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Bahn, an welche sich hier die Öls-Gnesener und Gnesen-Nakeler
Bahn anschließen, zählt 20 500 Einw. und hat ein königl. Land-
gericht und Gymnasium und ein bischöfliches Priesterseminar. Zu
den Sehenswürdigkeiten der Stadt gehört die altertümliche Dom-
kirche mit zwei sehr hohen Türmen. Sie birgt eine Menge Kost-
barkeiten und Heiligtümer, u. a. das Grab des hl. Adalbert, des
Apostels der Preußen, dessen Gebeine der polnische Herzog Boleslaus
der Tapsere von den heidnischen Preußen losgekauft und hierher
gebracht haben soll. Aus einem Altar von Marmor befindet sich
ein silberner Sarg, der die Überreste des glaubenseisrigen Prager
Bischofs enthält; das Haupt desselben wird in einem reichverzierten
Reliquienschrein besonders ausbewahrt. Außerdem ruhen in der
Domkirche die Gebeine der mit dem Herzog Miesko oder Mieces-
laus vermählten frommen böhmischen Prinzessin Dombrowka, der
die Einführung des Christentums in Polen und Schlesien zu ver-
danken ist. Gnesen ist der Sitz eines Domkapitels und der bischöflichen
Behörden für die gleichnamige Diözese; in dem Priesterseminar
erhalten die angehenden katholischen Geistlichen ihre praktische Aus-
bildung. — Auch diese Stadt hat seit der Zeit, in der sie preußisch
ist, einen bedeutenden Ausschwung genommen. Sie besitzt eine
Maschinenbauanstalt und andre industrielle und gewerbliche An-
lagen; berühmt ist der im April jeden Jahres stattfindende Pferde-
markt. — Kletzko, zwischen zwei Seen gelegen, hat 1700 Einw.
9) Kreis Witkowo. 59 181 ha, 25330 Einw.
Witkowo, Ackerstädtchen in fruchtbarer Umgegend, zählt
1500 Einw. — Powidz, an dem gleichnamigen See, dicht an
der russischen Grenze gelegen, 1100 Einw. — Mieltschin, 500
Einw. — Schwarzenau, mit 1400 Einw., in fruchtbarer Gegend
an der Ols-Gnesener Bahn.
10) Kreis Mogilno 73 328 ha, 41281 Einw.
Mogilno, 3300 Einw., an der Posen-Thorner Bahn, ist
Sitz der Kreisbehörden. — Tremessen, 4800 Einw., in einer
hügeligen Gegend, mit einem königl. Progymnasium; die katholische
Pfarrkirche ist nach dem Muster der St. Peterskirche in Rom
gebaut und besitzt wertvolle Kirchengeräte. — Gembitz, mit 1000
Einw., ist ein kleines Ackerstädtchen. — Pakosch, am Austritt der
Netze aus dem langgestreckten Trlongsee, hat 2500 Einw. und
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2. Spaziergang: Schulhof. Gesichtskreis. Stand der Sonne.
Bestimmung der Lage des Schulhauses und der Nachbargebäude, der
Windrichtung nach dem Hahn der Münster- und Neustädter Kirche und
dem Rauch aus Stüssels und Kopkas Fabrikschornstein. „Sieben Sonnen"
an der Münsterkirche und ihre Sage. Grabsteinplatten mit Figuren in
den Mauern der Kirche. Spitz- und Rundbogen. Wolderuskapelle.
Efeu daran. Zigarrenfabrik von Böckelmann (jetzt Rathaus Iii).
Färberei von Höpker. Blick durch die halbgeöffneten Fenster in die
Färbebottiche. Post; Uhr, Hermes, Turm für die Fernschreib- und Fern-
sprechleitungen. Herforder Bank. Gesichtskreis. Bowerre: Flußlauf, Ufer;
Gang in den Hof der Höpkerfchen Fabrik; Ausnutzung der Wasser-
kraft durch Caafe Nachfolger. Auf der andern Seite der Hämelinger
brücke, neben Steinmeier: Mündung der kleinen Werre. Neustädter
Kirche: Spitzbogen, Wasserspeier, Glocke über dem Zifferblatt, Schall-
löcher; die Giebel der alten Häuser von Titgemeier aus dem Jahre 1695,
von Ellersiek (zwischen Titgemeier und Kaiserhof), Biermann und Recken-
dorf (Ratskeller). Große Fuhrwerkswage vor Biermann. Eßwaren-
gefchäft von Maßmann. Ledergeschäft von Weingarten. Altes Haus von
Schlachter Reckendorf in der Komturstraße. Katholische Schule und
Kirche. Synagoge. Katholisches Waisenhaus. Gegenüber altes Haus
von Bäcker Titgemeier aus dem Jahre 1731. Bowerre: Blick von der
Brücke auf den Fluß hinter dem katholischen Waisenhaus: Hinweis auf
die Wasserstraßen in Venedig; Blick nach der Abzweigung der Bowerre
und der kleinen Werre. Menckhoffs Leinenfabrik. Wäscherei von Landre.
Gesichtskreis.
3. Spaziergang: Stand der Sonne. Aufsuchen eines Buchfinken-
nestes, das ich an der Vlothoer Straße — sie läuft von der Abzweigung der
Waldfriedenstraße an etwa 300 m ziemlich genau nach Osten — wußte.
Zuerst fanden es zwei Knaben, beide vom Lande; zuletzt blieben noch fünf
Schüler übrig, die es überhaupt nicht finden konnten, darunter aber auch
einer vom Lande. Schutzfarbe. Art des Nestes. Beobachtung eines
Buchfinken, seine Farbe; wie er von einem Baume Raupen absuchte.
Nutzen der Vögel. — Wasserbehälter des Städtischen Wasserwerks.
Wasserleitung. Gesichtskreis. Steingrube, Schichtenlagerung. Ver-
Witterung der Steine durch Sonne, Frost, Waffer. Bei Steinmeier:
Holztauben, Kaninchen, Lachtauben. Prachtvolle Aussicht nach Westen
und Süden. — Steinbruch: wieder Schichtenlagerung, Verwitterung;
viele Quellen aus den Wänden; Entstehung dieser Quellen. Feuer-
salamander. — Gang am Oberlauf des Baches, von der Quelle bis
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Eroberung der Burg. Lage der Burg. Eingangstor. Hinweis auf
Zugbrücken. Dicke Burgmauern. Torwächter in der mittelalterlichen
Burg. Burghof. Kurfürstendenkmal. Erinnerungsplatten an den
beiden Standorten Kaiser Friedrichs Iii. und Kaiser Wilhelms Ii.
und Gemahlin gelegentlich der Entgegennahme der Huldigung. Museum.
In der völkerkundlichen Abteilung: Einbaum, geflochtene und ge-
webte Matten, Pfeile, Musikgeräte und Götzen von Bewohnern der
Südsee. Kopra. Indische Webereien. Japanische Ritterrüstung. —
Mittelalterliche Stein- und Eisenkugeln, die man auf der Burg ge-
funden hat. Unterirdische Gänge: Burgverlies, Ausfalltore, Schieß-
scharten, Küche, Backofen, Weinkeller, Rauchfänge, Luft- und Licht-
schächte, „Fallen", Wasserleitung von Quell- und Regenwasser. Blick
in den Paß von Bielefeld zwischen Sparren- und Johannisberg;
Bedeutung für den Verkehr: Straßen, Eisenbahn, Lutterbach. Übungen
im Zurechtfinden. Himmelsrichtungen. Bethel. Spinnerei Ravensberg.
Kalkofen halbwegs Brackwede; links von der Straße. Kalksteine:
Art der Steine, Lagerung in dem Bruche. Kalkofen. Versteinerungen
gesucht, nur eine gesunden. Rückmarsch: Kaserne, Neustädter Kirche
mit dem Doppelturm — an der Münsterkirche in Herford fehlt der
zweite Turm! —, gotische Fenster. Landgericht. Ulmenstraße. Schiller-
platz: Büsten von Schiller und Goethe vor dem Theater. Beachtung
des Sonnenstandes auch bei der Rückkehr 1. vom Vorplatz des Bahnhofs
in Bielefeld aus, 2. in Herford.
18. Spaziergang (Turnfahrt): Sonnenstand am Morgen gegen
6 Uhr. Fahrt mit der Kleinbahn bis Wehrendorf. Bahnhöfe bis
dahin. Marsch über Steinbrünndorf nach dem Bornstapel. Richtung.
Hohe, starke und besonders schöne Erlen, ihr Standort. Birken,
Kopfweiden. Entstehung der Moore. Wiese mit Findlingen, wie
Heuhaufen anzusehen, Steinbruch, ganz schräg liegende Schichtungen,
Täler, Laub- und Nadelwald. Risse und Spaltungen auf den Wegen
infolge der Trockenheit. Hinweis auf die Erdrisse in Südwestafrika
und Australien bei der Dürre und ihre Bedeutung als Verkehrs-
Hindernisse. Spiel am Bornstapel. Schöne Lage. Gesichtskreis.
Himmelsrichtungen. Sage. Vogelnest mit drei Jungen. Weg über
Bentorf nach Calldorf. Stand der Sonne um 12 Uhr. Außer-
ordentlich tiefes Tal mit sehr steilen Ufern an den beiden Seiten.
Hohe Bäume an den Ufern. Lichthunger der Pflanzen. Zahlreiche
Quellen in Calldorf; eine besonders starke; Klarheit und Kälte des
Wassers. Landstraße an der Weser entlang nach Vlotho. Richtung.
Eisenbahnbrücke über die Weser. Fahrt über die Weser und sofort
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— 34 —
Hause, Übung im Zurechtfinden, auch nach dem Stande der Sonne;
weiterer Verlauf der kleinen Werre an der Bergertormauer. —
Vorderansicht des Hauses von Sanitätsrat Dr. Nolting: Leggehaus,
seine Bedeutung, Hinweis auf die Bauart: Fachwerk, malerisch, vor-
springender 1. Stock beim Anbau, Rolle, Tür und Boden zum Hinauf-
ziehen und Verstauen der Waren; Erklärung der Sinnbilder an der
Vorderseite von links nach rechts:
1. Lippische Rose: fünfblättrig, rot.
2. Taube mit Zweig im Schnabel = Friede.
3. Knabe mit einem Füllhorn in der linken Hand, aus dem
Blumen fallen, und mit einem Kranz in der rechten ^Frühling.
4. Knabe mit einer Sichel in der linken Hand und mit einer
Roggengarbe in der rechten — Sommer.
5. Sonnenuhr.
6. Knabe mit einem Weinglas in der rechten und mit einer
Traube in der linken Hand — Herbst.
7. Knabe mit Schlittschuhen und Muff = Winter.
8. Preußischer Adler.
9. Wage = Gerechtigkeit.
10. Zwei Äskulapschlangen = Heilkunde.
11. Eule = Weisheit.
12. Wappen von Herford (rot).
13. Spinnrad: Erinnerung an die Flachsspinnerei, Leggehaus.
14. Geschnürter Ballen, Tonne, Anker — Handel.
15. Zahnrad, zwei sich kreuzende Hämmer, zwei Sicherheitsventil-
kugeln — Industrie.
16. Ähren, Spaten, Sense, Beil — Landwirtschaft.
17. Anker, Herz, Kreuz = Glaube, Liebe, Hoffnung.
18. Springendes, weißes Westfalenroß auf rotem Felde. '
19. vierblättriges Kleeblatt = Glück.
Blick in die Johannis-, Creden- und Komturstraße, Vorderseite
und Stand der Häuser, Fluchtlinie. Bestimmung der Richtung. —
Leinenverein. Blick auf die Bowerre aufwärts nach der Brücke und
Abzweigung der kleinen Werre, wo wir eben vorher waren. Nist-
gelegenheit im Gebüsch. Beobachtung der Vögel. — Schecke = buntes
Pferd vor einem Wagen. — Brücke über die Bowerre in der Johannis-
straße, Blick von da die Bowerre abwärts, die Häuser an beiden Ufern:
Hinweis auf den Spreewald, Venedig, Fleets in Hamburg. — Gang
nach der Bergertorinfel: Akzisehaus, Bauart, Bedeutung, jetzt Polizei-
wache. Die beiden Bergertorbrücken. Aufstauung des Wassers: Zweck.
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Schulformen (OPAC): Höhere Schule, Mittlere Schule
Regionen (OPAC): Posen
— 16 —
eine Deputation des polnischen Adels zu Napoleon nach Berlin, um seine unbedingte Ergebenheit und seine Hoffnungen auf eine Wiederherstellung Polens auszusprechen. Am 27. November zog Napoleon in Warschau ein und wurde mit ungeheurem Jubel begrüßt. Im Frieden zu Tilsit, am 9. Juli 1 807, verlor Preußen von den polnischen Erwerbungen ganz Südpreußen, den südlichen, größeren Teil des Netzedistrikts, das Kulmer Land mit Ausnahme der Festung Graudenz, endlich auch Stadt und Gebiet Danzig und am 10. November im Grenzvergleich zu Elbing Neuschlesien. Aus diesem Gebiete wurde außer dem Kreise Bialystock, der an Rußland fiel, das Groß-herzogtumwarschau geschaffen, und der König Friedrich August von Sachsen, Enkel des letzten polnischen Königs aus dem Hause Wettin, als erblicher Monarch an die Spitze desselben gestellt. Doch als das Gebäude der napoleonischen Weltordnung zusammenstürzte, ging auch das Großherzogtum Warschau in Trümmer. Im Wiener Kongreß (1815) wurde es geteilt. Preußen erhielt einen Teil der 1807 abgetretenen polnischen Lande zurück. Danzig, das Kulmerland und die Stadt Thorn kamen zur Provinz Preußen; der zum größten Teil wiedererhaltene Netzedistrikt und der westliche Teil von Südpreußen mit Posen und Gnesen wurden zum Großherzogtum Posen, der jetzigen Provinz, zusammengefaßt. Die neue Provinz zählte bei ihrem Wiederanfall an Preußen 526,21 khmeilen mit 779 000 Einwohnern. In einer Reihe glänzender Feste äußerte sich die freudige Genugtuüng der deutschen Bevölkerung über die Wiedervereinigung mit Preußen. — Auf die Kunde von Napoleons Wiederkehr von Elba im Frühjahr 1815 brach sich das Gefühl der Zusammengehörigkeit mit dem deutschen Mutterlande in der lebhaftesten Weise Bahn. Freiwillige strömten zu den preußischen Fahnen, und zahlreiche Gaben an Geld und anderen Wertgegenständen gingen für die preußischen Truppen ein. — Noch mehreremal haben unruhige Köpfe das Land auf dem Wege der Revolution wieder selbständig machen wollen. Vergeblich; der preußische Adler hält fest, was er gefaßt hat, und zum Besten des Landes, dem der feste Anschluß an deutsche Bildung und Gesittung von den Zeiten des großen Friedrich an zum Segen geworden ist. Tapfer und treu haben dann 1866 und 1870/71 unsere polnischen Krieger in den großen Kriegen Preußens und Deutschlands gefochten, und so soll es immerdar bleiben!
■ ------------------
Pierer'sche Hofbuädruckerei Stephan Geibel & Co. in Altenburg.
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Friedrich_August_von_Sachsen Friedrich August Napoleons Friedrich Friedrich Stephan_Geibel
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Geographie und Geschichte
der
heimathlichen Provinz.
Ein Anhang zum Volksschul-Lesetmche.
Sachsen.
A. Wie es in der Provinz Sachsen aussieht.
1. Umschau im Lande.
!^ie Provinz Sachsen ist ein schönes und gesegnetes Land. Von
den bewaldeten Bergen Thüringens und des Harzes breitet sie
sich weit gegen Norden und Osten bis zur Elve und über dieselbe
bis an die Provinz Brandenburg und das Königreich Sachsen
aus; selbst mit Schlesien hängt sie im äußersten Osten eine kleine
Strecke zusammen. Doch nicht Alles, was zwischen ihren Grenzen
liegt, gehört zu ihr. Sie umschließt auch Besitzungen fremder Fürsten.
So haben die Herzöge von Anhalt-Dessau und Köthen und
von Anhalt-Be rn bürg an der Elbe, Mulde und Saale bis
in den Harz hinauf ihre Länder; durch sie werden die Regierungs-
bezirke Magdeburg und Merseburg von einander getrennt,
welche nur bei Aschers leben durch einen schmalen Streifen Zu-
sammenhängen. In Thüringen sind Schw arzburgische Länder
und ein Stück vom Großherzogthum Weimar bei Allstedt von
der Provinz ganz umschlossen. Nach Süden hin, von der Werra
bis über die Elster hinaus, grenzen die sächsischen Herzogthümer:
Weimar, Gotha, Meiningen und Altenburg, an unsere
Provinz. Es gehören aber zu ihr auch einige Stücke, die von
ihrem zusammenhängenden Gebiete ganz getrennt sind; es ist der
Kreis Schleusin gen mit den Städten Schleusingen und Suhl
im Thüringer Walde, und der Kreis Ziegenrück im Voigtlande
Sachsen. 1
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Die Saale.
11
Aber die Gegend ist durch die Schlachtfelder, die sich hier aneinander
reihen, ausgezeichnet. Da, wo der hohe Kirchthurm von Reichardts-
werben herüberschaut, schlug in der Schlacht bei Roßb a ch Friedrich Ii.
mit seinem Reitergeneral Seydlitz die Franzosen am 5. November
1757 in eine schmachvolle Flucht. Am Wege nach Leipzig hin
bei Großgörschen ist das Schlachtfeld, welches 30,000 Krieger birgt,
die hier am 2. Mai fielen, wo die preußischen Freiheitskämpfer im
Verein mit den Russen die erste heldenmütige Schlacht lieferten;
hier war auch unser jetziger König mit dabei. Eine 80 Fuß hohe
eiserne Säule trägt die Inschrift: „Die gefallenen Helden ehrt dank-
bar König und Vaterland. Sie ruhen in Frieden! Den 2. Mai 1813."
Ein Stunde davon bezeichnet ein thurmartiges Denkmal aus Guß-
eisen die Stelle, wo der Schwedenkönig Gustav Adolph den Sieg
über Wallenstein mit seinem Tode erkaufte. Da, wo die hohen
Gradirwerke von Dürrenberg sich über die ebene Gegend erheben,
und bei dem nahe gelegenen Dorfe Keuschberg findet man heute
noch hohe Erdwälle und Schanzen; sie sind Ueberreste einer Schlacht,
in welcher König Heinrich I., der Vogelsteller genannt, die in
Deutschland eingebrochenen Horden der Ungarn so gänzlich schlug,
daß sie in ihre Heimath zurückeilten. Noch jetzt wird alljährlich ein
Dankgottesdienst zum Gedächtniß dieser Schlacht in der Kirche zu
Keuschberg gehalten.
Im Dom zu Merseburg wird die rechte Hand des Herzogs
Rudolph von Schwaben aufbewahrt. Dieser hatte sich gegen seinen
rechtmäßigen Herrn, den Kaiser Heinrich Iv., empört und sich selbst
zum Kaiser gemacht. In der Schlacht wurde ihm die Hand ab-
gehauen, mit der er Treue geschworen hatte. Die Domkirche hat
eine der größten Orgeln in Deutschland und schließt sich an das alte,
geräumige Schloß an, das aus einem Hügel an der Saale liegt
und mit seinen Thürmen und Spitzen weithin gesehen wird. Es
war 300 Jahre lang der Sitz eines Bischefs; nachher residirten
Herzöge von Sachsen-Merseburg darin, und jetzt ist es das Gebäude
der Königlichen Regierung des Regierungsbezirks Merseburg. Im
Schloßhofe wird in einem großen Käfige ein Rabe gehalten, weil,
wie die Sage erzählt, der Bischof Thilo von Trotta einen seiner
Kammerdiener auf den bloßen Verdacht hin, einen kostbaren Ring
gestohlen zu haben, hinrichten ließ. Derselbe Ring wurde aber später
von einem Schieferdecker auf der Spitze eines Thurmes der Dom-
kirche in dem Neste eines Raben gesunden. — Zwischen Merseburg
und Halle mündet die weiße Elfter in die Saale.
Nächst Magdeburg ist Halle die größte Stadt in der Provinz;
sie gehört zum Regierungsbezirke Merseburg. Wer nach Halle
kommt, darf nicht vergessen, sich das Waisenhaus anzusehen. Zeigen
wird es ihm jedes Kind. Davor ist ein freier Platz. Es erhebt
sich hoch i'cher die andern Häuser. Mit großen, goldenen Buchstaben
sieht man auf demselben die Inschrift: „Die aus den Herrn harren,
TM Hauptwörter (50): [T2: [Schweden Friedrich Heer Schlacht Sachsen König Gustav Kaiser Krieg Schlesien], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom], T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner]]
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Gustav_Adolph Gustav Heinrich_I. Heinrich_I. Rudolph_von_Schwaben Heinrich_Iv. Heinrich_Iv. Thilo_von_Trotta
Extrahierte Ortsnamen: Leipzig Großgörschen Dürrenberg Dorfe_Keuschberg Deutschland Ungarn Keuschberg Merseburg Deutschland Sachsen-Merseburg Merseburg Merseburg Magdeburg Merseburg
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
8
Wie e» in der Rhnnprovinz ausfieht.
User gehören sie zur Eifel, auf dem östlichen zum Westerwalde.
Rauhe Schluchten öffnen sich zu beiden Seiten; wo die Höhen der
Eifel beginnen, liegt Andernach mit seinen grauen Thürmen. Die
Stadt wurde von den Römern als Castell gebaut; Burgruinen aus
der Zeit des Mittelalters liegen dicht am Rheine. Ein Stück strom-
abwärts bei Remagen beginnt wieder eine der anmuthigsten Ge-
genden des Rheines. Der schönste Theil des Westerwaldes näm-
lich ist das Siebengebirge; so heißen die Bergkuppen, welche sich
wie Kegel dicht neben einander am westlichen Ufer erheben; aus der
Ferne sieht man ihrer sieben; daher rührt auch der Name, obgleich
ihre Zahl sieben übersteigt. Es erstreckt sich bis in die Nähe der
Mündung der Sieg in den Rhein. Dicht am Rheine erhebt sich
steil und kühn mit einer Burgruine der Drachenfels; daneben ist
die Wolkenburg, und weiter entfernt vom Flusse die Löwen bürg.
Auf der anderen Seite steht dem Drachensels der Godesberg ge-
genüber, so daß beide das weite Thor zu dem engen Rheinthale
bilden, welches wir bisher durchwandelt haben. Daneben liegt die
düstere Ruine Rolandseck und unter ihr im Rheine die Insel
Nonnenwerth mit einem früheren Klostergebäude.
Nun tritt der Rhein für immer aus den Bergen heraus; er
nimmt von hier an seinen Lauf durch eine weite Ebene, die immer flacher
und gleichförmiger wird. Zunächst fließt er an dem freundlichen
Bonn mit seinen Landhäusern vorüber; reiche Getreidefelder und Obst-
alleen dehnen sich zu beiden Seiten bis nach Cöln hin aus.
4. Cöln und sein Dom. Cöln ist die größte Stadt unserer
Provinz; sie ist von den Römern gegründet als die größte aller Co-
lonien am Rheine. Im Mittelalter hatte sie 380,000 Einwohner,
und ihr Reichthum war sprichwörtlich; unter der Herrschaft der Fran-
zosen war sie aber bis auf 37,000 heruntergekommen; ihre neu be-
ginnende Blüthe verdankt sie dem Regimente der preußischen Könige;
ihre Einwohnerzahl ist wieder auf 100,000 gestiegen, worunter 12,000
Evangelische sind. Die Straßen sind eng und finster, aber dennoch
breitet sie sich majestätisch am Rheinufer entlang ans; gegenüber liegt
das Städtchen Deutz, welches durch eine Schiffbrücke, die 1250
Schritte lang ist, mit Cöln verbunden wird; schon hat aber unser
König den Grundstein zu einer riesigen ^ Brücke mit steinernen
Pfeilern gelegt. Festungswerke umgeben sowohl Cöln, wie auch
Deutz mit seinen anmuthigen Gärten am Rheine entlang. Hoch
überragt die gewöhnlichen Häuser der herrliche Dom. Sein Bau be-
gann im Jahre 1248 durch den Erzbischof Conrad von Hoch-
stetten; 240 Jahre wurde der Bau fortgesetzt, alsdann aber mußte
er, weil die Kosten zu groß wurden, eingestellt werden, ehe er noch
zur Hälfte fertig war. Der einzige fertige Theil war der hohe Chor;
das Schiff der Kirche und die Thürme waren nur angefangen; einer
der beiden Thürme, der bis auf ein Dritttheil seiner Höhe vollendet
ist, enthält eine große Glocke; sie wiegt 25,000 Psd. und ist aus Metall
TM Hauptwörter (50): [T8: [Stadt Rhein Schloß Kreis Mainz Einw. Dorf Main Frankfurt Einwohner], T18: [Gebirge Berg Teil Rhein Höhe Wald Fluß Alpen Seite Donau], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Der Rhcm.
9
der von Lilly bei der Zerstörung Magdeburgs erbeuteten Kanonen
gegossen; zwölf Mann sind nothwendig, um sie zu läuten. Es ist
das Verdienst unseres hochseligen und des jetzigen Königs, die Voll-
endung dieses katholischen Gotteshauses, als des schönsten Denkmales
mittelalterlicher Baukunst, angeregt und durch große Summen geför-
dert zu haben. Von Jahr zu Jahr schreitet der Bau vorwärts.
Der Dom hat die Form eines Kreuzes; zwei hohe Thürme werden
den fünffachen Haupteingang nach Abend zieren; in der Mitte der
Querstücke des Kreuzes soll eine Kuppel sich erheben. Die Hallen
des Domes werden von 100 Säulen getragen, die in 4 Reihen
nebeneinander stehen und von denen die der mittleren Reihen 30 Fuß
im Umfange haben. Die ganze Länge beträgt 400 Fuß und die
größte Breite 200 Fuß.
5. Von Cöln bis zur Mündung. Im Hafen von Cöln ist
ein reger Verkehr; Dampfschiffe segeln eilend heran; Lastschiffe werden
ihrer Fracht entladen und erhalten neue; neben ihnen treiben lang-
sam auf der Mitte des Stromes Holzflöße von unabsehbarer Länge;
sie sind wie schwimmende Holzinseln anzusehen; niedrige Bretterhütten
erheben sich darauf, welche für die Flößer und Holzknechte als Ob-
dach dienen. Die Stämme kommen aus dem Schwarzwalde, Fran-
ken, Nassau, von den Ufern der Mosel und Saar und bestehen theils
aus Fichtenholz, theils aus Eichenstämmen; je weiter sie rheinab-
. wärts kommen, desto größer werden die Flöße durch Zusammensetzung
aus kleineren gemacht. Durch diese Flöße erhalten die Holländer
ihre Holzvorräthe, von denen sie Schiffe und Häuser bauen.
Bis eine Strecke unterhalb Cöln sind die Ufer noch hoch; von
Düsseldorf und noch mehr von Xanten an wird der Deichbau
nöthig. Hier beginnen sich saftige Wiesen mit Rinderheerden aus-
zubreiten, so daß man erkennt, daß man Holland näher kommt.
Unterhalb Düsseldorf kehren wir in Kaiserswerth ein und freuen
uns der Diakonissen-Anstalt, die dort der Pastor Flieder mit
anderen christlichen Männern gegründet hat, aus welcher schon viele
Krankenpflegerinnen und Lehrerinnen in alle Theile Deutschlands,
selbst nach Smyrna, Jerusalem, Alexandrien, London, Pe-
tersburg und Nordamerika gesandt worden sind. Die ausge-
sandten Krankenpflegerinnen sind entweder an andern Diaconissen-
Anstalten, welche nach dem Vorbilde der Kaiserswerther eingerichtet
sind, angestcllt, oder besorgen die Pflege Kranker in Gemeinden, öffent-
lichen Anstalten und in Privathäusern. Ihr Leben haben sie in den
Dienst der Liebe Christi gestellt und scheuen sich daher auch nicht vor
ansteckenden Krankheiten, als Cholera, Typhus, Pocken. Mit treuer
Sorgfalt warten sie der Kranken um des Herrn willen, der gesagt
hat: „Was ihr gethan habt einem der geringsten unter meinen
Brüdern, das habt ihr mir gethan". Gar Manche ist schon ein
frühes Opfer der dienenden Liebe geworden; aber sie wissen: „Leben
wir, so leben wir dem Herrn; sierben wir, so sterben wir dem Herrn!"
TM Hauptwörter (50): [T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T24: [Schiff Meer Insel Küste Land Fluß See Wasser Hafen Ufer], T9: [Tempel Stadt Kirche Säule Zeit Gebäude Bau Mauer Haus Dom]]
TM Hauptwörter (100): [T28: [Schiff Meer Wasser Land Küste Ufer Insel See Flut Welle], T69: [Kirche Kloster Stadt Schule Bischof Gemeinde Orden Land Priester geistliche], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T13: [Kirche Dom Zeit Bau Denkmal Kunst Tempel Bild Werk Stadt], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
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Extrahierte Personennamen: Lilly
Extrahierte Ortsnamen: Magdeburgs Fran- Nassau Holland Kaiserswerth Deutschlands Smyrna Jerusalem London Nordamerika Christi
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Volksschule
Regionen (OPAC): Brandenburg, Hohenzollern, Pommern, Posen
Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
Geschlecht (WdK): koedukativ
Geographie und Geschichte
der
heiinalhlichen Provinz.
Ein Anhang zum Volksschul-Lesebuche.
Westphalen.
A. Wie es in der Provinz Westphalen aussieht.
I. Umschau im Lande.
Wir sind Preußen und unser König und Herr wohnt in Berlin.
Das liegt zwar weit von unserer Heimath nach Morgen hin in der
Provinz Brandenburg, jenseit der Elbe. Aber eine Eisenbahn ver-
bindet Westphalen mit der Residenz unseres Landesvaters, und daher
kann man gar schnell in einem Tage den weiten Weg zurücklegen.
Ueber Berg und Thal, Wiesen und Felder. Flüsie und Ströme saust
die Dampfmaschine mit den langen Wagenzügen hin, und früher, als
man's glaubt, ist man am Ziele. Westphalen ist die kleinste unter
den 8 Provinzen, aus denen das Reich unseres Königs besteht; aber
dennoch hat sie eine ansehnliche Ausdehnung; denn sie zieht sich von
der Weser an bis nahe an den breiten Rheinstrom; wer die
Entfernung messen wollte, hätte 28 Meilen zu machen; so groß wie
ihre Länge ist auch ihre Breite, vom rauhen Westerwalde an der
südlichen Grenze bis unterhalb Münster, wo die Ems in die han-
noverschen Lande eintritt.
Bloß nach dem Rheine hin grenzt Westphalen an preußische
Lande, nämlich an die Rheinprovinz; sonst aber ist es von Län-
dern, die fremden Fürsten gehören, umgeben. — Die im Münster-
lande kennen ihre Nachbaren, die in der Ebene nach der Nordsee
hin wohnen, die Niederländer, sehr wohl; denn allsährlich, wenn
die Störche und Schwalben kommen, wandern gar Biele über die
1
Westphalen.
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T35: [Preußen Königreich Bayern Sachsen Staat Hannover Baden König Provinz Land], T13: [Stadt Elbe Hamburg Berlin Provinz Bremen Land Lübeck Hannover Weser]]
TM Hauptwörter (100): [T44: [Sachsen Provinz Preußen Königreich Hannover Bayern Staat Hessen Baden Land], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T70: [Boden Teil Land Wald Gebirge Ebene Gebiet See Klima Tiefland], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T49: [Berg Gebirge Höhe Fuß Ebene Seite Gipfel Gebirg Elbe Meer]]
TM Hauptwörter (200): [T38: [Weser Elbe Hannover Land Stadt Lüneburg Leine Nordsee Aller Bremen], T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T151: [König Volk Kaiser Reich Fürst Land Gott Wilhelm Deutschland Frieden], T44: [Preußen Polen Brandenburg Provinz Land Schlesien Sachsen Pommer Friedrich Schweden], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch]]
Extrahierte Ortsnamen: Berlin Rheinstrom Rheine Nordsee