen dehnen sich zu beiden Seiten bis nach Cöln hin aus.
4. Cöln und sein Dom. Cöln ist die größte Stadt unserer
Provinz; sie ist von den Römern gegründet als die größte aller Co-
lonien am Rheine. Im Mittelalter hatte sie 380,000 Einwohner,
und ihr Reichthum war sprichwörtlich; unter der Herrschaft der Fran-
zosen war sie aber bis auf 37,000 heruntergekommen; ihre neu be-
ginnende Blüthe verdankt sie dem Regimente der preußischen Könige;
ihre Einwohnerzahl ist wieder auf 100,000 gestiegen, worunter 12,000
Evangelische sind. Die Straßen sind eng und finster, aber dennoch
breitet sie sich majestätisch am Rheinufer entlang ans; gegenüber liegt
das Städtchen Deutz, welches durch eine Schiffbrücke, die 1250
Schritte lang ist, mit Cöln verbunden wird; schon hat aber unser
König den Grundstein zu einer riesigen ^ Brücke mit steinernen
Pfeilern gelegt. Festungswerke umgeben sowohl Cöln, wie auch
Deutz mit seinen anmuthigen Gärten am Rheine entlang. Hoch
überragt die gewöhnlichen Häuser der herrliche Dom. Sein Bau be-
gann im Jahre 1248 durch den Erzbischof Conrad von Hoch-
stetten; 240 Jahre wurde der Bau fortgesetzt, alsdann aber mußte
er, weil die Kosten zu groß wurden, eingestellt werden, ehe er noch
zur Hälfte fertig war. Der einzige fertige Theil war der hohe Chor;
das Schiff der Kirche und die Thürme waren nur angefangen; einer
der beiden Thürme, der bis auf ein Dritttheil seiner Höhe vollendet
ist, enthält eine große Glocke; sie wiegt 25,000 Psd. und ist aus Metall
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