„Am guten Alten
in Treue halten —
am kräftigen Neuen
sich stärken und freuen!"
Geibel.
Spruch am „Haus zur Maus"
(Ecke Dom- und Braubachstraße).
Vorwort.
orliegende Heimatkunde ist für die Hand der Schüler bestimmt
und zwar auf der Stuse, wo sich der Anschauungsunterricht
in der engeren Heimatkunde fortsetzt. Im allgemeinen geschieht dies
im dritten Schuljahr.
Das Buch kann aber auch in den folgenden Schuljahren mit
Nutzen gebraucht werden, da gerade der heimatkundliche Stoff von
Frankfurt eine fo überaus reich fließeude Quelle ist, aus der ge-
schichtliche, kulturgeschichtliche, erdkundliche, naturkundliche und selbst
literarische Belehrungen herzuleiten sind.
Auch dürfte das Büchlein als heimatkundliche Jugendschrift
geeignet sein, die selbst von der reiferen Jugend mit einigem Nutzen
und Interesse gelesen werden kann.
Sein vornehmster Zweck, ein heimatkundliches Lehr- und
Lesebuch für das dritte Schuljahr zu fein, schließt allerdings eine
erschöpfende Darstellung des heimatkundlichen Stoffes aus.
Bei der Bearbeitung haben den Verfassern besonders folgende
Ziele vorgeschwebt:
1. Der heimatkundliche Unterricht soll den Schülern auf Grund
der Anschauung klare Vorstellungen und einen Schatz
geordneter Kenntnisse der Heimat vermitteln, um so
der Jugend die Heimat bekannt und lieb und wert zu
machen. Aus den nachsolgenden Realunterricht, besonders den
erdkundlichen, vorzubereiten, den Sprachschatz der Kinder zu be-
reichern und die Sprachgewandtheit zu sördern, sind unerläßliche
Teilziele.
2. Um das Gesamtziel zu erreichen, wählten wir nicht den
üblichen Weg der rein lehrhaften Form, sondern versuchten eine
Iii
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
vornehmlich an das Gemüt des Kindes sich wendende
D ar stell un g.
3. Lust und Liebe am Stoffe sollen zu einer mannigfachen
Betätigung der gewonnenen Kenntnisse fuhren. Daher
unter deu einzelnen Stücken Fragen und vor allem Imperative.
Übung und Selbsttätigkeit bleiben auch in dem heimatkundlichen
Unterricht die Seele des wirklichen Erfolges.
Die Fragen und Aufgaben sind aber nur ein Hinweis auf die
Hauptarbeit des Lehrers. Zugleich sollen sie eine Anregung für
das Kind sein, den absichtlich in irgend einem Stücke nicht erwähnten
Stoff zu ergänzen. Die Bestimmung über die Reihenfolge, Um-
änderung, Weglassung und Ergänzung der einzelnen Stücke bleibt
dem Lehrer überlassen. Die hier und da gestellten Aufgaben,
einzelne Gegenstände zu formen oder auszuschneiden, sollen nur
ein Fingerzeig sein, diesen in manchen Schulen eingeführten Unter-
richtszweig auch in den Dienst der Heimatkunde zu stellen, besonders
zur Bildung und Befestigung klarer, geographischer Grundbegriffe.
Jedoch möchten wir diese Arbeit nur in ganz beschränktem Maße
in der Unterrichtsstunde selbst ausgeführt wissen, weil die zur Ver-
sügung stehende Zeit zu kurz ist und die so überaus notwendige
stoffliche Aneignung und sprachliche Ausbildung leiden würde. Aus-
gaben wie: „Forme einen Berg (Fuß, Abhang, Gipsel)!" „Schneide
das Blatt einer Kastanie in grünem Papier aus!" „Errichte mit
Haarnadeln, Streichhölzchen (Stäbchen) ein Stück Nadelwehr \" sollen
das Kind anregen, sich in seiner sreien Zeit im Dienste des Heimat-
kundlichen Unterrichts zu betätigen.
4. In keinem Unterricht ist die Anschauung so das absolute
Fundament aller Erkenntnis als gerade in der Heimatkunde, der
natürlichen Fortsetzung des Anschauungsunterrichtes. Es muß
deshalb unumstößlicher Grundsatz sein, alle zu behandelnden
Gegenstände, w0 immer sich Gelegenheit dazu bietet,
in Wirklichkeit, in Natur, anzuschauen und zu prüsen.
Daher sind Spaziergänge, eignes Sehen und Beobachten unerläßlich.
Die Bilder in dem Buche sollen in keinem Falle diese
grundlegende Arbeit ersetzen, sondern nur eine Hilse
zur Wiederholung des Beobachteten sein. Deshalb sind auch
Iv
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Außerdem verdanken wir noch eine Anzahl Bilder dem hiesigen
Architekten- und Jngenieurverein aus seinem Werk: Frankfurt a. M.
1886—1910 durch gütige Vermittlung des Herrn Ingenieur Askenasy,
dem wir auch hier nochmals unsren Dank aussprechen, ebenso der
Lith. Kunstanstalt Block & Schmidt, der Buchdruckerei Hauser & Co.,
dem Kunstsalon Herm. Knoeckel, der Süddeutschen Kunstdruckerei,
Herrn Stadtrat Hin (Stadt. Elektrizitäts-Werk), Herrn Magistrats-
baurat Uhlselder (Stadt. Tiefbauamt), dem Frankfurter Verkehrs-
oerein und der Direktion des Zoologischen Gartens.
Ebenso lebhaften Dank schulden wir allen lieben Freunden
und Bekannten, die uns durch ihren sachverständigen Rat und ihre
treue Hilse so manchen guten Dienst erwiesen haben.
So übergeben wir das Büchlein „Unsere Heimat" der
Öffentlichkeit, in der Überzeugung, daß wir darin nicht nur die
Wege betreten haben, die uns der Frankfurter Schulmauu und Alt-
meister der Heimatkunde, Dr. August Finger, in seinem bekannten
bahnbrechenden und klassischen Werke „Anweisung zum Unterricht
in der Heimatkunde", gewiesen hat, sondern daß wir auch neuen
Bahnen gefolgt sind, wie sie durch den Fortschritt der Zeit bedingt,
und in dem Lehrplan für die Bürgerschulen in Frankfurt a. M.
bereits in so vorbildlicher Weise angedeutet sind.
Wir hoffen und wünschen, daß das mit Liebe für unsere
Heimat geschriebene Büchlein auch Liebe zu unserer Heimat
erwecken möge!
Frankfurt a. M., Ostern 1911.
Die Verfasser.
vi
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T46: [Universität Berlin Jahr Schule Wissenschaft Leipzig Professor Akademie Hochschule Gymnasium], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T72: [Bauer Arbeiter Steuer Jahr Stadt Staat Abgabe Gemeinde Land Verwaltung]]
TM Hauptwörter (200): [T199: [Universität Berlin Bibliothek Leipzig Schloß München Jahr Museum Schule Gymnasium], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T100: [Gott Herr Herz Wort Leben Hand Himmel Vater Kind Mensch]]
Heimat gefunden, und sie fühlen sich dort bald ganz heimisch.
Vielleicht haben eure Eltern hier in Frankfurt auch ihre zweite
Heimat gefunden. Ihr aber habt hier eure erste, richtige Heimat)
ihr seid hier einheimisch. Frankfurt ist also eure Heimatstadt.
Heimkehr.
3. Wer seine Heimat liebt, will sie gewiß auch kenneu lernen,
will Kuude von ihr erhalten. Wer das tut, treibt Heimatkunde.
Am besten kennt ihr euer Eltern- oder Heimathaus,' denn dort
seid ihr die meiste Zeit eures Lebens. Aber nach dem Eltern-
haus ist die Schule der Ort, wo ihr den größten Teil des Tages
zubringt. Darum soll die Schule eure zweite Heimat sein. Ihr
sollt euch in der Schule ebenso heimisch fühlen wie daheim. Aus
diesem Grunde müßt ihr auch die Schule, den Schulhof, den Schul-
garten genau kennen lernen. Später werden wir über die Straßen
und die Plätze reden, auf denen ihr spielt, und zuletzt sollt ihr Kunde
erhalten von den anderen Straßen, Plätzen, Häusern, Denkmälern
und Anlagen eurer Heimatstadt. Dabei werden wir über die Pflanzen
und Tiere, das Wasser, die Luft und den Himmel und endlich über die
Bewohner der Heimat und ihre Beschäftigung sprechen. Der Unter-
richt, in dem dies geschieht, heißt Heimatkunde. Wer freut sich darauf?
1. Nennt Leute, die Heimweh hatten!
2. Wo ist die Heimat eurer Eltern und eurer Großeltern?
TM Hauptwörter (50): [T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer], T33: [Kind Vater Mutter Frau Mann Jahr Sohn Gott Haus Eltern], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf]]
TM Hauptwörter (200): [T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte], T111: [Kind Mutter Vater Eltern Frau Jahr Knabe Schule Haus Mann], T50: [Haus Pferd Bauer Herr Wagen Mann Tag Kind Weg Leute], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze]]
2. Unser Schulzimmer und seine Gegenstände.
Unser Schulzimmer befindet sich im Schulhaus. Es hat vier
Wände, einen Fußboden und eine Decke. Die Wände steigen
gerade aus, sie stehen senkrecht. Fußboden und Decke liegen wage-
recht. Der Fußboden ist unter uns, die Decke über uus. Die
Wand vor uns heißt Vorderwand, die Wand hinter uus Rückwand.
Diese beiden Wände sind kürzer als die beiden andern/ sie heißen
auch Querwände. Die langen Wände heißen Längs- oder Seiten-
wände. An der Vorderwand befinden sich die Tafeln. In der
linken Seitenwand sind die Fenster, in der rechten ist die Tür.
Die Türwand liegt der Fensterwand gegenüber. Die Tür führt
auf den Gang. Wohin sehen wir durch die Fenster? Das Licht
fällt von der linken Seite in das Zimmer. Warum?
2. Fußboden, Decke und Wände bilden die Grenzen des Schul-
zimmers. Gib an, wodurch unser Schulzimmer vorn, hinten,
rechts, links, oben und uuteu begrenzt wird! Unser Schulzimmer
ist viereckig.
3. In unserer Klasse sind .. Schüler. Sie sitzen aus Bänken,
meistens zwei auf einer Bank. Sie werden unterrichtet. Von wem?
Sie lernen lesen, rechnen, schreiben, singen, zeichnen usw.
1. Miß eine Längswand! Miß die Vorderwand!
2. Vergleiche die Länge der Wände miteinander!
3. Zeichne die Vorderwand, die Fensterwand!
4. Beschreibe euer Wohnzimmer!
3. Die Himmelsgegenden.
Cvn der Nacht ist es dunkel. Am Morgen wird es hell. Die
\3 Sonne geht auf. Am besten beobachten wir den Sonnenaufgang,
wenn wir auf einer Anhöhe stehen. Dann sehen wir, wie das
Himmelsgewölbe auf der Erde ruht. Die Liuie, an der sich Himmel
und Erde scheinbar berühren, heißt Horizont. Die Erde um uns
herum bildet eine runde Scheibe. Die Gegend, in der die Sonne
ausgeht, heißt Morgen oder Osten. Da, wo sie untergeht, ist Abend
oder Westen. Die Gegend, über der sie um 12 Uhr mittags steht, ist
Mittag oder Süden. Der Schatten, den die Sonne mittags nach der
gegenüberliegenden Seite wirft, weist nach Mitternacht oder Norden.
Diese vier Gegenden sind die vier Haupthimmelsgegenden.
3
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T164: [Sonne Erde Mond Tag Stern Planet Zeit Himmel Jahr Bewegung], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Sie heißen Norden, Osten,
Süden, Westen. Man be-
zeichnet sie mit den Buchstaben
N, 0, S, W. Zeige sie am
Himmel!
2. Zwischen zwei Haupt-
himmelsgegenden liegt immer
eine Neben Himmelsgegend.
Es gibt vier Nebenhimmelsge-
genden. Sie heißenn ord o ste n
Südosten, Südwesten und
Nordwesten. Man bezeichnet
sie mit den Buchstaben N0, So,
Sw,Nw. Zeigeste am Himmel!
3. Auf manchen Häuseru
sehen wir eine eiserne Stange
mit vier wagerechten Armen
und den Buchstaben N, 0, S,
W. Die Arme mit den Buch-
Wetterfahne
bei Westwind bei Ostwind
staben zeigen nach den vier Haupthimmelsgegenden. Darüber
bewegt sich eine eiserne Fahne, an der man sehen kann, woher
der Wind weht. Das ist die Windsahne. Weil man an ihr
auch sehen kann, ob es schönes oder
schlechtes Wetter gibt, heißt sie auch
Wetterfahne.
4. Zeichnet man die vier Haupt-
und die vier Nebenhimmelsgegenden
auf, so bilden die Linien einen acht-
\0 strahligen Stern. Das ist eine
Windrose. Die Schiffer auf dem
Meere gebrauchen eine Windrose
mit 32 Strahlen. Darüber bewegt
sich eine seine Nadel aus Stahl.
Sie ist in der Mitte breit und
an den Enden spitz. Die blaue
Spitze zeigt immer nach Norden.
Diese Windrose mit der Nadel heißt Kompaß. Der Schiffer
findet mit dem Kompaß alle Himmelsgegenden und erkennt daran
seinen Weg.
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T75: [Haar Auge Kopf Hand Gesicht Mann Farbe Mantel Fuß Frau], T50: [Klima Land Meer Gebirge Europa Zone Norden Küste Süden Winter], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T91: [Haus Fenster Wand Stein Dach Zimmer Holz Feuer Raum Decke]]
TM Hauptwörter (200): [T180: [Erde Punkt Sonne Kreis Linie Ort Horizont Richtung Aequator Zone], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig], T81: [Herz Himmel Gott Welt Lied Leben Auge Erde Land Nacht], T169: [Hand Kreuz König Krone Schwert Zeichen Haupt Gold Mantel Kaiser]]
Fensterbrett. Ihre blauen und rotgelben Blüten funkelten im
Glänze des jungen Sonnenlichtes.
„Der Frühling ist da," sagte die Mutter. „Kann man denn den
Frühling sehen?" fragte Gerda. „Ei freilich," erwiderte die Mutter,
„den kannst du jetzt überall sehen, auf deinem Schulweg, in deu
Anlagen, auf den Straßen, auf dem Schulhof, in der ganzen Stadt."
Da nahm sich Gerda vor, Umschau nach dem Frühling zu halten.
2. Als sie hinaus ins Freie kam, merkte sie, daß die Lust
weich und lind war. „Das ist Frühlingsluft," dachte sie. Die Sonne
stand schon ziemlich hoch am Himmel, obwohl es doch noch früh
am Morgen war. Sie merkte sich den Platz genau, wo die Sonne
um diese Zeit stand. Eilig schritt sie die Straße entlang. Links
und rechts zogen sich Vorgärtchen hin. In einem stand ein Mann,
der den Boden umgrub und Samen ausstreute. Die Fenster des
Hauses waren geöffnet.
3. Jetzt trat sie in die Anlagen. Auf einem großen Beete
gerade oor ihr waren einige Stadtgärtner damit beschäftigt, Blumeu
in den Boden einzusetzen. Aus dem nahen Gebüsch tönte ihr der
helle Schlag einer Schwarzamsel entgegen, ein Buchfink schmetterte
dazwischen, und auch die anderen Vögel stimmten ein. ,,Die singen
gewiß dem Frühling ein Lied," sagte Gerda leise zu sich und ging
weiter. Da schlug ihr ein schwanker Zweig in das Gesicht. Sie
faßte ihn mit der Hand, um ihn zu entfernen. Wie sie ihn so
ansah, merkte sie, daß der Zweig ganz voll junger, zarter Blättchen
war. Auch die andren Zweige, ja das ganze Gebüsch vor ihr
standen in vollem Grün. Zwischen den Stränchern auf den grünen
Wiesen aber leuchteten ihr allerlei weiße und rote Blumen entgegen.
Hier grüßten sie die kleinen Gänseblümchen, dort die weißen Schnee-
glöckchen, dahinter die gelben Schlüsselblumen und bunten Krokus.
„Die haben gewiß ihre schönsten Kleider angetan, um den Frühling
zu empfangen! Ob er auch auf uufrem Schulhof schon eingezogen
ist?" dachte sie.
4. Als sie dort eintrat, hörte sie, wie ein Lehrer zu einem
andren sagte: „Heute wird es warm, das Thermometer zeigt schon
10 Grad." Sie kannte zwar schon ein Thermometer. Aber sie
nahm sich doch vor, ihren Vater zu fragen, wie man daran fehen
könne, ob es warm werde. Im Schulhof sah sie nach den Bäumeu.
Einige wie der Kirschbaum und die Kastanie waren voller Knospen^
andre wie die Eiche hatten noch ihr winterliches Kleid an. Im
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T81: [Sonne Erde Tag Mond Himmel Nacht Stern Zeit Licht Stunde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
TM Hauptwörter (200): [T51: [Kind Himmel Nacht Sonne Tag Gott Wald Baum Blume Feld], T28: [Blatt Blüte Pflanze Baum Wurzel Frucht Stengel Zweig Erde Samen], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T102: [Glocke Stimme Wort Hand Auge Ohr Kirche Ton Fenster Herr], T183: [Kind Lehrer Schüler Unterricht Schule Frage Stoff Aufgabe Zeit Geschichte]]
Schulgarten aber standen schon einige Blumen in Blüte. Auf
einer saß sogar ein Bienchen und hatte seinen Rüssel tief in die
Blumenkrone gesteckt.
Auch in das Schulhaus war der Frühling bereits eingezogen.
Auf einem Tischchen im Gange standen Tulpen, Veilchen und Busch-
Windröschen. Es waren Blumeu, die der große Schulgarten aus
dem Ostend der Stadt geschickt hatte. Die Schüler sollten sie im
Unterricht beschreiben.
Als mm gar Gerda in der Pause von einer Schülerin der
I. Klasse hörte, daß ein Rotschwänzchen sein Nest in ein Nist-
kästchen an
der Turn-
Halle ge-
baut hätte,
da gab es
für sie kei-
neu Zwei-
fel mehr.
Der Früh-
ling war
da, und sie
hatte ihn
wirklich ge-
sehen.
„Kommt,"
sagte sie zu Kind°rr°>g°n,
ihren Freundinnen, „jetzt wollen wir Ringelreihen tanzen!" Da
liefen die Kinder herbei, faßten sich an den Händen, bildeten einen
Kreis und sangen:
„Häschen in der Grube
saß und schlief.
Armes Häschen, bist du krank,
daß du nicht mehr hüpfen kannst?
Has hüpf, Has hüpf!"
Sie hatten aber nur einmal herumgetanzt, da schellte es schon.
Nun mußten sie sich in Reih und Glied aufstellen und in die Klassen
gehen. Es tat Gerda zwar leid, aber sie tröstete sich schnell. „Es
schadet nichts," dachte sie,- „denn der Frühling ist ja da, und ich
habe ihn selbst in der Schule gesehen."
7
Kmderreigeu.
TM Hauptwörter (50): [T0: [Blatt Baum Pflanze Blüte Frucht Wurzel Blume Erde Zweig Stengel], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität]]
TM Hauptwörter (100): [T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art], T24: [Blatt Baum Blüte Pflanze Frucht Wurzel Stengel Stamm Zweig Boden], T39: [Kind Vater Mutter Frau Mann Haus Jahr Eltern Sohn Knabe]]
1. Zeige den Ort, wo die Sonne im Frühling morgens um
8 Uhr steht!
2. Welche Arbeiten werden in der Stadt im Frühling ausgeführt?
3.Woran merkst du, daß der Frühling in die Stadt einzieht?
5. Ausmessung und Plan unsres Schulzimmers.
ir setzen unsern Federkasten vor uns auf den Tisch und blicken
genau von oben auf ihn herab. Dann sehen wir nur die
Oberfläche. Sie wird durch zwei Längslinien und durch zwei Quer-
linien begrenzt. Wenn wir diese Linien aufzeichnen, erhalten wir
ein Bild von der Oberfläche des Federkastens. Es ist eine Ober-
ansicht. Ein solches Bild wird auch Plan oder Grundriß genannt.
Der Vogel in der Luft sieht alles von oben, aus der Vogel-
schau. Wir haben also den Federkasten auch aus der Vogelschau
gezeichnet.
2. Wenn wir den Grundriß unsres Schulzimmers zeichnen
wollen, so müssen wir die Zeichnung kleiner machen, als das Schul-
zimmer ist. Unsre Schultafel wäre ja nicht groß genug dazu.
Wir müssen den Grundriß also verkleinern. Für jedes Meter,
das wir mit dem großen Maßstab messen, nehmen wir zur Zeich-
nung ein kurzes Stäbchen. Es soll für unsre Zeichnung immer
ein Meter bedeuten. Wir zeichnen auf der Schultafel soviel Stäbchen
in die Länge und Breite, als unser Schulzimmer Meter mißt.
Wieviel Stäbchen lang und wieviel Stäbchen breit wird die Zeich-
nung also? Der Grundriß ist verkleinert, weil wir unsern Maß-
st ab verkleinert haben.
Maßstab 1:10
10 20 30 40 So 60 70 So 90 700 Cw.
mhimm 1 1
t rro
3. Jetzt wollen wir unsern kleinen Maßstab messen! Er ist
nur 10 ein lang. Wir haben für jedes Meter also nur 10 cm
gezeichnet. Die Linien unsrer Zeichnung sind 10 mal so klein
geworden als die Länge und Breite des Schulzimmers. Damit
es jeder gleich sehen kann, schreiben wir in Zahlen unter die Zeich-
nung: Maßstab 1:10. Wer kann diese Zahlen erklären? Was
würde der Maßstab 1:20 bedeuten?
8
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T3: [Hebel Last Brief Ende Gewicht Rolle Gleichgewicht Punkt Seite Fig]]
4. Wir haben die Länge und Breite unsres Schulzimmers
10 mal kleiner gezeichnet. Wir hätten sie auch 20 mal kleiner
niachen können, oder 30 mal, oder 50 mal, oder 100 mal. Wie
müßten wir das jedesmal in Zahlen unter der Zeichnung angeben?
Ein solches Maß heißt verkleinerter oder verjüngter Maßstab.
Je größer der Gegenstand oder die Fläche ist, die man zeichnen
will, desto kleiner muß der Maßstab sein.
1. Zeichnet den Grundriß des Lesebuches, des Rechenbuches,
des Schrankes!
2. Zeichnet einen Kasten aus der Vogelschau!
3. Zeichnet nun den Grundriß unseres Schulzimmers und
macht jedes Meter nur 1 cm lang! Das ist der Maßstab 1:100.
4. Gebt in dem Grundriß auch an, wo sich die Bänke, der
Tisch, der Schrank usw. befinden!
5. Meßt daheim Länge und Breite eures Wohnzimmers und
zeichnet den Grundriß davon auf!
6. Fertigt aus einem Papierstreisen ein Metermaß an und
teilt es in ein ein!
9
TM Hauptwörter (50): [T21: [Erde Sonne Tag Jahr Mond Zeit Stunde Punkt Abschnitt Periode]]
TM Hauptwörter (100): [T45: [Kind Lehrer Wort Schüler Buch Unterricht Schule Frage Buchstabe Zeit], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T3: [Lage Karte Land Europa Geographie Klima Größe Verhältnis Grenze Gliederung]]
TM Hauptwörter (200): [T47: [Karte Lage Länge Breite Größe Meile Linie Ort Grenze Höhe], T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau]]