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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Bd. 1 - S. 78

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 78 — Vorgang, der auf eine uralte Rechtssitte zurückzuführen ist, beschreibt Haus Korn-thauer folgendermaßen: „Am Sonntag, den 9. May, schickte der Bürgermeister Jeronymus Lotter zu uns: man sollte die Leiche unter das Rathaus tragen, und wir Sechse sollten als Zeugen auch hinkommen. Da es nun Mittag war, giengen wir unter das Rathaus und die Träger folgten uns mit der Leiche nach. Da sah man viele tausend Menschen, Fremde, die auf den Markt gezogen waren, und Einheimische, die alle begehrten, den frommen Sigmund Oertel noch einmal zu sehen; dieser lag auf einer wollenen Decken in einer Truh, mit einer schwarzen sammtenen Decken mit schönen goldenen Engeln oben bedeckt. Als wir nun unter das Rathaus kamen, setzten sie ihn nieder; da sprach der Schaffer zu uns, wir sollten um die Par herumstehen, man würde den Uebelthäter bringen......................Wie man nun den Knecht, so mich in die Seiten gestoßen und den Jnnckherrn errannt hatte, brachte, so gieng dem Siegmund Oertel das Blut unten in der Rinnen des Mundes ein wenig heraus. Da der Knecht nun zu uns kam, war auch ein Edelmann, einer von Staps, hebt der Schaffer an und sagte zu ihm: höre Gesell, was hat dir der ehrliche fromme Mann allhie liegend sein Lebtag gethan, daß du ihn so schändlich um sein Leben gebracht hast. Darauf hub der Knecht gar erschrocken an und sagte: ich Habs nicht gethan, ich hab tun müssen. Das war eine schöne Ausrede, und der Schaffer sagte: so leg ihm 2 Finger auf fein Angesicht, und du wirst sehen, ob du es nicht getan hast. Da er sie nun hinlegete, kam dem Junck- herrn sein Blut zum Mund. Darauf sagte der Schaffer zu den Schergen: führt ihn weg und bringt einen andern. Da brachte man einen jungen, aufgeschossenen Edelmann, einen von Droschwitz, und der Schaffer hub mit gleichen oben angeführten Worten zu ihm an und der verantwortete sich, er wäre bei der Tat nicht gewesen. Wir hatten ihn auch nicht gesehen, gleichwohl mußte auch er seine 2 Finger auflegen , da wollte die Leiche gar nicht bluten, und man führte ihn wieder fort. Darauf brachte man den Wilhelm von Droschwitz und der Schaffer hub abermal an und sagte: Höre du von Droschwitz, was hat dir der fromme ehrliche Mattn, der sein Lebtag kein Kind beleidigt hat, gethan, daß du ihn also schändlich um sein Leben gebracht hast. Hebt nun dieser an sich zu verfluchen und zu schwören, daß er es bei feiner Seelen Seeligkeit nicht gethan hätte. Spricht der Schaffer zu ihm: leget ihm 2 Finger aufs Angesicht, so werdet Ihr sehen, was Ihr geschworen habt. Er konnte aber mit Reden umgehen und wollte mit uns disputieren, da rief Herr Jeronymus Rauscher: legt die Finger hin! Und wie er sie nun hinlegte, so spritzte dem Sigmund Oertel das Blut aus dem Munde in den Bart, und der Edelmann so erschrack, daß er textlicher Farbe war, denn die Leiche. Darnach brachte man einen Knecht, der mußte auch auflegen, aber er wollte nicht bluten. Dann wollte man 3 Knaben bringen, aber wir sagten, es feien keine dabei gewesen. Als dieß zu Ende war, nahmen wir Sigmund Oertel, trugen ihn ins Fürsten-kollegium mit großem schotten Kirchgang, desgleichen ich mein Tag bis auf diese Stunde noch nicht gesehen habe. Wie wir ihn aber in das kühle Erdreich in einer Truhen legten, da snngen die Studenten gar schön und lieblich, und zuletzt hub man eine gar schöne Predigt von ihm zu sagen an". Der von Droschwitz und sein Helfershelfer von Staps wurden im Gefängnis und auf dem Rathaufe oft verhört, aber sie leugneten beständig und schoben alle Schuld auf den Gabriel von Droschwitz, der „in der Nacht, als man hinausgefallen sei, die Flucht genommen hätte". Da kam ein Schreiben des Kurfürsten mit der Weisung, wenn sie nicht gutwillig bekennen wollten, so solle man sie peinlich befragen. „Da bat der von Droschwitz um Gotteswillen, man solle dieß nicht thun;

2. Bd. 1 - S. 65

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 65 — non molestabimus seu bona ipsorum occupabimus vel occupari ab aliquo patiemur. Ipsos enim mercatores . . . qui nostram civitatem ... et nos in hoc honoraverint, quod mercimonia ad ipsam civitatem duxerint, quantum possumus protegere volumus et tueri . . . Datum Lypzk anno domini M0cc°Lxviii°. Kalendas Martii.“ belästigen oder ihre Güter mit Beschlag belegen oder erlauben werden, daß sie von jemand weggenommen würden. Diese Kaufleute . . . , die unsere Stadt und uns in solchen Angelegenheiten besuchen werden, indem sie ihre Waren hierher führen, wollen wir soviel wir können beschützen . . . Gegeben zu Leipzig im Jahre des Herrn 1268 am 1. März." (Cod. dipl. Sax. reg. Ii, Viii. Nr. 6.) 4. Gründung der Neujahrsmesse, a) Kurfürst Friedrich Ii. (der Sanftmütige) verleiht der Stadt Leipzig den Neujahrsmarkt. 1458. „Wir von gots gnaden Friderich herczog zeu Sachsfeu .... bekennen für vus, vnser erben und nachkomen und wollen das offenbar sie mit difem brive allen und iglichen iczund lebenden und zukunfftigen luten, die yn sehen Horen ader lesen werden. Nach dem wir von angeborner gute und mildickeit schuldig sind, vnser stat Lipzk und tre innwohner umb irer getrewen dinste willen, die sie vns mamg-feldiclich erceiget Hoben, in besser wegen zubrengen, haben wir von eigenem be-wegnisse und mit wolbedachtem mute .... der selben vnser stat und iren in-wonern vmb gemeyns nutzes und fromens willen und darumb, das sie sich gebessern, auch in gedyen und guten stant körnen, sich uß schulden entheben und vns und vnsern erben furtmehr zcudyenen desto beregier und williger werden mögen, gnediglich gegunst, zeu gegeben und vorliehen, das sie und ire nachkomen nu furbaßmehr zcu ewigen zcyten alle iar ierlich eynen iarmarckt in derselben vnser stad Lipzk uff den heiligen newen iars tag an zcugehn, der bestehende bleiben fal biß uff der heiligen dreyer konige tag nehst darnach volgende den tag gancz uß, . . . . halten mit kauften und verkauften und kauffslagen .... Vnd begeren Hieruff in bliffe von allen und iglichen prelaten vnsern graben Herren amptluten rittern knechten richtern geswornen reten burgermeistern gemeynen und inwonern vnser stedte merckte und dorfer und sust allermenniglich von den vnsern ernstlich begerende und gebietende, das ir die vorgnanten vnser burger und inwoner der selben vnser stat Lipzk, auch alle ander kauftlute und igliche Personen, die den gnanten iarmarkt als oben berurt ist besuchen, darzcu komen, die zcyt doselbeft beharren und auch do von wandern werden, an iren Personen kaufman-fchacz und gute in eynichen sachen wider recht nicht hindert betrübt ader beleidiget, also lib euch sie1) vnser vnser erben und nachkomen große vngnade und pene zcuuor-meyden. Hie mit sollen die iarmerckte, die sie vormals ierlich in vnser stad Lipczk gehabt und gehalten haben, nicht abgestalt sin, sundern iren furgang haben und crefftig sin und bliben, irtmaften die herkornen sint und sie herbracht haben ane geuerde2). Zcu urkunde hoben wir vnser fürstlich groß maiestat infigel an bifen vnsern brift wissentlich laßen hengen, der gegeben ist zcu Rochlitz am mitwochen oller heiligen tage nach got geburt tufend vierhundert darnach in dem achtvndfunftzig-sten iare." (Cod. dipl. Sax. reg. Ii, Viii. Nr. 331.) x) sei. 2) Gefährdung.

3. Bd. 1 - S. 75

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 75 — sammt ihren Dienern mit ihrem Leibe, Haabe und Gütern durch Ew. Churfürst!, und Fürstl. Gnaden Lande und Fürstenthum sicherlich bringen lassen; desgleichen sie auch des Wiederzuges auf zweene Tage, die sie Ew. Churfürstl. und Fürstl. Gnaden Amtleuten zu N. N. von Frankfurt aus zeitlich genug zuschreiben sollen, abermahls auf der Grenze gleitlich annehmen und frey und frey und unbeschädigt hernieder bringen lassen, und sich hierinne gnädiglich erzeigen, wie wir uns des und aller Gnade zu Ew. Churfürstl. und Fürstl. Gnaden höchlich vertrösten, gnädiglich thun werden . . . Gegeben unter unserm Stadt Signet, Sonnabends nach dem Sonntage Estomihi, Anno Domini 1552. Der Rath zu Leipzig." (Nach Franz, Pragmat. Handelsgesch. der Stadt Leipzig, 1772, S. 201 f.) [&§ verkehrten auch sogen. Geleitskutschen für die nach Leipzig und Frankfurt, bez. Leipzig und Nürnberg reisenden Kaufleute, die von den Landesherren der jeweils durchreisten Landgebiete „durch eine Anzahl wohlgerüsteter und gut berittener Einspänniger begleitet" nmrtten.] Hierüber wurden auf verschiedenen Reichstagsabschieden Verordnungen erlassen, so 1548 und 1555 u. a. folgendes: „ zu beständiger Erhaltung . . . Unsers kayserl. Landfriedens 2), setzen, ordnen und wollen wir, daß eine jede Obrigkeit im h. R. Reich .... bey den Ihren Fürsehnng thun soll, daß die Strassen frey und rein gehalten, darauf auch niemand gefangen, geschlagen, beraubt, hinweggeschleift, seiner Güter ausgehaben, hinweggeführt, oder anderer Gestalt beschweret werde, sondern daß einem jeden, an Orten es herkommen, ohne Weigerung, auf sein Ansuchen, ein frey, sicher, genugfam Geleit gegeben, und also Männiglich, zu Beförderung des gemeinen Nutzens allenthalben frey, sicher, handeln und wandeln möge. etc." (Nach Franz, Pragmat. Handelsgesch. der Stadt Leipzig, 1772, S. 198 s.) J) Geleitsreiter. 2) Vgl. S. 29 u. 61. 9. Überfall auf Nürnberger, zur Leipziger Messe reisende Kaufleute. 1557. (Bericht von Hans Kornthauer, dem Knechte des Nürnberger Patriziers Sigmund Oertel, der in Gesellschaft von 30 anderen Kaufleuten zur Leipziger Dteffe zog und bei Schönau von einem sächsischen Edelmanne und dessen Spießgesellen überfallen wurde.) „Den 7. May ritten ich und mein Junckherr Sigmund auf Leypzik zu. Als wir nun bis Cuzl, 2 Meilen Weg herwärts, kamen und an unserm Tisch aßen und fertig waren, sprach der Junckherr zu mir: wie, wenn wir fein gemach fortzögen? damit war die andere Gesellschaft, so an unserem Tische mitgegessen, zufrieden, und wir setzten uns nach dem Mittagsmahl auf und zogen fort, als nämlich: Sigmund Oertel, Hans Schuventtendorffer der Alte, Hans Schonich, Jörg Platt, ein Schwabe von Augsburg, Endreß Rindfleisch von Preßla^), ich Hanßla^) Kornthauer, und waren unser Sieben. Wie wir nun vor das Thor zu Cuzl hinauskamen , so guckten ich und Endreß Rindfleisch hinfür, wie sichs einem Diener auf der Straße gebührt. Als wir kaum eine Viertel Meil Wegs ritten und der Wind gegen uns gieng, auch eine sehr große Hitze war und es sehr staubete, ritt der Junckherr neben uns her und sagte: et, reit auch eine Meil hinten im Staub wie ich! das war nun sein zeitlich Verderben, wie Ihr hören werdet. Als nun der Junckherr vorausritt und der Schwab von Augsburg ihm nach und dann ich und ') Jedenfalls Breslau. 2) Fränkische Dialektform für „Hänschen".

4. Bd. 1 - S. 79

1911 - Leipzig : Wiegandt
- 79 — aber sie mußten des Fürsten Schreiben nachkommen und ihn samt den Staps den anderen Tag peinigen lassen. Nun bekannten sie, sie wärens Willens gewesen, hätten aber eigentlich auf den Psiutzing 5) gelauert; auch gestanden sie noch, wie sie den Hans Menges von Nürnberg auch hätten umbringen helfen. Was sie aber mehr bekannten, konnte man noch nicht erfahren. Die Herren von Leypzig aber hätten gewünscht, daß sie sie nicht gefangen genommen hätten, denn als es an dem war, daß man sie sollte richten lassen, geschah gar große Fürbitte von der adeligen Ritterschaft an den Churfürsten. Ja, auch des von Droschwitz sein Weib, eine Streitburgerin, hat einen Fußfall gethan; der Churfürst hieß sie aufstehen und sagte: Weib, Euer Mann ist nicht werth, daß er auf dem Erdreich umgehe; aber Ihr thut Eins, Ihr bleibt in meinem Frauenzimmer, da soll Euch alle Ehre bewiesen werden und sollt unausgetriebeu sein, dieweil Ihr lebt . . . Darnach haben über die 80 Edlemänner auch einen Fußfall gethan, wobei der Churfürst anhob und etlichen erzählte: du hast das gethan und du das, also daß sie alle schamroth wurden und keiner Etwas zu sagen wußte. Sie haben aber einen Brief gehabt, den hat er genommen, gelesen und dann zu ihnen gesagt: ich will mich bedenken. Darauf hat er flugs nach Leypzig geschrieben: ob sie keinen Schöppenstuhl hätten, hätten sie keinen, so wollte er ihnen einen schicken; im Fall aber, daß noch mehrere Bitten für die Buben geschehen sollten, es wäre von Rittern, Edelleuten oder Doetoren, die sollten sie auf einen Wagen schmieden und ihm schicken. Nun, ich lobe den löblichen Herzog August, Churfürsten von Sachsen, daß er nicht wider Recht und Gerechtigkeit handeln wollte und in der Ausübung derselben sogar gegen den Adel, als seine Gesippten, war, die Herren von Leipzig aber besetzten das Gericht nicht, sondern acht Bauern, welche die zwei, bei denen der Leichnam geblutet hatte, zum Schwerte verurteilten. Wie der Stab über sie gebrochen war, führte man sie hin: einem Jeden setzte man einen Rosenkranz auf, als wenn zu einem Tanze gehen wollten; der Droschwitz in den hübschen Kleidern, die er sich vor 10 Wochen auf feine eigene Hochzeit hatte machen lassen, der Meister Hanns hinter ihnen her. Wie sie nun zu Leypzig mitten auf dem Markt auf eine gemachte Pun 6) angekommen waren, schlägt er dem von Droschwitz den Kopf so herunter, daß er von der Pun aufs Pflaster fiel. Darnach kam es an den von Staps, der war nicht so keck wie sein Herr, man mußt ihm den Kopf halten und derselbe wollte auch nicht so springen. ..." ______________ (Leipz. Tagebl. 1907, 6. Apr.) S) Ebenfalls ein Nürnberger Kaufherr. 6) Bühne. 5. Zur Geschichte des religiösen Gebens. A. Klöster und Kospitale. a) Das Thomaskloster. 1. Markraf Dietrich stiftet das Thomaskloster. 1213. (Von Kaiser Otto Iv. bestätigt am 20. März 1212.)*) „In nomine sanctae et individuae I In dem namen der Hiligen nn- trinitatis. geteilten Dreyfaldickeit. Ego Tidericus divina favente de- Ich Ditterich vongnade der göttlichen *) Deutsche Übersetzung nach einem wahrscheinlich aus der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts stammenden Originale. ^

5. Bd. 1 - S. 299

1911 - Leipzig : Wiegandt
- 299 — wendtenn lassenn, sondernn bey eim erbarnn rhate der stadt Leyptzigk mit gnadenn und einsehung soviel beschaffen, damitt uns armen schwestern und kindern die be- tzalung unsers eygenn Hauses werdenn unnd volgen mochte; ... E. f. g. gnedlge tröstliche antwort bittende. Datum dornstage nach omnium sanctorum anno etc. Xliiii. t c E. f. g. schuldige und alletzeit demütige und wyllrge dienerinn schwester Prissa mutter sampt allen schwestern der dritten «gell sancti Francisci von Leyptzk." (Cod. dipl. Sax. reg. Ii, X. Nr. 393.) Dieses Verlanqen an Herzog Moritz wurde gestellt, obgleich dieselben Begumen am 18. August 1544 den 'Verzicht auf alle Ansprüche schriftlich gegeben hatten. Vgl. Cod. dipl. Sax. reg. Ii, X. Nr. 392 nach dem Ratsbuch im Leipz. Ratsarchlv: „Regma unnd Martha Furencle, Barbara Hockin, Walpurg Gelahr, Catharina Heusman, Geensche Möllers Elsa Mordeysens, Barbara Bachin und [Wsca griderich] des Pfarrers weib zu Weden-"), alle barfusierbeginnen, haben durch iren hierzu gebettennen unnd bestettigten Vormunden Michel Ilgen tuchmacher vor alle ire zuspruch und gerechtigkait, die sie zu dem hausse das ufm barfusierkirchhof stehet zu haben vormeint und sie vorhin besessen, guttwilliglich eyn iede Xx fl. genohmmen, unnd vorlobenn hirmit alle fordere zuspruch. Actum montags nach assumptionis Marie anno Xliiii0." , Daher lautete auch Herzog Moritz ’s Antwort an den (5oadjutor Johann Albrecht von Brandenburg (Cod. dipl. Sax. reg. Ii, X. Nr. 394): „Ann coadjutornn zue Halle. Freuntlicher lieber oheym. Alß undt nach- dem itzo e. l. etzliche begienen von Leyptzigk ann unnß verschrieben, ist es ann dehm, daß sie sich dermahssen gothte unndt seynem heylbarem worth zuenthkegen ge-halthen, das wyr sie des orths nicht lenger leyden können, unndt wiewohl sie zum offtern vormahneth gestrafft unndt vorwarnet, auch manchseldige gedulth mith ihnen gethragen, so hat doch solchs bey ihnen nichts sruchtbarlichs wirgken wollen. Szo worden sie auch nummermehr darthuen noch erweysen knnnen, das sie von dem ihrem eynige bezahlung am Hause gethann. Darumb e. l. leychtlich zu ermessen, wie wyr ihrer liebden vorbith 2) stadtgeben kunnen; sreuntlich bittendt, sie wolthen unnß desfals enthfchuldigt nehmen unndt mith dem handell weyther verschonen, usw. Datum Dresden sunthage noch Briccii anno etc. 44. "4) ») Wiederitzsch. *) 1544, 16. November. 6. Herzog Moritz verkauft an die Stadt Leipzig sämtliche Klostergüter. 1543, 6. August. „Von gots gnaden wir Mauritz hertzog zu Sachßen landgraue in Duringen und margraue zu Meissen etc. thun kunt vnnd bekennen, nachdem der hochgeborne fürst Herr Georg hertzog zu Sachsßen etc. seliger gedechtnus aus bewegenden vr-sachen . . . dem rath vnnser stat Leiptzk gnediglichen vorschrieben, do es die wege erreichte, das die ordenspersonen zu Leiptzk die closter vorlaßen vnnd dieselben vor-ledigt wurden, das die closter gebende vnnd guter souil derer in irem weichpild gelegen . . ., inen dem rath vor andern vorkauft werden sotten vnnd aber sich nu zugetragen, das das Barsusercloster ganntz und das Thomaser closter bis auf den probst vnnd wenig ordenspersonen, die dan mit irem guten willen zufrieden gestelt, vorledigt sein, vnnd aber vnsere landschast ain ausschus vorordent, welcher . . . sich vorglichen, welcher gestalt etzliche closter und derselben guter in vnnsern landen vorkausst und das kaufgelt zu gottes ehre vnnd tröst der armen angelegt werden sollen, . . . vnnd wie. . . befunden ratsam sein, etzliche closter gebende zu Leiptzk ') Vgl. S. 277.

6. Bd. 1 - S. 370

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 370 — f) Verkauf gedörrter Türkenköpfe. „Im Jahre 1684, nach der am 2. Septbr. 1683 erfolgten Entsetzung Wiens durch die kaiserlichen, polnischen und sächsischen Truppen'), fanden sich auf der Leipziger Michaelismesse mehre Kaufleute ein, welche einige Fässer gedörrter Türkenköpfe unterschiedlicher Art und Gestalt, mit abscheulichen Gesichtern, seltsamen Bärten und vielerlei Haaren, kurz oder lang geschoren, zum Verkaufe ausboten. Je nachdem sie schön gestaltet und ihre Gesichter recht arg zerhauen waren, verkauften sie dieselben, das Stück zu 4, 6, 8 und mehren Thalern, und wurden nach Spanien, England, Holland, Frankreich, Schweden und Dänemark versendet." (Leipz. Tagebl. 1838, Nr. 278, mitgeteilt von M. F. G. Hofmann.) i) Vgl. 17. Jahrh. Ii, 2: Der Türkenkrieg. 3. Bom Postwesen. 1. Die erste Fußbotenpost zwischen Leipzig und Frankfurt a. M. 1616. (Abkommen zwischen dem in Diensten des Erb-Geueral-Postmeisters Freiherrn von Thnrn und Taxis stehenden Frankfurter Postmeister von der Birghden und dem Leipziger Postmeister Sieber.) „Zu wissen, daß heute an untenbenannten Dato zwilchen ^ohann von „Birghden von Frankfurt am Mahn, als der Römisch Kaiserl. Maj. unseres aller-gnädigsten Herrn, des wohlgebornen Herrn, Lamorals von -Laxis, Frel)herrn und ^Erb-Gen.-Postmeisters in Teutschland und Niederlanden delegirter Postmeister, und „Johann Siebern der Stadt Leipzig verordneten und geschwornen Bothen-Meister "nachfolgende Vergleichung des Postwesens halber abgeredet, abgehandelt und ge- „schlossen worden: . Nehmlichen es hat Johann von der Birghden ihn Johann eteberit zum Kayserlichen Postmeister alhier zu Leipzig nicht allein an- sondern auch mit den gewöhnlichen Juramento in Pflicht genommen, mit diesem Beding und dergestalt, daß Johann Sieber der neuangeordneten Post von Leipzig aus auf Frankfurth am Mayn und was er sonst vor Bothenwesen zur Post bringen, auch von den Kauf-leuthen alhier und anderen correspondirenden Handels-Städten ihm aufgetragen werden wird, auf gleichen des Kaiserl. Erb und Gen. Postmeisters, sowohl als Johann von der Birghden Unkosten und Nutzen, wie solches er Sieber vor diesen gehabt, treulich verrichten, in diesen Postwesen den Kayserl. Erb und Gen. Postmeistern Freiherr L. von Taxis sowohl als Herrn Johann von der Birghden, soweit solches Chursürstl. Durchlaucht zu Sachsen nicht zu entgegen recognosctren, respectiren, ehren, demselben Reputation und Nutzen fördern, und m allen was m diesen Postsachen fürgenommen wird, Ihrer Gnaden Ratification unterworfen und anheimstellen, mit diesem ausdrücklichen Vorbehalt, daß sobald dieses Bothenwerk, welches mit dieser Mutation und in Anfang viel kosten will, fcheinbahrlicher Nutzen tragen wird, er Johann Sieber verpflichtet und obligiret seyn soll, Ihrer ©naben jährlichen aus dem t1)] . . . von wegen der mitgetheilten Privilegien und Begnadigungen . . . reichen und geben soll, alles treulich sonder Gefährde. Zu Urkund . . . geschehen in Leipzig, Dienstag nach Johann Bapttsta, bett 25. Monats Juni A. 1616." (Folgen Siegel und Unterschriften.) (Nach Schäfer, Geschichte des Sachs. Postwesens . . ., 1879, S. 25 f.) l) sehst.

7. Bd. 1 - S. 438

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 438 — tmb der sämptlichen Soldatesca zu Roß önb Fuß / ins gemein zu vernehmen: Daß Vns ein Ersarner / Wolweiser Rath zu Leipzig zu erkennen gegeben / welcher gestalt Sie berichtet worben / wie die frembben Kaufs- tmb Hanbelsleute / zu Hamburg / Lüneburg / Lübeck / Magbeburg / Braunschweig / Hilbesheirn / Halberstabt / tmb alle anbere im Römischen Reich gelegene Städte / welche den bevor-stehenben Leipzigischen Newen Jahrs Marckt zu besuchen / ober auch jhre Güter vub Wahren / bahtn zu versenben / tmb so dann / was Sie wieber zurück führen zu lassen pflegen / wegen beß im Nieber Sächsischen Kreise / vnb sonsten anberer Orte I hin tmb wiber ligenben . . . Kriegsvolcks / vnb bahero besorgenben Gefahr / solchen Newen Jahrs Marckt zu besuchen / bebencken trügen / Derowegen gebeten / Ihnen Patenta vnb freye Paßbriefe / toteberführen zu lassen. Wann Wir dann solchem nicht tmbilligem suchen stat gegeben / als befehlen Wir / allen vnb jeben / . . . hohen vnb niebrigen Kriegs-Officirern, . . . / Daß sie alle vnb jebe frernbbe Kaufs- vnb Hanbelsleute / . . . zusampt ihren Rossen / Wägen / auch Wahren vnb Gütern / frey sicher vnb trngehinbert / auch ohne einige exaction ober Gelbschatzung / passiren vnb repassiren lassen / vnb keines weges / ... bey hoher vnnachlässiger Leib vnb Lebens Straffe / nicht antasten / ober int geringsten beleibigen / Ihnen auch / auff ihr ansuchen / gnugsame Convoi, wohin Sie es begehren / ertheilen tmb erfolgen lassen sollen. Geben im Hanpt Quartier zu Halberstabt / den 30. Decembris, Anno 1625. A. H. Z. F. Wir Bürgermeister tmb Rath der Stadt Leipzig hiermit bekennen / daß dieser Abdruck mit dem rechten wahren Original oberem kommet. Zu vrkund haben wir vnser G. sperger / J. U. D. der Stadt Secret hierunter auffgedruckt / Geschehen den Röm. Keys. May. Feld 23. Decembris / stil. / vet. Anno 1625. Kriegs Secretarius." (Nach dem Original.) 3. Gefangene Mansfelber kommen durch Leipzig. „Anno 1626. Demnach auch der Hertzog von Frieblanb Keyserl. Maj. General den Administrator des Stissts Magbeburgk / tmb den Grafen von Mansfelb bey Dessau geschlagen / tmb sie mit ihrem Kriegsvolck gantz / tmb gar in die Flucht getrieben / viel erleget / etliche hunbert gefangen / vnb 34. Fähnlein erobert / Als hat er solche gemeltes Tages mit 50. Reutern durch Leipzig führen / tmb beut Keyser nach Wien übertieffern lassen." (Heydenreich, Leipz. Qmm.). 4. Maßnahmen zur Verteibigung Leipzigs. 1629 — 1631. „Anno 1629 [im März]. Sonsten hat sichs in biesem Jahr weges des Krieges in Nieber Sachsen von Tag zu Tag besorglicher / vub gefährlicher angelassen / vnb berselbe sich immer näher an den Ober Sächsischen Kreiß gesponnen. Derowegen I. Churs. Durchl. barauff ein toachenbes Auge gehabt / vnb den 31. Martii gnäbigst befohlen / daß man allhier nicht mehr / als 3. Thor / nem-lich / das Grimmische / Ranstetifche / vnb Höllische des Tages über solt offen lassen / das Peters Thor aber / so wol das Thomafer / tmb Hällische Pförtlem / biß auff anbere Anorbnuttg / Tag tmb Nacht zuhalten . . . Vnb haben in jebem Thore I so des Tages offen gestartbert / zwantzig Mann wachen müssen."

8. Bd. 1 - S. 497

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 497 — Man habe eigentlich diese Bitte dem Churfürsten durch einen Deputierten persönlich vortragen lasten wollen. Derselbe sei aber nur bis zu der schwedischen Armee gekommen, bei welcher er ohne das wegen obgedachter abgenommener Kaufmannsgüter zu follicitiren2) gehabt. Weiter durchzudringen sei ihm unmöglich gewesen. Eine Abschrift dieses Schreibens schickte der Rat der Stadt Hamburg auch nach Leipzig und bat den Leipziger Rat, die Schritte beim Churfürsten zu unterstützen. Am 16. April 1636 antwortete der Leipziger Rat, er sei vom Churfl. Geh. Secretair Adam Küsell benachrichtigt worden: „Wan Ihre Churfl. Durchl. weiter hinunter näher und über Magdeburgk gelandeten, wollten Sie gute Anstellung machen, daß tue Straße von Hamburgk wird sicher gebauet und die Commercien von darauß und deren ortter ihren freyen ungehinderten lauff erlangen möchten." (Schreiben des Bürgermeisters und Rates der Stadt Hamburg an den Churs, von Sachsen vom 19. März 1636). *) zu bitten. b) „Anno 1638. Den 1 Jamiarii ward / wie bränchlich der neue Jahrs-Marckt eingeläutet / und funden sich darauff viel fremde Kauffleute / aus entferneten Landen wieder ein / bey derer abreisen wurden die Hamburger und Nürnberger unweit Leipzig von denen hin und wieder streikenden Schnaphanen auff der «Straffen angegriffen / geplündert / und derer zwölffe erschossen / denen man alsbald zwar nachgesetzet / aber sie nicht ausfragen können." (Vogel, Leipz. Ann. S. 559.) c) „Die Schwedischen Reuter haben diesen Monat [Jan. 1643] die Strassen sehr unsicher gemacht / sonderlich find denen Hamburgern ihre Güter unweit Leipzig geplündert / die Pferde von 10 Wagen ausgespannet / und die Fuhrleute / die sich zur Gegenwehr gefetzet / übet tractiret / auch einer benebenft einen Kauffmann erschossen / und viet beschädiget worden / daß sie mit dem Leben kaum davon kommen." (Vogel, Leipz. Amt. S. 604.) 2. Steuerung, Krankheiten und Hungersnot. a) Anno 1637. „Zum Beschluß dieses Jahres ist mit anzuhängen / daß in diesem Jahre die Stadt Leipzig mancherley Gefahr und Unglück ausgestanden / . . . ist auch das Getreide / Geträncke und andere Victualien / und was der Mensch zu seines Leibes Nahrung und Nothdurft von nöthen / zimlich auffgefchlagen und theuer worden. Der Scheffel Korn hat gegolten 3 Rthlr. 3 Gr. / der Weitzen 3 Rthtr. / der Haber 2 Rthtr. / die Gerste 5 Rthlr. 6 Gr. / der Hopffen 1 Rthlr. 12 Gr. / die Hofe Butter 9 Rthlr. / die Klafftet Birckenefcheit 7 Rthlr. Der Korb Kohlen 40 Groschen. Die Kanne Eilenburgisch Bier 1 Gr. 3 Pf. das Zerbster 18 Pf. Solche Früchte brachte der Krieg / weit niemand ... in vermögen war die Fetder zubestellen. Was bestellet war / nahmen die Fouragierer weg / oder es ward von streikenden Trouppen verderbet. Daher geschahe es / daß / wer etwas eingefamlet hatte / den Kauff steigerte. Darzu kam die ansteckende Seuche der Peftitentz / welche im Jutio dieses Jahres hefftig zu graßtren anfieng / und innerhalb 3 Monaten 2500 Menschen auffräumete . . . Die Anzahl aller Verstorbenen war 4229." Anno 1639 (Ende Februar). „Um diese Zeit ist grosser Mangel an Brod / Fleisch / Saltz und andere Victualien gewesen. Viet armes Landvolck / welches sich vor den Thoren aufgehalten / haben die Hunde / welche der Hundschläger hinaus geschleppet / abgezogen und gegessen." 32

9. Bd. 2 - S. 57

1911 - Leipzig : Wiegandt
- 57 - worauf der ansehnliche Altvater uns ganz gravitätisch zu sitzen nötigte und einen ziemlich langen Diskurs mit gutem Anstand durchführte. Solange Schlosser in Leipzig blieb, speiste ich täglich mit ihm und lernte eine sehr angenehme Tischgesellschaft kennen. Einige Livländer und der Sohn des Oberhofpredigers Herrmann in Dresden, nachheriger Burgemerster m Leipzig, und ihre Hofmeister, Hofrat Pfeil, Verfasser des „Grafen von P.", eines Pendants zu Gellerts „Schwedischer Gräfin", Zachariä, ein Bruder des Dichters, und Krebel, Redakteur geographischer und genealogischer Handbücher, waren gesittete, heitere und freundliche Menschen. Zachariä der stillste; Pfeil ein feiner, beinahe etwas Diplomatisches an sich habender Mann, doch ohne Ziererei und mit großer Gutmütigkeit; Krebel ein wahrer Falstaff, groß, wohlbeleibt, blond, vorliegende, heitere, fyimml* helle Augen, immer froh und guter Dinge. Diese Personen begegneten mir sämtlich teils wegen Scblossers, teils auch wegen meiner eigenen offenen Gutmütigkeit und Untätigkeit auf'das allerartigste, und es brauchte kein großes Zureden, künftig mit ihnen den Tisch zu teilen. Ich blieb wirklich nach Schlossers Abreise bei ihnen qab den Ludwigischen Tisch auf und befand mich in dieser geschloffenen Gemschaft um so Wühler, als mir die Tochter vom Hause, ein gar hübsches, nettes Mädchen, sehr wohl gefiel und mir Gelegenheit ward, freundliche Blicke zu wechseln . - -Die Stunden des Mittagsessens brachte ich mit meinen Freunden heiter und nützlich zu. Krebel hatte mich wirklich lieb und wußte mich mit Maßen zu necken und anzuregen, Pfeil hingegen bewies mir eine ernste Neigung, indem er mein Urteil über manches zu leiten und zu bestimmen suchte... , , Der erste wahre und höhere eigentliche Lebensgehalt kam durch Friedrich den Großen und die Taten des Siebenjährigen Kriegs in die deutsche Poesie. Jede Nationaldichtung muß schal sein oder schal werden, die nicht auf dem Menschlichsten ruht, auf den Ereignissen der Völker und ihrer Hirten, wenn beide für einen Mann stehn . . . Die Kriegslieder, von Gleim angestimmt, behaupten deswegen einen so hohen Rang unter den deutschen Gedichten, weil sie mit und in der Tat entsprungen sind, und noch überdies, weil an ihnen die glückliche Form, als hätte sie ein Mitstreitender in den höchsten Augenblicken hervorgebracht, uns die vollkommenste Wirksamkeit empfinden läßt. . Ramler singt auf eine andere, höchst würdige Weise die Taten seines Königs. Alle seine Gedichte sind gehaltvoll, beschäftigen uns mit großen, herzerhebenden Gegenständen und behaupten schon dadurch einen uuzerstörlichen Wert . . . Eines Werks aber, der wahrsten Ausgeburt des Siebenjährigen Krieges von vollkommenem norddeutschen Nationalgehalt, muß ich hier vor allen ehrenvoll erwähnen ; es ist die erste aus dem bedeutenden Leben gegriffene Theaterproduktion von spezifisch temporärem Gehalt, die deswegen auch eine nie zu berechnende Wirkung tat: „Minna vo n Barnhelm". Lessing, der im Gegensatze von Klopstock und Gleim die persönliche Würde gern wegwarf, weil er sich zutraute, sie jeden Augenblick wieder ergreifen und aufnehmen zu können, gefiel sich in einem zerstreuten Wirts-haus- und Weltleben, da er gegen fein mächtig arbeitendes Innere stets ein gewaltiges Gegengewicht brauchte, und fo hatte er sich auch in das Gefolge des Generals Tauenzien begeben. Man erkennt leicht, wie genanntes Stück zwischen Krieg und Frieden, Haß und Neigung erzeugt ist. Diese Probuktion war es, die den Blick in eine höhere, bebeutenbere Welt ans der litterarischen und bürgerlichen, in welcher sich die Dichtkunst bisher bewegt hatte, glücklich eröffnete. Die gehässige Spannung, in welcher Preußen und Sachsen sich währenb bieses Kriegs gegeneinanber befanben, konnte durch die Beenbigung besselben nicht aufgehoben werben. Der Sachse fühlte nun erst recht schmerzlich die Wunben, die ihm

10. Bd. 2 - S. 53

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 53 — Frau Hofrat Böhme ließ mich kurz darauf zu sich einladen. Ich fand sie allein. Sie war nicht mehr jung und sehr kränklich, unendlich sanft und zart, und machte gegen ihren Mann, dessen Gutmütigkeit sogar polterte, einen entschiedenen Kontrast. Sie brachte mich auf das von ihrem Manne neulich geführte Gespräch und stellte mir die Sache nochmals so freundlich, liebevoll und verständig im ganzen Umfange vor, daß ich mich nicht enthalten konnte, nachzugeben; die wenigen Reservationen, auf denen ich bestand, wurden von jener Seite denn auch bewilligt. Der Gemahl regulierte darauf meine Stunden: da sollte ich denn Philosophie, Rechtsgeschichte und Institutionen und noch einiges andere hören. Ich ließ mir das gefallen; doch setzte ich durch, Gellerts Litterargeschichte über Stockhausen und außerdem sein Praktikum zu frequentieren. Die Verehrung und Liebe, welche Geliert2) von allen jungen Leuten genoß, war außerordentlich. Ich hatte ihn schon besucht und war freundlich von ihm aufgenommen worden. Nicht groß von Gestalt, zierlich, aber nicht hager, sanfte, eher traurige Augen, eine sehr schöne Stirn, eine nicht übertriebene Habichtsnase, einen feinen Mund, ein gefälliges Oval des Gesichts: alles machte seine Gegenwart angenehm und wünschenswert. Es kostete einige Mühe, zu ihm zu gelangen. Seine zwei Famuli schienen Priester, die ein Heiligtum bewahren, wozu nicht jedem noch zu jeder Zeit der Zutritt erlaubt ist; und eine solche Vorsicht war wohl notwendig; denn er würde seinen ganzen Tag aufgeopfert haben, wenn er alle die Menschen, die sich ihm vertraulich zu nähern gedachten, hätte aufnehmen und befriedigen wollen. Meine Kollegia besuchte ich anfangs emsig und treulich; die Philosophie wollte mich jedoch keineswegs aufklären. In der Logik kam es mir wunderlich vor, daß ich diejenigen Geistesoperationen, die ich von Jugend auf mit der größten Bequemlichkeit verrichtete, so auseinander zerren, vereinzelnen und gleichsam zerstören sollte, um den rechten Gebrauch derselben einzusehen. Von dem Dinge, von der Welt, von Gott glaubte ich ohngefähr fo viel zu wiffen als der Lehrer selbst, und es schien mir an mehr als einer Stelle gewaltig zu hapern. Doch ging alles noch in ziemlicher Folge bis gegen Fastnacht, wo in der Nähe des Professors Winkler auf dem Thomasplan gerade um die Stunde die köstlichsten Kräpsel heiß aus der Pfanne kamen, welche uns denn dergestalt verspäteten, daß unsere Hefte locker wurden und das Ende derselben gegen das Frühjahr mit dem Schnee zugleich verschmolz und sich verlor. Mit den juristischen Kollegien ward es bald ebenso schlimm; denn ich wußte gerade schon so viel, als uns der Lehrer zu überliefern für gut befand. Mein erst hartnäckiger Fleiß im Nachschreiben wurde nach und nach gelähmt, indem ich es höchst langweilig fand, dasjenige nochmals aufzuzeichnen, was ich bei meinem Vater, teils fragend, teils antwortend, oft genug wiederholt hatte, um es für immer im Gedächtnis zu behalten. . . . Wie ich nun auf diesem Wege viel Mehreres kennen als zurechte legen lernte, wodurch sich ein immer wachsendes Mißbehagen in mir hervordrang, so hatte ich auch vom Leben manche kleine Unannehmlichkeiten, wie man denn, wenn man den Ort verändert und in neue Verhältnisse tritt, immer Einstand geben muß. Das erste, was die Frauen an mir tadelten, bezog sich auf die Kleidung; denn ich war vom Hause freilich etwas wunderlich equipiert auf die Akademie gelangt. Mein Vater . . . fand es am vorteilhaftesten, Schneider zu Bedienten zu machen, welche die Stunden gut anwenden mußten, indem sie nicht allein ihre Livreien, sondern auch die Kleider für Vater und Kinder zu fertigen, nicht weniger alles Flickwerk zu besorgen hatten . . . Für die Tüchtigkeit des Zeugs war also 3) Über ©eitert vgl. noch seine Briefe an Erdmuthe von Schönfeld (Kap.: „Vom siebenjährigen Krieg").
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