Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 4

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 4 — an die Wurzel gelegt und eine neue Saat auf Hoffnung aus- gestreut. Nicht so schnell wurden die Wenden der Kultur und dem Christentume gewonnen. Sie waren ein slavischer Volks- stamm, der zur Zeit Karls des Großen fein Gebiet bis an die Ilmenau ausdehnte. Noch heute erinnern im Lüneburgschen zahlreiche Orlsnamen an die Wenden: Wentorf, Wendewisch, Wendischthun, Wendisch-Bleckede, Wendisch-Evern u. s. w.; die Ortsnamen mit den Endungen ow, in, itz. etz, und eitz sind wendischen Ursprungs. Viele wendische Dörfer haben bis in die Gegenwart den Charakter der Vorzeit bewahrt; sie sind in der Form eines Hufeisens gebaut und haben nur einen Haupteingang, der früher durch einen Schlagbaum ab- gesperrt ward. Wie ein grüner Kranz schlingen sich um das Dorf die Kanzleien, das sind Gärten, und um diese zieht sich das Prising d. i. die Dorfsfeldmark. Als später das Christen- tum zu den Wenden kam, fand man für die Kirche oft nur außerhalb des Dorfes einen Platz. Von der wendischen Sprache haben sich geringe Überreste erhalten; gesprochen wird sie im Lüneburgschen nirgends mehr. An ihre Stelle ist das Plattdeutsch getreten. Die Wenden hatten zwei Hauptgötter: Belbog, den guten, und Zernebog, den bösen Gott. Im Lüneburg- schen scheint jedoch der Gott R a d e g a st die höchste Ver- ehrung genossen zu haben. Der Name bedeutet einen Geist, bei dem man sich Rat holen kann. Dargestellt ward der Götze als nackter Jüngling, mit einer Hellebarde in der linken und einem Schild in der rechten Hand; den Kopf schmückte ein Vogel. Sein Bild stand in einem Tempel des nach ihm benannten Dorfes Radegast bei Bleckede; der Tempel war stark befestigt. Nach gewonnenen Schlachten wurden ihm hier blutige Opfer, selbst Menschenopfer gebracht. Nach der wen- dischen Religion hatten nur diejenigen ein glückliches Leben im Jenseits zu erwarten, die im Kriege oder sonst eines ge- waktsamen Todes starben. Wenn daher die Eltern schwach und gebrechlich wurden, stürzten ihre Kinder sie von einem Felsen oder begruben sie lebendig; die Mutigen aber töteten sich selbst. Solche Greuelthaten sollen in dem Gehölz bei

2. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 9

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
- 9 — ausgefordert, und die Bardowiker sollten chn fühlen. Mit Heeresmacht zog er vor die widerspenstige Stadt. Aber diese war mit reichen Vorräten versehen und mit starken Mauern umgeben. Das Glück war dem Herzog günstig. Der Zufall fügte es, daß ein Bulle über die Jlmenauwiesen lief. Von den Soldaten verfolgt, sprang das geängstigte Tier in den Fluß und gelangte watend unversehrt in die Stadt. Noch heute heißt diese Stelle die „falsche Furt". Die Krieger folgten der Fährte durch das seichte Wasser und drangen in das ungenügend verteidigte Südthor. Bald durchtobten das Siegsgeschrei der mordenden und plündernden Soldaten und die Jammerrufe der angsterfüllten Bardowiker die Straßen. Blutigrot loderten die Flammen aus den brennenden Häusern zum Himmel empor So sank das stolze Bardowik in Asche. Nur der Dom blieb stehen; aber er war so beschädigt, daß er bald umgebaut werden mußte. Zum Hohn und zur War- nung ließ Heinrich den vorerwähnten Löwen schnitzen. Heinrich der Löwe blieb im Bentz seiner Erblande Braunschweig-Lüneburg. Mit den Hohenstaufen ausgesöhnt, starb er 1195 zu Braunschweig. 4. Ernst der Bekenner. Leopold von Ranke sagt in seiner Geschichte der Hohen- stausen: „Was wäre wohl aus dem Mittelalter geworden, wenn die beiden Dinge gefehlt hätten, die Voltaire bespöttelt — das Ritterwesen und die Religion?" — Das Ritterwesen gab jener Zeit die hehre Romantik, die uns noch heute be- zaubert. Aber leider verloren die Beschützer des Rechts, die Vorkämpfer der Mission und Bahnbrecher der Kultur den hohen Sinn. Aus den Rittern wurden Raubritter, die Rauben und Morden für keine Schande erachteten. Gefürchtete Raubburgen waren Dannenberg, Hudemühlen, Ahlden und Gifhorn. Zahlreiche Sagen von untergegangenen Raub- fchlöffern und bestraften Rittern beweisen, wie lebendig sich das Andenken an die Zeit des Faustrechts im Volksbewußt- sein erhalten hat. — Und die Religion? Sie entartete wie

3. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 20

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
Ii. Geographie des Regierungsbezirks Kiineburg. Wo ich auch immer war, stets hat mich die Sehnsucht nach der stillen feierlichen Einsamkeit der Heide hingezogen. Wie das Meer, so hat auch die Heide ihren magischen Zauber. Ernst Ziel. A. Allgemeine Geographie. 1. Größe des Landes und seine Bewohner. Der Regierungsbezirk Lüneburg ist 11500 qkm groß und zählt 400000 Einwohner. Es kommen demnach auf 1 qkm nur 35 Menschen. (In den stark bevölkerten Rhein- gegenden wohnen über 100 Menschen auf 1 qkm.) Der Konfession nach sind sie meistens lutherisch, nur 4300 sind Katholiken und 1100 Juden. Die Pferdeköpfe am Giebel der alten Bauernhäuser lassen die Bewohner als Sachsen erkennen. Die Sprache ist der sächsische oder plattdeutsche Dialekt. Um Dannenberg und Lüchow, im sog. Wendlande, wohnen Nachkommen der Wenden, deren Nationaleigentüm- lichkeiten aber fast ganz geschwunden sind. 2. Grenzen. Die nördliche Grenze bildet gegen Hamburg, Lauenbnrg, Mecklenburg und Brandenburg die Elbe, im Osten wird der

4. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 25

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 25 — nähme der Flußniederungen ist der Boden meist sandig. Im Osten sind die 9200 ha großen Höhenwaldungen, die dem Grafen von Bernstorff zu Gartow gehören. Der Kreis um- saßt einen großen Teil des Wendlandes, das in Bauart der Dörfer, in Sitte und einzelnen Wörtern der Bewohner an die alten Wenden erinnert. (Vgl. S. 4.) Drawän (sog. von den Drewjanern, einem Zweige der Wenden, Drawän = Wald- land), westlich von der Jeezel, Lemgow, östlich von der Jeezel, haben sich als alte Gaunamen bis heute erhalten. Die Eisenbahn Stendal-Ülzen berührt den südwestlichen Teil des Kreises. Eine Zweigbahn verbindet Lüchow mit Salzwedel. Die Kreisstadt Lüchow liegt 16 km südlich von Dannenberg an der Jeezel und hat 2700 Einwohner. Sie treibt Bierbrauerei und Branntweinbrennerei und hat eine Leinenweberei, eine Stärke- und Kunstdüngerfabrik. In der Umgegend wird besonders Hopfen- und Flachsbau betrieben. Der wendische Name bedeutet einen Strich Landes, das an einem vom Fluß gebildeten See liegt (Lub = See, Go = Gau). Da die Jeezel sich in viele Arme teilt, so befand sich hier srüher eine sumpfige Niederung, so daß man, um festen Untergrund zu erlangen, bei Erbauung der Häuser 2—3 m tief eichene Bohlen in die Erde rammen mußte. Deshalb stößt man beim Graben von Brunnen noch oft auf solche Bohlwerke. Wiederholt sah man sich auch genötigt, das stetig sinkende Steinpflaster zu erhöhen. So fand man im 17. Jahrhundert drei Steindämme übereinander liegend. Da die Wenden sich nach ihrer Gewohnheit in der Runde an- bauten, so erhielt der Ort die jetzige Kreisform. In der Mitte der Stadt ist das Rathaus gelegen. Die Straßen der alten Stadtteile sind sehr eng. Das im 16. Jahrhundert erbaute Schloß wird jetzt als Amtshaus benutzt. Wustrow an der Jeezel, Bergen an der Dumme, Klenze, Gartow an der Garte und Schnaken bürg an der Elbe sind Flecken. 2. Der Kreis Dannenberg. Der Kreis liegt zu beiden Seiten der Jeezel und an der Elbe. Der Boden an diesen Flüssen ist Marschland.

5. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 34

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 34 — Versorgungsanstalt für unverheiratete Töchter des Adels und hoher Beamten. Dem Laufe der Ilmenau folgend, kommen wir nach Bardowik. Das fast 2000 Einwohner zählende freundliche Dorf ist weithin durch die „Bardowiker" bekannt, die im Winter mit der Kiepe auf dem Rücken von Dorf zu Dorf ziehen und ihre Sämereien verkaufen, Überall, ob in Stade, Hannover, Hildesheim, Lauenburg, Holstein oder Mecklenburg, finden sie die beste Aufnahme. Jede Familie hat ihren be- sonderen Bezirk, den sie gleich ihren Vorfahren bereist. Wie bedeutend der Bau von Gartenfrüchten ist, beweist der Um- stand, daß a/4 ha (1 Morgen) Gartenland jährlich bis 180 Mk. Pacht aufbringt und, wie vorgekommen, mit 8400 Mk. gekauft wird. Wegen der vielen Gärten ist der Ort sehr weitläufig gebaut. Der sehenswerte zweitürmige Dom und die vier noch vorhandenen Kirchhöfe weisen auf eine große Vergangenheit Bardowiks hin. Schon zu den Zeiten Karls des Großen war Bardowik ein bedeutender Handelsort und besaß ein eigenes Bistum. (Vgl. S. 3.) Heinrich der Löwe erkor es zu seiner Hauptstadt. Als er aber nach Unterwerfung der Ostseeländer Lübeck besondere Vorrechte gewährte, grollten ihm die neidischen Bardowiker und schlössen, als er aus England zurückkehrte, vor ihm die Thore. Der grimmige Löwe zerstörte darauf die Stadt (Siehe S. 9.) Obwohl Bardowik wieder aufgebaut ward, hat es sich doch nicht vor dem ausstrebenden Lüneburg behaupten können und ist ein Dorf geblieben. Die Marschniederung an der Neeze und Elbe gehörte bis 1815 zum Herzogtum Lauenburg, das von 1702—1815 mit Lüneburg vereinigt war. Bei der Abtretung Lauen- burgs an Preußen blieben oas rechtselbische Amt Neuhaus und der Neezedistrikt bei Lüneburg. Der größte Ort ist hier der an der Elbe gelegene Flecken Artlenburg. Im südlichen Teile des Kreises ist Amelinghausen der bedeutendste Ort. Das Dorf hat seinen Namen von Amelung, dem Bruder Hermann Billings, der hier begütert war.

6. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 37

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 37 - Haus ist 1786 neu gebaut. — Harburg hieß früher Horeburg, was eine Burg in sumpfiger Gegend bedeutet. Der Volks- mund erklärt den Namen als „Harrenburg," weil hier Reisende auf das sie übersetzende Schiff harren mußten. Über die erste Anlage der Stadt fehlen die Nachrichten; schon 1297 erhielt Harburg Stadtrechte. Die Stadt war befestigt; doch wurden die Festungswerke vor hundert Jahren abgebrochen. Furcht- bar litt die Stadt unter der Franzosenwirtschaft 1813. Ein Teil des Schlosses ging in Flainmen auf, und sieben Dörfer der Umgegend wurden durch die Horden des Generals Da- voust eingeäschert. Damals ließ Napoleon die Chaussee von Hamburg über Harburg nach Bremen bauen. Sie ist ein Segen für den Kreis; aber die Enkel ahnen kaum, wie viel Seufzer der Bau den Großvätern ausgepreßt hat. Thäler mußten ausgefüllt, Hügel abgetragen. Brücken gebaut und Steine herbeigeschafft werden. Die Leute wurden mit ihren Gespannen gewaltsam zu Arbeit getrieben. Lohn ward wenig oder gar nicht bezahlt; ja mancher Bauer, mancher Bürger fühlte die Degenklinge der übermütigen Franzosen ans seinem Rücken. Napoleon hatte einfach dem General Davoust (Prinz Eckmühl) befohlen, binnen 24 Stunden 10 000 Arbeiter zu stellen! Bei einem solchen Befehl wurden die härtesten Maß- regeln gegen die bedauernswerten Bewohner ergriffen. Sie mußten die tiefen „Bracks" (Kolke, durch Deichbrüche ent- standene Löcher) mit Bäumen, Erde und Steinen ausfüllen, Holz und Pflastersteine liefern und dabei die Hohnreden ihrer Treiber über sich ergehen lassen. Die Chaussee über das sumpfige Wilhelmsburg war 3000 m lang und 12 m breit. Gewaltige Brücken mußten erbaut werden, die zusammen eine Länge von 4100 m hatten. Die Brücke lag 2—3 m über dem Boden. Sie ruhte auf 855 Jochen; jedes bestand aus 5 Pfählen, und diese waren wieder miteinander verbunden. Quer über den Jochen befanden sich dicke Eichenbohlen und Bretter. Auf der Brücke waren Verschanzungen, zur Zeit der Belagerung Hamburgs sogar Kanonen. Dieses Riesen- bauwerk zerfiel in vier Abteilungen. Die erste Brücke reichte vom Brookthor in Hamburg bis zum rechten Ufer der Norder- Elbe. Über die Norder-Elbe führte keine Brücke; dafür waren dort zwei Fähren, groß genug, um 100 Pferde und 500

7. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 42

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 42 — gewesen, um die durch Zuzug der Einwohner benachbarter Dörfer der Ort Burgdorf erwuchs. Das wiederholt zerstörte und aufgebaute Schloß (siehe S. 11.) ist das gegenwärtige Amtshaus. Eine Eigentümlichkeit weist das Dorf Hänigsen, 7 km nordöstlich von Burgdorf, auf: Die Bewohner tragen eine altmodische malerische Tracht, in der man sie häufig auf dem Burgdorfer Markt sehen kann. Zu erwähnen ist ferner das große Dorf Ütze an der Fufe. Ein in der Ge- schichte bekannter Ort ist das 11 Km südöstl. von Burgdorf gelegene Dorf Sievershausen (= Siegfriedshausen). Hier nämlich fand ain 9. Juli 1553 die blutige Schlacht zwischen Markgraf Albrecht von Brandenburg - Kulmbach und Herzog Heinrich dem Jüngeren von Braunschweig statt. Der erstere ward besiegt, 4000 Fnßsoldaten und 53 Fahnen der Lands- knechte gerieten in die Hände der Sieger. Aber der Sieg war teuer erkauft. 4000 Tote bedeckten das Schlachtfeld, darunter 3 Prinzen, 9 Grafen und 300 edle Ritter. Der Kurfürst Moritz von Sachsen ward verwundet und starb nach zwei Tagen, erst 32 Jahre alt. Seine Eingeweide sind unter dem Taufstein der Kirche zu Sievershausen bei- gesetzt, während sein einbalsamierter Leichnam nach dem Freiberger Dom übergeführt ward. Zum ewigen Andenken an diesen Sieg hat der damalige Prediger zu Sievershausen ein Gemälde für die Kirche anfertigen lassen, das die Fürsten und die Schlacht darstellt. Dreihundert Jahre später ist auf der Kampfstelle ein Denkmal errichtet worden. Der südliche Teil des Kreises hat quten Kleiboden. In alten Urkunden heißen die Bewohner „Die Freien vor dem Walde". Noch heute wird das Amt Ilten „Das große Freie" genannt. Von jeher hatten sich die Eingesessenen mit Aus- schluß der Brinksitzer und Anbauer großer Freiheiten zu er- freuen. Sie waren frei vom Zoll und der alten landschaft- lichen Aeeife und hatten unbeschränktes Jagdrecht. Bis in die jüngste Zeit hatten sie ihr eigenes Gericht. Sie durften ihre Höfe teilen und frei veräußern, während im übrigen Lüneburgschen nach alten Gesetzen 95 °/0 der Höse unteilbar sind. Sie waren frei vom Militär, mußten aber dafür Celle besetzen. Bei festlichen Gelegenheiten erschienen die

8. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 11

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 11 — länger weigern würden, in die Kirche zu gehen, weil dort lutherisch gepredigt würde, so sollten sie an einen Ort gebracht werden, wo weder Sonne noch Mond scheine. Herzog Ernst hatte die Freude zu sehen, wie fast alle seine Unterthanen sich der evangelischen Lehre zuwandten. Er starb in demselben Jahre, in dem sein treuer Ratgeber Luther verschied (1546). 5. Der dreißigjährige Krieg im Lüneburgschen. Obwohl unsere Heimat im dreißigjährigen Kriege (1618—48) nicht der Schauplatz großer Kämpfe war, so hat sie doch von durchziehenden Heeren viel leiden müssen. Der Kaiser wollte die protestantischen Bewohner Niedersachsens mit Gewalt zur katholischen Kirche zurückführen. Unauf- haltsam drang der kaiserliche Feldherr Tillp nach Norden vor. Die Einwohner von Fallersleben und Gifhorn flohen bei seinem Anzüge in den Barnbruch und den Drömling. In Burgdorf wollte man vorher ein Getöse in der Luft ge- hört haben, als ob unzählige Trommeln gerührt würden; einige Tage später nahmen die Kaiserlichen den Ort ein und zerstörten das vor sieben Jahren erbaute Schloß. Wer von den Bewohnern sich auf den Straßen sehen ließ, ward er- barmungslos niedergeschossen. Die halb verhungerten oder an der Pest erkrankten Leute kauerten in den Kellern. Unter solchen Drangsalen hat das kleine Burgdorf allein 500 Ein- wohner verloren. Um den Schaden zu ermessen, sei an- geführt, daß in dem ersten Halbjahr 1627 von der Stadt Burgdorf 100 000 Thaler erpreßt wurden. Die zur Ver- zweiflung getriebenen Bauern der Umgegend rotteten sich zur Abwehr zusammen. Ihrer 200 hielten Wache bei der.feste Dachtmissen; aber sie wurden sämtlich niedergehauen. In Hermannsbnrg plünderten die Kaiserlichen Kirche und Wohn- Häuser aus, zerschlugen die Glocken und führten fünf große Frachtwagen voll Erz fort, um daraus Kanonen zu gießen. Nur zehn Familien mit sechs Kühen sollen nach Abzug der Räuber ins Dorf zurückgekehrt sein. Endlich wandte sich Tilly über Ülzen nach Magdeburg. Mit Freuden begrüßte

9. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 13

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 13 — Endlich kam 1648 der Friede zustande. Aber Seuchen hatten die Hälfte der Bewohner fortgerafft, die Dörfer waren verödet, die Höfe verwüstet, die Felder lagen unbebaut, und die Sitten waren verwildert. 6. Die Franzosen im Lande. Georg Il, der König von England und Kurfürst von Hannover war, hielt im siebenjährigen Kriege (1756—63) treu zu feinem Schwestersohn, dem preußischen König Friedrich dem Großen; aber infolge der schimpflichen Konvention zu Kloster Zeven (Regbz. Stade) mußte der unfähige Herzog von Cumberland (Sohn Georgs Ii.) den größten Teil feiner Truppen entlassen und Hannover den Franzosen preisgeben. Jetzt brach sür das südliche Lüneburgsche eine trübe Zeit an. Die nach Sachsen durchziehenden Franzosen erlangten unter Androhung furchtbarer Rache (Aufhängen der Widerspenstigen, Anzünden der Häuser) Heu, Stroh, Getreide und Gespann. Während der kurzen Zeit ihrer Einquartierung in Gifhorn verursachten sie der Stadt einen Schaden von 12 471 Thalern, in den umliegenden Dörfern gar von 120140 Thalern. In Celle schlug der Herzog von Richelieu sein Quartier auf und legte einen Teil der Stadt, darunter eine Kirche, das Armenhaus und das Waisenhaus, in Asche. Jubel erfüllte auch unser Land, als die Franzosen nach der Schlacht bei Roßbach (1757) flüchtend über den Rhein eilten. Kaum fünfzig Jahre fpäter, zur Zeit der Regierung Georgs Iii., hatten wir die Franzosen abermals im Land. Ohne vorausgegangene Kriegserklärung drang im Sommer 1803 ein französisches Heer von 12000 Mann in das Kurfürstentum ein, dem man ein nur dürftig ausgerüstetes Heer von 9000 Mann entgegenstellen konnte. Der Feld- Marschall von Wallmoden wurde durch die übergroße Vorsicht und Bedachtsamkeit der Regierung so eingeengt, daß er sich zu der schmachvollen Konvention von Artlenburg genötigt sah. Das hannoversche Heer ward aufgelöst und in die Heimat entlassen. Jetzt fingen die übermütigen Franzosen

10. Der Regierungsbezirk Lüneburg - S. 26

1895 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
— 26 — Von Hitzacker bis Neu-Darchau ziehen sich die Elbberge, die überraschende Aussichten ans die gegenüberliegenden rechts- elbischen Marschen bieten. Die Eisenbahn Wittenberge-Lüne- bürg durchzieht den Kreis von Osten nach Westen und be- rührt Dannenberg und Hitzacker. Dannenberg, die Kreisstadt, zählt 2000 Einwohner, die besonders Bierbrauerei, Möbel- und Messerfabrikation, Schiffahrt und Getreidehandel treiben. Der von der Jeezel in mehreren Armen durchflössen Ort ist in die Länge ge- baut und liegt zum Teil auf einer Anhöhe. Er soll seinen Namen von den drei Tannenbäumen sühren, die einst auf dem Marktplatz standen. Noch heute führt die Stadt in ihrem Wappen einen von zwei Löwen gehaltenen Tannen- bäum. Auf dem Platze, wo jetzt das Amtshaus steht, stand ehemals das Schloß, in dem die Herzoge von Braunschweig- Lüneburg aus der Dannenberger Linie (von Ernst des Be- kenners Sohn Heinrich begründet) bis 1671 wohnten. Unsere besondere Aufmerksamkeit erregt der runde Turm; er ist bekannt durch die Gefangenschaft Waldemars Ii. von Dänemark. Der letztere war im 13. Jahrhundert Be- herrscher von Norwegen, Dänemark, den Küstenländern der Ostsee, Hamburg und Lübeck. Da er aber den Grafen von Schwerin schmählich beleidigte, so schwur ihm dieser Rache. Heimlich überfiel er Waldemar auf einer Ostseeinsel und ließ ihn durch eine Reiterschar nach dem Schlosse Dannenberg bringen. Schrecklich war das Schicksal des Gefangenen. Er ward in dem „Waldemarsturm" an eine starke Kette ge- schmiedet und konnte hier einige Jahre über den Unbestand menschlicher Größe nachdenken. Noch jetzt zeigt man das 2 02 tiefe „Königsloch" im Turme und verwitterte Buchstaben, die er vor Langeweile mit den Nägeln in die Wand geritzt haben soll. Gegen ein Lösegeld erhielt er endlich seine Freiheit zurück. Lenken wir nuu unsere Schritte nach dem St. Annen- kirchhos! Es ist geweihter Boden, den wir betreten. Auf dem „Körnerstein" lesen wir folgende Inschrift: „Auf diesem Stein sitzend dichtete Th. Körner am 12. Mai 1813 sein Bundeslied vor der Schlacht." (Ahnungsgrauend, todesmutig bricht der große Morgen an.) Sodann fällt uns das 1864 errichtete Denkmal der hier begrabenen Freiheitsheldin Eleo- L _ ____
   bis 10 von 40 weiter»  »»
40 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 40 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 1
2 7
3 2
4 3
5 3
6 0
7 0
8 5
9 0
10 8
11 0
12 0
13 14
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 3
20 0
21 1
22 1
23 0
24 0
25 0
26 5
27 5
28 3
29 0
30 0
31 1
32 0
33 0
34 1
35 1
36 12
37 5
38 3
39 1
40 0
41 0
42 0
43 0
44 0
45 1
46 10
47 4
48 1
49 1

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 0
1 3
2 0
3 1
4 3
5 0
6 1
7 0
8 0
9 1
10 4
11 0
12 1
13 1
14 0
15 0
16 1
17 13
18 0
19 1
20 1
21 0
22 0
23 8
24 0
25 1
26 0
27 0
28 2
29 0
30 2
31 0
32 0
33 0
34 5
35 0
36 0
37 19
38 3
39 0
40 1
41 2
42 0
43 1
44 2
45 1
46 0
47 0
48 0
49 0
50 0
51 2
52 1
53 0
54 7
55 0
56 1
57 25
58 0
59 2
60 0
61 0
62 0
63 0
64 0
65 0
66 0
67 1
68 5
69 5
70 3
71 0
72 0
73 3
74 1
75 0
76 12
77 2
78 0
79 0
80 0
81 0
82 2
83 3
84 0
85 4
86 4
87 0
88 0
89 0
90 1
91 1
92 7
93 0
94 2
95 2
96 2
97 0
98 12
99 0

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 3
1 2
2 3
3 2
4 0
5 7
6 0
7 1
8 8
9 7
10 9
11 1
12 6
13 1
14 0
15 0
16 0
17 6
18 5
19 1
20 0
21 7
22 0
23 0
24 1
25 12
26 10
27 0
28 0
29 1
30 14
31 3
32 3
33 35
34 2
35 1
36 0
37 0
38 98
39 8
40 25
41 0
42 1
43 1
44 6
45 0
46 0
47 1
48 1
49 5
50 10
51 2
52 4
53 0
54 2
55 46
56 0
57 0
58 6
59 34
60 1
61 11
62 8
63 1
64 14
65 2
66 0
67 3
68 0
69 0
70 0
71 3
72 14
73 0
74 1
75 4
76 0
77 1
78 0
79 6
80 23
81 21
82 5
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 2
89 3
90 0
91 1
92 0
93 0
94 5
95 3
96 0
97 106
98 2
99 6
100 19
101 0
102 2
103 8
104 0
105 0
106 13
107 0
108 0
109 2
110 1
111 3
112 6
113 1
114 1
115 0
116 4
117 1
118 1
119 10
120 2
121 8
122 5
123 0
124 1
125 0
126 1
127 9
128 1
129 3
130 3
131 15
132 0
133 9
134 0
135 0
136 20
137 0
138 0
139 0
140 14
141 0
142 23
143 9
144 16
145 13
146 0
147 0
148 7
149 0
150 4
151 4
152 0
153 0
154 0
155 8
156 12
157 6
158 0
159 1
160 0
161 3
162 0
163 0
164 0
165 1
166 20
167 0
168 0
169 1
170 15
171 37
172 1
173 1
174 2
175 10
176 0
177 42
178 0
179 3
180 1
181 0
182 30
183 14
184 0
185 1
186 1
187 5
188 0
189 0
190 0
191 15
192 1
193 0
194 8
195 2
196 1
197 1
198 0
199 3