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Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Provinz Pommern - S. 15

1914 - Stettin : Schuster
— 15 — die Wipfel der Bäume. Dabei wird kein Zweig gebrochen; aber in diesem Sandsarge stirbt ein Baum nach dem andern. (Baumfriedhof bei Misdroy.) Und wenn der Wind den Sand dann weiter weht, kommen nach und uach die toten Bäume wieder zu Tage. Wie den Wäldern, so ergeht es den menschlichen Wohnungen. Durch Fenster und Türen dringt der feine Sand; er liegt auf Betten, Stühlen und Tischen und fällt auch in die Speisen. Vor den Gebäuden häuft er sich au, wächst und wächst und zwingt schließe lich die Bewohner, sich an einer geschützten Stelle ein neues Heim zu gründen. Das alte aber deckt er wie mit einem gewaltigen Grabhügel zu und fliegt dann weiter. Man hat beobachtet, daß Dünen jährlich 3 bis 17 m wandern. Solche Wanderdünen können demnach ungeheuren Schaden anrichten. — Schon früh hat man deswegen nach Mitteln gesucht, den Sand festzuhalten, aber über alle Schutzzäune ging er hinweg. Erst in den letzten hundert Jahren ist das durch Bepflanzung gelungen. Zu- nächst zwingt man den Wind dnrch Strauchzäune, allen mitgeführten Sand vor der alten Düne abzulagern und so eine Vordüne zu bauen. Gleich- zeitig bepflanzt man die Hauptdüne mit Dünengräsern, Kräutern und Bäumen, namentlich Nadelbäumen. Damit aber der Sand, in welchem die Pflanzen wachsen sollen, nicht wegfliegt, bedeckt man ihn wohl mit Baumzweigen oder steckt solche reihenweise hinein. Haben die Pflanzen erst Wurzel geschlagen, so bildet sich aus den abfallenden Nadeln, den toten Gräsern und Kräutern in: Lauf der Jahre eine feste Schicht Muttererde. — Aber wie können in dem trockenen Sande Pflanzen wachsen? Der Dünensand ist nicht so trocken, als man glaubt. Wenn wir mit der Hand ein Loch hineinkratzen, merken wir, daß der Sand schon in geringer Tiefe feucht ist. Die Pflanzen finden also Feuchtigkeit und damit Nahrung. Aber unter der großen Sonnenwärme, die den Boden oft bis 80° C erhitzt, und unter dem Seewinde haben sie viel zu leiden. — Unter den Gräsern, die hier gedeihen, sind zu nennen; Windgras, Schilf- rohr, Strandhafer, -gerste und Sandsegge. Zur Bcpflanznng werden von den Baumarten die gemeine Kiefer, die Schwarz-, Haken- und Zwergkiefer, die Fichte, Schimmelfichte, Birke und Erle bevorzugt. Bald finden sich auch Pilze, Flechten und Moose. Ist die Düne erst bewachsen, dann bietet sie dem Toben und Stürmen des Meeres Trotz, dann ist der Dünenwald der beste Schutz. (Woher nimmt die See den Sand?) Pommern hat fast durchweg eine Flachküste. Nur selten treten Höhenzüge mit ihren steilen Ufern an das Meer heran. An diesen nagt und bröckelt unaufhörlich und unaufhaltsam das Wasser. Zum Schutze solcher Stellen hat man am Strande Steinmauern, Steinwälle oder Pfahlreihen errichtet. Vielfach sind die Strandgebiete auch gegen die Küstenströmung geschützt. Der Wind treibt nämlich das Wasser an der Küste dahin wie einen Strom. Um die Kraft dieses Stromes zu brechen, hat man Buhnen erbaut; das sind Pfahlreihen, die mit Faschinen aus- gefüllt sind, oder Steinmauern, die ins Meer hinausgehen. Die vorpommersche ttüste. Wenn der Ost- oder Nordwind über die weite Ostseefläche stürmt, dann treibt er die gewaltigen Wasserberge vor sich her dem Lande zu.

2. Provinz Pommern - S. 31

1914 - Stettin : Schuster
— 31 — gange von Lebamünde auf ^dem rechten Ufer der Leba erbant worden. Fischerei, Acker- bau und Viehzucht treiben die Bewohner. Leba besitzt einen Hafen. Das hinterpommersche Flachland. Hinter dem Küstenstrich breitet sich das Flachland aus. Es beginnt mit einer Höhe von 10 in und wächst allmählich bis auf 80 in. Diese schiefe Fläche ist fast ganz eben. Selten nur steigen aus ihr größere Höhen empor z. B. der Klorberg bei Schivelbein (180 m), der Gollenberg bei Köslin (140 m), der Revekol (115 m) am Gardeschen See und die Zitzower Berge (80 m) am Vittersee. — Das Flachland beginnt am Haff. Hier erstreckt es sich durch die ganze Breite Pommerns von Kammin bis Pyritz. Nach Osten wird es schmaler. Seine Grenzen bezeichnen etwa die Städte Freienwalde, Labes, Schivelbein, Belgard, Köslin, Schlawe, Stolp und Lauenburg. Während aber die Grenzlinie bis Köslin ziemlich gerade verläuft, bildet sie zwischen Köslin und Schlawe, Schlawe und Stolp, Stolp und Lauenburg drei große Ausbuchtungen nach Süden. — Der Boden dieses Flachlandes ist fast durchweg Lehmboden, der vorzüglich "Weizen trägt. Die Täler sind flach und meist moorig. Das Flachland ist dicht bevölkert. Es liegen in ihm reiche Gutsbezirke, große Dörfer und die bedeutendsten Städte. — Besonders fruchtbar ist die Umgegend von Kammin. Daher finden wir in diesem Kreise allein 109 Land- gemeinden und 97 Gutsbezirke. Nach Süden wird der Boden sandig. Etwa Wollin gegenüber beginnt ein großes Waldgebiet, das bis nach Alt- dämm herunterreicht. Meist ist es Nadelwald, hin und wieder findet sich auch Laubwald. Nach der Oder zu bilden Erlen, Birken und Eschen den Hauptbestand. Der Boden wird hier sumpfiger, und schließlich breiten sich zwischen Oder und Wald weite Bruchflächen aus. Diese dienen als Viehweiden oder Torfmoore. Das Holz der Wälder geht als Gruben-, Brenn- oder Nutzholz nach Stettin. Nach Osten reicht dies Waldgelände bis an das Gebiet der Städte Massow, Naugard und Greifenberg. Kamm in (Kammin-Stein), 6000 Einwohner, war zur Zeit Otto v. Bambergs die Hofstadt"barnims I. 1175 wurde es Bischofsstadt. Aus dieser Zeit stammt der schöne Dom. Altar, Kanzel und Orgel sind berühmt. Seine Bewohner treiben Acker- und Gemüsebau, Fischfang und Räucherei. Soolbad. Gollnow, 10300 Einwohner, ist 1190 als sächsische Gründung entstanden. 1266 erhielt es Stadtrecht. Seine Bewohner verschifften Holz, Korn, Salz. Heute sind Ackerbau, Viehzucht und Holzhandel die Hauptbeschäftigungen. Alt dämm, (Damba, Damne) 7500 Einwohner, wurde 1249 eine deutsche Stadt und bald Festung. Mit Stettin wurde es durch einen festen Damm verbunden, auf welchem die Stettiner einen Zoll erheben durften. Altdamm ist heute ein reger Fabrikort mit chemischen-, Papierstoff-, Zement-, Holzbearbeitungsfabriken. Auch Elektrizitätsapparate (Akkumulatoren) werden angefertigt. Daneben wird Acker- und Gemüsebau getrieben. Massow, 3000 Einwohner, Naugard, (Nuowogrod — neue Burg) 5000 Einwohner, sind Ackerstädte. Greifenberg, (Grypheuberg) 7800 Ein- wohner, 1262 vou Wartislaw Iii. erbaut. Seine Schiffe gingen früher auf deu Herings- fang. Heute liefert der fruchtbare Boden reiche Erträge. Viel Viehzucht. Schöne Um- gebung. Ottoshöhe. Unteroffiziervorschule. Nach Süden streckt sich das Flachland weit vor als Pyritz er Weizacker. Das Gebiet ist etwa eine Quadratmeile groß. Unabsehbar und geradlinig dehnen sich die wogenden Weizenfelder. Stundenlang kann man wandern, ohne eine Kiefer, Eiche oder Buche zu treffen. An den Wiesen und Gräben wächst nur die Weide. Die Wege sind vielfach mit L

3. Provinz Pommern - S. 6

1914 - Stettin : Schuster
— 6 — Arme. Der östliche führt den Namen Große Reglitz. Der westliche ist der kleinere, er behält den Namen Oder. Die Oder drängt sich nun so dicht an die Bergzüge des Randower Hochlandes heran, daß für Ortschaften im Tal kein Raum bleibt. Deshalb sind fast alle Orte auf den teilweise bewaldeten Höhen gelegen. Die Große Reglitz wendet sich dem östlichen Talrande zu, das sie bei Greisenhagen erreicht. Sie tritt nicht so dicht an die Abhänge des Hochlandes heran wie die Oder. Ein breiter Wiesen- gürtet dehnt sich zwischen dem Fuß der Berge und dem Wasser. Das Regenwasser und die Bäche, welche von dem Hochland herabfließen, sühren Sand, Kalk und Ton mit hinab in den Boden des Wiesenstreifens. Da- durch wird der Torfboden mit anderen Erdarten gemischt. Und dieser Mischboden eignet sich vorzüglich zum Aubau von Gemüse, das dann nach Stettin geliefert wird. — Oder und Große Reglitz sind durch viele kleine Wasserarme verbunden, z. B. Seglitz, Holzgrube, Wreckuick, Wobnitz, kleine Reglitz n. a. Dadurch entsteheu viele Juselu, die sich nur weuig über das Wasser erheben. Sie tragen schönes, süßes Gras. Die Besitzer der Oder- wiesen treiben deshalb viel Milchwirtschaft. Näher nach Stettin heran wird das Gras kleiner, auch sind die Süßgräser nicht mehr so vorherrschend. Bielfach sind die Oderinseln hier mit dichten Brüchen bestanden. (Stadtforst, Blockhausbruch, Elsbruch, großes Oderbruch u. a.) Elsen, Birken, Erlen und Escheu bilden die Hauptmasse der Bäume. Unter ihnen breiten sich Weiden- und Schneeballgebüsche aus. Diese dichten Waldungen liefern gute Versteckplätze für das Wild, namentlich für Rehe. Das weiche Holz wird zu Schnitzarbeiten und vielfach zur Anfertigung von Holzpantoffeln ver- wertet. Wenn aber im Frühjahr die Schneemassen sich in Wasser ver- wandeln, oder wenn der Nordwind das Wasser am Ausfließen in die Ost- see hindert, wird das ganze Odertal ein See. Da reißen dann die Fluten oft die ganze Ernte fort, versanden und verderben die Wiesen und tun den Leuten ungeheuren Schaden. — Das Odertal hat sich allmählich verbreitert. Es mißt zwischen Pommerensdorf und Fiukeuwalde 7000 in. Über das Odertal führt nur von Mescherin nach Grebenhagen eine Brücke und von Stettin nach Altdamm eine Chaussee. Der torsige Untergrund erschwert den Bau fester Straßeu. Er vermag die schweren Kies- und Steindämme nicht zu tragen. Stettin ist eine Gründung der Wenden. Der Nauie bedeutet „Stätte am Zu- saminenflnß". Hier gabelt sich die Oder in verschiedene Arme, die alle dem Dainmschen See zufließen. Die Oder teilt Stettin. Auf dem linken Ufer liegen die Alt- und Neu- stadt, Ober- und Unterwiek, Grabow, Bredow und Nemitz. Die Bahnhofs-, Hansa- und Baumbrücke führen nach dem rechten Oderufer, uach Lastadie und Silberwiese. Die Silberwiese wird eingeschlossen von Oder, Parnitz und Grüuem Graben. Die Lastadie umfließen Grüner Graben, Oder, Dnnzig, Parnitz. — Die Lage an der Wasserstraße nach dem Weltmeere machte Stettin früh zu eiuer Haudelsstadt. Tausende von Dampfern und Seglern bringen ihre Ladung und gehen befrachtet wieder davon. Die Hauptgegenstände des Handels sind Steinkohlen, Eisenerz, Pflastersteine, Kartoffeln, Ge- treide, Zucker, Heringe, Holz, Zement. Stettin ist anch eine Industriestadt. Mehr als 35000 Arbeiter sind in den Fabriken beschäftigt. An erster Stelle steht die Her- stellnng und Verarbeitung vou Eisen. Eisen wird gewonnen im Eisenwerk „Kraft", verarbeitet auf dem Vulkan, deu Oderwerken, den Fahrrad-, Motor- und Nähmaschinen- sabriken. Bedeutend ist anch der Betrieb in den chemischen Fabriken, den Ol-, Getreide- und Malzmühlen, der Zuckersiederei, deu Brauereien, Bnchdruckercieu und der Kleider- konsektion. Ter Umsatz in fertigen Kleidern beträgt jährlich mehr als 30000000 M.

4. Bd. 1 - S. 65

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 65 — non molestabimus seu bona ipsorum occupabimus vel occupari ab aliquo patiemur. Ipsos enim mercatores . . . qui nostram civitatem ... et nos in hoc honoraverint, quod mercimonia ad ipsam civitatem duxerint, quantum possumus protegere volumus et tueri . . . Datum Lypzk anno domini M0cc°Lxviii°. Kalendas Martii.“ belästigen oder ihre Güter mit Beschlag belegen oder erlauben werden, daß sie von jemand weggenommen würden. Diese Kaufleute . . . , die unsere Stadt und uns in solchen Angelegenheiten besuchen werden, indem sie ihre Waren hierher führen, wollen wir soviel wir können beschützen . . . Gegeben zu Leipzig im Jahre des Herrn 1268 am 1. März." (Cod. dipl. Sax. reg. Ii, Viii. Nr. 6.) 4. Gründung der Neujahrsmesse, a) Kurfürst Friedrich Ii. (der Sanftmütige) verleiht der Stadt Leipzig den Neujahrsmarkt. 1458. „Wir von gots gnaden Friderich herczog zeu Sachsfeu .... bekennen für vus, vnser erben und nachkomen und wollen das offenbar sie mit difem brive allen und iglichen iczund lebenden und zukunfftigen luten, die yn sehen Horen ader lesen werden. Nach dem wir von angeborner gute und mildickeit schuldig sind, vnser stat Lipzk und tre innwohner umb irer getrewen dinste willen, die sie vns mamg-feldiclich erceiget Hoben, in besser wegen zubrengen, haben wir von eigenem be-wegnisse und mit wolbedachtem mute .... der selben vnser stat und iren in-wonern vmb gemeyns nutzes und fromens willen und darumb, das sie sich gebessern, auch in gedyen und guten stant körnen, sich uß schulden entheben und vns und vnsern erben furtmehr zcudyenen desto beregier und williger werden mögen, gnediglich gegunst, zeu gegeben und vorliehen, das sie und ire nachkomen nu furbaßmehr zcu ewigen zcyten alle iar ierlich eynen iarmarckt in derselben vnser stad Lipzk uff den heiligen newen iars tag an zcugehn, der bestehende bleiben fal biß uff der heiligen dreyer konige tag nehst darnach volgende den tag gancz uß, . . . . halten mit kauften und verkauften und kauffslagen .... Vnd begeren Hieruff in bliffe von allen und iglichen prelaten vnsern graben Herren amptluten rittern knechten richtern geswornen reten burgermeistern gemeynen und inwonern vnser stedte merckte und dorfer und sust allermenniglich von den vnsern ernstlich begerende und gebietende, das ir die vorgnanten vnser burger und inwoner der selben vnser stat Lipzk, auch alle ander kauftlute und igliche Personen, die den gnanten iarmarkt als oben berurt ist besuchen, darzcu komen, die zcyt doselbeft beharren und auch do von wandern werden, an iren Personen kaufman-fchacz und gute in eynichen sachen wider recht nicht hindert betrübt ader beleidiget, also lib euch sie1) vnser vnser erben und nachkomen große vngnade und pene zcuuor-meyden. Hie mit sollen die iarmerckte, die sie vormals ierlich in vnser stad Lipczk gehabt und gehalten haben, nicht abgestalt sin, sundern iren furgang haben und crefftig sin und bliben, irtmaften die herkornen sint und sie herbracht haben ane geuerde2). Zcu urkunde hoben wir vnser fürstlich groß maiestat infigel an bifen vnsern brift wissentlich laßen hengen, der gegeben ist zcu Rochlitz am mitwochen oller heiligen tage nach got geburt tufend vierhundert darnach in dem achtvndfunftzig-sten iare." (Cod. dipl. Sax. reg. Ii, Viii. Nr. 331.) x) sei. 2) Gefährdung.

5. Bd. 1 - S. 75

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 75 — sammt ihren Dienern mit ihrem Leibe, Haabe und Gütern durch Ew. Churfürst!, und Fürstl. Gnaden Lande und Fürstenthum sicherlich bringen lassen; desgleichen sie auch des Wiederzuges auf zweene Tage, die sie Ew. Churfürstl. und Fürstl. Gnaden Amtleuten zu N. N. von Frankfurt aus zeitlich genug zuschreiben sollen, abermahls auf der Grenze gleitlich annehmen und frey und frey und unbeschädigt hernieder bringen lassen, und sich hierinne gnädiglich erzeigen, wie wir uns des und aller Gnade zu Ew. Churfürstl. und Fürstl. Gnaden höchlich vertrösten, gnädiglich thun werden . . . Gegeben unter unserm Stadt Signet, Sonnabends nach dem Sonntage Estomihi, Anno Domini 1552. Der Rath zu Leipzig." (Nach Franz, Pragmat. Handelsgesch. der Stadt Leipzig, 1772, S. 201 f.) [&§ verkehrten auch sogen. Geleitskutschen für die nach Leipzig und Frankfurt, bez. Leipzig und Nürnberg reisenden Kaufleute, die von den Landesherren der jeweils durchreisten Landgebiete „durch eine Anzahl wohlgerüsteter und gut berittener Einspänniger begleitet" nmrtten.] Hierüber wurden auf verschiedenen Reichstagsabschieden Verordnungen erlassen, so 1548 und 1555 u. a. folgendes: „ zu beständiger Erhaltung . . . Unsers kayserl. Landfriedens 2), setzen, ordnen und wollen wir, daß eine jede Obrigkeit im h. R. Reich .... bey den Ihren Fürsehnng thun soll, daß die Strassen frey und rein gehalten, darauf auch niemand gefangen, geschlagen, beraubt, hinweggeschleift, seiner Güter ausgehaben, hinweggeführt, oder anderer Gestalt beschweret werde, sondern daß einem jeden, an Orten es herkommen, ohne Weigerung, auf sein Ansuchen, ein frey, sicher, genugfam Geleit gegeben, und also Männiglich, zu Beförderung des gemeinen Nutzens allenthalben frey, sicher, handeln und wandeln möge. etc." (Nach Franz, Pragmat. Handelsgesch. der Stadt Leipzig, 1772, S. 198 s.) J) Geleitsreiter. 2) Vgl. S. 29 u. 61. 9. Überfall auf Nürnberger, zur Leipziger Messe reisende Kaufleute. 1557. (Bericht von Hans Kornthauer, dem Knechte des Nürnberger Patriziers Sigmund Oertel, der in Gesellschaft von 30 anderen Kaufleuten zur Leipziger Dteffe zog und bei Schönau von einem sächsischen Edelmanne und dessen Spießgesellen überfallen wurde.) „Den 7. May ritten ich und mein Junckherr Sigmund auf Leypzik zu. Als wir nun bis Cuzl, 2 Meilen Weg herwärts, kamen und an unserm Tisch aßen und fertig waren, sprach der Junckherr zu mir: wie, wenn wir fein gemach fortzögen? damit war die andere Gesellschaft, so an unserem Tische mitgegessen, zufrieden, und wir setzten uns nach dem Mittagsmahl auf und zogen fort, als nämlich: Sigmund Oertel, Hans Schuventtendorffer der Alte, Hans Schonich, Jörg Platt, ein Schwabe von Augsburg, Endreß Rindfleisch von Preßla^), ich Hanßla^) Kornthauer, und waren unser Sieben. Wie wir nun vor das Thor zu Cuzl hinauskamen , so guckten ich und Endreß Rindfleisch hinfür, wie sichs einem Diener auf der Straße gebührt. Als wir kaum eine Viertel Meil Wegs ritten und der Wind gegen uns gieng, auch eine sehr große Hitze war und es sehr staubete, ritt der Junckherr neben uns her und sagte: et, reit auch eine Meil hinten im Staub wie ich! das war nun sein zeitlich Verderben, wie Ihr hören werdet. Als nun der Junckherr vorausritt und der Schwab von Augsburg ihm nach und dann ich und ') Jedenfalls Breslau. 2) Fränkische Dialektform für „Hänschen".

6. Bd. 1 - S. 370

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 370 — f) Verkauf gedörrter Türkenköpfe. „Im Jahre 1684, nach der am 2. Septbr. 1683 erfolgten Entsetzung Wiens durch die kaiserlichen, polnischen und sächsischen Truppen'), fanden sich auf der Leipziger Michaelismesse mehre Kaufleute ein, welche einige Fässer gedörrter Türkenköpfe unterschiedlicher Art und Gestalt, mit abscheulichen Gesichtern, seltsamen Bärten und vielerlei Haaren, kurz oder lang geschoren, zum Verkaufe ausboten. Je nachdem sie schön gestaltet und ihre Gesichter recht arg zerhauen waren, verkauften sie dieselben, das Stück zu 4, 6, 8 und mehren Thalern, und wurden nach Spanien, England, Holland, Frankreich, Schweden und Dänemark versendet." (Leipz. Tagebl. 1838, Nr. 278, mitgeteilt von M. F. G. Hofmann.) i) Vgl. 17. Jahrh. Ii, 2: Der Türkenkrieg. 3. Bom Postwesen. 1. Die erste Fußbotenpost zwischen Leipzig und Frankfurt a. M. 1616. (Abkommen zwischen dem in Diensten des Erb-Geueral-Postmeisters Freiherrn von Thnrn und Taxis stehenden Frankfurter Postmeister von der Birghden und dem Leipziger Postmeister Sieber.) „Zu wissen, daß heute an untenbenannten Dato zwilchen ^ohann von „Birghden von Frankfurt am Mahn, als der Römisch Kaiserl. Maj. unseres aller-gnädigsten Herrn, des wohlgebornen Herrn, Lamorals von -Laxis, Frel)herrn und ^Erb-Gen.-Postmeisters in Teutschland und Niederlanden delegirter Postmeister, und „Johann Siebern der Stadt Leipzig verordneten und geschwornen Bothen-Meister "nachfolgende Vergleichung des Postwesens halber abgeredet, abgehandelt und ge- „schlossen worden: . Nehmlichen es hat Johann von der Birghden ihn Johann eteberit zum Kayserlichen Postmeister alhier zu Leipzig nicht allein an- sondern auch mit den gewöhnlichen Juramento in Pflicht genommen, mit diesem Beding und dergestalt, daß Johann Sieber der neuangeordneten Post von Leipzig aus auf Frankfurth am Mayn und was er sonst vor Bothenwesen zur Post bringen, auch von den Kauf-leuthen alhier und anderen correspondirenden Handels-Städten ihm aufgetragen werden wird, auf gleichen des Kaiserl. Erb und Gen. Postmeisters, sowohl als Johann von der Birghden Unkosten und Nutzen, wie solches er Sieber vor diesen gehabt, treulich verrichten, in diesen Postwesen den Kayserl. Erb und Gen. Postmeistern Freiherr L. von Taxis sowohl als Herrn Johann von der Birghden, soweit solches Chursürstl. Durchlaucht zu Sachsen nicht zu entgegen recognosctren, respectiren, ehren, demselben Reputation und Nutzen fördern, und m allen was m diesen Postsachen fürgenommen wird, Ihrer Gnaden Ratification unterworfen und anheimstellen, mit diesem ausdrücklichen Vorbehalt, daß sobald dieses Bothenwerk, welches mit dieser Mutation und in Anfang viel kosten will, fcheinbahrlicher Nutzen tragen wird, er Johann Sieber verpflichtet und obligiret seyn soll, Ihrer ©naben jährlichen aus dem t1)] . . . von wegen der mitgetheilten Privilegien und Begnadigungen . . . reichen und geben soll, alles treulich sonder Gefährde. Zu Urkund . . . geschehen in Leipzig, Dienstag nach Johann Bapttsta, bett 25. Monats Juni A. 1616." (Folgen Siegel und Unterschriften.) (Nach Schäfer, Geschichte des Sachs. Postwesens . . ., 1879, S. 25 f.) l) sehst.

7. Bd. 1 - S. 438

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 438 — tmb der sämptlichen Soldatesca zu Roß önb Fuß / ins gemein zu vernehmen: Daß Vns ein Ersarner / Wolweiser Rath zu Leipzig zu erkennen gegeben / welcher gestalt Sie berichtet worben / wie die frembben Kaufs- tmb Hanbelsleute / zu Hamburg / Lüneburg / Lübeck / Magbeburg / Braunschweig / Hilbesheirn / Halberstabt / tmb alle anbere im Römischen Reich gelegene Städte / welche den bevor-stehenben Leipzigischen Newen Jahrs Marckt zu besuchen / ober auch jhre Güter vub Wahren / bahtn zu versenben / tmb so dann / was Sie wieber zurück führen zu lassen pflegen / wegen beß im Nieber Sächsischen Kreise / vnb sonsten anberer Orte I hin tmb wiber ligenben . . . Kriegsvolcks / vnb bahero besorgenben Gefahr / solchen Newen Jahrs Marckt zu besuchen / bebencken trügen / Derowegen gebeten / Ihnen Patenta vnb freye Paßbriefe / toteberführen zu lassen. Wann Wir dann solchem nicht tmbilligem suchen stat gegeben / als befehlen Wir / allen vnb jeben / . . . hohen vnb niebrigen Kriegs-Officirern, . . . / Daß sie alle vnb jebe frernbbe Kaufs- vnb Hanbelsleute / . . . zusampt ihren Rossen / Wägen / auch Wahren vnb Gütern / frey sicher vnb trngehinbert / auch ohne einige exaction ober Gelbschatzung / passiren vnb repassiren lassen / vnb keines weges / ... bey hoher vnnachlässiger Leib vnb Lebens Straffe / nicht antasten / ober int geringsten beleibigen / Ihnen auch / auff ihr ansuchen / gnugsame Convoi, wohin Sie es begehren / ertheilen tmb erfolgen lassen sollen. Geben im Hanpt Quartier zu Halberstabt / den 30. Decembris, Anno 1625. A. H. Z. F. Wir Bürgermeister tmb Rath der Stadt Leipzig hiermit bekennen / daß dieser Abdruck mit dem rechten wahren Original oberem kommet. Zu vrkund haben wir vnser G. sperger / J. U. D. der Stadt Secret hierunter auffgedruckt / Geschehen den Röm. Keys. May. Feld 23. Decembris / stil. / vet. Anno 1625. Kriegs Secretarius." (Nach dem Original.) 3. Gefangene Mansfelber kommen durch Leipzig. „Anno 1626. Demnach auch der Hertzog von Frieblanb Keyserl. Maj. General den Administrator des Stissts Magbeburgk / tmb den Grafen von Mansfelb bey Dessau geschlagen / tmb sie mit ihrem Kriegsvolck gantz / tmb gar in die Flucht getrieben / viel erleget / etliche hunbert gefangen / vnb 34. Fähnlein erobert / Als hat er solche gemeltes Tages mit 50. Reutern durch Leipzig führen / tmb beut Keyser nach Wien übertieffern lassen." (Heydenreich, Leipz. Qmm.). 4. Maßnahmen zur Verteibigung Leipzigs. 1629 — 1631. „Anno 1629 [im März]. Sonsten hat sichs in biesem Jahr weges des Krieges in Nieber Sachsen von Tag zu Tag besorglicher / vub gefährlicher angelassen / vnb berselbe sich immer näher an den Ober Sächsischen Kreiß gesponnen. Derowegen I. Churs. Durchl. barauff ein toachenbes Auge gehabt / vnb den 31. Martii gnäbigst befohlen / daß man allhier nicht mehr / als 3. Thor / nem-lich / das Grimmische / Ranstetifche / vnb Höllische des Tages über solt offen lassen / das Peters Thor aber / so wol das Thomafer / tmb Hällische Pförtlem / biß auff anbere Anorbnuttg / Tag tmb Nacht zuhalten . . . Vnb haben in jebem Thore I so des Tages offen gestartbert / zwantzig Mann wachen müssen."

8. Bd. 1 - S. 497

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 497 — Man habe eigentlich diese Bitte dem Churfürsten durch einen Deputierten persönlich vortragen lasten wollen. Derselbe sei aber nur bis zu der schwedischen Armee gekommen, bei welcher er ohne das wegen obgedachter abgenommener Kaufmannsgüter zu follicitiren2) gehabt. Weiter durchzudringen sei ihm unmöglich gewesen. Eine Abschrift dieses Schreibens schickte der Rat der Stadt Hamburg auch nach Leipzig und bat den Leipziger Rat, die Schritte beim Churfürsten zu unterstützen. Am 16. April 1636 antwortete der Leipziger Rat, er sei vom Churfl. Geh. Secretair Adam Küsell benachrichtigt worden: „Wan Ihre Churfl. Durchl. weiter hinunter näher und über Magdeburgk gelandeten, wollten Sie gute Anstellung machen, daß tue Straße von Hamburgk wird sicher gebauet und die Commercien von darauß und deren ortter ihren freyen ungehinderten lauff erlangen möchten." (Schreiben des Bürgermeisters und Rates der Stadt Hamburg an den Churs, von Sachsen vom 19. März 1636). *) zu bitten. b) „Anno 1638. Den 1 Jamiarii ward / wie bränchlich der neue Jahrs-Marckt eingeläutet / und funden sich darauff viel fremde Kauffleute / aus entferneten Landen wieder ein / bey derer abreisen wurden die Hamburger und Nürnberger unweit Leipzig von denen hin und wieder streikenden Schnaphanen auff der «Straffen angegriffen / geplündert / und derer zwölffe erschossen / denen man alsbald zwar nachgesetzet / aber sie nicht ausfragen können." (Vogel, Leipz. Ann. S. 559.) c) „Die Schwedischen Reuter haben diesen Monat [Jan. 1643] die Strassen sehr unsicher gemacht / sonderlich find denen Hamburgern ihre Güter unweit Leipzig geplündert / die Pferde von 10 Wagen ausgespannet / und die Fuhrleute / die sich zur Gegenwehr gefetzet / übet tractiret / auch einer benebenft einen Kauffmann erschossen / und viet beschädiget worden / daß sie mit dem Leben kaum davon kommen." (Vogel, Leipz. Amt. S. 604.) 2. Steuerung, Krankheiten und Hungersnot. a) Anno 1637. „Zum Beschluß dieses Jahres ist mit anzuhängen / daß in diesem Jahre die Stadt Leipzig mancherley Gefahr und Unglück ausgestanden / . . . ist auch das Getreide / Geträncke und andere Victualien / und was der Mensch zu seines Leibes Nahrung und Nothdurft von nöthen / zimlich auffgefchlagen und theuer worden. Der Scheffel Korn hat gegolten 3 Rthlr. 3 Gr. / der Weitzen 3 Rthtr. / der Haber 2 Rthtr. / die Gerste 5 Rthlr. 6 Gr. / der Hopffen 1 Rthlr. 12 Gr. / die Hofe Butter 9 Rthlr. / die Klafftet Birckenefcheit 7 Rthlr. Der Korb Kohlen 40 Groschen. Die Kanne Eilenburgisch Bier 1 Gr. 3 Pf. das Zerbster 18 Pf. Solche Früchte brachte der Krieg / weit niemand ... in vermögen war die Fetder zubestellen. Was bestellet war / nahmen die Fouragierer weg / oder es ward von streikenden Trouppen verderbet. Daher geschahe es / daß / wer etwas eingefamlet hatte / den Kauff steigerte. Darzu kam die ansteckende Seuche der Peftitentz / welche im Jutio dieses Jahres hefftig zu graßtren anfieng / und innerhalb 3 Monaten 2500 Menschen auffräumete . . . Die Anzahl aller Verstorbenen war 4229." Anno 1639 (Ende Februar). „Um diese Zeit ist grosser Mangel an Brod / Fleisch / Saltz und andere Victualien gewesen. Viet armes Landvolck / welches sich vor den Thoren aufgehalten / haben die Hunde / welche der Hundschläger hinaus geschleppet / abgezogen und gegessen." 32

9. Bd. 2 - S. 351

1911 - Leipzig : Wiegandt
— 351 — Leipzig und Dresden zusammen. Die Actien der neuen großen Routen von London nach Birmingham, nach Bristol, nach Southharnpton u. s. w. sind bereits genommen, und mehrere derselben sind um 20 bis 50 Pct. der gemachten Einlage gestiegen, ungeachtet nur erst die Vermessungen zu Stande gekommen sind. In Belgien hat die Regierung 35 Millionen Franken ausgesetzt', um ein ganzes, in Brüssel sich concentrirendes Eisenbahnsystem herzustellen . . . Holland hat sich dadurch veranlaßt gesehen, eine Eisenbahn von Amsterdam nach Cöln, längs dem Ufer des Rheines, abmessen zu lassen, welche Arbeit im verflossenen Spätjahre zu Stande gebracht worden ist. In Frankreich hat die St. Etienne- und Lyoner - Bahn - Gesellschaft im letzten Jahr 1,100,000 Franken eingenommen. Der Aufwand war zwischen 9 bis 10 Millionen Franken . . . Nordamerika ist im Laufe der verflossenen 8 Jahre das erste Land der Eisenbahnen geworden, wie es früher schon das erste Land der Dampfschiffahrt gewesen ist. Im Jahre 1825 ward die erste Bahn von Quiucey nach Boston vollendet. Sie ist nur eine deutsche Wegstunde lang, von, mit eisernen Schienen belegten, Hausteinen erbaut, und nur auf den Transport von Bausteinen berechnet. Die zweite Bahn, die von Manch Chunk, kam im Jahre 1827 zu Stande; sie ist 9 Meilen lang, von Holz, mit eisernen Schienen beschlagen, und blos für den Steinkohlentransport berechnet. Die dritte, vierte, fünfte und sechste wurden ebenfalls von Kohlen - Compagnien und zu gleicher Zeit angelegt; alle Bahnen dieser Art stehen im Flor. Nun folgten erst die größern Unternehmungen. Wir müßten einen Bogen füllen, wenn wir nur ihre Namen, Länge und Bauart anführen wollten. Die zwischen Neuyork und Philadelphia ist im verflossenen Jahre fertig geworden; sie ist blos auf Passagiere und den Transport leichter Güter berechnet, und machte schon bei ihrer Eröffnung so viel Glück, daß bereits eine zweite Route über Trentou im Werke ist. Die Eisenbahn von Neueastle an der Delaware-Bai nach Frenchtown an der Chesapeak-Bai, die ebenfalls nur Reifende transportiert, hat im ersten Jahre eine Dividende von 10 Pct. gemacht. Nicht nur längs der großen und schiffbaren Ströme Hudson, Delaware und Susquehanah, sondern auch längs des großen Neu-york°Canals werden Eisenbahnen geführt. Die erste Strecke der letztem Bahn ist im verflossenen August zur Subseription aufgelegt worden; es wurden 4| Millionen Dollars gefordert, aber die Subscriptions - Listen beliefen sich auf 15| Millionen Dollars. Die bereits fertigen, oder im Werke befindlichen Eisenbahnen, mit Inbegriff derer, die im Lauf der nächsten zwei oder drei Jahre mit Gewißheit werden begonnen werden, betragen im Ganzen über 6000 Meilen. Neueste Fortschritte der Eisenbahn-Unternehmungen in Deutschland. Der projeetirten Bahnen von Cöln nach Antwerpen und nach Amsterdam ist oben Erwähnung geschehen. In den preußischen Rheinlanden bestehen > außerdem einige bereits im Gange befindliche kleine Bahnen, nämlich die Harkort-Schlebuscher und die Prinz Wilhelmsbahn. Beide find für den Steinkohlentransport berechnet, und rentiren vortrefflich, ungeachtet das Terrain sehr ungünstig ist . . . Eine 20,000 Fuß lange Bahn von Nürnberg nach Fürth soll dieses Frühjahr begonnen werden. Sie ist vorzüglich auf den Menschentransport zwischen diesen beiden Städten berechnet; ihre Bauart aber ist noch nicht definitiv bestimmt. Die erste und wichtigste Bahn in Deutschland ist die zwischen der Moldau und Donau, von Budweis nach Linz. Nach einem so eben erschienenen Bericht der

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1911 - Leipzig : Wiegandt
— 356 — erste das glückliche Zeichen für alle die künftigen gewesen sein, die von nun an nach Althen, dem sonst so unbekannten Dörfchen, dessen Name aber jetzt bis in die fernsten Länder gelangen dürfte, fortgesetzt, sich bald aber weiter und immer weiter erstrecken werden. Heil denen, die den Gedanken an das Werk faßten, denen, die ihn ins Leben riefen und sich durch keine Mühe, keinen Tadel, abschrecken ließen, besonnen auf dem begonnenen Pfade fortzuschreiten und einen Samen für die Nachkommen auszustreuen, der tausendfältige Früchte tragen wird!" (Leipziger Tageblatt, 1837, Nr. 115). b) „Eins der wichtigsten Ereigniße war dieeröffnungdereifenbahn am 24. April 1837 zunächst von Leipzig bis Althen. Der Waarenverkehr auf den Chanffeen ließ sich nicht mehr bewältigen. Man muß es gesehen haben, wie zu Zeiten der Leipziger Meße eine ganze Garnitur von Wagen aller Art zu Wurzen an der Brücke Halt machen mußte, um den Brückenzoll zu bezahlen: Planwagen mit Wein-fäßern vom Rhein, Rüstwagen mit allerhand Kisten Meßgut, kleine Wägelchen mit Juden, die auf dem Wagen, ihre Psalmen lasen u. s. w. Jetzt hieß es auf einmal: es wird eine Bahn von eisernen Schienen gebaut, wo keine Pferde und Zugtiere nötig sind. Was wird nun da mit den Pferden? was haben die Viehhändler, wenigstens die Roßtäuscher anzufangen? wie kann man sich bei der Geschwindigkeit, mit der solche Bahn rollen muß, vor Stößen und Gefährdungen schützen? Das waren die lebhaften Fragen, die vor der Eröffnung derselben überall ventilirt wurden. Denn es gab bis dahin wol eine Bahn in Deutschland, aber nur die kurze Strecke von Nürnberg nach Fürth *), aber das war eine Pferdeeisenbahn. Nun war sogar eine Eisenbahn mit Dampfbetrieb von Leipzig nach Dresden beabsichtigt, vom Landtag genehmigt und zu bauen begonnen. Damals galt es als gewagte Unternehmung, daß bei der Eröffnung der Bahn bis Althen, die hoch gestelltesten Mitglieder des Landtags Teil nahmen und gewißermaßen ihr Leben aufs Spiel setzten. Ganz und gar ungefährlich war es auch nicht. Denn es gab nur ganz offene Loris mit Bänken. Wieviel Hüte und Tücher gingen bei Sturm verloren! Was konnten Halskranke bei dem gewaltigen Luft-zuge sich schaden! — Später war die Bahn bis Wurzen fertig. Auch hier, wie in der ersten Zeit, war der Loeomolivführer ein Engländer, das Publicum nannte ihn gar nicht anders. Denn es waren Eingeborene von dort, weil daselbst die Dampfschiffahrt schon im Gange war. Erst allmählich wurden Deutsche zu Maschinenführern herangebildet. Bon Wurzen aus wurde damals ein Schulknabe bisweilen mit auf die Maschine genommen, das war der nachmalige Maschinenmeister Starke in Leipzig. Wir übrigen Jungen amüsirten uns daran, daß ein Dreipfenniger auf die Schienen gelegt wurde, breitgedrückt die Größe des Vierpfennigers annahm. Aber das Handwerk ward den Jungens bald gelegt, nachdem Einer Steine auf die Bahn gelegt hatte, der öffentlich mit Peitschenhieben bestraft wurde. Später verschwanden die offnen Loris, indem ein Lederverdeck oben über angebracht wurde, welches einigermaßen gegen Unwetter schützte, aber immerhin blieben sie an den schmalen Seiten, wo eingestiegen wurde, noch offen. Die vervollkommnete Gestalt als geschloßne Coupee's erhielten sie erst nach 1848." (Originalbeitrag von einem alten Leipziger — P. em. Schulz.) !) Vgl. S. 351.
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